Michael Oswald

 

 

 

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Neuer Versuch 4

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2023 im Mai

Montag, 1. 5. 2023

Es war ein langes Wochenende mit einem Feiertag als Zugabe. Ich habe es genossen und gebraucht für die Erholung und den Umstieg aus der Nachtschicht. Je weiter es geht mit dem Älterwerden, umso zäher verläuft das. Ich habe es genutzt, um stundenlang im Sportpark zuzubringen, bin in den drei Tagen ganz durch meinen Plan gerattert, Brust, Rücken, Beine, der Bauch ist immer dabei, und es hat überall für Muskelkater gereicht. Nicht richtig schmerzhaft, eher als Zeichen für gelungenes Training. Muss man das haben, stellt sich die Frage, wenn ich den Verfall aufhalten will, ist die Antwort ja. Außerdem gab es eine Prämie, ich benutze dieses Wort seit gewisser Zeit in diesem Zusammenhang, auf Arbeit brauche ich es nicht mehr. Da gab es in den ersten Jahren für gute Ergebnisse richtig Geld, das stecken heuer die Aktionäre mit ein. Ich hab mich mit einem Kuchen belohnt.

Nebenher sind in dieser Woche Bilder entstanden, die werde ich sprechen lassen. Am Sportpark auf einem bestimmten Wiesenfleck fand ich die ersten Austriebe von Weißem Waldvögelchen, es geht los mit der Orchideenzeit. Mein Sohn hat mir schon ein Bild vom erblühenden Zweiblatt geschickt, hier fängt es erst an.

Und am Neckarufer fand ich diese Idylle. Ich hatte die Nilgänse schon vom Fenster aus gesehen mit ihren sechs Küken, heut bin ich abends auf Wanderschaft und extra da ran gegangen, dichter haben sie mich nicht lassen wollen, und aufscheuchen wollte ich sie auch nicht.

Ich weiß schon, die sind hier nicht gern gesehen, weil sie einheimische Arten verdrängen. Aber wer soll glauben, dass sich das verhindern lassen soll, die kommende Klimaveränderung wird die Zuwanderung, Veränderung beschleunigen.
Nachzuliefern gibt es zum Thema lesen drei Titel, einer kam schon vor, die Bibliothek der Schatten, da würde ich, wenn man gute Unterhaltung mag, eine Leseempfehlung geben. Interessant wird es, wenn es um die Macht des Lesens, des Textes geht, da fabuliert der Autor, aber er macht es gut. Wo das Buch als Krimi oder Thriller auftritt, wird es vorhersehbarer, ich würd sagen, es stört nicht weiter, die Spannung kommt aber mehr vom gelesenen Wort.

Ein kluges Kinderbuch für Große, eine gut gemachte Erbauungsgeschichte, aus der Ferne winkt der kleine Prinz.

Richtige Literatur im nächsten Buch, man merkt es vom ersten Satz an. Ich bin erst 60 Seiten drin und schon erschüttert von geschilderten Schicksalen in der nachrevolutionären Sowjetunion, die erzählt werden, als wäre es das normalste der Welt, nach einem blöden Satz im Lager zu landen, oder auch wegen falscher Verwandter, Vorfahren, wegen falscher Schulbesuche usw.

Ich bin beim Aufräumen fast vergessner Schubladen auf alte Zeichnungen gestoßen, aus meinem vergangenem Künstlerleben, da muss ich mal drei Beispiele zeigen. Ich verstehe sofort, was mich damals, vor ca 14 Jahren bewegt hat, ich habe da genauso ausdauernd Zeichnung betrieben, wie ich heut Sport mache.

 

 

Zum guten Schluss für heut ein paar Bilder, die ich während der Heimfahrt nach der Nachtschicht gemacht habe, die laufen außer Konkurrenz, weil sie so seltsam schön sind.

 

 

 

Samstag, 6. 5. 2023

Eine Woche mit vier Spätschichten geht schnell rum, mein Programm war so, dass es erst heut wieder für eine Durchsage reicht. Drei Tage war ich in einer Reihe, wo ich als Bediener unterwegs bin, mein Kollege, der immer da ist, macht die Umstellarbeiten. Teilweise war es viel zu tun, manchmal sind ruhige Zeiten, wenn auf allen Anlagen große Aufträge schnurren. Den letzten Tag war ich in der Sonderreihe, prompt musste ich eine mir unbekannte Platte einrichten. Das hat sogar geklappt, der halbe Auftrag lief tadellos, dann hat die Kiste gespackt, Fehlermeldungen produziert und am Ende brachen Platten. Das war kurz vorm Feierabend, ich konnte das nur so übergeben, kein gutes Gefühl. Immer die Frage, hab ich was falsch gemacht, oder was nicht richtig gemacht, kann ich das überhaupt noch nach meinen vielen Fremdeinsätzen. Ich muss mich irgendwie über die Restzeit schaukeln, merke deutlich, bei Qualifizierungen oder Einarbeitungen bin ich schon aussortiert, komme nicht mehr in den Listen vor, denke, dann muss es so reichen. Anforderungen meiner Vorgesetzten mir gegenüber gibt es keine, meine Bereitschaft, hier und da und dort zu arbeiten scheint zu reichen. Ich hab allerdings, das ist mein Anteil, niemals reklamiert, will es noch recht belanglos fertigmachen, unter den Bedingungen ist mir der Ehrgeiz ein wenig verloren gegangen.
Nun kommt das Wochenende, mit der schönen Aussicht auf zwei freie Wochen, Gleitzeit und Urlaub. Gestern hab ich mir noch eine Impfung abgeholt, hoffend, dass es ohne große Nebenwirkungen klar geht, der Arm war etwas schwer, sonst ging es gut und ist am Abklingen. Ich hab meine Blümchen gegossen, meine Klamotten eingepackt und bin losgefahren nach Bad Reichenhall. Nach halbwegs durchgängiger Fahrt kam ich gut an, fand die ganze Familie draußen auf der Wiese spielend vor und wurde nett begrüßt, nur der kleine Paul war am Anfang bisschen zurückhaltend. Mit den Dreijährigen fing es gleich gut an, die haben jetzt auch eine Vorstellung, wenn es heißt, der Opa kommt zu Besuch. So konnten wir gleich loserzählen, miteinander Schabernack machen, und bei dem Gekicher wollte Paul auch mittun, da war es vorbei mit dem Fremdeln. Das Abendritual wird unkomplizierter, so hatten wir Großen noch Zeit miteinander zu reden, dann hab ich mein Quartier bezogen. Heut ließ ich das mit dem Sport ganz weg, wegen der Impfung, morgen werd ich sehen, ob es reicht für das Cleverfit.

Montag, 8. 5. 2023

Zwei wirklich volle Tage in bester Gesellschaft, den Kindern gelingt ständig irgendeine Überraschung, eine Drolligkeit, manchmal ein Anfall von Jähzorn. Wir waren viel draußen, spazieren, einmal sind wir am Skaterpark entlang, kein einziger Skater war da, so konnten die Kinder die Schrägen erklimmen und die Rampen irgendwie hochklettern oder sich hochklettern lassen mit viel Unterstützung und viel Gekicher. An der Saalach waren wir Steine schmeißen, am Ende waren die Socken ein bisschen nass, keine ganz einfache Situation. Auf dem Rückweg kamen wir an einem Fitness-Parcours lang, hängen, balancieren, klettern und wieder kichern. Mittagspause gab es auch, das war meine Lesezeit, heut sogar bei einem Bäcker. Mit Marillentopfen zum Kaffee, es fühlt sich an wie Urlaub. Das Buch, der russische Roman, ist vorzüglich, neben allem Elend in der Stalinzeit und danach werden auch die Unbotmäßigkeiten beschrieben, und da geht es richtig lustig zu. Es sind natürlich Menschen da mit verschiedenen außergewöhnlichen Fähigkeiten oder Begabungen, die ständig im genormten System anschrappern oder durchfallen oder eben im Lager verschwinden. 150 Seiten fehlen mir noch, für eine Empfehlung reicht es jetzt schon.
Abends war ich im Cleverfit. Heut ein Studio voller breitschultriger Kraftmenschen, es war viel los, da die meisten Geräte oft belegt waren, hab ich mein altes Caliprogramm an den freien Stangen durchgezogen. Sogar das Dehnen hat geklappt, erst war ich unschlüssig, ob ich mir das in dieser Umgebung trauen soll, aber das waren die einzigen freien Plätze, und es ging gut.

