Michael Oswald

 

 

 

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Leben in den Zeiten von Corona 24

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Mittwoch, 2. 2. 2022

Schlechter Tag, den Monat zu eröffnen. Es war nichts. Arbeit ruhig, Nachmittag ruhig, abends Kurs am Tower, anstrengend, weil mit altem Muskelkater hin, neuen an anderen Stellen eingepflegt. Es war eine Regenpause, da hatten wir Glück, unser Trainer war scharfgeschaltet, da hatten wir Pech. Voller Lust und Freude gab er Hinweise zur korrekten, damit anstrengenden Übungsausführung. Alleine würde ich mich nie so abschießen, aber in dieser Gruppe und mit Ansage geht das klar.
Lesen: Hans Bemmann, "Stein und Flöte", ein Märchenroman. Das Ding hat mehr als 800 Seiten, ich habe 50 und weiß noch nicht, ob ich das schaffe. Die Erzählung funktioniert, die ersten Figuren sind wie entliehen aus Sechse kommen durch die ganze Welt, da hat jeder einzigartige Fähigkeiten, die zum guten Ende beitragen. Ein bisschen weiterlesen will ich schon, schauen, was er noch für Ideen einbringt.
Neil Young und Spotify, die Geschichte gefällt mir. Ich verehre Young schon lange als Musiker, seine Konzerte, ich kenne die Mitschnitte, sind spektakulär, auch als tapferen Menschen, der sich nicht unterkriegen lässt. Jetzt in einem Alter, wo andere auf dem Sofa sitzenbleiben, liefert er immer wieder neue Musik, und er bezieht Stellung. Laut, nachvollziehbar, beispielgebend und die Konsequenz nicht scheuend. Wunderbar.

Donnerstag, 3. 2. 2022

Die Arbeitgeberseite lud ein zur Infoveranstaltung, eine knappe Stunde hörten wir das Schimpfen über unseren Betriebsrat und dessen falsche Verhandlung. Das Angebot für ein freiwilliges Verlassen der Firma wurde vorgestellt, das erkannte ich wieder, beim letzten Mal hatte sich ein Kollege die Auskunft für seine Verhältnisse geben lassen, meine sind ganz ähnlich, und ich fand es nicht bedenkenswert. Dies Angebot ist seit zehn Jahren so da, wurde sehr vereinzelt in Anspruch genommen. Wenn man Aussicht auf eine neue Stelle hat, kann man das mitnehmen, sonst wirkt es mager.
Die Arbeit war stressig, wir hatten fast alle Anlagen zu rüsten, meine Kollegen haben angefangen, ich hab den Rest bedient und Aufträge abgemeldet und weitergebracht, bis ich auch an eine Anlage bin zum rüsten. Die Zeit war knapp, aber ich hab es geschafft, allerdings war irgendeine Störung da, eine destruktive Messkurve, ich musste zum Feierabend unfertig übergeben. Mein Nachmittag war gänzlich ohne Aktivitäten, ich blieb schlaff daheim, hab ein wenig telefoniert und am Rechner was gemacht. Auch mal schön so als Sesselhocker.
Eine kleine Unruhe entsteht durch das nahende Ende der Schwangerschaft meiner Schwiegertochter, das dritte Enkelchen rumort und will vielleicht schnell raus. Wenn ich da ein Signal bekomme, muss ich sofort meinen Rempel zusammenpacken und losfahren, ich soll den hilfreichen Großvater für die beiden Großen machen. Zum Glück ist der Vater daheim, wir werden das schon schaffen.

Freitag, 4. 2. 2022

Nachts, als ich mal pinkeln musste, blinkerte die Nachricht auf dem Handy, die Wehen setzen ein. Ich solle mich bereit machen zu helfen, nicht beim Kinderkriegen, aber beim Kinderhüten. So hab ich morgens nach Schichtbeginn auf Arbeit angerufen und durchgesagt, heute nicht und nächste Woche nicht, zum Glück hatte ich das vorher sauber abgesprochen. Morgens hab ich meinen Haushalt in Ordnung gebracht, mein Zeugs gepackt und bin losgefahren. Kein Stau unterwegs, nach der ersten Stunde kam schon die Meldung, es sei gut gegangen, Paul ist da. Nach viereinhalb Stunden kam ich an, nur die erste Begrüßung durch die Kinder war etwas zögerlich, ich glaube doch, dass sie sich erinnern, zumindest wiedererkennen, wir kamen schnell ins Spielen und Kichern. Sie sprechen immer mehr nach, einfach so, weil es ihnen Spaß macht, ich habe gestaunt, was sie alles sprechen wollen. Ich verstehe manchmal nicht alles, das meiste schon, vor allem, weil sie oft drauf zeigen. Jedenfall war es sofort wieder herzerwärmend schön. Jetzt hoffen wir natürlich, dass es der Mutter schnell gut geht, ich hab mir erzählen lassen von der Geburt, da kommt ein großes Staunen und große Bewunderung über mich, wie man das leisten kann. Unsere Männerwirtschaft hat gut geklappt, am Ende schliefen die Kinder und wir konnten noch bissle erzählen. Uns ist eingefallen, vor zehn Jahren haben wir unsere große Senegalreise gemacht, da mussten wir ein paar Erinnerungen hervorkramern.

Samstag, 5. 2. 2022

Frühstück im Gespräch mit meiner Quartierswirtin, sie hat mir über Olympia berichtet, die Eröffnung in China, ihr hat es gefallen. Sie hat sich über die bösen Kommentare geärgert, die Chinas politische Zustände kritisieren, bei dieser Gelegenheit wieder. Auch vom Russen, der zu Besuch war, hat sie eine andere Sicht als als alle gehörten Radiosprecher, sie setzt die Schließung des russischen Senders in Deutschland als Ursache für die anschließende Sperrung der Deutschen Welle in Russland, will von den Finessen der Nachrichtensprecher da nicht viel wissen. Ich hatte mich auch gewundert über den Ton der Berichte, das Regime in China nutze Olympia zur politischen Aufwertung, die Gleichsetzung zu Hitlers Spielen 1936 kam vor, der Schulterschluss zweier Diktatoren gegen den Rest der Welt wurde erklärt, ich frage mich, ob die Medien um jeden Preis Schlagzeilen brauchen. Soll mir da was eingeredet werden?
 Wir waren zweimal draußen mit den Kindern, vormittags sind wir zum Einkaufen gelaufen, das dauert einfach seine Zeit, bis wir den Kilometer geschafft haben. Sie laufen gut mit, aber es gibt immer was zu kommentieren, zu zeigen, auszuprobieren, wenn da alte Schneepacken liegen, muss man das untersuchen. Mittags sind sie fast beim Essen eingeschlafen, das ist sehr herzig. Am Nachmittag waren wir im Kurpark, erst Blumen gucken, dann die Treppe irgendeines Pavillons hoch und runter, waren es 30 Runden? Als die Sonne tiefer ging, es wurde kalt, sind wir schnell heim und haben den Badetag durchgezogen. Das geht mittlerweile gänzlich unkompliziert, sie machen mit, haben Spaß dran, ich kenn noch die Variante mit viel Geweine und Stress, alles vorbei, alles ganz easy.
Morgen kommt vielleicht schon die Mama und das frische Kind heim, wenn weiter alles gut geht. Ich bin so gespannt auf den Kleinen, will ihn wenigstens mal kurz im Arm halten.

