Michael Oswald

 

 

 

Start
Aktuelles
Fotografie
Zeichnung
Texte und Projekte
Info
Impressum

Leben in den Zeiten von Corona 22

zurück zum Novembertext

 

Mittwoch, 1. 12. 2021

Auf der Arbeit mit lustigen Fehlern gekämpft, damit viel Zeit vertan, das ist nichts Neues. Mein Kollege ebenso. Da geht Aufmerksamkeit drauf für Dinge, die man richten könnte. Am Ende kam noch ein neuer Fehler zum Vorschein, als ob die Anlage alles vorführen wollte. Da war es aber mein Feierabend, damit plagt sich die Ablösung. Zu Hause war nicht viel zu tun, auch schön, ich ging in die Stadt, wollte mir beim Bäcker Gutes tun. Das geht so nicht mehr. Seit heute müssten zu den Impfzertifikaten die Ausweise geprüft werden, das will der Bäcker nicht, weigert sich und darf nicht mehr bewirten. Wenn ich da allein im Eck meinen Kaffee schlürfte, wäre ich garantiert nicht der Pandemietreiber. Aber unser Ministerpräsident in seiner fürsorglich über alles bestimmenden Art hat salbungsvoll schwäbisch alles klargemacht, so ließ ich mir den Kuchen einwickeln, trug den Kaffee im Pappbecher heim, so ein Kack, dachte ich bei jedem Schritt und ließ es mir zu Hause schmecken. Ich  war resilient, hab mit der Verkäuferin einen netten Schwätz gehalten, wir landeten kichernd da, dass ich demnächst wohl die Hosen runterlassen müsse, wöllte ich den Kuchen da verzehren.
Der Kurs am Crossfit-Tower fing an ohne Regen, ein paar Tropfen, mit jeder Station wurde es mehr, am Ende platschten wir draußen rum, meine letzte Übung war das Krokodil, da stand ich im Wasser. Hat trotzdem Spaß gemacht, war ordentlich anstrengend, die Sauna war die Zielprämie. Noch zweimal Frühschicht.

Donnerstag, 2. 12. 2021

Sehr müde durch den Tag geschleppt, ich bin kein Lerchenmensch. Zum Glück war es auf der Arbeit ruhig und gut zu schaffen und es gab wenige Störungen, manche wurden sogar beseitigt durch die Instandhaltung. Heim, ein Käffchen und ein bisschen Zeit zum Nixtun. Haushalt, Sportpark, ich war angemeldet zu Siggi in den Bauchkurs. Kurz und knackig, bis zum Organversagen, nein, so schlimm nicht, aber der Muskelkater wird kommen. Sonst wollte ich trainieren und kam nicht dazu, musste schwätzen. Oder eher zuhören, ein Sportsfreund erzählte über das Hickhack um Pisa, um die Bewilligung der Gelder dafür, das war interessant. Drei Schritte weiter, und ich wurde informiert über einen demnächst stattfindenden Workshop zu Calisthenic, wurde freundlich eingeladen und beruhigt auf meine vorsichtige Anfrage hin, ob ich so was mitmachen kann. Vorfreude, fast wie das Öffnen eines Fensterls am Adventskalender.

Freitag, 3. 11. 2021

Neben all der Müdigkeit am fünften Tag der Frühschichtwoche gab es einen Höhepunkt. In der Kantine, ich geh zum Mittagessen, gab es Kaiserschmarren auf Frucht-Beerensuppe. Damit kriegt man mich. Voll im Glück hab ich die letzte Stunde gearbeitet, die Messrunde fertig gemacht und den Gang zur Übergabe geordnet, bevor es heimrumpelte. Ich war durch nichts mehr zu erschüttern, schlief bis Gomaringen, da wachte ich durch lautes Geschrei auf, der Busfahrer war an der Haltestelle da vorbeigefahren. Nachmittags war ich verabredet auf einen Kaffee und einen gepflegten Schwätz, ein guter Start ins Wochenende. Einkaufen musste ich, Obst war ganz alle. Für abends war ich zum Spinningkurs angemeldet, bin vorher ins Studio, hab noch paar Geräte untergebracht, bis es losging. Ich wollte es mal wieder ausprobieren, weil ich so wenig laufe. Es war eine milde Trainerin da, die uns jetzt nicht fürchterlich striezen wollte, dadurch war der Anfang gut zu machen. Hinterher die Sauna, perfekt. Eine kleine Beobachtung muss ich hinschreiben. Beim Umziehen war noch ein junger Bengel neben mir am kruschteln, er nahm einen Löffel Proteinpulver in den Mund, Wasser hinterher und dann schüttelte er den Kopf, in der Art, wie man den Shaker schüttelt, energisch. Ich musste lachen, so hatte ich das noch nie gesehen. Er erklärte, er muss auf diese Art nicht einen ganzen Shake trinken und braucht nichts auswaschen. Pfiffig, oder?
Die neuen Regeln zur Pandemie sind da. Zum Freitag abend gehen sie raus und gelten ab morgen. 2 G+, ausgenommen Geboosterte, so hab ich das verstanden. Leut, das ist schon mal schlechtes Handwerk, erst wochenlang gar nichts, dann dies zu einer Zeit, wo alle schon im Wochenende sind. Im Sportpark hieß es, Tests wären gerade auch keine verfügbar, wie umgesetzt werden soll, weiß grad niemand. Es gibt in den Gesprächen zwei verschiedene Wüte, das soll jetzt die Mehrzahl von Wut sein, vielleicht wäre auch Wuts richtig oder Wuten. Die eine meint Ungeimpfte, die uns das einbrocken, ob da die Zuordnung schlüssig ist, weiß ich nicht. Die andere richtet sich auf oder gegen die verantwortlichen Politiker, die vieles mangelhaft managen. Dass in der Situation wieder mal kein Impfstoff da ist, oder wenn, dann so kurzfristig geliefert wird, dass keine Patienten erreichbar sind, dürfte in dieser vierten oder fünften Welle nicht passieren.

