Michael Oswald

 

 

 

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Leben in den Zeiten von Corona 21

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Montag, 1. 11. 2021

Ein geschenkter Feiertag, macht das Wochenende genüsslich lang, ich hab ihn zum Ausschlafen genutzt. Spätes Frühstück, lesend, ein dickes Teil hab ich angefangen, "Zorn der Wölfe" von Jiang Rong. Beginnt mit der Beschreibung des Lebens während der Kulturrevolution in den 1960er Jahren, ein Student aus China wird in die Mongolei geschickt, soll das Leben der Viehzüchter kennenlernen. Beschrieben wird dabei nebenher die Mythologie des Volkes der Schaf- und Pferdehirten, die Begegnung mit Wölfen, das entbehrungsreiche harte Nomadendasein. Alles in schwer lesbarer, furztrocken berichtender Sprache, was ist da der Übersetzeranteil? Immer wieder das Aufsagen der Klassenkampfrhetorik, aber die alten Herkunftserzählungen sind ebenso einfältig dahererzählt, 150 von 700 Seiten hab ich, beim Spickeln nach dem Ende fand ich lesenswertes, mal sehen, ob ich mich durchbeiße.
An solch einem Tag, auch an anderen, muss ich oft an meine Mutter denken, sie ist seit fünf Jahren tot, und an die anderen Vorfahren, ich bin in diesem Teil der Sippe der Älteste, sozusagen am nächsten dran. Da ist oft das Bedauern, dass ich mit dem Wissen von heute nicht mehr nachfragen kann, manche Erinnerungen sind nur noch bei mir und ganz blass vorhanden, da rutscht die Vergangenheit ins Vergessen, obwohl sie ja stattgefunden hat, es ist niemand mehr da, der es genauer wiedergeben oder berichtigen könnte. Da vermischt sich selbst Erinnertes mit Gelesenem, beinahe unentwirrbar. Es ist noch ein Zeitbild vorhanden, das reicht bis zu den Erzählungen meiner Uroma, Jahrgang 1889, die ich während meiner Kindheit und frühen Jugend erlebte. Das Bild ihrer ofengeheizten Wohnküche mit den schönen Vorkriegsholzmöbeln unter Dachschrägen ist mir sehr deutlich.
Im Sportpark war ich am frühen Nachmittag, da war fast niemand da, ich konnte mich zwei Stunden austoben, danach bin ich in die Sauna. Kurz bevor es zeitig dunkel wurde, reichte es für einen Stadtgang, am Bücherschrank waren wir zu dritt am Wühlen, da hat sich was etabliert, er war gut gefüllt, ich fand drei zum Mitnehmen. Auf dem Rückweg einen Kaffee, noch ein wenig Daddelzeit zum Musikhören, es gab Anouar Brahem, ein Oudspieler der Sonderklasse.
Und einen Anruf bei einem Künstler, dessen Ausstellung hatte ich im August gesehen. Ich hab eine Weile gebraucht zum Mutfassen, da einfach anzurufen, aber ich hatte den Verdacht, dass ich da Wesentliches zum Antrieb zum Kunstmachen rausbekomme. Wenn die Kunst gut ist, also richtig gut, aber eben nicht ganz leicht zugänglich für Hinz und Kunz, wenn man davon leben kann, immerhin, aber es nicht zum ganz großen Ruhm und Geld führt. Es war ein interessantes Gespräch, über die vielen Entscheidungsmöglichkiten, auch Störanfälligkeiten beim Kunstmachen, mein Gefühl war, wir wussten beide, worum es geht, er hat es mutig durchgezogen, ich hab vielleicht ein bisschen zeitig aufgegeben. Wer weiß ...

Dienstag, 2. 11. 2021

Den Wecker auf zeitig gestellt, ich hatte mich abends angemeldet zum functional training, Beginn 8:15 Uhr. Das fand ich etwas riskant, so dass ich nicht mal eine Durchsage an meinen Sportsfreund machte, weil ich mir selbst nicht ganz über den Weg traute. Hab es gradso geschafft, wir waren nur drei Leute, egal, zehn Stationen je 4 x 30 Sekunden volle Pulle, 20 Sekunden Pause. Da erholt man sich nicht wirklich nach Seilschüttlern, Kastenaufsprüngen, gedrehten Ausfallschritten, Kreuzheben, Bauchroller, einbeinigen Liegestützen, dem Kettlebellswing, vorgebeugtem Rudern, Sandballschütteln und Beinrückseitenquäler. Nach einer Stunde waren wir durch, verschwitzt, ich hab dann noch was für den Bauch gemacht und mir die Sauna gegönnt.
Ein kulinarisches Erweckungserlebnis folgte, ich hatte nach einem SchnellstkücheYouTubeRezept aus Ghiasaat und Sojamilch und Kakao und Rosinen was angesetzt, das taugte tatsächlich als VorderSchichtMahlzeit. Schmeckte sogar. Bus, Arbeit, zwischenrein, alle Kisten liefen, war Zeit zum Schwätzen, Bus, noch was futtern, Text. Nebenher lustíge Videos von den Enkeln, erste Versuche mit der Gabel zu essen.
Verwunderung über die Corona-Entwicklung, trotz Impfung hohe Zahlen, es macht mich nervös.

Mittwoch, 3. 11. 2021

Ein zeitiger Termin zur Fußpflege, ich bin also wieder früh aufgestanden, vom Ausschlafen träumend. Es gibt in dem Fall eine Art Belohnung, den Heimweg trat ich an mit einem wonniglich neuem Gefühl an den Sohlen, nichts drückt mehr, hornhautbefreite, frisch gesalbte Füße genießen das Fortkommen. Ein schneller Einkauf, verschiedene Dinge waren aus, ohne Obst, ohne Brot, ohne Käse wollte ich nicht sein. Es ließ sich im Aldi regeln, mittlerweile finde ich meine Sachen schneller als im dauernd umgeräumten Handelshof. Telefonieren, essen, zur Arbeit, diese Woche bin ich seit langem in der mir vertrauten Reihe, auch mal schön. Ich finde alles, weiß, wo ich hinlangen muss, die Fehler an den Anlagen sind mir bekannt, auch wie ich reagieren muss. Alle Kisten sind gelaufen, unser Teamleiter hat mitgeholfen, so war das Ergebnis schnell gut.
Eins noch. In der NZZ las ich einen Artikel, der hat mich aufgestöbert. Es ist ein unbekannter Konzertmitschnitt gefunden worden, John Coltrane spielt mit anderen legendären Musikern eine ausgedehnte, verspielte und eben völlig unbekannte oder vergessene Version seines Jahrhundertwerkes A Love Supreme ein. Ich kenne und liebe und verehre die verfügbare Version, für mich eine Art Neunte Sinfonie des letzten Jahrhunderts. Trotz des Stellenwertes in der Musikgeschichte interessieren sich nicht viele Menschen dafür, das wird mir ein Rätsel bleiben. Und ich kenne andere Konzertmitschnitte dieser Musiker und werde ab hier aufgeregt suchen, bis ich an dieses Stück herankomme. Dabei ist auch Pharoa Sanders, selbst schon lange eine Legende, ich habe von den beiden einen Mitschnitt eines Konzertes 1965 in Japan, es ist so wild, so neu, so schön, das wir mir die nächsten Tage über die Vorfreude helfen.

