Sonntag, 1. 8. 2021
Am siebten Tag hat der Herr geruht, so könnte ich sagen. Kein Sport,
keine sinnvollen Arbeiten, nur Vergnügen. Vormittags hab ich einen
Besuch gemacht, erzählen sollen über den Urlaub und die Kurse, viel
gehört über das Betreiben der Kunst in Coronazeiten, auch über das
Anzapfen von Fördertöpfen für die Kunst. Außerdem bin ich beschenkt
worden mit selbstgezogenen Pflanzen, eine schöner als die andere.
Somit sind die freien Plätze auf meinen Fensterbrettern sinnvollst
belegt. Nachmittags war ich verabredet mit meiner Kunstfreundin, wir
wollten eine Ausstellung in Nürtingen sehen. Harald Kröner zeigt da
im Kunstverein Zeichnung. Abstrakt und verspielt erkundend, mit
genauen Setzungen, sparsamst im Materialeinsatz und vertraut mit den
Papieren und Farben. Schon beim ersten Blatt war ich sehr angetan,
es blieb durchgängig so. Allerdings tauchte wieder die Fragestellung
auf, wie das ist mit der Kunst, wenn sie so für Eingeweihte
daherkommt, Ungeübte Sehende vom Erlebnis ausschließt und nur
Eingearbeiteten dann allerdings einen Hochgenuss verschafft. Ich
hatte das schon mehrere Male erlebt, es scheint mir ungelöst zu
sein. Es gibt nach wie vor die Künstler, die eine hohe Qualität
liefern und die auch von Sehwilligen aus kunstfernen Bereichen
verstanden werden. Ai Weiwei oder Olafur Eliasson wären anzuführen,
Banksy auch. Aber die spröden Arbeiten aus der Konzept- oder
Minimalart, dafür interessiert sich meist nur einschlägig geschultes
Publikum, bzw. selbst Menschen, die gern zur Kunst gehen, zu den
großen Namen, z. B. Picasso oder Miro, wollen sich mit unscheinbaren
Farbklecksen auf mickrigen Papieren, die hergebrachte Schönheit
verweigern, nicht und zwar oft kategorisch nicht auseinandersetzen.
Tja, da weiß ich nicht weiter.
Montag, 2. 8. 2021
Der Tag vor der Nachtschichtwoche ist fast wie ein freier Tag, er
sollte genutzt werden, um vorzuschlafen, geht das? Konkret sah es so
aus, ich hatte einen Zahnarzttermin morgens um acht. Da stand ich
zeitig auf, war pünktlich da, es dauerte seine Zeit, ein Abdruck aus
dem hinteren Rachenraum ist ganz schön aufwendig. Hinterher hatte
ich fast eine Maulsperre, dann ging ich wieder heim mit dem
Provisorium. Wenn das Labor mit den Gipsformen klarkommt, sollte ich
nächste Woche gut versorgt diese Behandlun beenden. Zum guten Glück
weiß ich gar nicht, wie aufwendig das Einbauen ist, so muss ich mich
gar nicht fürchten. Da ich am zeitigen Vormittag und voller Elan auf
meinen Zettel schaute, was an Vorhaben so wartet, hab ich angefangen
und konnte allerhand durchstreichen. Der Hof ist gefegt und wieder
benutzbar, der Kirschbaum hatte seine muckeligen kleinen bitteren
Kirschen auf die Sitzecke geworfen, das tut er seit Jahren immer
wieder. Wir denken an dieser Stelle drüber nach, ihn umzumachen, er
steht allerdings auf dem Nachbargrundstück. Mit dem Stamm, die Krone
wirft von 100 Kirschen bestimmt 89 bei uns ab, mit den Blättern
gehts genau so. Gnade hat er gefunden als Schattenspender, da kann
man das eine nicht ohne das andere haben. Der Poststapel ist kleiner
geworden, manches ist beantwortet, bzw. in die Wege geleitet. Mittag
gab es selbstgekocht, es war harmlos, Nudeln mit gebuttertem
Kohlrabi unter Parmesan. Ist mir im Ergebnis ein Vergnügen und eine
schöne Abwechslung zum fremdbereiteten Essen. Mittags ein
Schläfchen, der Einkauf später, allerlei verräumen, Obst waschen,
Gemüse putzen. Es wäre noch knapp Zeit gewesen ins Studio zu wetzen,
da verließ mich der Mumm, und ich dachte, am Rechner das muss heut
erledigt werden, also diese Auguststruktur einpflegen, es dauert
nicht so lang, aber mit dem Text zusammen, lalilala. Noch den Test,
die Schicht vorbereiten, zum Bus.
Dienstag, 3. 8. 2021
Morgens auf der Heimfahrt biegt der Busfahrer irgendwarum falsch ab
und muss eine Extrarunde machen, bis er die große Kiste wenden kann.
Was immer er da im Kopf hatte, es sei am Tag zuvor genauso gewesen.
Ob er lernfähig ist? Die Schicht lief ruhig, die Arbeit kam
nacheinander, war gut zu schaffen. Zwischenrein Anfälle von
Müdigkeit, ich such mir was zu tun, das hilft ganz gut. Mittags halb
zwei frühstücken, Haushalt, alle Mülltonnen raus, ich bin
Hausmeistervertreter, dann zum Sport ins Studio. Am Anfang war es
gut, nach und nach wurde es immer voller, alle Geräte waren belegt,
auf allen Wegen war besetzt, zum Glück kann ich meins draußen am
Tower machen, dadurch bin ich raus aus dem Betrieb. Zwischenrein
rief mein Töchterchen an, die Gelegenheit nutzten wir für eine
schöne Ausführlichkeit, wir sind wieder auf dem Laufenden. Jetzt
geht es schon in die Vorbereitung zur nächsten Nachtschicht,
deswegen bricht es hier ab. Eins noch, aus den Nachrichten: Die
Politik empfiehlt, die Stiko schränkt ein, es geht um die Impfung
von Kindern/Jugendlichen von 12 bis 18. Die Medien besprechen das
ausführlich pro und contra. Die Eltern sollen mit ihren Kindern
entscheiden, jeder für sich. Früher war die Welt einfacher, z. B.
bei den Impfungen für Masern, Pocken was weiß ich. Die Entscheidung
war anders mit Informationen umflankt, in den Medien kam das kaum
vor, eventuell las man Beipackzettel, eher wenig. Jetzt spielt ganz
viel Laienwissen, Information mit unklarer Quellenangabe und
fragwürdiger Gewichtung von Einzelerscheinungen eine starke Rolle,
dadurch wird es nicht besser, eher unklar. Außerdem wird es oft mit
Haltung verknüpft, z. B. zur Meinungsfreiheit, es kommt mir nicht
sonderlich zielführend vor.
