Michael Oswald
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Neuer Versuch 7 zurück zu 2023 September/Oktober 2023 im November Samstag, 4.11. 2023
Ein Monat Arbeit in Tübingen ist vergangen und ich muss aufpassen,
dass ich im Kopf behalte, dieser Luxus kann schnell enden. Es ist so
entspannend, in Normalschicht zu arbeiten und es ist so entlastend,
jeden Tag zwei volle Stunden an Zeit zur eigenen Verfügung zu
gewinnen. Wenn jetzt jemand käme, ein Vorgesetzter, und sagte, jetzt
hast dich lang genug hier rumgedrückt, ab morgen ist es wieder
Münsingen, müsste ich das hinnehmen. Aber ich hab am Anfang dieser
Zeit gesagt, jeder Tag in Tübingen zählt, immerhin, der erste Monat
hat genau das gebracht. Diese Befürchtung allerdings, so kommt es
mir langsam, immer noch vorsichtig, vor, findet bis hier nur in
meinem Kopf statt. Meine zwei direkten Vorgesetzten fragen mich sehr
freundlich, wie ich vorwärts komme, ob ich was brauche, ob die
Kollegen gut mit mir kooperieren, ich beantworte das alles sehr
konkret und äußere kleine Wünsche und Anfragen und es läuft weiter.
Aus meiner ersten Aufgabe, der Inventur der Messmittel einer
Restabteilung wird nach iund nach ein größeres Geschäft, ich soll
mit dem ganzen Rempel in einen anderen Lift ziehen und die
Einlagerung sinnvoll organisieren. Darüber denke ich richtig viel
nach, vor allem habe ich erlebt, wie erleichtert die Dreher sind,
dass ich das mit den Messmitteln und dem Prüfintervall regele. Es
müssen alle Messmittel in verschiedenen Abständen zur Überprüfung
und die aktuelle Charge hab ich zusammengesucht und die
zurückkommende einsortiert. Die Kollegen träumen von einem System,
wo die fälligen Messmittel blinkern und mit Platzangabe rausgenommen
werden können. So was gibt es schon lange woanders, und bei den
Werkzeugen haben wir eine digitale Verwaltung, damit immer ein
Vorrat da ist. Wir bekommen nichts, was Geld kostet, so was
anzulegen ist erst mal teuer. Ich habe mir eine analoge und
ganz billige Lösung ausgetüftelt, die sehr einfach handhabbar ist,
kaum der Pflege bedarf und das Geschäft des Heraussuchens sehr
erleichtern wird. Nächste Woche werde ich mit den Kollegen
beratschlagen, ob es so gehen kann. Wenn das irgendwie durchgeht und
dann funktioniert, könnte es sein, dass ich in den anderen zwei
Restabteilungen da auch ran muss, so mein kecker Ausblick.
Ein Zierapfel, dafür muss man nicht in den Botanischen Garten, findet man zu dieser Zeit überall in den Wohngebieten.
Genauso das Eisenkraut, in den Stadtpflanzungen gerade ein Favorit, weil es spät und ausdauernd blüht. Das tut es auch in der wilden Form, oft an Ackerrändern, viel kleiner und ganz unscheinbar.
Eine Orchidee, Coelogyne christata, kein deutscher Name, wie sie in ihrer Heimat genannt wird, weiß ich nicht.
Die Myrten-Kreuzblume, hab ich noch nie wahrgenommen.
Afrikanisches Löwenohr, ebenfalls eine Erstbegegnung.
Kreuzdorn, eine Sorte, hab ich als Grünpflanze schon bewundert, nicht damit gerechnet, dass sie so schön blühen kann.
Eine mir unbekannte Sorte von Ceropegia, ich hatte mal zwei Arten daheim in Pflege, zeige hier nochmal die Bilder zum Vergleich. Ist doch köstlich, welch verschiedene Ausprägungen es innerhalb dieser Familie gibt. Die oben heißt mit deutschem Namen Gabelige Leuchterblume.
Es gibt ca 380 verschiedene Arten Ceropegia, diese klettert, endete durch gefräßige Schildläuse, schade.
Diese rankende Art pflege ich seit vielen Jahren in meinem Bad, sie blüht alle Jahre.
Das ist eine Sorte der Passionsblume, da hatte ich einfach Lust auf
Bild.
Hier pflegt bzw. nutzt jemand zwei junge Kopfweiden.
Die gewöhnliche Berberitze, hier hat das Handy eine völlig verfälschte Farbwiedergabe geboten, es war schon etwas am Dämmern, eigentlich ist die Färbung wie ein orangeroter feuriger Abendhimmel,
Eine Königkerze, ich finde verschiedene Bezeichnungen, nehme die, die mir am besten gefällt, die Seidige oder Seidenhaarige Königskerze. Meine Wanderung endete mit 18,5 km nach 3:51 Stunden. Die Bücher gab es nachzureichen, besprochen ist dieses weiter oben.
