Michael Oswald

 

 

 

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Leben in den Zeiten von Corona 25

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Dienstag, 1. 3. 2022

Mittendrin während der Arbeit wechselte der Monat, reine Konzentrationsfrage, das in die Messprotokolle richtig einzutragen. Wir hatten zu tun, aber alles kam gepflegt nacheinander und unser Teamleiter hat zeitweise mitgemacht. Ein Kollege hat uns mit Kuchen versorgt, er hatte Geburtstag und wollte einen, nein, zwei Selbstgebackene vorführen.
Die Corona-Maßnahmen sind entschärft worden, wir dürfen wieder die Vorschicht sehen, maskiert halt, aber immerhin, dürfen nach Ankunft des Busses sofort in die Halle und müssen zum Ende nicht mehr auf die Minute hintenraus. Alle atmen auf, weil das sehr entspannend ist und Zeit und lange Wege spart.
Nach durchwachsenem Schlafgebahren bin ich etwas entnervt aus der Kiste gekrabbelt, hab mich konzentriert, zu Hause alles schnell zu erledigen und bin ins Studio. Den Rückensplit abarbeiten, es dauert anderthalb Stunden, bis ich durch bin. Für mich die schwierigere Hälfte, schon bei den breiten Klimmzügen schaffe ich die Vorgabe nicht, bin aber der Meinung, das Training wird´s schon richten. Auch die anderen Übungen laufen mit kleinem Gewicht, fast peinlich, wenn diese Kategorie in unserem Studio vorkäme. Ich bin neugierig, wann ich kompletten Vollzug melden kann, bin noch guten Mutes. Traf ehemalige Lauffreunde, die nach langer Zeit, Coronapause, sich wieder dranmachen wollen, dem Alter Fitness entgegenzusetzen. Sauna hab ich mir gespart, musste einen Noteinkauf einschieben, Gemüse, Quark war alle. Also rein ins Hamsterrad.

Mittwoch, 2. 3. 2022

Ich könnte von einer ruhigen Nachtschicht berichten, vom Eiskratzen morgens am Auto, vom Schlafen, vom Aufstehritual, das reicht bis zum Start im Studio, da ließe sich was sagen über den Brust/Bizepssplit, vom Telefonieren sag ich nichts, bin ganz diskret. Es ist nur eine Runde im Mühlrad, gefühlt erreiche ich dauernd dieselbe Stelle, von der aus geht es weiter zu der selben Stelle, von wo aus dieselbe ... Die Ereignisse in der Ukraine liegen wie ein schlechter Schatten über unserem Leben, wo gerade Corona als Thema entschwindet. Über die Nachrichtenlage könnte ich was schreiben, das passt aber wegen der notwendigen Ausführlichkeit nicht in den Ablauf heute.

Donnerstag, 3. 3. 2022

Nichts besonderes, vielleicht erwähnenswert das Mitarbeitergespräch, eine Bewertung des vergangenen Jahres durch den Teamleiter. Es geht fair zu, er hat auf der Minusseite zwei Punkte stehen, die ich als Treffer empfinde, mal sehen, ob ich da was machen kann. Sonst kam ich gut weg.
Beim Gang zum Bäcker hab ich gesehen, in der Sprollstraße, die ist zu vielen Zeiten wichtig und sehr befahren, wurde die Markierung vom Radweg überpinselt, ungültig gemacht. Dafür gibt es Parkplatzmarkierungen vor dem Bäcker, halb auf dem Fußweg, halb auf dem ehemaligen Bereich vom Radweg. Bei der letzten diesartigen Aktion in der Gartenstraße wurde das begründet mit der Sicherheit für Radfahrer, die wären sonst gefährdet durch den Einpark-, Ausparkverkehr und sich unverhofft öffnende Autotüren. Ich muss schauen, wie die Erklärung diesmal lautet, kann aber schon sagen, mein Verständnis hält sich in Grenzen.
Im Studio mit dem Läufermichi zusammentrainiert, heut in lustiger Variante: Er hat meinen Trainingsplan, den Brustsplit, angetestet, ich hab frei trainiert nach Lust und Laune. Da ich in dieser Woche schon den Plan erfüllt hatte, war es spaßig, wiedermal so zu trainieren und nicht Vorgaben abzuarbeiten. Michi fand meinen Teil anstrengend, ich weiß, was er meint.

Freitag, 4. 3. 2022

Keine Zeit, kein Gedanke, da wird es wohl so gehen müssen.

Samstag, 5. 3. 2022

Zum fünften Mal am Auto gekratzt, um früh heimzufahren, sieben eindrucksvolle Minusgrade, ich hab mich beeilt, ins Bett zu kommen und mir das warm zu denken. Elaneastisch, kann man das so sagen, das meint voller Elan, bin ich relativ zeitig aufgestanden, hab mein Buch ausgelesen beim Mampfen, mich in den Haushalt gestürzt. Bett beziehen, saugen überall, Wäsche waschen, ich hatte mir ein zeitliches Limit gesetzt für den Scheiß, wollte mich belohnen mit dem Sportstudio danach. Soweit hat das geklappt, ich habe brav den Brustsplit abgearbeitet. Köstlich ist, da diese Trainingsform immer noch relativ neu für mich ist, spüre ich die Pumperei deutlich, gefühlt schwellen deutlich alle benutzten Muskelgruppen. Wenn es demnächst auch noch einen Kraftzuwachs geben würde, wäre alles gut, wenn nicht, schieb ich es auf das Alter und hab trotzdem meinen Spaß. Heut waren allerdings rudelweise mürrische Jungmänner am Start, wir laufen umeinander und schauen aneinander vorbei, als wären wir Hornochsen. In mir drin kichert es.
Vielleicht sollte ich das ausgelesene Buch erwähnen, es war von Klaus Modick, heißt "Konzert ohne Dichter", ist ein winziger Roman, ich hätte Erzählung dazu gesagt. Ein fiktionales Geschehen aus der Künstlerkolonie Worpswede um 1905 wird gediegen fabulierend erzählt, der Maler Vogeler erlebt sich auf dem Höhepunkt seiner Erfolges in einer Schaffenskrise, außerdem treten noch Künstlerkollegen auf, dies wird als Soziotop geschildert. Rilke kommt dazu, Paula Modersohn-Becker wird erkannt als die wichtigste Person/Malerin, na klar, wenn man das 2015 schreibt, liegt die Geschichte zum Nachschauen bereit.  So entsteht ein unterhaltsames "So könnte es gewesen sein", und dieses Detail der Kunstgeschichte bleibt mir wegen der Verlebendigung gut hängen. Belustigt hat mich, Rilke, den ich gar nicht mag, kam nicht gut weg, ich konnte zustimmen.
Die Turbulenzen im Krieg um die Ukraine setzen mir zu, die Kampfhandlungen um ein Atomkraftwerk sind so bescheuert und gefährlich, ich will es kaum glauben. Der Herr im Kreml hat, glaub ich, die Klarheit des Denkens aufgegeben, im Moment reagiert die Welt drumrum noch sehr angemessen, auch wenn der Herr Döpfner, zum Glück hat er nichts zu sagen, die Nato in den Krieg schicken will.  Fatal empfinde ich die Veränderung durch den Krieg, alle Russen werden in Sippenhaft genommen, aus ihren Verträgen geschmissen, an ihrer Berufsausübung gehindert, vor allem, wenn sie berühmt sind. Das kommt mir falsch vor.

Sonntag, 6. 3. 2022

Wieder eine Ausstellungseröffnung, diesmal in Weil der Stadt, Brigitte Tharin zeigt unter dem Titel "Störung Stille" Malerei in Öl und Asche. Wir sind zu dritt hingefahren, bei den Benzinpreisen und der Umwelt zuliebe haben wir uns so eingerichtet. Hatten unterwegs gleich Gelegenheit ins Gespräch zu gehen, zu aktualisieren. Die gezeigten Arbeiten waren, ich hatte damit gerechnet, von wundervoller Qualität und ich habe mir was gegönnt. Ich hab mir ein Bild gekauft. Für mich das schönste, passendste, schon der Titel hat mich gekriegt, "ich widerspreche", es funkelte mich von der Wand an, schon war ich bezirzt. Das war das eine, zum anderen muss ich schildern, wie eröffnet wurde. Nachdem die Begrüßerin sich kurz fasste und an Brigitte übergab, konnte man die Stille wahrnehmen, Brigitte nahm uns alle konzentriert und ohne zu wackeln, in den Blick, sie schaute uns an, intensiv und präsent, vital und stark. Sie sprach nicht, es war nicht ein Augenblick, es war eine Stille. Nach dieser Zeit ging sie an die Wand hinter ihr, an ein vorbereitetes großes Papier und machte beidhändig schwarzstiftig große Kreishälften, immer noch stumm vor der Wand, mehrere, bis sie übergab an einen Herrn aus dem Publikum, der sich andere Stifte wählte, genauso verfuhr, er war größer, die Halbkreise auch. Das ebenso mit noch zwei Damen aus unserer Mitte, bis die erste kam und Persönlichkeit bewies, die Störung organisierte, anders auf dem Blatt agierte. So weit, aber nicht fertig, es folgte ein Exkurs nicht zu den eigenen Arbeiten, Brigitte sprach über Agnes Martin. Ihr Vorbild, Inspirationsquelle, ein Ausgangspunkt. Einige Zitate von ihr, die mich wirklich was angehen. Und eine Eröffnung ganz ohne kunsttheoretische Langwierigkeiten. Das kam als Qualität zu den vorgeführten Arbeiten dazu, so wird Eröffnung zum Ereignis.
Zum Mittag wurde ich geladen, hatte ich mir sozusagen durch die Fahrerei verdient und speiste vorzüglich in guter Gesellschaft. Ebenda noch Kaffee und Austausch. Nachmittags, nach einer kleinen Leserunde, bin ich ins Studio, dadurch hab ich eine gute Wochenbillanz, hab praktisch alle Tage was gemacht, was ich wirklich will. Langsam wird mir das Programm vertraut, der Rückensplit war dran. Einige Übungen gelingen gut, bei manchen schaff ich alle Wiederholungen, manchmal kann ich schon beim Gewicht drauflegen. Der erste Monat damit ist noch nicht rum, ich werde vorsichtig optimistisch, das was rauskommt.
Ich hatte noch etliches auf meiner Liste stehen, hätte wohl auch Zeit gehabt, hab das alles auf morgen und demnächst geschoben und einen tollen Sonntag erlebt. Ist das schon Lebenskunst?