Mittwoch, 4. 8. 2021
Ablauf wie gestern, ohne Busschlenker, beim Sport am Tower
trainierten daneben 4 Mädels Volleyball, richtig gute Ballwechsel,
eins weiter 4 Jungs am Basketballspielen, genauso. In den
Nachrichten töst der Wahlkampf, da gehts u. a. um kostenlose Tests,
die es ab Oktober nicht mehr geben soll. Und dass man für alles
mögliche die drei G braucht, bzw. nicht reinkommt als Ungeimpfter.
Das klingt wie eine Impfpflicht, ich finde, es sollte so benannt
werden. Da ist noch viel Heckmeck zu erwarten, weil geklagt werden
wird, was das Zeug hält. Beim Lesen: Blacklist ist als
Krimi/Thriller etwas unübersichtlich, vor allem, wenn man so
ruckelweise lesen muss wie ich gerade. Das Buch müht sich aber um
die Geschichte von Diskriminierung und Kommunistenhatz im
Nachkriegsamerika und macht das an konkreten Personen fest. Ein
schwarzer Verleger, der erste, ein Kommunistenjäger, der sich um die
innere Sicherheit kümmern soll, dabei heimlich schwul ist. Die
Begegnung von Privatdetektiven und Polizei mit Reichen, mit
Schwarzen. alles interessant, es weitet die Erzählung aus dem
Krimibereich heraus. Mir gefällt es, habe die erste Hälfte. Eine
lustige Panne fand ich: Die Hauptperson schaut fern, da läuft eine
Talkshow, es werden paar Leute befragt, Dennis ist der Moderator.
Zitat: Dennis blickte etwas säuerlich, als
die Kamera auf Catherine schwenkte,die mit leuchtenden Augen in
einer Ecke des Studios saß. Er redete weiter, damit die Kamera sich
wieder ihm zuwandte."Da wir gerade von .... Mit Verlaub,
das funktioniert nicht.
Donnerstag, 5. 8. 2021
Der Tonus ging in Richtung schlapp, eigentlich war eine Laufrunde
dran, das Wetter wäre perfekt gewesen, ja. Hab zu Hause vor mich hin
gekruschtelt, so wie man täglich essen mus und Zähne putzen, fallen
andere Dinge an, die Zeit brauchen. Was kommt raus, wenn man
geschwind den Brotvorrat ergänzen muss, die Wäsche waschen usw.,
eigentlich nichts weiter, als das alles läuft, und die Zeit ist auch
rum. Wären noch zwei Stunden Luft gewesen, ich wäre schnurstracks in
den Wald gesprungen und hätte die Laufrunde geliefert. Hätte, wäre,
blablabla, das Leben als Dreischichter diktiert andere Verläufe. Es
gilt die letzten paar Jahre so zu überstehen, dass genügend übrig
bleibt für das Leben danach. Selbstbestimmt und eigenwillig, freu
mich drauf. Beim Lesen: Das Buch (Black list) spiegelt auch die
Hysterie der Polizei, Sicherheitsdienste nach 9-11. Dadurch wird es
immer umfangreicher beim Erzählen, die eigentliche Geschichte, die
darin gut verwoben ist, geht entsprechend langsam vorwärts, das
macht gar nichts. Die Schilderungen aus dieser gesellschaftlichen
Atmosphäre jener Zeit sind aufschlussreich, zumal sie aus einer sehr
persönlichen Draufsicht dargelegt werden. Noch zweihundert Seiten,
auf die ich neugierig bin.
Freitag, 6. 8. 2021
Die meisten Menschen beginnen ihr Wochenende, mir steht noch eine
Nachtschicht bevor. Hab ja dafür den Montag gehabt. Mit lustiger
Träumerei geschlafen, bisschen zu lange gelesen beim Frühstück, die
Dinge zu Hause erledigt und losgezogen. 10 km, die Waldrunde, hab
das Echte Tausendguldenkraut gefunden, wenn man das sieht, wird das
Geld niemals alle. Der russische Bär saß auf dem Wasserdost, der
Kaisermantel saß auf dem Engelwurz. (Vielleicht zur Erklärung, das
sind zwei Schmetterlinge.) Duschen, Testen, Essen, zum Bus.
Samstag, 7. 8. 2021
Der Versuch, schnell zu schlafen und zeitig aufzustehen, misslang
ein bisschen, ich hab zur üblichen Zeit mit der üblichen Müdigkeit
angefangen. Frühstücken und das Buch auslesen, viel gelernt über
Amerikas Geschichte und über die seltsame Welt der richtig Reichen,
über die Justiz des gelobten Landes. Da ist so viel gewachsen und
niemals korrigiert worden, die Unterschiede zwischen schwarz und
weiß, arm und reich, auch heute gruselt es mich, wenn ich an den
letzten Präsidenten denke, als Wiege der Demokratie, Freiheit, des
Fortschrittes taugte es immer nur für manche. Als ich raus
wollte, war der Regen da, also kein Sport, ich hab die Bude geputzt.
Das Bett bezogen, die Wäsche gewaschen, als ich die Nase voll hatte
von all dem Mist, belohnte ich mich mit einem Gang in die Stadt, es
gab einen Kaffee auf dem Weg zum Bücherschrank. Der Regen hatte
aufgehört, die Stadt war seltsam leer, Unterwegs kamen mir seltsame
Gelüste, ein kleiner Hunger machte, dass ich an Hirschgoulasch
dachte, warum auch immer. Auf dem Rückweg hab ich tatsächlich in den
Handelshof reingeschaut, da waren aber noch so viele Leute am
Anstehen an der Kasse, da verging mir die Anwandlung, ich hab mir zu
Hause was in die Mikrowelle geschoben, irgendwas mit Nudeln und viel
Gemüse, es gab Obst hinterher und einen Keks und schon war alles
gut.
Sonntag, 8. 8. 2021
Ich habe es beherzigt: Am Sonntag soll man nicht so viel tun.
