Michael Oswald

 

 

 

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Neuer Versuch 3

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2023 im März

Mittwoch, 1. 3. 2023

Spätschichtwoche, vormittags bleibt eine kleine Zeitlücke für den Sport, wenn ich sehr diszipliniert aus dem Bett komm. Zweimal hat es geklappt. Einmal fehlte eine halbe Stunde, ich hatte den Wecker ausgemacht, der angestrebte Impuls fand erst später statt. Da hab ich zu Hause Krimskram weggemacht.
Auf Arbeit: Am Anfang des Jahres hatte ich mir ein Arbeitszeugnis eingefordert, sechs Wochen später fragte ich nach. Mein Teamleiter hat das bearbeitet, kam heut mit der Auskunft, es sei noch gar nichts angestoßen, das wird wohl noch dauern. Komisch, das mich das gar nicht erschüttert hat. Nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit hätte mich eine prompte Erledigung eher durcheinander gebracht. In unserem kleinen Laden sitzen mittlerweile vier oder fünf Menschen an ihren Schreibtischen in der HR-Abteilung und kümmern sich emsig um unsere Belegschaft von ca 500 Menschen. In meiner 22-jährigen Zugehörigkeit wurden meine drei Anliegen so bearbeitet, als hätte ich in der DDR einen Trabant bestellt.
Lesen: Hanjo Lehmann, "Die Truhen des Arcimboldo", 1995 erschienen und gewidmet u. a. den Leiden des Salman Rushdie. Das ist ja eine ziemliche Kragenweite für ein Buch, mich hat es neugierig gemacht. Ein historischer Roman mit zwei Handlungssträngen verbrämt eine Abrechnung mit der Institution Kirche, dem Papsttum, es werden irgendwelche Dokumente und Reliquien hergenommen, die Irrungen der Kirche zu belegen. Nicht aufregend neu, verdorben wird alles durch oberplumb geschilderte sexuelle Obsessionen, die eigentlich nichts zum roten Faden dazutun, eher sinnfreie Längen einfügen. Die Auflösung scheint mir elegant konstruiert zu sein, mir fehlen noch 200 Seiten, dann kann ich das genauer sagen.
Gestern abend saß ich vorm Rechner, ließ Musik laufen, Pink Floyd, das Album "The Dark Side of the Moon". Ich kenn es aus Jugendzeiten, hatte sogar in der DDR die Platte erwischt, das war nicht einfach. Heut kam in der NZZ die Nachricht, es sei vor fünfzig Jahren erschienen. Es hat sich 50 Millionen mal verkauft, war fast 1000 Wochen in den amerikanischen Charts. Mir gefällt es, da habe ich wirklich Mainstream gehört. Es funktioniert meines Erachtens auch heute noch.

Samstag, 11. 3. 2023

Warum diese Lücke, warum ist kein Text da? Nun, ich hab gearbeitet, erst die Spätschicht fertig, war vormittags zum Sport, abends reichte es für ein bisschen Haushaltkram, sonst nix. Das Wochenende war voller lästiger Geschichten, die Zeitfresserchen Putzrunde, Einkaufen usw. Es ging weiter mit Frühschicht, mit Frieren im Schüttelbus auf der Hinfahrt, kurz vor dem Ziel wurde es ein klitzekleinwenig warm. Immerhin, die Tür scheint öfter zuzugehen, es war nur ein mal ein Spalt offengeblieben. Auf Arbeit war viel zu tun, da wir schlecht besetzt waren, das scheint der angestrebte Normzustand zu sein. Wenn mehrere Maschinen auslaufen, dauert es seine Zeit, bis alle wieder versorgt sind und lostuckern, früher war der Personalstand doppelt so hoch wie heut, da stand fast niemals eine Anlage, weil niemand Zeit hatte. Dazu kommen die vielen ungelösten Baustellen mit den daraus folgenden Verzögerungen. Alles ist bekannt, alles könnte gelöst werden, also gut, mir ist es mittlerweile egal. An allen fünf Tagen war ich  zum Feierabend nach einer Verschnaufe im Studio, dreimal zum Kurs am Tower, zweimal mein Kraftprogramm, immer Dehnen, manchmal etwas zusammengefasst, also geschummelt, mit folgender Ausrede: Es war Wellnesswoche im Studio, mit Aufgüssen  in der Sauna zu gewissen Zeiten. Die wollte ich mitschwitzen. Bei Eisauflagen mit Minze- oder Ingweraromen hab ich mich gewundert, wo all das Wasser aus mir rauskommt. Herrlich.
Heut war eine Hausversammlung angesetzt, seit vielen Jahren mal wieder. Es gab ein paar Kleinigkeiten zu regeln, denen wir zustimmen mussten, das ging konfliktlos und schnell. Wir bekommen ab jetzt sogar richtige Abrechnungen, das ging bisher per Absprache und kleines Zettelchen und wird verbessert. Wir bekommen eine Reparatur auf der Bühne, wo die schlecht gearbeitete Verplanung unter den Ziegeln erneuert wird, es gibt demnächst Licht, Strom da oben. Wir haben gespart miteinander, nun ist bissle was da für ein paar Verschönerungen.
Im Studio war ich danach, Beintraining, Squats unter 60 kg, eine Maschine für die Oberschenkel, einbeinig Kreuzheben, normales Kreuzheben, Bauch hinterher und paar Kleinigkeiten an den Parallets, L-Sit und Tuck-Planches, Frogstand, kurze Runde Dehnen. Daheim Kaffee und gekauften Marmorkuchen mit Schokoguss. Abends kam die Lust auf Rausgehn, ich war lang nicht gewandert. Ich bin also kurz vor acht, im Dunkeln los Richtung Kreuzerfeld, weiter nach Weiler auf dem Radweg, da durch und ins Katzenbachtal durch den Kurpark Bad Niedernau, dort über den Neckar vorbei an der Bronnmühle zurück. Ergab 13,62 km in 2:27 Stunden, 250 Höhenmeter waren dabei. Als ich aus den Lichtgebieten raus war, gab es einen wundervollen Sternenhimmel, der Mond war nicht da. Als es in den Wald ging, wurde es richtig dunkel, fast verschwand der Weg, manchmal bin ich auf gut Glück weitergegangen, es hat geklappt. Mir hat es gefallen.