Samstag, 4. 12. 2021

Ich bin ganz aus dem Häuschen, mit einem Kloß im Hals sitz ich erschöpft vorm Bildschirm und bin vor lauter Schönheit vergangen. Ein Arte-Konzert, Santana in Montreux, 2004, er nannte es hymns for peace, hat mich das Fliegen gelehrt. Die Musiker von Santana sind sowieso großartig, seine Percussiongruppe einzigartig, dazu hatte er Gäste von Rang und Namen. Herbie Hancock, Chick Corea, Ravi Coltrane u. a., ich wusste es gar nicht, hab am Anfang das nebenher laufen lassen wollen, es hat mich ganz schnell so in den Bann gezogen, da ging nix anderes. Man findet es auf YouTube, wenn man den Winterblues vertreiben will, passt das. Mein Eindruck außerdem, die Musiker hatten sehr viel Spaß aneinander, das konnte man sehen, Arte hat das richtig gut gefilmt.
Tagsüber hab ich frei gehabt, zum Genießen, spät aus der Kiste, lang gelesen, zum Sport und da hab ich mir drei Stunden gegönnt, endlich wiedermal ohne jeden Zeitdruck trainieren, alle Übungen wacker abgearbeitet, keine Abkürzung gebraucht, hinterher Sauna und was zu futtern bei meinem Chinesen. Da war ich neugierig, ob ich was bekomme und dort essen darf, aber ich wurde nur nach geimpft gefragt, saß allein im Eck und hatte genug Ruhe zum nebenher Lesen.

Sonntag, 5. 12. 2021

Als wäre ich ein Sportler, so tat ich heut. Morgens, es war nicht ganz leicht, rechtzeitig aus dem Bett zu kommen, bin ich pünktlich in Hirschau angekommen zum Lauftermin. Wir waren gar nicht viele, die meisten waren wohl beim Nikolauslauf in Tübingen dabei. Zu fünft ist unsere Gruppe los, Richtung Weilheim, Derendingen, nach Kressbach hoch, da sind zwei von uns auf die Abkürzung, zu dritt sind wir über den Eckhof in den Rammert rein bis Bühl, von da aus zum Neckar und drüber, zurück bis Hirschau, gab 21 km, wir haben es unter 6 Minuten auf den Kilometer geschafft, obwohl der Aufstieg Kressbach richtig steil ist. Vergnügt heimgefahren, geduscht, Mittag gab es aus dem Frost, ein Nickerchen. Nachmittags hab ich mich meinem neuen Rechner gewidmet, paar Programme laden und paar Daten vom alten Rechner rüberschaufeln. Bis jetzt funktioniert alles, obwohl ich keine Ahnung hab. Morgen den Rest. Zu um fünf eilte ich in den Sportpark, am Wochenende macht er schon um sieben zu. Ein kleine Kraftrunde, die Beine hab ich ganz in Ruhe gelassen, die hatten genug vom Vormittag. An der Theke gab es die erste Nachricht, dass die Neuregelung für Corona nachgebessert wurde und jetzt eine gewisse Logik hat. Es dürfen ab morgen auch Ungeboosterte, die zweimal geimpft sind, es darf nicht länger her sein als 6 Monate, ohne frischen Test rein, ich glaube, da haben sich noch mehr Leute aufgeregt und das ist angekommen bei den Regelverfassern. Das finde ich jetzt gut, trotzdem wankt mein Vertrauen in die Arbeit der verantwortlichen Politiker gehörig, haben sie ihren Fachleuten nicht zugehört, oder einfach schlampig formuliert, zumal ich das beim ersten Hören reklamiert habe, aber ich wäre davon betroffen gewesen, mein Ministerpräsident und Konsorten sind bestimmt schon drittgeimpft. Jedenfalls habe ich gemerkt, dass ich auf so neue Zumutungen mit Lust auf Krawall reagiert habe, da ist eine Dünnhäutigkeit da.

Dienstag, 7. 12. 2021

Gestern war ich willens zu liefern, dann klopfte mein Nachbar, er hätte eine Störung , kein Festnetz, kein Internet, da hab ich von meinem Anschluss aus versucht, mit der Telekom klarzukommen. Eigentlich erst mit dem Sprachautomaten, der in der Dialogform recht begrenzt ist, als ich da endlich durch war, er, dieser Automat entschieden hatte, ich bräuchte jetzt ein leibhaftiges Gegenüber, endlich mit einem Techniker, der das Problem auf Anhieb verstand, eingrenzte, Messungen veranlasste, es kam zur Terminabsprache für den Besuch eines Technikers. Die Telefongesellschaften, aber auch die Geldinstitute und Versicherungen könnten allerhand Verärgerung und Unwillen ihrer Kunden umgehen, wenn das Verfahren handhabbarer wäre und  zielführend. Nun gut, meine Zeit war weg, immerhin für einen guten Zweck, darum die Lücke. Der heutige  Tag ist nicht sonderlich ereignisreich, Schlafen nach der Nachtschicht, Frühstück und Haushalt, zum Sport. Trainer Olli hat viel an mir rumkorrigiert, da findet sich überall Nachholbedarf. Als ich das die ersten Male erlebte, war ich verunsichert, hab es für Meckerei gehalten, mittlerweile und durch das regelmäßige Erleben empfinde ich es als sehr nützlich, zumal sich mein´Training dadurch verändert, verbessert. Es kommen Übungen dazu, fast immer sind es die Schwachstellen, die er aufspürt und bearbeiten will. Es kommt mir so vor, als ob er noch was aus mir machen will.
Die Nachrichten: Kretschmann entschuldigt sich für das Regelchaos vom Wochenende, na, immerhin. Der Landtag, die Oppaosition, nutzt die Gelegenheit, ihr Mütchen zu kühlen, macht viel Lärm drumrum, der nix zur Sache bringt.
Der Papst im Flüchtlingslager schilt mit der Welt über den Umgang mit den Ärmsten, den Beutel macht er aber nicht auf. Wohlfeile Worte, morgen sind sie vergessen.

