Michael Oswald
Start |
Neuer Versuch 6 zurück zu 2023 Juli 2023 im September Sonntag, 3. 9. 2023 Es gibt nach der großen Lücke viel zu erzählen, ich fang zeitnah an, komm grad aus dem Kino. "Oppenheimer", ein Film von Christopher Nolan, ein ganz starker Film. Er beschreibt die Erforschung, Entstehung der amerikanischen Atombombe und die 15 Jahre danach, als die McCarthy-Ära für politischen Stumpfsinn stand. Nolan erzählt von den konkreten Persönlichkeiten her, deren Einbindungen in die Macht und die unterschiedlichen Ausgänge im Umgang damit. Das macht er brillant, und die aktuelle Wichtigkeit bezieht der Film aus der Vorführung, wie manipulierbar oder eben interessengelenkt Meinungsmache und politische Intrigen von außen aussehen. Ein total spannendes 3-stündiges Erlebnis, man geht klüger heim. Montag, 4. 9. 2023
Erster Tag Spätschicht, es war viel zu tun, in meiner Reihe lief
keine Anlage gut. Ich musste an allen nachbessern und Störungen
beseitigen, dann einen Folgeauftrag nachfummeln, weil vom
Vorarbeitsgang, warum auch immer, ein alternatives Ablagemuster
ankam. Eine Maschine war komplett zu rüsten. Und während dem ganzen
Heckmeck ging eine Anlage ständig auf Störung, so mit
Komplettabschaltung und neu einfahren. Ein Kollege wechselte eine
Scheibe, zum Glück, dass hätte ich nicht geschafft. Jetzt also hier
weiter. Die Dresdenreise, schon eine Woche her, muss vorkommen. Der
Anlass war eine Beerdigung, der zweite Mann meiner Mutter war
gestorben, in hohem Alter. Unser Verhältnis war wohl eher
distanziert, er trat noch zu DDR-Zeiten auf und gehörte der
Bonzenschaft an, ohne ganz verbissen zu sein. Er hat meine
Hochachtung gewonnen, als er meine Mutter über mehrere Jahre
fürsorglich betreut hat, als ihre Demenzerkrankung schlimm und
schlimmer wurde, da hat er alles gegeben. Ich hab ihn über die fünf
Jahre danach jede Woche angerufen, und wir haben einen Plausch
gemacht über das konkrete Jetzt und das Leben überhaupt, auch seine
Haltungsänderung nach dem Ende der DDR kam vor, manchmal mir
erstaunlichen Einsichten und Meinungsneugründungen. Das konnten ihm
seine beiden Kinder wohl nicht bieten. Die Bestattungsfeier haben
wir souverän bewältigt, auch den Leichenschmaus danach. Unerwartet
dicht ins Gespräch kamen wir, meine Tochter war auch da, mit einer
Familie aus der Verwandtschaft, hätten wir nicht genau gewusst, dass
es eine so einmalige Zusammenkunft ist, wir kannten sie vorher
nicht, und wäre es nicht so weit auseinander, hätten wir da wohl
einen Anfang erleben können.
Da ich vier Tage frei hatte, konnte ich mich etwas umschauen, diesmal eine Reise in meine Vergangenheit. In Dresden-Übigau, das war meine erste Wanderung da, fand ich das Bootshaus, sogar an damaliger Stelle den erneuerten Bootssteg, von dem aus ich in der schlierigen Elbe paddeln musste, regelmäßig, weil meine Frau Mama meinte, der Sport sei gut für mich. Es kam nicht viel raus dabei, ich fand da einen Leidensgenossen, wir fuhren im Zweier und man nannte uns Elbente. In dieser Gegend gab es ein verfallenes Schloss, als ich immer mehr schwänzte beim Paddeln, hab ich dort im verwunschenen, völlig zugewachsenen Park meine erste Kippe auf Lunge geraucht, was war mir schwindelig. Auf dieser Tour fand ich auch eine Fassade, daran war unrenoviert, praktisch original der Name meines Lehrbetriebes vergessen worden, so dass richtige Sozialismusfarben auftauchten.
Eine andere Tour führte mich nach Radebeul, ich hatte von einem Brand gehört, der von der Autobahn aus zu sehen gewesen sei, dabei sei meine alte Berufsschule vergangen. Die war tatsächlich weg, der andere Teil des Ausbildungshauses stand im Verwitterungs- und Verfallzustand da, an der Verwaltungsvilla sah man den Brand noch. Ich hab beim Anschauen einen benachbarten Bewohner beim Blumengießen gesehen und angefragt. Ein junger Zimmermann, der beteiligt ist an der Notsanierung, man will es nicht ganz aufgeben. Es gäbe einen Investor, der die Hallen herrichten und für eine Fertigung nutzen will. Im Moment sieht es so aus, nur das Dach sei schon gesichert.