Montag, 7. 3. 2022

Die Spätschichtwoche beginnt, morgens kam ich gut in die Gänge, hatte den Haushaltkram weiter zu richten, Amtsgeschäfte und Termine zu besorgen, alles ging sehr problemlos und führte zu Ergebnissen. Unter anderem habe ich die größte Überweisung meines Lebens gemacht und damit einen langwierigen Vorgang zu einem guten Ende gebracht. Die Papiere dazu müssen archiviert werden, d. h. sie müssen aus meiner lotterlichen Ablage halbwegs sortiert und logisch eingeordnet werden, wäre ich mittendrin gestorben, es wäre wohl schwer zu entwirren gewesen. Jetzt weiß ich auch, wie es besser ginge, das nützt mir nichts mehr, denn ein solcher Vorgang kommt nicht dauernd, eher nie mehr.
Auf Arbeit wurde ich wiedermal verborgt, die Reihe kenne ich schon, sollte eine der Anlagen rüsten für eine Aufgabe, mit der hatte ich lange nicht zu tun. Grundsätzlich ist mir klar, wie es geht, aber die konkrete Handhabung der dort vorhandenen Gebräuche, der etwas anderen Steuerung, ein mir unvertrautes Bediengerät zum Teachen des Roboters, alles mühsam, langwierig und mit vielen Fragen und Versuchen verbunden. Da mein Kollege ganz geduldig sich um mich und um den Rest der Arbeit gekümmert hat, gelang es nach einiger Zeit. Ich glaube, man könnte einlernen organisieren und besser gestalten, da es aber niemanden interessiert, bleibt es bei dieser Art von Gewurschtel. Verbucht wird das unter einer Qualifizierungsmaßnahme, das ist zumindest ein schöner Titel.
Über das Lesen: In der NZZ ein Interview mit Herrn Ischinger über die Möglichkeiten einer diplomatischen Lösung für die Ukraine. Da sprach einer, der Ahnung hat, mahnte in die Runde der laienhaften Ansichtenverbreiter, die in den Medien eher anheizen als vernünftig nach gesichtswahrenden Ausgängen zu suchen.
Das Buch, Gerbrand Bakker, "Oben ist es still", mit spröder Sprache werden Wendungen eines Lebenslaufes erzählt, nach und nach und in aller Ruhe werden auch überraschende Ereignisse vorsichtig ausgebreitet. Ein mittelalter Mann, gestrandet auf dem Bauernhof der Eltern, der Vater ist alt und im Bett und wird lustlos und recht nachlässig mitversorgt, der tragische Unfalltod des Zwillingsbruder hängt rein in die Geschichte, die ehemalige Freundin des Bruders meldet sich, man weiß noch nicht, warum. 140 Seiten sind gelesen, das ist die kleinere Hälfte, ich finde den Erzählstil sehr stimmig zu der Knorrigkeit des Verlaufes und werd neugierig weiterlesen.

Dienstag, 8. 3. 2022

Morgens früh um sechs kam die kleine Hex. Also nein, der Wecker klingelte und es war der reinste Akt der Überwindung, mich aus dem warmen Bett zu trullern. Aber ich hatte mich angemeldet zum functional training um Viertel nach acht und den Läufermichi dazu angestiftet. Hab es pünktlich auf die Matte geschafft, auch dieser Kurs wird mittlerweile gut besucht. Die Stunde ging im Hechelmodus schnell rum, hintendran hab ich ein paar Sätze Kreuzheben gemacht. Nach der Sauna hatte ich Zeit, alte Rechner wegzubringen, ich hatte die Daten gelöscht, das ging grad noch und wusste, da werden sie ordentlich recycelt und Daten gibt es dann sowieso keine mehr.
Auf Arbeit geht die Arbeit aus, es ist keine Auskunft zu bekommen, woran es liegt. Corona, Ukraine, ich weiß nicht, vielleicht sind unsere Produkte tatsächlich nicht mehr gefragt. Eigentlich kann man damit Metall zerspanen, so schnell und in immer gleicher Qualität und Maßbeständigkeit, wie es vor drei Jahrzehnten niemand geglaubt hätte. Aber wenn man nicht mehr so viel Metall zerschrappern will ..., es wäre nicht das erste Mal, dasTechnologie ausläuft. Bin gespannt wie wir jetzt über dieses Loch gewurschtelt werden.
Einige unserer Russlanddeutschen und Russen outen sich als Putinversteher, auch -fans. Und erzählen dabei teilweise so krudes Zeug, dass ich diese Runden schnell verlassen muss. Es wird freihändig verwoben, wie die Spritpreise uns melken sollen, wie überhaupt die Preise nur deswegen steigen, damit unser Geld draufgeht, die grüne Regierung ist schuld, und alles wird sowieso noch viel schlimmer, nur Putin hält dagegen. Alles klar, oder?

Mittwoch, 9. 3. 2022

Gestern war der erste Tag ohne die Pille für meine wehleidigen Füße, entzündungshemmend, schmerzlindernd, heute hab ich mich deutlich wahrgenommen. Irgendwas ist nicht in Ordnung und es wirkt, als gäbe es ein grundsätzliches Problem. Ich bin wirklich neugierig, ob ich da wieder rauskomme. Jedenfalls war ich morgens pünktlich zum Spinningkurs, noch passt die Schwellung gut in die Turnschuhe. 70 Minuten hat uns die Trainerin eingeheizt, ich bin knülle vom Rad gestiegen. Sauna, einen Shake, was zum Mittag kaufen, unterwegs einen Freund treffen und plauschen, schon war es wieder knapp zum Bus. Konnte mein Bäckermittag nur zu Hälfte essen. Zum Bus und recht humpelig auf Arbeit, vor allem die ersten Schritte sind mühsam. Komme mir wie invalid vor. Trotzdem haben wir unsere Skifahrerprophylaxe durchgezogen, alle Tage mit einem oder zwei Kollegen dreimal eine Minute tiefer Wallsit. Ich hab das wegen dem kniebeugenden Kollegen eingeführt, war völlig überrascht, dass sie mitmachen und das ist richtig anstrengend für die beiden. Sie beißen sich tapfer durch, wie es halt geht. Unser Teamleiter hat uns dabei erwischt, aber es liefen alle Maschinen, und es dauert ja wirklich nicht lange. Er war eher belustigt.
Die Situation in der Ukraine bedrückt mich.

Donnerstag, 10. 3. 2022

Gleich morgens einen Termin bei der Fußpflege, also wieder früh aufstehen. Auf schmerzenden Füßen hinlaufen, die Hornhaut war schnell runter, der Genuss hinterher blieb aus, bin wehleidig. Heimlaufen durch die Stadt, nachdenken über die kürzeste Strecke, am Bäcker musste ich vorbei. Dann eine große Freude, für den Vormittag war ein Telefonat  vereinbart mit mir vertrauter und geschätzter Freundin. Ich bekam eine ganz unerwartete und überaus freundliche Rückmeldung zu diesem Textfluss hier, schön, konnte selbst einige Rückmeldungen geben. Herrlich, dieses Vertrautsein, dieses Gefühl einander gewogen zu sein und sich zu verstehen.
Den Bakkerroman hab ich fertig gelesen, ein gutes Buch, es wird unspektakulär von einem recht durchschnittlichen Leben erzählt, von Verläufen, die sich ohne großes Zutun so ergaben, am Ende kommt es irgendwie doch zur Selbstbestimmung, ohne großen Ehrgeiz dabei zu entwickeln. Ich fand es sehr nachvollziehbar, eine Köstlichkeit war die Schilderung des Verhältnisses zum alten, dann sterbenden Vater, da kamen die vielen Enttäuschungen/Verletzungen des ganz normalen Familienlebens zum Vorschein und ergaben so emotionale Vereinzelungen, nicht für alle, oder unterschiedlich in jeweiligen Ergebnissen, das ist so komplex und umfangreich, hier wird was davon ganz konkret.
Auf Arbeit kam Material zum Vorschein, plötzlich ist allerhand da. Ich habe ein kleines Abenteuer erlebt: Eine mir unvertraute Maschine sollte nach rechte Platten linke fertigen, mein Kollege hat mich äußerst genau eingewiesen, ich hab mein Bestes gegeben und es hat beim ersten Versuch geklappt. Ich habe dabei mehrere Dinge gelernt, die ich vorher als Fragestellung liegen hatte. Da war ich etwas aufgeregt und dann verblüfft, als es so gut gelang. Drumrum hatten wir allerhand zu tun, haben uns elegant reingeteilt, ich glaub, wir sind beide zufrieden raus. Die Skigymnastik mit einem anderen Kollegen haben wir auch untergebracht. Lustig, in den letzten Sekunden rutschte der Skifahrer, weil er´s nicht mehr halten konnte, runter und landete mit dem Arsch auf dem Boden.