Donnerstag, 4. 11. 2021

Wieder ein Termin am Morgen, vor langer Zeit vereinbart, die Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt. Nüchtern erscheinen, ins Praxisgewühle hinein, sich merken, was man fragen wollte, ich hatte mich gut vorbereitet mit einem kleinen Spickzettel in der Hosentasche, das hilft schon. Denn so routiniert bin ich nicht, beim Blutabnehmen, beim IndenBecherpinkeln und damit durch die Praxis laufen, beim Hose runterlassen, am Ende hat alles geklappt, ich konnte heimgehen, hatte Lust auf Frühstück, zumal die Zeit für irgendwelchen Sport sowieso zu knapp geworden war. Noch einiges am Haushalt geruckelt, und los auf Arbeit. Darüber ist nichts zu berichten, das Rumdoktern an Fehlern nahm allerhand Zeit in Anspruch. Das Kantinenessen war gut, mit üppig Nachtisch, Tiramisu und ein Birnengeschnetzelte in Vanillepudding. Da geh ich ganz geschmeidig nach der Pause an die Arbeit.
Lesen: Der Wolfszorn ist ein Buch, bei dem sich Lesen als Arbeit, gar Mühsal entpuppt. Viele Längen, viel aus dem chinesischen Revolutionssprech, aber auch viele Nachrichten von der mir gänzlich unbekannten Lebensweise der Nomaden in der Mongolei. Immerhin bin ich fast durch die erste Hälfte.

Freitag, 5. 11. 2021

Ohne Termin zeitig aus dem Bett gekommen, immerhin enden Spätschichtabende gegen zwei. Bin zwar ab elf zu Hause, kann aber da nicht gleich ins Bett gehen. Muss ja noch über den Tag nachdenken, ein wenig Musik hören, vielleicht ein bisschen YouTube, das dauert eben. Heut wollte ich die Sportlücke beenden. Punkt neun war ich im Sportpark, erst hab ich versucht, draußen was zu machen, aber es war zu kalt und nass dazu. An den Stangen hatte ich zu wenig Griff, es rutschte und fror. Drinnen die Alterchen, ich gehöre ja auch schon dazu, die Geräte sind ziemlich belegt, der Hantelbereich ist frei. Ich kam da zurecht, hab die Lücken genutzt, um Beinpresse und Sitzbankdrücken einzuschieben, aber schon in der Pause zwischen den Sätzen drängeln die Herrschaften, als gäbe es nicht tausend andere Möglichkeiten. Da wedeln sie ihren Plan, stehen mir auf den Zehen, statt die Reihenfolge zu ändern. Ich war freundlich und der Langmut in Person.
Auf Arbeit die alltägliche Herausforderung, die Kisten trotz schlechten Zustandes am Laufen zu halten. An einer Anlage, die hat gestern schon Einzelbehandlung gehabt, war es über die anderen beiden Schichten auch nicht geglückt, nach vielen Versuchen gab es eine Lösung, mein Kollege hatte die richtige Idee. Mit seiner großen Erfahrung hat er solange getrickst, bis es mal lief. Wer weiß, wie lange. Drumherum gab es ja noch elf andere Anlagen, die auch ihre Schwächen offenlegen wollten. Wir schrieben drei Reparaturaufträge, mit der Erfahrung, irgendwelche Notlösungen unserer Instandhaltung retten uns paar Tage weiter, vielleicht. Die Zeit verging, schnell lief es Richtung Feierabend, Wochenende, Urlaub, das sind gute Aussichten.

Samstag, 6. 11. 2021

Herrlicher Ausschlaftag, spät angefangen, lang gelesen, ein paar Dinge zu Hause gerichtet, zum Sport. Gutes Training, viel Platz im Studio, manches auch draußen, lustig war, es wollte kein einziger Handstand gelingen. Ich wurde immer nervöser, unwilliger, da geht es gar nicht mehr, eh ich komisch wurde, hab ich aufgegeben und anderes Sachen gemacht. Bis ich in die Sauna wollte. Jede Menge Lesezeit über den ganzen Tag verteilt, da sind viele Dinge im Wolfsbuch, die mir ganz neu sind. Der Umgang mit der Natur, dem Wetter ist anders, wenn man im Filzzelt wohnt und wandert. Das Zusammenstoßen von Naturreligion und chinesischer Revolutionstheorie ist lustig, wie man aneinander vorbeisprechen kann ... Naja, das gibt es im Hier und Heute auch.
Gedankliche Vorbereitungen der Reise nach Bayern, noch ein wenig YouTube.

Sonntag, 7. 11. 2021

Alle Klamotten packen, Sportzeug, Laufzeug nicht vergessen, die Heizung drosseln, die Blumen so gießen, dass sie nicht versaufen, aber durchhalten, bis ich wieder komm, entspannt ins Auto setzen und 400 km tuckern, diesmal ohne jeden Stau. Vorsichtige Begrüßung, die Kleinen müssen erst schauen, wer da wieder kommt, ganz schnell gelingt der erste Spaß. Ab da untersteh ich dem Regiment der Kinder, bin verfügbar. Da sie ein wenig kränkeln, sind sie sehr bedürftig und brauchen geduldiges Spiel.
Den ganzen Tag hab ich nicht auf´s Handy geschaut, nur kurz durchgegeben, wie lang die Fahrt noch dauert. Abends bin ich schier in Nachrichten ertrunken, das Ignorieren meines Geburtstages, auch noch des 60., geht etwas einseitig zu. Morgen werd ich mal versuchen, mich da überall freundlich zu bedanken. Dabei macht mir ein solcher Tag sehr bewusst, die Zeit wird knapp. Nicht, dass ich auf der Arbeit noch viel reißen will, aber die Bücherstapel sind hoch, die Lust auf sportliche Ziele kollidiert mit dem Zeitfenster, es muss, so stelle ich mir vor, klappen, mit einsetzendem Ruhestand zu probieren, was ein altender Körper und ein ebensolcher Geist zu Stande bringen kann. Auch soll da noch eine grundsätzliche Veränderung erfolgen, vielleicht ein Umzug, an Konzepten mangelt es nicht. Gut vorstellbar: ein ausführlicheres Schreibprojekt, Sport mit konkreter Zielausrichtung, Wiederaufnehmen der Fotografie, der Zeichnung, des Filmemachens, nicht von der alten Stelle aus, wo es aufhörte, sondern aus dem dann aktuellen Stand und Wissen heraus. Auch Lust auf lange Wege, Europa zu Fuß, nicht unbedingt Jakob, eher längs oder quer durch. Und natürlich bei den Enkeln was erleben. Wenn ich´s mir so vorstelle, davon träume, konnte ich den Beginn auf morgen verlegen, mal sehen, wann diese Startlinie in Sicht kommt.