Bei dieser Erkundung war ich noch in Kötschenbroda, das ist ein uraltes Weindorf, gehört mit zu Radebeul. Als Kind bin ich dort Kastanien sammeln gewesen, für das Kilo gab es einen Groschen, es hieß, das gäbe Schweinefutter. Nach der Wende wúrde das Viertel, es ist eigentlich nur eine Allee, renoviert, prunkvoll schön wie vieles im Osten, dann kam das große Elbhochwasser, und man fing von vorn an. Jetzt funktioniert es als Touristenattraktion.
Den Dresdner Maler hab ich besucht, er ist aus dem westlichen Nordeutschland hier gelandet und kann von seiner Malerei immerhin leben. Ich kenne ihn seit einem Besuch da vor zehn Jahren, wir können uns wunderbar und umfassend austauschen über die Kunst, die Zeitenläufe, und verquatschen jeweils ganze Tage. Diesmal hat er mir sein Freilichtatelier vorgeführt, er malt im Freiluftbad Gölzschen, da geht man nackig baden und sonnen. Fast wäre ich auch gemalt worden, da kam aber der große Regen, wir mussten flüchten, sind dann in der inneren Neustadt zum Essen beim Vietnamesen gelandet. Dienstag, 5. 9. 2023
Für den Kundendienst an meiner Heizung war ein Handwerkertermin
ausgemacht, ich war sehr zeitig aufgestanden dafür. Der junge Mann
kam sehr pünktlich, außer, daß er das Gehäuse kaum vom Gestell
brachte, tat er seine Sache schnell und gut. Am schwierigsten ist
immer die Terminabsprache, ich hatte im April zum ersten Mal
angefragt. Als alles fertig war, hab ich bissle hinterhergeputzt, es
war nicht schlimm, danach war die Zeit für den Sport zu knapp. Es
ging ohne.
Die Schöne heißt Masdevallia irgendwas, es gibt dreihundert Arten
davon.
Die letzten zwei Bilder sind durch regennasse Scheibe gemacht,
dadurch wieder ein bisschen anders.
Hier lass ich mir von den vorüberfahrenden Autos mehr oder weniger
leuchten.
Zuletzt noch was vom Lesen. Unterhaltsam, lustig, manches unklar, weil so anders, China zur Zeit der Kulturrevolution. Studenten dürfen nicht mehr lernen, sie sollen unter Bauern arbeiten, um zu richtigen, tauglichen Volksgenossen zu werden. Ein schönes und sehr interessantes Buch.
Freitag, 8. 9. 2023
Viermal hab ich das diese Woche mit dem Aufstehen geschafft, um
sieben klingelte der Wecker, heut klappte es nicht. Ich hatte keinen
Termin, hab die Augen wieder zugeklappt und zwei Stunden angehängt.
Immerhin bin ich nicht einmal vor zwei in die Kiste gekommen, es gab
was nachzuholen. Abends war an diesem Text zu stricken, morgens war
ich im Gym, bzw. der Höhepunkt war am Donnerstag morgens, da war ich
mit dem Läufermichi verabredet zum Aquajoggen. Da ich kein Läufer
mehr bin, war ich gespannt, wie es gehen würde. Um neun standen wir
auf taunasser Wiese im Freibad, es war noch ziemlich frisch, aber
die Sonne wärmte schnell. Nach gemütlichem Start waren wir eine
knappe dreiviertel Stunde im Wasser und haben alles gegeben. Die
Frequenz von Michi kann ich natürlich nicht mithalten, aber im
Hechelmodus waren wir beide. Am Ende kroch ich matt die Treppe hoch
aus dem Wasser raus, nein, so schlimm war es nicht, aber es war ein
gutes Gefühl, überlebt zu haben. Ein bisschen half hinterher das
Aufwärmen unter der warmen Dusche, dann war es sowieso egal, ich
musste zur Arbeit.
Samstag, 9. 9. 2023 Es fehlten noch paar Fotos, zuerst mal die oben erwähnten Bücher.