Freitag, 11. 3. 2022

Gestern abend hatte ich für mich festgelegt, irgendwas muss ich tun, um aus der Dauerschleife von jederSchritttutweh rauszukommen. Morgens beim zweiten Versuch hatte ich den Termin bei meiner Hausärztin, und die hat mich ziemlich ernst genommen. Ich werde also demnächst einen Spezialisten ansteuern müssen und hoffe auf eine Lösung. Am liebsten wäre mir, es gäbe ein Wundermittel, ich muss es nur einwerfen und drei Tage später bin ich wie neu. Da ich schon gewisse Erfahrungen im Leben gemacht habe, will ich mich nicht auf die Variante versteifen, wenn es anders geht und besser wird, ich stehe zur Verfügung.
Nun sitz ich fußlahm zu Hause rum, brauche erst mal nicht arbeiten, schade ist, ich musste den Besuch bei der Enkelfamilieg absagen. Nachdem ich die Post verschickt habe und bei der Apotheke war, ich mich auf Arbeit abgemeldet hatte, war alles, was muss, getan, und ich habe ruhend dem Lesen gefrönt. Das Buch, ein sehr harmloser pseudohistorischer Roman mit einem Plot, der einem aktuellen Tatort entstammen könnte, es wird flüssig unbedarft erzählt, belustigt mich, die Autorin kennt keinerlei Selbstzweifel und sie will ihr Buch gut verkaufen. Die Hauptfiguren müssen alle Vorlesungen in Psychologie besucht haben, so im Vorbeigehen, sie zíehen mit einem Heerestross durch den dreißigjährigen Krieg, und reflektieren sehr heutig über sehr erdachte Morde. Ich glaube nicht, dass ich morgen noch drin lese, da ich den Mörder bei seinem ersten Auftritt nicht verkennen konnte, ich hab durch Spickeln auf der letzten Seite mir mein scharfes Urteil bestätigen können.

Samstag, 12. 3. 2022

Schon die Datumszeile ist eine Anstrengung, denn es läuft auf YouTube ein Konzert von Jethro Tull von 1970. Ian Anderson als Bandleader, er ist vor kurzem 75 geworden und liefert immer noch absolut hörenswerte Musik, ist der Magier an der Querflöte, die kam bis dahin in diesem Genre der Musik nicht vor, und an der Gitarre und anderen Instrumenten, spielt seins so lebensfrisch, von sich und seiner Mission erfüllt, verstrahlt Mumm und Energie und Charme und hat so dazu beigetragen, die Welt zu verändern. Die Altvorderen hatten schon recht, wenn sie sich fürchteten vor dieser Art, Musik und Leben zu machen. Ich glaube nicht, dass das von vornherein sein Anliegen war, zu dieser Zeit haben haufenweis große Jungs die Musik als ihres genommen und was ausprobiert, aus der Sicht von heut sind einige großartige Gruppen übriggeblieben, die wirklich aus dem Aufbruch eine neue und sensationelle Qualität kreieren konnten.Ich weiß noch, als ich diese Musik hinterm eisernen Vorhang so mit vierzehn entdeckte, wusste ich noch nicht viel von der Welt, aber dass das neu war und anders als alles bis anhin, das war klar und es ging mich sofort was an. Damit war ich wohl für den Sozialismus verloren. (Der Link https://www.youtube.com/watch?v=7qdVML78vA4&list=WL&index=22&t=15s )
Sonst? Ich hab den Tag als Kranker verbracht, es tat allerhand weh, darum musste ich es langsam angehen und viel bewegt hab ich mich wirklich nicht. Lesen und drüber hirnen, was ich mit so einem eingeschränkten Leben anfange, ob ich das überhaupt will und wo die Linie ist, um auszusteigen. Also, jetzt und hier noch nicht, aber das Nachdenken scheint mir nötig, um in der Selbstbestimmung zu bleiben. Es war der dritte Tag ohne Sport, das gab es lange nicht, bin erstaunt, das System funktioniert trotzdem irgendwie. Immerhin bin ich auf Ausweichvarianten gekommen, könnte Radfahren oder Aquajoggen im Hallenbad, eben ab der Stelle, wenn es schmerzfrei zugeht. Und das erwarte ich demnächst, weil ich das so will und weil ich notorisch optimistisch an das gute Ende dieser Geschichte glaube.

Sonntag, 13. 3. 2022

Der Tag ging nach innen, da lass ich ihn, drum steht hier nichts weiter.

Montag, 14. 3. 2022

Zu Hause bleiben, weil krankgeschrieben, die Pause macht, weil ich viel sitze und lese oder am Rechner rum hänge, zumindest mal eine Erleichterung. Die Schwellung an den Füßen schwindet. Die Schmerzen werden weniger, weg sind sie nicht. Ich merke schon beim Zehenwackeln, da ist was nicht in Ordnung. Zum Glück hab ich diese Woche einen Schein, werde der Genesung entgegensitzen. Einzelne Wege muss ich ja doch machen, und es ist es erleichternd, wenn ich nicht jeden Schritt registriere. Sonst, ich lese im nächsten schlechten Buch, ein herzallerliebster Thriller in schlechter Übersetzung, oder wieso lassen zwei Enten beim Landen das Wasser weiß aufschäumen. Interessant finde ich, es geht um Ausgrabungen in Ägypten, wie selbstverständlich da beschrieben wird, mit welchen Tricks man die jeweiligen Behörden hinters Licht führte, um die Beute außer Landes zu bringen. Auch wird sehr herablassend über die Ägypter berichtet, schon mit dem raunenden Hinweis auf die Geschichte, aber die Inkompetenz und Bestechlichkeit der Amtspersonen wird deutlich herausgearbeitet. Ich denke, so ein Buch würde man heutzutage nicht mehr verlegen. Diesen Kontrast finde ich fast auf jeder Seite, dabei ist das Buch erst 1995 erschienen. Das sagt mir, die Welt bewegt sich doch.
Warum lese ich soviel, auch die schlechten Bücher kann ich nur selten nach der Erkenntnis weglegen. Die Fehler interessieren mich genauso wie die Stärken, beim Aufspüren habe ich das Gefühl von Gewinn. Ich lerne was. Ob es zu etwas nützlich ist? Keine Ahnung, zumindest ist es ein bewusstes Lesen, und es ist die Zeit meines Lebens, die dabei vergeht, also, soll heißen, es schadet niemandem. Da ich lediglich gebrauchte Bücher nutze, diese dann weitergebe, spielt Umwelt auch keine Rolle, es ist was ähnliches wie beim Sport. Da weiß ich auch nicht, wozu es führen wird, es schadet nicht und es verbraucht nichts. Das wäre zumindest an diesen Stellen ein korrekter ökologischer Fußabdruck.

Dienstag, 15. 3. 2022

Als ob der Winterdienst vom Himmel käme, war alles so sandig, wie ich das lange nicht erlebt habe. Vor ein oder zwei Jahren war schon mal tagsüber ganz gelbes Licht, der Himmel auch gelb. Da hat es aber nicht geregnet und der Sand ist weitergezogen. Heut lag er überall und zwar nach jedem Regen neu. Wie kommt das? Hat es was mit dem Klimawandel zu tun, dass diese Sande hier ankommen? Aus meinem bisherigen langen Leben ist mir solch wundersame Sandversendung nicht erinnerlich. Das könnte natürlich auch mit meinem Gedächtnis zu tun haben. Jedenfall saß ich tagsüber hinter meinem Fenster und bestaunte die Gelbheit des Lichtes.
Durch die Arbeitspause sind meine Füße wieder im Normalformat angekommen, wenn ich loslaufe, merke ich allerdings jeden Schritt. Beim vorsichtigen und langsamen Gang in die Stadt, zur Apotheke muss ich ja dann doch, will ich mir noch nicht vorstellen, wie es ist, wenn die Pause endet. Im Moment warte ich auf die Termindurchsage eines Spezialisten, der sich mit mir beschäftigen soll. Erst dachte ich beim da Anrufen, das ist gut organisiert, die Anforderung muss vom Hausarzt kommen, dann meldet sich innerhalb vor drei Werktagen jemand, aber nun sitze ich nervös in Telefonnähe, weiter kann ich nichts tun. Ob es auf der anderen Seite eine Reaktion gibt? Wo ich so gut im geduldig warten bin.
Nebenher konnte ich mich aufraffen, einen abgeschlossenen, breitgelegten Vorgang zu archivieren, ich hab mich durch die Postwechsel von anderthalb Jahren gewühlt, sortiert, gelocht und geheftet, am Ende war alles wichtige in einem fetten Ordner drin, der mit einem Abwurfdatum versehen in den Tiefen eines Schrankes sein Restdasein fristet. Altpapier ist entsorgt und eine Ablagefläche von einem Quadratmeter ist frei und entstaubt und verfügbar. Auf meiner Liste konnte ich es streichen, ein gutes Gefühl.
Noch eine Aufgabe ist geschafft, die ist so blöd, drum muss sie hier auftauchen. Ich wollte meinen Tisch um 180 Grad drehen. Also längs, nicht die Füße nach oben.Und ich kann es begründen: Da mir beim Schreiben die aufgestützten Ellebogen manchmal wehtaten auf dem eichenen Tisch, nahm ich mir, als schnelle Lösung, zwei Paar ineinander gestopfte Socken zum Polstern. Da ich nicht immerzu schreibe, lagen nun zu all dem anderen Kruscht die Socken um dem Rechner rum. Es kam mir ins Bewusstsein, mein Tisch hat eine Schublade, und die hatte ich schon durchgeräumt, den Quatsch rausgeschmissen, also, da wäre die Lösung. Nur war die Schublade an der Seite, an der ich nicht schreibe. Es stand ungefähr zwei Wochen auf meinen Zetteln, jetzt nicht mehr. Das ist die Stelle, an der ich die Socken lustvoll schubladiere.