Freitag, 12. 5. 2023

In Bad Reichenhall ist mein Ablauf genau so fest gezurrt, wie er das daheim eben anders ist. Die Frage wäre zu stellen, ob das was mit mir zu tun hat, dass ich meine Tage so ausgestopft bekomme. Ich glaub schon, mit meiner Zwanghaftigkeit kann ich anscheinend nur volle Tage aushalten. Aber gut, ich will mich nicht beschweren, immerhin gehört zum Ablauf der Tage dort die Mittagspause, da war ich mal beim Bäcker, lesend und kuchenessend, oder hab tatsächlich Mittagsschlaf gehalten und gelesen. Mit den Kindern war es oft schön, wir haben wieder mit den Holzklötzern gebaut, die ersten Ballspiele probiert und Bücher angeschaut, vorgelesen, dabei erzählt. Abends, bevor ich zum Sport bin, musste ich die beiden Großen fast schon ritualmäßig wie ein Kran aus den Kinderstühlen heben, tucktucktuck nach oben, tucktuck zur Seite, tucktuck   tuck, da hat der Kran so seine Macke, wieder runter. Einmal spaßeshalber ausprobiert, muss es ab da wohl immer so sein, wenn ich dort bin. Die stressigen Momente gibt es auch, wenn Paul das Bauchweh hat, fängt er mit mir gar nichts an, muss zur Mama, wenn die Großen streiten wollen oder ihre Abläufe so unbedingt verfolgen, dass bei Abweichungen Theater entsteht, mindestens korrekt wiederholt werden muss, da sag ich mir, das wächst sich noch aus. Der Abschied war sehr herzig, es gab sogar ein Küsschen und komm bald wieder, so sagten sie beim Winken. Gerne doch.
Die Rückfahrt war diesmal langwierig, ich hatte den Eindruck, ich muss durch alle unfallgesperrten Autobahnbereiche durch, zwei Stunden bei Frasdorf, LKW umgekippt, halbe Stunde vor Rosenheim, Unfall, eine Stunde an München, zwei Unfälle, vor Augsburg nochmal Wartezeit, Feierabendverkehr an Stuttgart, bis Tübingen. Acht Stunden, das ist Rekord, da ist sogar die Bahn schneller. Ich war ganz lendenlahm, als ich zu Hause ankam, bin erstmal zu Fuß am Bäcker lang, einer hatte noch auf, abends dann in den Sportpark, um mir die Sitzerei wieder auszutreiben.
Vom Lesen: Das Ulitzkaja-Buch hab ich fertig, ein herrliches Stück Literatur. Unbedingt lesen!! Sie sollte dieser Tage einen Preis in Deutschland verliehen bekommen, ich glaub, den Erich Maria Remarque Friedenspreis, zusammen mit einem Ukrainer, der das aber ablehnt. Dabei hat sie einen makellosen Lebenslauf, gehört nicht zur Putin-Gefolgschaft, und lebt seit Ausbruch des Krieges in Berlin. Sie hat sich klar gegen den Krieg geäußert, trotzdem muss sie sich von einem halb so alten ukrainischen Zeichner zum Feind zählen lassen. Was soll nur werden aus solcher Welt?

Samstag, 13. 5. 2023

Ausschlaftag, es stand zwar allerhand auf meiner ToDo-Liste, aber die Lust verließ mich schon morgens im Bett. Kann passieren, so redete ich mir gut zu, machte eine neue Liste, viel kürzer als die erste, und warf schnell alles über den Haufen. Gestern hatte ich in der Zeitung vom Markt der Möglichkeiten gelesen, der findet alle Jahre in Tübingen, an der Jakobuskirche statt. Ein Anlass, meine Wanderung mal bei Tageslicht zu machen. Um den Mittag rum lief ich los, über die Felder durchs Neckartal. Mir begegneten die ersten Esparsetten, der Bocksbart, viele Stare. Wenn die auffliegen aus der Wiese, ist das völlig überraschend, man sieht sie vorher nicht im Gras. Die Schar steigt auf, dreht ein paar wundervolle Kurven, also Schwarmkurven, wo alle zu wissen scheinen, wo es lang geht, beim Landen verschwinden sie wieder vollständig. Man kann sie noch hören. Auf einem sehr grünen Feld saßen Massen von Graugänsen, rupfend, ob da noch viel wächst, wenn sie durch sind? Paar Schwäne waren mit da, auch Nilgänse, sogar drei Störche. Am Markt gab es allerhand zu schauen, so richtig gefallen hat mir gar nix, haufenweise Wohnkitsch und unnützes Zeug. Einer Korbflechterin hab ich eine Weile zugesehen, das ist erstaunlich, was für regelmäßige Formen und Geflechte aus dem gewachsenen Material entstehen. Ein Inder hatte gekocht, mir hats richtig geschmeckt. Für den Rückweg hatte ich offengelassen, ob ich wieder laufe oder mit dem Zug fahre. Beim Loslaufen bin ich irgendwann abgebogen, die Füße hatten es entschieden. Kurz später traf ich einen jungen Mann, den ich seit vielen Jahren kenne, erst vom Sport, jetzt studiert er schon lang auswärts. Wir erzählen uns bei den drei Begenungen pro Jahr, wie es grad läuft, heut war sein Bericht der interessantere. Bachelor fertig, bisschen arbeiten zum Geldverdienen, Reisepläne nach Süd- und Osteuropa, dann den Master. Alles ingebettet in einen jugendfrischen Optimismus, der glatt ansteckend ist und gute Laune macht. 10 Minuten weiter am Cali-Park unter der Brücke wieder jemand zum kurz Schwätzen, der Einzige, den ich kenne, der trotz nicht mehr ganz jugendlichem Alter probiert, beim Calisthenicstraining was hinzukriegen. Nach insgesamt 24 km war ich zu Hause, ich brauchte 4:45 Stunden dafür, da waren die Schwätzpausen und das Bildermachen mit drin. Hier gabs eine dicke Suppe, die Schreibzeit, ein bisschen Musik von Nina Simone, so bin ich´s zufrieden.

Montag, 16. 5. 2023

Der gestrige Sonntag verging ganz lustgesteuert. Lust hatte ich auf einen Kuchen, es entstand ein Käsekuchen mit vielen Rosinen. Beim Sport war ich, es war ganz wenig Betrieb, als wäre ich in einer Bubble, so ganz ungestört und ungehindert, keine Hobbysportler unterwegs, die unbedingt grad jetzt auf das eine Gerät müssen, welches ich belege, obwohl drumrum alles frei ist. Abends blinkerte die Sonne durch schöne Wolken, mir war nach einer Wanderrunde. Ich bin über die Felder am Rand des Rammertwaldes nach Bühl zum Bücherschrank, natürlich musste ich was heimtragen. Warum ich immer wieder, ich hab so viel Lesestoff rumliegen, ist ein bisschen komisch. Ich denke, es ist noch ein Jäger- und Sammlerverhalten aus DDR-Tagen, wie der Dialekt, an dem man hören kann, woher ich komme, es lässt sich nicht ablegen. Da gestehe ich mir zu, etwas seltsam zu sein, denke, damit richte ich keinen Schaden an. Vielleicht ist es auch eine Art Wette auf die Zukunft, die so weit reichen muss, bis alles ausgelesen ist. Dazu kommt, das Draußensein, fast egal, bei welchem Wetter, gefällt mir, genau so wie das SichFortBewegen aus eigenes Kraft. Die Wege sind lang, in der Zeit wird der Kopf frei, es gibt immerzu was zu sehen, jede Blüte, auch ein Grashalm macht mir den Genuss, die Vollkommenheit zu bewundern. Ein paar Bilder:

 

Ein Acker-Wachtelweizen

 

Die Französische Tamariske

 

Ein Kiefernaustrieb

 

Der Bergahorn blüht in Trauben.

 

Tulpe, franzig, schön fotografiert.

Die Blüten der Berberitze sind sehr klein, weniger als ein Zentimater groß, unter den Blättern versteckt. Im Herbst gibt das rote Beeren.

Heimzu die Sicht auf Rottenburg.


Für den Tag heute hatte ich mir viel vorgenommen, natürlich mit dem Bewusstsein für die Möglichkeiten des Scheiterns. Gleich morgens sollte der Schornsteinfeger zu Prüfung meiner Heizung kommen, deswegen musste ich zeitig aufstehen. Er kam pünktlich, war zufrieden mit dem Ergebnis, nebenher hörte ich mir den Kommentar eines Fachmannes zur neuen Gesetzeslage für das Heizen an. Nicht besonders erheiternd, allerdings wird über der Machbarkeit die weitere Zukunft von Klima und Resourcen einfach ausgeblendet, damit stimmt die Weltensicht dann wieder. Volkes Stimme ist ein schwierig Ding. Dann suchte ich mir einen Zug raus, wollte nach Tübingen in die freie Sprechstunde eines Hautarztes, bisher konnte man da hin gehen, bekam gesagt, wie lang die Wartezeit ist und kam dran. Diesmal stand ich vor einem Schild, dass für heute nix mehr geht. Da war das Nichtgelingen. Ich hab mir die Stimmung nicht verderben lassen, beschloss zu Fuß heimzugehen. Die Sonne schien, es war warm, die Stadt ist schön an vielen Ecken, bis Bühl kam ich vor dem Gewitter, dort kam es über mich, zum Glück war ich in der Nähe eines Unterstandes, der Schule dort. Während ich zehn Minuten warten musste, kamen immerzu Kinder raus, rasten eine Runde über den Hof durch den Regen und Hagel und wurden von ihrem Lehrer vollgemault. Ich konnte weiter, musste teilweise durch wegüberspannende tiefe Pfützen, das gab richtig nasse Füsse.