Auch im Freibad sind zwei Bilder entstanden, eine Tauwiese und auf dem anderen sieht man, wie schön unser Bad liegt, hinter den Strandkörben, noch hinter dem Mäuerchen fließt der Neckar. Wir hatten Glück mit unserer Aktion, Donnerstag nachmittags musste geschlossen werden, weil kein Schwimmmeister verfügbar war, einer hätte sich krank gemeldet. Um drei wurden die Badegäste aufgefordert zu gehen.
Noch ein Bild meiner Kellerschönheit, man könnte sagen, da hat es doch schon eins, aber dies gefällt mir auch.
Und da ich sowieso ein Blümlesbildner bin, hier noch das Echte Leinkraut, eigentlich wildwachsend, die Stadtgärtner nutzen es neuerdings für alle möglichen Pflanzungen, es blüht später als viele andere Blumen, auch noch langandauernd, besser geht es nicht. Dieses fand ich vor unseren Mülltonnen.
Samstag, 16. 9. 2023
Die Frühschhichtwoche ist rum, das ging schnell diesmal, da die
Firma zwei Schließtage einlegt. So kamen drei Tage raus, an denen
das Schlafdefizit so markant wird, dass sich ins alltägliche Tun
ständig dumme, manchmal ärgerliche Fehler einschleichen. Die machen
es nicht leichter, dazu gesellt sich dann so eine ständige
vorsichtige Wachsamkeit, um die Orientierung nicht komplett zu
verlieren. Hinterher immer die Frage, hab ich oder hab ich nicht, z.
B. die Tür abgeschlossen, den Auftrag abgemeldet, ist das T-Shirt
richtig rum an, und ist überhaupt eine Hose dran, wenn ich das Haus
verlasse. Ich stelle mir vor, auf meinem Zettel steht was, ein
Termin, ich muss los und nachdem ich über die erste Kreuzung
gelaufen bin, merke ich, der Kaiser ist nackig, bis dahin war alles
ok, jetzt isses mir wirklich peinlich. Das ständig mitlaufende
Überwachungsprogramm ist auch anstrengend, es muss aber eingeübt
werden angesichts eventuell später drohender Demenzerscheinungen,
welcher Art auch immer. Jedenfalls hab ich mich in den Donnerstag
gerettet, hatte mir während der drei Tage zuvor allerhand Termine
eingerührt, die abzuarbeiten waren. Zum Zahnarzt musste ich nur
hingehen und dann das Maul aufreißen, heim bin ich mit wesentlich
schönerem Gebiss nach der professionellen Reinigung. Wenn mir die
Zahnarzthelferin an den Zähnen rumschurwerkt, denke ich, da steht
nix mehr am Platz, bisher hatte hinterher immer alles seine
blitzblanke Ordnung. Eine Versicherung musste ich besuchen, da läuft
ein ca 30-jähriger Sparplan demnächst aus, aus kleinem Beitrag ist
über die Zeit erklecklich was geworden, zumal die garantierten
Zinsen über die gesamte Laufzeit hielten und zum Zeitpunkt des
Abschlusses erheblich waren. Da hab ich praktisch gegen die
Versicherung gewonnen. Zum Steuerberater musste ich, das war
eigentlich schon mal abgearbeitet, aber der Mitarbeiter hat
gekündigt und Notizen hinterlassen, die die jetzige Bearbeiterin
nicht versteht, da muss ich alles nochmal liefern. Mist. Und ins
Bürgerbüro musste ich, brauche einen neuen Personalausweis. Als ich
grad am Abwickeln war, ging der Probealarm los, ohne dass jemand
damit klar kam. Er störte, die Leute da haben entnerft ihr Handy
rausgewühlt und ok gedrückt, dann war es weg. Ganz weg. Man konnte
nicht mehr nachschauen, was da eigentlich war. Über Google war
schnell klar, worum es ging, aber so richtig gut ist das nicht
eingerichtet. Montag, 18. 9. 2023
Der freie Montag, bevor die Nachtschicht losgeht, diese Woche nur
vier Tage, Freitag ist Schließtag. Ich setze also meine Gleitzeit,
oder meinen Urlaub nach dem Gusto meines Arbeitgebers, der sein
Risiko, den Auftragsschwund, an mich und Kollegen weitergibt, hätte
er das mal mit dem allfälligen Gewinn auch so gemacht.
Die Herbstzeitlose ist da, ein deutliches Zeichen für das Ende des Sommers, auch wenn es noch ziemlich warm ist.
Gleich daneben gefunden.