Mittwoch, 16. 3. 2022

Wenn wir es nicht schon wüssten, jetzt bestätigt es sich. Putin will Nawalny nie wieder in Freiheit sehen, er nimmt ihn so ernst, dass er rechtzeitig anweist, ihn schachmatt zu setzen. Kann ich das so einfach sagen, diese Kausalität so hinstellen. Ich glaube, dass so ein Verfahren nicht mal von russischer Juristerei abgedeckt werden kann, es wird wohl den autokratischen Erlass brauchen. Um seinen Ruf scheint sich Putin keine Sorgen menhr zu machen, der ist eh hin. Er personifiziert wieder das Böse, es ist wie früher in den Rambofilmen. Dabei ist sein Weltbild Ergebnis seiner Machtfülle, niemand mehr da, der widerspricht, Einwände formuliert, also eigentlich das Schicksal eines Deppen, der aber noch viel kaputtmachen kann. Was sind wir Menschen fehleranfällig, störbar, mit all unserem Verstand und Wissen nicht gefeit vor solchem Mist.
Sonst? Meine Hausärztin rief an, der angeforderte Spezialist für mein Wehwechen kam am dritten Tage nach gründlichem Durchdenken des Sachverhaltes darauf, dass er sowieso keine neuen Patienten mehr aufnimmt. In seiner telefonischen Ansage klang das anders. Nun versuchen wir beim nächsten. Wenn ich es nicht als unwirksam erachten würde, hätte ich Lust, ihm eine garstige Rückmeldung zu geben.
Lesen, bisschen was einkaufen, ein seelenhygienisches Programm, um nicht zu Hause depressiv zu werden, das wäre ja der volle Unfug, Füße tun weh und Seele auch, so muss ich wohl die nächsten Tage weitermachen, lernen, mit mir als Kranker auszukommen.

Donnerstag, 17. 3. 2022

Die Jagd nach dem Termin bei einem Spezialisten kommt mir komisch vor, noch hatte ich keinen Erfolg. Immerhin gab es einen direkten Kontakt, später einen Rückruf, das einverlangte Anforderungsfax meiner Hausärztin sei nicht da. Tja, morgen hab ich einen Termin mit ihr, werde nachfragen. Über diesem Heckmeck kommt es bei mir zu einer gewissen Gleichgültigkeit, die Länge meiner Krankschreibung scheint uninteressannt zu sein. Schließlich sitze ich schon seit einer Woche ohne Behandlung zu Hause rum, ok, eine Schmerztablette bekam ich verschrieben. Das Verhältnis von eingezahlten Beiträgen zur Krankenversicherung zu dem Ergebnis überzeugt mich noch nicht.
Draußen vor meinem Küchenfenster fahren die meisten Autoss sandgelb schmuddelig vorbei, als wäre eine für Autos gefährliche Variante von Omikron unterwegs und alle würden sich anstecken. Zum Glück sind die Folgen überschaubar. Es gibt keine Werkstattüberlastung, nur Schlangen vor den Waschstraßen.
Sonst? Ich habe einen weiteren breitliegenden Vorgang auf das Wesentliche reduziert und die Vorteile des Leitzordners erkannt und genutzt. Ich bin so froh, dass in meinem Leben nur ganz wenige solche Vorgänge stattfinden, als Bürokraft wäre ich nicht tragbar. Nun ist wieder eine Menge Papier aussortiert, der Rest kommt in die Reihe der wenigen Ordner, und ich habe den Eindruck, wieder eine heroische Arbeit geleistet zu haben.
Beim Lesen bin ich grad ziemlich belustigt, dieser Thriller nimmt alle Klischees auf, die denkbar sind, vom bösen Russen, vom bestechlichen Orientalen, vom alten Lüstling usw. Das Buch ist noch keine 30 Jahre alt, heute würden sich Lektoren mit Grausen abwenden. Höhepunkt vorhin war eine Szene, in der der Bösewicht und seine Gehilfin am Ziel ihrer Wünsche geil werden, sich entsprechend der Beute als Pharaonen mit Originalgold usw ausstaffieren und darüber kriegt der alte Herr tatsächlich einen hoch. Ich bin sicher, es wird sie trotz seines riesigen Zauberstabes noch der Teufel holen, solche Bücher enden so. Alle in der Literatur vorkommenden Schwänze sind beachtlich, mächtig, überdimensioniert im Verhältnis zum Körper usw. Warum? Ich weiß von keiner Stelle in einem Buch, wo es mal mickrig oder putzig, eben klein zugeht.

Freitag, 18. 3. 2022

Vollmond, mit großem Hof, da es keinen Regen gab, ist das vielleicht vom Saharastaub verursacht. Ich schreib das mal so hier hin, es soll aber nicht als Fake-News enden, hiermit kennzeichne ich es als schnell dahingetipperte Vermutung, für die ich nicht haftbar gemacht werden möchte.
Besuch bei der Hausärztin, schon der Fußweg dahin ist eine Plage, es tut weh. Hab ihr von meinen vergeblichen Versuchen berichtet, sie will sich kümmern. Ich werde also bis Montag oder Dienstag geduldig der Dinge harren, oder sie dann selbst anschieben, kommt da nix zurück. Mein Dasein als zumindest derzeit recht nutzloses Mitglied der Gesellschaft macht mir anfallsweise schlechte Stimmung, als dauerhaftes Humpelstizchen würde ich mich nur schwer aushalten. Es wäre einfacher, ich könnte raus und laufen, aber dann stünde das Problem nicht.
Lafontaine hat sich gestern in den Ruhestand verabschiedet, er hätte es einige Boshaftigkeiten früher machen können. Ich fand ihn mal ganz gut, lang her, dann geriet er unter die Fuchtel von Schröder, hat er nicht ausgehalten, von Gysi, auch schwierig, immer trotziger, später bockiger. Zumindest hat er lange Zeiten die Diskussion lebendig gehalten, war meinungsstark, hat es argumentativ ausgefochten. Schwierig fand ich den Schwenk zu den Linken, da hat er die PDS aufgewertet, ohne deren Vergangenheit klar zur Sprache zu bringen.
Beim Lesen, der Thriller wird immer lustiger, weil es im zuletzt gelesenen Teil so pornographisch zuging, wie es wohl der Verlag gerade noch hat durchwinken können. Dabei hätte man es komplett weglassen können, es tut gar nicht zur Sache. Die Sache hält an, wenn die kleinen und die großen Dutten geschildert werden und die Riesenschwengel hart werden. Ist der schreiende und sich aufbäumende Orgasmus durch, geht es weiter mit der Schatzsuche. Übrigens unterbrechen die Guten und die Bösen dergestalt ihre Jagd nach dem Schatz, wenn es grad nicht anders geht. Es sind noch 200 Seiten, eigentlich weiß ich ungefähr, was kommt, bin aber ein Gerneleser.