 

 

Aus dem sonnigen Teil des Weges noch ein paar Fundstücke:

Der Spitwegerich

 

Bei Gräsern kann ich meist nur sagen, Gras.

 

 

Dafür ist es bei der Pusteblume klar, der Löwenzahn.

Beim Sport war ich, halt wie immer.
Vom Lesen gibt es zu berichten, das füllte alle Pausen, auch die Essenszeiten und vor dem Einschlafen die Zeiten aus. Das Buch ist entsetzlich, die Übersetzung aus dem Französischen macht es nicht besser, ich les weiter, hoffend drauf, dass das Teil endlich so in der Sackgasse landet, dass es nicht weiter kann. Das tut es regelmäßig, geht trotzdem irgendwie rumpelig weiter. Ich lese eigentlich nur wegen interessanter Details über das Sozialleben im Ameisenstaat, aber selbst da geht es sehr mittelmäßig zu. Braucht man wirklich nicht lesen.

 

Mittwoch, 17. 5. 2023

Gestern hatte mein Sohn Geburtstag, er ist schon lang ein Großer und kümmert sich um seine Kinder. Es war mir eine große Freude, ihn anzurufen, ihm zu gratulieren und ihm von ganzem Herzen zu wünschen, es soll alles so gut weiter gehen. Solcherart Geschichte kann man ja erst durch Altern erleben, da nehm ich´s doch gern in Kauf.
Ansonsten musste ich mich meinem alten Handy widmen, das schwächelt an vielen Stellen. Ich hab mir ein neues bestellt. Aber die Daten, die Bilder und Videos wollten archiviert sein, eine Scheißaufgabe. Ich mach das immer erst, wenn der Speicher voll ist, damit ist eine ziemlich Unübersichtlichkeit gegeben, weil es viel Material zu sortieren gibt. Da sind ja auch haufenweis Bilder zu löschen, und ich muss mir erst überlegen, was überhaupt bewahrenswert ist. Und da ich die Hilfssoftware dafür nicht gut finde, weil sie blöde Sortiermechanismen hat, gilt es die richtigen Startpunkte zu erwischen, immerhin hab ich das jetzt so oft gemacht, das zumindest das Archiv funktioniert und den Überblick bietet. Ich war froh, als die Daten gesichert waren, dann geht die Arbeit erst los, die Sortiererei. Gerade WhatsApp produziert so eine Vielfalt, das ist ja der Vorteil dieser schnellen und unkomplizierten Kommunikation. Also frischen Mutes an die Sache ran, es scheint nie aufzuhören, nie fertig zu sein. Ich war froh, als die Zeit für den Sport kam, ich hatte mich für den Towerkurs angemeldet, da hab ich mir den Kopf wieder freigeschwitzt. Immerhin hatte ich zwei dicke Ordner durchgeschrappert, die selbst gemachten Bilder und Videos, da war es gar nicht so schlimm mit der Löscherei. Beim Kurs gab es eine neue Erfahrung, nicht, dass ich jetzt sagen will, ich kann es schon, aber unter kundiger Anleitung und nach Ausmerzung eines unbemerkt gebliebenen Fehlers kam mir die Vorübung für den MuscleUp an den Ringen zielführend vor. Plötzlich ging es. Beim ersten Mal ist das ein großartiges Gefühl, wenn man an den Ringen plötzlich im Stütz oben ist.
Abends waren viele Mails da, das Handy sei abholbereit. Das war das Programm für heute. Auf zum Saturn, schon bei der Einfahrt auf den Parkplatz hab ich mich wieder aus der Zeit gefallen gefühlt, keine Schranke, nicht das Ticket ziehen, dafür eine große Infotafel, die ich aber nicht lesen konnte, da wollten ja noch mehr Leute auf den Parkplatz. Also gut, ich hab es dann lesend kapiert, bin in den Laden und sollte irgendeinen Abholcode vorweisen. Hatte ich nicht, zum Glück reichte mein guter Name. Ich habe beim Bezahlen, es war wirklich alles da, Handy und Hülle und Ladestecker, vorsichtig nach einer Spur gefragt, wie ich den Inhalt von alt zu neu bekomme. Und siehe da, es war organisiert, es gibt noch mehr solche Kunden wie mich. Nach 20 Minuten war es erledigt, für kleine Kosten. Das war noch nicht das Ziel, zu Hause fragte mich das Teil noch viele Dinge, auch die Passworte für mancherlei Anwendung müsssen noch gesucht werden, manche Apps müssen frisch geladen werden. Was ich da an Zeit vertun kann, es war wieder limitiert durch den Sporttermin. Im Studio nach Kursende mit dem unvollständig eingerichteten Handy, weder Lesen ging, die Anmeldung fehlte auf dem Gerät, noch Musik hören, ebenso, kam ich mir fast behindert vor, zumindest wusste ich, was alles noch fehlt. Morgen will ich das fertig haben und dann nicht mehr dran denken müssen.

Freitag, 19. 5. 2023

Die üblichen Verläufe, Lesen, alle Tage Sport, am Haushalt ruckeln, der Höhepunkt war eindeutig die Abendwanderung gestern. Ich wollte ins Weggental gehen und schauen, ob ich die Orchideen finde, ob sie überhaupt blühen. Durch die Stadt, in der milden schönen Abendluft, erst am Neckar, da gab es deutlich gewachsene Gänseküken, bin ich am Bücherschrank ran, musste natürlich was in den Rucksack packen. Im Weggental strotzt alles vor Frühlingsgelüsten, es blüht und wächst, das ist, obwohl es mich nicht überrascht und ich es schon so oft erlebte, jedesmal überwältigend. In der Höhe der Kirche musste ich in den Berg rein, ein steile Stiege hoch, da ist ein Stück offen gelassenes Grasland und da waren sie alle. Das weiße Waldvögelchen, die Bocksriemenzunge und das Helmknabenkraut.

 

 

 

Zu Hause rührte ich mir dieses Teil zurecht, Mandarinenschmandkuchen, den ließ ich mir heute schmecken.

Die freien Zeitlücken sind so weggegangen beim Rumprobieren mit dem neuen Handy. Immerwieder fehlt mir noch da ein Passwort, dort werden kryptische  Fragen nach Freigaben und Zugriffen gestellt. Die Bilder von heute sind vom neuen Handy, ich dachte an so eine schnelle Nebenherübertragung per Bluetooth, aber irgendwas tut nicht, so dass ich mein altes Kabel wieder benutzt habe. Ich könnte ja auch über Onedrive oder irgendwelche Clouds hin und her, aber da gefällt mir nicht richtig, dass ich nichts weiß vom Speicherort und den Zugriffen von was weiß ich. So ungefähr kommt man sich vielleicht vor als Analphabet, bissle was kriegt man raus, weil man es schon gesehen hat, und manches erschließt sich gar nicht. Und da soll ich mündiger Bürger und Kunde sein.

Sonntag, 21. 5. 2023

Eine Ahnung von Sommer, im T-Shirt rausgehen, an kurze Hosen denken, dazu überall der Blütenduft. Vom Lesen: Ein großartiger Thriller, der Klappentext hat diesmal nicht zu viel versprochen. Dabei geht es nicht um die Morde, falls es welche waren, sondern darum, ob der in Frage kommende Täter es war, ob es zu beweisen ist. Und in der Hauptsache werden einige Lebenswege mit all den sozialen Verflechtungen und Kompliziertheiten aufgezeigt, so spannend, man möchte immer weiter lesen. Ein bisschen erinnert es an die Romane vom Inslebengeworfensein von Philip Roth. Der Autor ist Scott Turow, sein Buch heißt "Der letzte Beweis", erschienen ist es 2009. Ich habe gerade die Hälfte und bin sehr angetan.
Nachmittags war ich auf Stadtgang, in der Zehntscheuer war eine Ausstellung zur Fotografie Westdeutschlands 1945 bis 2000 aus der Schupmann Collection. Großartige und sehr bekannte und unbekannte Schwarz-Weiß-Fotos von professionellen Fotografen, bzw. Fotokünstlern. Die Bechers mit Industriebauten, Klemm mit Reportagebildern, präzise Portraitfotos oder Industriedarstellungen, Bahnhöfe, Schienen, auch Designbilder, alles von außerordentlicher Qualität. Hingehen, noch bis 2. 7. !!!
Drei Straßen weiter Kunst im Kapuziner, die Hobbygalerie. Diesmal Friederike Fricker, die auf sich hält schon bei der Darstellung des Namens, das sieht dann so aus friedeRIKE fricker. Die Begrüßung war freundlich, falls ich Fragen hätte, nurzu, sie sei die Künstlerin. Spontan wollte ich fragen, wo ist die Kunst, ich verkniff es mir höflich. Bunte Leinwände, Acryl direkt ungemischt zu Portraits oder ähnlichen Darstellungen gebatzt, dabei die Idee von Kopf benutzt, die halt da war und über Attribute den Titel gerechtfertigt. Die Punks sahen aus wie die anderen, hatten allerdings zielführend die aufrechte Frisur. Die Keramik, bunt und von ebendiesem Willen geformt, dass die Welt eins ist und auch so aussieht. Da war ich schnell durch.
Eine Runde Sport, Beine, ein wenig lustlos, das Dehnen weggelassen. Draußen spielten die Volleyballer auf allen Feldern.
Wollte wohl selber raus, bin also danach auf Wanderschaft. Im Neckartal nach Niedernau, durch den Kurpark, durch das  Katzenbachtal rauf nach Weiler und über die Felder heim. 13,5 km in 2:50 Stunden, es ging gemütlich zu, gab viel zu schauen, die Bilder reiche ich nach.