Sonntag, 12. 3. 2023

Dieser Tag diente der Erholung. Immerhin hab ich die Blümchen gegossen, gar gedüngt, und die Wäsche ist gewaschen und hängt zum Trocknen, Mittag gab es, selbstgekocht, schnelle Nudeln. Ansonsten war es ruhig, nicht mal vom Sport kann ich berichten. Hab gelesen, die Seele baumeln lassen und beim Kaffeetrinken jemanden kennengelernt, der sich mit Musik und Oper und Inszenierungen auskennt, da selber tätig ist, und schon war es interessant. Zumal er auch nach mir fragte, es war ein Austausch.
Vom Lesen ist nachzureichen:


Ein Buch, ein dickes, das so tut, als will es wie ein Umberto Eco daherkommen, es scheitert an vielen Stellen, weiter oben kam es schon mal vor. Die Auflösung allerdings war einigermaßen gelungen.

Um Welten besser ist "Der Donnerstagsmordclub", 2020 erschienen, von Richard Osman. Ein Kriminalroman. Einige Insassen einer noblen Altenwohnanlage treffen sich regelmäßig, um an ungelösten Fällen rumzutüfteln. Ein Mord passiert in der Nachbarschaft, dann noch einer. Der Club schafft es mit und ohne die Polizei zur Auflösung. Großartige Unterhaltung, spannend und gut erzählt, u. a. mit einem respektvollen Blick auf das Altwerden.

Grad angefangen hab ich "Die Hexen von Eastwick", ein Roman von John Updike, 1984 erschienen. Wurde auch verfilmt.
Bin erst auf Seite 29, und mir dämmert, das Buch hab ich schon gelesen. Nun suche ich in meinem Kopf herum, wie wohl das aktuell noch nicht gelesene sein wird, ich finde nichts. Aber ich erkenne deutlich wieder. Die Duttelchen, das Gewitter am Strand, da spüre ich die gleichen Empfindungen wie beim ersten Lesen, immerhin wurde und wird empfunden, das spricht für das Buch. So werde ich wohl nicht drumrum kommen, das Teil noch mal fertig zu lesen, die Arbeit könnte ich mir sparen, würde mein Kopf besser funktionieren. Im vorigen Buch konnte ich lesen, dass dies nicht allein mein Problem ist, und dass es noch markanter wird. Vielleicht nicht allumfassend, auf jeden Fall an gewissen Stellen. (Vielleicht, wenn ich in meinen alten Texten wühlte, könnte ich was über dieses Buch finden.)

Cin Sport, im offenen Zeitfenster, ca zweieinhalb Stunden, ein bisschen Webseitenbastelei, das ging so geschwind, da fällt sogar noch diese Lücke für ein Lebenszeichen an. Am Montag war ich auf dem Schänzle, Felix hatte geladen in den kleinen Cali-Park. Bei zwanzig Grad und lauem Wind hat es soweit Spaß gemacht. Außer das Felix Sachen vorführt, die ich alle nicht kann, wahrscheinlich in diesem Leben auch nicht mehr können werde. Nun gut, ich fühl mich trotzdem gut, wenn ich so Ziele haben kann und mich vom jugendlichen Optimismus anstecken lassen kann.
Beim Lesen: Natürlich kenne ich die Szenen wieder, manchmal weiß ich sogar, wie es weitergeht. Das Buch ist sprachlich dermaßen gut, und die Erzählbrillanz ist so überzeugend, manchmal kann ich gar nicht aufhören zu kichern ob der aufgeführten, von den Hexerein verursachten Sprachfehlern, und die geschilderten Boshaftigkeiten sind so voller Lebendigkeit, ich hab viel Spaß mit dem Teil.
Noch zwei Nachtschichten.

Sonntag, 12. 3. 2023

Dieses Wochenende ist ein wenig aus der festen Ordnung gerutscht. Am Samstag früh kam ich aus der Nachtschicht, wollte das Schlafen ausfallen lassen wegen dem schnellen Umstieg in den Normaltagesbetrieb. Außerdem hatte ich schon die Erfahrung des frühen Einkaufs gemacht, wollte so die Zeit kurzweilig halten. Der Einkauf hat geklappt, ich musste mich durch Horden von Einräumern und Putzkräften wühlen, aber ich hab fast alles gefunden. Das ist gar nicht leicht mit so einem müden Kopf, der eigentlich ins Bett wollte. Ich hab mich durch die Reihen getrödelt, manche Sachen so mit leerem Blick gemustert, warum kann ich nicht sagen, und ob ich davon was gebraucht hätte, wurde mir vor Ort nicht klar. Zu Hause versuchte ich, den Einkauf zu verräumen und mir gleichzeitig ein leckeres Frühstück vorzubereiten. Es ging nicht schnell, aber bald saß ich zufrieden mampfend, das Buch hatte plötzlich einen sehr geheimnisvollen Text, ich musste immer wieder paar Sätze zurück, um zu verstehen, so wurde das Umblättern zum hart erkämpften Erfolg. Ein Glück, die normalen Alltagsboshaftigkeiten der Hexenmädels sind so sprachschön und lustig beschrieben, auch kannte ich mich manchmal wieder, nicht immer, dazu gibt es der Boshaftigkeiten zu viele. Die Küchenordnung hab ich noch zustande gebracht, es gab ein kurzes und vergebliches Aufbäumen, dann lag ich auf dem Sofa und mir verging das Bewusstsein. Aber es war Sofaschlaf, der geht nicht so lange. Eine Webseite war zu aktualisieren, aufwendiger und mit Rücksprache und Korrekturen, da hab ich meine Dünnhäutigkeit sehr gemerkt, wenn es nicht sofort klar war. Am Ende gab es ein Ergebnis, das ist in Ordnung. Felix hatte zum Cali-Park geladen, ich bin spät dazu, hab gemacht, was ging, mich ansonsten eher gefreut an den vielen starken Übungen vom Felix. Irgendwann, als er schon weg war, kamen zwei junge Väter mit ihren Töchtern und wollten mittun, die Mädels sind gehüpft, haben gehangelt, die Herren sollten Klimmzüge vorführen, das musste ich übernehmen. auf dem Heimweg ging es beim Chinesen lang, Gemüse und Reis mit Kokos-Chili-Soße, bin satt und zufrieden weiter. Abends war Volleyballspiel, ich bin wieder zu Fuß hin. Den ersten Satz haben sie klar verkackt, dann kam ein neuer Zuspieler, den hatte ich noch nie gesehen, und er hat das Spiel gedreht. Drei Sätze souverän gewonnen, damit das Spiel. Hinterher hab ich mir sagen lassen, der Neue käme von irgendeinem Trainingszentrum für jungeSpieler, vielleicht das VCO Berlin. Heimgelaufen, noch was futtern, bald ins Bett. Ich habe am Samstag gehadert, eigentlich war das Putzwochenende dran, immer wieder der Gedanke dran, wie mir dieser Quatsch das kurze Wochenende versaut. So habe ich all meine Zwanghaftigkeit in diesem Zusammenhang bewältigt, alle Vorgaben übern Haufen geschmissen, auf nächstes WE geschoben und mir den Sonntag gerettet. Von der langen Liste bekam nur das Blumengießen einen Haken, das darf ich nicht verschieben, es wäre Unrecht.
Heut hab ich lang geschlafen, lang trainiert, lang nix gemacht, naja, gelesen, bissle am Rechner was.

