Michael Oswald
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Neuer Versuch 4 zurück zu 2023 März 2023 im Mai Montag, 1. 5. 2023 Es war ein langes Wochenende mit einem Feiertag als Zugabe. Ich habe es genossen und gebraucht für die Erholung und den Umstieg aus der Nachtschicht. Je weiter es geht mit dem Älterwerden, umso zäher verläuft das. Ich habe es genutzt, um stundenlang im Sportpark zuzubringen, bin in den drei Tagen ganz durch meinen Plan gerattert, Brust, Rücken, Beine, der Bauch ist immer dabei, und es hat überall für Muskelkater gereicht. Nicht richtig schmerzhaft, eher als Zeichen für gelungenes Training. Muss man das haben, stellt sich die Frage, wenn ich den Verfall aufhalten will, ist die Antwort ja. Außerdem gab es eine Prämie, ich benutze dieses Wort seit gewisser Zeit in diesem Zusammenhang, auf Arbeit brauche ich es nicht mehr. Da gab es in den ersten Jahren für gute Ergebnisse richtig Geld, das stecken heuer die Aktionäre mit ein. Ich hab mich mit einem Kuchen belohnt.
Nebenher sind in dieser Woche Bilder entstanden, die werde ich sprechen lassen. Am Sportpark auf einem bestimmten Wiesenfleck fand ich die ersten Austriebe von Weißem Waldvögelchen, es geht los mit der Orchideenzeit. Mein Sohn hat mir schon ein Bild vom erblühenden Zweiblatt geschickt, hier fängt es erst an.
Und am Neckarufer fand ich diese Idylle. Ich hatte die Nilgänse schon vom Fenster aus gesehen mit ihren sechs Küken, heut bin ich abends auf Wanderschaft und extra da ran gegangen, dichter haben sie mich nicht lassen wollen, und aufscheuchen wollte ich sie auch nicht.
Ich weiß schon, die sind hier nicht gern gesehen, weil sie
einheimische Arten verdrängen. Aber wer soll glauben, dass sich das
verhindern lassen soll, die kommende Klimaveränderung wird die
Zuwanderung, Veränderung beschleunigen.
Ein kluges Kinderbuch für Große, eine gut gemachte Erbauungsgeschichte, aus der Ferne winkt der kleine Prinz.
Richtige Literatur im nächsten Buch, man merkt es vom ersten Satz an. Ich bin erst 60 Seiten drin und schon erschüttert von geschilderten Schicksalen in der nachrevolutionären Sowjetunion, die erzählt werden, als wäre es das normalste der Welt, nach einem blöden Satz im Lager zu landen, oder auch wegen falscher Verwandter, Vorfahren, wegen falscher Schulbesuche usw.
Ich bin beim Aufräumen fast vergessner Schubladen auf alte Zeichnungen gestoßen, aus meinem vergangenem Künstlerleben, da muss ich mal drei Beispiele zeigen. Ich verstehe sofort, was mich damals, vor ca 14 Jahren bewegt hat, ich habe da genauso ausdauernd Zeichnung betrieben, wie ich heut Sport mache.
Zum guten Schluss für heut ein paar Bilder, die ich während der Heimfahrt nach der Nachtschicht gemacht habe, die laufen außer Konkurrenz, weil sie so seltsam schön sind.
Samstag, 6. 5. 2023
Eine Woche mit vier Spätschichten geht schnell rum, mein Programm
war so, dass es erst heut wieder für eine Durchsage reicht. Drei
Tage war ich in einer Reihe, wo ich als Bediener unterwegs bin, mein
Kollege, der immer da ist, macht die Umstellarbeiten. Teilweise war
es viel zu tun, manchmal sind ruhige Zeiten, wenn auf allen Anlagen
große Aufträge schnurren. Den letzten Tag war ich in der
Sonderreihe, prompt musste ich eine mir unbekannte Platte
einrichten. Das hat sogar geklappt, der halbe Auftrag lief tadellos,
dann hat die Kiste gespackt, Fehlermeldungen produziert und am Ende
brachen Platten. Das war kurz vorm Feierabend, ich konnte das nur so
übergeben, kein gutes Gefühl. Immer die Frage, hab ich was falsch
gemacht, oder was nicht richtig gemacht, kann ich das überhaupt noch
nach meinen vielen Fremdeinsätzen. Ich muss mich irgendwie über die
Restzeit schaukeln, merke deutlich, bei Qualifizierungen oder
Einarbeitungen bin ich schon aussortiert, komme nicht mehr in den
Listen vor, denke, dann muss es so reichen. Anforderungen meiner
Vorgesetzten mir gegenüber gibt es keine, meine Bereitschaft, hier
und da und dort zu arbeiten scheint zu reichen. Ich hab allerdings,
das ist mein Anteil, niemals reklamiert, will es noch recht
belanglos fertigmachen, unter den Bedingungen ist mir der Ehrgeiz
ein wenig verloren gegangen. Montag, 8. 5. 2023
Zwei wirklich volle Tage in bester Gesellschaft, den Kindern gelingt
ständig irgendeine Überraschung, eine Drolligkeit, manchmal ein
Anfall von Jähzorn. Wir waren viel draußen, spazieren, einmal sind
wir am Skaterpark entlang, kein einziger Skater war da, so konnten
die Kinder die Schrägen erklimmen und die Rampen irgendwie
hochklettern oder sich hochklettern lassen mit viel Unterstützung
und viel Gekicher. An der Saalach waren wir Steine schmeißen, am
Ende waren die Socken ein bisschen nass, keine ganz einfache
Situation. Auf dem Rückweg kamen wir an einem Fitness-Parcours lang,
hängen, balancieren, klettern und wieder kichern. Mittagspause gab
es auch, das war meine Lesezeit, heut sogar bei einem Bäcker. Mit
Marillentopfen zum Kaffee, es fühlt sich an wie Urlaub. Das Buch,
der russische Roman, ist vorzüglich, neben allem Elend in der
Stalinzeit und danach werden auch die Unbotmäßigkeiten beschrieben,
und da geht es richtig lustig zu. Es sind natürlich Menschen da mit
verschiedenen außergewöhnlichen Fähigkeiten oder Begabungen, die
ständig im genormten System anschrappern oder durchfallen oder eben
im Lager verschwinden. 150 Seiten fehlen mir noch, für eine