Vormittags war ich zum Sport am Tower, wir hatten uns verabredet,
der Läufermichi hat seine Handstände vorgeführt und allerhand
seltsame Übungen für die Füße, für die Zehenmuskulatur, seltsam,
weil ich kannte sie alle nicht. Ich hatte Zeit beim Training, konnte
ganz in Ruhe die Routinen abarbeiten, war zwei Stunden dran und
konnte noch ein bisschen jonglieren üben. Für Mittag hat der Inder
um die Ecke gesorgt. Nachmittags und abends hab ich rumgelumpert,
das Leben genossen und nix gemacht. Deswegen gibt es davon auch nix
zu berichten.
Montag, 9. 8. 2021
Vormittags war es schnell rum, ich kam nicht rechtzeitig aus dem
Bett. Das war noch der Umstieg aus der Nachtschichtwoche. Die
wichtigsten Dinge konnte ich erledigen, ich musste Kontakt machen zu
meinem Flaschner, übers Wochenende hatte es aus einem Heizkörper
angefangen zu tropfen. Ein Rinnsal lief ins Zimmer rein, ein Glück,
so hab ich es gesehen, wäre es an der Wand in den Fußboden
gesickert, hätte ich es nicht gemerkt, bis die Anlage leer gewesen
wäre. Beim Bäcker hatte ich den Brotvorrat nachzufüllen, der Stand
nach dem Frühstück war Null. Da gab es Gemüsekuchen, lecker
Blumenkohl und Möhre und Paprika in Eierteig verbacken, so war
Mittagessen geklärt. Im Rumpelbus zur Arbeit, da ist die
Personalsituation sehr mager, die Urlaubszeit/Ferienzeit hat
begonnen. In den anderen Schichten ist jeweils nur ein Mann da, wir
sind zu zweit und hatten allerhand aufzuarbeiten. Jeder hat drei
Maschinen neu bestückt, teilweise mit Komplettumbau, wir hatten
richtig zu tun. Dazu noch die vielen Fehler der Anlagen, der
Abläufe, mit ein wenig Antrieb könnte man da vieles besser machen,
Fehler beseitigen, diesen bringt anscheinend niemand mehr auf. Alles
schon hundertmal besprochen und reklamiert, irgendwann wird es egal
und wir richten uns so ein. Es liegt nicht an uns, es liegt an der
Leitung des Ladens. Unsere Fehler gibt es auch, die sind aber gering
und in Arbeit, d. h. zumindest diese werden ausgemerzt. Heimfahrt
im besseren Bus, es ist so viel angenehmer, nix poltert, die Knie
haben Platz. Zu Hause, schon beim Betreten des Treppenhauses lag wieder
einer der kleinen Roller, die zum schnell in die Stadt rollern, also
kein Kinderspielzeug, im Weg. Nicht das erste Mal, sie haben schon
die Haustür versperrt, die Kellertür auch, sie müssen da nicht
stehen, schon gar nicht liegen. Paar Stufen runter hat jeder von uns
seinen Keller, das wäre ein Ort für dies und das. Es ist noch nicht
mal Rücksichtslosigkeit, eher die totale Geistlosigkeit, die
Unfähigkeit zu bedenken, man wohnt nicht allein hier. In meiner Wut
hab ich das Scheißding aus dem Bereich Tür gekickt. Eigentlich will
ich sowas nicht machen, da werde ich schon wieder wütend, dass mir
jemand solchen Scheiß zumutet.
Dienstag, 10. 8. 2021
Morgens halb acht schon war der Handwerker da und wollte die
Tropferei in Ordnung bringen. Ich war halb sieben aufgestanden, ganz
stolz, dass ich nicht verpennt hab und war bereit. Nach einer
knappen Stunde war es geschafft, der Probelauf noch mit viel
Geglucker und Gezischel, da war noch Luft im System. Hinterher
musste ich ein wenig aufräumen und putzen, dann bin ich ins Studio.
Kurzes, knackiges Training, was man so reinbringt in eine reichliche
Stunde, Klimmzüge, Dips, Toter Mann, Handstand, Kreuzheben, halbe
Frontlever. Manches hat keinen Namen. Ins Schwitzen kam ich wohl. Im
guten Bus zur Arbeit, Schlaf nachgeholt und dann durchgängig wie
gestern, eine Maschine nach der anderen, teilweise aufwendig
umrüsten, die Zeit verging schnell. Lesen: Jules Verne, "Die
Schule der Robinsons", eine DDR-Ausgabe, da steht noch nicht mal
drin, wann es geschrieben wurde, nach 1863, vor 1905. so
schlussfolgere ich aus den Angaben zum Autoren. Ich hatte Verne in
der Schulzeit gern gelesen, fand dies Buch im Bücherschrank und
wollte mal schauen, wie sich das aus der Sicht von heute liest.
Wunderbar, würde ich sagen, eine kleine, raffinierte Erzählung über
ein fingiertes Robinsondasein. Die Hauptfiguren, zwei, ein junger
Mann mit dem Fernweh und sein Hauslehrer werden freundlich in ihren
Eigenarten und Schrulligkeiten vorgestellt, manchmal ist es sehr
lustig. Mir fehlen noch die letzten zwanzig Seiten, die Auflösung
ist nahe und wurde dem Leser schon lange raunend angekündigt. In
meinem Vorrat liegt noch der Erstling von Jules Verne, Fünf Wochen
im Ballon, das werd ich wohl demnächst schnell mal weglesen. Eine
Empfehlung, wenn man leichte, aber gute Kost versuchen möchte.
Mittwoch, 11. 8. 2021
Vormittags ein schneller Einkauf, Obst fehlte und Sojajoghurt und
Quark, rechtzeitig fertig damit, wollte gerade zum Laufen los, da
klingelt das Handy. Mein Sohn, wir mussten allerhand reden, es ist
mir angenehm, mit dem Vater meiner Enkel ein so gutes Verhältnis zu
haben. Ich höre von den Kindern, wir tauschen uns über botanische
Funde aus, diesmal war es der Gemeine Wirbeldost, der uns erst vor
paar Tagen überhaupt ins Bewusstsein gedrungen ist. So lange leben
wir schon hier, und immer wieder finden wir was für uns neues, das
war ja schon vor uns da, wir haben es nicht wahrgenommen. Wer weiß,
was sich da noch findet. Jedenfalls war es zu spät geworden, noch
loszulaufen, so hab ich ganz in Ruhe alle Mülltonnen gehändelt, die
Hausordnung abgesprochen, ich vertrete unseren urlaubenden
Hausmeister. Was zum Mittag gegessen, zum Bus, auf Arbeit sah es
besser aus als die letzten Tage, wir hatten gut vorbereitet und
ausgewählt, dadurch waren nicht gar so viele Maschinen umzubauen.