Sonntag, 6. 2. 2022

Das mit dem Ausschlafen klappt nicht so ganz, fremdes Bett, zeitig aufstehen, schließlich hab ich hier ne Aufgabe zu erfüllen. Morgens wird alle Beschwernis gelöscht durch den Empfang bei zwei munteren, meist gutgelaunten, spielbereiten Kindern. Heute kam eine Extraaufgabe dazu, ich musste Mutter und Kind aus der Klinik abholen. Hab mir den Maxi-Cosi erklären lassen, ins Auto gebaut, bin zum Krankenhaus gefahren. Unter Coronabedingungen läuft man nicht einfach rein bis zur Station, sondern man meldet sich am Eingang, muss sich Hände desinfizieren, obwohl man nicht rein darf, gibt die Babytrage ab, dann kam Sarah mit dem Kind im Bettchen, eine Schwester hilft mit wegen Koffer und Zeugs zu tragen, dann wird das Kind umgelagert und rausgegeben. Egal, alles ging gut, Paulchen fuhr mit uns nach Hause. Dort hab ich die erste Begegnung der Zwillinge mit dem Baby gefilmt, es war schon sehr herzig. Sie konnten gar nicht aufhören, Paul zu sagen und auf ihn zu zeigen, ich glaube, es ist ihnen auch nicht egal, sie haben ihn mit ehrfürchtigem Staunen lange und genau angschaut. Die Videos sind sehr schön geworden. Den Eltern hat man anmerken können, es ist nicht das erste Kind, es war eine große Freude, aber nicht die Aufregung, bei jedem Schniefer und Muckser wie beim ersten Mal. Ich hatte ihn auf dem Arm, wurde sehr ehrfürchtig ob der Kleinheit, für mich wie eine Rückblende zu meinen Kindern. Da wiegt das Großvatersein allerhand Malheur des Älterwerdens auf .
Nachmittags eine schöne Spazierrunde mit den beiden Großen, wir mussten wieder viele Treppen steigen, Wiesen und Schneelagen erkunden. Wir haben durchgehalten, bis die Kälte kam. Die Abendrunde, füttern, windeln, GuteNachtRitual, Johannes war etwas wehleidig, aber nach einer langen Geschichte vom Grashalm und der Pusteblume schlief er doch. Die Großen bekamen Abendbrot, derweil meldete sich Paul und bekam was zu trinken, wir hatten gut Zeit, die grad vergangenen Tage zu erzählen, von Geburt und Abläufen, und jeweils in eigener Situation das alles erlebt zu haben.

Montag, 7. 2. 2022

Eigentlich wäre es die Nachtschichtwoche, aber ich habe Großvaterurlaub. Morgens fing es hier an zu schneien, es war nass und ungemütlich, so war rausgehen keine Option. Wir haben drinnen gespielt, ich weiß gar nicht mehr, was alles. Mir hat am besten das Bauen mit den Holzklötzen gefallen, wir haben nicht nur in die Höhe gebaut, es sind komplizierte Gebilde entstanden, ok, da hatte ich ziemlich die Finger drin. Außerdem gehört das Aufräumen zu Ende mit dazu, jedes mal eine Herausforderung, alle Klötzer in der Box zu haben. Zeitweise waren die Großen ningelich, da kommt eine Erkältung ins Spiel, das macht es anstrengend. Minutenweise und immer wieder hatte ich den Kleinen auf dem Arm, es ist anrührend, wie klein er ist, was er für lustige Gesichter machen kann, dazu die kleinen Geräusche. Abends war es dann stressig, er hatte sich bis in den Kragen zugekackt, das winzige Bürschlein musste komplett aus allen Klamotten geholt und geputzt werden, dadurch ging es beim ZuBettgehRitual für die Zwillinge nicht weiter, und sie wurden ungeduldig. Als alles wieder ok war, sind sie uns unter den Fingern eingeschlafen.
Ich hab mich wieder im Sportstudio in der Nachbarschaft eingemietet mit einer Wochenkarte, abends war ich trainieren. Da ist nicht mehr viel Zeit für den Text, ich muss für morgen ausgeschlafen sein.

Dienstag, 8. 2. 2022

Die Uhr geht wiedermal ganz falsch, zeigt eine zu späte Stunde an, wenn ich morgen ausgeschlafen sein soll, bleibt mir knapp Zeit für knapp Text. Es war ein Tag voller Einsatz als Dreikindgroßvater. Was haben wir für schöne Türme gebaut, das Umschmeißen war noch viel besser. Müssen wir uns kaputtlachen. Als Einschlafhilfe bin ich ziemlich gut, Johannes mittags und abends bei mir auf dem Arm. Ich glaub, wenn ich nur anfange mit meiner Geschichte, heute gings um Mäuse und ihre Gänge unterm Schnee und um Räuber Hotz und Plotz, die sich um ihre Namen stritten, da schwindet ihm ganz schnell das Bewusstsein. Er schnauft ein wenig, zuckt manchmal ganz und gar und wacht davon ganz bisschen auf, aber man kann zusehen, wie ihm die Augen drehen, dann zufallen. Den Kleinen hatte ich, als wäre ich Mamavertretung, auf dem Arm, hab ihm was vorgemurmelt, wie schön er ist, er war lange mit mir zufrieden, nur für den Hunger war ich ne Fehlbesetzung. Mit den beiden Großen waren wir kurz draußen, eine Runde an die Saalach, diesmal waren sie, weil beide erkältet sind, in der Kutsche. Da geht es schneller vorwärts. Abends noch, nachdem die Großen glücklich im Bett waren, bin ich ins Studio, hab anderthalb Stunden getan wie ein Pumper, morgen gibt das Muskelkater. Futtern, schreiben, nach der Mailerei schauen, soziales Leben auf morgen verschoben, kann ich was für die Raserei der Uhren, ab ins Bett.

