Mittwoch, 2. 2. 2022
Schlechter Tag, den Monat zu eröffnen. Es war nichts. Arbeit ruhig,
Nachmittag ruhig, abends Kurs am Tower, anstrengend, weil mit altem
Muskelkater hin, neuen an anderen Stellen eingepflegt. Es war eine
Regenpause, da hatten wir Glück, unser Trainer war scharfgeschaltet,
da hatten wir Pech. Voller Lust und Freude gab er Hinweise zur
korrekten, damit anstrengenden Übungsausführung. Alleine würde ich
mich nie so abschießen, aber in dieser Gruppe und mit Ansage geht
das klar. Lesen: Hans Bemmann, "Stein und Flöte", ein
Märchenroman. Das Ding hat mehr als 800 Seiten, ich habe 50 und weiß
noch nicht, ob ich das schaffe. Die Erzählung funktioniert, die
ersten Figuren sind wie entliehen aus Sechse kommen durch die ganze
Welt, da hat jeder einzigartige Fähigkeiten, die zum guten Ende
beitragen. Ein bisschen weiterlesen will ich schon, schauen, was er
noch für Ideen einbringt. Neil Young und Spotify, die Geschichte
gefällt mir. Ich verehre Young schon lange als Musiker, seine
Konzerte, ich kenne die Mitschnitte, sind spektakulär, auch als
tapferen Menschen, der sich nicht unterkriegen lässt. Jetzt in einem
Alter, wo andere auf dem Sofa sitzenbleiben, liefert er immer wieder
neue Musik, und er bezieht Stellung. Laut, nachvollziehbar,
beispielgebend und die Konsequenz nicht scheuend. Wunderbar.
Donnerstag, 3. 2. 2022
Die Arbeitgeberseite lud ein zur Infoveranstaltung, eine knappe
Stunde hörten wir das Schimpfen über unseren Betriebsrat und dessen
falsche Verhandlung. Das Angebot für ein freiwilliges Verlassen der
Firma wurde vorgestellt, das erkannte ich wieder, beim letzten Mal
hatte sich ein Kollege die Auskunft für seine Verhältnisse geben
lassen, meine sind ganz ähnlich, und ich fand es nicht
bedenkenswert. Dies Angebot ist seit zehn Jahren so da, wurde sehr
vereinzelt in Anspruch genommen. Wenn man Aussicht auf eine neue
Stelle hat, kann man das mitnehmen, sonst wirkt es mager. Die
Arbeit war stressig, wir hatten fast alle Anlagen zu rüsten, meine
Kollegen haben angefangen, ich hab den Rest bedient und Aufträge
abgemeldet und weitergebracht, bis ich auch an eine Anlage bin zum
rüsten. Die Zeit war knapp, aber ich hab es geschafft, allerdings
war irgendeine Störung da, eine destruktive Messkurve, ich musste
zum Feierabend unfertig übergeben. Mein Nachmittag war gänzlich ohne
Aktivitäten, ich blieb schlaff daheim, hab ein wenig telefoniert und
am Rechner was gemacht. Auch mal schön so als Sesselhocker. Eine
kleine Unruhe entsteht durch das nahende Ende der Schwangerschaft
meiner Schwiegertochter, das dritte Enkelchen rumort und will
vielleicht schnell raus. Wenn ich da ein Signal bekomme, muss ich
sofort meinen Rempel zusammenpacken und losfahren, ich soll den
hilfreichen Großvater für die beiden Großen machen. Zum Glück ist
der Vater daheim, wir werden das schon schaffen.
Freitag, 4. 2. 2022
Nachts, als ich mal pinkeln musste, blinkerte die Nachricht auf dem
Handy, die Wehen setzen ein. Ich solle mich bereit machen zu helfen,
nicht beim Kinderkriegen, aber beim Kinderhüten. So hab ich morgens
nach Schichtbeginn auf Arbeit angerufen und durchgesagt, heute nicht
und nächste Woche nicht, zum Glück hatte ich das vorher sauber
abgesprochen. Morgens hab ich meinen Haushalt in Ordnung gebracht,
mein Zeugs gepackt und bin losgefahren. Kein Stau unterwegs, nach
der ersten Stunde kam schon die Meldung, es sei gut gegangen, Paul
ist da. Nach viereinhalb Stunden kam ich an, nur die erste Begrüßung
durch die Kinder war etwas zögerlich, ich glaube doch, dass sie sich
erinnern, zumindest wiedererkennen, wir kamen schnell ins Spielen
und Kichern. Sie sprechen immer mehr nach, einfach so, weil es ihnen
Spaß macht, ich habe gestaunt, was sie alles sprechen wollen. Ich
verstehe manchmal nicht alles, das meiste schon, vor allem, weil sie
oft drauf zeigen. Jedenfall war es sofort wieder herzerwärmend
schön. Jetzt hoffen wir natürlich, dass es der Mutter schnell gut
geht, ich hab mir erzählen lassen von der Geburt, da kommt ein
großes Staunen und große Bewunderung über mich, wie man das leisten
kann. Unsere Männerwirtschaft hat gut geklappt, am Ende schliefen
die Kinder und wir konnten noch bissle erzählen. Uns ist
eingefallen, vor zehn Jahren haben wir unsere große Senegalreise
gemacht, da mussten wir ein paar Erinnerungen hervorkramern.
Samstag, 5. 2. 2022
Frühstück im Gespräch mit meiner Quartierswirtin, sie hat mir über
Olympia berichtet, die Eröffnung in China, ihr hat es gefallen. Sie
hat sich über die bösen Kommentare geärgert, die Chinas politische
Zustände kritisieren, bei dieser Gelegenheit wieder. Auch vom
Russen, der zu Besuch war, hat sie eine andere Sicht als als alle
gehörten Radiosprecher, sie setzt die Schließung des russischen
Senders in Deutschland als Ursache für die anschließende Sperrung der
Deutschen Welle in Russland, will von den Finessen der
Nachrichtensprecher da nicht viel wissen. Ich hatte mich auch
gewundert über den Ton der Berichte, das Regime in China nutze
Olympia zur politischen Aufwertung, die Gleichsetzung zu Hitlers
Spielen 1936 kam vor, der Schulterschluss zweier Diktatoren gegen
den Rest der Welt wurde erklärt, ich frage mich, ob die Medien um
jeden Preis Schlagzeilen brauchen. Soll mir da was eingeredet
werden? Wir waren zweimal draußen mit den Kindern,
vormittags sind wir zum Einkaufen gelaufen, das dauert einfach seine
Zeit, bis wir den Kilometer geschafft haben. Sie laufen gut mit,
aber es gibt immer was zu kommentieren, zu zeigen, auszuprobieren,
wenn da alte Schneepacken liegen, muss man das untersuchen. Mittags
sind sie fast beim Essen eingeschlafen, das ist sehr herzig. Am
Nachmittag waren wir im Kurpark, erst Blumen gucken, dann die Treppe
irgendeines Pavillons hoch und runter, waren es 30 Runden? Als die
Sonne tiefer ging, es wurde kalt, sind wir schnell heim und haben
den Badetag durchgezogen. Das geht mittlerweile gänzlich
unkompliziert, sie machen mit, haben Spaß dran, ich kenn noch die
Variante mit viel Geweine und Stress, alles vorbei, alles ganz easy.