Mittwoch, 8. 12. 2021

In der Mühle. Was soll erzählt werden? Die hundertste Wiederholung von Nachtschicht und Schlafverschiebung. Von einem Regentag, an dem das Laufen zwar auf dem Plan stand, aber ob des Wetters abgeblasen wurde. Ich saß daheim, hab so bisschen an Papieren was geordnet, sonst einen auf Erholung gemacht. Manchmal hält die innere Hatz an, immer noch was erledigen zu müssen, ich greif zum Buch oder hock am Rechner, denk, egal, es läuft nicht weg. Ist das beginnende Altersweisheit, Gelassenheit, die mir nun doch zuwächst? Keine Ahnung, aber es fühlt sich an wie Entlastung, gar nicht schlecht. Mal sehen, wie lang das hält, und wie es mir damit geht.
Wir haben eine neue Regierung. Mir gefallen die Nachrichten von Aufbruch und Neustart, auch dass sich drei verschiedene Gruppen zusammenraufen müssen, finde ich gut. Die Akteure wirken auf mich sehr aushaltbar, schon in den Koalitionsverhandlungen gefiel mir die Unaufgeregtheit und Zielorientierung. Arbeit gäbe es genug. Die CDU scheint tatsächlich Erholung und Erneuerung nötig zu haben, sie wirkt wie durch das Raster gefallen, ohne Merkel erst recht.

Donnerstag, 9. 12. 2021

Alles im grünen Bereich, nichts außergewöhnliches. Die neue Regierung startet, wieder ist alles anders als erwartet. Die Liberalen müssen sich mit der Impfpflicht auseinandersetzen, die andern ja auch. Die Grünen schlagen sich in Europa mit der Ansicht vom klimafreundlichen Atomstrom herum. Die SPD darf nicht an die Schuldenbremse ran. Bin ich froh, dass ich nur Nachtschicht habe.
Lesen: Ein Buch, "Nach Hause schwimmen", ein Roman von Rolf Lappert. Nach den ersten 140 Seiten bin ich begeistert. Eine eindringliche Art zu erzählen. Es fiel mich sofort an, aufzuhören, je eine Zeile zu schreiben, der kann es viel besser. Fragmente aus verschiedenen Leben, auch verschiedenen Zeiten werden so geschildert, dass ich nie den Faden verliere, die Geschichte glaube und sehr neugierig bin, was draus wird.
Ich hatte bestellt, heute konnte ich mein neues Spielzeug abholen. Es gibt drei schwere Jonglierbälle, und zwei verschiedene Kontaktjonglierbälle. Beim Auspacken hab ich gleich probieren wollen, die schweren hab ich nur zu zweit in die Luft bekommen, die sind so groß, dass ich erst üben muss, zwei in einer Hand zu halten, wie das werfen des ersten gehen soll, weiß ich noch gar nicht. Mal sehen, ob ich ie zum laufen bringe, oder ob sie unterm Bett landen.

Samstag, 11. 12. 2021

Gestern hat es nicht gereicht. Bzw. ich entschied, der Sport soll wichtiger sein. Also hatte ich ausreichend Studiozeit, sonst keine. Als ich später auf Arbeit ankam, sollte ich sofort in eine andere Abteilung, wieder die Nummer mit dem Auffädeln von Platte und Hülse. In unserer Reihe kommt gerade wenig Arbeit an, deswegen versucht unser Teamleiter, uns woanders unterzubringen. Die Kolleginnen, die uns in die Spur bringen, wir haben da keine Ahnung, machen es nett und geduldig, und außer dieser durchgängigen kleinen Dauerkonzentration, die die richtige Reihenfolge ergeben soll, ist das recht entspannend für mich. Man hat nicht viel Verantwortung, es ist so was Meditatives, auch ist der Arbeitsbereich ganz klein, ein knapper Quadratmeter vor meinem Bauch, da ist alles in Reichweite, was ich brauche. Ist eine Lage abgeräumt, oder ist alles aufgefädelt, kann man aufstehen, Nachschub holen, sich mal durchbewegen.
Zu Hause, in der Morgendämmerung schlafen gegangen, heut hab ich es geschafft, sehr pünktlich aufzustehen, dadurch war Zeit für Haushalt und Einkaufen, beim Sport war ich natürlich auch. Die Sauna danach macht Gemächlichkeit an die Hatz, alles mögliche zu erledigen. Und jetzt hab ich´s bis hier geschafft und bin schon ziemlich bettreif.

Sonntag, 12. 12. 2021

Auf Hirschau hatte ich keine Lust, es war ein Lauf zum Glühweintrinken angekündigt, das ist nicht so mein Ding. So gab es einen lauffreien Tag, das klingt jetzt wie eine Begründung, die Wahrheit ist, ich hatte Lust auf einen gepflegt langsamen Tag, Ausschlafen, gemächlich starten und nur einen Besuchstermin, sonst gar nichts. Erst war Lesezeit, das Buch erzählt mir auf gediegenste Weise kleine Fenster in andere Leben hinein. Ich sitze staunend vor manch nie gelesener Formulierung, die es genau trifft, zumindest habe ich das Gefühl, ich kann sofort die dazugehörigen Bilder entwickeln. Und, was mir noch auffällt: Dieses Buch, auch andere vorher erzählen mir von Menschen, die manchmal nicht mehr jung sind, nicht mal mehr mittelalt, aber jünger als ich. Ja, denke ich, so geht altern, u. a..
Nach dem Mittag bin ich losgefahren nach Kirchheim zu meiner Kunstfreundin, wir hatten uns in ihrem Atelier verabredet. Ich war ziemlich lange nicht da, so erhielt ich einen Einblick in lauter fertige und angefangene Kunstwerke, es war fast wie ein Ausstellungsbesuch. Das Schöne an ihren Arbeiten ist neben aller formalen Gediegenheit und der inhaltlichen Klarheit, es geht lustig zu. Da blitzt der Humor auf, nicht krakeelend, aber schon gehörig schmunzelnd. Macht mir gute Laune. Wir sind nach der Schau in die Stadt gelaufen, haben uns in einen Bäcker gehockt, es gab guten Kuchen zum Kaffee. Dass man immerzu seine Maske, den Ausweis und das Impfzertifikat bereithalten muss, manchmal noch Luca benutzen soll, macht das Leben nicht einfacher, ist im Ergebnis aber viel besser als ein Lockdown. Wir konnten viel reden, haben beide gemerkt, Corona und Impfpflicht sind schwierige Stellen. Mit jeder markant eindeutigen Aussage ist man schnell dabei, nicht mutwillig und nicht böse, andere auszugrenzen. Zum Glück sind wir da ähnlich unterwegs, was Mediennutzung und Wissensquellen anbelangt. Der Wissensstand ist noch recht ursprünglich, vor einem Vierteljahr gab es das Wort Impfdurchbruch noch nicht in allgemeinem Volksgebrauch, so geht es an vielen Stellen zu, Omikron kennen wir jetzt als Bezeichnung, was es mit uns machen wird, was nachkommt, wieviele mir unbekannte griechische Buchstaben wir noch benutzen werden, alles offen. Ich bin abends zufrieden heim gefahren, so viele Nachmittage in gediegenster Gesellschaft hab ich ja nicht.