Montag, 8. 11. 2021

Der Tag lief wie geplant, mit den Kindern war es meist schön, auch mal kurz stressig. Wir haben miteinánder gespielt, das ist meine Aufgabe hier. Die Holzklötzer sind einfach nur Holzklötzer, trotzdem kann man so viel damit machen. Wenn ein Stapel steht, wird der manchmal beim Bau des Nächsten verunfallt, so können wir immer weiter machen, außerdem die Teile rollern, schieben, werfen, zusammenhauen und unter die Schränke schieben. Wenn es langweilig wird, müssen wir aufräumen, schon ein neues Spiel. Dann fehlen welche, wir suchen. Ziemlicher Jubel beim Finden. Wir waren draußen, überall die Laubhaufen, Beeren an den Büschen, alles muss vorgezeigt werden. Es gab einen Arzttermin, da hatte ich frei, bin durch die Kurstadt scharwenzelt. Eine andere Welt, ín der mondäne Damen ihre Hündchen ausführen und sich zum Wein am Nachmittag verabreden. Ein Test für die Kinder stand an, morgen sollen sie wieder in den Kindergarten. Da war ich mit. Es ging erstaunlich einfach zu, die Kinder haben brav ihre Nasen hingehalten, Hannes hat gestaunt, Eva wurde unwillig, in der Nase fummeln, dazu die Schutzkleidung, was uns so alles widerfährt.
Abends war der Studiobesuch eingerührt, anderthalb Stunden Trainingszeit. Kaum jemand da, 2G schlägt zu. Mein Programm ging gut, manches muss ich verändern im fremden Studio, das nehm ich als Abwechslung.
Im Status von WhatsApp finde ich die Meldung meines Lieblingsverschwörungserklärers, die geht so: 8. 11. 2020 Impfquote 0%, Inzidenz: 147, Heute Impfquote 67,1%, Inzidenz: 201 Die Impfung wirkt, würd´ ich mal sagen. Quelle: RKI. So was schickt er immerzu in die Welt, Wenn ich jetzt mal als Gedankenleser auftrete, er beweist uns die Nutzlosigkeit der Impfung, wie soll sie auch helfen, wo Corona ein Lügenmärchen der Regierung und ihrer Medien ist. Die Frage, wie die Inzidenz ohne Impfung wäre, stellt sich nicht, er hat mir auch erklärt, dass 1918 die Leute nach der Impfung alle an der Spanischen Grippe gestorben sind. (Grippeimpfungen gab es ab den 1940er Jahren.)

Dienstag, 9. 11. 20221

An manchen Stellen war es mühsam. Die Kinder werden größer und können immer mehr, dadurch ist das ausdenAugenausdemSinn vorbei, wenn sie was wollen und nicht dürfen, z. B. auf alle Klingelknöpfe im Treppenhaus drücken, nützt es gar nicht, wo anders hin zu gehen, sie wollen zurück. Sie sind ab jetzt in der Lage, zu wissen, was sie grad wollten. Der Frust bei Nichterfüllung ist neu, groß und hört nicht leicht auf, Ablenkung nützt nur bedingt was. Der erste Kindergartentag nach der Erkältung lief gut, sie blieben sogar zum Schlafen da und kamen quietschvergnügt heim, Das war herrlich, sie alberten rum, es gab ein Gekicher und Gequieke. Stürzten sich aufs Essen, das klappt noch nicht gut, da fehlt noch die Routine, dass sie unter den Bedingungen da normal futtern können. Wir hatten Zeit für eine Gartenrunde, Ballspielen fängt an, eine Begegnung mit einer Katze war interessant. Die ließ sich in Ruhe bestaunen, miaute auch mal, so das die Erfahrung aus dem Bilderbuch ins wirkliche Leben reichte.
Abends Sportzeit, wieder hatte ich das Studio die letzte Stunde für mich. Da hab ich die Maske weglassen können, das desinfizieren sowieso, bis morgen jemand ranlangt, sind die Viren, sollte ich welche verteilen, alle verhungert.

Donnerstag, 11. 11. 2021

Eigentlich wäre ein Text von Mittwoch zu erwarten gewesen, fiel der etwa aus, hatte die Woch diesmal keinen Mitt? Nein, sonst hätte es alle Kalender verschüttelt, die Bahn müsste ihren Fahrplan erneuern, mein Handy wüsste nicht mehr weiter. Zum Glück ist die Erklärung der Lücke viel einfacher, ich hatte keine Lust. Hab dem Gefühl nachgegeben, saß vor dem Rechner und dachte: Nee, heute nich und genoss es. Eine kleine Revolution gegen meine Vorgabe, ich hab mich sozusagen im Schach selbst besiegt. Damit das nicht immer so läuft, und damit dieses Gefühl ein besonderes bleibt, muss ich heut wieder ran. Die Kinder waren wieder im Kindergarten, kamen zufrieden heim und stürzten sich auf alles, was es zu essen gab. Wir haben den Vormittag genutzt um im Keller zu räumen, an den Topfpflanzen und denen auf dem Balkon zu pflegen, kleine Reparaturen zu versuchen. So, wie die Zeit reichte. Nachmittags waren wir mit den Kindern draußen, Eva ist schnell eingeschlafen, Johannes ist kreuz und quer durch den Park und über den Spielplatz. Als es dunkel wurde und kalt, sind wir schnell heim, und es gab eine wunderbare Spielstunde. Johannes ist abends schnell eingeschlafen, Eva brauchte länger, der Nachmittagsschlaf ließ sie länger durchhalten. Ich bin zum Sport ins Studio, am Anfang waren noch Menschen da, es wurde schnell weniger, bis wir zu zweit ware. Als wir kurz sprechen wollten, erkannten wir uns sofort als Ossis, zwei Sachsen an bayrischen Hanteln.