 

Montag, 22. 5. 2023

Die Bilder, gestern angekündigt, heut geliefert:

Das erste Fundstück, der Echte Beinwell, fehlt in keinem Klostergarten.

Das Gewimperte Kreuzlabkraut hingegen wächst mehr am Wegrand, eigentlich völlig unbeachtet.

Die Kastanie, wenn sie blüht, ist überzeugend aus der Ferne, aber nah dran betört sie richtig.

Erster Blick auf Niedernau von der Eisernen Brücke aus, was wohn ich in schöner Gegend.

Im Kurpark Niedernau überschritt ich dies Bächle, von der Steinbrücke könnte ich Bilder aus allen Richtungen machen, immer weiter Bilder.

Noch zwei Bilder von menschüberformter Landschaft, man muss sehr weit weg aus dieser Gegend, um ürsprüngliche Flecken sehen zu können, hier ist jeder Fleck gestaltet.

 

 

Heut war der erste Arbeitstag, Spätschicht. Vormittags schaffte ich es ins Studio, gerade so durch ein reduziertes Programm, für das Dehnen blieben nur 10 Minuten, alles unvollständig. Im Geschäft musste ich erst rätseln, wo ich arbeiten soll. Ein Kollege hatte sich krank gemeldet, da war es dann klar. In der Sonderreihe. Wir hatte viel zu tun, aber es lief gut, nur gehörig warm war es zwischen den Maschinen. Die Zeit verging schnell. Schon finde ich mich hier vorm Bildschirm, Bette Middler und jetzt Stevie Wonder machen Musik, gut.

Dienstag, 23. 5. 2023

Zweiter Spätschichttag, rechtzeitig aus dem Bett gefunden, die Zeit hat für den Sport gereicht. Es war der weltgewandteste Volleyballer Rottenburgs da, ein Profi, der als Zuspieler glänzt, in Deutschland eine Mannschaft zum Meistergewinn führte, nach und wegen Corona in die Welt zog, in Italien in der obersten Liga spielte. Wo er jetzt ist, weiß ich gar nicht, in seinem Heimaturlaub trainiert er in unserem Studio. Die akkurate Ausführung und auch die Gerichtetheit des Trainings erinnerte mich an die Zeit, als eine ganze Mannschaft von Bundesligavolleyballern hier zu Gange war, ich hab mir da allerhand abgeschaut. Wenn ich wieder auf ihn treffe, muss ich noch fragen, wo er grad spielt, heut war keine Gelegenheit. Dann der übliche Ablauf, schnell was futtern, Beeren aus dem Frost, Haferflocken und Quark, was leb ich manchmal gesund, zum Bus, Schlaf nachholen, Arbeit in der Sonderreihe, mein Kollege musste was Aufwendiges programmieren, so dass ich die halbe Schicht mit den Anlagen allein war. Es gab von der Firma aus eine Produktvorstellung, richtig mit Video und Werkzeug zum Anfassen und zwei Vorführmenschen, viele von uns waren nicht da. Die vorgestellten Werkzeuge sahen auf den ersten Blick nicht sonderlich neu aus, aus der Vorführung erschloss sich das Neue auch nicht. Ich hab nachgefragt und rausbekommen, dass es tatsächlich an allen Grundformen kleine und wirksame Verbesserungen gab, die aber nicht konkret erwähnt wurden. Ich habe drauf hingewiesen, dass wir als Mitarbeiter so uninformiert keine rechte Identifizierung, keinen Stolz auf unser Produkt entwickeln, wenn wir es nicht verstehen, nicht, weil wir zu dumm sind, sondern weil die Infos nicht bei uns ankommen. Merkwürdig. Ich wäre, glaub ich, in der Lage, ein Video zu einem x-beliebigen Werkzeug zu liefern, wo der konkrete Vorteil, die Verbesserung zum Vorgänger zu sehen, nachzuvollziehen wäre. So sprach ich zur Kollegin Vorführerin, es war nicht formuliert wie eine Aufforderung, aber der Hinweis war wohl zu verstehen.
Daheim lief beim Texten das YouTube-Video von dem Konzert weiter, Stevie Wonder 1989 in London. Er ist Vollblutmusiker, komponiert, singt, spielt Tasteninstrumente, Mundharmonika, geht ans Schlagzeug und kann das Publikum mitsingen lassen. Er ist blind, also ganz und gar, er sieht nichts, lässt sich über die Bühne führen und performt intensiv. Unglaublich. Ein sehr berührender Moment ist, wenn er dann die schwarze Brille mal absetzt und wir sehen sein Gesicht ganz, so, wie er es niemals mehr sehen kann. Seine Musik ist kraftvoll, verstehbar, man möchte mitsingen, ohne, dass es zugeht wie im Bierzelt.

Sonntag, 28. 5. 2023

Ein herrliches Gefühl am Freitag abend, Arbeit ist fertig, Aussicht auf ein langes Wochenende, der Pfingstmontag macht alles noch besser. Die Aussicht auf Sommerwetter kommt dazu. Zumal ich wohlweislich den Einkauf schon am Donnerstag erledigt hatte, da war es schon sehr voll, aber am Samstag, das wollte ich mir nicht antun. So war mein Plan für die Tage recht überschaubar, davon hab ich nur das Nötigste gemacht, weil ich andere Gelüste hatte. Beide Tage war ich lang im Gym, konnte ganz in Ruhe den Klimmzugtag abarbeiten, heute war es das Beintraining. Wenn kein Zeitdruck da ist, komme ich ganz schön weit. Vieles konnte ich draußen machen, unser Studio ist da wirklich großartig. Die Sauna hab ich mir geschenkt, sonst wäre es noch länger gegangen. Jeweils am frühen Abend bin ich auf Wanderschaft gegangen, zwei ganz verschiedene Touren. Gestern vom Neckartal ins Ammertal über die Dörfer Wurmlingen, Pfäffingen, Poltringen, Oberndorf, Wendelsheim, gab 18,2 km in 3:45 Stunden. Unterwegs schien mir die Aufgabe zu erwachsen, schöne Bilder einzusammeln. Ein paar mach ich mal hier rein, diesmal war es die Grasblüte und die Abendsonne. Was ich nicht zeige, ein Feld mit zehn Störchen, da war ich zu weit weg, man sieht nicht viel. Und die tausend anderen schönen Bilder.

 

 

 

 

 

 

Heut auf der Tour, es ging hoch in den Rammert, an der Dünnbachhütte vorbei die Waldstraße bis zum Sulzsträßle, da runter, über die Felder nach Bühl, am Bücherschrank kurzer Halt, 3 Harry-Potter-Bücher mussten mit, ich kenne die, aber es ist über 20 Jahre her, ich will mal wissen, wie die heut auf mich wirken, damals fand ich sie großartig, wir haben sie in Familie gelesen und uns fast gestritten, wer dran ist. Mit diesen Teilen heim, 17,2 km in 3:06 Stunden, heut gab es nicht so viel zu fotografieren. Nur zwei Bilder:

Das Geißblatt fand ich mitten im Wald, obwohl das nicht die einheimische Wildform ist.

Bevor ich heut aufbrach, hatte ich mir noch einen Kuchen angesetzt, wieder daheim und richtig ausgehungert, so stellte ich mir das schon unterwegs vor, schneid ich ihn an. Er war noch ein bisschen warm, hat mich doch erfreut.