Empfehlung reicht es jetzt schon. Freitag, 12. 5. 2023
In Bad Reichenhall ist mein Ablauf genau so fest gezurrt, wie er das
daheim eben anders ist. Die Frage wäre zu stellen, ob das was mit
mir zu tun hat, dass ich meine Tage so ausgestopft bekomme. Ich
glaub schon, mit meiner Zwanghaftigkeit kann ich anscheinend nur
volle Tage aushalten. Aber gut, ich will mich nicht beschweren,
immerhin gehört zum Ablauf der Tage dort die Mittagspause, da war
ich mal beim Bäcker, lesend und kuchenessend, oder hab tatsächlich
Mittagsschlaf gehalten und gelesen. Mit den Kindern war es oft
schön, wir haben wieder mit den Holzklötzern gebaut, die ersten
Ballspiele probiert und Bücher angeschaut, vorgelesen, dabei
erzählt. Abends, bevor ich zum Sport bin, musste ich die beiden
Großen fast schon ritualmäßig wie ein Kran aus den Kinderstühlen
heben, tucktucktuck nach oben, tucktuck zur Seite, tucktuck
tuck, da hat der Kran so seine Macke, wieder runter. Einmal
spaßeshalber ausprobiert, muss es ab da wohl immer so sein, wenn ich
dort bin. Die stressigen Momente gibt es auch, wenn Paul das
Bauchweh hat, fängt er mit mir gar nichts an, muss zur Mama, wenn
die Großen streiten wollen oder ihre Abläufe so unbedingt verfolgen,
dass bei Abweichungen Theater entsteht, mindestens korrekt
wiederholt werden muss, da sag ich mir, das wächst sich noch aus.
Der Abschied war sehr herzig, es gab sogar ein Küsschen und komm
bald wieder, so sagten sie beim Winken. Gerne doch. Samstag, 13. 5. 2023 Ausschlaftag, es stand zwar allerhand auf meiner ToDo-Liste, aber die Lust verließ mich schon morgens im Bett. Kann passieren, so redete ich mir gut zu, machte eine neue Liste, viel kürzer als die erste, und warf schnell alles über den Haufen. Gestern hatte ich in der Zeitung vom Markt der Möglichkeiten gelesen, der findet alle Jahre in Tübingen, an der Jakobuskirche statt. Ein Anlass, meine Wanderung mal bei Tageslicht zu machen. Um den Mittag rum lief ich los, über die Felder durchs Neckartal. Mir begegneten die ersten Esparsetten, der Bocksbart, viele Stare. Wenn die auffliegen aus der Wiese, ist das völlig überraschend, man sieht sie vorher nicht im Gras. Die Schar steigt auf, dreht ein paar wundervolle Kurven, also Schwarmkurven, wo alle zu wissen scheinen, wo es lang geht, beim Landen verschwinden sie wieder vollständig. Man kann sie noch hören. Auf einem sehr grünen Feld saßen Massen von Graugänsen, rupfend, ob da noch viel wächst, wenn sie durch sind? Paar Schwäne waren mit da, auch Nilgänse, sogar drei Störche. Am Markt gab es allerhand zu schauen, so richtig gefallen hat mir gar nix, haufenweise Wohnkitsch und unnützes Zeug. Einer Korbflechterin hab ich eine Weile zugesehen, das ist erstaunlich, was für regelmäßige Formen und Geflechte aus dem gewachsenen Material entstehen. Ein Inder hatte gekocht, mir hats richtig geschmeckt. Für den Rückweg hatte ich offengelassen, ob ich wieder laufe oder mit dem Zug fahre. Beim Loslaufen bin ich irgendwann abgebogen, die Füße hatten es entschieden. Kurz später traf ich einen jungen Mann, den ich seit vielen Jahren kenne, erst vom Sport, jetzt studiert er schon lang auswärts. Wir erzählen uns bei den drei Begenungen pro Jahr, wie es grad läuft, heut war sein Bericht der interessantere. Bachelor fertig, bisschen arbeiten zum Geldverdienen, Reisepläne nach Süd- und Osteuropa, dann den Master. Alles ingebettet in einen jugendfrischen Optimismus, der glatt ansteckend ist und gute Laune macht. 10 Minuten weiter am Cali-Park unter der Brücke wieder jemand zum kurz Schwätzen, der Einzige, den ich kenne, der trotz nicht mehr ganz jugendlichem Alter probiert, beim Calisthenicstraining was hinzukriegen. Nach insgesamt 24 km war ich zu Hause, ich brauchte 4:45 Stunden dafür, da waren die Schwätzpausen und das Bildermachen mit drin. Hier gabs eine dicke Suppe, die Schreibzeit, ein bisschen Musik von Nina Simone, so bin ich´s zufrieden. Montag, 16. 5. 2023 Der gestrige Sonntag verging ganz lustgesteuert. Lust hatte ich auf einen Kuchen, es entstand ein Käsekuchen mit vielen Rosinen. Beim Sport war ich, es war ganz wenig Betrieb, als wäre ich in einer Bubble, so ganz ungestört und ungehindert, keine Hobbysportler unterwegs, die unbedingt grad jetzt auf das eine Gerät müssen, welches ich belege, obwohl drumrum alles frei ist. Abends blinkerte die Sonne durch schöne Wolken, mir war nach einer Wanderrunde. Ich bin über die Felder am Rand des Rammertwaldes nach Bühl zum Bücherschrank, natürlich musste ich was heimtragen. Warum ich immer wieder, ich hab so viel Lesestoff rumliegen, ist ein bisschen komisch. Ich denke, es ist noch ein Jäger- und Sammlerverhalten aus DDR-Tagen, wie der Dialekt, an dem man hören kann, woher ich komme, es lässt sich nicht ablegen. Da gestehe ich mir zu, etwas seltsam zu sein, denke, damit richte ich keinen Schaden an. Vielleicht ist es auch eine Art Wette auf die Zukunft, die so weit reichen muss, bis alles ausgelesen ist. Dazu kommt, das Draußensein, fast egal, bei welchem Wetter, gefällt mir, genau so wie das SichFortBewegen aus eigenes Kraft. Die Wege sind lang, in der Zeit wird der Kopf frei, es gibt immerzu was zu sehen, jede Blüte, auch ein Grashalm macht mir den Genuss, die Vollkommenheit zu bewundern. Ein paar Bilder:
Ein Acker-Wachtelweizen
Die Französische Tamariske
Ein Kiefernaustrieb
Der Bergahorn blüht in Trauben.