In Esslingen im Merkelpark, gefunden, der
Baum, eine mächtige, uralte Buche, war umzäunt, denn dieser Pilz,
der Flache Lackporling, lebt als Parasit und macht eine Holzfäule,
die, wenn sie weit genug vordringt, den Wirt, den Baum also,
zusammenbrechen lässt. Ich hab mich mutig, weil vor Ort noch
unwissend, bis an den Stamm gewagt und dachte, wer hat den Pilz
angemalt. Es ist aber das Sporenpulver, das sogar die Umgebung
einfärbt. Ich hab mit dem Finger dran gerieben, hoffe, mir bleibt
die Fäulnis vorerst erspart.
Heißt "Großer Wunsch", gibt es auch in blauem Glas.
Ist nicht etwa eine Dornenkrone, sondern liegt mit dem Titel "Bedeutungsvoll" herum, von der Materialausstrahlung vielleicht nicht ganz dem Thema gerecht geworden, dafür dekorativ.
Am lustigsten fand ich den Titel dieser Arbeit, "Frühe Stunde-wenn
man sehen kann, was kommt". Wieso fällt mir da zuerst die
Morgenlatte ein, hat sie es so gemeint? Zumal der Titel der daneben
liegenden, ähnlichen Arbeit lautet, "Frühe Stunde- wenn man sehen
kann, was ausbleibt". Da war die Tülle klein und zeigte nach unten.
Was für ein Pomp für ein Mehlkeksle.
Drei Heiligenfiguren, Martin, Barbara und Theodul, in der Werkstatt
von Niklaus Weckmann in Ulm um 1500 entstanden.
Nach dem vielen Umherschauen wollte ich draußen noch was erleben, ein Kollege hatte mir von einem neuen Cali-Park in Weilheim erzählt, den wollte ich kennenlernen. Auf dem Weg dahin hielt mein Fahrrad an am Cafe in Kiebingen, das hat nur sonntags geöffnet und verursachte eine Pause dieser Art.
Gut motiviert machte ich mich an den Rest der Strecke und fand einen gut ausgestatteten Platz, man kann allerhand machen an Training mit dem Körpergewicht, auch Geräte zum Pumpen sind da. Einziger Nachteil vielleicht, der Platz liegt frei in der Sonne, es gibt keinen Schattenfleck.
Vom Lesen, ein neues Buch fängt vielversprechend an, von dem Autor kenne ich "Die Stadt der Blinden" und war gespannt. Nach 70 Seiten fühlt es sich an wie großer Lesespaß.
Eine Selbstbeobachtung hatte mich noch belustigt, beim Blumengießen nässte ich eine Pflanze nach der anderen, stieg auf den Wannenrand, drei zu erreichen, weiter in der Küche, erst die auf der Fensterbank, dann stieg ich auf den Küchentisch, nahm die Kanne hoch und wollte losgießen. Da war nix mehr, letzte Woche hatte ich die Pflanze umgehängt. Wie ein Depp stand ich mit meiner Gießkanne da oben.
Freitag, 22. 9. 2023
Morgens kam ich heim, vier Nachtschichten geschafft und überhaupt
fertig für dieses Jahr in Münsingen. Nach zwei Wochen Urlaub fang
ich als Aushilfe an im Stammwerk in Tübingen. Die Fahrzeit auf die
Alb rauf ist weg, der künftige Arbeitsweg mit dem Auto 10 Minuten,
Fahrrad wäre möglich, dauert eine halbe Stunde. Ich bin noch sehr
skeptisch, ob das gut wird und vielleicht für meine Restarbeitszeit
so bleiben kann, da ich noch gar keine Vorstellung habe von meinen
konkreten Aufgaben. In Münsingen hab ich jede Zeremonie, von wegen
ganz weg, vermieden, vielleicht bin ich in einem Vierteljahr wieder
oben. Mal sehen.
Freitag, 29. 9. 2023
Am Samstag, dem Beginn dieser neuerlichen Lücke, fuhr ich wiedermal
ans Salzburger Land ran, beschwerlich, gebremst vom Stau, schon
bevor ich die Autobahn erreichte, wurde ich über die Landstraßen
geschickt, kam erst bei Ulm wieder auf die Strecke. Irgendwann,
gleichmütig Gas gebend kam ich an und wurde sehr überschwenglich von
den Kindern begrüßt, der Kleinste wollte gleichmal hoch auf den Arm,
erschrak sich ein wenig über seinen Mumm, da standen die Großen
schon an, wollten auch, er merkte, er war der Erste und genoss es.