Morgen kommt vielleicht schon die Mama und das frische Kind heim,
wenn weiter alles gut geht. Ich bin so gespannt auf den Kleinen,
will ihn wenigstens mal kurz im Arm halten.
Sonntag, 6. 2. 2022
Das mit dem Ausschlafen klappt nicht so ganz, fremdes Bett, zeitig
aufstehen, schließlich hab ich hier ne Aufgabe zu erfüllen. Morgens wird alle Beschwernis gelöscht durch den Empfang bei zwei
munteren, meist gutgelaunten, spielbereiten Kindern. Heute kam eine
Extraaufgabe dazu, ich musste Mutter und Kind aus der Klinik
abholen. Hab mir den Maxi-Cosi erklären lassen, ins Auto gebaut, bin
zum Krankenhaus gefahren. Unter Coronabedingungen läuft man nicht
einfach rein bis zur Station, sondern man meldet sich am Eingang,
muss sich Hände desinfizieren, obwohl man nicht rein darf, gibt die
Babytrage ab, dann kam Sarah mit dem Kind im Bettchen, eine
Schwester hilft mit wegen Koffer und Zeugs zu tragen, dann wird das
Kind umgelagert und rausgegeben. Egal, alles ging gut, Paulchen fuhr
mit uns nach Hause. Dort hab ich die erste Begegnung der Zwillinge
mit dem Baby gefilmt, es war schon sehr herzig. Sie konnten gar
nicht aufhören, Paul zu sagen und auf ihn zu zeigen, ich glaube, es
ist ihnen auch nicht egal, sie haben ihn mit ehrfürchtigem Staunen
lange und genau angschaut. Die Videos sind sehr schön geworden. Den
Eltern hat man anmerken können, es ist nicht das erste Kind, es war
eine große Freude, aber nicht die Aufregung, bei jedem Schniefer und
Muckser wie beim ersten Mal. Ich hatte ihn auf dem Arm, wurde sehr
ehrfürchtig ob der Kleinheit, für mich wie eine Rückblende zu meinen
Kindern. Da wiegt das Großvatersein allerhand Malheur des
Älterwerdens auf . Nachmittags eine schöne Spazierrunde mit den
beiden Großen, wir mussten wieder viele Treppen steigen, Wiesen und
Schneelagen erkunden. Wir haben durchgehalten, bis die Kälte kam.
Die Abendrunde, füttern, windeln, GuteNachtRitual, Johannes war
etwas wehleidig, aber nach einer langen Geschichte vom Grashalm und
der Pusteblume schlief er doch. Die Großen bekamen Abendbrot,
derweil meldete sich Paul und bekam was zu trinken, wir hatten gut
Zeit, die grad vergangenen Tage zu erzählen, von Geburt und
Abläufen, und jeweils in eigener Situation das alles erlebt zu
haben.
Montag, 7. 2. 2022
Eigentlich wäre es die Nachtschichtwoche, aber ich habe
Großvaterurlaub. Morgens fing es hier an zu schneien, es war nass
und ungemütlich, so war rausgehen keine Option. Wir haben drinnen
gespielt, ich weiß gar nicht mehr, was alles. Mir hat am besten das
Bauen mit den Holzklötzen gefallen, wir haben nicht nur in die Höhe
gebaut, es sind komplizierte Gebilde entstanden, ok, da hatte ich
ziemlich die Finger drin. Außerdem gehört das Aufräumen zu Ende mit
dazu, jedes mal eine Herausforderung, alle Klötzer in der Box zu
haben. Zeitweise waren die Großen ningelich, da kommt eine
Erkältung ins Spiel, das macht es anstrengend. Minutenweise und
immer wieder hatte ich den Kleinen auf dem Arm, es ist anrührend,
wie klein er ist, was er für lustige Gesichter machen kann, dazu die
kleinen Geräusche. Abends war es dann stressig, er hatte sich bis in
den Kragen zugekackt, das winzige Bürschlein musste komplett aus
allen Klamotten geholt und geputzt werden, dadurch ging es beim
ZuBettgehRitual für die Zwillinge nicht weiter, und sie wurden
ungeduldig. Als alles wieder ok war, sind sie uns unter den Fingern
eingeschlafen. Ich hab mich wieder im Sportstudio in der
Nachbarschaft eingemietet mit einer Wochenkarte, abends war ich
trainieren. Da ist nicht mehr viel Zeit für den Text, ich muss für
morgen ausgeschlafen sein.
Dienstag, 8. 2. 2022
Die Uhr geht wiedermal ganz falsch, zeigt eine zu späte Stunde an,
wenn ich morgen ausgeschlafen sein soll, bleibt mir knapp Zeit für
knapp Text. Es war ein Tag voller Einsatz als Dreikindgroßvater. Was
haben wir für schöne Türme gebaut, das Umschmeißen war noch viel
besser. Müssen wir uns kaputtlachen. Als Einschlafhilfe bin ich
ziemlich gut, Johannes mittags und abends bei mir auf dem Arm. Ich
glaub, wenn ich nur anfange mit meiner Geschichte, heute gings um
Mäuse und ihre Gänge unterm Schnee und um Räuber Hotz und Plotz, die
sich um ihre Namen stritten, da schwindet ihm ganz schnell das
Bewusstsein. Er schnauft ein wenig, zuckt manchmal ganz und gar und
wacht davon ganz bisschen auf, aber man kann zusehen, wie ihm die
Augen drehen, dann zufallen. Den Kleinen hatte ich, als wäre ich
Mamavertretung, auf dem Arm, hab ihm was vorgemurmelt, wie schön er
ist, er war lange mit mir zufrieden, nur für den Hunger war ich ne
Fehlbesetzung. Mit den beiden Großen waren wir kurz draußen, eine
Runde an die Saalach, diesmal waren sie, weil beide erkältet sind,
in der Kutsche. Da geht es schneller vorwärts. Abends noch, nachdem
die Großen glücklich im Bett waren, bin ich ins Studio, hab
anderthalb Stunden getan wie ein Pumper, morgen gibt das
Muskelkater. Futtern, schreiben, nach der Mailerei schauen, soziales
Leben auf morgen verschoben, kann ich was für die Raserei der Uhren,
ab ins Bett.