Freitag, 12. 11. 2021

Alles ging schnell an diesem Tag. Morgens das Frühstück, Zimmer räumen, alles ins Auto tragen, dann rüber, schon an der Tür die Anweisung, Kinderwagen aus dem Keller, Johannes reinsetzen, die Kinder mussten zum Impftermin. Währenddessen im Keller was geräumt, da ist gut Platz geworden durch sinnvolles Ineinander und Stapeln. Dramatisches Unwohlsein von Eva, Kotzen aus heiterem Himmel, ich hab mich sehr bemüht, die Stube wieder zu richten, während die Mama Johannes beruhigen musste, der war ganz durcheinander von der Spuckerei, Eva musste am Vater bleiben und getröstet werden. Dann war Abfahrtszeit, es sollte heim gehen. Tanken, einen Kaffee ins Auto, auf die Autobahn und immerzu schnell fahren. Dadurch war ich bald zu Hause, auspacken, einkaufen, die Hälfte, nein, nicht so viel, vergessen, auf den nächsten Einkaufszettel schreiben, zum Sport. Ins Gespräch mit einem Sportsfreund gekommen, den Verlauf seiner Coronaerkrankung gehört und andere unerquickliche Nachrichten, dabei lang geschwätzt, aufholen wollen, bis Zeit für die Sauna war. Mir ein Studio gewünscht, das bis Mitternacht auf hat. Da hätte es nicht mehr für Text gelangt. Mich verdoppeln können, das wäre es. Einer macht Klimmzüge, einer schreibt, ich könnte noch mehr beschäftigen, einer soll lesen, der Ingwer muss geschält werden usw.
Das Buch ist geschafft, hab mich wacker durchgebissen. Das Ende ist trostlos und wahr, in diesem Fall wurde die mongolische Steppe, die ursprünglich tausende von Jahren funktionierender Lebensraum war, ruiniert, zur versandeten Brache gemacht für ein bisschen Fortschritt, der nicht lang hält. Ich möchte nachschauen, was mit diesem Schriftsteller ist, er hat das Buch erdacht um 1970 rum, es kam erst 25 Jahre später raus in China, noch viel später in deutscher Übersetzung. Vielleicht schaffe ich das morgen, kann ich eines meiner Doppel in die Spur schicken.

Samstag, 13. 11. 2021

Der 13. hat den Freitag knapp verfehlt, der Samstag hatte gar nichts von einem Pechtag. Das Ausschlafen, nach einer Woche zeitig aufstehen, war der volle Genuss, am Frühstück konnte ich trödeln und lesen, dann sollte ich laufen, so war der Plan. Ich hatte keine Lust, es war noch ein bisschen kalt, neblig, hab mit mir so rumgequengelt, bis zum Entschluss, statt in den Wald ins Studio zu gehen, da lockte die Sauna. So war es dann. Das Mittagessen musste sehr schnell gehen, es war Besuch angekündigt. Meine Kunstfreundin kam, wir wollten in die Doppelausstellung von Harald Fuchs hier in Rottenburg. Im Diözesanmuseum gab es eine Installation mit drehenden Lichtern, vervielfältigt von Spiegeln, dazu eine Projektion. Gezeigt wurde ein religiöses Ritual, eine große Prozession in der Karwoche in Malaga, überblendet von Informationen aus dem wissenschaftlichen Bereich, Nachrichten aus dem Kosmos und aus der Teilchenphysik. Die Verquickung ist gelungen, in beiden Themen steckt Zeit und Kraft, er bewertet es gar nicht, sondern lässt es gleichzeitig laufen, dadurch entstehen Denkanstöße, die je nach persönlicher Erfahrung des Betrachters wohl sehr verschieden ausfallen. In der Zehntscheuer raumfüllend die Darbietung von Diaprojektionen, er hat in einer Kirche in Ruanda, in der 5400 Tutsi erschlagen wurden, sie ist jetzt Gedenkstätte, Fusseln aus den aufgehängten Kleidern der Opfer aufgelesen, diese in Diarahmen geklebt. Wenn man diesen Zusammenhang mitdenkt, wird aus der hochinteressanten Graphik, die in wechselndem Rhythmus durchläuft, und die durch den Herstellungsprozess sehr vielschichtig geworden ist, eine Art Denkmal, welches die Opfer nicht ausbeutet. Ich war beeindruckt und empfehle weiter. Beim Kaffee danach haben wir noch lange drüber  sprechen müssen. Abends war ich zu einem späten Geburtstagsessen eingeladen und wurde großartig bewirtet, dazu war ich in gediegener Gesellschaft, wir hatten viel zu bereden.

Sonntag, 14. 11. 2021

Es gab Kunst. Ich bin zu einer Ausstellungseröffnung gefahren, der Künstler mit dem ich telefonierte, nachdem ich eine Ausstellung sah. Die Arbeiten waren stark, er kann seine Sachen. Und er kann sie erläutern. Und zwar in bodennaher, gut verständlicher Sprache. Er hat die Einführung selbst gesprochen, als er ein Zitat einer Kunsthistorikerin einschob, wurde der Kontrast deutlich. Ich habe das erste Mal gehört, dass eine so individuelle Bildsprache politisch sein kann, muss bekennen, dass ich die Begründung nicht verstanden hab, oder kam sie gar nicht, ich war so angefixt von diesem Gedanken, der ein Argument für mein Wiedereinsteigen ins Zeichnen sein könnte, geriet tatsächlich in Aufregung. Nach dieser Einführung wiederholte ich meinen Rundgang, hatte ein großes Vergnügen beim Schauen, beim Finden der vielen Variablen in einer sehr reduzierten, aber logisch in sich funktionierenden Zeichnerei.
Den Nachmittag/Abend hab ich einer privaten Lumperei gewidmet, als ich zufrieden heim kam, war der Tag gelaufen.

Montag, 15. 11. 2021

Der Einstieg in die Nachtschicht bringt den langen Tag, ich hab mir ganz viel vorgenommen und konnte allerhand abarbeiten. Die Zeit vergeht trotzdem schneller, als sie soll. Schon sitz ich wieder hier, in Hatz einen kleinen Text zu lassen. Die Coronazahlen sind schrecklich, die Medien schreiben von wieder verstolpertem Vorlauf, da sind wohl die Boosterimpfungen gemeint. In Israel gab es Zahlen dazu, dass der Immunschutz nachlässt, dass die dritte Impfung hilft, hier sei die Boosterei verschlafen worden. Da im Moment jedenfalls noch mehrheitlich die Ungeimpften auf Intensivstationen landen, sie sozusagen verstopfen mit ihrer Auffassung von Freiheit, dabei auch meine Krankenkasse belasten mit Kosten, die die der Impfung weit überschreiten, finde ich es gerechtfertigt, über Impfpflicht zu sprechen. Aber eben auch darüber, diese individuell in Kauf genommene Erkrankung aus dem Gesamtkostentopf herauszunehmen. Freiheit ist immer die Freiheit der anderen, so sagte Rosa Luxemburg, in dieser Situation versaut die Impfverweigerung allen anderen drumrum das Leben mit. Wie das Pflegepersonal da verheizt wird, obwohl man es vermeiden könnte, wird dabei nicht mitgedacht. Eine Zusammenfassung fand ich, vielleicht eine Zeile in der NZZ, da war die Rede von der "Diktatur der Ungeimpften". Es waren nicht die Kinder gemeint.