Gleich waren wir im Spielmodus und wollten gar nicht aufhören. So
liefen die Tage schnell rum, vormittags versuchten wir, im Haus was
zu machen, die Mittagspause war ich meist auf Stadtgang, wollte die
Bäcker ausprobieren, nachmittags, nachdem die Kids etwas knülle aus
dem Kindi zurückwaren, gab es Spielzeit. Das ist nicht immer ganz
entspannt, manchmal will ein Kind, was das andere hat, manchmal muss
etwas so gehen und nicht anders und die Haltung der Eltern, nicht
nur dieser Eltern, so mein Eindruck, man macht das heute so, will
immer dem Kind gerecht werden. Frust wird aufwendig überspielt,
eigentlich jeder Frust, ich denke, wie sollen sie es lernen, damit
umzugehen, bin da etwas ratlos, weil ich da nicht richtig mit tun
kann. Meist bis immer springen die Eltern ein, wenn ich so eine
Stelle nicht umschifft bekomme, aber ein bisschen erlebe ich es wie
ein Handicap. Trotzdem, es ist zauberhaft, so nahe dran sein zu
dürfen, die vielen schönen Situationen wiegen das alles auf. An
einem der Nachmittage haben die Großen uns ihren Waldkindergarten
vorgezeigt, nach der Öffnungszeit darf man sich das anschauen. Die
Abendrituale sind mittlerweile ganz unaufwendig, der Papa liest den
Großen vor, die Mama ist beim Kleinen, dann schlafen sie. Ich bin
dann ins Gym, ins örtliche CleverFit, hab es mir noch zwei Stunden
gegeben, danach war es eigentlich schon knapp, Duschen, Essen, beim
Lesen merkte ich die Müdigkeit.
Samstag, 30. 9. 2023 Die nachzureichenden Bilder: Noch aus Bad Reichenhall dieser schön blühende Efeu.
An sowas latschen wir gewöhnlich vorbei, ohne hinzuschauen. Hinsehen wollte ich auch bei den nächsten zwei Bildern, im CleverFit gab es einen Dachausblick, man konnte hinaustreten, da ging ein Strahler an und zeigte dies.
Ich ging also in die Knie und fand, es
lohnte sich.
Mir gefällt die dritte Arbeit am besten,
aber gut gelöst sind alle.
Daheim stellte ich mein Rad ab, pulte meinen Rucksack aus der Klemme, die Lampe leuchtete noch und schälte das Leinkraut aus der dunklen Nacht. Zwei Arten, zum Bild zu kommen.
Somit wäre abgearbeitet und wir landen im Heute. Ich habe ausgeschlafen, mir keinen Wecker gestellt, so fürchterlich lange war es gar nicht, aber herrlich, aufzuwachen und sich in aller Gelassenheit zu fragen, ist man bereit, munter zu sein. Lesefrühstück mit neuem Stoff, von Regina Scheer kommt weiter oben "Machandel" vor, ihr neues Buch von 2019 fängt so gut an, dass ich mich auf´s weiterlesen freue. Deutsche Geschichte an einem hundertvierzigjährigen Haus und seinen Bewohnern entlang erzählt.
Auf meinem Plan stand Putztag, zumindest hab ich mal angefangen, das Bett ist bezogen, die Bude aufgeräumt und durchgesaugt, morgen kommt Sanitärputz und Blumenpflege und eine Komplettrasur dran, dann ist es fertig. Hätte ich auch gleich machen können, aber ich wollte zum Sport. Wir haben eigentlich zu zweit trainiert, der Junge, der mich gern striezt und ich, sonst war da niemand. Ich hab Beine trainiert, es ging gut. Kreuzheben war dabei, die 80 kg hab ich gut gemeistert, vier Sätze je 10 Wiederholungen, die Griffkraft ist limitierend, hintenraus wollen die Hände aufgehen. Sauna gab es hinterher und Zeit für einen Kaffee, bevor es zum Volleyballschauen ging. Mit 3 : 0 klar gewonnen, der erste Satz war spannend, weil umkämpft, ab da ging es ganz leicht, unsern Jungs gelang einfach alles. Der Block stand sicher und die Angriffe gingen prompt durch. dadurch war es gar nicht spät, als ich hier dranging. Liest eigentlich noch irgendwer mit? Egal, mir jedenfalls.