Samstag, 19. 3. 2022

Ich beschreib mal eine Fiktion, einen Tag, wie ich ihn mir vorstelle, hätte ich nicht diese Fußlahmheit. Ich hab also den Vormittag vertrödelt beim Frühstücken und Lesen, das Buch macht im dramatischen Höhepunkt einen auf Schatz im Silbersee, die Bösen werden im Angesicht des Goldes ersäuft. Auch die nicht Gewässerten erleiden ihr Schicksal durch blutschnuppernde Raubaale, aufgespießt auf einem Ast wie die Beute vom Raubwürger, zerschreddert von einer Gerölllawine usw. Zum Totlachen ist der Auftritt der Guten, die wie die Vandalen in ein neu entdecktes Pharaonengrabmahl reingehen und sich einen Eindruck gönnen, von vornherein wussten, dass dann durch ihr Dazutun die Flut kommt und alles zerstört, so brachial ging nicht Schliemann zur Sache, wohl auch sonst noch nie ein Ausgräber. Der Schreiber hat sich einfach was ausgedacht, darüber Stimmigkeit und Glaubhaftigkeit großzügig vernachlässigt. Weltbild als zuständigter Verlag/Lizenznehmer festigt da seinen Ruf, dass es nicht so drauf ankommt, es ist heut noch so. Die letzten 50 Seiten werde ich geschwind und belustigt weglesen.
Mittag gabs daheim, eine ordentlich nahrhafte Eierpfanne, mein Trainer sprach, solange ich im Plan bin, soll ich viel essen. Eigentlich wollte ich eine Putzrunde machen, so stand es auf meinem Zettel, da fehlte es an Lust, nach einer Verdauungspause bin ich ins Studio, hab den Brust/Bizepssplit durchgezogen. An einzelnen Stellen hab ich lustvoll das Gewicht erhöht, mich deutlich gespürt, manchmal fehlte dann eine Wiederholung oder zwei, da hab ich einen Satz angehängt. Am Ende noch eine Runde für den Bauch, die Sauna und die Schwalldusche machen alles wieder gut, beim Zeitungblättern sehe ich, es gibt Volleyball, ein Spiel in der Volksbank-Arena. Hab sofort Lust bekommen, bin heim, schnell einen Shake einpfeifen, und wieder los. Die Jungs haben gewonnen, die ersten zwei Sätze so klar, das man dachte, das ist schnell vorbei, im dritten Satz hat der Gegner gezeigt, dass er auch kann, es wurde spannend, ging trotzdem mit dem dritten knapp geholten Satz zum Dreinull. Unterm Vollmond wieder nach Hause, ja so hätte der Samstag sein können.

Sonntag, 20. 3. 2022

Ich tu mal wie ein Romanschreiber, der sich alles audenken darf, wenn es ihm geglaubt wird, hat er das gut gemacht. Der Tag war fast so wie der gestrige, noch ein bisschen fauler vielleicht. Das Putzen nachholen kam nicht in Frage, Tag des Herrn. Ich hatte es nicht mal auf meinem Zettel stehen. Dafür hab ich meine Blümchen gegossen, man könnte denken, einmal an allen Fenstern lang mit der Gießkanne, aber nein, es ist aufwendiger. Ich probiere mit dem Finger die Restfeuchtigkeit  einzuschätzen, dann läuft eine komplizierte Berechnung ab, in die auch Topfgröße und Blattmasse einzufließen hat, mit dem Ergebnis bestimme ich den Neigungswinkel, damit die Fließgeschwindigkeit, und die Dauer der Tülleneigung. Es ist außerdem zu berücksichtigen, wenn die Erde oberflächlich so trocken ist, dass das Wasser oben stehenbleibt, droht über den Topfrand ins nutzlose Daneben abzulaufen, ich muss in tröpfelnde Verabreichung übergehen, die Gesamtgabe darf ich nicht aus der Beachtung entlassen. Trotz dieser großen Bemühung um die je individuelle Gabe habe ich einzelne Pflanzen, die seit Monaten, eine gar seit Jahren, keinerlei Zeichen von Wachstum erkennen lassen, aber das sehe nur ich als ständig hier Wohnender, Besuchern fällt das zum Glück nicht auf. Die Hoya z. B. steht seit Vorcoronazeiten bei mir, hat weder ein Blatt abgeworfen, noch ein neues bekommen, sie sieht frisch und wie das blühende Leben aus. Warum macht sie das? Protestiert sie gegen die Haltung, oder ist sie faul, ich weiß, sie könnte blühen, aber sie ist eine verweigernde Persönlichkeit oder Blumlichkeit. Nachdem ich mit der Kanne durch bin, schnapp ich mir die Sprühflasche, dafür kaufe ich extra destillierte Wasser, um Kalkablagerungen an den Fensterscheiben zu vermeiden, und sorge für einen Blattreiz. Und gehe davon aus, dass es nun allen Pflanzen perfekt gut geht.
Beim Lesen hab ich mich durch das gute Ende gerattert, es ging so harmlos wie vermutet zu. Hab es weggelegt zu den zu verbringenden Büchern, will es nicht wiedersehen. Griff mir ein Buch richtige Literatur, diesmal Christoph Hein, "Drachenblut", bzw. "Der fremde Freund", es ist unter beiden Titeln  1982 erschienen. Eine alleinlebende Ärztin in der DDR, in einer Einraumneubauwohnung mit vielen Nachbarn, die sie alle kaum kennt, bis auf einen Mann, der sich in ihr Leben einschleicht und dann stirbt. So weit weiß ich nach 60 Seiten, das ist ein knappes Drittel dieser Novelle. Die Beschreibung des alltäglichen ereignisarmen Lebens öffnet den Blick auf das Leben in vorgegebenen Bahnen, Selbstbeschränkung, Selbstzensur, Freudlosigkeit, wenig Sinnstiftendes, sehr klar wird da aus dem Realsozialismus berichtet. Hein hat selbst drin gelebt und konnte es wie von außen, wie von oben betrachten, das ist grandios. Noch dazu steht ihm die Sprache zur Verfügung, er kann es vermitteln.
Den Rückensplit im Studio würde ich gern beschreiben, hätte ich ihn denn gemacht, ich tu mal so. Ich war bei strahlend schönem Wetter, der Frühling kommt mit Macht, die Sonne schien spätnachmittagsflach in die großen Fenster herein und blinkerte und blendete. Die breiten Klimmzüge sind noch im Entstehen, zumindest ist zu sehen, was es werden soll. Drumrum sind Übungen für den inneren Rücken, den Lat, den Trizeps, ich arbeite mich brav durch alle Stationen. Nach 90 Minuten bin ich durch, gehe in die Sauna, zufrieden heim. Kaffee und Kuchen gibt es auf dem Rückweg, abends ist Lese-, Schreibzeit, nebenher im Radio eine Oper von Dessau, das ist ein bisschen stressig. So wäre es ein schöner Sonntag, oder?

Montag, 21. 3. 2022

Die Bemühung um einen Termin bei dem Spezialisten hat sich gelohnt, heut gab es den Anruf mit der Zusage. Damit ist allerdings nur ein Zwischenziel erreicht. Allerhand Diagnostik ist eingeleitet, es gibt eine Überweisung zu einem weiteren Fachmann, und es gibt den Vorschlag einer Medikamentation, da lese ich im Beipackroman, das ist kein Zettel mehr, dass ich meine Seele ein Stück weit verkaufe. Nun ist es eine alte Seele, so riesig sind die Erwartungen nicht mehr, am Ende wartet auch nicht der Teufel, sondern im schlimmsten Fall blöde Nebenwirkungen und eine Art Abhängigkeit. Aber immerhin steht auch eine Art Lösung in Aussicht.
Für einen weiteren ausgedachten Tageslauf klingt das recht konkret. Egal, jedenfall bin ich mit dem Zug nach Tübingen, mit Fahrschein und unter der Maske, im Nahverkehr gilt die Regel noch weiter. Ich dachte, sonst nirgends, aber nachdem ich durch war in der Praxis, hatte ich Hunger, bin im Bäcker rein, und sollte meinen Impfnachweis zeigen. Hab ich gemacht, bin es ja gewöhnt, und eigentlich war ich schon vor der Aufforderung dazu in Bereitschaft. Ein paar Monate dieser Gebräuche haben gemacht, dass ich vorzeige, so wie ich grüße. Nichts besonderes. Anscheinend gibt es jetzt noch eine zweiwöchige Übergangsfrist, ab Anfang April sollen all die unterschiedlichen, daher manchmal verwirrenden Coronaregeln wegfallen. Ich kanns kaum glauben, aber schön wäre das. Dann wäre ich wieder der Selbstbestimmer meiner Risiken, das wäre für mich in Ordnung. Allerdings ist das nicht der Ausgang aus der Situation, wir haben uns als Gesellschaft und wohl jeder einzeln soweit verändert, durch die Auseinandersetzung mit den Anforderungen und Regeln jeweils einen Standpunkt angewählt, den wir je für richtig halten, es gibt jede Menge davon, und sie sind verschieden. Diese vielen  Standpunkte lassen sich kaum vereinbahren, nicht mal ein sachlicher Austausch darüber scheint möglich. Auseinandersetzungen laufen zumeist schnell in Richtung in Frage stellen der gesamten Gegenüberpersönlichkeit, die Debattenkultur hat sich komplett verzogen. Das Phänomen begann mit Pegida-AfD in einem kleineren Gesellschaftsausschnitt, Corona betraf uns alle, da schwappte die Besserwisserei ins Ganze. Das Blöde ist, mit dem Klimawandel, der Gerechtigkeitsdebbatte, der Globalisierung und Digitalisierung der Welt usw. haben wir dringenden Gesprächsbedarf um gesellschaftliche Mehrheiten für große Lösungsansätze zu organisieren, wir haben aber die dazu nötige Kultur aufgegeben. Wer da keine Zukunftsangst entwickelt, muss blind sein.
Mit einer gewissen, beruhigenden Ignoranz hab ich meine Abläufe einfach weiter laufen lassen, mir fällt nichts anderes ein. Hab um den besonderen Tagespunkt die üblichen Lese- und Sportverhältnisse fortgesetzt.