Tulpe, franzig, schön fotografiert.
Die Blüten der Berberitze sind sehr klein, weniger als ein Zentimater groß, unter den Blättern versteckt. Im Herbst gibt das rote Beeren.
Heimzu die Sicht auf Rottenburg.
Aus dem sonnigen Teil des Weges noch ein paar Fundstücke: Der Spitwegerich
Bei Gräsern kann ich meist nur sagen, Gras.
Dafür ist es bei der Pusteblume klar, der Löwenzahn.
Beim Sport war ich, halt wie immer.
Mittwoch, 17. 5. 2023
Gestern hatte mein Sohn Geburtstag, er ist schon lang ein Großer und
kümmert sich um seine Kinder. Es war mir eine große Freude, ihn
anzurufen, ihm zu gratulieren und ihm von ganzem Herzen zu wünschen,
es soll alles so gut weiter gehen. Solcherart Geschichte kann man ja
erst durch Altern erleben, da nehm ich´s doch gern in Kauf. Freitag, 19. 5. 2023 Die üblichen Verläufe, Lesen, alle Tage Sport, am Haushalt ruckeln, der Höhepunkt war eindeutig die Abendwanderung gestern. Ich wollte ins Weggental gehen und schauen, ob ich die Orchideen finde, ob sie überhaupt blühen. Durch die Stadt, in der milden schönen Abendluft, erst am Neckar, da gab es deutlich gewachsene Gänseküken, bin ich am Bücherschrank ran, musste natürlich was in den Rucksack packen. Im Weggental strotzt alles vor Frühlingsgelüsten, es blüht und wächst, das ist, obwohl es mich nicht überrascht und ich es schon so oft erlebte, jedesmal überwältigend. In der Höhe der Kirche musste ich in den Berg rein, ein steile Stiege hoch, da ist ein Stück offen gelassenes Grasland und da waren sie alle. Das weiße Waldvögelchen, die Bocksriemenzunge und das Helmknabenkraut.
Zu Hause rührte ich mir dieses Teil zurecht, Mandarinenschmandkuchen, den ließ ich mir heute schmecken.
Die freien Zeitlücken sind so weggegangen beim Rumprobieren mit dem neuen Handy. Immerwieder fehlt mir noch da ein Passwort, dort werden kryptische Fragen nach Freigaben und Zugriffen gestellt. Die Bilder von heute sind vom neuen Handy, ich dachte an so eine schnelle Nebenherübertragung per Bluetooth, aber irgendwas tut nicht, so dass ich mein altes Kabel wieder benutzt habe. Ich könnte ja auch über Onedrive oder irgendwelche Clouds hin und her, aber da gefällt mir nicht richtig, dass ich nichts weiß vom Speicherort und den Zugriffen von was weiß ich. So ungefähr kommt man sich vielleicht vor als Analphabet, bissle was kriegt man raus, weil man es schon gesehen hat, und manches erschließt sich gar nicht. Und da soll ich mündiger Bürger und Kunde sein. Sonntag, 21. 5. 2023
Eine Ahnung von Sommer, im T-Shirt rausgehen, an kurze Hosen denken,
dazu überall der Blütenduft. Vom Lesen: Ein großartiger Thriller,
der Klappentext hat diesmal nicht zu viel versprochen. Dabei geht es
nicht um die Morde, falls es welche waren, sondern darum, ob der in
Frage kommende Täter es war, ob es zu beweisen ist. Und in der
Hauptsache werden einige Lebenswege mit all den sozialen
Verflechtungen und Kompliziertheiten aufgezeigt, so spannend, man
möchte immer weiter lesen. Ein bisschen erinnert es an die Romane
vom Inslebengeworfensein von Philip Roth. Der Autor ist Scott Turow,
sein Buch heißt "Der letzte Beweis", erschienen ist es 2009. Ich
habe gerade die Hälfte und bin sehr angetan.
Montag, 22. 5. 2023
Die Bilder, gestern angekündigt, heut geliefert:
Das erste Fundstück, der Echte Beinwell, fehlt in keinem Klostergarten.
Das Gewimperte Kreuzlabkraut hingegen wächst mehr am Wegrand, eigentlich völlig unbeachtet.
Die Kastanie, wenn sie blüht, ist überzeugend aus der Ferne, aber nah dran betört sie richtig.
Erster Blick auf Niedernau von der Eisernen Brücke aus, was wohn ich in schöner Gegend.
Im Kurpark Niedernau überschritt ich dies Bächle, von der Steinbrücke könnte ich Bilder aus allen Richtungen machen, immer weiter Bilder.
Noch zwei Bilder von menschüberformter Landschaft, man muss sehr weit weg aus dieser Gegend, um ürsprüngliche Flecken sehen zu können, hier ist jeder Fleck gestaltet.