Jeder eine, das klang gut, ich hatte die Finger im Pech, die Suche
nach Fehlern war aufwendig und ich brauchte den Rat eines erfahrenen
Kollegen, am Ende klappte es. Drei Stunden Rüstzeit an einer Kiste,
wo es, wenn alles in Ordnung wäre, in einer reichlichen halben
Stunde getan sein sollte. Bei mir zu Hause würde ich das anders
gestalten. In den Nachrichten: Corona-Tests sollen demnächst für
Ungeimpfte was kosten. Ich verstehe den Ansatz, die Nebenwirkung
wird sein, dass weniger getestet werden wird. Ob das ein kluger
Einfall ist? Die Impfverweigerer werden sich den Querdenkenden
zuwenden, nach Demokratie schreien, von Diskriminierung sprechen
usw. Die Diskussion läuft ungeschickt, wieder auf Impfpflicht hin,
vielleicht wäre eine Zertifizierung von coronafreien Zonen/
Anbietern usw. besser. Machen wir eigentlich bei Tetanus- oder
Diphterieimpfungen u. a. auch solch einen Zinnober um aufrechte
Gegnerschaft? Ich weiß gar nicht, wie da die Zahlen sind.
Donnerstag, 12. 8. 2021
Der Lauf ist gelungen, morgens hab ich nicht lang rumgewackelt,
sondern bin gleich auf die Strecke. 10 km durch den schattigen Wald,
schnell bin ich nicht mehr, und ich schaffe es zunehmend, dass es
mir nicht wichtig ist. Laufen an sich schon, aber spaßorientiert.
Und siehe da, Höhepunkt waren weißblühende Wegwarten, die sind eher
selten. Getestet hab ich vor der Arbeit noch, der Streifen erschien
da, wo er immer erscheint. Also negativ, keine Ausrede, zu Hause zu
bleiben. Auf Arbeit war ich der König in meinem Gang, dadurch konnte
ich die invaliden Anlagen stehen und die gut funktionierenden
schnurren lassen. Am Anfang war es stressig, ich sollte nach
Reparaturversuchen zwei Anlagen testen, eine lief, die andere bot
unerklärliche Zustellbewegungen an, das haben wir ganz schnell
gelassen, bevor es wieder einen Crash gibt. Als alle wichtigen Leute
Feierabend hatten, wurde meine Arbeit ruhig und klar, fast wie
vorzumal am Wochenende, als ich selbstbestimmt so viel wie möglich
laufen lassen konnte.
Freitag, der Dreizehnte
1961 wurde an diesem Tag die Mauer gebaut, heute spricht der Herr
Steinmeier seine üblich harmlose Blablarede dazu, eigentlich ist es
egal, wozu er spricht, der Tonfall ist immer betroffen und das Thema
kommt recht blutleer vor. Ich würde ihm den Ruhestand gönnen.
Mein Wochenende fängt jetzt an, ich nehme mir Sport vor. Heute ging
da wieder nichts, ich hatte einen Zahnarzttermin. Ich dachte
eigentlich, diesmal würde ich ferig gerichtet den Stuhl verlassen,
irgendwas hat meinem Behandler nicht gefallen, so ist zwar die
richtige Krone drin, aber wieder provisorisch eingesetzt. Also noch
mal. Tanken, was zum Mittag holen, essen, ab zum Bus, unterwegs bei
allem Gerumpel war Schlafen schwierig, ich habe ein paar wunderliche
Fotos gemacht, aus dem schnell fahrenden Bus heraus ist es kaum
steuerbar, was am Ende zum Bild wird. Da die Sonne alles hell
machte, interessante Wolken über der Alblandschaft schwebten, fand
ich die Ergebnisse entzückend, nicht jedes Bild, einzelne
dazwischen. Schon im Bus war zu merken, wir werden sehr wenige sein,
die arbeiten kommen, viele sind im Urlaub, Gleitzeit wird oft
freitags genommen, so waren wir eine lustige Notbesetzung, mehr
Ferienjobber als Stammpersonal. Hab gerade meinen Zettel mit
Vorhaben gefüllt, was sehe ich da kommen. Das Wochenende wird zu
kurz sein.
Samstag, 14. 8. 2021
Der Druck war weg, ich brauchte nicht schnell sein. Bei nichts. Kein
Termin drohte, ich konnte erledigen oder eben nicht und hab mich
ganz langsam in den Tag begeben. Mit Frühstück fing es an und mit
dem Buch. Seit gestern lese ich zunehmend lustloser von Günter Grass
"Der Butt". Endlose Längen, Wiederundwiederaufzählungen des
Ewiggleichen, ich hab noch im Ohr, wie Reich-Ranitzki dieses Buch
komplett niedergemacht hat. Die Blechtrommel hatte ich als großes
Lesevergnügen in Erinnerung, hatte später eine Erzählung von ihm
gelesen, die hab ich schon vergessen, weiß nur noch, dass ich sie
nicht besonders aufregend fand. Und nun das. An seltenen Stellen
blitzt eine Erzählkunst auf, eigentlich immer dann, wenn die
Geschichte sich vorwärts bewegt, dazwischen kämpfe ich mich durch
und bin mit jedem wieder und wieder schlechter gelaunt. Dabei hab
ich erst um die hundert von sechshundert Seiten geschafft, ich
vermute, morgen gibt es einen Abbruch. Vormittags noch ein
Stadtgang, ich musste vor eins die Brille vom Optiker holen. Hat
geklappt, bin bei der Gelegenheit am Bücherschrank vorbei, diesmal
gab es was. Rückzu bummelnd, schauend am Markt entlang, die vielen
Stände mit Obst/Gemüse/Blumen und sehen schön aus, und die
Käsestände sind interessant und es duftet. Ich im Schlendergang,
auch mal schön. Das Mittagessen konnte ich unterwegs erledigen, beim
Chinesen wurde ich gut versorgt. Nachmittags bin ich ins Studio,
eigentlich war es zu warm, aber ich hatte Zeit und Lust, war fast
allein im Sportpark, am Tower sowieso, am Basketballplatz hat auch
einer allein der Sonne getrotzt. Anderthalb Stunde hab ich
geschafft, bin durch die Routinen durchgekommen, dann war die Luft
raus. Hab mich erholt unter der Dusche und beim Shake, auf dem
Heimweg wollte ich Brot kaufen, selbstverständlich gab es da Kaffee
und Kuchen. Am Abend war es so schön, ich wollte nochml raus und hab
eine Stadtlatsche gemacht, bin in die kleinsten Gassen der Altstadt
reingelaufen, das sieht alles interessant aus. Schön renovierte
Häuser neben fast verfallenden, überall Details aus lang vergangenen
Zeiten. Hab mir vorgestellt, wie das Leben vor hundert oder
zweihundert Jahren war, da musste viel mehr gearbeitet werden,
wollte man es warm haben und was zu essen auf den Tisch stellen.
