Montag, 1. 11. 2021
Ein geschenkter Feiertag, macht das Wochenende genüsslich lang, ich
hab ihn zum Ausschlafen genutzt. Spätes Frühstück, lesend, ein
dickes Teil hab ich angefangen, "Zorn der Wölfe" von Jiang Rong.
Beginnt mit der Beschreibung des Lebens während der Kulturrevolution
in den 1960er Jahren, ein Student aus China wird in die Mongolei
geschickt, soll das Leben der Viehzüchter kennenlernen. Beschrieben
wird dabei nebenher die Mythologie des Volkes der Schaf- und
Pferdehirten, die Begegnung mit Wölfen, das entbehrungsreiche harte
Nomadendasein. Alles in schwer lesbarer, furztrocken berichtender
Sprache, was ist da der Übersetzeranteil? Immer wieder das Aufsagen
der Klassenkampfrhetorik, aber die alten Herkunftserzählungen sind
ebenso einfältig dahererzählt, 150 von 700 Seiten hab ich, beim
Spickeln nach dem Ende fand ich lesenswertes, mal sehen, ob ich mich
durchbeiße. An solch einem Tag, auch an anderen, muss ich oft an
meine Mutter denken, sie ist seit fünf Jahren tot, und an die
anderen Vorfahren, ich bin in diesem Teil der Sippe der Älteste,
sozusagen am nächsten dran. Da ist oft das Bedauern, dass ich mit
dem Wissen von heute nicht mehr nachfragen kann, manche Erinnerungen
sind nur noch bei mir und ganz blass vorhanden, da rutscht die
Vergangenheit ins Vergessen, obwohl sie ja stattgefunden hat, es ist
niemand mehr da, der es genauer wiedergeben oder berichtigen könnte.
Da vermischt sich selbst Erinnertes mit Gelesenem, beinahe
unentwirrbar. Es ist noch ein Zeitbild vorhanden, das reicht bis zu
den Erzählungen meiner Uroma, Jahrgang 1889, die ich während meiner
Kindheit und frühen Jugend erlebte. Das Bild ihrer ofengeheizten
Wohnküche mit den schönen Vorkriegsholzmöbeln unter Dachschrägen ist
mir sehr deutlich. Im Sportpark war ich am frühen Nachmittag, da
war fast niemand da, ich konnte mich zwei Stunden austoben, danach
bin ich in die Sauna. Kurz bevor es zeitig dunkel wurde, reichte es
für einen Stadtgang, am Bücherschrank waren wir zu dritt am Wühlen,
da hat sich was etabliert, er war gut gefüllt, ich fand drei zum
Mitnehmen. Auf dem Rückweg einen Kaffee, noch ein wenig Daddelzeit
zum Musikhören, es gab Anouar Brahem, ein Oudspieler der
Sonderklasse. Und einen Anruf bei einem Künstler, dessen
Ausstellung hatte ich im August gesehen. Ich hab eine Weile
gebraucht zum Mutfassen, da einfach anzurufen, aber ich hatte den
Verdacht, dass ich da Wesentliches zum Antrieb zum Kunstmachen
rausbekomme. Wenn die Kunst gut ist, also richtig gut, aber eben
nicht ganz leicht zugänglich für Hinz und Kunz, wenn man davon leben
kann, immerhin, aber es nicht zum ganz großen Ruhm und Geld führt.
Es war ein interessantes Gespräch, über die vielen
Entscheidungsmöglichkiten, auch Störanfälligkeiten beim Kunstmachen,
mein Gefühl war, wir wussten beide, worum es geht, er hat es mutig
durchgezogen, ich hab vielleicht ein bisschen zeitig aufgegeben. Wer
weiß ...
Dienstag, 2. 11. 2021
Den Wecker auf zeitig gestellt, ich hatte mich abends angemeldet zum
functional training, Beginn 8:15 Uhr. Das fand ich etwas riskant, so
dass ich nicht mal eine Durchsage an meinen Sportsfreund machte,
weil ich mir selbst nicht ganz über den Weg traute. Hab es gradso
geschafft, wir waren nur drei Leute, egal, zehn Stationen je 4 x 30
Sekunden volle Pulle, 20 Sekunden Pause. Da erholt man sich nicht
wirklich nach Seilschüttlern, Kastenaufsprüngen, gedrehten
Ausfallschritten, Kreuzheben, Bauchroller, einbeinigen Liegestützen,
dem Kettlebellswing, vorgebeugtem Rudern, Sandballschütteln und
Beinrückseitenquäler. Nach einer Stunde waren wir durch,
verschwitzt, ich hab dann noch was für den Bauch gemacht und mir die
Sauna gegönnt. Ein kulinarisches Erweckungserlebnis folgte, ich
hatte nach einem SchnellstkücheYouTubeRezept aus Ghiasaat und
Sojamilch und Kakao und Rosinen was angesetzt, das taugte
tatsächlich als VorderSchichtMahlzeit. Schmeckte sogar. Bus, Arbeit,
zwischenrein, alle Kisten liefen, war Zeit zum Schwätzen, Bus, noch
was futtern, Text. Nebenher lustíge Videos von den Enkeln, erste
Versuche mit der Gabel zu essen. Verwunderung über die
Corona-Entwicklung, trotz Impfung hohe Zahlen, es macht mich nervös.
Mittwoch, 3. 11. 2021
Ein zeitiger Termin zur Fußpflege, ich bin also wieder früh
aufgestanden, vom Ausschlafen träumend. Es gibt in dem Fall eine Art
Belohnung, den Heimweg trat ich an mit einem wonniglich neuem Gefühl
an den Sohlen, nichts drückt mehr, hornhautbefreite, frisch gesalbte
Füße genießen das Fortkommen. Ein schneller Einkauf, verschiedene
Dinge waren aus, ohne Obst, ohne Brot, ohne Käse wollte ich nicht
sein. Es ließ sich im Aldi regeln, mittlerweile finde ich meine
Sachen schneller als im dauernd umgeräumten Handelshof.
Telefonieren, essen, zur Arbeit, diese Woche bin ich seit langem in
der mir vertrauten Reihe, auch mal schön. Ich finde alles, weiß, wo
ich hinlangen muss, die Fehler an den Anlagen sind mir bekannt, auch
wie ich reagieren muss. Alle Kisten sind gelaufen, unser Teamleiter
hat mitgeholfen, so war das Ergebnis schnell gut. Eins noch. In
der NZZ las ich einen Artikel, der hat mich aufgestöbert. Es ist ein
unbekannter Konzertmitschnitt gefunden worden, John Coltrane spielt
mit anderen legendären Musikern eine ausgedehnte, verspielte und
eben völlig unbekannte oder vergessene Version seines
Jahrhundertwerkes A Love Supreme ein. Ich kenne und liebe und
verehre die verfügbare Version, für mich eine Art Neunte Sinfonie
des letzten Jahrhunderts. Trotz des Stellenwertes in der
Musikgeschichte interessieren sich nicht viele Menschen dafür, das
wird mir ein Rätsel bleiben. Und ich kenne andere Konzertmitschnitte
dieser Musiker und werde ab hier aufgeregt suchen, bis ich an dieses
Stück herankomme. Dabei ist auch Pharoa Sanders, selbst schon lange
eine Legende, ich habe von den beiden einen Mitschnitt eines
Konzertes 1965 in Japan, es ist so wild, so neu, so schön, das wir
mir die nächsten Tage über die Vorfreude helfen.