Vom Lesen: Scott Turows letzter Beweis hat mich völlig überzeugt, er bringt es fertig, die Geschichte nicht so ganz aufzulösen. Macht mehr eine Schilderung draus, wie der lästige Alltag unsere hehren Ziele verwässern kann, gar verschwinden lassen kann und wie verhandelbar unverrückbare Grundsätze angesichts der Realität werden. Ein kluger Thriller, spannend, gut lesbar, nachvollziehbar, ich bleibe bei der Empfehlung.
Das nächste Buch, eine Abhandlung aus der Zeit des Diktators Trujillo in Santo Domingo um 1960. Ich bin noch nicht weit drin, gut erzählt ist es, kein Wunder bei diesem Autoren, und diese Art von Geschichtswissen fehlt mir ziemlich. Ich glaub, es werden die Verwerfungen des Menschseins unter dem Druck der Unfreiheit gezeigt. Außerdem die politischen Verwicklungen, da steckt Fidel Castro drin und die CIA, die regionalen anderen Diktaturen dieser Zeit und Gegend, es ist sehr aufregend.

 

Samstag, 3. 6. 2023

Das Buch ist wirklich gut, es beschreibt die Verformungen, die sittliche Zerstörung der Menschen in einer Diktatur, bzw. in einem Machtgefälle. Die Macht verformt nicht nur die Beherrschten, auch der Machthaber kommt zu Schaden. Ich bin immer noch nicht durch, ein Drittel fehlt noch, in der vergangenen Frühschichtwoche ist das Viellesen nicht möglich gewesen. Immerhin war ich dreimal zum Towerkurs im Sportpark, wir hatten jedesmal ein völlig anderes Programm. Am Freitag sollten wir nach jeder Station eine kleine Runde laufen, das ist sofort interessant, weil die Belastung eine ganz andere ist. Die einzelne Übung ist anstrengend, manchmal pulstreibend, dann ging es sofort ohne Pause auf die Strecke, der Puls blieb oben. Danach hab ich mir nur noch die Sauna gegönnt.
Auf Arbeit war ich komplett in der Sonderreihe, die ersten beiden Tage waren wir zu zweit, dann war ich allein. Urlaubszeit geht los. So ein bisschen Sicherheit bei vielen Dingen kommt langsam zu Stande, ein Messverfahren kann ich zumindest mal bedienen, ein paar der komplizierteren Platten kenne ich jetzt. Es stellt sich heraus, dass wir ein bisschen wenig Leute sind, nachdem unsere Vorgesetzten uns reduzierten, gibt es neuerdings viele Situationen, wo Maschinen stehen bleiben, weil niemand da ist zum Bedienen und Umstellen. Ja mei, denk ich, mir ist das egal, wir haben vermutet, dass es so kommen wird. Da wir durch das weggefallene Prämiensystem nicht mehr am Ertrag beteiligt werden, nicht mal marginal, geht es da flächendeckend sehr gelassen zu, so mein Eindruck.
Heut war der Putztag daheim, da gibt es auch keine Prämie, deswegen hab ich da auch keinen sonderlichen Ehrgeiz entwickelt und war schnell durch. Es blieb Zeit zum Kuchenbacken, eine Schokotarte konnte abends verkostet werden. In der Auskühlzeit bin ich auf Wanderschaft gegangen. Diesmal fuhr ich mit dem Bus bis Hailfingen und bin von da aus radwegsuchend heimwärts geschlängelt. Auf der Hinfahrt merkte ich, es ging über die Autobahn, ich fragte mich, ob ich da zu Fuß wieder zurück komme, aber ja, es gab einen Tunnel nach einem großen Umweg. Sonst hätte ich an der Straße laufen müssen. Die Bilder dieser Tour muss ich nachreichen, das reichte heut nicht mehr.

 

Sonntag, 4. 6. 2023

Das war wirklich ein Sonnentag. Ich will gar nicht viel texten, reich erst mal die Bilder von gestern nach. Das fängt mit dem Kuchen an.

Im Foto sieht der ganz schön schwarz aus, ist er gar nicht, dafür ist er so lecker, hat schon gewaltig abgenommen.

Die Bilder von der Tour gestern, ich bin unterwegs und muss dauernd das Handy rausnehmen, weil mich die Bilder anfallen. Ich kann sozusagen nichts dafür, dass es hier so bildlastig zugeht.

Ein Fundstück in Hailfingen, ein rotblättriger Holunder.

Weiter über die Felder, Weizen blühend.

Weite Landschaft, macht Spaß, hier durchzulaufen.

Der Vorteil, wenn man in den Abend reinläuft ...

Gegenüber sah es so aus.

Die Weggentalkirche und der Mond, danach wurde es heimwärts schnell ganz dunkel.

Heut konnte ich feiern, dass ich nicht, wie meine Kollegen, zur Nachtschicht muss, wegen dem Feiertag am Donnerstag sollte ich auch heut anfangen. Da ich aber, seit ich aus dem Wochenende gekickt wurde, aus lauter Prinzip nicht mehr am Sonntag auf Arbeit erscheinen werde, und die Firma hintenraus Schließtage setzt, um den Feiertag nicht bezahlen zu müssen, blieben zwei Nächte, wegen denen ich den Rhythmus hätte wechseln müssen. Da ich genug Gleitzeitstunden habe, fragte ich, ob ich komplett wegbleiben kann. Ja, und das werde ich die Woche genießen. Fing also heut an, mittags war ich im Studio, lustig war, so ein Jungspund hat mich getriezt. So kam es, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben die 80 kg beim Bankdrücken auf der Stange hatte, und ich hab sie bewältigt. Nach dem Dehnen, nach der Sauna ging ich zufrieden da raus. Zu Hause gab es den Shake, was zu futtern, Lesezeit, dann wollte ich nicht drinsitzen, bin also wieder auf Wanderschaft. Gestartet mit einem Kaffee auf der Hand, hoch zum Schadenweiler, den Eselsweg ganz hoch zum Überzwercher Weg, da in Richtung Kiebingen durch die Streuobstwiesen, über den Neckar nach Wurmlingen und wieder heim, gab knapp 18 km in 3:32 Stunden. Eine schöne Tour, vergoldet von der Abendsonne, ich kam mir vor wie ein Bilderfinder, auch wie ein Schwärmer, die Welt ist ziemlich schön. Ich weiß schon, dass das nicht alles ist, dass da was fehlt, der Krieg kommt nicht vor, der Zustand der Umwelt, der Gesellschaft bleibt ausgeblendet. Das ist mir bewusst. Ich mach die Bilder vielleicht auch, weil ich zeigen kann, was wir in Gefahr sind, zu verlieren. ( Bei einem Gespräch auf Arbeit mit Kollegen fragte einer tatsächlich, ob wir die Vögel, die Insekten brauchen. Was wäre so schlimm dran, wenn es keine Vögel gäbe, sprach er.) Die Bilder:

 

Der rotblättrige Perückenstrauch.

Im Wald war eher nichts los, die Mücken kamen, aber dann ...

Überall in der Gegend stößt man auf diese Wegkreuze, die auch gepflegt werden, hier wird regelmäßig gemäht.

 

In einem Kiebinger Vorgarten

Wundervolle Staubfäden, was Gras so alles kann.

Die Wurmlinger Kapelle

 

 

 

Es sind ja viel mehr Bilder entstanden, Variationen dieser hier gezeigten und Baumwiesen mit dem flachen Sonnenlicht und Feldränder, die Kornkanten, das kommt weiter oben schon vor. Wenn ich mich nicht zusammenreißen würde, so sehr ich kann, wäre hier eine endlose Bilderflut.
Auf YouTube läuft ein Kammerkonzert, Yusef Lateef und Adam Rudolph. Die beiden führen meditierend, versunken ein stilles Märchen auf, von Flöten und Tröten vor einer Percussion auf Handtrommeln, Piano und einem Zupfinstrument mit dem mir unbekannten Namen Guembri, das ist sehr zauberhaft.

 

Montag, 5. 6. 2023

Vom Lesen: In einer Orgie von Gewalt und Unrecht und Verbrechen steuert das Buch "Das Fest des Ziegenbocks"  auf sein Ende zu, nimmt die Geschichte vom Ende der Diktatur 1961 auf in eine großartige Erzählung von persönlichen Schicksalen und Lebenswegen. Der eindrucksvollste Handlungsstrang schildert die Entzweiung einer Tochter von ihrem Vater, der als Minister des Diktators in Ungnade gefallen war und das Mädchen dem Schänder hingibt in der Hoffnung auf die Wiedereinsetzung in seine Befugnisse. Das Mädchen kann sich ins Exil retten, kommt nach 50 Jahren das erste Mal zurück und versucht ihrer Familie zu erklären, warum sie aus der Ferne nicht einen Brief des Vaters beantwortete, und warum in Folge dieser Ereignisse ein verkorkstes Leben steht. Mit einer Cousine endet es im Verstehen, das ist das kleine versöhnliche Ende dieses großen Romans, der alle Beteiligten aus dem Vergessen der Geschichte entreißt.