Mittwoch, 9. 2. 2022

Vom Ablauf her ein Tag wie der davor, kleine Einzelheiten kamen dazu. Sarah und der kleine Paul mussten noch mal in die Klinik zu einer Kontrolle, ich hab das Fahren übernommen. Routiniert bastle ich den Maxi Cosi ins Auto, hinzu war alles gut geplant und abgesprochen, wir wurden schnell und gut reingelassen, alle waren total freundlich. Beim Abholen ein anderer Eingang, wieder die Anmeldung direkt dahinter, ein Alterchen in Arbeit, es dauerte ewig, das nächste Alterchen machte Stress, wollte nicht warten, schon gabs Streit. Ich versuchte irgendwie hineinzuspickeln, wusste ja, Sarah wartet, es war kein Netz in diesem Raum, warum auch immer, so funktionierte das Handy nicht, egal, ich sah sie und konnte winken, ein Grünkittel trug ihr den Maxi mit dem Baby zum Ausgang, da konnte ich übernehmen, ab da lief es wieder. Es war schnell durch alle Abteilungen gegangen, die raufschauen wollten. Alles in Ordnung, Erleichterung.
Nachmittags waren wir zu viert einkaufen, vorher im Testzentrum, die Kinder sollten für morgen für den Kindergarten getestet werden. Die Kinder ließen sich ohne jedes Bekümmernis in der Nase fummeln, schließlich waren sie schon paar mal da. Danach war es ein schöner Frühlingsspaziergang, die Sonne schien, die Vögel waren zu sehen, Schneeglöckchen überall.
Ich mach hier einen Tag länger als geplant, damit bei der Unterstützung keine große Lücke entsteht, nach mir kommt die Großmutter, danach die anderen Großeltern, und dann muss man schauen, wie es so geht.

Donnerstag, 10. 2. 2022

Der Frühling ist ausgebrochen, morgens stand die Wiese vorm Balkon voller Krokusse. Die beiden Großen waren im Kindergarten, Paulchen war irgendwann satt und zufrieden, da haben wir die Mama auf einen Spazierweg geschickt, damit sie mal wieder etwas Sonne an die Nase bekommt. Wir haben derweil zu Hause geräumt und geputzt und so viel versucht zu erledigen, wie es nur ging, weil wir freie Bahn hatten. Staubsaugen mit den Zwillingen macht zwar richtig Spaß, ist aber nicht effektiv. Am frühen Nachmittag kamen die beiden Kinder wieder heim, hatten Hunger, nach dem Futtern sind wir in die Stadt gelaufen, bisschen was einkaufen. Irgendwas geht immer aus in einem Fünferhaushalt, man muss sich kümmern. Der Abendablauf war schwierig, die Kinder waren quengelich beim essen, wahrscheinlich einfach müde, wir mussten uns sehr mühen, damit sie bisschen was gegessen haben, dafür ging das Einschlafen ganz schnell. Ich war für den Johannes zuständig und meine Geschichte wirkte schon beim zweiten Satz. Da hab ich sie mir selber erzählt, es war die Geschichte von den verschiedenen Krokussen, die sich niemals sehen, weil eine Sorte im Frühjahr blüht, die andere im Herbst. Ich hatte eigentlich die Herbstzeitlose im Sinn, beim Nachlesen fand ich heraus, es gibt tatsächlich Herbstkrokusse. Wieder was gelernt.

Freitag, 11. 2. 2022

Es ist zu spät, und es war mental so anstrengend, nun reicht es für den Text nicht mehr. Das kann ja mal passieren.

Samstag, 12. 2. 2022

Ich hab überlegt, ob es eine Katastrophe wäre, wenn hier eine Zweitageslücke entstünde. Der Tag war wieder ganz und gar voll, anders, als der gestern, es reihte sich ein Tun ans nächste und die Pause wäre jetzt gewesen. Morgens hatte ich nach dem Frühstück, wieder mit nettem Plausch mit der Wirtin, das Zimmer zu räumen, alles ins Auto zu packen. Der Vormittag verging mit ruhigem Spiel. die Eva hat gefiebert und war verhalten unterwegs. Den Paul hatte ich eine Zeit zum Hutschern und Rülpserle hervorzaubern, das ist sogar gelungen, während der Zeit hat er bestimmt für mich ganz viele verschiedene Gesichter gemacht, vom allerzartesten Brauenrunzeln bis zum kleinen Schimpfen, wenn er ein Lächeln rausgibt, wird die Sonne neidisch. Der Abschied, die Heimfahrt, es ging gut durch, einmal war Stau und Unfall, da mussten wir uns alle durchquälen. Daheim nach dem Auspacken, es war gerade noch die rechte Zeit, bin ich schnell ins Studio, hab anderthalb Stunden in vertrauter Umgebung trainiert, meine Hände erkannten die Griffe wieder, ich holte nach, was im bayrischen Studio nicht ging. Nach Sauna und Herstellen der Reinlichkeit war Einkaufen dran, ich hatte Lust auf schnell und bin durch Lidl gefegt. Ein Schwätz mit dem Nachbarn, er brachte den Wohnungsschlüssel wieder, Gemüse putzen, Ingwer auch, Obst waschen.
Beim Sport in den Pausen las ich NZZ, hauptsächlich über den Ukrainekonflikt. Man könnte den Eindruck haben, er wird herbeigeschrieben, angefeuert von den Aussagen der Amerikaner. Sie machen einen auf Cassandra, sagen, der Russe geht schon mittwochs rein, der Russe dementiert. Warum soll ich das eine glauben, das andere nicht? Die Amis haben seit ihrem Außenminister Powel so viel Mist aneinandergereiht und gebärden sich als Hüter der Freiheit. Ich weiß nicht, mir fällt Quantanamo ein und der letzte Drohnenangriff auf einen Bösewicht, dabei geht mir der Zusammenhang zu Recht und Freiheit verloren. Der Russe spricht von ukrainischen Neofaschisten an seiner Grenze und macht Manöver davor. Vielleicht können sich die Herren Chefs verständigen, wenn sie heute telefonieren, das würde dann Biden als Verdienst angerechnet. Ich würde bei dem Thema wiedermal nach der Rolle der Medien fragen, vor allem, nachdem wir die Mechanismen bei Facebook und Twitter erklärt bekommen haben. (Katastrophenmeldungen ziehen Aufmerksamkeit, machen Verweilzeit, geben Ertrag) 
In Reutlingen ist gerade Coronarabbatz, eine Demo lärmt. EinViertel der Bevölkerung lässt sich nicht überzeugen vom Impfen, manche gehen gegen die Massnahmen raus, dabei sind Lockerungen nur eine Frage der Zeit, eigentlich von Tagen. Omikron, so sagen viele Wissenschaftler, läutet das Ende der Pandemie ein, dann hätten wir die Kurve in ein normales Leben gekriegt. Der Beitrag der Demonstranten zur Bewältigung der Krise durch Corona ist mir nicht klar, meine Freiheit hätten sie an der Stelle nicht verteidigen brauchen.