Dienstag, 16. 11. 2021

Die Nachtschicht war stressig, obwohl gar nicht soviel lief in der Reihe, ich war wiedermal vertretungsweise verborgt, war der hauptamtliche Kollege an einer Maschine lange am Rüsten, dann am Nachrüsten an der nächsten Kiste, ich hatte den Rest an der Backe. Musste teilweise der Vorschicht nachräumen, da ist ein Kollege in den letzten Wochen vorm Ruhestand unterwegs und will nicht mehr so recht, so mein Eindruck. Egal, irgendwie ging es rum, heim, schlafen, Neustart. Lesend, von Lorenzo de Medici, da hab ich mich hinters Licht führen lassen beim Zugriff, bei dem Namen war ich eher in Florenz zur Zeit Michelangelos. Nun ja, der Spanier schrieb einen historischen Roman über das Geheinmnis der Malerin, die Michelangelo noch begegnet ist. Mittelprächtige Unterhaltungsliteratur, die Malerin wird sehr sympathisch dargestellt, ich muss ihren Lebenslauf noch hervorgoogeln. Liest sich fluffig und schnell weg, man kann es auch lassen. Nach dem Haushaltkram ging ich laufen, es war ein guter Einstieg nach zwei Wochen ohne. 11,5 km über die Felder Richtung Pfäffingen und genauso zurück, im Schnitt von 5:28 min/km, trüber Himmel, Novemberfarben überall, ein Gänseschwarm und Krähen auf der Stromleitung.

Donnerstag, 18. 11. 2021

Der Vollmond schien ins Studio hinein, was für eine schöne Himmelslaterne.
Gestern hätte ich nur berichten können, dass ich mein Auto früh abgab, um den TÜV neu zu bekommen, dass ich im Bus heimfuhr von der Werkstatt nach Rottenburg, voll besetzt mit Schulkindern in allen Größen, alle brav mit Maske, aber sonst ein lustiges Gewusel. Nachdem ich geschlafen hatte, gefrühstückt auch, ging die Tour rückwärts, mit dem Bus zur Werkstatt, das Auto war fertig. Erst wollte ich noch zum Sport rasen, fand das dann etwas verbissen und hab es gelassen und dafür zu Hause allerhand an Papieren weggelesen. Gibt eine kleine Lücke auf dem Schreibtisch. Heute also ins Studio, voller Lust, mit genügend Zeit, es war ein gediegenes Training. Wegen der Schichterei verpasse ich allerhand meiner Lieblingskurse, heute wäre es Bauch bei Siggi gewesen. Ich muss das irgendwie kompensieren, damit ich nicht gar so schlecht aussehe, wenn ich mal teilnehmen kann.
Lesen: Das Geheimnis der Malerin endete so harmlos, ich würde es gelten lassen als Beispiel für einen so schlecht, wie es geht gemachten historischen Roman, wobei Roman ein zu großes Wort ist, historisch nimmt er, der Schreiber mit dem großen Namen, am Ende zurück mit dem Bekenntnis, es sei fast alles frei erfunden. Sofort und als Trost nahm ich mir von Christoph Hein "Das Wildpferd unterm Kachelofen" vor, ich wusste nicht, dass er auch Kinderbücher schreibt, und dies gehört zu den köstlichen. Nach dem ersten Drittel bin ich sehr angetan von der realen Welt, die durch Kinderaugen und Kindermund zurechtgerückt wird.

Freitag, 19. 11. 2021

Die Busfahrt morgens heimzu glich einer rumpeligen Fahrt im Backofen, der Busfahrer scheint das mit der Heizung nicht lernen zu können. Niemand schlief, alle zogen alle Jacken aus, am Ziel ging es raus ins Kalte, es musste am Auto gekratzt werden, eigentlich. Durch den inneren Wärmestau taute der Reif beim Herantreten von allein, wechselte ins Flüssige und verdampfte auf der Stelle. War das der Zweck der Übung?
Voller Elan stand ich auf nach dem Schlafen, so mittags, die Sonne schien herein und beleuchtete alle möglichen unerwarteten Staubhäufungen, es sah schön aus. Einkaufen musste sein, im Kühlschrank war die Rückwand deutlich sichbar. Konfussion im Handelshof, überraschend stieß ich auf Artikel in einer Gegend, da hatte ich sie noch nie gefunden. Dafür blieben andere verborgen. Wenn das Projekt Umbau mal abgeschlossen ist, hoffe ich, zu meiner Einkaufsroutine zurückzufinden, im Moment spielt der Zufall eine Rolle. Ich wollte unbedingt den Sport noch unterbringen, so hab ich beim Einräumen, beim Obstwaschen und Gemüseputzen Gas gegeben, dass die Schäler nur so flogen. Ich hatte u. a. sensationell große Mohrrüben gefunden unter dem Begriff, die andere Möhre, dadurch war es schnell geschafft. Beim Sport waren nette Menschen da, so musste ein bisschen geredet werden, mein Programm hab ich gut durchziehen können. Draußen war es zu kalt, schade, die Stangen werden so eisig, da geht es nicht mehr. Alles drinnen, manchmal ist ein Gerät besetzt, zum Glück nie alle, so voll war es nicht. Beim Heimfahren die Nachrichten, aus allen Ecken schreckliche Zahlen zu Corona. Immer mehr Schuldzuweisungen an verantwortliche Politiker, die versäumt hätten, im Vorfeld der vierten Welle zu agieren. Booster zu spät, Impfpflichten im Zustand des Drübernachdenkens, Lockdowngeraune, was da noch kommen mag. Die Angst der Politiker, uns ins Weihnachtsfest reinzureden ist spürbar, fehlt es an Courage, an Konzepten? Die Ansage zu 2G+ ohne die Durchführungsempfehlungen mit zu sprechen, das erhöht auch meinen Stress beim Blick in die nächsten Wochen. Obwohl klar ist, dass es Sinn macht. Die Regel, Geimpfte, Genesene nicht zu testen, war wohl ein Irrtum.