Das ist das aktuelle, 2009 erschienen, die Häfte hab ich durch. Eine Zeitungsredaktion, englischsprachig in Rom ansässig, erzählt wird der Alltag einzelner Beschäftigter, hauptsächlich kommen die großen Lebensentwürfe vor, wie sie im Alltag an der Realität zerbröseln, klein werden, verschwinden. Das alles mit präziser Boshaftigkeit abgemischt, gut erzählt, ich bin oft verwundert, wie schlecht man mit sich selber umgehen kann. Da das nicht mein Thema ist und ich auch nicht mit dieser Gehässigkeit in die Welt schauen will, erreicht mich das zwar sprachlich, es ist gut gemacht, aber nicht so ganz inhaltlich. Ich werde es trotzdem fertig lesen, da mir das Buch als Entwurf, Modell, eine Geschichte zu erzählen, schon gefällt.
Die Geschichte mit meiner verlorengegangenen Brille harrt noch der Auflösung. Zwei Tage passierte nichts. Am Montag fragte ich an der Empfangstheke nach, und immerhin, es gab ein Zeichen. Jemand hatte per Mail mitgeteilt, die falsche Brille nach Hause getragen zu haben, es wäre ihm sehr peinlich, dazu könne er sie erst am Donnerstag wieder bringen, da er auf Reisen sei. Das beruhigte mich kolossal, die Brille war sehr teuer, sie war also in der Welt und käme zum Vorschein. Mit meinem Ersatzmodell kam ich gut zurecht, dadurch war die Wartezeit nicht schlimm. Die folgenden drei Tage legte ich beim Saunieren meine Brille wie vorher ab, dachte erst drüber nach, sie wegzuschließen, schließlich hatte ich keinen Ersatz für die Ersatzbrille, aber ich wollte meinen Glauben an gewisse Ordnungen in der Welt nicht verändern. Sonntag, 12.11. 2023 Es war die Woche mit dem Geburtstag, dem 62., ich hab an früher denken müssen, als noch meine Großmutter anrief, meine Mutter. Die Zeit ist vorbei, war so ein kurzer, schmerzlicher Gedanke, daran hängt, das Leben ist fortgeschritten, meins geht in die Phase, da bin ich der Alte und auch am nächsten dran. Kommt bald die Zeit, manches zu ordnen und aufzuräumen, kommt die Zeit, Vorhaben zu beenden, bzw. gar nicht mehr anzufangen. Aber kommen auch Aussichten, für manches Luft zu haben, nicht mehr alles in den Feierabend drängen zu müssen. Der Text hier ist z. B. hängen geblieben, er schrieb sich nicht von allein weiter, obwohl viel passiert ist, es viel zu erzählen gäbe. Er soll ja weitergehen, aber es gab Durchhänger, viel zu denken auf der Arbeit, da blieb der Antrieb zu Hause schwach. Den Sport hab ich geschafft, war 6 x diese Woche im Gym, und genieße die freigewordene Zeit, sitze manchmal länger in der Sauna oder es gibt was zu reden, da muss ich nicht mehr so streng sein wie zu der Zeit, als ich täglich bis Münsingen musste. Beim Lesen geht es vorwärts, ein Buch ist fertig, ging schnell, war nicht sonderlich nützlich, hieß Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück, von Francois Lelord, 2002 erschienen. Ein verbrämter Ratgeber für gutes Leben, sehr pädagogisch angelegt, als ob die Leserschaft Nachhilfe für Dummerle bestellt hätte. Mich hat der Titel und die Umschlaggestaltung irgendwie an den kleinen Prinzen erinnert, aber das war ein Irrtum.
Das nächste Buch ist eine ganz andere Qualität, Thomas Glavinic lieferte 2013 "Das größere Wunder", ein Roman und er hat richtig was zu erzählen. Sowohl inhaltlich ist es spannend und hochinteressant, als auch sprachlich, er kann ganz unaufwendig und genau in die Köpfe seiner Hauptfiguren schauen, ich damit auch, und entdecke mit großer Klarheit, was mir bislang im Kopf zwar vorhanden, aber bisher nicht in Sprache gesetzt war. Das erste Drittel dieses Buches habe ich regelrecht gefeiert.