Sonntag, 13. 2. 2022

Vor ein paar Wochen hatte ich einen Termin ausgemacht mit Florian, dem Jungtrainer, der selbst erfolgreich Kraft aufgebaut hatte. Seinen Werdegang vom Lauch zum Kraftpaket konnte ich in den letzten Jahren verfolgen. Warum ich jetzt? Bei dem Calisthenicsworkshop hatte ich festgestellt, die Kraft reicht gar nicht für das, was es geben sollte. Ich hab mit Hilfe von YouTube-Videos drauf los trainiert, eine Weile ging es vorwärts, dann nicht mehr. Nun gut, jetzt dieser Versuch. Ich hab formuliert, wo es hingehen soll, Flo hat Übungen zusammengestellt, dann sind wir durch den ersten Teil komplett durch. Schon nach der ersten Übung war klar, so hab ich noch nie. Die Wiederholungen sollen erbracht werden, dafür muss Gewicht gefunden werden, ich hab aus meiner geringen Erfahrung in diesem Bereich mal aufgesteckt und losgelegt, hab gemerkt, bisher hörte ich viel eher auf. Bei einzelnen Übungen ging es an die ganz kleinen Gewichte, manche Bewegungsabläufe müssen gelernt werden, ein Programm für die nächsten Wochen. Es gibt allerhand Übungen, wo Florian davon ausging, das könnte ich, hätte ich schon oft gemacht, tja, da hat er sich getäuscht. Er hat alles sehr gut eingeführt, korrigiert, wo nötig, ich bin gespannt, wie weit ich komme. Hinterher saß ich an Brust und Bizeps zerstört in der Sauna. Der Nachmittag und Abend verging als Trödelzeit, Lesen, was am Rechner, Kaffeetrinken, Nixtun.
In den Nachrichten: Unser belangloser, niemand störender Bundespräsident macht auf eigene Anregung hin fünf Jahre weiter. War er neben Merkel Teil des Stillstandes, es ging kein Ruck durch seine Reden, wird er weiter liefern neben Scholz. Wer erinnert sich auch nur an einen einzigen Beitrag aus den letzten fünf Jahren. Die CDU hat noch nicht mal einen Kandidaten aufgetrieben, nur der Herr Otte trat an für die AfD. Es gab zwei ernstzunehmende Alternativkandidaten, von denen ich mir mehr an Impulsen versprochen hätte, aber die Ampel hat es vorher abgesprochen und heut durchgewinkt, mit Wahl hat das nicht viel zu tun.
In Dresden das Gedenken an die Bombennacht vor 77 Jahren, wäre ich da, wäre ich dabei. Schon um das Feld nicht den Neonazis zu überlassen. Die Opferzahlen werden in aktuellen Berichten mit 25000 angegeben, in Zeiten meiner Kindheit/Jugend war die Rede von 35000. Da ist sicher politische Absicht dabei, nur weiß ich nicht und kriege es nicht geklärt, bei welcher Zahl.
Beim Lesen: Immer noch Bemmanns Märchenroman, das Ding hat 850 Seiten in sehr kleiner Schrift. Ich hab die Hälfte. In Märchenform verpackte Metaphern künden absichtsvoll vom Guten und Bösen im Menschen, von seinem Geworfensein in die Welt, seinen Gelüsten und Leidenschaften. Manchmal an der Kitschgrenze, auch mal drüber, aber auch witzig und klug.

Montag, 14. 2. 2022

Eigentlich der erste Arbeitstag, Spätschicht wäre es gewesen, aber schon des Nachts kam die Erkältung zum Ausbruch. Als ich aufstehen wollte, musste ich schnell nach dem Tempotaschentuch langen, weil in sitzender Stellung die Nasenhöhlen sich tropfend entleerten. Es hörte gar nicht auf, ich dachte, so viel Platz in diesem Hohlkopf. Ab da war ich der Bediener der Taschentücher, bei jeder Verrichtung ging es drum, das ungesteuerte sich in die Umgebung leerende Tropfen aufzufangen. Als ich mir vorstellte, so arbeiten zu sollen, kam mir in den Sinn, wie meine Kollegen schauen würden, täte ich vor der Maschine so. Ich habe einen Schnelltest gemacht, um mir meine Negativität für heut zu bestätigen. Und beschloss einen Termin bei meinem Hausarzt zu vereinbaren, für eine AU-Bescheinigung, außerdem wollte ich eine andere verschleppte Angelegenheit vorführen, die sich weigerte, von selbst zu vergehen. Das klappte beim ersten Versuch, entweder hatte ich Glück oder die Welle durch Corona verläuft sich langsam. Ich erinnerte mich an den letzten Versuch, da war ich nach einer Stunde nicht ein Stück weiter. Auf Arbeit hab ich mich abgemeldet, das waren alle unbedingt zu erledigenden Dinge für den Tag. Ab da wurde es ganz ruhig, Lesen, Dösen, bissle am Telefon, manchmal was mit der Ernährung regeln. Und viele Taschentücher befeuchten.