Donnerstag, 4. 11. 2021
Wieder ein Termin am Morgen, vor langer Zeit vereinbart, die
Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt. Nüchtern erscheinen, ins
Praxisgewühle hinein, sich merken, was man fragen wollte, ich hatte
mich gut vorbereitet mit einem kleinen Spickzettel in der
Hosentasche, das hilft schon. Denn so routiniert bin ich nicht, beim
Blutabnehmen, beim IndenBecherpinkeln und damit durch die Praxis
laufen, beim Hose runterlassen, am Ende hat alles geklappt, ich
konnte heimgehen, hatte Lust auf Frühstück, zumal die Zeit für
irgendwelchen Sport sowieso zu knapp geworden war. Noch einiges am
Haushalt geruckelt, und los auf Arbeit. Darüber ist nichts zu
berichten, das Rumdoktern an Fehlern nahm allerhand Zeit in
Anspruch. Das Kantinenessen war gut, mit üppig Nachtisch, Tiramisu
und ein Birnengeschnetzelte in Vanillepudding. Da geh ich ganz
geschmeidig nach der Pause an die Arbeit. Lesen: Der Wolfszorn
ist ein Buch, bei dem sich Lesen als Arbeit, gar Mühsal entpuppt.
Viele Längen, viel aus dem chinesischen Revolutionssprech, aber auch
viele Nachrichten von der mir gänzlich unbekannten Lebensweise der
Nomaden in der Mongolei. Immerhin bin ich fast durch die erste
Hälfte.
Freitag, 5. 11. 2021
Ohne Termin zeitig aus dem Bett gekommen, immerhin enden
Spätschichtabende gegen zwei. Bin zwar ab elf zu Hause, kann aber da
nicht gleich ins Bett gehen. Muss ja noch über den Tag nachdenken,
ein wenig Musik hören, vielleicht ein bisschen YouTube, das dauert
eben. Heut wollte ich die Sportlücke beenden. Punkt neun war ich im
Sportpark, erst hab ich versucht, draußen was zu machen, aber es war
zu kalt und nass dazu. An den Stangen hatte ich zu wenig Griff, es
rutschte und fror. Drinnen die Alterchen, ich gehöre ja auch schon
dazu, die Geräte sind ziemlich belegt, der Hantelbereich ist frei.
Ich kam da zurecht, hab die Lücken genutzt, um Beinpresse und
Sitzbankdrücken einzuschieben, aber schon in der Pause zwischen den
Sätzen drängeln die Herrschaften, als gäbe es nicht tausend andere
Möglichkeiten. Da wedeln sie ihren Plan, stehen mir auf den Zehen,
statt die Reihenfolge zu ändern. Ich war freundlich und der Langmut
in Person. Auf Arbeit die alltägliche Herausforderung, die Kisten
trotz schlechten Zustandes am Laufen zu halten. An einer Anlage, die
hat gestern schon Einzelbehandlung gehabt, war es über die anderen
beiden Schichten auch nicht geglückt, nach vielen Versuchen gab es
eine Lösung, mein Kollege hatte die richtige Idee. Mit seiner großen
Erfahrung hat er solange getrickst, bis es mal lief. Wer weiß, wie
lange. Drumherum gab es ja noch elf andere Anlagen, die auch ihre
Schwächen offenlegen wollten. Wir schrieben drei Reparaturaufträge,
mit der Erfahrung, irgendwelche Notlösungen unserer Instandhaltung
retten uns paar Tage weiter, vielleicht. Die Zeit verging, schnell
lief es Richtung Feierabend, Wochenende, Urlaub, das sind gute
Aussichten.
Samstag, 6. 11. 2021
Herrlicher Ausschlaftag, spät angefangen, lang gelesen, ein paar
Dinge zu Hause gerichtet, zum Sport. Gutes Training, viel Platz im
Studio, manches auch draußen, lustig war, es wollte kein einziger
Handstand gelingen. Ich wurde immer nervöser, unwilliger, da geht es
gar nicht mehr, eh ich komisch wurde, hab ich aufgegeben und anderes
Sachen gemacht. Bis ich in die Sauna wollte. Jede Menge Lesezeit
über den ganzen Tag verteilt, da sind viele Dinge im Wolfsbuch, die
mir ganz neu sind. Der Umgang mit der Natur, dem Wetter ist anders,
wenn man im Filzzelt wohnt und wandert. Das Zusammenstoßen von
Naturreligion und chinesischer Revolutionstheorie ist lustig, wie
man aneinander vorbeisprechen kann ... Naja, das gibt es im Hier und
Heute auch. Gedankliche Vorbereitungen der Reise nach Bayern,
noch ein wenig YouTube.
Sonntag, 7. 11. 2021
Alle Klamotten packen, Sportzeug, Laufzeug nicht vergessen, die
Heizung drosseln, die Blumen so gießen, dass sie nicht versaufen,
aber durchhalten, bis ich wieder komm, entspannt ins Auto setzen und
400 km tuckern, diesmal ohne jeden Stau. Vorsichtige Begrüßung, die
Kleinen müssen erst schauen, wer da wieder kommt, ganz schnell
gelingt der erste Spaß. Ab da untersteh ich dem Regiment der Kinder,
bin verfügbar. Da sie ein wenig kränkeln, sind sie sehr bedürftig
und brauchen geduldiges Spiel. Den ganzen Tag hab ich nicht auf´s
Handy geschaut, nur kurz durchgegeben, wie lang die Fahrt noch
dauert. Abends bin ich schier in Nachrichten ertrunken, das
Ignorieren meines Geburtstages, auch noch des 60., geht etwas
einseitig zu. Morgen werd ich mal versuchen, mich da überall
freundlich zu bedanken. Dabei macht mir ein solcher Tag sehr
bewusst, die Zeit wird knapp. Nicht, dass ich auf der Arbeit noch
viel reißen will, aber die Bücherstapel sind hoch, die Lust auf
sportliche Ziele kollidiert mit dem Zeitfenster, es muss, so stelle
ich mir vor, klappen, mit einsetzendem Ruhestand zu probieren, was
ein altender Körper und ein ebensolcher Geist zu Stande bringen
kann. Auch soll da noch eine grundsätzliche Veränderung erfolgen,
vielleicht ein Umzug, an Konzepten mangelt es nicht. Gut
vorstellbar: ein ausführlicheres Schreibprojekt, Sport mit konkreter
Zielausrichtung, Wiederaufnehmen der Fotografie, der Zeichnung, des
Filmemachens, nicht von der alten Stelle aus, wo es aufhörte,
sondern aus dem dann aktuellen Stand und Wissen heraus. Auch Lust
auf lange Wege, Europa zu Fuß, nicht unbedingt Jakob, eher längs
oder quer durch. Und natürlich bei den Enkeln was erleben. Wenn
ich´s mir so vorstelle, davon träume, konnte ich den Beginn auf
morgen verlegen, mal sehen, wann diese Startlinie in Sicht kommt.