Donnerstag, 23. 3. 2023

Die Internetverbindung spackt, der Router blinkert hektisch vor sich hin, irgendeine Störung bei Vodafone, oder hat sich der Router verschluckt. Den starte ich neu.
Auf Arbeit bin ich wieder Mister Flex, meine Kollegen schicken mich in die Reihe, wo es grad fehlt. Erst fiel ein Kollege aus, Corona geht nach wie vor um, heut der nächste, schon wechsel ich die Reihe. Mittlerweile mache ich einen auf Bediener, da mir die Routine beim Einstellen tatsächlich verloren gegangen ist, außerdem wissen meine standorttreuen Kollegen, was jeweils vorher auf der Maschine gelaufen ist, ich muss es immer erst erforschen, wenn ich neu in der Reihe bin. Da ich dadurch langsamer bin, weil ich eben nicht wissen kann, was man übernehmen und was man modifizieren muss, mache ich halt eher die zeitaufwendige Bedienerei, die Kollegen rüsten um, das scheint die Lösung für meine letzten paar Jahre zu sein. Mir ist es recht.
Es war mein Router, jetzt tut er.
Lesen: Meinhard Miegel, "EXIT", 2010 erschienen. Wohlstand ohne Wachstum lautet der Untertitel. Die ersten 100 Seiten, so weit bin ich, sind noch Zustandsbeschreibung, einzelne Zahlenbeispiele belegen ganz offensichtlich, dass wir als Menschheit in der Sackgasse stecken. Allerdings ist in den letzten zehn Jahren Bewegung in die Sache gekommen, bzw. das Bewusstsein für die Endlichkeit von Ressourcen ist verbreiteter. An so einem Sachbuch erschließt sich auch, wie schnell manches Wissen veraltet, z. B. sagt er das Ende der Ölvorkommen viel früher voraus, als sich das heute darstellt. Trotzdem sind manche statistische Ergebnisse erhellend, er kann schlüssig begründen, warum die fetten Jahre vorbei sein müssten. Ich bin gespannt auf folgende Kapitel, die unter der Überschrift "Wie wir besser leben können" zusammengefasst sind.

Samstag, 25. 3. 2023

Wenn ich noch eine Weile aufbleibe, kann ich um drei schauen, was ich grad um zwei mach. Ich könnte auch sagen, es ist um fünf oder um zehn, so ist das mit der Zeit. Es ist einfach eine Festlegung. Und da ich ein gar schmiegsam Wesen bin, halte ich mich selbstverständlich an die vorgegebene Definition. Deswegen sag ich, ist es jetzt halb zwölf, während ich das schreib, dazu singt Bob Dylan sein 94er Woodstock Konzert, da kann ich ihm zuhören, wie es ging vor 29 Jahren. Das ist der Menschheit erst seit wenigen Generationen möglich. Meine Urgroßeltern lebten ihre jungen Jahre, da ging das noch nicht, und sie erlebten die Veränderung zu dieser Möglichkeit hin. Also nicht mit Bob Dylan, aber über Karl Valentin im Fernsehen haben sie sich sehr erheitert. Fängt man erst an, über die Zeit zu schwadronieren, könnte das immer weiter gehen, ich höre hier lieber auf damit.
Übrigens, Bob Dylan kriegt mich immer wieder, das ist so eindrucksvoll, was er singt, hat er alles selbst geschrieben und es sind allesamt Ohrwürmer.
Gestern abend auf der Heimfahrt, ich war tatsächlich der letzte in meiner Schleifabteilung, alle anderen sind eher entschwunden, also die paar, die da waren, hab ich es so genossen, dass es ins Wochenende geht, und dass die nächste Woche frei ist, ich war so in Hochstimmung, konnte nicht mal schlafen, obwohl ich im guten Reisebus saß. Ich werde zu Hause bleiben und einige Termine wahrnehmen und ansonsten machen, was ich will. Für heut war das verschobene Putzen angesagt, das hab ich geschafft, die Bude glänzt einigermaßen, mein Bett ist frisch bezogen, mehr hatte ich mir gar nicht vorgenommen. So habe ich es rechtzeitig zum Sport geschafft und hab es mir ausführlich gegeben. Brust und Bauch, hinterher dehnen und Sauna, ganz ohne Zeitdruck. Ich genieße. Dass es mir so bewusst ist, hat mit dem Buch von Miegel zu tun, ich bin jetzt bei seinen Ermahnungen an die Gesellschaft, das Materielle und das Habenwollen nicht so wichtig zu nehmen. Da bin ich jetzt nicht der Anfänger, allerdings muss ich ehrlicherweise bekennen, dass das angesammelte Polster meines relativ sparsamen Lebens da für Gelassenheit sorgt. Dass wir Lebensziele überdenken müssen, den Wohlstand anders definieren können als über die bisherigen sich immerzu mehrenden Besitze, ist immerhin ein Angebot, das Sinn macht. Es klingt nicht mal nach Verzicht, eher wie eine Aufforderung zum Selberdenken, zur Selbstbestimmtheit. Der Rahmen, mein Rahmen ist da natürlich begrenzt von Verhältnissen, ich bin ja nicht allein auf der Welt, aber da drin, im Rahmen, ist Platz. Sonst ist im Rahmen z. B. ein Bild oder eine Tabelle, das ist ja die Hauptsache.

Mir fehlen noch ca 80 Seiten, ich bin weiter neugierig auf sein Angebot an die Gesellschaft. Da das Buch vor 12 Jahren erschien, kann ich jetzt natürlich über manches naseweis urteilen.
Ich mach hier weiter mit einem Bilderbuch und hangle mich satzweise durch die letzte Ausbeute, die mein Handy so hergab. Der Frühling überzeugt mich alle Jahre wieder.

Das war mein Blick aus dem Studio, manchmal, wenn der Regen fern blieb, war ich draußen.

Nach der Spätschicht heimkommen, den Blick heben, die Blutpflaume vorm Nachbarhaus zeigt, was sie kann.