Montag, 13. 12. 2021

Den Wecker hab ich ausgemacht, ein bisschen verzögerte sich das Aufstehen wegen der Wohlbefindlichkeit unterm Zudeck. Herrlich, was einem da durch den Kopf springen kann. Immer noch rechtzeitig stand ich aufrecht, ich habe konzentriert begonnen. Das Frühstück war bereit, die Wäsche lief, als ich las, der Aufwasch ging schnell und der Sanitärputz auch, die Wäsche war zu hängen und ich wollte laufen, wenigstens ein bisschen. Da ich schon wieder eine lange Lücke hatte, und die Zeit knapp wurde, gönnte ich mir eine Fünfkilometerrunde, nur hoch zur Forstschule, einmal drumherum und zurück. Schließlich musste ich noch duschen, einen Test machen was futtern vor der Schicht und los zum Bus. Auf Arbeit werden wir mit dem Bestand wohl gerade übers Restjahr kommen, wir denken alle, ab Neujahr wird es besser, ohne dafür einen Grund zu haben. Man wird sehen. Jetzt mache ich mit Bildern weiter, einmal die Sicht beim Lauf, die Luft war herrlich feucht, der Ausblick begrenzt, dadurch ist nicht viel auf dem Bild.

Zeigen wollte ich, wie groß meine neuen Jonglierbälle sind, ich habe die ersten geglückten Versuche erlebt, alle drei ein paar Runden, wenige Runden zu starten. Der Anfang ist gelöst, ich muss links und rechts einen Ball in der Hand haben, den dritten klemme ich dazwischen und probier ihn so zu werfen, dass ich den zweiten losschicken kann, den dritten, dann muss ich den ersten schon fangen. Das alles soll der erste Wurf ermöglichen, der aber so ganz neu für mich ist. Es muss geübt werden.

Dienstag, 14. 12. 2021

Ich bin wirklich zeitig aufgestanden, war pünktlich um 8:15 zum functional training im Sportpark. Es ist nicht meine Lieblingszeit zum Sportmachen, aber es ist in den Wochen von Nacht- und Spätschicht der einzige Kurs dieser Art, den ich erreichen kann, da muss ich ran. Nach einer Stunde waren wir durch, es war wieder was Unbequemes dabei, da muss ich gegen meine Verkürzungen ankämpfen und es reicht nur geradeso, die Übung durchzuführen. Der Kurs war beinlastig, morgen werde ich was davon merken. Die Sauna war zum Glück in Betrieb, ich hab es mir ausführlich gegönnt. Ab da war der ganze Tag recht entspannt, ich konnte zu Hause noch bisschen Krimskram erledigen, auf Arbeit war es auch ganz ruhig, die Maschinen liefen gut. Es war genug Zeit, mal was zu reden mit einzelnen Kollegen, einer hat mir erzählt, wie er sein Longcovid bewältigt hat, wie es war, richtig krank zu sein, nicht zu wissen, wann, ob es je besser werden wird. Dazu die Gespräche auf Arbeit, als es wieder losging, warum so lange, und er wäre gesehen worden, vor seinem Haus sitzend. Ich erinnere mich, das war manchmal das Gerede unter seinen Kollegen. Da kommt zu der eigentlichen Erkrankung noch solcher Mist dazu, das macht es nicht einfacher.

Mittwoch, 15. 12. 2021

Es war nichts los. Der Tag verlief ruhig, morgens gönnte ich mir Fußpflege, es ist immer köstlich, danach auf neuen Füßen zu schweben, da drückt keine Hornhaut mehr. Auf dem Rückweg bin ich in eine Bank rein, wollte eine kurze Beratung, kein Mensch war da, ich bekomm einen Termin. Es muss alles seine Ordnung haben. Am Ende werd ich mit meiner Frage in fünf Minuten zu Potte kommen. Immerhin ging es schneller als am Telefon, bis man durch das Fragemenü durch ist, vergehen viele Minuten und meine anfangs gute Laune verschlechtert sich mit jeder neuen unsinnigen Abfrage. Die Arbeit lief gut, ich bin wieder verborgt, das geht schon so lange an dieser Stelle, ich fang an mich auszukennen.

Donnerstag, 16. 12. 2021

Wieder ein Termin, zu dem ich früh aufstehen soll, damit ich ihn erreiche. Im Ergebnis ganz und gar unbefriedigend. Ich war bei einer Bank, wollte mich beraten lassen, um dem Verwahrgeld, welches bei meiner Hausbank im Moment alle Monate anfällt, zu entgehen. Da kam ich vom Regen in die Traufe, sollte schon für das Konto an sich Gebühren zahlen, hätte das volle Programm in Anspruch nehmen müssen, das ich gar nicht brauche. Also gut, da ist als Ergebnis eines soliden Lebens ein bisschen Geld liegengeblieben, nachdem ich all die Kredite meiner Gründerzeit abgestottert hatte, was sich wegen eindrucksvoller Zinsen zu jener Zeit hinzog, nun soll ich wieder Geld an die Bank abdrücken, damit ich es ablegen kann. Unmut ist da ein zu schwaches Wort. Dazu kommt, wie mir die Beraterin wortreich auswendig gelernt die harten Zeiten für die Bank schildert, schon war ich mir wiedermal ganz sicher, Geld macht nicht glücklich. Ich werde für meine paar Groschen auf jeden Fall eine Lösung unter dem plumpen Radar der Finanzindustrie finden und mir den Buckel küssen lassen. Richtig blöd an diesem Versuch war, meine Zeit war hinterher zu knapp für einen Besuch im Studio oder einen Lauf. Sinnlose und zeitfressende Wedelein. Auf Arbeit wieder alles gut gewesen, ich bin in der Reihe mit den neuesten Anlagen, da funktioniert das Meiste gut, die Maschinen laufen wie am Schnürchen. Beim Blick in meine Reihe sah ich die Kollegen wiedermal mit Fehlern und Defekten kämpfen. Nun ja, das hatten wir schon. Die Arbeitszeitplanung zum Jahresausgang ist unbefriedigend. Es gibt keinen Gedanken daran, es für die Arbeiter gut zu gestalten. Wir hatten vor kurzem Schließtage aus heiterem Himmel, mit denen hätte man ohne weiters und bei demselben Betriebsergebnis die einzelnen Arbeitstage frei geben können, so muss eine Nachtschicht gearbeitet werden, bzw. eine Spätschicht, der Rhythmus ist schon gestört, das läppert dann so halbentschlossen vor sich hin, entspricht der einfachsten Lösung. Vor diesem Hintergrund ist die Frage nach der Motivation der Belegschaft einfach lustig, wir könnten das beantworten. In den Nachrichten kam die Prämienzahlung an die Daimlermitarbeiter vor. da wird eindrucksvoll motiviert. Das wäre noch eine Antwort.