Montag, 8. 11. 2021
Der Tag lief wie geplant, mit den Kindern war es meist schön, auch
mal kurz stressig. Wir haben miteinánder gespielt, das ist meine
Aufgabe hier. Die Holzklötzer sind einfach nur Holzklötzer, trotzdem
kann man so viel damit machen. Wenn ein Stapel steht, wird der
manchmal beim Bau des Nächsten verunfallt, so können wir immer
weiter machen, außerdem die Teile rollern, schieben, werfen,
zusammenhauen und unter die Schränke schieben. Wenn es langweilig
wird, müssen wir aufräumen, schon ein neues Spiel. Dann fehlen
welche, wir suchen. Ziemlicher Jubel beim Finden. Wir waren draußen,
überall die Laubhaufen, Beeren an den Büschen, alles muss vorgezeigt
werden. Es gab einen Arzttermin, da hatte ich frei, bin durch die
Kurstadt scharwenzelt. Eine andere Welt, ín der mondäne Damen ihre
Hündchen ausführen und sich zum Wein am Nachmittag verabreden. Ein
Test für die Kinder stand an, morgen sollen sie wieder in den
Kindergarten. Da war ich mit. Es ging erstaunlich einfach zu, die
Kinder haben brav ihre Nasen hingehalten, Hannes hat gestaunt, Eva
wurde unwillig, in der Nase fummeln, dazu die Schutzkleidung, was
uns so alles widerfährt. Abends war der Studiobesuch eingerührt,
anderthalb Stunden Trainingszeit. Kaum jemand da, 2G schlägt zu.
Mein Programm ging gut, manches muss ich verändern im fremden
Studio, das nehm ich als Abwechslung. Im Status von WhatsApp
finde ich die Meldung meines Lieblingsverschwörungserklärers, die
geht so: 8. 11. 2020 Impfquote 0%,
Inzidenz: 147, Heute Impfquote 67,1%, Inzidenz: 201 Die Impfung
wirkt, würd´ ich mal sagen. Quelle: RKI. So was schickt er
immerzu in die Welt, Wenn ich jetzt mal als Gedankenleser auftrete,
er beweist uns die Nutzlosigkeit der Impfung, wie soll sie auch
helfen, wo Corona ein Lügenmärchen der Regierung und ihrer Medien
ist. Die Frage, wie die Inzidenz ohne Impfung wäre, stellt sich
nicht, er hat mir auch erklärt, dass 1918 die Leute nach der Impfung
alle an der Spanischen Grippe gestorben sind. (Grippeimpfungen gab
es ab den 1940er Jahren.)
Dienstag, 9. 11. 20221
An manchen Stellen war es mühsam. Die Kinder werden größer und
können immer mehr, dadurch ist das ausdenAugenausdemSinn vorbei,
wenn sie was wollen und nicht dürfen, z. B. auf alle Klingelknöpfe
im Treppenhaus drücken, nützt es gar nicht, wo anders hin zu gehen,
sie wollen zurück. Sie sind ab jetzt in der Lage, zu wissen, was sie
grad wollten. Der Frust bei Nichterfüllung ist neu, groß und hört
nicht leicht auf, Ablenkung nützt nur bedingt was. Der erste
Kindergartentag nach der Erkältung lief gut, sie blieben sogar zum
Schlafen da und kamen quietschvergnügt heim, Das war herrlich, sie
alberten rum, es gab ein Gekicher und Gequieke. Stürzten sich aufs
Essen, das klappt noch nicht gut, da fehlt noch die Routine, dass
sie unter den Bedingungen da normal futtern können. Wir hatten Zeit
für eine Gartenrunde, Ballspielen fängt an, eine Begegnung mit einer
Katze war interessant. Die ließ sich in Ruhe bestaunen, miaute auch
mal, so das die Erfahrung aus dem Bilderbuch ins wirkliche Leben
reichte. Abends Sportzeit, wieder hatte ich das Studio die letzte
Stunde für mich. Da hab ich die Maske weglassen können, das
desinfizieren sowieso, bis morgen jemand ranlangt, sind die Viren,
sollte ich welche verteilen, alle verhungert.
Donnerstag, 11. 11. 2021
Eigentlich wäre ein Text von Mittwoch zu erwarten gewesen, fiel der
etwa aus, hatte die Woch diesmal keinen Mitt? Nein, sonst hätte es
alle Kalender verschüttelt, die Bahn müsste ihren Fahrplan erneuern,
mein Handy wüsste nicht mehr weiter. Zum Glück ist die Erklärung der
Lücke viel einfacher, ich hatte keine Lust. Hab dem Gefühl
nachgegeben, saß vor dem Rechner und dachte: Nee, heute nich und
genoss es. Eine kleine Revolution gegen meine Vorgabe, ich hab mich
sozusagen im Schach selbst besiegt. Damit das nicht immer so läuft,
und damit dieses Gefühl ein besonderes bleibt, muss ich heut wieder
ran. Die Kinder waren wieder im Kindergarten, kamen zufrieden heim
und stürzten sich auf alles, was es zu essen gab. Wir haben den
Vormittag genutzt um im Keller zu räumen, an den Topfpflanzen und
denen auf dem Balkon zu pflegen, kleine Reparaturen zu versuchen.
So, wie die Zeit reichte. Nachmittags waren wir mit den Kindern
draußen, Eva ist schnell eingeschlafen, Johannes ist kreuz und quer
durch den Park und über den Spielplatz. Als es dunkel wurde und
kalt, sind wir schnell heim, und es gab eine wunderbare Spielstunde.
Johannes ist abends schnell eingeschlafen, Eva brauchte länger, der
Nachmittagsschlaf ließ sie länger durchhalten. Ich bin zum Sport ins
Studio, am Anfang waren noch Menschen da, es wurde schnell weniger,
bis wir zu zweit ware. Als wir kurz sprechen wollten, erkannten wir
uns sofort als Ossis, zwei Sachsen an bayrischen Hanteln.
Freitag, 12. 11. 2021
Alles ging schnell an diesem Tag. Morgens das Frühstück, Zimmer
räumen, alles ins Auto tragen, dann rüber, schon an der Tür die
Anweisung, Kinderwagen aus dem Keller, Johannes reinsetzen, die
Kinder mussten zum Impftermin. Währenddessen im Keller was geräumt,
da ist gut Platz geworden durch sinnvolles Ineinander und Stapeln.