Dienstag, 22. 3. 2022

Wieder ein ausgedachter Ablauf. Morgens viel telefonieren wegen wieder einem Arzttermin, nicht einfach, morgen Vormittag bekomme ich Bescheid. Die Reste meines großen Putzvorhabens nacheinander abarbeiten, ich hab es geschafft und freue mich an meinem blinkernden Haushalt. Fast traue ich mich nicht in mein strahlendes Klo zu pinkeln, aber woanders hingehen ist auch blöd. Kann ja bald wieder putzen. Für´s Mittag bin ich in den Handelshof, ließ meinen Chinesen für mich sorgen. Und bin weiter am Bäcker vorbei, hab dort mein Buch ausgelesen. Als ich schon so weit war fehlte nicht mehr viel an der Runde zum Bücherschrank und heut hat es sich gelohnt. Es gab Toni Morrison, Salman Rushdie und Stefan Zweig, alle mit mir unbekannten Büchern. Dazu noch ein Kakteenbuch mit schönen Fotos. Selbst, wenn ich das nur durchblättere und die Bilder anschau, lohnt sich das, ich kann es ja zurückbringen. Wenn ich im Ergebnis auf meinen Bücherstapel schaue, kommt mir das Kichern, es will nicht aufhören, da liegt Lesestoff für mindestens drei Jahre, wenn ich dran bleib.
Fazit Christoph Hein-Der fremde Freund: Ich hab wiedererkannt, mich selbst ein Stück weit in der Daseinsweise in meinen jungen DDR-Jahren, noch deutlicher aber meine Mutter, die im selben Alter wie die Hauptfigur war und das hier beschriebene Verhalten, die Gesprächslosigkeit, die eigenzentrierte verteidigungsummauerte um jeden Preis aufrecht zu erhaltende Zufriedenheit mit den Verhältnissen, von denen man ahnte, dass sie begrenzt seien, aber kein Bewusstsein dafür hatte, wie eng die Mauern standen. Man wusste nichts von der Welt und hatte sich damit eingerichtet. Man sprach untereinander eher nicht, zumindest nicht erhellend. Man wusste nicht mal im Freundeskreis elementare Dinge. Diesen aus der Sicht von heut unglaublich ärmlichen Zustand beschreibt Hein sehr genau und treffend, bei manchen Szenen dachte ich, es sei das Leben meiner Mutter, musste anhand der Ortsnamen mich vergewissern, es gab parallele Lebensläufe, jede Menge. Das Buch erschien 1982, die schreibende Zunft hat also gesehen, da stimmt was nicht. Zum Glück ist dieser doofe Laden ein paar Jahre später auseinander geflogen. Leseempfehlung!!!
Erster Tag in Therapie, es scheint eine Wunderpille zu sein, am ersten Abend ist die Schwellung an einem Fuß komplett weg, ich erkenne meine Zehen und die Lücken dazwischen wieder. Der andere Fuß auch deutlich näher am Normalvolumen. Noch gewisse Empfindlichkeiten vorhanden beim Benutzen, aber kein Vergleich zum Zustand davor. Beim Laufen nähert sich mein Gangbild wieder dem, was ich kenne und ich muss nicht konzentriert dranbleiben mit dem Ach und Weh klarzukommen. Ein vorparadiesischer Zustand. Da hab ich glatt noch anderthalb Stunden im Studio eingeschoben, auch da gings deutlich gut. Ich bin wirklich gespannt, was da rauskommt.

Mittwoch, 23. 3. 2022

Wieder so ein erlogener Tag. Bin ich doch wegen dem Spinningkurs zeitig aus dem Bett, war rechtzeitig auf dem Radel und hab mir von der Trainerin einheizen lassen. So war die Tagesbillanz schon im grünen Bereich. Die Füße sind auf dem Rad sehr beschwerdefrei, ein angenehmer Zustand. Ich ließ es gemütlich ausklingen mit Sauna und einem Kaffee vor dem Studio, unterm Sonnenschirm und in guter Gesellschaft. Die Lesezeit, die ich morgens nicht hatte, holte ich nach, bin zwischenrein zum Chinesen geradelt zum Mittagessen, las weiter beim Bäcker, bis ich zu Hause noch ein kleines Gekramer hatte. Das Auto war vom Kundendienst zu holen, also mit dem Bus zur Werkstatt, die Wintereifen liegen jetzt im Keller und machen ihren Sommerschlaf. Und als ich am Rechner landete, wurde ich sentimental. Zuerst hörte ich eine Sendung nach, auf SWR2 kam ein Bericht von der Weinberg-Gemeinde, das war eine der Urzellen der Friedensbewegung in der späten DDR. Dort fanden sich u. a. die Musiker und Textschreiber der Gruppe Lift, bei denen war ich als Lehrling regelmäßig zu den Konzerten und hab von Weite und Freiheit geträumt. Die Gemeinde kannte ich nur vom Hörensagen, ich war woanders. Die Musikbeispiele kannte ich alle, konnte mitsingen, das tu ich allerdings nur, wenn ich zu Hause und allein bin. Danach war ich so auf Droge und hab mir auf YouTube jede Menge, auch von anderen Gruppen aus dieser Zeit reingezogen. Electra, Klaus Renft, Karusell, Sterncombo Meißen. Ob die Musik gut war, kann ich überhaupt nicht einschätzen, dazu ging sie mich zu viel an. Es sind wunderbar poetische Ansingungen der Liebe, vom "Gänselieschen", vom Weiterziehen, "Als ich wie ein Vogel war", und von der Freiheit, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, "Wasser und Wein", "Mein Herz soll ein Wasser sein", dabei, die oft sehr einfach und aber eindringlich umgesetzt wurden und in mir hängengeblieben sind für das ganze Leben.Ich weiß noch, das waren die genauen Entsprechungen unserer Sehnsüchte, die Jungs auf der Bühne waren ja nur wenige Jahre älter als wir davor, und sie lehrten uns allerhand an Sprache. Ich weiß noch, wie ich mit vielleicht 12 Jahren meinen Onkel, der war da 22, fragte, was der Text von "Wasser und Wein" bedeutet, er hat es mir erklärt und mir dies Tor geöffnet.
Ich musste abbrechen, weil ein Kurs anstand, Crossfit am Tower, ich war angemeldet. Eine gute Stunde, zu Hause Abendbrot, schon sitz ich wieder am Rechner und lass mich aus der Vergangenheit anfixen.

Donnerstag, 24. 3. 2022

Den Vormittag hab ich vertrödelt, schließlich bin ich krankgeschrieben, da hab ich mich um Genesung gekümmert so wie schon diese ganze Zeit. Beim Lesen nahm ich mir den Salman Rushdie vor, "Harun und das Meer der Geschichten". Wie man schon am Titel hört, eher ein Märchenbuch, was Erdachtes, so gut erzählt, dass man jedes Wort glauben kann. (Vielleicht ist das der Grund, warum auch diese Texte hier grad so ins Fiktionale rutschen.) Dem hauptberuflichen Geschichtenerzähler Rashid gehen eines Tages die Geschichten aus, er kann nicht mehr erzählen. Sein Sohn, ein pfiffiger Bengel, macht sich auf die Suche nach der Ursache dieses Unglücks und erkundet eben das Meer der Geschichten, so weit bin ich nach dem ersten Drittel, er hat schon allerhand phantastische Abenteuer erlebt. Ich finde, Rushdie ist ein toller Schriftsteller.
Konnte also nur schwer vom Buch lassen, erst als der Hunger kam, und bin zum Chinesen essen gegangen. Nachmittags hab ich telefoniert, wollte nur eine kleine Auskunft und stieß nebenher auf ein größeres Angebot, es gab längere Gespräche, Akteneinsicht, ich bekomme was zugesandt, soll es dreimal überschlafen, mal sehen. Damit war ich auch innerlich erst mal so ausgelastet, dass alles andere liegenblieb. Eine halbe Stunde Umtopferei mit einigen Grünpflanzen und ein klitzekleiner Einkauf, bei dem ich den Ingwer vergaß mitzunehmen, der war Anlass gewesen, passte in die Zeit vor dem Bauchkurs bei Siggi. Die Kurse fallen demnächst ganz weg, anscheinend ist wenig Bedarf oder es ändert sich eben mal. Deswegen nehm ich die letzten Möglichkeiten, sich so hemmungslos an einer Stelle quälen zu lassen, noch mit. Den Rückensplit hab ich angehängt, sehr angenehm, das ohne Zeitdruck durchzuziehen, zumal ganz wenig los war, alle Geräte waren frei.
Die Nachrichten zur Ukraine sind fürchterlich, mittlerweile sind die Schäden so groß, dass der Herr im Kreml nicht mehr raus kommt, er scheint die Augen zu zu machen bei seinen Weisungen. Ich würde ihn gern auf eine Insel verbannen, ihm Solitaire dalassen, da kann er spielen, bis er schwarz wird. Mittlerweile exilieren viel Russen, weil sie den Krieg nicht gut finden, das aber nicht mehr sagen dürfen. Der lupenreine Demokrat zeigte sich auch beim Nawalny-"Prozess", am Ende wurden die Verteidiger abgeführt und festgesetzt. Nicht lange, aber eben doch. Was ist nur aus Gorbatschows Traum geworden.