Ein Tag später:
Der letzte Teilsatz sei ein bisschen kryptisch, bekam ich rückgemeldet. Wie meine ich es? Durch das stetige Vergehen der Zeit, drin enthalten die Veränderung der Verhältnisse geraten viele Prozesse und Geschehnisse, die uns oder eine oder zwei Vorgängergenerationen brennend interessiert und beschäftigt haben, oder auch die Leben ganz umgestaltet, umgestürzt haben, ins Vergessen, weil sich ständig aktuelle Ereignisse aneinander ketteln. Wir darin Lebenden sind damit oft so ausgelastet, dass der Blick zurück, dahin, wo wichtige Erfahrungen gemacht worden sind, einfach nicht stattfindet. Dort müssen wir Bücher und Filme zu Hilfe nehmen, oft bekommen wir eine Essenz geliefert, brauchen uns nicht selbst in die Geschichte einarbeiten, das machte der Autor für uns.

 

Mittwoch, 7. 6. 2023

Gestern war der Höhepunkt ein Ausstellungsbesuch, ich war verabredet mit meiner Kirchheimer Kunstfreundin, wir schaffren es mittlerweile wegen unserer Enkelbesuche immer seltener, so was zu unternehmen. Jedenfalls trafen wir uns in der Tübinger Kunsthalle zu Daniel Richter. Ich kenne ihn schon lange, finde seine Verwurzelung in der Hamburger Graffiti- und Punkszene interessant, den Weg von da in die Mitte der aktuellen Kunst beeindruckend. Er wird von Museen vorgezeigt, gut bezahlt vom Markt und kann sich dadurch sehr frei entwickeln, und das tut er auch. In der Ausstellung waren drei Werkblöcke gehängt, im 10-Jahresabstand kann man die Veränderung gut nachvollziehen. In den 0er Jahren malt er großformatige sehr gekonnte Allovers, bezeichnet es als Reaktion auf die neu entstehende mediale Vielfalt. Die 10er Jahre greift er zitierend in die Kunstgeschichte und stellt so aktuelle gesellschaftliche Brennpunkte dar. Außerdem greift er die Wärmebildkameraästhetik auf und verfremdet so z. B. Zeitungsfotos riesenformatig. Seine aktuellen Arbeiten gehen aus von Fotografien der Versehrten aus dem ersten Weltkrieg, da gibt es Zeichnungen davon, die sehr an Grosz und Dix erinnern, damit macht er abstrahierte Darstellungen, auf denen Bedrängnis und Handicap lesbar bleiben, trotzdem entstehen moderne und sehr ästhetische, geradezu schöne Bilder und er entwickelt eine Bildsprache, die wie das Ergebnis einer langen konzentrierten Wegsuche ausschauen. Großartig. Die Ausstellung geht noch bis zum 3. Oktober, geht hin, es lohnt sich.
Davor hatte ich  einen Termin bei meinem Steuerberater, hatte in Vorbereitung in meinen Papieren gewühlt und allerhand gefunden. Es fehlte dann doch noch manche Abrechnung, zum Glück konnte ich das digital nachreichen, hab es abends erledigt und konnte stolz einen Haken dran machen. Ich bin mir ganz sicher, an dieser Stelle könnte man die Welt noch verbessern.
Beim Sport war ich abends auch noch, hab in knapper Zeit Beine trainiert, für die Sauna hat es auch gereicht, hab ich doch das Dehnen ausfallen lassen. Das war heut dran, nach dem Towerkurs und noch einer Stunde freien Tainings, ich hing in verschiedenén Varianten unter der Stange.

 

Freitag, 9. 6. 2023

Ein Bildbeispiel zu Richter, ich weiß gar nicht, ob ich es darf, immerhin ist es selbst fotografiert, und dies war erlaubt, fand vor den Augen der Aufsicht statt. Es ist eins der neuen Bilder.

 

Zum Lesen: Bei einem der Gänge zu einem der Bücherschränke fielen mir drei Bände aus der Harry-Potter-Reihe in die Hände. Das erste hab ich gelesen, brauchte nur drei Tage dafür und es war eine köstliche, sehr unterhaltsame Lektüre. Das Buch ist vor 25 Jahren rausgekommen, damals haben wir es in Familie gelesen, auch vorgelesen und ich hatte es in guter Erinnerung. Und ich hatte noch mal Lust drauf, manche Bücher kann man auch mehrmals lesen. Mir kam sicher das Lachen an den selben Stellen, ich finde den Humor ziemlich großartig. Beispiel: Bei der Begegnung der flüchtigen Muggelfamilie mit Hagrid verlässt den sonst so autoritären Vater das Artikulationsvermögen, lautmalerisch sagt er dann was wie Mimpelwimpel. Ich hab keine Ahnung, wie es im englischen Original aussieht, aber mich hat das so erreicht, dass ich vor Lachen eine Lesepause einlegen musste. Es gab viele solche Unterbrechungen. Und ich muss sogar, wenn ich´s hier hinschreibe, lachen.

 Eine Geschichte war beim Lesen etwas nervig, und zwar die Selbstzensur durch die woken Kulturbestrebungen. Ein Beispiel waren die Festmahle in der Zauberschule. Es gab jede Menge Fleisch und Würschtle und Buletten, und da fällt mir doch tatsächlich ein, dass man das heut  wohl anders beschreiben würde, mehr so mit Artischocken und Linsen. Dass ich so indoktriniert von diesem Mist bin, obwohl ich da nicht mit will, nicht bei der Genderrede und nicht bei den neuartigen Diversitätsbegriffen, hatte ich nicht erwartet. Es stört mich nicht die Inhaltlichkeit, sondern die Art des Einpflegens per Vorgabe von oben, und ich erlebe mich beim Zuhören von solchen Beiträgen im Rundfunk, dass ich widerständig aus der inhaltlichen Aufnahme aussteige, weil ich mich an verhunzter Sprache reibe.
Heut hatte ich einen Stadtgang, musste was abholen, hab alle Bäcker links liegen lassen, ich hab einen Kuchen zu Hause, schon den nächsten, einen Kirsch-Schoko-Kuchen, auch schon halb weg. so gab es den Kaffee daheim, immer lesend. Bis es zum Sport ging, Towerkurs, diesmal sehr fordernd, der Puls ratterte am oberen Anschlag. Trainer Olli steht aufsichthaltend dabei und dreht die Übungen für jeden so hin, dass wir alle mit roter Birne den Platz verließen. Hat Spaß gemacht. Dehnen, Sauna, ein Shake, das komplette Programm, heim und immer noch war es hell. Die Sommerabende, so schön. Ich bin noch mal raus, in den Sonnenuntergang gelaufen, es fing an mit dieser schönen Goldgarbe, die unsere Stadtgärtner vor einigen Jahren setzten, und die immer üppiger werden.

 

Über die Felder weiter Richtung Wurmlingen, das Korn steht schon hoch.

Auf der eine Seite ging die Sonne unter, nach der anderen Richtung sieht es nüchterner aus.

 

Von der Kiebinger Neckarbrücke ins Dunkle hineinfotografiert, der Himmel war wesentlich heller als die Bäume, und er spiegelte auf der Wasseroberfläche. Am Ende war ich genau zwei Stunden unterwegs, hatte 11 km weggelaufen.
Die neue Lektüre, die ersten Seiten sind vielversprechend.

 

Sonntag, 11. 6. 2023

Ich hab mir in den letzten zwei Tagen schon was auf die Zettel geschrieben, was ich erledigen sollte. Da gibt es Dinge, die müssen gemacht werden, sonst geht es daneben. Blumen gießen, bisschen an mir rumpflegen, und dann standen ein paar Punkte da, die hab ich in mir vertrauter Weise geschoben. Denn ich hatte keine Zeit. Das erschließt sich sofort, wenn ich erzähl, was sonst passierte. Klar, beim Sport war ich an beiden Tagen, hab in aller Ruhe den Trainingsplan erfüllt, das Dehnen und die Sauna angehängt, so gehen 3, eher 4 Stunden rum. Anschließend kümmerte ich mich um die Ernährung, erst gab es Mittagessen, dann musste der Kuchen reduziert werden, es gab Kaffee, Lesezeit dazu. Das Buch liest sich gut.
Da war später Nachmittag, das Sonnenlicht mit der Verheißung auf immer schöner gen Abend ließ sich gar nicht ignorieren, ich ging raus auf Tour. Das schildere ich mit einer Reihe Bilder, jo, hab ich gedacht, mach ich mal schöne Bilder, ich bekomme da Lust auf Kitsch, wenn es immer noch güldener wird.

                

 

 

 

 

 

 

 

Die Zaunrübe, alle Jahre schlängelt sie sich überzeugend in die Höhe.

 

Das ist der Langgriffelige Rosenwaldmeister

 

Gelber Steinklee

 

Bei der Überquerung der Autobahn per Radwegbrücke gefunden.

 

In Zeiten des abnehmenden Lichtes, da kann ich dann aufhören zu fotografieren, komme tatsächlich schneller vorwärts. Zu allen diesen Bildern gibt es Varianten, da hab ich schon aussortiert. Außerdem gibt es viel mehr Motive, die hier nicht erscheinen, weil ich glaube, dass es so schon maßlos zugeht. Nun gut, es scrollt sich so weg.