Ein Stück weiter dann das, der Slogan ist geschickt gewählt angesichts der Strompreise, der Inflation wird das sicher wirksam. Mich würde interessieren, wer da Hilfestellung geleistet hat, die Umfragewerte gehen grad in diese Richtung. Ich gebe hier ein Zeitzeugnis, keine Wahlaufforderung, diese Partei ist für mich nicht wählbar, die Inhaltlichkeit halte ich für falsch.
Wieder zum Frühling.

Fette Henne oder Scharfer Mauerpfeffer

Die Traubenhyazinthe

Ein Tränendes Herz in weiß

Nach der Nachtschicht aus dem Bus raus fotografiert, das gibt so seltsam schöne Bilder, mittlerweile hab ich wohl hunderte gemacht.

Nachgereicht von der letzten Nachtwanderlatsche, gehören auch in die Reihe seltsam, schön. Wenn ich die mache, sehe ich nicht, was da entsteht, es ist überraschend, vieles lösche ich sofort, aber manchmal ...

 

Dienstag, 28. 3. 2023

Ich mach weiter in der Art von einem Bilderbuch, erzähl ein wenig und weiß ich nicht weiter, setz ich ein Bild. Diesmal muss vom Buch "EXIT" fertig berichtet werden, fast lohnt es der Mühe nicht. So treffend seine Zustandsschilderung war, so harmlos kommt der Ausblick daher. Richtig ist zwar, dass sich die Art unseres Wohlstandes ändern muss, er lässt großzügig weg, wie die materielle Grundlage dazu organisiert werden soll und verweist auf Zufriedenheiten, die sich aus der musischen, sonstigen kreativen Tätigkeit speisen sollen. Schön und gut, aber wie sollen wir das Wohnen, Lernen, Pflegen und Dienstleisten finanzieren. Er fasst sozusagen sein Vaterunser so: "Den Wohlstand des 21. Jahrhunderts werden nicht länger Menschen- und Gütermengen bilden, sondern die Kulturen der Völker." Er zielt auf ein verändertes Bewusstsein der Menschen, obwohl er anführt, dass es mit den Erlöserreligionen nicht funktioniert hat. Der Ausweg, im Klappentext angekündigt, ist nicht so recht da, außerdem hat mich verärgert, dass er teilweise mit dummen Klischees und Ignoranzen argumentiert, z. B. nennt er das Rentendasein als einen von der arbeitenden Bevölkerung alimentierten Zustand, ohne überhaupt das durch arbeitslebenslange Beitragszahlungen für die vorherige Generation erworbene Anrecht darauf überhaupt zu erwähnen. Es scheint nicht die einfache Lösung zu geben, ich hätte das deutlich mit hineinformuliert.
So hab ich´s weg gelegt und mir ein nächstes Buch gegriffen, diemal erhoffe ich mir einen literarischen Genuss.

Ansonsten ist vom Wunder des Frühling weiter zu erzählen. Gestern musste ich das Auto in die Werkstatt bringen, der Kundendienst ist fällig. Auf dem Heimweg, zu Fuß, ca 8 km über Dettingen und Weiler, gab es immerzu was zu sehen.

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Die Magnolie hat den Nachtfrost gespürt und wartet noch ab.

Himmelschlüssel, welch ein schöner Name.

An einer Mauer in Weiler zeigt der wilde Wein ein Lebenszeichen.

Die Schlehe, auch Schwarzdorn, gehört zu den ersten Blühern.

Die purpurrote Taubnessel in netter mir unbekannter Gesellschaft.

 Sonnenwend-Wolfsmilch.

 Gewöhnliche Mahonie, dabei ist sie so schön.

 Kaukasischer Beinwell, er blüht vor allen anderen Beinwellsorten.

Die Zwergbirne, blüht wie eine Große.

Abschließend mit dem überzeugenden Rot der Chinesischen Zierquitte, die hab ich auch in weiß gefunden.
Von einem Kuchen kann ich noch berichten, selbst gebacken mit Dr. Oettkers Hilfe, Käskuchen mit Streuseln, eine Hälfte hab ich angereichert mit Rosinen, in die andere gab ich Mandarinen, beide Varianten schwinden zusehends dahin, sie finden mein Wohlgefallen.
Vom Sport kann ich sagen, so ohne Zeitdruck an freien Tagen ist das Trainieren dermaßen entspannt, es kommt nicht drauf an, schnell durchzukommen, wenn ich denke, es ist genug, gehe ich ins Dehnen und höre an ebender Stelle auf, troll mich in die Sauna.