Kein Radio, kein Internet, Reisen mit der Kutsche, nicht alle und
nicht immerzu. Manches auf meinem Zettel von gestern kann ich
streichen, für morgen bleibt auf jeden Fall genug.
Sonntag, 15. 8. 2021
Gestern hatte ich die Rundmail zum Hirschauer Laufvergnügen gelesen,
die Strecke gefiel mir, so bin ich freiwillig zeitig aufgestanden
und war pünktlich zum Treff. Immer noch die
Kack-Corona-Anwesenheitsliste, die meisten da sind eh geimpft, was
soll´s. Mein letzter langer Lauf, das weiß ich dank runtastic, war
am 11. 4., seitdem war ich nur 10 km Strecken gelaufen, ich war
neugierig, wie mir das bekommt. Vorgesehen waren 19,5 km, am Ende
zeigte es knapp 23 km an, zum Glück ging es gemütlich zu. Ein
schöner Lauf durch den Rammertwald, da war es schattig und kühl, das
letzte Viertel ging schattenwerfend über die Felder, da war ich
froh, als wir im Ziel waren. Zu Hause war ich etwas behäbig zu
Gange, ordentlich knülle, Duschen, Mittagessen, ein Päuschen, dann
kam ein Krampf im inneren Oberschenkel. Ich finde, es ist ein
spektakuäres Ereignis, zumindest für mich. Er blieb eine Weile,
machte das Denken schwierig, brachte mich ins Schwitzen, ich stand
da und wünschte mir so inbrünstig, es möge jetzt aufhören. Hat es
nach gefühlter Ewigkeit, ich musste durchschnaufen, traute dem
Vorbei noch nicht und fing ganz vorsichtig an, mich zu bewegen. Hab
mir eine Portion Magnesium eingepfiffen, weiß nicht, ob es akut
hilft, zumindest denkt das mein Hirn, das langt ja. Nachmittags, vor
dem Regen, wollte ich mir die Ausstellung in der Zehntscheuer
ansehen. Auch da muss ich mich registrieren, obwohl da außer der
Aufsicht kein Mensch da war. Ich fand die Arbeiten von belanglos bis
schlecht, einmal Ölmalerei, die so tut, als wäre Mords die Farbpampe
drauf, dabei illusionierte es ganz flach. Wozu? Zum anderen die
Pappgebilde, ahmten irgendwelche Realitäten nach, manche mit
einer Sollbruchstelle versehen, so Hochhäuser beim Sprengen, die
waren zum Teil gespiegelt, eine heile Variante, eine mit beginnender
Zerstörung. Aber ohne Binnenlogik. Die zusammenrutschenden Varianten
waren genauso hoch wie die gespiegelte heile Version, obwohl da
dieser Stauchungsprozess gezeigt wurde. Man könnte sagen, das kann
nur die Kunst, es hilft aber nicht weiter. Die Frage, warum
verbringt man seine Zeit so, erschließt sich mir gar nicht. Die
Frage, warum zeigt man das, genauso. Beide Künstler haben bei Frau
Kneffel gelernt, nun ja. Auf dem Rückweg einen Kaffee und eine
Lesepause im Grünen, bevor zu Hause wieder Disziplin walten muss.
Morgen ist Frühschicht.
Montag, 16. 8. 2021
Aufstehen mitten in der Nacht, also halb vier, zur Arbeit mit dem
Bus, dort die Reihe zum Leben erwecken, in der Nachtschicht war
niemand da. Ein paar Maschinen liefen schnell, bei den anderen gab
es viel Rumversuchen, Neustarts, Abstürze mitten im Umbau, ich war
tapfer dran an der Trödelei, mein Kollege hatte echt ein
glücklicheres Händchen, weniger Störungen an seinen Anlagen. Dadurch
musste er einiges für mich miterledigen, ich kam nicht weg von
meinen Invalidenkisten. Egal, mittags sind wir wohlgemut
rausgelatscht, Feierabend ist jedesmal schön. Nachmittags hatte ich
in Tübingen einen Termin, es dauerte eine Stunde, aber wenn es läuft
wie angekündigt, ist der Fall vom Tisch. Ein Glück, es liegen noch
genug. Auf dem Rückweg war ich der Überbringer verspäteter
Geburtstagsblumen, das hat Spaß gemacht. Es war mir ein wundervoll
üppiger Sommerstrauß begegnet, da hat alles gepasst. Dunkelrote
Lilien, Sonnenblumen, Frauenmantel, Fiedergräser. Beim Sport erlebte
ich die zweite Ernüchterung. Die erste schon vorher beim Bäcker, wo
ich nicht rein durfte, Kaffee wieder im Pappbecher, Kuchen aus der
Hand, draußen. Drei G-Regel, der Mist geht wieder los, weil es sich
die Landesregierung so vorstellt. Ab heute, weich geregelt, weil es
noch nicht alle wussten, so kam ich rein, ab morgen ohne Gnade. Bei
Inzidenzzahlen von unter 20, mein Impftermin kommt morgen, da
braucht es noch 14 Tage hinterher, bevor ich wieder der Inhaber und
Gestalter meiner Grundrechte sein darf. Schert euch zu Deufel,
spreche ich zu meiner Regierung hin, das nützt aber nicht. So sitz
ich hier und denk wie zu Anfang der Coronakacke, man müsste einen
Text dazu schreiben, für die Seelenhygiene, das ist hiermit
geschehen.