Mittwoch, 9. 2. 2022
Vom Ablauf her ein Tag wie der davor, kleine Einzelheiten kamen
dazu. Sarah und der kleine Paul mussten noch mal in die Klinik zu
einer Kontrolle, ich hab das Fahren übernommen. Routiniert bastle
ich den Maxi Cosi ins Auto, hinzu war alles gut geplant und
abgesprochen, wir wurden schnell und gut reingelassen, alle waren
total freundlich. Beim Abholen ein anderer Eingang, wieder die
Anmeldung direkt dahinter, ein Alterchen in Arbeit, es dauerte ewig,
das nächste Alterchen machte Stress, wollte nicht warten, schon gabs
Streit. Ich versuchte irgendwie hineinzuspickeln, wusste ja, Sarah
wartet, es war kein Netz in diesem Raum, warum auch immer, so
funktionierte das Handy nicht, egal, ich sah sie und konnte winken,
ein Grünkittel trug ihr den Maxi mit dem Baby zum Ausgang, da konnte
ich übernehmen, ab da lief es wieder. Es war schnell durch alle
Abteilungen gegangen, die raufschauen wollten. Alles in Ordnung,
Erleichterung. Nachmittags waren wir zu viert einkaufen, vorher
im Testzentrum, die Kinder sollten für morgen für den Kindergarten
getestet werden. Die Kinder ließen sich ohne jedes Bekümmernis in
der Nase fummeln, schließlich waren sie schon paar mal da. Danach
war es ein schöner Frühlingsspaziergang, die Sonne schien, die Vögel
waren zu sehen, Schneeglöckchen überall. Ich mach hier einen Tag
länger als geplant, damit bei der Unterstützung keine große Lücke
entsteht, nach mir kommt die Großmutter, danach die anderen
Großeltern, und dann muss man schauen, wie es so geht.
Donnerstag, 10. 2. 2022
Der Frühling ist ausgebrochen, morgens stand die Wiese vorm Balkon
voller Krokusse. Die beiden Großen waren im Kindergarten, Paulchen
war irgendwann satt und zufrieden, da haben wir die Mama auf einen
Spazierweg geschickt, damit sie mal wieder etwas Sonne an die Nase
bekommt. Wir haben derweil zu Hause geräumt und geputzt und so viel
versucht zu erledigen, wie es nur ging, weil wir freie Bahn hatten.
Staubsaugen mit den Zwillingen macht zwar richtig Spaß, ist aber
nicht effektiv. Am frühen Nachmittag kamen die beiden Kinder wieder
heim, hatten Hunger, nach dem Futtern sind wir in die Stadt
gelaufen, bisschen was einkaufen. Irgendwas geht immer aus in einem
Fünferhaushalt, man muss sich kümmern. Der Abendablauf war
schwierig, die Kinder waren quengelich beim essen, wahrscheinlich
einfach müde, wir mussten uns sehr mühen, damit sie bisschen was
gegessen haben, dafür ging das Einschlafen ganz schnell. Ich war für
den Johannes zuständig und meine Geschichte wirkte schon beim
zweiten Satz. Da hab ich sie mir selber erzählt, es war die
Geschichte von den verschiedenen Krokussen, die sich niemals sehen,
weil eine Sorte im Frühjahr blüht, die andere im Herbst. Ich hatte
eigentlich die Herbstzeitlose im Sinn, beim Nachlesen fand ich
heraus, es gibt tatsächlich Herbstkrokusse. Wieder was gelernt.
Freitag, 11. 2. 2022
Es ist zu spät, und es war mental so anstrengend, nun reicht es für
den Text nicht mehr. Das kann ja mal passieren.
Samstag, 12. 2. 2022
Ich hab überlegt, ob es eine Katastrophe wäre, wenn hier eine
Zweitageslücke entstünde. Der Tag war wieder ganz und gar voll,
anders, als der gestern, es reihte sich ein Tun ans nächste und die
Pause wäre jetzt gewesen. Morgens hatte ich nach dem Frühstück,
wieder mit nettem Plausch mit der Wirtin, das Zimmer zu räumen,
alles ins Auto zu packen. Der Vormittag verging mit ruhigem Spiel.
die Eva hat gefiebert und war verhalten unterwegs. Den Paul hatte
ich eine Zeit zum Hutschern und Rülpserle hervorzaubern, das ist
sogar gelungen, während der Zeit hat er bestimmt für mich ganz viele
verschiedene Gesichter gemacht, vom allerzartesten Brauenrunzeln bis
zum kleinen Schimpfen, wenn er ein Lächeln rausgibt, wird die Sonne
neidisch. Der Abschied, die Heimfahrt, es ging gut durch, einmal war
Stau und Unfall, da mussten wir uns alle durchquälen. Daheim nach
dem Auspacken, es war gerade noch die rechte Zeit, bin ich schnell
ins Studio, hab anderthalb Stunden in vertrauter Umgebung trainiert,
meine Hände erkannten die Griffe wieder, ich holte nach, was im
bayrischen Studio nicht ging. Nach Sauna und Herstellen der
Reinlichkeit war Einkaufen dran, ich hatte Lust auf schnell und bin
durch Lidl gefegt. Ein Schwätz mit dem Nachbarn, er brachte den
Wohnungsschlüssel wieder, Gemüse putzen, Ingwer auch, Obst waschen.
Beim Sport in den Pausen las ich NZZ, hauptsächlich über den
Ukrainekonflikt. Man könnte den Eindruck haben, er wird
herbeigeschrieben, angefeuert von den Aussagen der Amerikaner. Sie
machen einen auf Cassandra, sagen, der Russe geht schon mittwochs
rein, der Russe dementiert. Warum soll ich das eine glauben, das
andere nicht? Die Amis haben seit ihrem Außenminister Powel so viel
Mist aneinandergereiht und gebärden sich als Hüter der Freiheit. Ich
weiß nicht, mir fällt Quantanamo ein und der letzte Drohnenangriff
auf einen Bösewicht, dabei geht mir der Zusammenhang zu Recht und
Freiheit verloren. Der Russe spricht von ukrainischen Neofaschisten
an seiner Grenze und macht Manöver davor. Vielleicht können sich die
Herren Chefs verständigen, wenn sie heute telefonieren, das würde
dann Biden als Verdienst angerechnet. Ich würde bei dem Thema
wiedermal nach der Rolle der Medien fragen, vor allem, nachdem wir
die Mechanismen bei Facebook und Twitter erklärt bekommen haben.