Dramatisches Unwohlsein von Eva, Kotzen aus heiterem Himmel, ich hab
mich sehr bemüht, die Stube wieder zu richten, während die Mama
Johannes beruhigen musste, der war ganz durcheinander von der
Spuckerei, Eva musste am Vater bleiben und getröstet werden. Dann
war Abfahrtszeit, es sollte heim gehen. Tanken, einen Kaffee ins
Auto, auf die Autobahn und immerzu schnell fahren. Dadurch war ich
bald zu Hause, auspacken, einkaufen, die Hälfte, nein, nicht so
viel, vergessen, auf den nächsten Einkaufszettel schreiben, zum
Sport. Ins Gespräch mit einem Sportsfreund gekommen, den Verlauf
seiner Coronaerkrankung gehört und andere unerquickliche
Nachrichten, dabei lang geschwätzt, aufholen wollen, bis Zeit für
die Sauna war. Mir ein Studio gewünscht, das bis Mitternacht auf
hat. Da hätte es nicht mehr für Text gelangt. Mich verdoppeln
können, das wäre es. Einer macht Klimmzüge, einer schreibt, ich
könnte noch mehr beschäftigen, einer soll lesen, der Ingwer muss
geschält werden usw. Das Buch ist geschafft, hab mich wacker
durchgebissen. Das Ende ist trostlos und wahr, in diesem Fall wurde
die mongolische Steppe, die ursprünglich tausende von Jahren
funktionierender Lebensraum war, ruiniert, zur versandeten Brache
gemacht für ein bisschen Fortschritt, der nicht lang hält. Ich
möchte nachschauen, was mit diesem Schriftsteller ist, er hat das
Buch erdacht um 1970 rum, es kam erst 25 Jahre später raus in China,
noch viel später in deutscher Übersetzung. Vielleicht schaffe ich
das morgen, kann ich eines meiner Doppel in die Spur schicken.
Samstag, 13. 11. 2021
Der 13. hat den Freitag knapp verfehlt, der Samstag hatte gar nichts
von einem Pechtag. Das Ausschlafen, nach einer Woche zeitig
aufstehen, war der volle Genuss, am Frühstück konnte ich trödeln und
lesen, dann sollte ich laufen, so war der Plan. Ich hatte keine
Lust, es war noch ein bisschen kalt, neblig, hab mit mir so
rumgequengelt, bis zum Entschluss, statt in den Wald ins Studio zu
gehen, da lockte die Sauna. So war es dann. Das Mittagessen musste
sehr schnell gehen, es war Besuch angekündigt. Meine Kunstfreundin
kam, wir wollten in die Doppelausstellung von Harald Fuchs hier in
Rottenburg. Im Diözesanmuseum gab es eine Installation mit drehenden
Lichtern, vervielfältigt von Spiegeln, dazu eine Projektion. Gezeigt
wurde ein religiöses Ritual, eine große Prozession in der Karwoche
in Malaga, überblendet von Informationen aus dem wissenschaftlichen
Bereich, Nachrichten aus dem Kosmos und aus der Teilchenphysik. Die
Verquickung ist gelungen, in beiden Themen steckt Zeit und Kraft, er
bewertet es gar nicht, sondern lässt es gleichzeitig laufen, dadurch
entstehen Denkanstöße, die je nach persönlicher Erfahrung des
Betrachters wohl sehr verschieden ausfallen. In der Zehntscheuer
raumfüllend die Darbietung von Diaprojektionen, er hat in einer
Kirche in Ruanda, in der 5400 Tutsi erschlagen wurden, sie ist jetzt
Gedenkstätte, Fusseln aus den aufgehängten Kleidern der Opfer
aufgelesen, diese in Diarahmen geklebt. Wenn man diesen Zusammenhang
mitdenkt, wird aus der hochinteressanten Graphik, die in wechselndem
Rhythmus durchläuft, und die durch den Herstellungsprozess sehr
vielschichtig geworden ist, eine Art Denkmal, welches die Opfer
nicht ausbeutet. Ich war beeindruckt und empfehle weiter. Beim
Kaffee danach haben wir noch lange drüber sprechen müssen.
Abends war ich zu einem späten Geburtstagsessen eingeladen und wurde
großartig bewirtet, dazu war ich in gediegener Gesellschaft, wir
hatten viel zu bereden.
Sonntag, 14. 11. 2021
Es gab Kunst. Ich bin zu einer Ausstellungseröffnung gefahren, der
Künstler mit dem ich telefonierte, nachdem ich eine Ausstellung sah.
Die Arbeiten waren stark, er kann seine Sachen. Und er kann sie
erläutern. Und zwar in bodennaher, gut verständlicher Sprache. Er
hat die Einführung selbst gesprochen, als er ein Zitat einer
Kunsthistorikerin einschob, wurde der Kontrast deutlich. Ich habe
das erste Mal gehört, dass eine so individuelle Bildsprache
politisch sein kann, muss bekennen, dass ich die Begründung nicht
verstanden hab, oder kam sie gar nicht, ich war so angefixt von
diesem Gedanken, der ein Argument für mein Wiedereinsteigen ins
Zeichnen sein könnte, geriet tatsächlich in Aufregung. Nach dieser
Einführung wiederholte ich meinen Rundgang, hatte ein großes
Vergnügen beim Schauen, beim Finden der vielen Variablen in einer
sehr reduzierten, aber logisch in sich funktionierenden Zeichnerei.
Den Nachmittag/Abend hab ich einer privaten Lumperei gewidmet, als
ich zufrieden heim kam, war der Tag gelaufen.
Montag, 15. 11. 2021
Der Einstieg in die Nachtschicht bringt den langen Tag, ich hab mir
ganz viel vorgenommen und konnte allerhand abarbeiten. Die Zeit
vergeht trotzdem schneller, als sie soll. Schon sitz ich wieder
hier, in Hatz einen kleinen Text zu lassen. Die Coronazahlen sind
schrecklich, die Medien schreiben von wieder verstolpertem Vorlauf,
da sind wohl die Boosterimpfungen gemeint. In Israel gab es Zahlen
dazu, dass der Immunschutz nachlässt, dass die dritte Impfung hilft,
hier sei die Boosterei verschlafen worden. Da im Moment jedenfalls
noch mehrheitlich die Ungeimpften auf Intensivstationen landen, sie
sozusagen verstopfen mit ihrer Auffassung von Freiheit, dabei auch
meine Krankenkasse belasten mit Kosten, die die der Impfung weit
überschreiten, finde ich es gerechtfertigt, über Impfpflicht zu
sprechen. Aber eben auch darüber, diese individuell in Kauf
genommene Erkrankung aus dem Gesamtkostentopf herauszunehmen.
Freiheit ist immer die Freiheit der anderen, so sagte Rosa
Luxemburg, in dieser Situation versaut die Impfverweigerung allen
anderen drumrum das Leben mit. Wie das Pflegepersonal da verheizt
wird, obwohl man es vermeiden könnte, wird dabei nicht mitgedacht.
Eine Zusammenfassung fand ich, vielleicht eine Zeile in der NZZ, da
war die Rede von der "Diktatur der Ungeimpften". Es waren nicht die
Kinder gemeint.