Freitag, 17. 12. 2021

Es hat mich ereilt, morgens hab  ich den Wecker ausgemacht und weiter geschlafen. Nicht mal unanständig lang, aber für Sport hat es nicht gereicht. Immerhin hab ich zu Hause mit den dicken Jonglierbällen bisschen gespielt, es ist ziemlich anders. Ich muss mich konzentrieren, immer wieder, bei jedem der Würfe genug Energie mitzugeben, sonst kommt eine mickrige, schnell den Boden anstrebende Parabel raus und es endet. Es endet sowieso immerzu. Da will noch viel geübt werden. Schon nach ein paar Minuten wirkt sich das Gewicht eindrücklich aus, ich kann mir vorstellen, dass da ein Kraftzuwachs zustande kommt. Beim Wiegen kam pro Ball ein Kilogramm raus, genau 976 Gramm, die dann bewegt werden wollen. Ich bin neugierig, wie sich das anfühlt, wenn ich das dauerhaft beherrsche und lange Sequenzen schaffe, komme ich da ins Schwitzen, brauche ich Pause?
Beim Lesen, immer noch den Lappertroman, bin ich intensiv berührt, getroffen, die Hauptfigur, ein junger Mann, hat nach vielen Wendungen in seinem Leben seinen frühzeitig verlorenen Vater wiedergefunden, ganz anders, als er sich vorstellte, da sind zwanzig Jahre vorbei. Es fehlen noch 80 Seiten von 600, ich bin gespannt, was sich da ergibt. Mein Vater war nicht gar so lange weg, die Lücke von 8 Jahren fühlte sich an wie nach der Zeitenwende und es war gar nicht das Herzschmerzglücksfinale, das im Fernsehen inszeniert wird unter getrennten Geschwistern oder so. Da jetzt was parallel lesen zu können, das kommt nicht so oft vor. Lesen ist eben nicht nur das Erfahren von irgendwelchen Geschichten, es kann das pure Leben drin stecken, sogar meins.

Samstag, 18. 12. 2021

Was war das heute? Ich war in kleiner Erschöpfung und großer Verstimmung unterwegs, hätte mich am liebsten zu Hause eingegraben, zum Buch gegriffen, Musik angemacht, die mich noch trauriger machen kann und gehofft auf morgen. Vielleicht Sonne oder Gesellschaft. So ging es nicht. Ich hatte zugesagt bei einem Workshop im Sportpark, Calisthenics bei der neuen Trainerin, sie hatte mich so freundlich dringend geladen, ich wollte sie nicht hängenlassen. Der Kurs war überraschend gut besucht, ich kam auch noch als letzter und wurde extra begrüßt, fast zu einer Vorführung gedrängt, das konnte ich irgendwie abwimmeln. Dazu kam es dann zur Stunde der Wahrheit, ich hatte es geahnt, ich konnte gar nicht liefern. Überall fehlte es an Kraft und Fähigkeit. Das besserte die Stimmung mitnichten. Nun gut, ich glaube, es war auch für die anderen zu sehen. Am Ende hab ich es überstanden, mit der Einsicht, die besten Jahre sind vorbei. Es ist jetzt nicht so, dass ich komplett den Mut verloren gebe, ich glaube, wenn ich an den Zielen was ändere, muss ich nicht aufhören Sport zu machen.
Den Lappertroman hab ich fertig, bei weitem das berührendste Buch für mich seit langer Zeit. Die Sicht auf eine Verzweiflung am Leben, auf jede Menge Missgeschick und Handicap, auf Unmut und Unlust, es weiterzuleben, es kam mir vor, als würde ich eine Sprache finden, die ich auf Anhieb gut verstehe, als meine erkenne. Verblüfft haben mich Schilderungen von Szenen, die ich selbst erlebte, wieso fragte ich mich, kann er das wissen. Wenn ich so drüber schreibe, ist das schon das deutliche Bekenntnis zu einer gewissen Schwermut, ich bin mir gar nicht sicher, ob das so hierher gehört. Andererseits sind das Nachrichten, die mit mir zu tun haben, soll ich davon schweigen? Warum? Wäre es eine Zumutung, wenn es so vorkommt, nicht literarisch verbrämt und anonym versteckt in der Fiktionalität von etwas Buchartigem. Halten meine einzelnen Leser das aus? Oder soll ich Vitamin D und Sonnenschein in hoher Dosierung machen lassen, außerdem eine innere Zensurschere, dass es hier durchgängig heiter zugeht? Solche Fragen, morgen wieder ein Text.