Freitag, 25. 3. 2022

Anfangs gemächlich, erst mal in Fahrt kommen, morgens bin ich immer noch sehr fußlahm, langsam gehen die ersten Schritte, es tut nicht mehr richtig weh, aber ich spüre mich deutlich. Es gibt sich im Tagesverlauf, zumal ich die Zeit habe, vorsichtig zu starten. Da erscheint mir das Lesefrühstück die richtige Therapieanwahl. Das Geschichtenmeer verblüfft mich im Verlauf mehr und mehr, es tut so, als würde es den Ukrainekrieg mit abhandeln. Die Beschreibung von Gut und Böse, von verletzter Eitelkeit, vom DenAnderennichtlassenkönnen wirkt so erkennbar, wahrscheinlich ist das eine der Qualitäten des Buches, dass es immer aktuell wirkt. Trotz dieser Substanzhaltigkeit ist es so mit leichter Hand geschrieben, da bleibt das Lesen ein Vergnügen. Eine Zeit lang ließ ich vergehen über dem Bedenken des angeraunten großen Projektes, da muss ich für mich entscheiden, ob ich noch mal mutig sein will und mit einem gewissen Risiko finanzieller Art klarkommen will. Bei allem Hin-und-Her-Bedenken, das kann ich ausdehnen, auch so lang, bis diese Gelegenheit entschwunden ist, geht es am Ende nur drum, zu einem Entschluss zu kommen. Egal, was rauskommt, dann ist es wieder vom Tisch. Mal sehen. Zur Entspannung gönnte ich mir einen Besuch im Gartencenter Bondorf, ich hatte mir eine Liste entstehen lassen mit Pflanzen, die unter den Bedingungen meiner Wohnung klarkommen müssten, hatte im Kopf die Bilder schon fertig, wie manche Ecke grüner wird und tatsächlich, die Mehrzahl der Kandidaten war da und fuhr mit mir wieder heim. So baumelt ein Epiphyllum, das ist ein stachelarmer Blattkaktus mit der Aussicht auf schöne Blüten, ampelmäßig an der Gardinenstange. Ein kleinblättriger Cissus striata kam mit, eine Ceropegia, da gab es nur die Miniversion, mal sehen, ob ich sie durchbringe. Dischidia Oiantha wollte mit und eine skurril verfranzte Kalanchoe, die kannte ich nicht, ebenso. Unterwegs gab es eine Rast beim Bäcker, die Fahrt musste eingeteilt werden. Bis jedes Plänzchen den passenden Platz und Übertopf hatte, vergeht Zeit. Ein Termin rutschte näher, ich hatte mich gestern verabredet zum ersten Sportinterview des Jahres, Raphael ist gerade ein Paar Wochen hier, bevor er wieder nach Spanien entschwindet. Der Anfang dieser Reihe ist 2016 gewesen, da sah er noch aus wie ein großer Junge, nun hat er sich gewandelt zu einem smarten jungen Mann. Herrlich, diese Jugendfrische und den Optimismus in die Zukunft zu erleben, so viele Vorhaben, so schönes Potential und Vermögen. Wir hatten uns im Studio verabredet, er hat vorher trainiert, ich bin hinterher in den Spinningkurs. Keine Ahnung, was von der Aufzeichnung eines solchen Spinningrades zu halten ist, in 52 Minuten hätte ich 29 km gemacht, ob ich das auf einem realen Radel auf dem Radweg auch schaffe, da hab ich meine Zweifel. Andererseits bekommen wir die Vorgaben einer sehr engagierten Trainerin, die uns nicht viel trödeln lässt und da geht es ja um Training, nicht um Radfahren. Nach dem Abendessen zu Hause bin ich noch mal grüßend an all meinen neuen Pflanzen lang, will ihnen das Gefühl vermitteln, sie sind willkommen.

Samstag, 26. 3. 2022

Was fabuliere ich diesmal? Es sind nur noch kleine Reize, die meine Füße von sich geben, ansonsten wollen sie mir vermitteln, unter Drogen sind wir ok. Wie es wird, wenn ich wieder clean werde, ich weiß gar nicht, ob das vorgesehen ist, es wird sich zeigen. Zum Glück muss ich nicht mit den Füßen lesen. Den Rushdie hab ich mit dem größten Vergnügen durchgeschmökert, konnte wirklich nicht vor dem letzten Punkt aufhören. Und hab´s schon weitergegeben an eine kundige Leserin, neugierig auf deren Rückmeldung. Vormittags war gerade noch Zeit für eine Einheit im Studio, der Brust-Bizepssplit war dran, es war nichts los, alle Geräte frei, konnte mich nach Herzenslust austoben. Schnell was futtern und losfahren, ich war zu einem Besuch angekündigt. Erst sind wir in den Frühling spaziert, von Buschwindröschen und Veilchen und Blausternen gesäumt waren die Wege. Da ich als Kuchenfresser einen gewissen Ruf habe, gab es später auf der Terasse zum Kaffee nahrhafte Teile in großer Zahl. In letzter Zeit konnten wir nur telefonieren, so gab es allerhand zu erzählen, auch haben wir uns redlich gemüht, bei der Textbesprechung auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, das gelang nicht vollständig. Allerdings bekommen wir es mehr und gründlicher auseinandergefummelt, wie z. B. ein Missverständnis oder eine Verständnisunterschiedlichkeit entsteht und wie verschieden dabei die Anteile von Schreiben und jeweils Lesen sein können.
Ich als Tagvollstopfer wollte pünktlich wieder in Rottenburg sein, abends war das letzte Volleyballheimspiel dieser Saison, hab ich geschafft. Die Jungs haben nach anfänglicher Mühe doch klar gewonnen, es war die Frage, ob die Meisterschaft sich heute schon entscheidet, aber der Konkurrent hat sein Spiel auch mit drei Punkten gewonnen, also warten wir auf das letzte Spiel, dann auswärts. Gefeiert wurde schon, so als Saisonabschluss, für die Fans. Da hab ich mich verdrückt, hätte sonst vor der Halle Bier trinken, Pizza essen müssen, bei acht Grad brauchte ich keine weitere Ausrede.
Nach diesem Text noch eine Runde an meinen neuen Blümchen lang, hab ihnen für morgen Wasser angekündigt, sie sehen gut aus.

Sonntag, 27. 3. 2022

Dieser Nacht ging eine Stunde Schlaf verloren, die Zeit wurde auf Sommer gestellt, aber nicht mir. Ich hab es lässig toleriert, zu unanständig später Vormittagsstunde aufzustehen, fand gar nichts dabei, lang zu frühstücken, schließlich lese ich das nächste Buch: Von Stefan Heym, "Schwarzenberg", ein kleiner Roman über einen Landkreis im Erzgebirge, der von den Siegermächten nach dem 2. Weltkrieg anfangs links liegen gelassen und übersehen wurde. Es ist total spannend, wie sich nach dem Zusammenbruch verschiedene Kräfte formierten, beinahe eine politische Utopie, eine winzige freie Republik entstanden wäre. Heym lässt einen Zeitzeugen erzählen und ergänzt. Ich bin im ersten Drittel, aber schon im Banne dieses Buches.
Gemächlich habe ich mich meinen Blümchen gewidmet, gegossen, gesprüht, eine erwischt, die Schildläuse beherbergen will, das muss ich ihr noch ausreden. Meinen Bart hatte ich zu scheren, Mittag zu bereiten, erst hatte ich überlegt, mir was zu bestellen, fand es aber blöd, Müll, meine Faulheit, hab mir also was bereitet und mit Genuss verzehrt.
Seit ich auf die Ostmusik gestoßen bin, stehe ich unter dem Ohrwurmsyndrom, irgendeine Zeile, Strophe läuft mir immer im Kopf. Es ist zum Teil so schön, so richtig, ich fühle mich so nah dran und drin, muss aufpassen, dass ich nicht den Alltag so vergehen lasse. Die Texte, die Interpretationen fordern, sind kein Blabla-Nebenhergehöre, sorgen nicht für Unterhaltung, sondern wollen was von mir. Ich habe mich ergeben, bin am Weiterstöbern. Hab eine weitere Sendung auf SWR2 gefunden, die Rubrick "Erklär mir Pop", zwei Musikjournalisten aus dem Westen äußern sich ähnlich aufgeregt zu dieser Musikszene. Ich hätte mir nicht getraut, so eindeutig hier Stellung zu beziehen, da mir Distanz fehlt. Nach diesem Beitrag tu ich es doch, sie sprachen zum Teil mit den gleichen Worten wie ich im Text oben davon, sprachen mir aus dem Herzen. Sie ordneten die Texte als hochwertig poetisch, die Performance jeweils stimmig. Dabei wissen sie nur wenig von dem Sehnen, von der Idee des Widerstands dieser Zeit, das haben sie ja nicht erlebt. Ich schon. Ich setze ein paar Links hier her, so für den schnellen Eindruck, dann findet sich beiYouTube genug Material. Es ist nicht alles gut, aber Karusell, Lift haben eine überraschend große Reihe fantastischer Titel, und es gibt noch City, mit ihrem legendären "Am Fenster", Stern Meißen mit ihrer Frage, "Also was soll aus mir werden"

https://www.youtube.com/watch?v=h8l2aXgSrsE   Lift
https://www.youtube.com/watch?v=WU6h1YwB6S0 

https://www.youtube.com/watch?v=sh95d-6qhnE    Karusell

https://www.youtube.com/watch?v=ixLq2DVUumQ   Sterncombo Meißen

Die Puhdys und Karat und die Prinzen zählen dabei nicht in diese hohe Qualität, auch wenn sie populärer waren, so ist es oft mit den Bestsellern, Electra schon, auch Hansi Biebl und Silly.
Es könnte passieren, dass ich noch manchmal was zu diesem Thema bemerken muss, es hat mich halt grad erwischt. Für mich war es eine Wiederentdeckung.
Im Studio war ich, den Rückensplit abarbeiten, auf geschonten und beschwerdefreien Füßen, sehr angenehm. Da ich zunehmend vertraut bin mit dem Programm, kann ich bissle modifizieren, ein wenig nach Lust und Laune Übungen reinnehmen und weglassen. An manchen Stellen kann ich beim Gewicht zulegen, das wäre ein klarer Fortschritt. Ich hoffe, das geht so weiter, ich will ja nicht Weltmeister werden, aber Entwicklung erleben macht Spaß. Da die Sonne weiß, sie soll seit heut später untergehen, reichte es für einen wundervollen Abendspaziergang, der Frühling duftete mich an.