 

Montag, 12. 6. 2023

Spätschichtwoche, vormittags hab ich den Sport untergekriegt, Beine trainiert und schnell aufgehört, es war mir zu warm. Noch ein bisschen Bauch, draußen an den Ringen, eine neue Übung. Sollte das jetzt abends schon der Muskelkater davon sein?
Im Reisebus die Arbeitswege zurückgelegt, Schlaf nachgeholt, das ist so gut in dieser weich schaukelnden Kiste. Auf Arbeit war ich ziemlich wichtig, zwei Kollegen hatten sich abgemeldet, so hatte ich eine ganze Reihe für mich allein, kam gut zurecht. Am Schwarzen Brett hingen jede Menge Stellenausschreibungen, zwei sind mir aufgefallen. Für den Standort Tübingen wird gesucht, ein CNC-Fräser, ein CNC-Schleifer. Vor kurzem wurden dort Leute rausgeschmissen, die diese Arbeit machten. Jetzt läuft die Verlagerung anscheinend ein bisschen komplizierter als geplant, Rückstände gegenüber bestellenden Kunden werden nicht kleiner, natürlich konnte man damit nie im Leben rechnen. Ich muss bekennen, da ärgere ich mich. Erst werden allerhand Leute aus ihren Leben gekickt. es wird Unruhe und schlechte Stimmung im ganzen Laden gemacht, und dann funktioniert es nicht annähernd. Und wir müssen uns Wortgeklingel vom neuen CEO anhören und sollen so tun, als sei alles richtig.

 

Samstag, 17. 6. 2023

Bin grad von der Abendwanderrunde zurückgekommen, diesmal war es eine andere Gegend, sehr zersiedelt, ich hab unterwegs fast kein Bild gemacht. Lediglich einige botanische Rätsel, mit Hilfe von Google-Lens bekommt man die meisten gelöst. Ich bin mit dem Zug nach Tübingen gefahren, musste mich durch die Stadt in Feierlaune wühlen, weil ich über Unterjesingen heimwollte. Der Weg an der Tübinger Ammer entlang ist interessant, neue Wohnquartiere, dann alte Industriebrachen, bis es raus auf die Felder geht. Eine Bisamratte gab ihre Vorstellung in einem kleinen Wassergraben, sie wollte aber nicht warten, bis ich das Handy zum Filmen draußen hatte, so schreib ich das hier hin, glaubt es oder eben nicht. Einige ganz verschiedene Dickblattgewächse, weiß und gelb blühend, fand ich, die sind so genügsam, dass sie auf den Asphalt des Radweges kriechen, auch die Färberkamille stand da und gefiel mir. Sonst keine Bilder. Nach 13 km war ich wieder hier.
Die Arbeitswoche ging ganz gut rum, nur meine Ablösung ist so anstrengend, da gelingt mir die Kommunikation gar nicht. Und dann hab ich mir ein Herz gefasst: Ich hatte von den Stellenausschreibungen für Tübingen berichtet, hatte im Laufe der Woche so bisschen rumgehorcht und manches in Erfahrung bringen können. Hab mir meinen Meister geschnappt und bei ihm angefragt, wie es wäre, als Aushilfe zeitweise nach Tübingen arbeiten zu gehen. Er will drüber nachdenken, weil die Personalsituation bei uns nicht ganz locker ist, findet es aber nachvollziehbar, dass ich den Arbeutsweg verkürzen will. Mal sehen, was rauskommt, ich mach mir nicht allzuviel Hoffnung, eigentlich bin ich zu alt für solche Wechsel. Immerhin hab ich vor langer Zeit schon gefräst, das sollte sich auffrischen lassen.
Vom Lesen: Den Ruge hab ich fertig, es sind starke Szenen drin, die Bedrängnisse durch die gesellschaftlichen Zumutungen in der DDR, wo die Partei immer recht hatte, sind plausibel dargestellt. Manchmal waren so Längen drin, wo es um das Altwerden verschiedener Hauptpersonen ging, auch die Sauferei der Mutter Irina, die amourösen Sehnsüchte Kurt´s, sie hatten nicht die erzählerische Kraft, die in den Schilderungen politischer Verwicklungen immer da waren. Das die ZEIT die Formulierung "Der große DDR-Buddenbrocks-Roman" nutzte, scheint mir nicht zutreffend, oder sie dient der Werbung.
Das neues Buch ist von Frank Schirrmacher, heißt "MINIMUM", Vom Vergehen und Neuentstehen unserer Gemeinschaft, 2006 erschienen. Er beschreibt im ersten Teil die Wichtigkeit der Familie, dazu die neueren Verhältnisse, wo Familien immer kleiner werden, bzw. viele Menschen keine gleichaltrigen Verwandten, keine jüngeren Verwandten haben, das hab ich verstanden. Finde es etwas überbewertet oder einseitig vorteilhaft beschrieben, mir scheint es unvollständig, aber ich werd mal weiterlesen, was er dann anbietet.

Mittwoch, 21. 6. 2023

Seit dem Sonntag bin ich wieder mal in Bad Reichenhall zu Besuch bei der Familie meines Sohnes. Ich bin ziemlich ausgelastet, dadurch kam noch kein Bericht zu Stande. Der Verlauf ist ganz der übliche, ich spiele so viel, wie es geht, mit den Kindern. Ich finde es spannend, wie sich viele Kompliziertheiten der Großen einfach auswachsen, es gibt schon noch paar, und manchmal entstehen neue, trotzdem kann man oft wunderbare Absprachen treffen, neulich hat mir der Hannes beschrieben, was Geduld ist. Eva benutzt das Wort Kompromiss, wenn sie durch Verhandeln noch was rausschlagen kann. Der kleine Paul fremdelt nicht mehr, allerdings hat er infolge einer Impfung mancherlei Wehleidigkeit, da muss dann Mama oder Papa ran. Das Abendritual empfinde ich im Vergleich zu früher völlig einfach und gelungen, die Großen dürfen sich ein Buch raussuchen, damit wird erzählt und schon kehrt Ruhe ein. Beim Spazierengehen waren wir mal im Kurpark und haben das Wassertreten ausprobiert, da reicht die Größe noch nicht ganz, aber auf den drei Stufen kann man sich auch die Füße kühlen, bis sie eisekalt sind. Bei der Hitze war das genau richtig. Heut war der Höhepunkt der Bau eines Turmhauses, Hannes war mit dem Papa unterwegs, so war ich mit Eva beschäftigt. Nachdem wir ein bisschen planlos dies und das gebaut hatten, entwickelte sich ein hohes Teil, erst war es dickes Dach, dann hoher Turm mit Fenstern, irgendwann musste Eva auf dem Kinderstuhl stehen, damit sie oben ran kam, da entstand das Ziel, alle Steine zu verbauen. Das haben wir geschafft, es waren ca 435 Legosteine verschiedener Formate, ich sollte sie beim Abbauen zählen, musste in anderthalb Meter Höhe damit anfangen. Mit den Bällen spielen wir, es entstehen sehr ungeregelte Abläufe, oft stürmt Paul dazwischen und greift sich, was er kriegen kann. Da der Bursche sehr freundlich ist, gibt es da wenig Streit, die Großen gehen wirklich achtsam mit dem kleinen Krabbler um.
Abends geh ich wie immer hier ins Studio, das Cleverfit gefällt mir. Montags war es wie in allen Studios, es ist voll, alle kommen und wollen gut in die Woche starten. Danach entspannt sich das, heute waren die da, die immer kommen, in dem Studio sind allerhand richtig breite Pumper, die sehr ernsthaft trainieren und einige gehen auf Wettkämpfe, soweit hörte ich es aus den Gesprächen heraus. Manche von denen betreuen die Anfänger, die es anscheinend auch dahin schaffen wollen. Dieser Austausch, die Möglichkeit zum Abschauen und Fragen macht eine gute Atmosphäre.

 

Sonntag, 25. 6. 2023

Es gibt allerhand nachzutragen, meine Schreiberseele findet nicht immer das Zeitfenster, selbst, wenn es da wäre, ist es nicht automatisch greifbar. Die Bilder warten schon einige Tage, Wochen, endlich hier erscheinen zu dürfen. Den Anfang machen ein paar Bilder aus meinem Busfahrlebensabschnitt, immerhin ist das an Arbeitstagen zweimal eine reichliche Stunde. Da schlaf ich oft, wenn es denn geht, wenn nicht lese ich auf dem Handy Tagespolitik, und wenn ich dann mal aufsehe, aus dem Fenster schaue auf die Strecke, die ich sehr genau kenn, überraschen mich immer wieder die Verhältnisse , so dass ich nicht anders kann, als umzuschalten auf die Kamera.

 

 

Nach der Spätschicht, solange Restlicht da ist, so Viertel vor zehn, sag ich doch, dass der Sommer ähnlich schön ist, wie das Frühjahr.