Sonntag, 19. 12. 2021

Der Anfang war in Ordnung, mit dem Klingeln des Weckers begann der Tag. Lesend, gestern hatte ich mir mal wieder einen Spiegel gekauft, weil mich der Titel interessiert, es geht um Geschwisterbeziehungen. Klasse, mal nicht Corona. Ich habe zwar keine Geschwister, aber zwei Kinder, auch kenne ich viele Geschwistermenschen. Im Text kam raus, wie viele Varianten es gibt, wie viele Einflüsse das Ergebnis gestalten, Überblick hab ich keinen, vielleicht gibt es den gar nicht ob der Vielfalt. Gerade so um neun fuhr ich in Hirschau ein, es ging schnell auf die Strecke. 20 km im Schnitt unter 6 Minuten, bei 350 Höhenmetern ist es ok. Unterwegs gab es einen Läufer, der lauthals seine Ansichten zur Nachrichtenlage verkündete, immer in der Intension, alles durchgängig abschätzig zu bewerten, das gab ein Geschimpfe. Drumherum ging es wortkarg zu, ich hab mich manchmal zurückfallen lassen, um der Versuchung, ständig zu widersprechen oder eine andere Bewertung zu liefern, zu entkommen. Am Ziel gab es eine kleine Glühweinseeligkeit, der hab ich mich auch entzogen, bin gleich heimgefahren. Duschen, Mittag aus dem Frost, es kam die Anfrage, auf um fünf im Studio anzufangen. So hab ich noch gelesen, meine Blümchen gegossen und telefoniert. Ein anstrengendes Gespräch, ich wollte versuchen gegen die vorhersehbare Art zu reagieren eine Alternative einzupflegen, was am Ende gelang nach großer Beharrlichkeit. Da gab es ein Konfliktpotential, das jetzt hoffentlich im Bearbeitungszustand ist. Schon war Studiozeit, wir hatten beide Muskelkater von dem Kurs gestern, haben wacker drumrum trainiert und uns mit einem Saunagang belohnt. Zu Hause geht es um die Vorbereitung für die Schicht morgen, hauptsächlich den Versuch, beizeiten schlafen zu gehen, die Zeit im Bett nutzbringend zu verschwenden.

Dienstag, 21. 12. 2021

Juppdiheißa, fang ich mal an, für dieses Jahr ist die Arbeit geschafft. Es waren diese zwei Tage Frühschicht, das taugt schon als Ausrede für das Fehlen des gestrigen Textes, die in anderthalb Wochen frei führen, das sind gute Aussichten. Von gestern wäre zu berichten, dass wir zum functional training abends im Sportpark allerhand Muskelkater mitbrachten vom Samstagkurs. Allen, die teilgenommen hatten, tat irgendwas weh. Wir haben in grimmiger Kälte am Tower alles gegeben. Heute war die Arbeit eine Pseudoaktion, wir ließen einzelne Maschinen noch bissle laufen, haben geputzt und aufgeräumt, waren ab und zu einen Kaffee trinken, die meisten sind eher abgehauen, bis auf die Busfahrer. Für den Nachmittag ging ich im Biobäcker lang, mir mit einem leckeren Kirschkäsewohlschmeckkuchen Gutes zu tun, außerdem war Kino geplant. Um sechs ein Film über Billie Holiday. Eine Journalistin hatte in den 1970ern den Kollegen nachgespürt, weil sie besessen war von der Musik. Niemand vor Billie und nach ihr konnte so singen, vor allem so Texte interpretieren und so aus einem harten und schwierigen Leben berichten. Und alle aus dem Umfeld, Musiker und Produzenten, bestätigten als erstes dies, dazu entstand aus den Erzählunge ein trostloses Bild Amerikas aus der damaligen Zeit. Der Filmemacher hatte das unvollendete Projekt der Journalistin in die Finger bekommen und sich an die Arbeit gemacht. Die Originalmusikeinspieler kann man wohl alle auf YouTube finden, manche kannte ich, aber in dieser Zusammenballung und mit den mitlaufenden Lyrics war es umwerfend. Wenn sie Strange Fruit singt, nur Stimme vor ganz wenig Piano, das ist so stark und langt punktgenau in die damalige gesellschaftliche Situation hinein, hört man eins der Jahrhundertwerke.
Eigentlich wollte ich nach dem Film heimrasen, die Sporttasche schnappen und los. War gnädig mit mir, erinnerte mich ans Älterwerden, auch meldete sich eine kleine Müdigkeit und Hunger und ich fand die Vorgabe, den Text nachzuarbeiten, für heut zu liefern, hatte die Einsicht, es würde sehr spät werden, wöllte ich alles durchziehen. Vielleicht gelingt mir noch ein angemessener Umgang mit mir selbst.

Hoppla, der Mittwoch fehlt, ich hab´s vergessen.

Donnerstag, 23. 12. 2021

Es war gar nichts weiter los gestern, ich war vormittags beim Spinningkurs, eine Ersatzhandlung, weil es so kalt draußen war, da hab ich mir das Laufen verkniffen. Zwischenrein Stadtgang, am Bücherschrank, am Bäcker lang, erfolgreich. Und abends war der Kurs am Crossfit-Tower, es war knackig kalt. Trotz Schwitzen und Hecheln waren die Füße sehr kalt geworden, Turnschuhe sind keine Winterschuhe, ich habe hinterher in der Sauna wiederbelebt. Heut war Pause, Tag für Soziales. Also telefonieren, einen Besuch machen und in feinster Gesellschaft gut aufgehoben sein. Abends zu Siggi in den Bauchkurs und wieder in die Sauna. Diesmal in netter Runde mit schönen Menschen, sehr entspannt, sogar mit Aufguss.
Die Nachrichten: Die Politik traut sich nicht, einen effizienten Lockdown zu verkünden, wegen Weihnachten und den vielen Protesten. Hinterher wird man überall lesen können vom Politikversagen, wenn Omikron sich austobt. Ich will es diesmal hier schon vorher sagen, wir werden in die fünfte Welle schlittern, obwohl wir es besser hätten machen können. Ich bin froh, kein Verantwortlicher zu sein, muss mich nur um mich kümmern.