(Katastrophenmeldungen ziehen Aufmerksamkeit, machen Verweilzeit,
geben Ertrag) In Reutlingen ist gerade Coronarabbatz, eine
Demo lärmt. EinViertel der Bevölkerung lässt sich nicht überzeugen
vom Impfen, manche gehen gegen die Massnahmen raus, dabei sind
Lockerungen nur eine Frage der Zeit, eigentlich von Tagen. Omikron,
so sagen viele Wissenschaftler, läutet das Ende der Pandemie ein,
dann hätten wir die Kurve in ein normales Leben gekriegt. Der
Beitrag der Demonstranten zur Bewältigung der Krise durch Corona ist
mir nicht klar, meine Freiheit hätten sie an der Stelle nicht
verteidigen brauchen.
Sonntag, 13. 2. 2022
Vor ein paar Wochen hatte ich einen Termin ausgemacht mit Florian,
dem Jungtrainer, der selbst erfolgreich Kraft aufgebaut hatte.
Seinen Werdegang vom Lauch zum Kraftpaket konnte ich in den letzten
Jahren verfolgen. Warum ich jetzt? Bei dem Calisthenicsworkshop
hatte ich festgestellt, die Kraft reicht gar nicht für das, was es
geben sollte. Ich hab mit Hilfe von YouTube-Videos drauf los
trainiert, eine Weile ging es vorwärts, dann nicht mehr. Nun gut,
jetzt dieser Versuch. Ich hab formuliert, wo es hingehen soll, Flo
hat Übungen zusammengestellt, dann sind wir durch den ersten Teil
komplett durch. Schon nach der ersten Übung war klar, so hab ich
noch nie. Die Wiederholungen sollen erbracht werden, dafür muss
Gewicht gefunden werden, ich hab aus meiner geringen Erfahrung in
diesem Bereich mal aufgesteckt und losgelegt, hab gemerkt, bisher
hörte ich viel eher auf. Bei einzelnen Übungen ging es an die ganz
kleinen Gewichte, manche Bewegungsabläufe müssen gelernt werden, ein
Programm für die nächsten Wochen. Es gibt allerhand Übungen, wo
Florian davon ausging, das könnte ich, hätte ich schon oft gemacht,
tja, da hat er sich getäuscht. Er hat alles sehr gut eingeführt,
korrigiert, wo nötig, ich bin gespannt, wie weit ich komme.
Hinterher saß ich an Brust und Bizeps zerstört in der Sauna. Der
Nachmittag und Abend verging als Trödelzeit, Lesen, was am Rechner,
Kaffeetrinken, Nixtun. In den Nachrichten: Unser belangloser,
niemand störender Bundespräsident macht auf eigene Anregung hin fünf
Jahre weiter. War er neben Merkel Teil des Stillstandes, es ging
kein Ruck durch seine Reden, wird er weiter liefern neben Scholz.
Wer erinnert sich auch nur an einen einzigen Beitrag aus den letzten
fünf Jahren. Die CDU hat noch nicht mal einen Kandidaten
aufgetrieben, nur der Herr Otte trat an für die AfD. Es gab zwei
ernstzunehmende Alternativkandidaten, von denen ich mir mehr an
Impulsen versprochen hätte, aber die Ampel hat es vorher
abgesprochen und heut durchgewinkt, mit Wahl hat das nicht viel zu
tun. In Dresden das Gedenken an die Bombennacht vor 77 Jahren,
wäre ich da, wäre ich dabei. Schon um das Feld nicht den Neonazis zu
überlassen. Die Opferzahlen werden in aktuellen Berichten mit 25000
angegeben, in Zeiten meiner Kindheit/Jugend war die Rede von 35000.
Da ist sicher politische Absicht dabei, nur weiß ich nicht und
kriege es nicht geklärt, bei welcher Zahl. Beim Lesen: Immer noch
Bemmanns Märchenroman, das Ding hat 850 Seiten in sehr kleiner
Schrift. Ich hab die Hälfte. In Märchenform verpackte Metaphern
künden absichtsvoll vom Guten und Bösen im Menschen, von seinem
Geworfensein in die Welt, seinen Gelüsten und Leidenschaften.
Manchmal an der Kitschgrenze, auch mal drüber, aber auch witzig und
klug.
Montag, 14. 2. 2022
Eigentlich der erste Arbeitstag, Spätschicht wäre es gewesen, aber
schon des Nachts kam die Erkältung zum Ausbruch. Als ich aufstehen
wollte, musste ich schnell nach dem Tempotaschentuch langen, weil in
sitzender Stellung die Nasenhöhlen sich tropfend entleerten. Es
hörte gar nicht auf, ich dachte, so viel Platz in diesem Hohlkopf.
Ab da war ich der Bediener der Taschentücher, bei jeder Verrichtung
ging es drum, das ungesteuerte sich in die Umgebung leerende Tropfen
aufzufangen. Als ich mir vorstellte, so arbeiten zu sollen, kam mir
in den Sinn, wie meine Kollegen schauen würden, täte ich vor der
Maschine so. Ich habe einen Schnelltest gemacht, um mir meine
Negativität für heut zu bestätigen. Und beschloss einen Termin bei
meinem Hausarzt zu vereinbaren, für eine AU-Bescheinigung, außerdem
wollte ich eine andere verschleppte Angelegenheit vorführen, die
sich weigerte, von selbst zu vergehen. Das klappte beim ersten
Versuch, entweder hatte ich Glück oder die Welle durch Corona
verläuft sich langsam. Ich erinnerte mich an den letzten Versuch, da
war ich nach einer Stunde nicht ein Stück weiter. Auf Arbeit hab ich
mich abgemeldet, das waren alle unbedingt zu erledigenden Dinge für
den Tag. Ab da wurde es ganz ruhig, Lesen, Dösen, bissle am Telefon,
manchmal was mit der Ernährung regeln. Und viele Taschentücher
befeuchten.
Dienstag, 15. 2. 2022
Nasetropfend, frierend zu Hause. Der Termin beim Hausarzt brachte
die Krankschreibung für die ganze Woche, ich bin echt froh, nicht
auf Arbeit zu müssen, außerdem eine Überweisung für meine Baustelle.
Ein Fuß ist dick, beide tun weh, ich hab lange gedacht, es wird
schon verschwinden, hab das Laufen gerade ganz aufgegeben, das
Ergebnis ist ernüchternd. Bin ich jetzt dem totalen Verfall
anheimgegeben? Nun ruht meine ganze Hoffnung in der Kunst der Ärzte.