Donnerstag, 30. 3. 2023

Die Stunden, so freigiebig sie mir das Schicksal an freien Tagen zuteilt, sie schwinden in großer Beständigkeit, aber so in der Zeit rumzutrödeln tut mir gut. Diesen Zustand hab ich nicht so oft. Bei allen Dingen, die ich mache, brauche ich nicht drauf zu achten, ob die Zeit reicht, ob sie schnell gehen, sie passen rein in diese Lebensweise. Ich habe die meisten Wege, hier in der Stadt, zu Fuß gemacht, war am Bücherschrank und konnte gründlich durchforsten, am Ende hatte ich nur ein Buch, bin zufrieden weiter. Beim Sport war es ganz egal, wie spät es war, ich habe es fertig gemacht, wenn mir noch was einfiel, ging es weiter, für Dehnen und Sauna hat es sowieso gelangt. Es gab Zeitungen nachzulesen, wenn mich ein Artikel interessiert, ich les nach der Sauna im Studio, fehlt oft die Zeit, fertigzulesen, ich bestell ihn mir dann. Es kommt dann ein Sammelsurium der letzten Wochen hier an, manchmal ein schönes Bild, manchmal aus dem Kulturbereich was, diesmal war die Geschichte um Palmer und den erstochenen Gambier in Tübingen umfangreich. Der Palmer erklärt seine Sicht gut und nachvollzehbar, er nennt das Opfer einen Dealer, der gar nicht hier sein dürfte. Der alte Botanische Garten, wo es passierte, ist seit Jahren der Platz, wo man einkauft, Palmer sagt, die Polizei hat keine ausreichende Handhabe, das zu unterbinden. Es wird nicht bestraft, nicht weggesperrt, nicht abgeschoben. Und nun wird Palmer beschimpft, auf allen Kanälen, in allen Tonlagen, bestimmt wird er bald wieder von den Grünen ausgesperrt und angepisst. Davon wird aber die Sachlage der ungesteuerten und unkontrollierten Einwanderung nicht gelöst, seine Argumentation wird von vornherein unter Rassismusverdacht gestellt. Heute kam der Bericht zur Entwicklung der Kriminlität in Deutschland für das letzte Jahr heraus, der Anteil der Täter mit Einwanderungshintergrund ist riesenhöher als der Anteil aller Einwanderer. Das mit dem Satz "Wir schaffen das." als fertig behandelt zu sehen ermöglicht der AfD erst die hohen Zustimmungswerte.
Außerdem hab ich, weil der Kuchen alle wurde, mir einen neuen gebacken, diesmal ein Schokokuchen mit vielen Rosinen. Zwei Arbeitsgänge waren nötig, erst rühren und backen, später, das Teil muss erkalten, der Schokoguss. Beim Aufgießen glänzt und duftet es so verführerisch, es kostet mich das Aufgebot der gesamten Erziehungsergebnisse. Jetzt steht er in der Küche, ich seh ihn nicht mehr, aber ich hab ihn im Kopf und freu mich auf morgen.
Von einer kleinen Pflanzaktion kann ich berichten. Ich hatte im Botanischen Garten ein bisschen Saat einer Aloe aufgesammelt, beim Spazieren von einer Engelstrompete Saat gefunden, erst zu Hause gelesen, die sei so giftig, man soll Handschuhe benutzen, und eine Rhoeosaat, die hatte ich mir schicken lassen. Jetzt sind sie in Anzuchterde in einem Fensterbankgewächshäusle angesetzt, mit viel Wollen gegossen, mal sehen, was wird. Die Ableger eines duftenden Drachenbaumes hatte ich bei einem Besuch abgestaubt, sie sollen hier groß werden.
Vom Lesen: Die Hälfte hab ich, die Handlung spielt in Peru während der 1970er Jahre, als da die Revolution tobte. Es wird beschrieben, wie die ungebildeten Indios mit dem Marxismus umgehen, aber auch wie Volksglaube und Aberglaube sich auswirkten, überall Opfer, immer alles kategorisch. Die Hauptfiguren, zwei Polizisten, die in einem Indiodorf drei Verschwundene suchen sollen, dazugehören, es verschwimmt Ermittlung und Gerücht und Traum, und so wird auch erzählt, ein kunstvoll verstrickter Ablauf, der mich auch durcheinander bringt. Mitten im Gespräch wechselt Ort, Gesprächspartner, Zeit mehrmals hin und her und ganz woanders hin, trotzdem funktioniert es, ich will immer weiterlesen.

Freitag, 31. 3. 2023

Wieder ein Tag wie vom Himmel geschenkt. Langsam und spät gestartet, nichts nützliches vollbracht, bis es Zeit war, zu einer Verabredung aufzubrechen. Mit Judith ins Rittermuseum in Waldenbuch, eine wundervolle Ausstellung mit Arbeiten von Sakir Gökcebag (hier fehlen einige Sonderzeichen, die mein Schreibverzeichnis nicht anbietet, unter dem S ein Zipfele, unter dem c auch und über dem g ein kleiner Bogen). Aus Alltagsgebrauchsgegenständen wird durch einfache Montagen oder Schnitte und Fügungen etwas ganz anderes, es geht ziemlich lustig zu. Es hat Spaß gemacht zu schauen, zu erkennen, zu staunen. Ab hier lass ich´s wieder zum Bilderbuch werden.

Ein Spiel mit Äpfeln.

Die Arbeit heißt Resistance/Widerstand.

Was sehe ich?

Wasserwagen in neuer Form, in neuem Gebrauch.

Spider, aus einem Gummistiefel, hoch an der Wand.

Time Square

Black Forest, aus Regenschirmen

Trans Layers I, Klopapier einmal anders

Hemden in Form gebracht, im Rittermuseum geht es ums Quadrat.

Kleiderbügel

 

Der Ausblick am 1. April, es regnet, aber die vielen Traubenhyazynthen tun so, als wollten sie in der Ferne, beim Blick aus meinem Kellerfenster den blauen Himmel versprechen. Ich glaub dran, die wollen mich nicht veräppeln.

Mittwoch, 5. 4. 2023

Die letzte von drei Nachtschichten steht aus, dann ist diese kurze Arbeitswoche gelaufen. Ostern macht auch die nächste Woche entspannter, nur vier Arbeitstage. Mein Arbeitsplatz wandert durch die Halle, bin jeden Tag woanders. Mittlerweile kenn ich die Verhältnisse überall, dadurch geht es gelassener zu. Zu Hause bleibt um das Schlafen, Haushaltieren ein Zeitfenster, nicht groß, ein Ding passt rein. Zwei Tage war ich im Studio, hab mir je einen frischen Muskelkater in Brust und Schultern, dann in die Beine geholt, damit bin ich zufrieden, hab gut trainiert. Heut war frei, ich musste bissle telefonieren, zwischenrein gönnte ich mir einen Besuch beim Bäcker. Auf das Wochenende freu ich mich sehr, hoffe, dass Zeit ist zum Rausgehen, der Frühling bietet so viele Verlockungen. Lesezeit war immer mal zwischenrein, es ist ein Thriller von Juan Gomez-Jurado, "Der Gottesspion", 2005 erschienen. Eher ein harmloses Buch, etwas spannend, aber eigentlich eine völlig belanglose Geschichte, gefügt aus allerhand nicht sonderlich überzeugenden Figuren aus dem kirchlichen Millieu. Der gesuchte Mörder ist so ein skurriles Wesen, das kann man sich nur ausdenken, warum ich sowas lese, wahrscheinlich weil ich ein Leser bin. Manches könnte ich liegenlassen, irgendwas hat mich gelockt, vielleicht ein unbekannter Autor, das Buchcover, wer weiß.