Freitag, 24. 12. 2021

Ich habe es wie einen freien Tag genommen, an dem ich nichts auszustehen hab. Morgens lesend beim Frühstück, das Buch musste ich weglegen. "Der Zirkel", von Peter Zeindler, 1985 erschienen. Hundert Seiten hab ich geschafft, es war vor Erzählduktus so wie diese Fernsehserie aus dieser Zeit, Der Alte hieß sie vielleicht, laaaaangsam, wortkarg, beschreibungsarm, eine freudlose Diät. Ich hatte mich auf eine Binnenstory aus dem BND gefreut, so verkündete der Klappentext, es kam so karg daher, dass mich hartgesottenen Leser der Mut verließ.
Es war der Haushalt zu ordnen und zu packen, die Fahrt nach Bad Reichenhall stand an. Wie immer ging es mit Sperrung und Umleitung los, die erste Stunde mühsam über Land, durch niegesehene Dörfer, ab Autobahn war es besser. Am Ende war ich gar nicht viel länger unterwegs und wurde außerordentlich freundlich von den Kindern, den kleinen und den großen begrüßt. Die beiden Kleinen scheinen sich doch an mich zu erinnern, oder sie fremdeln gar nicht mehr, jedenfalls gerieten wir schnell ins spielen und kichern. Sie fangen an zu reden, sprechen vieles nach, benennen manches und verstehen sowieso das meiste. Dadurch werden die Spiele sofort vielfältiger und interessanter. Was auch köstlich ist, sie entdecken das Zusammentun. Da hocken sie voreinander und schreien los, bis sie merken, viel schöner kommt es, wenn sie gleichzeitig einsetzen. Man kann richtig mitverfolgen, wie die neuen Möglichkeiten erkannt und ausprobiert, dann verfeinert werden.
Dadurch, dass Weihnachten ist, hat das Sportstudio hier in der Nähe zu, auch am Wochenende, so dass ich meine Klamotte dafür gar nicht eingepackt habe, aber die Laufsachen sind dabei. Wenn das Wetter einigermaßen ist und die Zeit langt, gehe ich ab morgen an der Saalach hoppeln.

Samstag, 25. 12. 2021

Frühstücken in der Obhut meiner Quartierswirtin, interessantes Gespräch über ihr Erleben von Coronazeiten und dem Versterben einiger ihrer Verwandten, von denen ich wusste, sie hatte vorher mit gepflegt. Auch über christliche Weihnachten und die Scheinheiligkeit von vielen in den Kirchen, sie schilderte mir manch seltsames Erlebnis. Weiter mit Kinderrunde, spielen und rausgehen, Spaziergänge sind es im Moment nicht, da ohne Wagen, mit den laufenden Kindern kommt man nicht allzu weit. Also nahe Umgebung, sie waren trotzdem gehörig eingesaut nach Schnee- und Wiesenkontakt. Es gab Mittag für die Kleinen und die übliche kleine Einschlafhutscherei. Die Großen bekamen Mittag, ich bin ohne los auf die Laufstrecke. Das immergleiche Ziel hier, Auenland, ergab knapp 11 km an der Saalach links ruff und rechts nunner. Mit Sichtung von drei Gänsesägern. Duschen, Essen, Spielzeit. Schöne Zeit. Zum Abend zum einschlafen hatte ich den Johannes auf dem Arm und hab ihm eine Geschichte geflüstert, da schlief er bald. Mir hat sie so Spaß gemacht, drum schreib ich sie hier dazu.

Die Geschichte von den zwei Grashalmen

Und es begab sich, dass auf einer Wiese ein Grashalm stand, der sich über seinen Grashalmnachbarn wunderte. Immer, wenn er nickte, nickte der andere auch, damit nicht genug, ging das Nicken nach rechts, dann bei beiden, nach links, ebenso, auch nach vorn machte der andere mit, natürlich auch nach hinten. Der Grashalm dachte nach, warum, macht er das? Will er mich nachäffen, ärgern, wieso wird ihm das nicht langweilig? Hat er gar keine eigene Grashalmpersönlichkeit? Tagaus, tagein, schon, als wir klein waren ging das wohl so, fiel da noch nicht so auf, weil er noch nicht danach schaute. Vom vielen Nachdenken ermattet, nickte er ein in der sanfte Sommerbrise, er nickte nach vorn nickend ein. Und ihm träumte von einem Grashalm, der mit seinem Nachbarn gemeinsam nickte ...


Als beide Kinder schliefen, haben wir gegessen und noch schön Erzählzeit gehabt.

Sonntag, 26. 12. 2021

Ein sehr ähnlicher Ablauf wie am Tag zuvor, kein Lauf, dafür ein Mittagsschläfchen, mit den Kindern war es schön. Vormittags sind wir zu viert zum Bäcker gewandert, die Kleinen sind gut gelaufen, Johannes den ganzen Weg, Eva ließ sich manchmal tragen. Da wird aus einem Zehnmiutenweg eine Stunde, wo wir vieles anschauen müssen, benennen müssen, da muss man anhalten und bis es weiter geht, das dauert eben. Wieder zu Hause gab es zu futtern, mit dem Mittagsschlaf hat es sehr schnell geklappt, die beiden waren müde. Dadurch bin ich in meiner Geschichte nur bis zum nächsten Gänseblümchen gekommen, das meiste hab ich mir selbst erzählt, der Bursche schlief schon auf meinem Arm. Nachmittags eine Kellerspielrunde, da ist Platz zum hin und her fahren, außerdem ist eine Spielecke eingerichtet, gut für Zeiten, wenn es regnet. Später noch eine Runde mit Legobausteinen, mit Bällen, alle Spiele laufen anders als gedacht, die beiden finden ihren Spaß an unvermuteten Stellen.

Montag, 27. 12. 2021

Ich könnte den Text von gestern verwenden, in der Mittagspause gab es einen schönen Lauf. 10 km in der Wintersonne. Spielrunden mit den Kindern, da haben alle ihren Spaß. Neues Wort von Eva, Dagute, was immer das heißen mag, wir haben es nicht enträtselt. Sie sagt es unterwegs und in der Kellerspielzeit, auch beim Essen, ist das der Spaß am Plappern oder heißt es was. Die alte Nachbarin klopft, zeigt eine Post vor, sie hat Verwandtschaft in Sachsen, die haben ihr tatsächlich Werbematerial irgendeiner Impfgegnerschaft geschickt, sie war entrüstet. Es geht der Riss tatsächlich mitten durch Familien.

Dienstag, 28. 12. 2021

Ich war wie eine Amme beschäftigt, also ohne Milchgeben, sonst von früh bis Schlafenszeit mit Windeln und Füttern, Rausgehen und Spielen. Da ich das noch nicht oder nicht mehr routiniert mache, bin ich konzentriert bei der Sache, bei Zwillingen ist es anspruchsvoll, und es kommt nicht zu einem anderen Nachdenken. Deswegen ist der Text momentan eher schmal. Eine Episode: Eva nach dem Essen, sie reckt mir ihre Hände hin zum Abwischen, den Mund auch, ich hab mal gesagt, jetzt die Gusch. Sie sagt es nach, das Wort gefällt ihr. Einen Tag später sagt sie es selbst, bevor ich es sagen kann, und reckt mir dann ihren Mund entgegen. Ich komme mir vor wie ein richtiger Großvater.