Das mit dem Termin für den Spezialisten ging überraschend schnell,
morgen mittag darf ich vorführen. So war allerhand zu tun, bis ich
alles unter Dach und Fach hatte, zur Apotheke musste ich zweimal,
bin beim Abholen nicht am Bäcker vorbei, die Lockerungen sind da,
ich darf wieder vor Ort. Beim Bestellen hab ich die Maske dran, muss
den Impfnachweis vorlegen, man macht es schon sehr routiniert, der
kurze prüfende Blick der Verkäuferin auf mein Handy, ob sie das
wahrnimmt oder nur den bekannten Bildschirm erkennt, frag ich mich.
Ist mir aber wurscht. Alle Ruhezeiten verbrachte ich wie ein
halbtoter Mann auf meinem Sofa, das Buch in der Nähe oder vor der
Nase, manchmal eine schöne Mucke.
Mittwoch, 16. 2. 2022
Gaaanz laaangsaaam bin ich mir nicht mehr ständig selbst im Weg mit
meiner Rotznase, es geht über vom Zustand des Nachaußengebens zu dem
des Drinbehaltens, im Kopf drin merke ich deutlich die versumpfenden
Nasenhöhlen und Nasennebenhöhlen, alles schleimig und tuckernd. Ich
nehme das als Fortschritt, denke dran, meine Oma sagte in solchem
Falle stets: Drei Dage gommter, drei Dage bleibter, drei Dage
gehter. Das alles sehr sächsich. Draußen war ich, musste meinen Fuß
vorführen. Nach allerhand Aufregung um die angeblich nicht mehr
gültige Karte der Krankenkasse, gestern beim Hausarzt war sie in
Ordnung, Telefonierei mit der Krankenkasse und einem Fax von da,
welches meine Mitgliedschaft bestätigte, durfte ich in die Praxis
des Orthopäden. Es soll sich alles lösen mit Einlegesohlen. Das
erste Paar hab ich mir bestellt. Da ich sowieso in der Stadt
unterwegs war, bin ich, die neue Freiheit genießend, ich brauchte
nicht mal mein Impfzertifikat vorlegen, beim Bäcker eingekehrt. Am
Tisch vor meinem Käsekuchen sitzend genoss ich diesen Zustand, fast
war es wie vor Coronazeiten, nur die Maske war noch kurz im Spiel
und eine Plexiglasscheibe trennte mich und meine gefilterte
Ausatemluft beim Ordern von der der Verkäuferin. Zu Hause ließ
ich den Tag sehr relaxt vergehen, schließlich bin ich
krankgeschrieben und erhole mich. Beim Lesen kam ich voran, ich
glaube, das Buch ist keine wichtige Literatur, es liest sich aber
gut, lässt mich in einem Wohlbefinden landen. Das letzte Viertel
werd ich noch schaffen. Könnte sein, dann hab ich eine Weile genug
von Märchen. Außerdem saß ich denkend auf meinem Sofa herum, dass
ist doch mal ne schöne Umschreibung vom Nichtstun. Dabei hab ich hin
und wieder eine meiner vielen Schranktüren geöffnet, reingeschaut
und überlegt, ob ich all das, was ich da sehe, je noch brauchen
werde. An manchen Stellen war das Ergebnis so klar, da hab ich
rausgeholt und einen Hümpel angelegt mit lauter Sachen, die ich fünf
oder zehn Jahre nicht angefasst hab. Unglaublich, was so
einfach liegenbleibt, wenn der Platz da ist. Und schon entsteht ein
neues Projekt: Wenn ich durch bin, und bevor ich alles wegbring,
mach ich eine Inventur des von mir Scheidenden und führe vor, wie
ein Haushalt, der lange vor sich hin geworden ist, geschrumpft
werden kann. Ich finde, an solch einem Gedanken kann ich sehen, ich
bin auf dem Weg der Besserung, gestern war ich ausgelastet mit
meiner Rotznase und damit, mich auszuhalten. Meine Enkel, die
großen, haben morgen ihren zweiten Geburtstag, da ich nicht schnell
vorbei gehen kann zum gratulieren, hab ich mein erstes
Großvatervideo verzapft. Die ersten Versuche waren eher putzig, da
ich einfach auf Filmen gedrückt hab, ohne vorher nachzudenken, was
es werden soll. Eher eine Dokumentation vom Hängenbleiben. Auch war
nicht immer zu sehen, was ich da tu, weil ich den Ausschnitt
verfehlt hab. Der fünfte Vesuch oder so ist kein filmisches
Meisterwerk, aber müsste seinen Zweck erfüllen können.
Donnerstag, 17. 2. 2022
Kopfschmerzfrei. Nur beim Bücken drückt es in den Hohlräumen, wozu
sind die eigentlich. Ich nenne sie mal Fluträume, darin verläuft
sich manches. Als alles gut blieb, rief ich entschlossen auf Arbeit
an und kündigte mein Wiedererscheinen für den nächsten Montag an. Zu
Hause ging es sehr gemütlich zu, dadurch komme ich vorwärts beim
Lesen und habe den Rest des Buches halbiert. Morgen werde ich wohl
durch sein. Im Studio war ich vormittags, ein wenig halbherzig, weil
ich da den Kopf schon noch merkte. Aber ich hatte eine freundliche
Einladung/Aufforderung vom Läufermichi bekommen und wollte
probieren. Am Ende hab ich mich ausgiebig mit dem Jonglieren
beschäftigt, hatte Zeit zum üben. Das ist auch sehr nötig, viel ging
daneben. Mittags ging es zum Chinesen, auf dem Rückweg gab es
Kaffee, es wird wohl zum Genesen beitragen. Daheim hab ich drei
Schrankfächer ausgeräumt, um zu sehen, was kommt da zum Vorschein.
Dabei war die Kamera meines Großvaters, ein uraltes Analogteil, das
braucht noch nicht mal einen Akku, der Filmtransport wird händisch
erledigt. Darunter lag eine Mappe, meine allererste
Zeichnungssammlung, ein Blatt dazwischen, da war ich 16. Irgendwie
anrührend, und da schwingt der Ärger mit, dass ich nicht studieren
durfte. Ein bisschen Ausbildung zur rechten Zeit, vielleicht wäre
was draus geworden. Bei den einzelnen Blättern, die noch
auftauchten, fielen mir sofort die jeweiligen Gegebenheiten ein,
unter denen sie entstanden sind. Fast ein Tagebuch, ohne Worte, sehr
konkret in meinem Kopf sich entfaltend. Ob das dann alles so
stimmte, ist nicht ganz klar, die Erinnerung formt sich beim
Erinnern. Und wie ich mich kenne, muss es auf jeden Fall eine schöne
Geschichte werden, die so hätte stattfinden können. Im Radio auf
SWR2 eine Sendung zu Umberto Eco, "Der Name der Rose", das Buch ist
vor 40 Jahren erschienen. Eine Gesprächsrunde kundiger
Literaturfachleute erklärte mir, warum mir das Buch so gefallen hat,
ich hab es mehrmals gelesen. Das war wie eine weitere genussreiche
Wiederbegegnung.