Samstag, 20. 11. 2021

Der halbe Tag ging für´s Schlafen weg, den Wecker hab ich ausgemacht und ignoriert, anscheinend war ich müde. Mittags saß ich beim Frühstück und hab so nachgedacht, wozu ich Lust hab, die Schwimmhalle kam mir in den Sinn, das Kino, auf jeden Fall nicht zu Hause rumkramern. Zum Baden hätte ich mich anmelden müssen, das machte mich gar nicht an, im Kino kam kein Film, für den ich losgelaufen wäre. So war es ganz einfach, ich bin ins Studio, hab anderthalb Stunden trainiert und mit der Sauna abgeschlossen. Auf dem Heimweg gab´s einen Kaffee und Lesezeit, ein neuer Fehlgriff, so will es mir scheinen. "Das Kairo Labyrinth" von Maxime Chattam, eigentlich sagt es schon der Titel, zumal Thriller druntersteht. Ich weiß gar nicht, warum ich mir so Zeug heimtrage, ist es, weil es im Bücherschrank nix kostet oder weil ich Angst hab, mir geht der Lesestoff aus? Anscheinend hab ich da einen an der Waffel, zumal die Bücherstapel daheim mittlerweile sich raumfressend ausbreiten. Vielleicht auch die Besorgnis, ein gutes Buch liegengelassen zu haben. Dieses werd ich wohl schnell zurücktragen. Sonst war nix. Musik ist gelaufen und ich saß dabei, freute mich an Dhafer Youssef und seiner Truppe, das Konzert, nein, mehrere von ihm hatte ich mir auf Vorrat verlinkt. Da geht es ähnlich wie beim Büchergreifen zu. Das war aber ein guter Griff, excellentes Livemusizieren über Stunden und ich im Hörerglück.

Sonntag, 21. 11. 2021

Diese Variante hat was mit sich gehen lassen zu tun, ich wollte es mal probieren, obwohl mir das Ergebnis von vornherein klar war. Nachdem ich gestern ausgeschlafen hatte bis in den Mittag hinein, bin ich abends zur üblichen Zeit ins Bett gegangen und war nicht müde. Irgendwann wurde es stiller in meinem Kopf, die Augen klappten zu, dann halb fünf das erste Mal wieder auf. Wie soll es auch gehen, an einem Tag zweimal schlafen. Bis sechs hab ich die Wärme in meinem Bettchen sehr bewusst genossen, dann gab ich der Natur nach und stand auf. Da war noch nicht die Rede davon, nach Hirschau zum Laufen zu gehen, ich hatte in den letzten drei Wochen  nur einen Lauf und fand es riskant, auf die 20er Strecke zu gehen. Beim Frühstücken, es war ganz ohne Eile, und beim Blick auf die Uhr fing es an, ich dachte, noch könnte ich. So ein wenig unentschlossen trödelte ich mich ran an die Zeit, fand es dann dumm, es einfach sausen zu lassen, wenn ich schon aufgestanden war, hab nach dem Blick auf das Thermometer allerhand zum Anziehen rausgesucht und bin los. Durch den Nebel und null Grad, froh über Mütze und Handschuhe, kam ich pünktlich an und los ging´s. 20 km durch die nebelfeuchte Luft, wundervolle Sichten, die alten Apfelbäume wie freigestellt vor der weißen Wand, hätte ich die Kamera dabei gehabt, wäre ich nicht weit gekommen. Nach der halben Strecke spürte ich deutlich, lang nicht weit gelaufen, die Oberschenkelrückseiten wieherten im Widerstand. Egal, ich hab zwar bei jedem Schlenker, wegen dem Totensonntag mussten wir die Friedhöfe alle abklappern, sieben Stücker, so hatte es der Käptn festgelegt, innerlich gemault, bin aber brav mit gelaufen, zum Glück war es nicht allzu schnell. Am Ende kam ich recht unelastisch ins Ziel, immerhin mit einem Schnitt unter 6 Minuten, in der netten Gesellschaft unseres Weißbartes, er läuft in der AK 75, da wollte ich nicht schwächeln. Duschen, selbstbereitete Nudeln mit Oliven und Schafskäse, sehr lecker, ein Leserunde auf dem Sofa, dann wollte ich zum Volleyball. War zu früh, meine Anfangszeit stammte vom Plakat, auf der Webseite fand ich, als ich da dumm rumstand, den späteren Anfang. Dann haben die Jungs auch noch verloren, und zwar so eindeutig, sie sind eigentlich Tabellenerster, es ging gegen den Fünften, daheim in eigener Halle mit eigenem Publikum, sie haben gespielt, als ob sie Geld vom Gegner bekommen hätten. Es ging teilweise richtig dämlich zu. Nun je, das war schnell vorbei, ich hab mich dann mit einem Kaffee zu Hause getröstet und weitergelesen. Noch ein paar Telefonate in die Familie, ja, lang ist so ein Sonntag nicht.

Montag, 22. 11. 2021

Vormittags kam ich nicht aus dem Knick, dadurch konnte ich lediglich Prozesse am Laufen halten, nichts sonst erledigen. Kann ja mal vorkommen, so versuchte ich mich zu beruhigen. Dann also mit dem Bus zur Arbeit, die heute in meiner mir vertrauten Reihe stattfand. Es ging ruhig zu, aber viele Diskussionen flammten immer wieder auf, die 3G-Vorschrift, ab Mittwoch gültig, für die Ungeimpften ein Problem. Zumal da auf die Schnelle nichts zu machen ist, offene Impfangebote werden grad völlig überrannt, Warteschlangen wie im Sozialismus. Die Argumente der Betroffenen klingen mir von dünn bis dümmlich, teilweise auch erkenntnisvermeidend. Ich merke, ich bin froh, da raus zu sein, merke auch, ich entwickele wenig Anteilnahme an der Situation Ungeimpfter, es wäre vermeidbar gewesen. Dass neuerdings Freiheit mit Ungeimpftsein verknüpft wird, kommt mir nicht zukunftsfähig vor. Von Nochminister Spahn kam heute eine Sprachregelung, ich hab sie in den Nachrichten gehört und musste erst mal lachen, weil mir das so krass vorkam. Er hätte gesagt, wahrscheinlich werde am Ende des Winters jeder geimpft, genesen oder gestorben sein. Das ist eine klare Ansage, nachdem ich ausgekichert hatte, musste ich ihm rechtgeben. Das wäre dann die Lösung der Pandemie, zumindest ihre Bedrohlichkeit wäre vorüber. Aber darf man als Minister so zu seinem Volke sprechen? Ich bin mir da ganz unsicher.