Dienstag, 15. 2. 2022

Nasetropfend, frierend zu Hause. Der Termin beim Hausarzt brachte die Krankschreibung für die ganze Woche, ich bin echt froh, nicht auf Arbeit zu müssen, außerdem eine Überweisung für meine Baustelle. Ein Fuß ist dick, beide tun weh, ich hab lange gedacht, es wird schon verschwinden, hab das Laufen gerade ganz aufgegeben, das Ergebnis ist ernüchternd. Bin ich jetzt dem totalen Verfall anheimgegeben? Nun ruht meine ganze Hoffnung in der Kunst der Ärzte. Das mit dem Termin für den Spezialisten ging überraschend schnell, morgen mittag darf ich vorführen. So war allerhand zu tun, bis ich alles unter Dach und Fach hatte, zur Apotheke musste ich zweimal, bin beim Abholen nicht am Bäcker vorbei, die Lockerungen sind da, ich darf wieder vor Ort. Beim Bestellen hab ich die Maske dran, muss den Impfnachweis vorlegen, man macht es schon sehr routiniert, der kurze prüfende Blick der Verkäuferin auf mein Handy, ob sie das wahrnimmt oder nur den bekannten Bildschirm erkennt, frag ich mich. Ist mir aber wurscht. Alle Ruhezeiten verbrachte ich wie ein halbtoter Mann auf meinem Sofa, das Buch in der Nähe oder vor der Nase, manchmal eine schöne Mucke.

Mittwoch, 16. 2. 2022

Gaaanz laaangsaaam bin ich mir nicht mehr ständig selbst im Weg mit meiner Rotznase, es geht über vom Zustand des Nachaußengebens zu dem des Drinbehaltens, im Kopf drin merke ich deutlich die versumpfenden Nasenhöhlen und Nasennebenhöhlen, alles schleimig und tuckernd. Ich nehme das als Fortschritt, denke dran, meine Oma sagte in solchem Falle stets: Drei Dage gommter, drei Dage bleibter, drei Dage gehter. Das alles sehr sächsich. Draußen war ich, musste meinen Fuß vorführen. Nach allerhand Aufregung um die angeblich nicht mehr gültige Karte der Krankenkasse, gestern beim Hausarzt war sie in Ordnung, Telefonierei mit der Krankenkasse und einem Fax von da, welches meine Mitgliedschaft bestätigte, durfte ich in die Praxis des Orthopäden. Es soll sich alles lösen mit Einlegesohlen. Das erste Paar hab ich mir bestellt. Da ich sowieso in der Stadt unterwegs war, bin ich, die neue Freiheit genießend, ich brauchte nicht mal mein Impfzertifikat vorlegen, beim Bäcker eingekehrt. Am Tisch vor meinem Käsekuchen sitzend genoss ich diesen Zustand, fast war es wie vor Coronazeiten, nur die Maske war noch kurz im Spiel und eine Plexiglasscheibe trennte mich und meine gefilterte Ausatemluft beim Ordern von der der Verkäuferin.
Zu Hause ließ ich den Tag sehr relaxt vergehen, schließlich bin ich krankgeschrieben und erhole mich. Beim Lesen kam ich voran, ich glaube, das Buch ist keine wichtige Literatur, es liest sich aber gut, lässt mich in einem Wohlbefinden landen. Das letzte Viertel werd ich noch schaffen. Könnte sein, dann hab ich eine Weile genug von Märchen. Außerdem saß ich denkend auf meinem Sofa herum, dass ist doch mal ne schöne Umschreibung vom Nichtstun. Dabei hab ich hin und wieder eine meiner vielen Schranktüren geöffnet, reingeschaut und überlegt, ob ich all das, was ich da sehe, je noch brauchen werde. An manchen Stellen war das Ergebnis so klar, da hab ich rausgeholt und einen Hümpel angelegt mit lauter Sachen, die ich fünf oder zehn Jahre nicht angefasst  hab. Unglaublich, was so einfach liegenbleibt, wenn der Platz da ist. Und schon entsteht ein neues Projekt: Wenn ich durch bin, und bevor ich alles wegbring, mach ich eine Inventur des von mir Scheidenden und führe vor, wie ein Haushalt, der lange vor sich hin geworden ist, geschrumpft werden kann. Ich finde, an solch einem Gedanken kann ich sehen, ich bin auf dem Weg der Besserung, gestern war ich ausgelastet mit meiner Rotznase und damit, mich auszuhalten.
Meine Enkel, die großen, haben morgen ihren zweiten Geburtstag, da ich nicht schnell vorbei gehen kann zum gratulieren, hab ich mein erstes Großvatervideo verzapft. Die ersten Versuche waren eher putzig, da ich einfach auf Filmen gedrückt hab, ohne vorher nachzudenken, was es werden soll. Eher eine Dokumentation vom Hängenbleiben. Auch war nicht immer zu sehen, was ich da tu, weil ich den Ausschnitt verfehlt hab. Der fünfte Vesuch oder so ist kein filmisches Meisterwerk, aber müsste seinen Zweck erfüllen können.

Donnerstag, 17. 2. 2022

Kopfschmerzfrei. Nur beim Bücken drückt es in den Hohlräumen, wozu sind die eigentlich. Ich nenne sie mal Fluträume, darin verläuft sich manches. Als alles gut blieb, rief ich entschlossen auf Arbeit an und kündigte mein Wiedererscheinen für den nächsten Montag an. Zu Hause ging es sehr gemütlich zu, dadurch komme ich vorwärts beim Lesen und habe den Rest des Buches halbiert. Morgen werde ich wohl durch sein. Im Studio war ich vormittags, ein wenig halbherzig, weil ich da den Kopf schon noch merkte. Aber ich hatte eine freundliche Einladung/Aufforderung vom Läufermichi bekommen und wollte probieren. Am Ende hab ich mich ausgiebig mit dem Jonglieren beschäftigt, hatte Zeit zum üben. Das ist auch sehr nötig, viel ging daneben. Mittags ging es zum Chinesen, auf dem Rückweg gab es Kaffee, es wird wohl zum Genesen beitragen. Daheim hab ich drei Schrankfächer ausgeräumt, um zu sehen, was kommt da zum Vorschein. Dabei war die Kamera meines Großvaters, ein uraltes Analogteil, das braucht noch nicht mal einen Akku, der Filmtransport wird händisch erledigt. Darunter lag eine Mappe, meine allererste Zeichnungssammlung, ein Blatt dazwischen, da war ich 16. Irgendwie anrührend, und da schwingt der Ärger mit, dass ich nicht studieren durfte. Ein bisschen Ausbildung zur rechten Zeit, vielleicht wäre was draus geworden. Bei den einzelnen Blättern, die noch auftauchten, fielen mir sofort die jeweiligen Gegebenheiten ein, unter denen sie entstanden sind. Fast ein Tagebuch, ohne Worte, sehr konkret in meinem Kopf sich entfaltend. Ob das dann alles so stimmte, ist nicht ganz klar, die Erinnerung formt sich beim Erinnern. Und wie ich mich kenne, muss es auf jeden Fall eine schöne Geschichte werden, die so hätte stattfinden können.
Im Radio auf SWR2 eine Sendung zu Umberto Eco, "Der Name der Rose", das Buch ist vor 40 Jahren erschienen. Eine Gesprächsrunde kundiger Literaturfachleute erklärte mir, warum mir das Buch so gefallen hat, ich hab es mehrmals gelesen. Das war wie eine weitere genussreiche Wiederbegegnung.