Vom Lesen: Durch den Schirrmacher hab ich mich ein wenig durchgequält, in der Hauptsache bleibt die Erkenntnis, wie schnell ein Sachbuch veralten kann. Er beschreibt 2006 als Hauptursache die Wirkung von Rollenbildern aus dem Fernsehen, die dazu führt, dass sich junge Frauen in großer Zahl dem Kinderbekommen verweigern. Er versucht die Folgen zu beschreiben, dass Kinder kaum noch gleichaltrige Verwandte haben, dass Völker vergreisen, das ist nicht nur bei uns so. Aber er hat den Umgang mit den neuen Medien, die gab es damals zumindest ansatzweise, gar nicht beachtet, die Vielfalt an möglichen Lebensentwürfen hat sich seit der Jahrtausendwende verhundertfacht, außerdem kommt kaum vor, dass seit 1990 jungen Menschen Europa und große Teile der ganzen Welt offenstehen, und das erleichtert die Entscheidung für ein Ding wie Familie gar nicht. Dazu kommen längere Bildungswege, vielfach wird unterwegs das Pferd gewechselt, von vorn begonnen, auch das begrenzt schlicht und einfach das biologische Zeitfenster. Schirrmacher war ein hochgelobter und meinungsstarker Publizist, bis er zeitig und überraschend starb. Deswegen wollte ich mal nachlesen, heute hilft er mir nicht recht weiter, da kam ich zu spät

 

Ein paar Bilder von meinen Wanderschaften, die fallen so an, hier einiges aus dem Bayrischen.

Weiße Fetthenne, auch Weißer Mauerpfeffer, unter voller Sonne wird er so rot, kriecht sich ausbreitend auch auf den Asphalt des Radweges und kommt in dieser Hitze klar.

 

Gemeine Nachtkerze, schön wie von einem begabten Designer gemacht.

 

 Türkenbundlilie, unverhofft mitten im Wald, nicht vom Gärtner ausgesetzt, es ist eine heimische Wildpflanze.

 

Das Rote Waldvögelchen, eine heimische Orchidee, die Variante in weiß gibt es hier in der Region, z. B. im Rammert und auf dem Spitzberg.

Vom Lesen: Ein Buch angefangen und wegen penetranter Langatmigkeit und nerviger Wiederholungen und fast zum Stillstand kommenden Erzählfortganges abgebrochen, auch weil die Mittel der Verlangsamung so durchschaubar sind, dass sie mich gepeinigt haben. Der Klappentext, der mich anfunkte, raunt vom vielleicht besten Buch der letzten Jahre in Deutschland, an der Aussage ist vielleicht richtig.

Gleich das nächste Teil gegriffen, ist nicht so stark wie die anderen von Schätzing, auch bisschen langatmig, zumindest kommt die Geschichte vom Fleck und baut eine gewisse Spannung auf. Würde es nach 150 Seiten unter gelungene Unterhaltung zählen, es sind elegante Erzählsequenzen da, aber eben auch haufenweise irgendwelche Klischees und Auffüller.

Als ich wieder zu Hause ankam, fand ich die Ceropegia blühend vor. Die deutsche Bezeichnung lautet stimmig Leuchterblume.

Jetzt eine Bilderreihe von meinem gestrigen Gang, ich wollte dem Neckarfest, eigentlich dem Andröhnen von mindestens sieben Musikquellen mal für zwei Stunden entgehen.

Der Gewöhnliche Trompetenbaum, heimisch in Amerika, hier als Zierbaum genutzt, hat schöne Blüten, wird von Insekten besucht und macht so lange Bohnenfrüchte aus seinen Blüten, die hängen oft noch vom Vorjahr.

Die Eselswolfsmilch mit ihren seltsamen Blüten, durchaus ein eigenes Modell.

Man könnte sagen, ist ja falsch rum, das wäre aber falsch. Eine Sicht von der Kiebinger Brücke auf den Neckar.

Der Blaue Natternkopf, als er benannt wurde, muss die Natter schon ihren Namen gehabt haben.

Sommergras, in zwei Varianten.

Ein verwirrter Lauch am Wegesrand.

Mitten in Bühl der wilde Wein.

Kurz vorm Ziel dieser Blick, nach 10 km war ich´s zufrieden. Zumal der Bücherschrank in Bühl mir was in den Rucksack gesteckt hat.

Um den Mittag rum bin ich eine Runde über das Neckarfest scharwenzelt, den Flohmarkt wollte ich mir ansehen, hab unterwegs allerdings festgestellt, dass ich gar nichts brauche. So schaute ich mir die Trödelei ganz geruhsam durch, bekam sogar was zu futtern zwischenrein und bin noch zu einer der Bühnen gegangen, da lief Musik. Eine Altherrengruppe spielte rockiges Bekanntes nach, so aus den Achtzigern. Das sieht schon ein wenig putzig aus, wenn dicklige Grauköpfe die Gebärden der damals jungen Musiker nachmachen, sie waren musikalisch sehr sattelfest und stimmlich gut, wenn man sie nicht gesehen hätte, hätte man sie wohl dreißig Jahre jünger geschätzt. Zumindest war das mein gehörter Eindruck, als ich da war, stellte sich heraus, die Band, auch das Publikum, alles mein reifes Alter. Die Sonne war gnadenlos, so bin ich nach meiner Runde abgedreht nach Hause, ich wollte sowieso noch zum Sport gehen. Dort war Brusttag, ich hab mich mit der Unterstützung, auch dem Antrieb eines Jungspundes wieder mit schweren Gewichten gemüht. Hinterher gehe ich stolz heim.
Nach Sport, nach der Latsche war das Neckarfest immer noch lärmig zu Gange, und ich hab mich reingestürzt ins Vergnügen. Die volkstümliche und schlagersingenden Musikalitäten musste ich schnell umgehen, ich kann das wirklich nicht vertragen, zumal das Volk beseeligt mitsingt und anscheinend im Glücke schwelgt. Vor einer Bühne dann war die Musik ganz aushaltbar, die Band war nicht besonders gut, der Sound mickrig, auch, weil drumherum vieles andere anbrandete. Aber auch dieses Publikum, jüngere Leute, war da, mitzutun, wenn das Angebot kam. Und es kam und funktionierte sofort, da wird es richtig kraftvoll, wenn so ein Gassenhauer aus vielen Kehlen und mit Innbrunst und der Entschlossenheit, sich gut zu amüsieren, vom Publikum mit gesungen wird. Noch zwei Bilder als Eindruck, wie sich die Stadt ändert bei solcher Gelegenheit.

 

 

Donnerstag, 29. 6. 2023

Auf Arbeit, es ist Nachtschichtwoche, bin ich in der Sonderreihe, wir haben richtig viel zu tun. Die Personalsituation ist durch eine Schulung von vier Kollegen, die sind die ganze Woche weg, angespannt. Zudem geht der Bestand etwas zurück, so dass nicht viel als Fogeauftrag schnell gestartet werden kann, das meiste muss aufwendig umgerüstet werden. Die Gerüchteküche schwirrt mal wieder, es wird von Kurzarbeit gemunkelt. Nächste Woche ist eine Betriebsversammlung, vielleicht wissen wir hinterher mehr.
Beim Sport ist es grad gut, es fühlt sich an wie ein kleiner Leistungssprung. Klimmzüge mit Zusatzgewicht gehen erstaunlich gut, beim Bankdrücken scheinen die 70 kg beherrschbar zu werden. Auch die Pause beim Dehnen, da hab ich geschlampert, scheint nicht so schlimm gewesen zu sein, kein großer Einbruch.
Ein Erlebnis möcht ich schildern. Ich hatte einen Termin bei einer Hautärztin, wegen dem Hautscreening, ich bin so was von fleckig und soll die ganzen Muttermale regelmäßig prüfen lassen. Also gut, ich komme in der mir neuen Praxis an, werde recht schnell ins Behandlungszimmer gesetzt und soll alles ausziehen bis auf die Unterhose. Es ist schon ein etwas unwürdiger Zustand, so fast nackert auf der Pritsche zu hocken und zu warten, wer da kommt. Erst mal noch diese und jene Arzthelferin, sie holen irgendwas. Dann eine junge Frau, wir erkennen uns, haben schon im Sportpark in verschiedenen Kursen zusammen geschwitzt. Sie bemüht sich sehr, die seltsame Situation auf unkompliziert zu setzen, das gelingt. Wir reden also, bleiben beim du, und sie fragt auch, ob es für mich ok ist, oder ob sie ihre Kollegin schicken soll. Also gut, denk ich, ist egal, sie macht das immerzu, ich kann es aushalten. Aber lachen musste ich schon, als ich sie überall hinschauen lassen musste. Am Ende bin ich sehr erleichtert raus, es braucht nichts geschnippelt, weiter untersucht werden, ich soll in zwei Jahren wieder kommen. Da weiß ich ja, was mich erwartet.

 

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