Heut war der erste Arbeitstag, Spätschicht. Vormittags schaffte ich es ins Studio, gerade so durch ein reduziertes Programm, für das Dehnen blieben nur 10 Minuten, alles unvollständig. Im Geschäft musste ich erst rätseln, wo ich arbeiten soll. Ein Kollege hatte sich krank gemeldet, da war es dann klar. In der Sonderreihe. Wir hatte viel zu tun, aber es lief gut, nur gehörig warm war es zwischen den Maschinen. Die Zeit verging schnell. Schon finde ich mich hier vorm Bildschirm, Bette Middler und jetzt Stevie Wonder machen Musik, gut. Dienstag, 23. 5. 2023
Zweiter Spätschichttag, rechtzeitig aus dem Bett gefunden, die Zeit
hat für den Sport gereicht. Es war der weltgewandteste Volleyballer
Rottenburgs da, ein Profi, der als Zuspieler glänzt, in Deutschland
eine Mannschaft zum Meistergewinn führte, nach und wegen Corona in
die Welt zog, in Italien in der obersten Liga spielte. Wo er jetzt
ist, weiß ich gar nicht, in seinem Heimaturlaub trainiert er in
unserem Studio. Die akkurate Ausführung und auch die Gerichtetheit
des Trainings erinnerte mich an die Zeit, als eine ganze Mannschaft
von Bundesligavolleyballern hier zu Gange war, ich hab mir da
allerhand abgeschaut. Wenn ich wieder auf ihn treffe, muss ich noch
fragen, wo er grad spielt, heut war keine Gelegenheit. Dann der
übliche Ablauf, schnell was futtern, Beeren aus dem Frost,
Haferflocken und Quark, was leb ich manchmal gesund, zum Bus, Schlaf
nachholen, Arbeit in der Sonderreihe, mein Kollege musste was
Aufwendiges programmieren, so dass ich die halbe Schicht mit den
Anlagen allein war. Es gab von der Firma aus eine
Produktvorstellung, richtig mit Video und Werkzeug zum Anfassen und
zwei Vorführmenschen, viele von uns waren nicht da. Die
vorgestellten Werkzeuge sahen auf den ersten Blick nicht sonderlich
neu aus, aus der Vorführung erschloss sich das Neue auch nicht. Ich
hab nachgefragt und rausbekommen, dass es tatsächlich an allen
Grundformen kleine und wirksame Verbesserungen gab, die aber nicht
konkret erwähnt wurden. Ich habe drauf hingewiesen, dass wir als
Mitarbeiter so uninformiert keine rechte Identifizierung, keinen
Stolz auf unser Produkt entwickeln, wenn wir es nicht verstehen,
nicht, weil wir zu dumm sind, sondern weil die Infos nicht bei uns
ankommen. Merkwürdig. Ich wäre, glaub ich, in der Lage, ein Video zu
einem x-beliebigen Werkzeug zu liefern, wo der konkrete Vorteil, die
Verbesserung zum Vorgänger zu sehen, nachzuvollziehen wäre. So
sprach ich zur Kollegin Vorführerin, es war nicht formuliert wie
eine Aufforderung, aber der Hinweis war wohl zu verstehen. Sonntag, 28. 5. 2023 Ein herrliches Gefühl am Freitag abend, Arbeit ist fertig, Aussicht auf ein langes Wochenende, der Pfingstmontag macht alles noch besser. Die Aussicht auf Sommerwetter kommt dazu. Zumal ich wohlweislich den Einkauf schon am Donnerstag erledigt hatte, da war es schon sehr voll, aber am Samstag, das wollte ich mir nicht antun. So war mein Plan für die Tage recht überschaubar, davon hab ich nur das Nötigste gemacht, weil ich andere Gelüste hatte. Beide Tage war ich lang im Gym, konnte ganz in Ruhe den Klimmzugtag abarbeiten, heute war es das Beintraining. Wenn kein Zeitdruck da ist, komme ich ganz schön weit. Vieles konnte ich draußen machen, unser Studio ist da wirklich großartig. Die Sauna hab ich mir geschenkt, sonst wäre es noch länger gegangen. Jeweils am frühen Abend bin ich auf Wanderschaft gegangen, zwei ganz verschiedene Touren. Gestern vom Neckartal ins Ammertal über die Dörfer Wurmlingen, Pfäffingen, Poltringen, Oberndorf, Wendelsheim, gab 18,2 km in 3:45 Stunden. Unterwegs schien mir die Aufgabe zu erwachsen, schöne Bilder einzusammeln. Ein paar mach ich mal hier rein, diesmal war es die Grasblüte und die Abendsonne. Was ich nicht zeige, ein Feld mit zehn Störchen, da war ich zu weit weg, man sieht nicht viel. Und die tausend anderen schönen Bilder.
Heut auf der Tour, es ging hoch in den Rammert, an der Dünnbachhütte vorbei die Waldstraße bis zum Sulzsträßle, da runter, über die Felder nach Bühl, am Bücherschrank kurzer Halt, 3 Harry-Potter-Bücher mussten mit, ich kenne die, aber es ist über 20 Jahre her, ich will mal wissen, wie die heut auf mich wirken, damals fand ich sie großartig, wir haben sie in Familie gelesen und uns fast gestritten, wer dran ist. Mit diesen Teilen heim, 17,2 km in 3:06 Stunden, heut gab es nicht so viel zu fotografieren. Nur zwei Bilder:
Das Geißblatt fand ich mitten im Wald, obwohl das nicht die einheimische Wildform ist.
Bevor ich heut aufbrach, hatte ich mir noch einen Kuchen angesetzt, wieder daheim und richtig ausgehungert, so stellte ich mir das schon unterwegs vor, schneid ich ihn an. Er war noch ein bisschen warm, hat mich doch erfreut.