Dienstag, 16. 11. 2021
Die Nachtschicht war stressig, obwohl gar nicht soviel lief in der
Reihe, ich war wiedermal vertretungsweise verborgt, war der
hauptamtliche Kollege an einer Maschine lange am Rüsten, dann am
Nachrüsten an der nächsten Kiste, ich hatte den Rest an der Backe.
Musste teilweise der Vorschicht nachräumen, da ist ein Kollege in
den letzten Wochen vorm Ruhestand unterwegs und will nicht mehr so
recht, so mein Eindruck. Egal, irgendwie ging es rum, heim,
schlafen, Neustart. Lesend, von Lorenzo de Medici, da hab ich mich
hinters Licht führen lassen beim Zugriff, bei dem Namen war ich
eher in Florenz zur Zeit Michelangelos. Nun ja, der Spanier schrieb
einen historischen Roman über das Geheinmnis der Malerin, die
Michelangelo noch begegnet ist. Mittelprächtige
Unterhaltungsliteratur, die Malerin wird sehr sympathisch
dargestellt, ich muss ihren Lebenslauf noch hervorgoogeln. Liest
sich fluffig und schnell weg, man kann es auch lassen. Nach dem
Haushaltkram ging ich laufen, es war ein guter Einstieg nach zwei
Wochen ohne. 11,5 km über die Felder Richtung Pfäffingen und genauso
zurück, im Schnitt von 5:28 min/km, trüber Himmel, Novemberfarben
überall, ein Gänseschwarm und Krähen auf der Stromleitung.
Donnerstag, 18. 11. 2021
Der Vollmond schien ins Studio hinein, was für eine schöne
Himmelslaterne. Gestern hätte ich nur berichten können, dass ich
mein Auto früh abgab, um den TÜV neu zu bekommen, dass ich im Bus
heimfuhr von der Werkstatt nach Rottenburg, voll besetzt mit
Schulkindern in allen Größen, alle brav mit Maske, aber sonst ein
lustiges Gewusel. Nachdem ich geschlafen hatte, gefrühstückt auch,
ging die Tour rückwärts, mit dem Bus zur Werkstatt, das Auto war
fertig. Erst wollte ich noch zum Sport rasen, fand das dann etwas
verbissen und hab es gelassen und dafür zu Hause allerhand an
Papieren weggelesen. Gibt eine kleine Lücke auf dem Schreibtisch.
Heute also ins Studio, voller Lust, mit genügend Zeit, es war ein
gediegenes Training. Wegen der Schichterei verpasse ich allerhand
meiner Lieblingskurse, heute wäre es Bauch bei Siggi gewesen. Ich
muss das irgendwie kompensieren, damit ich nicht gar so schlecht
aussehe, wenn ich mal teilnehmen kann. Lesen: Das Geheimnis der
Malerin endete so harmlos, ich würde es gelten lassen als Beispiel
für einen so schlecht, wie es geht gemachten historischen Roman,
wobei Roman ein zu großes Wort ist, historisch nimmt er, der
Schreiber mit dem großen Namen, am Ende zurück mit dem Bekenntnis,
es sei fast alles frei erfunden. Sofort und als Trost nahm ich mir
von Christoph Hein "Das Wildpferd unterm Kachelofen" vor, ich wusste
nicht, dass er auch Kinderbücher schreibt, und dies gehört zu den
köstlichen. Nach dem ersten Drittel bin ich sehr angetan von der
realen Welt, die durch Kinderaugen und Kindermund zurechtgerückt
wird.
Freitag, 19. 11. 2021
Die Busfahrt morgens heimzu glich einer rumpeligen Fahrt im
Backofen, der Busfahrer scheint das mit der Heizung nicht lernen zu
können. Niemand schlief, alle zogen alle Jacken aus, am Ziel ging es
raus ins Kalte, es musste am Auto gekratzt werden, eigentlich. Durch
den inneren Wärmestau taute der Reif beim Herantreten von allein,
wechselte ins Flüssige und verdampfte auf der Stelle. War das der
Zweck der Übung? Voller Elan stand ich auf nach dem Schlafen, so
mittags, die Sonne schien herein und beleuchtete alle möglichen
unerwarteten Staubhäufungen, es sah schön aus. Einkaufen musste
sein, im Kühlschrank war die Rückwand deutlich sichbar. Konfussion
im Handelshof, überraschend stieß ich auf Artikel in einer Gegend,
da hatte ich sie noch nie gefunden. Dafür blieben andere verborgen.
Wenn das Projekt Umbau mal abgeschlossen ist, hoffe ich, zu meiner
Einkaufsroutine zurückzufinden, im Moment spielt der Zufall eine
Rolle. Ich wollte unbedingt den Sport noch unterbringen, so hab ich
beim Einräumen, beim Obstwaschen und Gemüseputzen Gas gegeben, dass
die Schäler nur so flogen. Ich hatte u. a. sensationell große
Mohrrüben gefunden unter dem Begriff, die andere Möhre, dadurch war
es schnell geschafft. Beim Sport waren nette Menschen da, so musste
ein bisschen geredet werden, mein Programm hab ich gut durchziehen
können. Draußen war es zu kalt, schade, die Stangen werden so eisig,
da geht es nicht mehr. Alles drinnen, manchmal ist ein Gerät
besetzt, zum Glück nie alle, so voll war es nicht. Beim Heimfahren
die Nachrichten, aus allen Ecken schreckliche Zahlen zu Corona.
Immer mehr Schuldzuweisungen an verantwortliche Politiker, die
versäumt hätten, im Vorfeld der vierten Welle zu agieren. Booster zu
spät, Impfpflichten im Zustand des Drübernachdenkens,
Lockdowngeraune, was da noch kommen mag. Die Angst der Politiker,
uns ins Weihnachtsfest reinzureden ist spürbar, fehlt es an Courage,
an Konzepten? Die Ansage zu 2G+ ohne die Durchführungsempfehlungen
mit zu sprechen, das erhöht auch meinen Stress beim Blick in die
nächsten Wochen. Obwohl klar ist, dass es Sinn macht. Die Regel,
Geimpfte, Genesene nicht zu testen, war wohl ein Irrtum.
Samstag, 20. 11. 2021
Der halbe Tag ging für´s Schlafen weg, den Wecker hab ich ausgemacht
und ignoriert, anscheinend war ich müde. Mittags saß ich beim
Frühstück und hab so nachgedacht, wozu ich Lust hab, die
Schwimmhalle kam mir in den Sinn, das Kino, auf jeden Fall nicht zu
Hause rumkramern. Zum Baden hätte ich mich anmelden müssen, das
machte mich gar nicht an, im Kino kam kein Film, für den ich
losgelaufen wäre. So war es ganz einfach, ich bin ins Studio, hab
anderthalb Stunden trainiert und mit der Sauna abgeschlossen. Auf
dem Heimweg gab´s einen Kaffee und Lesezeit, ein neuer Fehlgriff, so
will es mir scheinen. "Das Kairo Labyrinth" von Maxime Chattam,
eigentlich sagt es schon der Titel, zumal Thriller druntersteht. Ich
weiß gar nicht, warum ich mir so Zeug heimtrage, ist es, weil es im
Bücherschrank nix kostet oder weil ich Angst hab, mir geht der
Lesestoff aus? Anscheinend hab ich da einen an der Waffel, zumal die
Bücherstapel daheim mittlerweile sich raumfressend ausbreiten.