Donnerstag, 5. 10. 2023
Die Woche vergeht als Urlaub, lieber wäre mir, die Zeit würde viel
mehr trödeln. Ich stelle mir vor, ich könnte die fließende Zeit wie
eine Sanduhr in die Waagerechte und damit zum Anhalten bringen, ich
bin da nicht der Erste mit diesem schönen Traum. Ich konnte alle
Tage zum Sport gehen und dabei trödeln und alles, was mir einfiel,
abarbeiten. Sogar ein bisschen Dehnen kam wieder mal vor, es stellt
sich heraus, die Schlampigkeiten der letzten Wochen bleiben nicht
ungestraft. Und da ich weiß, wo ich schon hinkam bei regelmäßigem
Vollzug, fühlt sich das Anfängergebiege und -gerecke grauslich an.
Sonntag, 8. 10. 2023 Ein paar Bilder aus der Laib-Ausstellung sind nachzureichen.
Das Quadrat aus Pollenstaub
Reistrichter, den Titel der Arbeit hab ich vergessen.
Stadt des Schweigens
Ein Gang ausgekleidet mit Bienenwachstafeln, der Duft ist noch da. Die Arbeit gehört zur ständigen Ausstellung des Hauses. Ein Fundstück in Rottenburgs Stadtbepflanzung, erst dachte ich, ein Krokus hat sich verlaufen, aber nein, es könnte ein Herbst-Goldbecher sein, verwandt zum Krokus, aber eben herbstblühend.
Der neue Lesestoff, die ersten vier Erzählungen, aus den 1960er Jahren, hab ich gelesen und mich gut unterhalten. Nonita, eine davon, handelt von der Liebe eines jungen Burschen zu mindestens achtzigjährigen Greisinnen, das ist herrlich schräg. Manches dürfte oder würde man heute nicht so schreiben, aber das macht gar nichts, ich bekomme es eingeordnet, ohne mich von dem Frauenbild gefährdet zu fühlen.
Der Tag heut verging mir als Zuschauer, ich war zu einem
Pokaltournier der Volleyballer. Vier Mannschaften, die Rottenburger
gewannen es souverän. Auffällig war die offensichtlichen
Leistungssteigerungen aller Spieler, die Blockarbeit war super,
völlig aussichtslos für beide Gegner, da durchzukommen. Die
Angriffe, früher oft wuchtig und kopflos, kommen in verschiedenen
Varianten und werden ins Freie geschlagen, da wo Platz im Feld ist.
Fast immer ein Punkt. Die Annahme klappt, einzig einzelne Angaben
sind ein wenig harmlos und berechenbar. Mir gefällt die Entwicklung
von Niklas Lichtenauer sehr, als ob zu den gewachsenen Fähigkeiten
am Ball jede Menge Spielwitz dazugekommen ist. Das färbt in die
ganze Mannschaft rein. Da muss man die Trainerarbeit mit ansprechen,
die sehe ich zwar nicht, aber die Ergebnisse bei allen Spielern sind
Klasse. Heut waren sie fast alle auf dem Feld, so konnten sich die
Neuzugänge mal daheim vorstellen und hatten einen gelungenen Start. Montag, 9. 10. 2023
Der Tag ist am Abend angelangt und war sehr in Ordnung. Der Start
auf Arbeit war angenehm, ich bin auf viele nette und kompetente
Menschen gestoßen und die erste Aufgabe ist mal klar. Es gilt, die
Messmittel zu erfassen, durchzusortieren, dafür gibt es willige
Kollegen, die mir ihr Fachwissen und Ortswissen teilen wollen. Es
soll nach dem Umzug in die nun leere Halle eine sinnvolle Ordnung
herauskommen, nicht das sie nicht da wäre, aber nach den massiven
Änderungen in den Abläufen muss angepasst werden, so hab ich das
verstanden. Ich bin echt erleichtert. Außerdem traf ich auf einige
Kollegen, mit denen ich schon in meiner Anfangszeit zu tun hatte, da
wird noch manches erzählt werden müssen. Ich fing morgens um acht
an, hab also zu Hause gefrühstückt, steckte im Berufsverkehr, das
bin ich kaum gewöhnt, wurde an der Pforte erstversorgt mit
Zugangsrechten und Parkschein, bekam eine Führung und wurde
vorgestellt, das lief wirklich richtig glatt. Mittagspause in einer
gediegenen Kantine, nachmittags ein bisschen Mitarbeit im Versand,
dann wieder Vorstellung gegenüber den Spätschichtkollegen, viel
sprechen und um vier war Feierabend. Von Tür zu Tür 19 Minuten, was
verwöhnt mich das Leben. Zu Hause mal durchatmen, alles sacken
lassen, nicht sonderlich müde, das sind halt so normale Zeiten.