Dienstag, 17. 8. 2021
Gearbeitet, Glück gehabt dabei, wenig zu tun, alles lief ruhig und
gediegen, wir hatten uns gestern gut gekümmert. Zum Feierabend
herrlich im Bus geschlafen, beim Aufwachen erst mal keinen
Durchblick, wo ich war. Dann zum Impftermin, dem zweiten. Ziemlich
Betrieb in der Praxis, das Personal wirkte erschöpft, aber sie haben
sich tapfer gehalten. Ich ließ mir das Zertifikat mitgeben, muss es
auf´s Handy einlesen, damit ich demnächst was zum Vorzeigen habe. In
14 Tagen bin ich nach momentanen Standards safe und darf die
verschiedenen, bisher gesperrten Möglichkeiten wahrnehmen. Länger
wöllte ich auch nicht geduldig sein. Die zweite Impfung, so hatte
ich mir vor Zeiten vorgestellt, sollte das Ende dieses Textes
einleiten. Nun ist aber noch lang nicht alles wie in Vorzeiten, wir
maskieren uns weiter, denken anders über unsere Möglichkeiten nach,
warten den weiteren Verlauf der Viruswechselspiele ab, und wir haben
die Querdenker am Hals und sind drumherum eine zerstrittene
Gesellschaft, kaum konsensfähig, nur bedingt gesprächsbereit oder
überhaupt dazu in der Lage. Die Wahlen stehen an, da hat sich die
Aufsplitterung der Parteien und Interessenvertreter weiter
verstärkt, was wir da bekommen, wagt im Moment niemand
vorauszusagen. Und dass mit dem Klima sich was ändert, müsste
mittlerweile viel mehr Menschen ins Bewusstsein gedrungen sein, da
gibt es viele verschiedene Wege, damit umzugehen, aus dieser Ecke
droht ebenfalls großer Streit, der wird nicht immer konstruktiv
ausgetragen. Schreib ich also weiter, solang sich die Finger regen?
Mal sehen, das zumindest muss nicht heute festgelegt werden.
Mittwoch, 18. 8. 2021
Als der Wecker klingelte, quäl ich mich hoch und merke sofort, ich
bin ein bisschen impfgeschädigt. Der Kopf und die Glieder, alles tut
weh. So hab ich telefoniert und dem Anrufbeantworter meines Chefs
durchgesagt, dass ich zu Hause bleib. Und hab das Licht ausgemacht,
war dann erstmal etwas aufgeschreckt von mir selbst, ich konnte mich
nicht dran erinnern, so von Arbeit weggeblieben zu sein. Das hab ich
verkraftet, beim Drübernachdenken bin ich eingeschlafen und spät
wieder aufgewacht und tatsächlich hatte ich mich wohl in Richtung
gesund geschlafen. Der Ablauf war durcheinander, ich wusste nicht
viel mit mir anzufangen, war verlangsamt am Start und es besserte
sich mein Befinden immer mehr. Da bin ich demnächst raus aus der
Risikogruppe, hoffentlich hält das so. Nachmittags hab ich mich in
die Stadt getraut, schon wieder ganz ok, ich hatte einen Termin, bei
einem aufzulösenden Haushalt über die Bücher zu schauen. In einem
ganz alten Haus mit ganz niedrigen Zimmern waren ganz viele Bücher.
Aber eben das meiste veraltet, Konsalik, Ludlum und le Carre, liest
sich heut nicht mehr gut, alte Fotobücher, alles im Analogbereich,
vorbei, Dokumentationen über den Bestand der Wehrmacht, da hat mal
jemand Flugzeuge und U-Boote gezählt. Neueres vom Kopp-Verlag, die
Verschwörungstheorien, und was sonst die meisten nicht wissen, da
hab ich mir drei Bücher mitgenommen, vielleicht hilft es. Nein, ich
will mir das mal anschauen, was es zu schreiben gibt z. B. über "Die
unsichtbare Macht", Hinter den Kulissen der Geheimgesellschaften.
Auf dem Rückweg gab es selbstverständlich einen Bäcker, der nicht
unbesucht blieb. Sonst war es ein ganz fauler Tag. und jetzt stell
ich mir wieder den Wecker für morgen.
Donnerstag, 19. 8. 2021
Es herrscht wieder Normalbetrieb, ich hab den Wecker gehört, den Bus
erreicht, die Frühschicht gemacht und kam schlafend zurück. Ein
bisschen Haushalt, Kaffee und einen Zwetschgenkuchen, die Post
lesen, lauter gute Nachrichten. Ein wenig mit dem inneren
Schweinehund diskutiert, ins Studio wollte ich nicht, da brauch ich
einen Test, also Laufen. Perfektes Wetter und gute Luft im Wald, 12
km, nicht schnell, ich wollte nach dem Tintenfischpilz schauen, den
hab ich nicht gefunden, aber an einer wundervollen Grasblüte kam ich
lang, da fühlte ich mich auch belohnt. Mehr gibt es nicht zu
berichten.
Die wehrlose
Trespe.
Freitag, 20. 8. 2021
Auf Arbeit wird das Material weniger, droht da Kurzarbeit? Könnte so
kommen, wenn in den Nachrichten von fehlenden Chips für die
Autoherstellung berichtet wird, Audi macht schon verlängert Ferien,
ist das nur eine Frage der Zeit. Und alle denken nur über das
Überstehen dieses Zustandes nach, dabei wäre das die Gelegenheit,
nach Alternativen zum ewigen Wachstum und weiter so zu suchen.
Ich war der Chef in der anderen Reihe, da wäre sonst gar niemand da
gewesen, ich fand, ich hab mich wacker geschlagen. Nach der Busfahrt
heimwärts war ich sehr frei von Elan, es hat gedauert, bis ich mich
aufmachte zum Testen. Die Station ist gut organisiert, es ging
schnell. Trotzdem muss ich hinlaufen, kurz warten, bis ich dran
komme, auf das Ergebnis warten und wieder heimlatschen. Mit dem Auto
ist Innenstadt sinnlos, auf Fahrrad hatte ich keine Lust, außerdem
gab es den kleinen Schlenker zum Bäcker. Putzigerweise, dort durfte
ich, ohne den Test vorzulegen, drinnen sitzen und meins verzehren.
Ich musste einen Zettel vollschreiben, wer ich bin und wann ich da
war. Irgendwann raffte ich mich auf und ging ins Studio, den
Towerkurs hab ich verpasst, aber das Training war ok. Ich zähle die
Tage, bis ich ohne Test darf, und denke, dann gehe ich mit mehr Lust
hin. Lesen: Nach einer Pause, hab einen kleinen harmloseren Roman
von Seligmann gelesen, geht es mit dem Butt weiter. Ich hatte schon
gemeckert über die vielen langatmigen Stellen, manchmal läuft die
Geschichte wieder gut. Das ist sofort lesenswert, deswegen werd ich
mich wohl durchackern. Bei der Bücherschranksichtung während des
Stadtganges fiel mir ein weiterer Grass in die Hände, "Ein weites
Feld". Ich hab es mitgenommen, dazu noch fünf oder sieben
vielseitige Zeitfresser, ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis
ich merke, ich muss nicht wie ein Hamster tun.