Freitag, 7. 4. 2023

Eigentlich ist es schon der Samstag, ich hab die Stunden nicht halten können. Wie auch, immerhin hat der Umstieg von der Nachtschicht auf Normalablauf geklappt, da ich gestern erst zum Feiermorgen schlief, abends wieder ins Bett bin, kam ich relativ zeitig raus und war ausgeschlafen. Mit dem Wissen um ein langes und entspanntes Wochenende fing es gemütlich an mit einer langen Lesezeit. Das Buch, wieder ein Thriller von Daniel Silva, "Die Rembrandt Affäre". Es geht um ein geklautes, wertvolles Gemälde, nach ca 80 Seiten ist es mal weg, der Restaurator ist erschossen, das Bild hat auch ein Loch abgekriegt. Zumindest kann er halbwegs erzählen, ich lese das neugierig, weil ich von diesem Millieu gar keine Ahnung habe. Das Bild soll laut Klappentext auch noch ein gefährliches Geheimnis  bewahren, mal sehen.
Für um zwölf gab es eine Einladung zum Schänzle, zum Cali-Park, ich war bissle später da, sonst niemand, mir war es zu windig und ungemütlich, ich hatte keine Lust, dem zu trotzen und bin nach einer kleinen Neckarrunde wieder heim. Nach dem Mittagessen war Lesezeit, bis mir der Arsch wehtat, dann bin ich ins Studio, es ging ein bisschen schwer. Irgendwie bin ich durchgekommen, denke, ich alter Sack, könnte es auch lassen. Naja, so schlimm war es auch nicht, in der Summe war es schon in Ordnung, ich hatte ein Bauchtraining am Ende, hab alles gemacht, was mir einfiel. Nach der Sauna gab es einen Kaffee von der Tanke, Kuchen hatte ich da. Und siehe da, es kam doch noch die Lust auf Bewegung. Ich bin, als es dunkel wurde, auf die Pirsch gegangen, die große Inlinerunde hatte ich mir vorgestellt. Geht auf dieser Neckarseite bis Weilheim, dann muss ich mich über die neuen Kreisel auf den altebekannten Rückweg durchwurschteln, da geht es hoch über die Schienen, die neue Straße und übern Neckar. Am Ende waren es 18 km, ich hab drei Stunden gebraucht. So laufen, Zeit haben, Gedanken kommen und kreisen lassen, damit spielen, albern sein oder was ausprobieren, nach Lichtern und Wolken schauen, mir hat es gefallen. Da ich unterwegs richtig Hunger bekam, gab es ein paar Beeren, Haferflocken, Hanfnüssle in Quark, das hatte ich schon auf der Strecke geplant und mit Vorfreude erwartet.

Ein mir wunderlich gelungen vorkommendes Nachtsimdunkelnbild.

Samstag, 8. 4. 2023

Ich habe die Welt für einen Tag ausgeblendet, nicht dran gedacht, was in der Ukraine, in Armenien und Jemen los ist, den Klimawandel ignoriert, war außerdem beim Blick auf mich selbst gänzlich unkritisch, habe mich dem freien Tag gewidmet und nicht ein nützlich Ding vollbracht. Dafür hab ich mich an der Welt gefreut. Beim Lesen, das Buch gewinnt an Gehalt, es kommt eine Zeitgeschichte hinein, die ins Judentum des 20. Jahrhunderts leuchtet. Es hat mich von neuem berührt, die konkrete Geschichte von der Auslöschung einer Familie zu hören, den Blick auf Täter zu richten und die Schäden zu sehen, die im darauf folgenden Leben entstanden ist. Das alles klug und spannend verknüpft zu einem Krimi mit Handlungsplätzen in der ganzen Welt, ich bin in der Mitte und lande auch bei der Frage, ob man diese Geschichte so verwurschten darf. Der Autor ist Amerikaner, kommt aus dem Journalismus, er darf schon mal. Dazu kommt, wir brauchen eine veränderte Erinnerungskultur, die letzten Zeitzeugen sind gestorben. Die Stolpersteine sind eine Möglichkeit, sie bedürfen aber der Ergänzung durch konkrete und auch gut erzählte Lebensgeschichten und mir ist so ein Buch wesentlich lieber, als ein nur erdachter und unterhaltsamer Krimi. Also, morgen werde ich weiterlesen.


Einige Zeit habe ich mich von YouTube von einem Video zum nächsten schicken lassen, wie immer da berechnet wird was ich sehen wollen könnte, es kommt ziemlich ein endloses Angebot, gibt immer mehr von egal was, ich glaub, es lässt sich auch finden, wie schalte ich YouTube wieder ab. Wenn ich mir meine Liste "Später ansehen" ansehe, bemerke ich das gleiche Problem wie bei meinen Bücherstapeln.
In der aufkommenden Abendstimmung überkam mich die Lust, raus zu gehen, diesmal im Hellen. Ich habe mir den Rucksack mit ausgelesenen Büchern vollgepackt und die Tour am Bücherschrank gestartet, diesmal mit perfektem Ergebnis, nur ein schmales Bändchen mit Erzählungen wollte unbedingt mit. Am Kalkweiler Tor bin ich raus aus der Stadt in den windigen Frühling gelaufen, über die Felder bis fast zum Heuberg, zurück duch das Weggental, als es dunkel war, kam ich zu Hause an. 9 km, eher gemütlich, ab und zu musste ich anhalten, über die schönen Landschaften schauen, die grünen Felder, die Obstbaumreihen entlang, auch die Wege, die im Himmel endeten. Noch paar Bilder:

 













Dieses schöne Blümchen heißt Immergrün, ich glaub, weil das Laub immergrün ist. Und eigentlich blüht es immer blau. Nur ganz manchmal kommt es weiß daher.




Sonntag, 9. 4. 2023

Da ich gestern so schön faul war, musste es heut passieren. Der Haushalt ist geruckelt, die Putzrunde erledigt. Schon mal ein gutes Gefühl. Beim Sport waren Beine dran, Dehnen, Sauna. Auf dem Rückweg ein Kaffee an der Tanke und Lesezeit. Wieder Lust auf einen Weg, ins Abendlicht rein. Bin hoch zur Dünnbachhütte, den Überzwercher Weg weiter, nach Kiebingen und über die Felder heim. Im Wald war voll die Singstunde bis nach Sonnenuntergang, erst als es wirklich dunkel wurde, war plötzlich alles ruhig. Aus dem Wald rauskommen, unterm Sternenhimmel sein, am Ende wurden 12,26 km in in 2:12 Stunden angezeigt, 245 Höhenmeter waren dabei. Für den Hunger gab es eine Osternudelsuppe, also mit Eiern aufgemotzt.

Mittwoch, 12. 4. 2023

Vom Lesen: Das Rembrandtbuch war richtig gut, auch die Auflösung war elegant gemeistert und hatte mit der Realität mehr zu tun, als es ein Happy-End gekonnt hätte. Gute und spannende Unterhaltung. Das nächste Buch ist von Hermann Kant, Erzählungen unter dem Titel "Bronzezeit", 1986 erschienen, also noch in der DDR. Die erste hab ich gelesen, er schildert die Situation in dem Wartezimmer einer Meldestelle. Er macht es köstlich. Mir kam aus diesem Anlass die Erinnerung um meine Bemühungen um die Erlaubnis zu einer Reise nach Polen in einer Dresdner Amtstube hoch, und ich konnte es sehr nachvollziehen. Obwohl er mit harmloseren Anliegen die Bürger agieren lässt, kommen all die Anfechtungen und Selbstzweifel angesichts dieser kafkaesken Ausgeliefertheit an die Behörde, auch die Position in der Wartegenmeinschaft, "Wer war der Letzte?", sehr plastisch zum Ausdruck. Die nächste Erzählung handelt die Reise nach Polen ab, nicht meine, aber es kommt mir sofort bekannt vor. Ein großer Lesespaß in den jetzigen komfortableren Umständen, mich würde interessieren, wie es dem lesenden Westbürger, der diese Erfahrungen nicht machen brauchte, gefällt.