Vielleicht auch die Besorgnis, ein gutes Buch liegengelassen zu
haben. Dieses werd ich wohl schnell zurücktragen. Sonst war nix.
Musik ist gelaufen und ich saß dabei, freute mich an Dhafer Youssef
und seiner Truppe, das Konzert, nein, mehrere von ihm hatte ich mir
auf Vorrat verlinkt. Da geht es ähnlich wie beim Büchergreifen zu.
Das war aber ein guter Griff, excellentes Livemusizieren über
Stunden und ich im Hörerglück.
Sonntag, 21. 11. 2021
Diese Variante hat was mit sich gehen lassen zu tun, ich wollte es
mal probieren, obwohl mir das Ergebnis von vornherein klar war.
Nachdem ich gestern ausgeschlafen hatte bis in den Mittag hinein,
bin ich abends zur üblichen Zeit ins Bett gegangen und war nicht
müde. Irgendwann wurde es stiller in meinem Kopf, die Augen klappten
zu, dann halb fünf das erste Mal wieder auf. Wie soll es auch gehen,
an einem Tag zweimal schlafen. Bis sechs hab ich die Wärme in meinem
Bettchen sehr bewusst genossen, dann gab ich der Natur nach und
stand auf. Da war noch nicht die Rede davon, nach Hirschau zum
Laufen zu gehen, ich hatte in den letzten drei Wochen nur
einen Lauf und fand es riskant, auf die 20er Strecke zu gehen. Beim
Frühstücken, es war ganz ohne Eile, und beim Blick auf die Uhr fing
es an, ich dachte, noch könnte ich. So ein wenig unentschlossen
trödelte ich mich ran an die Zeit, fand es dann dumm, es einfach
sausen zu lassen, wenn ich schon aufgestanden war, hab nach dem
Blick auf das Thermometer allerhand zum Anziehen rausgesucht und bin
los. Durch den Nebel und null Grad, froh über Mütze und Handschuhe,
kam ich pünktlich an und los ging´s. 20 km durch die nebelfeuchte
Luft, wundervolle Sichten, die alten Apfelbäume wie freigestellt vor
der weißen Wand, hätte ich die Kamera dabei gehabt, wäre ich nicht
weit gekommen. Nach der halben Strecke spürte ich deutlich, lang
nicht weit gelaufen, die Oberschenkelrückseiten wieherten im
Widerstand. Egal, ich hab zwar bei jedem Schlenker, wegen dem
Totensonntag mussten wir die Friedhöfe alle abklappern, sieben
Stücker, so hatte es der Käptn festgelegt, innerlich gemault, bin
aber brav mit gelaufen, zum Glück war es nicht allzu schnell. Am
Ende kam ich recht unelastisch ins Ziel, immerhin mit einem Schnitt
unter 6 Minuten, in der netten Gesellschaft unseres Weißbartes, er
läuft in der AK 75, da wollte ich nicht schwächeln. Duschen,
selbstbereitete Nudeln mit Oliven und Schafskäse, sehr lecker, ein
Leserunde auf dem Sofa, dann wollte ich zum Volleyball. War zu früh,
meine Anfangszeit stammte vom Plakat, auf der Webseite fand ich, als
ich da dumm rumstand, den späteren Anfang. Dann haben die Jungs auch
noch verloren, und zwar so eindeutig, sie sind eigentlich
Tabellenerster, es ging gegen den Fünften, daheim in eigener Halle
mit eigenem Publikum, sie haben gespielt, als ob sie Geld vom Gegner
bekommen hätten. Es ging teilweise richtig dämlich zu. Nun je, das
war schnell vorbei, ich hab mich dann mit einem Kaffee zu Hause
getröstet und weitergelesen. Noch ein paar Telefonate in die
Familie, ja, lang ist so ein Sonntag nicht.
Montag, 22. 11. 2021
Vormittags kam ich nicht aus dem Knick, dadurch konnte ich lediglich
Prozesse am Laufen halten, nichts sonst erledigen. Kann ja mal
vorkommen, so versuchte ich mich zu beruhigen. Dann also mit dem Bus
zur Arbeit, die heute in meiner mir vertrauten Reihe stattfand. Es
ging ruhig zu, aber viele Diskussionen flammten immer wieder auf,
die 3G-Vorschrift, ab Mittwoch gültig, für die Ungeimpften ein
Problem. Zumal da auf die Schnelle nichts zu machen ist, offene
Impfangebote werden grad völlig überrannt, Warteschlangen wie im
Sozialismus. Die Argumente der Betroffenen klingen mir von dünn bis
dümmlich, teilweise auch erkenntnisvermeidend. Ich merke, ich bin
froh, da raus zu sein, merke auch, ich entwickele wenig Anteilnahme
an der Situation Ungeimpfter, es wäre vermeidbar gewesen. Dass
neuerdings Freiheit mit Ungeimpftsein verknüpft wird, kommt mir
nicht zukunftsfähig vor. Von Nochminister Spahn kam heute eine
Sprachregelung, ich hab sie in den Nachrichten gehört und musste
erst mal lachen, weil mir das so krass vorkam. Er hätte gesagt,
wahrscheinlich werde am Ende des Winters jeder geimpft, genesen oder
gestorben sein. Das ist eine klare Ansage, nachdem ich ausgekichert
hatte, musste ich ihm rechtgeben. Das wäre dann die Lösung der
Pandemie, zumindest ihre Bedrohlichkeit wäre vorüber. Aber darf man
als Minister so zu seinem Volke sprechen? Ich bin mir da ganz
unsicher.