Freitag, 18. 2. 2022

Mir hat der Tag gefallen. Vormittags war zu merken, die Erkältung ist weg und der Frühling will kommen. Ich habe einiges erledigen können, telefonieren mit Ämtern, ein Besuch bei der Intro, angefragt wegen der Entsorgung von Elektronikschrott, lauter so aufwendige Kleinigkeiten. Mittagessen gab es in der Stadt, der übliche Verlauf, also heimzu beim Bäcker lang. Lesezeit war Mittagsruhe, auf meinem Sofa blendete mich die Sonne, besser geht´s nicht. Für abends war ich im Studio verabredet, der Läufermichi hat die Beine trainiert, ich habe den zweiten Teil meines neuen Trainingsplanes ausprobiert. Zwischenrein war es vergnüglich zu schwätzen. Da ich neuerdings eine Pause von 90 Sekunden verordnet bekommen habe, musste ich mitten im gesprochenen Satz schnell ans Gerät. Außerdem war dauernd irgendein Gerät besetzt, an das ich ran gemusst hätte laut meinem Plan, wenn es also nichts wird mit mir und der Kraft, hab ich schon die erste Ausrede. Hintenran hab ich noch eine schwere Bauchübung gehängt, damit da nichts verlorengeht. Ich bin sehr neugierig, wie mir das gelingt, diese strikten Vorgaben einzuhalten, bisher hab ich völlig lustgesteuert trainiert bzw aufgehört, jetzt soll ich konkrete Ziele abarbeiten.
Auf SWR2 eine Sendung gehört, Titel "Süße Verführung", unser Verhältnis zum Zucker. Für mich nicht sonderlich neu, sehr erstaunlich fand ich die Gesprächskultur. Vier Menschen mit sehr verschiedenen Interessenlagen, eine  betroffene Vielnascherin, ein Vertreter aus der Lebensmittelbranche, ein Ernährungspsychologe und ein Diabetologe konnten sich am Ende verständigen, dass nicht der Zucker an sich sondern die Menge das Problem sei, wie eben bei allen Nahrungs- auch Genussmitteln. Die Idee Zuckersteuer kam nicht gut weg, Bildung und Eigenverantwortung wurden eingefordert. Nun haben wir in der Gesellschaft einen hohen Anteil übergewichtiger Menschen, wo anscheinend die Bildung nicht hinreicht, die Verantwortung nicht wahrgenommen wird. Es scheint auch ein stückweit ein Problem des Wohlstandes zu sein, ich glaube, das ist nicht lösbar, da wir als Gesellschaft unersättlich sind, nicht vom Wachstum lassen wollen. Für mich speziell kam raus, solange ich mich viel bewege, Sport mache, kann ich Kuchen futtern, soviel ich will, da schadet nix. Das hör ich gern.

Samstag, 19. 2. 2022

Im Radio, natürlich auf SWR2, läuft eine Sendung über eine legendäre Plattenserie von Louis Armstrong. Eigentlich wollte ich in der Küche kramern, essen, da hör ich das nicht, also sitz ich hungrig, aber im Glück hier und mach den Text, damit heut alles reinpasst. Die Musik, sie stammt aus seinen besten Zeiten, er singt und spielt Trompete, sieben Platten aus den Jahren 1946-66, macht gute Laune, sie hat eine regelrecht lustige Energie, man muss sich dazu bewegen, sonst platzt man. Grad hör ich eine Aufnahme, wie ein Titel im Studio entwickelt wird, paar Versuche, die schnell abbrechen, jeder nächste ist klarer, bis es glitzert und funkelt. Schon das Hören ist das pure Glück, wie muss das sein, das zu spielen, gar zu machen, unvorstellbar, schon das Paradies.
Vormittags traf ich eine Tübinger Künstlerin, wir wollten eine Ausstellung ansehen und schwätzen, hatten lange keine Gelegenheit. Die Ausstellung in der Kulturhalle, Malerei der vor einem Jahr gestorbenen Tübinger Künstlerin Carmen Kurtz-Henrion, war richtig gut. Dicht verwobene Malwerke, die so aussahen, das klar ist, so sollen sie sein. Spannungsvoll, klein gegen groß, farbige Knäuel gegen ruhige Flächen, eine hochinteressante Auseinandersetzung mit dem ganzen Leben. Wir waren danach noch in der Druckgrafik des Künstlerbundes, da ging es aber recht harmlos zu, wir waren schnell durch. Im bevölkerten Tübingen war es gar nicht leicht, einen Platz zum Kaffeetrinken zu finden, irgendwie haben wir das geschafft und konnten die vergangene Zeit aufarbeiten, durch Corona haben wir uns zwei Jahre nicht gesehen. Es gab bei uns beiden viele Veränderungen, so dass wir kaum durchkamen. So haben wir einen Frühlingsspaziergang angehängt.
Wieder daheim war Haushalt dran, putzen Bett beziehen, so was, wozu kein Mensch Lust hat, wobei die Zeit durchfliegt, weil immer irgendwelche unerwartete Situationen auftauchen, wo man länger dran ist. Diesmal kamen Staubmäuse unter meinem Bett hervor, so musste ich räumen. Jetzt ist alles frei für neuen Staub.
Und schon ging es weiter ins Studio, da es am Wochenende zeitig schließt, muss man beizeiten starten. Ich hab auf den gestrig eingerührten Muskelkater meines Rückensplits die Vorderseite, Brust und Bizeps malträtiert, vielleicht tut morgen alles gleichmäßig weh. Den Einkauf musste ich anhängen.
Und das Buch ist fertig, ich hab mich am Ende doch gut unterhalten gefühlt. Vor allem das Ende fand ich gut, wie sich das Leben ausschleicht, ohne Drama, alles normal und im inneren Einverständnis, das fand ich mal gut gelöst. Es hat mich das Buch seit dem 2. Februar begleitet, in der Woche in Bayern bin ich kaum vorwärts gekommen, ich hab mich so dran gewöhnt, dass mir schier was fehlt, wenn ich ans Lesen denk.