Freitag, 18. 2. 2022
Mir hat der Tag gefallen. Vormittags war zu merken, die Erkältung
ist weg und der Frühling will kommen. Ich habe einiges erledigen
können, telefonieren mit Ämtern, ein Besuch bei der Intro, angefragt
wegen der Entsorgung von Elektronikschrott, lauter so aufwendige
Kleinigkeiten. Mittagessen gab es in der Stadt, der übliche Verlauf,
also heimzu beim Bäcker lang. Lesezeit war Mittagsruhe, auf meinem
Sofa blendete mich die Sonne, besser geht´s nicht. Für abends war
ich im Studio verabredet, der Läufermichi hat die Beine trainiert,
ich habe den zweiten Teil meines neuen Trainingsplanes ausprobiert.
Zwischenrein war es vergnüglich zu schwätzen. Da ich neuerdings eine
Pause von 90 Sekunden verordnet bekommen habe, musste ich mitten im
gesprochenen Satz schnell ans Gerät. Außerdem war dauernd irgendein
Gerät besetzt, an das ich ran gemusst hätte laut meinem Plan, wenn
es also nichts wird mit mir und der Kraft, hab ich schon die erste
Ausrede. Hintenran hab ich noch eine schwere Bauchübung gehängt,
damit da nichts verlorengeht. Ich bin sehr neugierig, wie mir das
gelingt, diese strikten Vorgaben einzuhalten, bisher hab ich völlig
lustgesteuert trainiert bzw aufgehört, jetzt soll ich konkrete Ziele
abarbeiten. Auf SWR2 eine Sendung gehört, Titel "Süße
Verführung", unser Verhältnis zum Zucker. Für mich nicht sonderlich
neu, sehr erstaunlich fand ich die Gesprächskultur. Vier Menschen
mit sehr verschiedenen Interessenlagen, eine betroffene
Vielnascherin, ein Vertreter aus der Lebensmittelbranche, ein
Ernährungspsychologe und ein Diabetologe konnten sich am Ende
verständigen, dass nicht der Zucker an sich sondern die Menge das
Problem sei, wie eben bei allen Nahrungs- auch Genussmitteln. Die
Idee Zuckersteuer kam nicht gut weg, Bildung und Eigenverantwortung
wurden eingefordert. Nun haben wir in der Gesellschaft einen hohen
Anteil übergewichtiger Menschen, wo anscheinend die Bildung nicht
hinreicht, die Verantwortung nicht wahrgenommen wird. Es scheint
auch ein stückweit ein Problem des Wohlstandes zu sein, ich glaube,
das ist nicht lösbar, da wir als Gesellschaft unersättlich sind,
nicht vom Wachstum lassen wollen. Für mich speziell kam raus,
solange ich mich viel bewege, Sport mache, kann ich Kuchen futtern,
soviel ich will, da schadet nix. Das hör ich gern.
Samstag, 19. 2. 2022
Im Radio, natürlich auf SWR2, läuft eine Sendung über eine legendäre
Plattenserie von Louis Armstrong. Eigentlich wollte ich in der Küche
kramern, essen, da hör ich das nicht, also sitz ich hungrig, aber im
Glück hier und mach den Text, damit heut alles reinpasst. Die Musik,
sie stammt aus seinen besten Zeiten, er singt und spielt Trompete,
sieben Platten aus den Jahren 1946-66, macht gute Laune, sie hat
eine regelrecht lustige Energie, man muss sich dazu bewegen, sonst
platzt man. Grad hör ich eine Aufnahme, wie ein Titel im Studio
entwickelt wird, paar Versuche, die schnell abbrechen, jeder nächste
ist klarer, bis es glitzert und funkelt. Schon das Hören ist das
pure Glück, wie muss das sein, das zu spielen, gar zu machen,
unvorstellbar, schon das Paradies. Vormittags traf ich eine
Tübinger Künstlerin, wir wollten eine Ausstellung ansehen und
schwätzen, hatten lange keine Gelegenheit. Die Ausstellung in der
Kulturhalle, Malerei der vor einem Jahr gestorbenen Tübinger
Künstlerin Carmen Kurtz-Henrion, war richtig gut. Dicht verwobene
Malwerke, die so aussahen, das klar ist, so sollen sie sein.
Spannungsvoll, klein gegen groß, farbige Knäuel gegen ruhige
Flächen, eine hochinteressante Auseinandersetzung mit dem ganzen
Leben. Wir waren danach noch in der Druckgrafik des Künstlerbundes,
da ging es aber recht harmlos zu, wir waren schnell durch. Im
bevölkerten Tübingen war es gar nicht leicht, einen Platz zum
Kaffeetrinken zu finden, irgendwie haben wir das geschafft und
konnten die vergangene Zeit aufarbeiten, durch Corona haben wir uns
zwei Jahre nicht gesehen. Es gab bei uns beiden viele Veränderungen,
so dass wir kaum durchkamen. So haben wir einen Frühlingsspaziergang
angehängt. Wieder daheim war Haushalt dran, putzen Bett beziehen,
so was, wozu kein Mensch Lust hat, wobei die Zeit durchfliegt, weil
immer irgendwelche unerwartete Situationen auftauchen, wo man länger
dran ist. Diesmal kamen Staubmäuse unter meinem Bett hervor, so
musste ich räumen. Jetzt ist alles frei für neuen Staub. Und
schon ging es weiter ins Studio, da es am Wochenende zeitig
schließt, muss man beizeiten starten. Ich hab auf den gestrig
eingerührten Muskelkater meines Rückensplits die Vorderseite, Brust
und Bizeps malträtiert, vielleicht tut morgen alles gleichmäßig weh.
Den Einkauf musste ich anhängen. Und das Buch ist fertig, ich hab
mich am Ende doch gut unterhalten gefühlt. Vor allem das Ende fand
ich gut, wie sich das Leben ausschleicht, ohne Drama, alles normal
und im inneren Einverständnis, das fand ich mal gut gelöst. Es hat
mich das Buch seit dem 2. Februar begleitet, in der Woche in Bayern
bin ich kaum vorwärts gekommen, ich hab mich so dran gewöhnt, dass
mir schier was fehlt, wenn ich ans Lesen denk.