Dienstag, 23. 11. 2021
Obwohl seit zehn Minuten schon Mittwoch ist, steht dieser Text für
den Dienstag, denn heut ist noch gar nichts passiert. Am Morgen kam
ich rechtzeitig aus der Kiste, stand um 8:15 Uhr schon im Sportpark,
es begann das functional training. Stolz, dass ich es geschafft
hatte, mit gutem Elan in die Stationen gegangen, Trainer Olli hat
überall noch bisschen dran gedreht, um es wirklich anstrengend zu
machen, nach einer Stunde waren wir durch und es hatte überall
hingereicht. Der Puls war oben, so dass es eine Weile brauchte,
hinterher wieder runter zu kommen. Ich hab nach dem Kurs noch eine
kleine Krafteinheit drangehängt, dann gab es die Sauna, später einen
Shake, so bin ich wie neu da raus gelaufen. Auf Arbeit, die Hinfahrt
im guten Bus, gut geschlafen, wurde die Regelung für morgen
vorbereitet, die Geimpften bekamen eine Marke auf den Ausweis, die
Ungeimpften müssen täglich testen, sonst dürfen sie nicht rein. wir
haben recht viele, da scheint jetzt ein Frust zu entstehen, weil das
wirklich schwierig zu organisieren ist. Es muss ein offizieller Test
sein. Selbst, wenn mann sich schnell zur Impfung entschließt, dauert
das mindestens fünf Wochen, bis man gültig immunisiert ist. Die
Vorgesetzten befürchten reihenweise Krankmeldungen, auch solche, die
eigentlich eher Verweigerung bedeuten. Der ganze Laden ist ziemlich
aufgedreht. Nebenher hatten wir richtig viel zu tun, unser
Teamleiter hat wacker mit geschraubt, sonst wären wir nicht
durchgekommen. Zum Feierabend ist mir ein Gerücht vor die Füße
gefallen, ein Kollege aus der Ablöseschicht hat mir freundlich alles
Gute gewünscht, als ob ich morgen aufhöre. Tu ich nicht. Ich habe
eine Anfrage zur Alterteilzeit laufen, was so die stille Post draus
macht. Die Begegnung war trotzdem nett, wir mögen uns. Morgen kann
ich es vielleicht aufklären und nachfragen, heute langte die Zeit
nicht, der Bus stand schon draußen.
Mittwoch, 24. 11. 2021
Vormittags war ich als Schlaffi unterwegs, darüber gibt es nichts zu
berichten. Auf Arbeit war es interessant, ich war verborgt. An einer
Stelle, die ich noch nie ausprobieren konnte, war sozusagen eine
einfache, aber langwierige Konzentrationsübung gefragt. Es mussten
zwei Teile, immer abwechselnd, eins davon in eine Richtung sortiert,
aufgestäbelt werden, saß eines falsch rum, oder zwei gleiche
hintereinander, musste alles wieder runter, es begann neu. Köstlich
mich zu erleben. Zwei Hülsen zusammen, stimmt nicht, zwei Platten
aufeinander, stimmt nicht, nebenher geredet, falsch, unaufmerksam
gewesen, falsch, runter und zurück ging schnell, drauf mühsam wie
beim ersten Versuch. Es gab tatsächlich lange Phasen, da ging alles
gut, anfallsweise geriet der Ablauf auch mal so durcheinander, da
fragte ich mich, Kopf, bist du da?, hab eine Runde um den Tisch
gemacht, einen Kaffee geholt. Am Ende waren tausende Teile korrekt
plaziert, die betreuende Kollegin schien zufrieden, so mein
Eindruck.
Donnerstag, 25. 11. 2021
Den Wecker hab ich so gestellt, dass es für Sport reichen soll. Hab
es geschafft, um neun war ich im Studio, hab meine Eröffnung
abgearbeitet, das geht so: Paar Minuten Seilspringen, Lockern und
Dehnen durch Armwedeln in vielen Varianten und ausgiebiger Vorbeuge,
dreimal 12 Klimmzüge, 12 Dips und eine Minute lange Planke. Weiter
mit drei Langsätzen, 8 Kopfüberklimmzüge und hängendem L-Sit, Krumme
Planke an Holmen und 12 Schulterzüge, 5 oder 6 hängende Durchdreher
hin und zurück. Bauchsatz an der Maschine, genauso Bankdrücker,
Schulter am Seilzug. Ab unter die Dusche, in die Sauna, schnell beim
Bäcker was zum Mittag, Gemüseseele mit Hirtenkäse, schmeckt und isst
sich fix weg, zum Bus. Auf Arbeit wieder an andere Stelle verborgt,
mit einem netten, mir angenehmen Kollegen, da kann ich Basis und er
muss die komplexeren Sachen richten. Im Moment schleifen wir an
Aufträgen für unser volles Lager, in der Hoffnung, irgendwann
braucht jemand wieder unser Zeugs. Vor Corona wurde es gebraucht,
aber die Umbrüche in der Automobilindustrie werden wohl den
Gesamtmarkt verkleinern. Also kein Wachstum, und schon bricht
Ratlosigkeit aus. Mal sehen. Von zwei meiner Kollegen, die
ungeimpft sind, weiß ich, sie haben sich krankgemeldet. Man kommt
nur mit Test rein, der muss offiziell sein. Jetzt bin ich schon
neugierig, wie das alle für sich lösen. Unter den Geimpften bricht
wieder die Jagd nach Terminen aus, die Boosterei fängt an. Die EU
beschließt, dass ein Impfzertifikat neun Monate gültig ist, das war
mir als Fragestellung aufgeploppt. Am besten wäre ein billiger Test,
der die Antikörper einschätzt, um zu Aussagen zu kommen, wann
boostern sinnvoll ist. Im Moment düngt man eher flächendeckend.
Freitag, 26. 11. 2021
Vom Arbeitgeber war verfügt worden, bleibt zu Hause. Keine große
Begründung, auch nicht viel Gerede über die Gleitzeitstunden, die
verbraucht werden. Wir nehmen das so hin, niemand hat Bock,
nachzufragen. Ich habe sofort umgeschwenkt auf Genießen, frei ist
einfach schön. Mein Sportskollege hatte mich auf sehr zeitig ins
Studio einbestellt, ich hatte vage zugesagt. Hab sehr zeitig, sehr
freiwillig am Frühstück gesessen und war einigermaßen pünktlich da.
Wir haben trainiert, erzählt, der Michi ging raus zum Laufen, ich
hab noch paar Geräte benutzt, in der Sauna saßen wir wieder zusammen
zum Schwitzen und Reden. Mir gefiel das so. Auf dem Rückweg hab ich
noch Kleinkram erledigt, mein Autoschlüssel brauchte einen neuen
Akku, in die Gebrauchtwarenbörse hab ich reingeschaut, diesmal
nichts mitgenommen. Daheim fing ich an zu putzen, das Bett neu zu
beziehen, Wäsche war zu waschen. Da der Hunger kam, bin ich zum
Chinesen, es gab Reis und Gemüse in scharfer Currysoße, z. Z. dort
mein Lieblingsgericht. Ich bin ein wenig durch die Stadt
spaziert, am Bücherschrank gab es zwei Fundstücke, beim Bäcker einen
Kaffee und Kuchen. Ich durfte reinsitzen, wer weiß, wie lange noch.
Die Stadt war leer, selbst auf dem Markt war kaum was los. Der
Gemüsemann bediente eine einsame Kundin, die Läden waren offen und
leer. Ich mag gar nicht dran denken, dass ein neuer Lockdown droht.
Als Robinson würde ich, glaub ich, nicht viel taugen, so stringente
Privatheit ist ja nervig. Abends hatte ich mich angemeldet für den
Spinningkurs, da ich wenig laufe, wollte ich da mal wieder
probieren. Der Kurs fand nicht statt, zu wenig, nur zwei
Anmeldungen. Blieb ich daheim, hab ein wenig telefoniert, mein
soziales Leben gepflegt, gelesen.