Samstag, 21. 8. 2021
Ich sitze hier am Rechner und höre eine Aufführung der Neunten von
Beethoven. Gestern hab ich die Ankündigung fürs Abendprogramm auf
SWR2 gehört, hatte keine Zeit, dafür jetzt. Das Besondere ist, es
klingt so wie zu Beethovens Zeiten. Das Orchester ist anders
zusammengesetzt, die Instrumente sind historisch. Gestern beim
Heimfahren hatte ich schon mal reingehört und mich über den Klang
gewundert. vorhin hab ich die Einführung gehört, damit erschließt es
sich sofort. Was geht es mir gut, denke ich. Der ganze Tag war schon
so, ich hab richtig ausgeschlafen, lesend begonnen, lesend
getrödelt, nichts weiter erledigt außer einer gründlichen
Enthaarungsaktion an meinem Schädel. Und Mittag gab es
selbstgekocht. Für den Nachmittag war ich mit meiner Kunstfreundin
zum Ausstellungsbesuch im Rittermuseum in Waldenbuch verabredet,
Heinz Mack wollten wir sehen. Zu seinem 90. Geburtstag wurden
Skulpturen, Malerei und Lichtkunstarbeiten gezeigt, er ist
ZERO-Mitbegründer und seine Arbeiten, egal in welchem Medium,
forschen dem Licht nach. Viele schöne Lösungen waren da, die oft
erstaunlich frisch wirken, gerade seine Malerei ist schön, man kann
in ihnen die Suchbewegungen nachlesen. Außerdem hab ich bei ihm die
Fresnel-Linse kennengelernt, bzw. wahrgenommen, er benutzt sie für
seltsame Durchsichten und optische Raumverformungen, es empfiehlt
sich, mal in Wiki nachzulesen. Hatte ich das vielleicht im
Physikunterricht schon gehört und komplett vergessen? Nachher im
Cafe, erst gab es vorzüglichen Kuchen, haben wir uns richtig
gefetzt, es ging um einzelne Textsequenzen. Wir konnten uns gar
nicht einigen über die letzte Beschimpfung von Politikern (16.8.),
mussten uns darauf einigen, dass wir uns nicht einigen können. Auch
meine Einordnung der Kröner-Kunst zum Publikum (1.8.) fand wenig
Gnade, bei gleichem Ergebnis. Immerhin können wir mittlerweile ganz
gut streiten, ohne uns die Rübe einzuhauen. Nach dem Heimfahren
hatte ich Lust auf Sommerabend und Spaziergang und hab noch eine
Runde durch die Stadt gedreht, jetzt sitz ich zufrieden daheim, der
Schlusschor läuft, ich bin nahezu gewichtslos, so schön ist das.
Sonntag, 22. 8. 2021
Als freien Tag den Gelüsten gewidmet, mir hat´s gefallen. Vormittags
Sport am Tower, wir waren verabredet, da musste ich mich ziemlich
beeilen, da ich noch den Test zu absolvieren hatte. Es ging mit
einer kleinen Panne los, ich wollte mit dem Fahrrad zum Test, mit
dem Auto in die Stadt, das macht keinen Sinn, aber mein Radel hatte
schlappe Reifen. Ich hab es zu Fuß erledigt. Der Test war natürlich
negativ. Der Sport war gut, hintendran kam der Heimweg zu Fuß. Auch
mal schön. Der Regen kam erst später, da hatte ich Glück.
Nachmittags, abends war ich in Karlsruhe, hab mich um mein
Wohlbefnden gekümmert. Während der Rückfahrt, am Anfang balancierte
der volle buttergelbe große Mond auf dem Horizont, er ging weiter
die Wolkentreppe hinauf, hielt sich manchmal am Wolkengeländer an,
das sah wirklich schön aus. Man könnte jetzt fragen, was macht er in
Karlsruhe, das aber bleibt mein kleines Geheimnis. Kein Grund zur
Beschwerde, nachdem ich sonst hier so allerhand offenlege.
Montag, 23. 8. 2021
Ausschlafen, weil Nachtschicht kommt, Hausputztag, ansonsten
lustlos, Test gemacht, weil anders darf ich nicht ins Studio, im
Studio verpasse ich wegen der Arbeiterei die besten Kurse, hab für
mich allein trainiert. Ein paar Sachen erledigt, ein paar Sachen auf
morgen geschoben. Wobei morgen ein variabler Begriff ist. Der
Rechner spackt, kein Internet, Neustart, tut. Morgen gehts bestimmt
besser.
Dienstag, 24. 8. 2021
Mittag raus aus der Kiste, da erst rein bei einem schönen
Sonnenaufgang, ein kleiner Einkauf stand an, Obst war alle, mit
meiner Schwiegertochter geplauscht, versucht ihr Mut zu machen, sie
ist ziemlich erschöpft von den Bedürfnissen ihrer Kinder, auch ihren
Ansprüchen, alles wirklich gut zu machen. Ich würde da gern helfen,
aber aus dieser Entfernung ist es nur begrenzt möglich. Meinem
Fahrrad hab ich eine gute Luftpumpe geschenkt und ihm zu einer
Reifenschwellung verholfen, dass es eine Lust ist. Da war die Zeit
schon wieder zu knapp, das auszuprobieren. Aber einen Lauf, den hab
ich geschafft. 10 km, die übliche Strecke, und unterwegs hab ich
mich mehrmals erwischt, als ich laut in den Wald sagte: "Schön, sehr
schön." Die Luft das Grün die Blüten von Gilbweiderich und
Blutweiderich und die verschiedenen Glockenblumen und ein paar
Stendelwurze Pilze und Schmetterlinge. Eben alles schön, auch
zu meiner Befindlichkeit da draußen, die Freude, mich laufend da
durchbewegen zu können, schön, alles sehr schön.