Samstag, 15. 4. 2023

Die Woche hab ich zum Ziel, zum freien Wochennede geführt, nachdem in den Abläufen des Spätschichtens nicht viele Zeitfenster auftauchen. Immerhin konnte ich den Haushaltkram wegmachen, dadurch ist es luftiger, kein Einkauf, keine Wäsche. So fang ich den Bericht von heut mit einem Bilderrätsel an, es kam mir unverhofft vor die Kamera, das tat es schon öfter, aber erst dieses Mal hatte ich den Kopf frei genug, es auch wahrzunehmen.

Das ist ein bisschen speziell, drum noch ein zweites Bild, viel wird es nicht nützen, oder?

Ich fand es graphisch so schön, kam nicht drumrum.
Vom Lesen ist nachzureichen, der Kant kann erzählen und er wird richtig lustig dabei. Er hat einen ganz schlechten Ruf als Funktionär, als Bonze in der DDR, hat anscheinend Kollegen in die Pfanne gehauen. Da denk ich, man muss das Werk betrachten und den Menschen. Wenn man das verknüpfen will und die Bewertung von der moralischen Untadeligkeit abhängig machen will, bleibt uns kaum jemand mehr übrig, bei dem wir die reine Freude empfinden können. Und es verlangt ja von uns auch niemand. Schriftstellerisch ist das, was ich von ihm kenne, so gut, dass ich es weiterempfehle.

Nachdem ich durch war, nahm ich von meinen hohen und vielen Stapeln das nächste Teil raus, dabei fand ich eine Ausgabe von Machandel, das hatte ich kürzlich gelesen, es kam aus anderer Quelle zu mir. Und es hat mich schon belustigt, dass mein Schnüffelfinger die guten Bücher rausfindet. Weiter also mit

 ich bin noch nicht weit drin, auch noch nicht überzeugt, dass ich es fertig lesen muss. Mal abwarten.
Nach dem Ausschlafen und nach dem Lesefrühstück, nach ein wenig vertrödelter Zeit bin ich zum Sport, es war der frühe Nachmittag und es war kaum jemand da. Ich hatte Zeit, Lust und freie Bahn, hab Brust und Schultern, den Bauch trainiert, gedehnt, war in der Sauna und schon waren fast vier Stunden rum. Für einen Shake an der Theke hat es auch noch gereicht. Was zu futtern hat mir der Chinese gerichtet, schnell und gut, Kaffee gabs an der Tanke, sogar mit einer leckeren Heidelbeerquarktasche dazu. Michel im Glück. Ein Gang zur Zehntscheuer, ich wollte die Ausstellung sehen, CHC Geiselhart mit seinem ewighundertjährigem "TRANSITUS-Projekt". Er hat gute Formen gefunden, so immergültige Wächter und einige richtige Attribute, ich denk halt, das sehe ich schon seit dreißig Jahren von ihm. In allen Varianten und vielen Techniken, manchmal kommt was Neues dazu, ertrinkt aber sofort im Altbewährten, Umgebenden. Das nimmt mir ein wenig die Lust, mich damit zu beschäftigen.
Draußen wurde es dämmerig, weil so graue Wolken obendrüber waren, ich wollte aber noch laufen gehen, also wandern. Als die ersten Tropfen fielen, bin ich raus, die Schwalben machten Kunststücke über dem Neckar, hatten auch keine Angst vor dem Regen. Es wurde schnell ein richtiger ausführlicher Landregen und es war ganz klar, ich mache meine Tour fertig. Merkte schnell, wie gut es mir dabei ging, wie vergnüglich es ist, draußen zu sein, Wetter zu spüren, die Füße zu benutzen. Ein paar Bilder noch

 

Da ist das Ziel in Sicht, die Wurmlinger Kapelle.

Oben, viel Regen und seltsame Bilder, das nächste mit verregneter Linse.

 

Der Heimweg, nach 12,6 km und 2:21 Stunden und 175 Höhenmetern war es geschafft, die Klamotten hängen zum Trocknen, mir hat es gefallen.

Mittwoch, 19. 4. 2023

Die halbe Woche ist rum, noch zweimal Frühschicht. Ich arbeite jeden Tag woanders, neu ist, ich soll aushelfen, wenn bei mir wenig zu tun ist, bei den andern viel. Ich kann das machen und es stört mich nicht, so geht meine Zeit da schneller rum. Wenn ich an den Personalschlüssel von vor zehn Jahren denke, doppelt so hoch, und an die Fülle der Aufgaben damals, wesentlich weniger, und denke, wir bekamen damals noch eine Prämienzahlung, kommt mir der Gedanke an Ausbeutung in den Sinn. Das ist ein zu kräftiges Wort, immerhin haben wir da eine Absprache getroffen, die eingehalten wird, es kommt regelmäßig und pünktlich das Geld an. Wenn aber der Arbeitsdruck markant steigt, die monetäre Anerkennung, Abgeltung um alle freiwilligen Leistunge sinkt, muss man sich über die Motivationslage nicht groß wundern. Unsre Vorgesetzten tun das aber, zumindest wollen sie diesen Eindruck vermitteln. Haha, jaja, denk ich.
Heut das dritte Mal zum Kurs am Tower gewesen, jedesmal anders, jedesmal intensiv. Ein bisschen matt sitz ich hier und bin ganz zufrieden, meine Wochenbilanz ist schon in Ordnung, selbst, wenn ich gar nicht mehr ginge. So wird es aber nicht kommen, vielleicht lasse ich einen Tag aus, aber nicht vier. Es ist köstlich, abends ins Bett zu gehen und die Erleichterung zu spüren, wenn die schweren Glieder der Matratze anheim gegeben werden.
Das Buch vom Bettler und seinem Hasen beschreibt randständige prekäre Existenzen im aufgeblühten Warenkapitalismus, soweit kann ich es sagen nach der ersten Hälfte. Es kommen immer wieder ganz logische und richtige Sätze vor, die genau beschreiben, was ich mir da vorstellen soll. Ein Beispiel: " Die Arbeit wird nicht nach China verlagert, weil unanständige Kapitalisten sie dort haben wollen, sondern weil der Verbraucher preiswert einkaufen möchte." Da sind wir doch alle beteiligt. Ich lese weiter.