Dienstag, 23. 11. 2021

Obwohl seit zehn Minuten schon Mittwoch ist, steht dieser Text für den Dienstag, denn heut ist noch gar nichts passiert. Am Morgen kam ich rechtzeitig aus der Kiste, stand um 8:15 Uhr schon im Sportpark, es begann das functional training. Stolz, dass ich es geschafft hatte, mit gutem Elan in die Stationen gegangen, Trainer Olli hat überall noch bisschen dran gedreht, um es wirklich anstrengend zu machen, nach einer Stunde waren wir durch und es hatte überall hingereicht. Der Puls war oben, so dass es eine Weile brauchte, hinterher wieder runter zu kommen. Ich hab nach dem Kurs noch eine kleine Krafteinheit drangehängt, dann gab es die Sauna, später einen Shake, so bin ich wie neu da raus gelaufen. Auf Arbeit, die Hinfahrt im guten Bus, gut geschlafen, wurde die Regelung für morgen vorbereitet, die Geimpften bekamen eine Marke auf den Ausweis, die Ungeimpften müssen täglich testen, sonst dürfen sie nicht rein. wir haben recht viele, da scheint jetzt ein Frust zu entstehen, weil das wirklich schwierig zu organisieren ist. Es muss ein offizieller Test sein. Selbst, wenn mann sich schnell zur Impfung entschließt, dauert das mindestens fünf Wochen, bis man gültig immunisiert ist. Die Vorgesetzten befürchten reihenweise Krankmeldungen, auch solche, die eigentlich eher Verweigerung bedeuten. Der ganze Laden ist ziemlich aufgedreht. Nebenher hatten wir richtig viel zu tun, unser Teamleiter hat wacker mit geschraubt, sonst wären wir nicht durchgekommen. Zum Feierabend ist mir ein Gerücht vor die Füße gefallen, ein Kollege aus der Ablöseschicht hat mir freundlich alles Gute gewünscht, als ob ich morgen aufhöre. Tu ich nicht. Ich habe eine Anfrage zur Alterteilzeit laufen, was so die stille Post draus macht. Die Begegnung war trotzdem nett, wir mögen uns. Morgen kann ich es vielleicht aufklären und nachfragen, heute langte die Zeit nicht, der Bus stand schon draußen.

Mittwoch, 24. 11. 2021

Vormittags war ich als Schlaffi unterwegs, darüber gibt es nichts zu berichten. Auf Arbeit war es interessant, ich war verborgt. An einer Stelle, die ich noch nie ausprobieren konnte, war sozusagen eine einfache, aber langwierige Konzentrationsübung gefragt. Es mussten zwei Teile, immer abwechselnd, eins davon in eine Richtung sortiert, aufgestäbelt werden, saß eines falsch rum, oder zwei gleiche hintereinander, musste alles wieder runter, es begann neu. Köstlich mich zu erleben. Zwei Hülsen zusammen, stimmt nicht, zwei Platten aufeinander, stimmt nicht, nebenher geredet, falsch, unaufmerksam gewesen, falsch, runter und zurück ging schnell, drauf mühsam wie beim ersten Versuch. Es gab tatsächlich lange Phasen, da ging alles gut, anfallsweise geriet der Ablauf auch mal so durcheinander, da fragte ich mich, Kopf, bist du da?, hab eine Runde um den Tisch gemacht, einen Kaffee geholt. Am Ende waren tausende Teile korrekt plaziert,  die betreuende Kollegin schien zufrieden, so mein Eindruck.

Donnerstag, 25. 11. 2021

Den Wecker hab ich so gestellt, dass es für Sport reichen soll. Hab es geschafft, um neun war ich im Studio, hab meine Eröffnung abgearbeitet, das geht so: Paar Minuten Seilspringen, Lockern und Dehnen durch Armwedeln in vielen Varianten und ausgiebiger Vorbeuge, dreimal 12 Klimmzüge, 12 Dips und eine Minute lange Planke. Weiter mit drei Langsätzen, 8 Kopfüberklimmzüge und hängendem L-Sit, Krumme Planke an Holmen und 12 Schulterzüge, 5 oder 6 hängende Durchdreher hin und zurück. Bauchsatz an der Maschine, genauso Bankdrücker, Schulter am Seilzug. Ab unter die Dusche, in die Sauna, schnell beim Bäcker was zum Mittag, Gemüseseele mit Hirtenkäse, schmeckt und isst sich fix weg, zum Bus. Auf Arbeit wieder an andere Stelle verborgt, mit einem netten, mir angenehmen Kollegen, da kann ich Basis und er muss die komplexeren Sachen richten. Im Moment schleifen wir an Aufträgen für unser volles Lager, in der Hoffnung, irgendwann braucht jemand wieder unser Zeugs. Vor Corona wurde es gebraucht, aber die Umbrüche in der Automobilindustrie werden wohl den Gesamtmarkt verkleinern. Also kein Wachstum, und schon bricht Ratlosigkeit aus. Mal sehen.
Von zwei meiner Kollegen, die ungeimpft sind, weiß ich, sie haben sich krankgemeldet. Man kommt nur mit Test rein, der muss offiziell sein. Jetzt bin ich schon neugierig, wie das alle für sich lösen. Unter den Geimpften bricht wieder die Jagd nach Terminen aus, die Boosterei fängt an. Die EU beschließt, dass ein Impfzertifikat neun Monate gültig ist, das war mir als Fragestellung aufgeploppt. Am besten wäre ein billiger Test, der die Antikörper einschätzt, um zu Aussagen zu kommen, wann boostern sinnvoll ist. Im Moment düngt man eher flächendeckend.

Freitag, 26. 11. 2021

Vom Arbeitgeber war verfügt worden, bleibt zu Hause. Keine große Begründung, auch nicht viel Gerede über die Gleitzeitstunden, die verbraucht werden. Wir nehmen das so hin, niemand hat Bock, nachzufragen. Ich habe sofort umgeschwenkt auf Genießen, frei ist einfach schön. Mein Sportskollege hatte mich auf sehr zeitig ins Studio einbestellt, ich hatte vage zugesagt. Hab sehr zeitig, sehr freiwillig am Frühstück gesessen und war einigermaßen pünktlich da. Wir haben trainiert, erzählt, der Michi ging raus zum Laufen, ich hab noch paar Geräte benutzt, in der Sauna saßen wir wieder zusammen zum Schwitzen und Reden. Mir gefiel das so. Auf dem Rückweg hab ich noch Kleinkram erledigt, mein Autoschlüssel brauchte einen neuen Akku, in die Gebrauchtwarenbörse hab ich reingeschaut, diesmal nichts mitgenommen. Daheim fing ich an zu putzen, das Bett neu zu beziehen, Wäsche war zu waschen. Da der Hunger kam, bin ich zum Chinesen, es gab Reis und Gemüse in scharfer Currysoße, z. Z. dort mein Lieblingsgericht. Ich bin  ein wenig durch die Stadt spaziert, am Bücherschrank gab es zwei Fundstücke, beim Bäcker einen Kaffee und Kuchen. Ich durfte reinsitzen, wer weiß, wie lange noch. Die Stadt war leer, selbst auf dem Markt war kaum was los. Der Gemüsemann bediente eine einsame Kundin, die Läden waren offen und leer. Ich mag gar nicht dran denken, dass ein neuer Lockdown droht. Als Robinson würde ich, glaub ich, nicht viel taugen, so stringente Privatheit ist ja nervig. Abends hatte ich mich angemeldet für den Spinningkurs, da ich wenig laufe, wollte ich da mal wieder probieren. Der Kurs fand nicht statt, zu wenig, nur zwei Anmeldungen. Blieb ich daheim, hab ein wenig telefoniert, mein soziales Leben gepflegt, gelesen.