Abends zum Sport, ganz ohne Hatz, ein schönes Brusttraining, sogar
je eine Wiederholung mehr pro Satz beim Bankdrücken, schönen Pump
gespürt. Freitag, 13. 10. 2023
Zum Glück hab ich gar nicht gemerkt, was für ein Datum wir heut
haben. Sonst wäre ich gar gegen einen Baum gefahren, gegen eine Tür
gelaufen, hätte den Laptop runter geschmissen. So konnten all die
abergläubigen Anteile in mir im Ruhezustand bleiben und kein Malheur
anrichten. Die erste Woche arbeiten in Tübingen ist rum, ich bin zum
entspannten Fan der Normalschicht geworden. Stehe morgens auf gegen
sechs, fühle mich ausgeruht und habe Lust auf die Arbeit. Mit dem
ersten Schritt, der Inventur der Messmittel, bin ich fast durch, auf
meiner Erfassungsliste ist das meiste abgehakt, wenige Lücken sind
da, die zu klären ist aufwendig. Nächste Woche hab ich mir
vorgenommen, mit kundiger Hife meiner Kollegen überflüssiges
auszusortieren, danach soll ich die zur Überprüfung fälligen
Artefakte einsammeln und schauen, dass Ersatz dafür da ist, damit
weiter gearbeitet werden kann. In dieser Woche hab ich vier Stunden
Gleitzeit aufgebaut, obwohl ich Pausen zum Frühstück und Mittagessen
abstemple, zwischen drei und vier verlasse ich wohlgemut das
Gelände, wurschtel mich durch den Berufsverkehr, es geht alles.
Nachdem ich zu Hause ein wenig faul rumhänge, ist genug Luft für
mein Programm, diese Woche hatte ich allerhand in der Stadt zu
erledigen, dabei sprang ein Bäckerbesuch mit raus, abends war ich
alle Tage im Gym, und es hat sich gut trainiert. Sonntag, 15. 10. 2023
In den sieben Tagen dieser Woche war ich tatsächlich siebenmal im
Studio und hab auch trainiert. Als mir das heute bewusst wurde,
erinnerte ich mich, es gab schon mal den Gedanken, heute nicht, auch
passt der Trainingssplit zwei mal in die Woche, dabei hab ich schon
geschummelt, sonst wäre dreimal Beintraining rausgekommen. Ein
bisschen seltsam komme ich mir also vor. Angesichts dessen, dass es
Menschen gibt, die siebenmal die Woche abends vorm Fernseher sitzen,
find ich mein Programm dann wieder in Ordnung. An diesem Wochenende
hab ich die Putzrunde eins weiter geschoben, eigentlich wäre sie
dran gewesen, aber ich fand es noch nicht ausreichend schmutzig.
Dadurch entstand der Freiraum zum Lesen und ich habe mir einen
Kuchen gebacken. Letztes Wochenende hatte ich mir einen Marmorkuchen
vom Bäcker geholt, aber der war dermaßen süß und fettig, dabei
ansonsten merkmalslos, meiner ist um Welten besser, obwohl es nur
mit Sultaninen aufgepeppter Dr. Oettker ist.
Freitag, 20. 10. 2023
Die zweite Arbeitswoche in Tübingen ist rum, immernoch warte ich
etwas bang, dass jemand kommt und sagt, jetzt geht´s richtig los.
Ich kämpf mich wacker durch die vielen Messmittel, bekomme immer
neue Ansprüche der Kollegen zu hören, wie es später zu handhaben
sein soll. Dabei darf ich mich nur in ganz engen Regeln bewegen, da
die vorgegebene Struktur, abhängig von der Einbindung in die EDV,
sehr fest zu sein scheint. Anfallsweise denke ich, das bekomme ich
niemals eingepflegt, aber immerhin ist mal alles erfasst und so
umbenannt, das gleiche Dinge gleich heißen und man dadurch erstmal
den Überblick bekommt, was ist denn alles da, mehrfach da oder nicht
da. Im Moment sind es noch wie private Parallellisten, immerhin
konnte ich die erste Charge, die zur Kallibrierung gehen soll,
schnell raussuchen und dabei absichern, dass die Kollegen Ersatz
dafür haben. In meiner Liste sieht man auch überfällige Prüftermine,
falsche Benennungen, es tauchen Doppelbenennungen auf, die noch
niemals bemerkt wurden usw. Im Bereich sind auch zahlreiche
Messmittel zu finden, die zu anderen Listen gehören, aus anderen
Bereichen sich gefunden haben. Das ist z. B. eine Folge des großen
Umbruchs, der mit den Entlassungen von 100 Leuten und der
Teilverlagerung von Teilen der Fertigung nach China und in die
Türkei große Lücken in vorher funktionierende Abläufe riss.