Samstag, 3. 6. 2023
Das Buch ist wirklich gut, es beschreibt die Verformungen, die
sittliche Zerstörung der Menschen in einer Diktatur, bzw. in einem
Machtgefälle. Die Macht verformt nicht nur die Beherrschten, auch
der Machthaber kommt zu Schaden. Ich bin immer noch nicht durch, ein
Drittel fehlt noch, in der vergangenen Frühschichtwoche ist das
Viellesen nicht möglich gewesen. Immerhin war ich dreimal zum
Towerkurs im Sportpark, wir hatten jedesmal ein völlig anderes
Programm. Am Freitag sollten wir nach jeder Station eine kleine
Runde laufen, das ist sofort interessant, weil die Belastung eine
ganz andere ist. Die einzelne Übung ist anstrengend, manchmal
pulstreibend, dann ging es sofort ohne Pause auf die Strecke, der
Puls blieb oben. Danach hab ich mir nur noch die Sauna gegönnt.
Sonntag, 4. 6. 2023 Das war wirklich ein Sonnentag. Ich will gar nicht viel texten, reich erst mal die Bilder von gestern nach. Das fängt mit dem Kuchen an.
Im Foto sieht der ganz schön schwarz aus, ist er gar nicht, dafür ist er so lecker, hat schon gewaltig abgenommen.
Die Bilder von der Tour gestern, ich bin unterwegs und muss dauernd das Handy rausnehmen, weil mich die Bilder anfallen. Ich kann sozusagen nichts dafür, dass es hier so bildlastig zugeht.
Ein Fundstück in Hailfingen, ein rotblättriger Holunder.
Weiter über die Felder, Weizen blühend.
Weite Landschaft, macht Spaß, hier durchzulaufen.
Der Vorteil, wenn man in den Abend reinläuft ...
Gegenüber sah es so aus.
Die Weggentalkirche und der Mond, danach wurde es heimwärts schnell ganz dunkel. Heut konnte ich feiern, dass ich nicht, wie meine Kollegen, zur Nachtschicht muss, wegen dem Feiertag am Donnerstag sollte ich auch heut anfangen. Da ich aber, seit ich aus dem Wochenende gekickt wurde, aus lauter Prinzip nicht mehr am Sonntag auf Arbeit erscheinen werde, und die Firma hintenraus Schließtage setzt, um den Feiertag nicht bezahlen zu müssen, blieben zwei Nächte, wegen denen ich den Rhythmus hätte wechseln müssen. Da ich genug Gleitzeitstunden habe, fragte ich, ob ich komplett wegbleiben kann. Ja, und das werde ich die Woche genießen. Fing also heut an, mittags war ich im Studio, lustig war, so ein Jungspund hat mich getriezt. So kam es, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben die 80 kg beim Bankdrücken auf der Stange hatte, und ich hab sie bewältigt. Nach dem Dehnen, nach der Sauna ging ich zufrieden da raus. Zu Hause gab es den Shake, was zu futtern, Lesezeit, dann wollte ich nicht drinsitzen, bin also wieder auf Wanderschaft. Gestartet mit einem Kaffee auf der Hand, hoch zum Schadenweiler, den Eselsweg ganz hoch zum Überzwercher Weg, da in Richtung Kiebingen durch die Streuobstwiesen, über den Neckar nach Wurmlingen und wieder heim, gab knapp 18 km in 3:32 Stunden. Eine schöne Tour, vergoldet von der Abendsonne, ich kam mir vor wie ein Bilderfinder, auch wie ein Schwärmer, die Welt ist ziemlich schön. Ich weiß schon, dass das nicht alles ist, dass da was fehlt, der Krieg kommt nicht vor, der Zustand der Umwelt, der Gesellschaft bleibt ausgeblendet. Das ist mir bewusst. Ich mach die Bilder vielleicht auch, weil ich zeigen kann, was wir in Gefahr sind, zu verlieren. ( Bei einem Gespräch auf Arbeit mit Kollegen fragte einer tatsächlich, ob wir die Vögel, die Insekten brauchen. Was wäre so schlimm dran, wenn es keine Vögel gäbe, sprach er.) Die Bilder:
Der rotblättrige Perückenstrauch.
Im Wald war eher nichts los, die Mücken kamen, aber dann ...
Überall in der Gegend stößt man auf diese Wegkreuze, die auch gepflegt werden, hier wird regelmäßig gemäht.
In einem Kiebinger Vorgarten
Wundervolle Staubfäden, was Gras so alles kann.
Die Wurmlinger Kapelle
Es sind ja viel mehr Bilder entstanden, Variationen dieser hier
gezeigten und Baumwiesen mit dem flachen Sonnenlicht und Feldränder,
die Kornkanten, das kommt weiter oben schon vor. Wenn ich mich nicht
zusammenreißen würde, so sehr ich kann, wäre hier eine endlose
Bilderflut.
Montag, 5. 6. 2023 Vom Lesen: In einer Orgie von Gewalt und Unrecht und Verbrechen steuert das Buch "Das Fest des Ziegenbocks" auf sein Ende zu, nimmt die Geschichte vom Ende der Diktatur 1961 auf in eine großartige Erzählung von persönlichen Schicksalen und Lebenswegen. Der eindrucksvollste Handlungsstrang schildert die Entzweiung einer Tochter von ihrem Vater, der als Minister des Diktators in Ungnade gefallen war und das Mädchen dem Schänder hingibt in der Hoffnung auf die Wiedereinsetzung in seine Befugnisse. Das Mädchen kann sich ins Exil retten, kommt nach 50 Jahren das erste Mal zurück und versucht ihrer Familie zu erklären, warum sie aus der Ferne nicht einen Brief des Vaters beantwortete, und warum in Folge dieser Ereignisse ein verkorkstes Leben steht. Mit einer Cousine endet es im Verstehen, das ist das kleine versöhnliche Ende dieses großen Romans, der alle Beteiligten aus dem Vergessen der Geschichte entreißt.