Es ist natürlich noch viel mehr passiert, die Nachrichten sind voll vom Israelkrieg, von der Ukraine hört man manchmal auch was, Corona kommt wieder vor, die Streiks im öffentlichen Dienst auch. Die Habeck-Rede, die eigentlich nicht besonders spektakulär, einfach nur richtig war, wurde besprochen als große deutsche Rede zur Zeit, dabei ist es nur die Stille drumherum, die sie hat so schillern lassen. Unser Bundespräsident und sein immer gleiches Eiapopeia, der Kanzler mit seinen nur gesprochenen Rucks und Zeitwenden. In Amerika droht derweil kommendes Unheil, der neue Speaker von Trumps Gnaden ist wohl nur der Anfang. Samstag, 18.11. 2023
Grad vorhin las ich den Glavinic aus, alles bleibt im Geheimnis,
alles ist so klar wie das Leben. Ein Buch, dem man nicht alles
glauben kann, ein Erzähler, der Lust hat, in seinem Gehirn, in
seinem Seelenleben nachzuforschen. Da kommt so manches zum
Vorschein, das ich so genau wiedererkannte, vom Zweifeln, vom
Verbundensein mit anderen, mit der Welt, dem Stern, einem Baum, von
der Vertrautheit von Räumen, Plätzen, auch Zuständen, vom Delirium
im Halbwachsein, Botschaften aus dem Reich der Erschöpfung, vom
Aufgebenwollen und viel mehr. Jonas, die Hauptfigur, geht auf den
Mount Everest, er kann sich das leisten. Dabei lässt er alle
möglichen Rückblicke zu, so erzählt sich sein ganzes,
unwahrscheinliches Leben, und zwar so raffiniert, spannend, ich
wollte immer weiter lesen. Am stärksten fand ich, wie er das
Werkzeug Sprache nutzbar macht, die verschiedenen Zustände zu
schildern, da wiederum den einsamen Aufstieg, die letzte Etappe, die
er wieder runter muss, das nur knapp überlebt. Ein Höhepunkt meines
Leserlebens. Als ich dieses Buch aus dem Bücherschrank, es war der
in Bühl, griff, war noch jemand da, brachte zurück und suchte neu.
Die Frau sah, was ich da hatte und fing voller Begeisterung an zu
schwärmen, was das für ein tolles Buch sei. Wenn ich es wieder
einstelle, und es ist jemand da und greift es, werde ich das genauso
machen müssen.
Im Internet fand ich was über Barfußschuhe, wie das so ist, wenn man mal anfängt, sich für was zu interessieren, ertrinkt man plötzlich in Informationen und Angeboten. Nun gut, dachte ich, probieren will ich das, nicht wegen dieser Werbung, der ich mich plötzlich ausgeliefert sehe, sondern wegen einem ehemals in Rottenburg lebenden Forststudenten, der fast immer wirklich barfuß unterwegs war. Das hab ich probiert, und es bekam meinen empfindlichen Füßen nicht. Nun also diese Variante.
Heut der erste Versuch, die Sohle ist dünn, man merkt schon was durch, aber ich war nur auf Stadtgang, also fast immer glatter Asphalt. Meinem längsten Zehen ist es etwas eng, obwohl ich schon eins größer bestellt habe, es geht grad so. Warm halten tun sie, ein anderes Laufen ist es schon. Nebenher fand ich dieses.
Ein frisch erschienener Hexenkreis in einem Rottenburger Vorgarten. Beim Sport war ich, die Woche schon fünfmal im Studio und Zeit für eine Sach in meiner Küche war auch noch. Hier das Ergebnis.
Ist das jetzt Foodporn, ein bisschen schon, befürchte ich. Aber die Wonne beim Verzehr, wie soll ich sie sonst mitteilen?
Montag, 20.11. 2023 Die Wege alles Irdischen, sag ich doch, dass ich Kuchenesser bin.
Der neue Lesestoff, fängt ein bisschen autorinnenbezogen an, das bessert sich aber schnell, als es um die Sache geht. Hab mich erst 80 Seiten reingeschafft.
Arbeiten war ich auch und beim Sport natürlich auch.
Dienstag, 28.11. 2023
Keine Zeit, hier was hinzuschreiben. Schiller beschäftigt mich sehr,
es ist interessant, wie er das Eingebundensein in der Zeit erlebt,
die Annäherung und Freundschaft zu Goethe kommt vor und aus seinen
Briefen, also aus authentischen Einträgen wird deutlich, wie er sein
und Göthens Genius erlebt, es ist ihm schon in jungen Jahren klar,
dass er besonderes zu bieten hat. Sehr spannend, ich bin immer noch
dran, noch 200 Seiten. Darüber und über der Arbeit in Tübingen
verging der November schnell, ich bin nach wie vor froh, da und so
zu arbeiten. Der Umzug rückt näher und ich bin beim Neueinrichten
des andersformatigen Liftlagers ein gutes Stück vorangekommen und
noch lang nicht fertig. Manchmal wache ich des Nachts auf und muss
drüber nachdenken, die meisten Dinge sind aber zumindest gedanklich
gelöst. Wenn das alles so klappt...
Samstag, 2.12. 2023 Der Text windet sich etwas mühsam, durch lange Pausen unterbrochen. Immerhin lief er fast durch ein ganzes Lebensjahr, eigentlich ging es öfter um Fotos und um das Bildermachen, nun ist die Jahreszeit, wie sie ist, und mein Leben bietet grad wenig Gelegenheit, Bilder zu liefern. Und von winterdepressiver Stimmung schreibt es sich nicht so von allein, das ist selbsterklärend. Das, was mich momentan sehr beschäftigt, ist auch nicht hier ausrollbar, es soll privat bleiben. So will ich hier ein seltsames Enden verkünden, es bleibt ein bisschen offen. Wenn es in den Fingern juckt, wenn Bilder entstehen, die zu zeigen sind, wird hier was passieren. Es wird dann eher für mich selbst sein, je länger die Pausen sind, um so weniger Menschen schauen hier rein. Sei es drum.
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