Dienstag, 24. 10. 2023
Die dritte Woche im Stammwerk läuft und so nach und nach gibt es die
ersten Verwunderungen, die in Münsingen so üblich sind, auch hier.
Beispiel: Studenten aus Schweden sollen den Durchlauf durch die
Fertigung absolvieren, zwei bei mir, der ich völlig des Englischen
unkundig bin und gar keine Ahnung von den hiesigen Abläufen habe.
Einer der Arbeiter an der Maschine wurde auch gesetzt, war aber die
Tage, um die es ging, gar nicht da. Es hat sich dann ein junger
Mann, frisch ausgelernt, erbarmt, der konnte wenigstens englisch
sprechen, viel vorführen konnte er auch nicht. Mein Projekt ist
plötzlich groß geworden, ich soll den kompletten Paternoster
umziehen, da sind die Messmittel dabei, aber nur ein kleiner Teil.
Ich soll also mit dem ganzen Rümpel in ein anderes
Paternostermodell, alles muss auf ein anderes Palettenmaß angepasst
werden, Gewicht spielt eine Rolle und ich muss mich kümmern um
Sortier- und Lagersysteme, kosten soll es nichts bis nicht viel. Ich
werde mich also um ein Wunder bemühen, kein Problem, da ich noch
keinen Termin kenne und erst erforschen muss, was das Zeugs wiegt,
ob der neue Lift das verträgt, was überhaupt gebraucht wird von den
vielen Dingen, manche kann ich noch nicht mal benennen. Ich drück
mir die Daumen.
Rückzu hätte ich sie nicht gesehen, dafür war es zu dunkel.
Das Buch von Crichton hab ich ausgelesen, das hätte ich auch lassen können. Vom Thema her wäre ein interessantes Buch möglich gewesen, es ging um transgene Lebensformen und die Möglichkeiten genveränderten Lebens und den Umgang der Gesellschaft damit. Er hat eine Räuberpistole draus gemacht, das nicht mal gut, ganz selten versuchte er mal die amerkanische Gesellschaft und ihre Justiz zu bedenken, gen Ende hin, hatte er wohl keinen Bock mehr auf den Mist und ließ es schnell und belanglos auslaufen.
Ich mach weiter mit einem Kinderbuch oder Jugendbuch, so genau weiß ich das noch nicht. Ich hab die ersten Seiten durch, Maile Meloy kann flüssig erzählen, die Charaktere werden plastisch, nachvollziehbar, ein bisschenGesellschaft kommt vor, mal sehen.
Samstag, 28. 10. 2023
Der Kuchen bäckt gerade, den hab ich mir noch in der Sommerzeit
zurecht gerührt, morgen geht die Uhr nach der Winterzeit. Eine
Stunde geschenkt zum Schlafen. Vom Kino sollte ich erzählen, gestern
am frühen Abend war ich in dem Film "Anselm-Das Rauschen der Zeit".
Wim Wenders hat eine Heiligenanbetung geliefert, leider keinen
Kinofilm. Man sieht von Anselm Kiefer, einem zeitweise sehr
wichtigen Künstler, hochbezahlt und überall ausgestellt, einen
Haufen sehr großer Bilder, zwischen denen er wichtig schaut oder
schreitet. Zum Glück kommen einige Nachrichtenbeiträge und
Interviewausschnitte von ganz früher, man bekommt eine Ahnung, warum
er wichtig wurde. Von später gibt es die Eindrücke seiner immer
größer werdenden Ateliers, das aktuelle ist eine Landschaft in
Frankreich. Von dort liefert Wenders viele Schreit- und
Denksequenzen, sogar in 3D, man muss den Film mit Brille schauen.
Das macht die im Raum ruhende Denkerstirn des Anselm noch
monumentaler. Die eingesprochenen Gedichte und Texte, meist von Paul
Celan sind nur bruchstückhaft zu verstehen, mehr zu erahnen, wer sie
nicht kennt, landet im Raunen der Zeit. Ein Film, der nichts zum
Verstehen dieser Kunst beiträgt, sich noch nicht mal eine Meinung
erlaubt, wenn man von der Anbetung absieht, die so zelebriert wird
wie die geistlose Anbetung der Monstranz in der traditionellen
katholischen Kirche. Heimradelnd nach dem Film hab ich mich beeilt,
bin noch ins Studio, um dem Abend noch zu einem Sinn zu verhelfen.
|