Sonntag, 20. 2. 2022
Ich ließ einen Tag vergehen, ohne was zu schreiben. Das fühlt sich
an wie Revolution.
Dienstag, 22. 2. 2022
Die Standesämter waren ei gewiss sehr belagert, anscheinend glauben
viele Menschen an zahlengemachtes Glück. Beim Wäscheräumen,
Sohlen holen, nächste Frühschicht vorbereiten, immer vergeht Zeit,
die gesetzt ist, damit weitere Zeiten vergehen können. Wäsche will
wieder schmutzen, Sohlen wollen abgelaufen werden, die Frühschicht
dauert 8 Stunden plus 3 für den Weg. Man könnte es Hamsterrad
nennen. Gestern hielt das Rad nicht mal für ein paar Zeilen, es
drehte drüber weg. Auf Arbeit fehlen allerhand Leute, wegen Corona,
Erkältung, anderer Ursachen. Wir hatten gut zu tun, schaffen aber
alles. Wenn es eng wird, kommt unser Teamleiter mit raus und hilft.
Die Nachmittage sind schnell rum, s. o., die Abende vergingen im
Studio. Gestern am CrossFit-Tower mit zehn gutgelaunten Menschen im
Regen, davon reift ein vorzüglicher Muskelkater in den Beinen und im
Arsch. Heut im Trainingsplan, der Rückensplit. Ich bin immer noch in
der Findungsphase, Gewicht ergründen, Bewegungsabläufe kapieren und
üben, Pausenzeiten einhalten, die Sätze zählen und in den Sätzen bis
12 zählen. Das sind im Moment noch hohe Anforderungen, aber wenn die
Routine zunimmt, wird es auch vorwärts gehen. Lesen: Peter Stamm,
"Wir fliegen", ein kleiner Erzählband. Stille Beobachtungen aus dem
Alltag, aus jedermanns Alltag, gediegen ans Licht geholt. Von
Ängsten, Zwängen und daraus folgenden Absonderungen. Schnell, gern
gelesen. Weiter mit Yasar Kemal, "Memed mein Falke". Die ersten zehn
Seiten, will weiterlesen.
Mittwoch, 23. 2. 2022
Als ich früh im Bus saß, um vier geht die Fahrt los, hab ich mich so
sachte einverstanden erlebt, mein Leben ist jetzt so. Wir halten
wacker durch und den Laden irgendwie am Laufen, trotz vieler
Krankmeldungen und unabhängig von den Allüren unserer Vorgesetzten,
die in ihren Tabellen die Arbeitsproduktivität bunt erscheinen
lassen, oder die Ausschussquote, die unter 0,25% liegt. Sie sind
nicht zufrieden, tun zumindest so, und mich erreicht das nicht mehr
als Ärgernis, eher als eins der Phänomene dieser Welt.
Dementsprechend fahr ich zum Feierabend recht zufrieden heim, hab
diesen geringen zeitlichen Freiraum, der zusammenschmilzt mit dem
Willen, zum Sport zu gehen, den Text zu machen, manchmal was zu
lesen. Mir scheint, ich komme langsam klar damit. Draußen war es
am Nachmittag wie eine Frühlingsoffensive, sonnig, warm, windig. Der
Stadtgang hatte nur den Bäcker zum Ziel. Beim Sport traf ich auf
freundliche und schöne Menschen, der Kurs am CrossFit-Tower war
anstrengend und gut, vor allem Trainer Olli hat akzentuiert mit
Übungsvarianten, sobald ihm irgendwas gemütlich vorkam. Abends der
Test war negativ, muss also morgen arbeiten.
Donnerstag, 24. 2. 2022
Jetzt ist er doch rein, der Putin in die Ukraine. Die Sprüche der
letzten Tage deuteten drauf hin, trotzdem dachte ich immer noch bis
gestern, so borniert kann man nicht sein. Ist er aber doch. Dabei
könnte er wissen, dass er so viel Unheil anrichtet und nichts
gewinnen kann. Ich will ihn der Geschichte überlassen, da wird sich
zeigen, dass er nur ein kleiner KGB-Bonze ist, mehr hat er nicht
drauf. 30 Jahre nicht genutzt, in die Welt zu schauen, dazu zu
lernen. In der NZZ gab es einen Bericht, das die bisher anonymen
Ideengeber von Q-Anon identifiziert worden sind. Es war wohl
aufwendig, am Ende wurden viele Textdatein analysiert, aber es hat
geklappt. Warum das hier steht? Die zwei Wirrköpfe sind nicht
interessant. Aber die Möglichkeit, die Urheber anonym verursachter
Texte zu finden, das gefällt mir. Nachdem Plagiate aus der Mode
kamen, weil sie erkannt werden, hüten sich vielleicht bald auch die
Verzapfer irgendwelcher Theorien, die viele Leute verwirren und auch
komisch werden lassen, weil es anonym kaum noch gibt. Und Q-Anon ist
wirklich so eklig und böswillig, da ist es gut, wenn wir wissen
können, das fiel nicht vom Himmel, es hat sich irgend ein Böskopf
ausgedacht. Jetzt können wir die Namen herausbekommen. Meine
ersten zwei Tage auf den Einlegesohlen sind rum, ganz langsam
scheint das Schlimmerwerden anzuhalten, wenn in diesem Verlauf
Besserung und schmerzfreies Laufen eintritt, werde ich ein Fan
meines Sohlenmachers. Ich soll zwei Wochen ausprobieren, mir dann
ein zweites Paar bestellen, ich bin gespannt. Seit drei Wochen oder
so habe ich keinen Lauf mehr unternommen, so habe ich mir das nicht
vorgestellt.
Freitag, 25. 2. 2022
Frühschicht, die letzte der Woche, schon beim Aufstehen fand ich das
beglückend, im Tiefschlaf die Heimfahrt. Ein Gang zum Bäcker,
Kirschkäsekuchen als Prämie für Ziel erreicht, zu Hause kleine
Verrichtungen und Telefonieren, alles ganz langsam, weil die Zeit
reichte. Das Wochenende machte sofort Entspannung in den Lauf der
Uhren, die Disziplin des zeitiginsBettmüssens fiel weg, für abends
hatte ich mich zum Spinningkurs angemeldet. Halb acht saß ich
trettelnd vor einer fröhlichen Trainerin, die in ihrem Elan herrlich
ansteckend wirkt, so ging die Stunde locker rum, die Anzeige blieb
nach 50 Minuten bei 29 km stehen, die Durchschnittsgeschwindigkeit
sei knapp 35 km/h gewesen, bei 2,5 Watt pro kg Körpergewicht,
zufrieden hab ich mein Radel weggeräumt. In der Sauna hinterher
wurde ich so müde, kaum, dass ich´s rausgeschafft habe, ein Glück,
sonst wäre ich zu Trockenfleisch geschrumpelt. Auffüllen mit einem
Shake, Abendbrot mit vorzüglichem Ziegenkäse auf Nussbrot. Als ich
den Text schreiben wollte, passierte dies: laegjkhvelgej feh aökghfö
lkjvpaef, lsjsfd,, ksj jjh .kjö.sgvnlj. Ich hab schnell
aufgehört und gemogelt, also die Überschrift stimmt nicht, es ist
schon Samstag, dies ist eine autorisierte Nachlieferung.