Ein Tag später:
Mittwoch, 7. 6. 2023
Gestern war der Höhepunkt ein Ausstellungsbesuch, ich war verabredet
mit meiner Kirchheimer Kunstfreundin, wir schaffren es mittlerweile
wegen unserer Enkelbesuche immer seltener, so was zu unternehmen.
Jedenfalls trafen wir uns in der Tübinger Kunsthalle zu Daniel
Richter. Ich kenne ihn schon lange, finde seine Verwurzelung in der
Hamburger Graffiti- und Punkszene interessant, den Weg von da in die
Mitte der aktuellen Kunst beeindruckend. Er wird von Museen
vorgezeigt, gut bezahlt vom Markt und kann sich dadurch sehr frei
entwickeln, und das tut er auch. In der Ausstellung waren drei
Werkblöcke gehängt, im 10-Jahresabstand kann man die Veränderung gut
nachvollziehen. In den 0er Jahren malt er großformatige sehr
gekonnte Allovers, bezeichnet es als Reaktion auf die neu
entstehende mediale Vielfalt. Die 10er Jahre greift er zitierend in
die Kunstgeschichte und stellt so aktuelle gesellschaftliche
Brennpunkte dar. Außerdem greift er die Wärmebildkameraästhetik auf
und verfremdet so z. B. Zeitungsfotos riesenformatig. Seine
aktuellen Arbeiten gehen aus von Fotografien der Versehrten aus dem
ersten Weltkrieg, da gibt es Zeichnungen davon, die sehr an Grosz
und Dix erinnern, damit macht er abstrahierte Darstellungen, auf
denen Bedrängnis und Handicap lesbar bleiben, trotzdem entstehen
moderne und sehr ästhetische, geradezu schöne Bilder und er
entwickelt eine Bildsprache, die wie das Ergebnis einer langen
konzentrierten Wegsuche ausschauen. Großartig. Die Ausstellung geht
noch bis zum 3. Oktober, geht hin, es lohnt sich.
Freitag, 9. 6. 2023 Ein Bildbeispiel zu Richter, ich weiß gar nicht, ob ich es darf, immerhin ist es selbst fotografiert, und dies war erlaubt, fand vor den Augen der Aufsicht statt. Es ist eins der neuen Bilder.
Zum Lesen: Bei einem der Gänge zu einem der Bücherschränke fielen mir drei Bände aus der Harry-Potter-Reihe in die Hände. Das erste hab ich gelesen, brauchte nur drei Tage dafür und es war eine köstliche, sehr unterhaltsame Lektüre. Das Buch ist vor 25 Jahren rausgekommen, damals haben wir es in Familie gelesen, auch vorgelesen und ich hatte es in guter Erinnerung. Und ich hatte noch mal Lust drauf, manche Bücher kann man auch mehrmals lesen. Mir kam sicher das Lachen an den selben Stellen, ich finde den Humor ziemlich großartig. Beispiel: Bei der Begegnung der flüchtigen Muggelfamilie mit Hagrid verlässt den sonst so autoritären Vater das Artikulationsvermögen, lautmalerisch sagt er dann was wie Mimpelwimpel. Ich hab keine Ahnung, wie es im englischen Original aussieht, aber mich hat das so erreicht, dass ich vor Lachen eine Lesepause einlegen musste. Es gab viele solche Unterbrechungen. Und ich muss sogar, wenn ich´s hier hinschreibe, lachen.
Eine Geschichte war beim Lesen etwas nervig, und zwar die
Selbstzensur durch die woken Kulturbestrebungen. Ein Beispiel waren
die Festmahle in der Zauberschule. Es gab jede Menge Fleisch und
Würschtle und Buletten, und da fällt mir doch tatsächlich ein, dass
man das heut wohl anders beschreiben würde, mehr so mit
Artischocken und Linsen. Dass ich so indoktriniert von diesem Mist
bin, obwohl ich da nicht mit will, nicht bei der Genderrede und
nicht bei den neuartigen Diversitätsbegriffen, hatte ich nicht
erwartet. Es stört mich nicht die Inhaltlichkeit, sondern die Art
des Einpflegens per Vorgabe von oben, und ich erlebe mich beim
Zuhören von solchen Beiträgen im Rundfunk, dass ich widerständig aus
der inhaltlichen Aufnahme aussteige, weil ich mich an verhunzter
Sprache reibe.
Über die Felder weiter Richtung Wurmlingen, das Korn steht schon hoch.
Auf der eine Seite ging die Sonne unter, nach der anderen Richtung sieht es nüchterner aus.
Von der Kiebinger Neckarbrücke ins Dunkle hineinfotografiert, der
Himmel war wesentlich heller als die Bäume, und er spiegelte auf der
Wasseroberfläche. Am Ende war ich genau zwei Stunden unterwegs,
hatte 11 km weggelaufen.
Sonntag, 11. 6. 2023
Ich hab mir in den letzten zwei Tagen schon was auf die Zettel
geschrieben, was ich erledigen sollte. Da gibt es Dinge, die müssen
gemacht werden, sonst geht es daneben. Blumen gießen, bisschen an
mir rumpflegen, und dann standen ein paar Punkte da, die hab ich in
mir vertrauter Weise geschoben. Denn ich hatte keine Zeit. Das
erschließt sich sofort, wenn ich erzähl, was sonst passierte. Klar,
beim Sport war ich an beiden Tagen, hab in aller Ruhe den
Trainingsplan erfüllt, das Dehnen und die Sauna angehängt, so gehen
3, eher 4 Stunden rum. Anschließend kümmerte ich mich um die
Ernährung, erst gab es Mittagessen, dann musste der Kuchen reduziert
werden, es gab Kaffee, Lesezeit dazu. Das Buch liest sich gut.
Die Zaunrübe, alle Jahre schlängelt sie sich überzeugend in die Höhe.