Sonntag, 20. 2. 2022

Ich ließ einen Tag vergehen, ohne was zu schreiben. Das fühlt sich an wie Revolution.

Dienstag, 22. 2. 2022

Die Standesämter waren ei gewiss sehr belagert, anscheinend glauben viele Menschen an zahlengemachtes Glück.
Beim Wäscheräumen, Sohlen holen, nächste Frühschicht vorbereiten, immer vergeht Zeit, die gesetzt ist, damit weitere Zeiten vergehen können. Wäsche will wieder schmutzen, Sohlen wollen abgelaufen werden, die Frühschicht dauert 8 Stunden plus 3 für den Weg. Man könnte es Hamsterrad nennen. Gestern hielt das Rad nicht mal für ein paar Zeilen, es drehte drüber weg. Auf Arbeit fehlen allerhand Leute, wegen Corona, Erkältung, anderer Ursachen. Wir hatten gut zu tun, schaffen aber alles. Wenn es eng wird, kommt unser Teamleiter mit raus und hilft. Die Nachmittage sind schnell rum, s. o., die Abende vergingen im Studio. Gestern am CrossFit-Tower mit zehn gutgelaunten Menschen im Regen, davon reift ein vorzüglicher Muskelkater in den Beinen und im Arsch. Heut im Trainingsplan, der Rückensplit. Ich bin immer noch in der Findungsphase, Gewicht ergründen, Bewegungsabläufe kapieren und üben, Pausenzeiten einhalten, die Sätze zählen und in den Sätzen bis 12 zählen. Das sind im Moment noch hohe Anforderungen, aber wenn die Routine zunimmt, wird es auch vorwärts gehen.
Lesen: Peter Stamm, "Wir fliegen", ein kleiner Erzählband. Stille Beobachtungen aus dem Alltag, aus jedermanns Alltag, gediegen ans Licht geholt. Von Ängsten, Zwängen und daraus folgenden Absonderungen. Schnell, gern gelesen. Weiter mit Yasar Kemal, "Memed mein Falke". Die ersten zehn Seiten, will weiterlesen.

Mittwoch, 23. 2. 2022

Als ich früh im Bus saß, um vier geht die Fahrt los, hab ich mich so sachte einverstanden erlebt, mein Leben ist jetzt so. Wir halten wacker durch und den Laden irgendwie am Laufen, trotz vieler Krankmeldungen und unabhängig von den Allüren unserer Vorgesetzten, die in ihren Tabellen die Arbeitsproduktivität bunt erscheinen lassen, oder die Ausschussquote, die unter 0,25% liegt. Sie sind nicht zufrieden, tun zumindest so, und mich erreicht das nicht mehr als Ärgernis, eher als eins der Phänomene dieser Welt. Dementsprechend fahr ich zum Feierabend recht zufrieden heim, hab diesen geringen zeitlichen Freiraum, der zusammenschmilzt mit dem Willen, zum Sport zu gehen, den Text zu machen, manchmal was zu lesen. Mir scheint, ich komme langsam klar damit.
Draußen war es am Nachmittag wie eine Frühlingsoffensive, sonnig, warm, windig. Der Stadtgang hatte nur den Bäcker zum Ziel. Beim Sport traf ich auf freundliche und schöne Menschen, der Kurs am CrossFit-Tower war anstrengend und gut, vor allem Trainer Olli hat akzentuiert mit Übungsvarianten, sobald ihm irgendwas gemütlich vorkam. Abends der Test war negativ, muss also morgen arbeiten.

Donnerstag, 24. 2. 2022

Jetzt ist er doch rein, der Putin in die Ukraine. Die Sprüche der letzten Tage deuteten drauf hin, trotzdem dachte ich immer noch bis gestern, so borniert kann man nicht sein. Ist er aber doch. Dabei könnte er wissen, dass er so viel Unheil anrichtet und nichts gewinnen kann. Ich will ihn der Geschichte überlassen, da wird sich zeigen, dass er nur ein kleiner KGB-Bonze ist, mehr hat er nicht drauf. 30 Jahre nicht genutzt, in die Welt zu schauen, dazu zu lernen.
In der NZZ gab es einen Bericht, das die bisher anonymen Ideengeber von Q-Anon identifiziert worden sind. Es war wohl aufwendig, am Ende wurden viele Textdatein analysiert, aber es hat geklappt. Warum das hier steht? Die zwei Wirrköpfe sind nicht interessant. Aber die Möglichkeit, die Urheber anonym verursachter Texte zu finden, das gefällt mir. Nachdem Plagiate aus der Mode kamen, weil sie erkannt werden, hüten sich vielleicht bald auch die Verzapfer irgendwelcher Theorien, die viele Leute verwirren und auch komisch werden lassen, weil es anonym kaum noch gibt. Und Q-Anon ist wirklich so eklig und böswillig, da ist es gut, wenn wir wissen können, das fiel nicht vom Himmel, es hat sich irgend ein Böskopf ausgedacht. Jetzt können wir die Namen herausbekommen.
Meine ersten zwei Tage auf den Einlegesohlen sind rum, ganz langsam scheint das Schlimmerwerden anzuhalten, wenn in diesem Verlauf Besserung und schmerzfreies Laufen eintritt, werde ich ein Fan meines Sohlenmachers. Ich soll zwei Wochen ausprobieren, mir dann ein zweites Paar bestellen, ich bin gespannt. Seit drei Wochen oder so habe ich keinen Lauf mehr unternommen, so habe ich mir das nicht vorgestellt.

Freitag, 25. 2. 2022

Frühschicht, die letzte der Woche, schon beim Aufstehen fand ich das beglückend, im Tiefschlaf die Heimfahrt. Ein Gang zum Bäcker, Kirschkäsekuchen als Prämie für Ziel erreicht, zu Hause kleine Verrichtungen und Telefonieren, alles ganz langsam, weil die Zeit reichte. Das Wochenende machte sofort Entspannung in den Lauf der Uhren, die Disziplin des zeitiginsBettmüssens fiel weg, für abends hatte ich mich zum Spinningkurs angemeldet. Halb acht saß ich trettelnd vor einer fröhlichen Trainerin, die in ihrem Elan herrlich ansteckend wirkt, so ging die Stunde locker rum, die Anzeige blieb nach 50 Minuten bei 29 km stehen, die Durchschnittsgeschwindigkeit sei knapp 35 km/h gewesen, bei 2,5 Watt pro kg Körpergewicht, zufrieden hab ich mein Radel weggeräumt. In der Sauna hinterher wurde ich so müde, kaum, dass ich´s rausgeschafft habe, ein Glück, sonst wäre ich zu Trockenfleisch geschrumpelt. Auffüllen mit einem Shake, Abendbrot mit vorzüglichem Ziegenkäse auf Nussbrot. Als ich den Text schreiben wollte, passierte dies: laegjkhvelgej feh aökghfö lkjvpaef, lsjsfd,, ksj jjh   .kjö.sgvnlj. Ich hab schnell aufgehört und gemogelt, also die Überschrift stimmt nicht, es ist schon Samstag, dies ist eine autorisierte Nachlieferung.