Samstag, 26. 2. 2022
Alles wieder nachgeholt, den fehlenden Schlaf der letzten Woche,
erst um halb elf mit den Augen gewackelt, dann der Muße gefrönt,
gelesen zum Frühstück, bis ich nicht mehr sitzen konnte. Kemals
Roman eröffnet den Blick in türkische Verhältnisse um 1950 rum, eine
Zeit, in der das Recht des Stärkeren uneingeschränkt galt.
Höchstens, es stand einer der Unterdrückten auf, sich in die
Gesetzlosigkeit zu begeben, sich zu rächen, oder für das Volk
einzutreten. Wie ein Robin Hood die Reichen zu piesacken, den Armen
zu ihrem Recht zu verhelfen. Dabei wird ein Geschichtsbild
geschildert, das mir sonst unbekannt geblieben wäre. Sehr
interessant und ganz anders als in europäischen Verhältnissen jener
Zeit. Ich bin spät essen gegangen zum Chinesen im Handelshof, es
schmeckt wirklich gut, was er mir in drei Minuten auf den Teller
zaubert. Zu Hause war noch bissle am Haushalt zu fummeln, Blümchen
gießen und drehen, liegengebliebene Post anschauen, zum Glück ist
keinerlei Reaktion erforderlich, dann bin ich ins Studio. Den
Rückensplit abarbeiten, es war ganz unkompliziert, weil kaum jemand
da war und alle Geräte frei waren. Es wird noch nicht richtig
besser, aber die Übungen werden vertrauter, die Bewegungen klappen
ganz gut. Bei den meisten Vorgaben schaffe ich die Wiederholungen,
so dass ich demnächst sicher vorsichtig mehr Gewicht auflegen kann.
Zum Schluss saß ich nackig und zufrieden in der Sauna, nach dem
Kaltschwall fühle ich mich wie neu an. So ging ich einkaufen, Obst
war alle und Kinkerlitz fehlte. Den hab ich aufgeschrieben und
musste suchen, im Handelshof ist wirklich nichts mehr am gewohnten
Platz, und das, was ich selten brauche, spielt Verstecken mit mir.
Jetzt ist alles verräumt, ich sitz am Rechner, das Radio läuft,
hab ich schon gesagt, dass SWR2 der beste Sender ist. Erst in der
Geistlchen Musik eine Rossini-Messe, wunderschön, was so zum Lobe
Gottes an Schönheit geschaffen wurde. Das erreicht mich auch, obwohl
ich thematisch nicht folge, erfreut mich der Lobpreis im Hören.
Später eine Sendung zu diesjährigen irgendwasJazzpreisträgern, neu
und anders, schöne Gesangsstimmen, kundige Musiker, ich fühle mich
gut unterhalten. Die Verhältnisse in der Ukraine sind ein
Unglück, von dieser Seite kommt mir Ängstlichkeit und Wut und
Unruhe. Was wird das werden?
Sonntag, 27. 2. 2022
Vormittags bin ich zu einer Ausstellungseröffnung gefahren, nach
Reutlingen in die Produzentengalerie Pupille, gezeigt werden Bilder
von Hans Gunsch unter dem Titel Tesonanz. Auf den ersten Blick
realistische Menschenbilder in Öl, gekonnte Darstellungen von
Portraitköpfen oder ganzen Körpern in einem unbestimmten Farbraum,
zu meist aus der Sicht von hinten. Mir hat die Frage geholfen: Wie
ist es, so auf jemanden draufzuschauen, bzw. zu spüren, jemand
schaut von hinten. Ein asymmetrische Situation, der Angeschaute
sieht den Schauer nicht. Und schon waren die Bilder im Aktuellen
verortet, es geht um Beziehung, um das dazwischen. Das ist das, was
mir von der Eröffnungsrede hängenblieb, was die Ausstellung sofort
ins Bemerkenswerte hebt. Außerdem traf ich eine verehrte
Kunstfreundin wieder, nach langer Coronapause, wir konnten in der
Zeit, bevor es losging, tatsächlich geschwind hin und her reden und
werden uns demnächst erst zur nächsten Ausstellung von eben ihr
treffen und irgendwann im Frühjahr einen Kaffeeplausch
verabreden. Da bin ich beseelt nach Hause gefahren. Den Rest des
Tages hab ich meinem mangelhaften Elanspiegel folgend nichts
gemacht, ein bisschen gelesen, ein bisschen geschaut, ein bisschen
gedacht, sonst gar nichts. Mir hat´s gefallen.
Montag, 28. 2. 2022
Ein Arbeitstag, der sich anfühlt wie ein freier Tag, er fängt erst
abends an. Gerade hab ich mir einen Test aus der Nase gedreht, wenn
das Ergebnis ist, wie erwartet, geh ich in einer Stunde zur
Nachtschicht. Vormittags hab ich deswegen ausgeschlafen, mich dann
nicht überstürzt, also lang gelesen und Frühstück dazu gesagt, die
alten Rechner, die ich wegschmeißen will, von allen Daten befreit.
Das dauert, weil die Dinger so marode sind, das sie selbst zum
Löschen lange rattern. Mittags ins Studio, den Brustsplit
abgearbeitet und noch ein wenig Bauch hintendran trainiert. Nach der
Sauna waren drei Stunden rum. Ein Anruf kam rein, ich sollte zur
Eröffnung gestern eine Rückmeldung geben. Das haben wir für den
frühen Abend verabredet, dann eine halbe Stunde telefoniert, ich
hatte den Eindruck, wir waren uns ziemlich einig in der
Einschätzung. Mein Auto hat eine Fehlermeldung herausgegeben, die
klang nicht gut, gestern das erste Mal, auch beim Losfahren heut
wieder, heimzu blieb sie weg. Trotzdem beunruhigend, morgen werd ich
wohl in der Werkstatt anrufen müssen. Test negativ, also weiter im
Programm.
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