Montag, 28. 3. 2022

Meine putzige Krankengeschichte hat weitere lustige, fast labyrinthische Verästelungen hervorgebracht, ich höre aber hier auf das zu erzählen. Würde ich ein Buch schreiben, das dann an Hinz und Kunz verkauft werden würde, könnte ich aus dieser Verstecktheit mich verbreiten, so ist es mir zu konkret an mir dran. Behalt ich´s diesmal für mich. Ab Donnerstag gehe ich wieder arbeiten, mal probieren, ob es hält.
Der Vormittag verging mit einem Arztbesuch, Zugfahrt nach Tübingen, warten, drankommen, Zugfahrt nach Rottenburg. Zu Hause hab ich versucht, mein mutiges Projekt weiter zu bewegen, viel telefonieren, Auskünfte einholen, Möglichkeiten an- und abwählen. Die Mittagsrunde in der Stadt, das übliche Verfahren, erst chinesisch, nachher zum Bäcker.Den Text für die Sportbefragung musste ich erstellen und absegnen lassen, das hat auf Anhieb gepasst. Telefonieren mit der Enkelfamilie, schließlich war mein Aufenthalt da wegen dieser dummen Krankengeschichte ausgefallen. Die Kinder waren dabei und beginnen immer mehr mitzureden, so dass wir richtig Konferenz haben.
Der Tag war so voll, dass der Sporttermin fast erholsam war, eine schöne Stunde am Tower. Einmal komplett durchbeansprucht, kleine wohltuende Erschöpfungen überall, noch eine kurze Krafteinheit im Anschluss, mal die alten Sachen wieder ausprobiert, ging gut. In der Sauna alles wieder erholt, frischgemacht unter der Schwalldusche, perfekt. Über allem immer bemerkt, der Frühling. Blühend, duftend, warm.

Dienstag, 29. 3. 2022

Ein voller Tag, viel zu bedenken, zu besprechen. U. a. musste ich zu einem Doktor, von dem der andere eine Auskunft, Abklärung benötigt, das ging halbwegs ohne große Wartezeit zu. Lustig fand ich, auf einem Tablet sollte ich eine Selbstauskunft geben, so weit so gut, aber das Ding war schwierig zu steuern, entweder war die Eingabe nicht da, oder 5 mal da, auch das Löschen ging so, manchmal nicht, manchmal war alles weg, ich hab mich redlich gemüht. Ob das Ergebnis völlig in Ordnung war, kann ich nicht beteuern, es war mir relativ Wurscht. Rückzu bin ich in der Stadt im türkischen Imbiss Mittag essen gegangen, eine schöne Abwechslung, es ging superfreundlich zu und war lecker. Den werd ich wohl zumindest  im Sommer mit dem Fahrrad ab und zu ansteuern. Einkaufen musste ich, der Anteil Luft, der gekühlt wurde in meinem Kühlschrank, betrug um die 98 %. Ich war im Lidl, da gabs auch die Socken preiswert, die ich gesucht habe, im Zinser gab es nur welche von Boss, die waren teuer, als wären sie mit Goldfäden gestrickt. Zu Hause musste ich räumen und meinen Gemüseteller richten, es gab die letzte Pflanzaktion, eine verkahlte, hochstämmige Aloepflanze endete in der Biotonne, nur ein kleiner Steckling versucht sein Glück in der neuen Erde. Abends hat es gereicht für eine Runde im Studio,der Brustsplit war dran. Erst war alles besetzt, da hab ich draußen am Tower die alten Routinen eingeschoben, daneben auf dem Volleyballfeld haben die U 18 gebeacht, die spielen richtig gut, gab in den Pausen was zu schauen. Abends sitz ich am Bildschirm, mach den Text, und lass YouTube laufen. Ich hab jetzt tatsächlich die alten AMIGA-Schallplatten gefunden, die ich in meinen frühen Jahren ständig am Drehen hatte, irgendein Fan hat sie hochgeladen. Es ist mir ein so vertrautes Hören, mein Kopf weiß schon, wenn ein Titel endet, welcher als nächster kommt, der kommt dann auch. Diese Platten, es sind die von Lift und Karusell sind viel besser als irgendwelche Mixfolgen und Irgendwiezusammenstellungen. Die Links:

Lift   https://www.youtube.com/watch?v=HA7SNgPDJYU&list=WL&index=2

Karusell   https://www.youtube.com/watch?v=IXBa93wkc48&list=WL&index=1

Diese beiden Platten empfinde ich auch aus der Sicht von heute als sehr stark, sehr textstark, sie wirken auf mich wie eine erzählerische Zusammenfassung dieser Zeit, in der die Ausläufer der Studentenbewegung ankamen, es sowieso knackte im Gebälk der DDR, die ersten Prominenten sind ausgebürgert worden, Biermann und Manfred Krug und Michael Kuntze, andere waren in der inneren Emigration wie Günter de Bruyn und Ulrich Plenzdorf. Außerdem war uns ganz klar, dass wir nicht so enden wollten wie unsere Eltern, das kleine Glück reichte nicht mehr und der Käfig wurde sichtbar und eng. Die Zensurabteilungen waren wohl genauso dämlich wie alle Behörden der DDR, sie haben es freigegeben. Wir wussten genau, was in den Texten gemeint war.

Mittwoch, 30. 3. 2022

Diesen Tag fand ich schwierig, mir ist nahezu nichts gelungen, alles blieb aus verschiedenen Gründen so halbfertig. Ich habe mein Prokrastinierungstalent strapazieren müssen, das wird also an anderen Tagen zu einem vielleicht besseren Ende führen müssen. Was war schön? Die Lesezeit, Schwarzenberg ist ein tolles Zeitdokument und auch noch wunderbar geschrieben. Zwischenrein finden sich so markante Sätze, da muss ich anhalten und drüber nachdenken. Ein Beispiel? Bitteschön: " Aber es war vielleicht auch gut, daß zu jener Stunde bei mir nur der Verstand auf ihre Frage reagierte, dieses oberflächlichste unserer rezeptiven Organe, und nicht das, was wir tiefer im Innern mit uns herumtragen und was uns zur Verzweiflung treibt, aber auch zu den erhabendsten Gipfeln."
Essen war ich chinesisch, es war diesmal besonders gut, da ich nur zwischen drei Gerichten wechsle und oft da bin, merke ich die Unterschiede. Manchmal ist es ein wenig nachlässig, schnellschnell zusammengerührt, an anderen Tagen stimmt einfach alles, alle Kategorien verdienen Höchstnoten. Salz stimmt, Gargrad, Mischung vom Gemüse, Öldosierung und es sieht schön aus.
Der Sport war echt gut, erst der Kurs am Tower, Trainer Olli hat uns getriezt, aber eben mit seiner vielen Ahnung von Verbesserungsvarianten, jeweils angepasst an unser Vermögen. Zum Schluss gab es drei Minuten Sally, das ist ein Musiktitel, in dem in den Strophen jede Zeile endet auf up oder down. Danach kann man Liegestütze machen oder Kniebeuge, heute war Bauch im Angebot. Also auf stabilem Rücken liegend die gestreckten Beine up and down. Zwischenrein gibt es den Refrain, da muss die untere Position gehalten werden, bis es eben weitergeht. Es sind bisher immer alle froh gewesen, wenn es aufhört. Hintenraus haben wir zu zweit noch den Handstand, ich an der Wand hochlaufend, Tanita stand ihn frei und akurat, geübt und Kreuzheben angehängt. Auch dabei hat Olli nach mir geschaut und korrigiert, mein Eindruck, er nimmt mich in meinem Training ernst und will mir helfen meine Ziele zu erreichen. Da er Schwachstellen zuverlässig sieht, bin ich froh drum, auch wenn ich es nicht immer auf Anhieb umsetzen kann.
Den Abend hab ich genossen, es war der letzte freie Tag, morgen soll ich arbeiten.

Donnerstag, 31. 3. 2022

Die Zeit der längeren Einträge ist vorbei, ich war arbeiten. Vormittags, da ich zeitig genug aufgestanden war, blieb die Lücke für den Sport, ich habe den Brustsplit nicht ganz vollständig abgearbeitet. Die Arbeit, ich war gleich wieder verborgt, ging gut, mit einem netten Kollegen, der mir den Anfang leicht machen wollte. Die Füße haben gehalten. Alle wollten wissen, was mit mir war, da ich bisher eher nicht so lang gefehlt habe. Ich hab versucht eine Sprachregelung zu finden, die meine eigene Unklarheit halbwegs darstellt.

 

 

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