Samstag, 22. 4. 2023

Auf meinem Zettel stand allerhand drauf, nur das Ausruhen kam nicht vor. Warum? Ist es mir so unwichtig? Zumindest könnte ich ausschlafen draufschreiben, das muss wirklich stattfinden nach einer Frühschichtwoche, fünfmal hat der Wecker um halb vier geklingelt. Diese Nacht, die hätte lang sein können, wurde gestört durch unerhörte Turbulenzen in der Verdauung. Ich hatte einen fertigen Rettichsalat gekauft, schon beim Öffnen wehten mich derart ordinäre Düfte an, da dachte ich, hoffentlich geht das gut. Ging es nicht. Geschmeckt hat er, aber nach drei Stunden kam es zu Erruptionen, ich dachte, ich kenn mich nicht mehr. Als ich dann im Bett lag, war ich so beeindruckt von schwierig zu steuernden Vorgängen, da wollte mir aus gewissen Ängstlichkeiten der Schlaf nicht ganz tief werden. Es ging gut, morgens war noch ein kleines tiefes Grollen zu spüren. Ich kam also im Normalbetrieb an, frühstückte lesend, Erzählungen von Nagib Machfus, sehr rätselhaft, nicht in Auflösungen endend, in schöner Sprache. Später war ich am Rechner faul, hab nach gewisser vertrödelter Zeit doch angefangen, im Haushalt was zu ruckeln, hatte nicht viel Lust, bin zum Chinesen Mittag essen gegangen. Durch den warmen Frühling, am üppig grünen Ufer entlang, unter dem Schwalbenflug hindurch ging mein Weg. Später zum Sport, Klimmzugtag, da wurde meine gute Planung wirksam, von da aus gleich zum Volleyballspiel, zum Zuschauen. Die Mannschaft aus Dachau war eigentlich einen Tick besser, aber das Publikum war Verstärkung. Und es spielte wieder dieser junge neue Zuspieler, der zur neuen Saison allerdings nicht mehr hier sein wird. Erster Satz ging verloren, die nächsten drei erst geradeso, dann sicher zum Gewinn. Die Besonderheit war der Hallensprecher, der hat mir fast die Laune verdorben. Er war laut, zu laut, er hatte eine seltsam verwaschene Sprache, nah am Grölen, inhaltlich war es unterirdisch, manchmal hat er richtigen Mist gelabert. Seine schlechten Witze wiederholt. Ich fühlte mich bedrohlich werden, mir entstanden Mordgelüste. Am Ende hat er sich noch vertan bei der Ansage der wichtigsten Spieler, irgendwann hat ihn jemand abgelöst. Na gut, hier zu Hause hab ich ´s schon vergessen, nur weil ich´s hier rein schreiben wollte, ist es noch präsent. Erledigt.

Sonntag, 24. 4. 2023

Der Tag verging mit gewissen Nacharbeiten, von gestern war genügend Vorrat geblieben. So hab ich geputzt, mir die Birne enthaart. Auch las ich im Machfus weiter, es fehlt nur noch eine Erzählung, und sie sind wundervoll. Allesamt lassen mich zurück mit vielen Fragezeichen, was ist da passiert, oder was könnte passiert sein, und bin ich reif genug, diese lebenssatten Episoden zu ergründen, lasse ich die Offenheiten zu. Ich würde sagen, ja, ich will.

Nachzureichen wäre noch dies. Es beginnt die Mispelzeit. Eine selbst auf dieser Seite vielgerühmte Frucht, die wir für ungefähr sechs Wochen genießen können.

Noch ein Fundstück, die verschiedenen Blütenfarben sitzen alle auf einem Stamm, es wurde gepfropft.

Gestern ist mir noch dieser russische Zupfkuchen entstanden, spät abends, wieder das Dilemma, nicht sofort losessen zu können. Ich stand heute auf mit dem frohen Gedanken, das Frühstück wird sehr reichlich sein.

Da ich im Kalorienüberschuss war, setzte ich die Abendwanderung an, nach einem kurzen Gewitterchen bin ich kurz vor sieben losgelaufen. Nach Kiebingen über die Felder am Rammert, weiter nach Bühl, da zum Bücherschrank. Im Glück gewesen und mit schwerem Rucksack weiter. Wieder zurück in Richtung Kiebingen, da über die Schienen, die neue Straße und endlich über den Neckar. Dies gefunden, der Gewöhnliche Erdrauch.

Ab da wurde es dunkler, dunkel, regnete auch mal kurz, ganz kurz mal richtig mit heftigem Wind von vorn, da blieb nicht mal die Kapuze oben.

 

Zu Hause, nach 15,8 km in 2:50 Stunden, kaum Höhenmeter, auch wieder vom Wind trocken geblasen, das Auspacken. So schöne Bücher, am liebsten würde ich mich nur noch in ein stilles Eckchen zurückziehen, lesen lesen lesen.

 

Freitag, 28. 4. 2023

Die Woche wurschtelt so durch, es ist Nachtschicht, das gibt einen Zustand, wo ich nicht alles gestaltbar finde. Der Zeitfluss ist außerhalb meiner Zugriffsmöglichkeiten, ich quetsche nur notdürftig was rein, bevor es wieder zur Arbeit geht, oder danach ins Bett. Heut hat mich die Erdschwere länger ins Bett gefesselt, oder war es Müdigkeit, sonst war ich beim Sport, hab mir einmal einen Stadtgang ohne Sinn und Zweck erlaubt. Diesen Nachmittag gönnte ich mir das Buch. Ich hab einen wundervollen Griff getan, soll heißen ein tolles Buch rausgezuppelt, das hat mich schon länger gelockt. "Die Bibliothek der Schatten" von Mikkel Birkegaard, 2007 erschienen. Fängt mit diesem Satz an: "Luca Campellis Wunsch, umgeben von seinen geliebten Büchern zu sterben, ging an einem späten Oktoberabend in Erfüllung." Damit war klar, es ging um das Lesen, das interessiert mich. Die Erzählsprache ist gelungen, der Plot wird immer interessanter. Es geht um dem Lesen verknüpfte geheimnisvolle Fähigkeiten, mit denen man Meinungen beeinflussen kann, auch Gedanken lesen, sogar Todesfälle natürlich aussehen lassen kann, obwohl sie von außen gesteuert worden sind. Ich bin in der Hälfte des Buches und sehr angetan von dem, was mir da untergeschoben wird.
Noch eine halbe Lesestunde ist drin, dann geht es zur letzten Schicht für diese Woche.



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