Das ist der Langgriffelige Rosenwaldmeister
Gelber Steinklee
Bei der Überquerung der Autobahn per Radwegbrücke gefunden.
In Zeiten des abnehmenden Lichtes, da kann ich dann aufhören zu fotografieren, komme tatsächlich schneller vorwärts. Zu allen diesen Bildern gibt es Varianten, da hab ich schon aussortiert. Außerdem gibt es viel mehr Motive, die hier nicht erscheinen, weil ich glaube, dass es so schon maßlos zugeht. Nun gut, es scrollt sich so weg.
Montag, 12. 6. 2023
Spätschichtwoche, vormittags hab ich den Sport untergekriegt, Beine
trainiert und schnell aufgehört, es war mir zu warm. Noch ein
bisschen Bauch, draußen an den Ringen, eine neue Übung. Sollte das
jetzt abends schon der Muskelkater davon sein?
Samstag, 17. 6. 2023
Bin grad von der Abendwanderrunde zurückgekommen, diesmal war es
eine andere Gegend, sehr zersiedelt, ich hab unterwegs fast kein
Bild gemacht. Lediglich einige botanische Rätsel, mit Hilfe von
Google-Lens bekommt man die meisten gelöst. Ich bin mit dem Zug nach
Tübingen gefahren, musste mich durch die Stadt in Feierlaune wühlen,
weil ich über Unterjesingen heimwollte. Der Weg an der Tübinger
Ammer entlang ist interessant, neue Wohnquartiere, dann alte
Industriebrachen, bis es raus auf die Felder geht. Eine Bisamratte
gab ihre Vorstellung in einem kleinen Wassergraben, sie wollte aber
nicht warten, bis ich das Handy zum Filmen draußen hatte, so schreib
ich das hier hin, glaubt es oder eben nicht. Einige ganz
verschiedene Dickblattgewächse, weiß und gelb blühend, fand ich, die
sind so genügsam, dass sie auf den Asphalt des Radweges kriechen,
auch die Färberkamille stand da und gefiel mir. Sonst keine Bilder.
Nach 13 km war ich wieder hier. Mittwoch, 21. 6. 2023
Seit dem Sonntag bin ich wieder mal in Bad Reichenhall zu Besuch bei
der Familie meines Sohnes. Ich bin ziemlich ausgelastet, dadurch kam
noch kein Bericht zu Stande. Der Verlauf ist ganz der übliche, ich
spiele so viel, wie es geht, mit den Kindern. Ich finde es spannend,
wie sich viele Kompliziertheiten der Großen einfach auswachsen, es
gibt schon noch paar, und manchmal entstehen neue, trotzdem kann man
oft wunderbare Absprachen treffen, neulich hat mir der Hannes
beschrieben, was Geduld ist. Eva benutzt das Wort Kompromiss, wenn
sie durch Verhandeln noch was rausschlagen kann. Der kleine Paul
fremdelt nicht mehr, allerdings hat er infolge einer Impfung
mancherlei Wehleidigkeit, da muss dann Mama oder Papa ran. Das
Abendritual empfinde ich im Vergleich zu früher völlig einfach und
gelungen, die Großen dürfen sich ein Buch raussuchen, damit wird
erzählt und schon kehrt Ruhe ein. Beim Spazierengehen waren wir mal
im Kurpark und haben das Wassertreten ausprobiert, da reicht die
Größe noch nicht ganz, aber auf den drei Stufen kann man sich auch
die Füße kühlen, bis sie eisekalt sind. Bei der Hitze war das genau
richtig. Heut war der Höhepunkt der Bau eines Turmhauses, Hannes war
mit dem Papa unterwegs, so war ich mit Eva beschäftigt. Nachdem wir
ein bisschen planlos dies und das gebaut hatten, entwickelte sich
ein hohes Teil, erst war es dickes Dach, dann hoher Turm mit
Fenstern, irgendwann musste Eva auf dem Kinderstuhl stehen, damit
sie oben ran kam, da entstand das Ziel, alle Steine zu verbauen. Das
haben wir geschafft, es waren ca 435 Legosteine verschiedener
Formate, ich sollte sie beim Abbauen zählen, musste in anderthalb
Meter Höhe damit anfangen. Mit den Bällen spielen wir, es entstehen
sehr ungeregelte Abläufe, oft stürmt Paul dazwischen und greift
sich, was er kriegen kann. Da der Bursche sehr freundlich ist, gibt
es da wenig Streit, die Großen gehen wirklich achtsam mit dem
kleinen Krabbler um.
Sonntag, 25. 6. 2023 Es gibt allerhand nachzutragen, meine Schreiberseele findet nicht immer das Zeitfenster, selbst, wenn es da wäre, ist es nicht automatisch greifbar. Die Bilder warten schon einige Tage, Wochen, endlich hier erscheinen zu dürfen. Den Anfang machen ein paar Bilder aus meinem Busfahrlebensabschnitt, immerhin ist das an Arbeitstagen zweimal eine reichliche Stunde. Da schlaf ich oft, wenn es denn geht, wenn nicht lese ich auf dem Handy Tagespolitik, und wenn ich dann mal aufsehe, aus dem Fenster schaue auf die Strecke, die ich sehr genau kenn, überraschen mich immer wieder die Verhältnisse , so dass ich nicht anders kann, als umzuschalten auf die Kamera.