Samstag, 27. 11. 2021
Allen Schlaf nachgeholt, in meinem hohen Alter ist das wichtig,
sonst hänge ich total durch. Drum spät angefangen, Lesefrühstück mit
einem Roman von Arno Surminski, "Kudenow oder An fremden Wassern
weinen". Es geht um einen zwölfjährigen Jungen, der in der
Vertreibung der Nachkriegszeit seine Verwandten verloren hat, sie
wiederfindet nach zwei Jahren in einer Notunterkunft in einem
norddeutschen Dorf fern der Heimat. Es wird von Kälte und Hunger
erzählt, von der Enge des erzwungenem Zusammenleben mit anderen
Flüchtlingen, ich habe um die hundert Seiten, es ist eine spröde,
sparsame Sprache, liest sich nicht so weg, aber für mich ist es
spannend, aus dieser Zeit vom Westen Deutschlands zu hören, über den
Anfang im Osten bin ich besser unterrichtet. Irgendwann kam ich in
die Gänge, hab den Haushaltputz fertig gemacht, mir den zweiwöchigen
Bart vom Kinn gekratzt, an der Wäsche geräumt, dann ging´s raus zum
Laufen. 10 km in 5:20 min/km, die Sonne kam nach mir schauen. Auf
meinem Zettel stand der Einkauf, also schnell duschen und los, zum
Test musste ich, wegen Volleyball am Abend, und essen wollte ich
beim Chinesen. Hab alles hinbekommen, im Testzelt hatte ich Glück,
es ging ohne Wartezeit. Beim Einkauf wieder viele Suchbewegungen,
wielange wird da noch umgebaut, oder gehört das neuerdings mit zum
Einkaufserlebnis und bleibt so? Pünktlich bin ich in der
Volksbank-Arena eingelaufen, mit Zertifikat von der Impfung, mit dem
Testzettel, über die Luca-App, alles hinter der Maske. Es hat sogar
noch für ein Stück Kuchen vorm Spiel gereicht. Und gewonnen haben
sie, so klar diesmal, wie sie letztens verloren hatten. Der
Hallensprecher hat sich u. a. beim Publikum bedankt, die mussten ja
alle zum Test vorher. Abends sitz ich in meiner warmen Bude, eine
gute Musik läuft, vor mir dampft der Ingwertee. Da hab ich´s gut
erwischt.
Sonntag, 28. 11. 2021
Was ist los? Der Tag ist mir durchgerutscht ohne viel Sinn und
Verstand. Zum Laufen, mit Hirschau, hatte ich keine Lust, kalt und
trüb, und die Ausrede, ich war gestern. Hab im Warmen gesessen,
gelesen, bis ich nicht mehr sitzen konnte. Zum Sport war ich,
immerhin. Zwei Stunden gutes Training und Sauna danach. Als ich
fertig war, war es draußen schon dunkel, ich hab mir einen Kaffee
gegönnt und mich vorm Rechner verdaddelt. Mit dem Bewusstsein, aus
diesem Tag ist nix mehr zu machen. Ich glaube, es ist der November,
der seine Nebel auch in mir drin ausbreitet, dazu die
Corona-Nachrichten und das Wissen um die kommende Frühschichtwoche.
Da bereite ich jetzt nur noch den Abgang, die Vorbereitung für
morgen vor.
Montag, 29. 11. 2021
Erster Frühschichttag, man hört das schon. Die Nacht war
dementsprechend sinnlos vertan, immer die Nacht vor der ersten
Schicht. Erst war´s zu kalt im Bett, dann als es warm war, zu warm,
und es juckte überall, und was man sonst so erlebt, wenn es mit dem
Schlafen nicht tut. Als der Wecker klingelte, war ich ganz froh,
dass es rum war. Auf Arbeit waren wir gerade so besetzt, kamen gut
durch und wurden Zeugen eines Wunders. Nach dem langen Wochenende
hatten die Holzplatten der Arbeitstische ihr Öl von sich gegeben, es
trielt zu Rinnsalen, die vor den Maschinen standen und in den Weg
liefen, also da, wo wir dauernd durchlaufen. An den Tischen mit
Metallabdeckungen passiert das nicht. Unser Teamleiter sah das
Elend, machte ein Foto mit dem Handy und überzeugte tatsächlich
unsern Meister davon, alle Tische abzudecken. Vor Jahre gab es dazu
einen Verbesserungsvorschlag, der wurde bewilligt, prämiert und
nicht umgesetzt. Vor einem Jahr bin ich mit meinem Meister eines
Montages vor diesen Ölpfützen gestanden, er hat den Unterschied
gesehen, verstanden, passiert ist nichts. Heute nun kam dieser
Meister mit dem Chef der Instandhaltung zum Tische messen. Jetzt
sind wir gespannt, wie weit wir diesmal kommen. Aber schon jetzt
sind wir mit leuchtenden Augen im Zustand der Vorfreude durch
unseren Gang gelaufen, dabei sorgfältig über die Pfützen gestiegen,
wer weiß, es könnte bald damit vorbei sein. Die Heimfahrt im
Backofenbus, man verfällt so in Hechelatmung, nachdem alle Jacken
abgelegt waren. Ich hatte mich zum Crossfit-Tower-Kurs angemeldet,
nachmittags hatte ich noch Zeit für Stadtgang mit Bäcker, dann
kramern daheim und telefonieren, dann ging es los. Am Anfang mit
paar Schneeflocken, das wurde mehr und mehr, kaum, dass man sein
abgelegtes Handtuch wiederfand. Wir haben das durchgezogen,
hinterher ist es ein gutes Gefühl, zum Belohnen gab es Sauna und
Schwalldusche, besser geht´s nicht. Und demnächst ein neuer Versuch,
im Bett Sinnvolles zu tun.
Dienstag, 30. 11. 2021
Am Schlafdefizit gearbeitet, die Verbesserung ist existenziell. Von
gar nicht geschlafen auf vier Stunden gut gepennt, das hat mir den
Hals gerettet. Im Bus noch ein kleiner Nachschlag, die Arbeit ging
gut, wir kamen gut hinterher. Heimfahrt im guten Bus, man sitzt so
viel besser, die Knie drücken nicht im Vordersitz, die Federung
funktioniert, die Heizung ist steuerbar, ich kann es gar nicht
richtig genießen, weil ich da so gut schlafen kann. Es stand ein
Lauf an, an meiner Monatswette fehlten noch paar Kilometer. Erst war
ich wegen dem Regen unentschlossen, es hörte auf, ich bin sofort
raus und hab 10 km gemacht. Der Wind wollte mir zuarbeiten, er
wechselte dauernd die Richtung, meist kam er von hinten und schob
richtig. Duschen, Haushalt, Postkram weglesen, telefonieren. Noch
eine gemütliche Stunde mit einem Ingwertee und Buch, ja, geht´s mir
gut. Immer wieder schöne Videos von den Kleinen, erste
Sprechversuche glücken. Und ich kann zuschauen, wie das zum Erlebnis
wird.
zum Dezembertext
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