Donnerstag, 30. 12. 2021

Der Tag gestern war voll, es passte kein Text mehr hinein. Dies wäre nachzureichen: Vormittags ging mit den Kindern, die waren bisschen quengelig, schnell herum, mittags wollten sie nicht gut essen, mehr zetern, dann haben wir sie in den Schlaf gebrummelt, diesmal hatte ich die Eva, auch sie musste sich was über Grashalme und Pusteblumen anhören und ist schnell in den Schlaf geflüchtet. Die Heimfahrt dauert eben, viereinhalb Stunden sitz ich im Auto und denke über das Beamen nach. Im Radio eine Sendung über Sterbevorsorge, wie man seine Verhältnisse ordnen kann, was man absprechen sollte, das meiste ist mir klar, manches kam dazu, das alles ist im Zustand des guten Vorsatzes. Ich will es angehen, irgendwann. Die, die zu Wort kamen als Kundige bzw als Befragte, waren jünger als ich. Daheim wie immer, auspacken, einkaufen, schnell zum Sport. Da beim Check in war die Ampel rot, irgendwas sei mit dem Vertrag, es sei nicht wegen dem Impfstatus, den ich vorlegen wollte.
Heute fing es später an als in Reichenhall, und ging über in ausgiebige Lesezeit. Roald Dahl´s Buch der Schauergeschichten. Ich schätze ihn als Autoren, hier hat er von anderen das Beste dieses Genres zusammengesucht, er hätte ca 750 Geschichten gelesen, von denen 25 gut wären, 14 haben es in diese Sammlung geschafft. Verdientermaßen. Ich habe fünf geschafft und es ist gediegene Unterhaltung. Manchmal spannend, auch gruselig, immer unwahrscheinlich, das tut aber nichts. Wenn es so weitergeht, habe ich noch zwei gute Lesetage vor mir. Eine Einkaufsrunde stand an, so seltsame Dinge wie passende Schnürsenkel, destilliertes Wasser, das im Supermarkt aus war, eine Led-Taschenlampe, die ich bisher nicht gefunden hatte in meinem umgeräumten Markt. Fast alles fand ich im Picksraus, das Wasser gab´s im Baumarkt. Mittags hatte ich Lust, hab selbst gekocht, naja, in einer Viertelstunde hatte ich Nudeln dampfend auf dem Teller, den Kaffee gab es auswärts. Zu Siggis Bauchkurs hatte ich mich angemeldet, wieder die rote Lampe beim Einlass. Diesmal klärte es sich, mein Impfstatus ist zwar noch derselbe, aber die Regel hatte sich geändert. Ganz ohne Mitteilung, meine Zweitimpfung gilt nur drei Monate, geboostert wäre ich in Ordnung. Mit einem Test vor Ort kam ich rein. Ich hab Unmut geäußert, weil diese Regel nicht logisch ist, nicht mal bekanntgegeben wurde, irgendwo im Studio auf einem Bildschirm waren aus den bisherigen 6 Monaten 3 geworden, das sehe ich erst, wenn ich davor stehe. Ich frage mich, ist es eine Bestimmung vom Land herausgegeben oder vom Vorstand im Studio festgelegt. Mir gefällt das Studio, ich glaube, sonst hätte ich meine Kündigung geschrieben. Jedenfalls war es ein milder Bauchkurs, danach noch eine kurze Geräterunde, dann zu zweit Sauna, zwei Runden.

Freitag, 31. 12. 2021

Es stand ein Lauftermin an, mittags in Hirschau, ich hab mir einen gemütlichen, verlesenen Vormittag gegönnt, bis es Zeit war. Unheimlich viele Läufer, die Lust auf eine Stunde Spitzberg hatten, bei dem Wetter und der freundlichen Einladung vom Lauftreffleiter Winne kein Wunder. Der Pulk zog los, bald auseinander, ich erwischte eine kleine schnelle Gruppe, zwei Ladies zeigten uns die Grenze. Wir zwei Herrren sind geradeso mit gekommen, am Berg jedesmal kurz vor dem Gehtnichtmehr. Am Ende waren auf knapp 12 km 310 Höhenmeter geschafft, bei einem Schnitt unter 5:40 min/km. Am Ziel wurde es wieder gesellig, viele hatten was zu knabbern, zu trinken mitgebracht, eine fröhlich schwätzende, große Runde. Zu Hause duschen, spätes Mittagessen, Nudeln mit eingelegten Riesenbohnen, lecker. Ein wenig telefonieren, ein Kaffee, Lesezeit. Am Abend, als ich immer noch satt war, hatte ich keine Lust auf Normalbetrieb, ich bin auf eine Nachtwanderung gegangen. Wollte nach Bühl, da hatte ich einen neu aufgestellten Bücherschrank gesehen. Am Radweg lang immer mal geblendet von den Autos auf der höher liegenden Straße, hab manchmal die Augen zugemacht, nachdem ich mir die Richtung gemerkt hatte. Das ging erstaunlich gut, einmal landete ich in der Wiese, das merkt man sofort, mit den Füßen. In den Dunkelzeiten schaukelte die Deichsel vom Großen Wagen über dem Spitzberg, auf der anderen Seite über dem Rammert war richtig was los, ich kenn die Sternbilder nicht. Es waren viele, und es war schön. Angelangt, holte ich meine Taschenlampe aus dem Rucksack und stöberte, fand einiges und mein Rucksack nahm an Gewicht zu. Heimwärts mit einem guten Gefühl, ich war lange nicht so unterwegs. Nicht mal die wenigen kläglichen Feuerwerksversuche störten. Der Hunger meldete sich rechtzeitig, so dass ich mich laufend schon freute auf schönen Käse und frisches Brot und Oliven, was geht´s mir gut. Damit endet das zweite Coronajahr, um Vorsätze für das neue Jahr brauche ich mich nicht kümmern, wie ich mich kenne, werde ich an den laufenden Geschichten ausgelastet sein. Vielleicht nehme ich ein bisschen von dem Erwartungsdruck raus, ich muss nicht alles erfüllen, was auf meinen Listen steht. Nehm ich mir vor, mich nicht so schlecht zu fühlen, wenn ich dies oder jenes Ziel nicht erreiche, werde den Weg dahin wertschätzen.

 

zum Januartext