Nach der Spätschicht, solange Restlicht da ist, so Viertel vor zehn, sag ich doch, dass der Sommer ähnlich schön ist, wie das Frühjahr. Vom Lesen: Durch den Schirrmacher hab ich mich ein wenig durchgequält, in der Hauptsache bleibt die Erkenntnis, wie schnell ein Sachbuch veralten kann. Er beschreibt 2006 als Hauptursache die Wirkung von Rollenbildern aus dem Fernsehen, die dazu führt, dass sich junge Frauen in großer Zahl dem Kinderbekommen verweigern. Er versucht die Folgen zu beschreiben, dass Kinder kaum noch gleichaltrige Verwandte haben, dass Völker vergreisen, das ist nicht nur bei uns so. Aber er hat den Umgang mit den neuen Medien, die gab es damals zumindest ansatzweise, gar nicht beachtet, die Vielfalt an möglichen Lebensentwürfen hat sich seit der Jahrtausendwende verhundertfacht, außerdem kommt kaum vor, dass seit 1990 jungen Menschen Europa und große Teile der ganzen Welt offenstehen, und das erleichtert die Entscheidung für ein Ding wie Familie gar nicht. Dazu kommen längere Bildungswege, vielfach wird unterwegs das Pferd gewechselt, von vorn begonnen, auch das begrenzt schlicht und einfach das biologische Zeitfenster. Schirrmacher war ein hochgelobter und meinungsstarker Publizist, bis er zeitig und überraschend starb. Deswegen wollte ich mal nachlesen, heute hilft er mir nicht recht weiter, da kam ich zu spät
Ein paar Bilder von meinen Wanderschaften, die fallen so an, hier einiges aus dem Bayrischen.
Weiße Fetthenne, auch Weißer Mauerpfeffer, unter voller Sonne wird er so rot, kriecht sich ausbreitend auch auf den Asphalt des Radweges und kommt in dieser Hitze klar.
Gemeine Nachtkerze, schön wie von einem begabten Designer gemacht.
Türkenbundlilie, unverhofft mitten im Wald, nicht vom Gärtner ausgesetzt, es ist eine heimische Wildpflanze.
Das Rote Waldvögelchen, eine heimische Orchidee, die Variante in weiß gibt es hier in der Region, z. B. im Rammert und auf dem Spitzberg. Vom Lesen: Ein Buch angefangen und wegen penetranter Langatmigkeit und nerviger Wiederholungen und fast zum Stillstand kommenden Erzählfortganges abgebrochen, auch weil die Mittel der Verlangsamung so durchschaubar sind, dass sie mich gepeinigt haben. Der Klappentext, der mich anfunkte, raunt vom vielleicht besten Buch der letzten Jahre in Deutschland, an der Aussage ist vielleicht richtig.
Gleich das nächste Teil gegriffen, ist nicht so stark wie die anderen von Schätzing, auch bisschen langatmig, zumindest kommt die Geschichte vom Fleck und baut eine gewisse Spannung auf. Würde es nach 150 Seiten unter gelungene Unterhaltung zählen, es sind elegante Erzählsequenzen da, aber eben auch haufenweise irgendwelche Klischees und Auffüller.
Als ich wieder zu Hause ankam, fand ich die Ceropegia blühend vor. Die deutsche Bezeichnung lautet stimmig Leuchterblume.
Jetzt eine Bilderreihe von meinem gestrigen Gang, ich wollte dem Neckarfest, eigentlich dem Andröhnen von mindestens sieben Musikquellen mal für zwei Stunden entgehen.
Der Gewöhnliche Trompetenbaum, heimisch in Amerika, hier als Zierbaum genutzt, hat schöne Blüten, wird von Insekten besucht und macht so lange Bohnenfrüchte aus seinen Blüten, die hängen oft noch vom Vorjahr.
Die Eselswolfsmilch mit ihren seltsamen Blüten, durchaus ein eigenes Modell.
Man könnte sagen, ist ja falsch rum, das wäre aber falsch. Eine Sicht von der Kiebinger Brücke auf den Neckar.
Der Blaue Natternkopf, als er benannt wurde, muss die Natter schon ihren Namen gehabt haben.
Sommergras, in zwei Varianten.
Ein verwirrter Lauch am Wegesrand.
Mitten in Bühl der wilde Wein.
Kurz vorm Ziel dieser Blick, nach 10 km war ich´s zufrieden. Zumal der Bücherschrank in Bühl mir was in den Rucksack gesteckt hat.
Um den Mittag rum bin ich eine Runde über das Neckarfest
scharwenzelt, den Flohmarkt wollte ich mir ansehen, hab unterwegs
allerdings festgestellt, dass ich gar nichts brauche. So schaute ich
mir die Trödelei ganz geruhsam durch, bekam sogar was zu futtern
zwischenrein und bin noch zu einer der Bühnen gegangen, da lief
Musik. Eine Altherrengruppe spielte rockiges Bekanntes nach, so aus
den Achtzigern. Das sieht schon ein wenig putzig aus, wenn dicklige
Grauköpfe die Gebärden der damals jungen Musiker nachmachen, sie
waren musikalisch sehr sattelfest und stimmlich gut, wenn man sie
nicht gesehen hätte, hätte man sie wohl dreißig Jahre jünger
geschätzt. Zumindest war das mein gehörter Eindruck, als ich da war,
stellte sich heraus, die Band, auch das Publikum, alles mein reifes
Alter. Die Sonne war gnadenlos, so bin ich nach meiner Runde
abgedreht nach Hause, ich wollte sowieso noch zum Sport gehen. Dort
war Brusttag, ich hab mich mit der Unterstützung, auch dem Antrieb
eines Jungspundes wieder mit schweren Gewichten gemüht. Hinterher
gehe ich stolz heim.
Donnerstag, 29. 6. 2023
Auf Arbeit, es ist Nachtschichtwoche, bin ich in der Sonderreihe,
wir haben richtig viel zu tun. Die Personalsituation ist durch eine
Schulung von vier Kollegen, die sind die ganze Woche weg,
angespannt. Zudem geht der Bestand etwas zurück, so dass nicht viel
als Fogeauftrag schnell gestartet werden kann, das meiste muss
aufwendig umgerüstet werden. Die Gerüchteküche schwirrt mal wieder,
es wird von Kurzarbeit gemunkelt. Nächste Woche ist eine
Betriebsversammlung, vielleicht wissen wir hinterher mehr.
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