Samstag, 26. 2. 2022

Alles wieder nachgeholt, den fehlenden Schlaf der letzten Woche, erst um halb elf mit den Augen gewackelt, dann der Muße gefrönt, gelesen zum Frühstück, bis ich nicht mehr sitzen konnte. Kemals Roman eröffnet den Blick in türkische Verhältnisse um 1950 rum, eine Zeit, in der das Recht des Stärkeren uneingeschränkt galt. Höchstens, es stand einer der Unterdrückten auf, sich in die Gesetzlosigkeit zu begeben, sich zu rächen, oder für das Volk einzutreten. Wie ein Robin Hood die Reichen zu piesacken, den Armen zu ihrem Recht zu verhelfen. Dabei wird ein Geschichtsbild geschildert, das mir sonst unbekannt geblieben wäre. Sehr interessant und ganz anders als in europäischen Verhältnissen jener Zeit.
Ich bin spät essen gegangen zum Chinesen im Handelshof, es schmeckt wirklich gut, was er mir in drei Minuten auf den Teller zaubert. Zu Hause war noch bissle am Haushalt zu fummeln, Blümchen gießen und drehen, liegengebliebene Post anschauen, zum Glück ist keinerlei Reaktion erforderlich, dann bin ich ins Studio. Den Rückensplit abarbeiten, es war ganz unkompliziert, weil kaum jemand da war und alle Geräte frei waren. Es wird noch nicht richtig besser, aber die Übungen werden vertrauter, die Bewegungen klappen ganz gut. Bei den meisten Vorgaben schaffe ich die Wiederholungen, so dass ich demnächst sicher vorsichtig mehr Gewicht auflegen kann. Zum Schluss saß ich nackig und zufrieden in der Sauna, nach dem Kaltschwall fühle ich mich wie neu an. So ging ich einkaufen, Obst war alle und Kinkerlitz fehlte. Den hab ich aufgeschrieben und musste suchen, im Handelshof ist wirklich nichts mehr am gewohnten Platz, und das, was ich selten brauche, spielt Verstecken mit mir.
Jetzt ist alles verräumt, ich sitz am Rechner, das Radio läuft, hab ich schon gesagt, dass SWR2 der beste Sender ist. Erst in der Geistlchen Musik eine Rossini-Messe, wunderschön, was so zum Lobe Gottes an Schönheit geschaffen wurde. Das erreicht mich auch, obwohl ich thematisch nicht folge, erfreut mich der Lobpreis im Hören. Später eine Sendung zu diesjährigen irgendwasJazzpreisträgern, neu und anders, schöne Gesangsstimmen, kundige Musiker, ich fühle mich gut unterhalten.
Die Verhältnisse in der Ukraine sind ein Unglück, von dieser Seite kommt mir Ängstlichkeit und Wut und Unruhe. Was wird das werden?

Sonntag, 27. 2. 2022

Vormittags bin ich zu einer Ausstellungseröffnung gefahren, nach Reutlingen in die Produzentengalerie Pupille, gezeigt werden Bilder von Hans Gunsch unter dem Titel Tesonanz. Auf den ersten Blick realistische Menschenbilder in Öl, gekonnte Darstellungen von Portraitköpfen oder ganzen Körpern in einem unbestimmten Farbraum, zu meist aus der Sicht von hinten. Mir hat die Frage geholfen: Wie ist es, so auf jemanden draufzuschauen, bzw. zu spüren, jemand schaut von hinten. Ein asymmetrische Situation, der Angeschaute sieht den Schauer nicht. Und schon waren die Bilder im Aktuellen verortet, es geht um Beziehung, um das dazwischen. Das ist das, was mir von der Eröffnungsrede hängenblieb, was die Ausstellung sofort ins Bemerkenswerte hebt.
Außerdem traf ich eine verehrte Kunstfreundin wieder, nach langer Coronapause, wir konnten in der Zeit, bevor es losging, tatsächlich geschwind hin und her reden und werden uns demnächst erst zur nächsten Ausstellung von eben ihr treffen und irgendwann  im Frühjahr einen Kaffeeplausch verabreden. Da bin ich beseelt nach Hause gefahren. Den Rest des Tages hab ich meinem mangelhaften Elanspiegel folgend nichts gemacht, ein bisschen gelesen, ein bisschen geschaut, ein bisschen gedacht, sonst gar nichts. Mir hat´s gefallen.

Montag, 28. 2. 2022

Ein Arbeitstag, der sich anfühlt wie ein freier Tag, er fängt erst abends an. Gerade hab ich mir einen Test aus der Nase gedreht, wenn das Ergebnis ist, wie erwartet, geh ich in einer Stunde zur Nachtschicht. Vormittags hab ich deswegen ausgeschlafen, mich dann nicht überstürzt, also lang gelesen und Frühstück dazu gesagt, die alten Rechner, die ich wegschmeißen will, von allen Daten befreit. Das dauert, weil die Dinger so marode sind, das sie selbst zum Löschen lange rattern. Mittags ins Studio, den Brustsplit abgearbeitet und noch ein wenig Bauch hintendran trainiert. Nach der Sauna waren drei Stunden rum. Ein Anruf kam rein, ich sollte zur Eröffnung gestern eine Rückmeldung geben. Das haben wir für den frühen Abend verabredet, dann eine halbe Stunde telefoniert, ich hatte den Eindruck, wir waren uns ziemlich einig in der Einschätzung. Mein Auto hat eine Fehlermeldung herausgegeben, die klang nicht gut, gestern das erste Mal, auch beim Losfahren heut wieder, heimzu blieb sie weg. Trotzdem beunruhigend, morgen werd ich wohl in der Werkstatt anrufen müssen. Test negativ, also weiter im Programm.

 

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