Samstag, 27. 11. 2021

Allen Schlaf nachgeholt, in meinem hohen Alter ist das wichtig, sonst hänge ich total durch. Drum spät angefangen, Lesefrühstück mit einem Roman von Arno Surminski, "Kudenow oder An fremden Wassern weinen". Es geht um einen zwölfjährigen Jungen, der in der Vertreibung der Nachkriegszeit seine Verwandten verloren hat, sie wiederfindet nach zwei Jahren in einer Notunterkunft in einem norddeutschen Dorf fern der Heimat. Es wird von Kälte und Hunger erzählt, von der Enge des erzwungenem Zusammenleben mit anderen Flüchtlingen, ich habe um die hundert Seiten, es ist eine spröde, sparsame Sprache, liest sich nicht so weg, aber für mich ist es spannend, aus dieser Zeit vom Westen Deutschlands zu hören, über den Anfang im Osten bin ich besser unterrichtet. Irgendwann kam ich in die Gänge, hab den Haushaltputz fertig gemacht, mir den zweiwöchigen Bart vom Kinn gekratzt, an der Wäsche geräumt, dann ging´s raus zum Laufen. 10 km in 5:20 min/km, die Sonne kam nach mir schauen. Auf meinem Zettel stand der Einkauf, also schnell duschen und los, zum Test musste ich, wegen Volleyball am Abend, und essen wollte ich beim Chinesen. Hab alles hinbekommen, im Testzelt hatte ich Glück, es ging ohne Wartezeit. Beim Einkauf wieder viele Suchbewegungen, wielange wird da noch umgebaut, oder gehört das neuerdings mit zum Einkaufserlebnis und bleibt so? Pünktlich bin ich in der Volksbank-Arena eingelaufen, mit Zertifikat von der Impfung, mit dem Testzettel, über die Luca-App, alles hinter der Maske. Es hat sogar noch für ein Stück Kuchen vorm Spiel gereicht. Und gewonnen haben sie, so klar diesmal, wie sie letztens verloren hatten. Der Hallensprecher hat sich u. a. beim Publikum bedankt, die mussten ja alle zum Test vorher. Abends sitz ich in meiner warmen Bude, eine gute Musik läuft, vor mir dampft der Ingwertee. Da hab ich´s gut erwischt.

Sonntag, 28. 11. 2021

Was ist los? Der Tag ist mir durchgerutscht ohne viel Sinn und Verstand. Zum Laufen, mit Hirschau, hatte ich keine Lust, kalt und trüb, und die Ausrede, ich war gestern. Hab im Warmen gesessen, gelesen, bis ich nicht mehr sitzen konnte. Zum Sport war ich, immerhin. Zwei Stunden gutes Training und Sauna danach. Als ich fertig war, war es draußen schon dunkel, ich hab mir einen Kaffee gegönnt und mich vorm Rechner verdaddelt. Mit dem Bewusstsein, aus diesem Tag ist nix mehr zu machen. Ich glaube, es ist der November, der seine Nebel auch in mir drin ausbreitet, dazu die Corona-Nachrichten und das Wissen um die kommende Frühschichtwoche. Da bereite ich jetzt nur noch den Abgang, die Vorbereitung für morgen vor.

Montag, 29. 11. 2021

Erster Frühschichttag, man hört das schon. Die Nacht war dementsprechend sinnlos vertan, immer die Nacht vor der ersten Schicht. Erst war´s zu kalt im Bett, dann als es warm war, zu warm, und es juckte überall, und was man sonst so erlebt, wenn es mit dem Schlafen nicht tut. Als der Wecker klingelte, war ich ganz froh, dass es rum war. Auf Arbeit waren wir gerade so besetzt, kamen gut durch und wurden Zeugen eines Wunders. Nach dem langen Wochenende hatten die Holzplatten der Arbeitstische ihr Öl von sich gegeben, es trielt zu Rinnsalen, die vor den Maschinen standen und in den Weg liefen, also da, wo wir dauernd durchlaufen. An den Tischen mit Metallabdeckungen passiert das nicht. Unser Teamleiter sah das Elend, machte ein Foto mit dem Handy und überzeugte tatsächlich unsern Meister davon, alle Tische abzudecken. Vor Jahre gab es dazu einen Verbesserungsvorschlag, der wurde bewilligt, prämiert und nicht umgesetzt. Vor einem Jahr bin ich mit meinem Meister eines Montages vor diesen Ölpfützen gestanden, er hat den Unterschied gesehen, verstanden, passiert ist nichts. Heute nun kam dieser Meister mit dem Chef der Instandhaltung zum Tische messen. Jetzt sind wir gespannt, wie weit wir diesmal kommen. Aber schon jetzt sind wir mit leuchtenden Augen im Zustand der Vorfreude durch unseren Gang gelaufen, dabei sorgfältig über die Pfützen gestiegen, wer weiß, es könnte bald damit vorbei sein.
Die Heimfahrt im Backofenbus, man verfällt so in Hechelatmung, nachdem alle Jacken abgelegt waren. Ich hatte mich zum Crossfit-Tower-Kurs angemeldet, nachmittags hatte ich noch Zeit für Stadtgang mit Bäcker, dann kramern daheim und telefonieren, dann ging es los. Am Anfang mit paar Schneeflocken, das wurde mehr und mehr, kaum, dass man sein abgelegtes Handtuch wiederfand. Wir haben das durchgezogen, hinterher ist es ein gutes Gefühl, zum Belohnen gab es Sauna und Schwalldusche, besser geht´s nicht. Und demnächst ein neuer Versuch, im Bett Sinnvolles zu tun.

Dienstag, 30. 11. 2021

Am Schlafdefizit gearbeitet, die Verbesserung ist existenziell. Von gar nicht geschlafen auf vier Stunden gut gepennt, das hat mir den Hals gerettet. Im Bus noch ein kleiner Nachschlag, die Arbeit ging gut, wir kamen gut hinterher. Heimfahrt im guten Bus, man sitzt so viel besser, die Knie drücken nicht im Vordersitz, die Federung funktioniert, die Heizung ist steuerbar, ich kann es gar nicht richtig genießen, weil ich da so gut schlafen kann. Es stand ein Lauf an, an meiner Monatswette fehlten noch paar Kilometer. Erst war ich wegen dem Regen unentschlossen, es hörte auf, ich bin sofort raus und hab 10 km gemacht. Der Wind wollte mir zuarbeiten, er wechselte dauernd die Richtung, meist kam er von hinten und schob richtig. Duschen, Haushalt, Postkram weglesen, telefonieren. Noch eine gemütliche Stunde mit einem Ingwertee und Buch, ja, geht´s mir gut. Immer wieder schöne Videos von den Kleinen, erste Sprechversuche glücken. Und ich kann zuschauen, wie das zum Erlebnis wird. 

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