Mittwoch, 25. 8. 2021
Wenn die Sonne mit ihrem Feuer über den Horizont steigt, den blassen
hochstehenden Mond verabschiedet, soll ich ins Bett gehen, nur damit
die Maschinen auch nachts laufen. Wir Menschen sind eine seltsame
Rasse, passen uns perfekt einem Leben in der Entfremdung an,
verfolgen Ziele, die nicht unsere sind, für ein bisschen Geld, mit
dem wir dann eigene Wünsche erfüllen wollen, wenn dafür die Zeit
reicht. Der Fuchs fängt sich die Maus, wenn er Hunger hat, wenn er
müde ist, geht er schlafen. Ist er unglücklich wegen diesem
begrenzten Leben, oder glücklich, diese Freiheit zu haben, ist er in
der Lage, sowas zu denken? Mein Radel bekam die erste Ausfahrt
mit gefüllten Reifen, erst war ich zum Test, dann bin ich zum
Studio. Die Fahrerei im Feierabendverkehr ist unkomfortabel, immer
wieder wird der Radweg von Autofahrern blockiert, anderthalb Meter
Sicherheitsabstand ist frommes Wunschdenken, findet nicht statt.
Fahr ich auch so Auto? Glaub nicht. Hoffe nicht. Beim Sport gut
gefühlt, auch wenn der Kurs, den ich mag, zeitlich nicht erreichbar
ist. Da ist Nachtschicht im Weg. Überhaupt ist manchmal das Arbeiten
im Weg. Vodafone schwächelt grad, Telefon, Internet tut nicht,
kann nicht laden, obwohl ich die Leistung schon gezahlt habe.
Vodafone informiert noch nicht mal, entschuldigt sich nicht,
komische Sitten.
Donnerstag, 26. 8. 2021
Nach dem Regen, nach dem Frühstück, nach dem Aufräumen, nach dem
Telefonieren hab ich mich aufgerafft und bin raus zum Laufen. Ich
hab ein wenig mit mir gehadert, keine Lust, welche Strecke soll ich
gehen, überall Baustellen und Sperrungen, dadurch viel Verkehr in
der Stadt, also wieder die schnelle Strecke in den Wald. Knapp 10
km, 220 Höhenmeter im Schnitt von 5:38 min/km. Damit ist kein
Blumentopf zu gewinnen, aber ich kam gutgelaunt und frisch
durchgeblasen zurück, unterwegs hat mir der Gemeine Hohlzahn
zugeblinkert. Auf Arbeit nichts besonderes, der Vorrat wird
weniger, droht neue Kurzarbeit? Vielleicht das normale Sommerloch,
die Urlaubszeit, wo bei allen etwas Flaute herrscht. Ab heute bin
ich der Chef in einem Gang, wo ich nur vertretungsweise arbeite, der
Kollege geht in den Urlaub. Das ist mal ein schneller Aufstieg, aber
mein Teamleiter ist da und kennt sich aus, da kann ich mich
befragen, sollte ich nicht weiterwissen. Lesen: Immer noch der
Butt, das letzte Drittel wartet noch. Es ist richtig Arbeit, sich da
durchzuackern, manchmal ist es vegnüglich, ich hätte dem Teil
lektorierend eine Schrumpfkur verpasst. Trotzdem ist die
Konstruktion des Buches interessant, er lässt den Butt sprechen und
erzählt aus einer Ichperspektive, die aber sämtliche vorkommende
Männer belegt, also immerzu wechselnd, auch mal aus mehreren
gleichzeitig spricht. Und es sind viele Überlegungen zur Frauen- und
Männeremanzipation untergerührt, über alle Zeiten hinweg vom
Neolithikum bis zum Heutezeitpunkt vor 1977, da ist das Buch
erschienen.
Freitag, 27. 8. 2021
Mit dem Radel zum Test, zum Bäcker, zum Sportpark, das flutscht
einfach. Dadurch ist die Wegezeit in die Stadt voll belanglos, auch
macht es Spaß, im Berufsverkehr an vielen Autos im Stau
vorbeizufahren. Und es gibt viele Abkürzungen. Beim Bäcker gab es
Zimtstriezel im Angebot, ich weiß schon, ernährungstechnisch ist das
gar nix, aber die sahen gut aus und schmecken mir. Es ist mir nahezu
peinlich, Vollkornbrot zu kaufen und dazu diese Nascherei. Der
Verkäuferin ist das völlig egal. Im Studio war wenig Betrieb,
dadurch hatte ich freie Bahn, hab sogar mal paar Hanteln und den
Seilzug benutzt. Das meiste geht draußen am Tower, solange das
Wetter so gut ist, gibt es nichts Besseres. Von meinem Lieblingskurs
sehe ich die Vorbereitung, zum Mitmachen reicht die Zeit nicht. Auf
zur letzten Nachtschicht.
Samstag, 28. 8. 2021
Der Tag nach der letzten Nachtschicht, da soll ich wieder auf
Normalbetrieb umsteigen. Beim Heimfahren fiel das Schlafen weg, weil
zwei meiner Kollegen einander in ihrer Beschränktheit krakeelend
ihre Belanglosigkeiten aufsagen mussten. Die haben nicht gemerkt,
das alle andern nicht schlafen können, die haben auch nicht gemerkt,
dass sie die Einzigen waren, die so rumtösten. Zu Hause dann
runterkommen, den Ärger verarbeiten, so dass er nicht hindert am
Einschlafen, beizeiten klingelt der Wecker, sonst funktioniert der
Rhythmuswechsel nicht. Nach gemächlichem Anfang ist mir das
Prokrastinieren gelungen, ich hab einen Familiensprechtag eingelegt
und viel telefoniert. Einkaufen musste ich, da kein Stück Obst da
war und dem Kühlschrank nur das Gähnen einfiel. Und Blümchen hab ich
gegossen, eins umgetopft, weil die anfingen schlapp zu werden. Mehr
war nicht drin.
Sonntag, 29. 8. 2021
Ein verregneter Sonntag, früh schon platschte vor meinem
Küchenfenster das Wasser. Aber es gab Lücken. Ich bin mit trockener
Pedale zum Test gefahren, dann ebenso ins Studio, hab dort manchmal
auch draußen am Tower was machen können. Drinnen die letzten
Geschichten erledigt, die Dragonflag an der Sprossenwand, das geht
gut. Dann war es schon wieder eilig, ich war zu um drei an der
Tübinger Kunsthalle verabredet mit der Kirchheimer Kunstfreundin,
wir wollten in die Abramovic-Austellung. Eine großartige Schau,
einige ihrer wichtigen Arbeiten werden gut, wunderbar konsequent
dargestellt. Sie hat sich immer mit Haut und Haaren und ihrem ganzen
Sein in ihre Performances gegeben, das erreicht den Zuschauer, bzw
Rezipienten ganz leicht. Ich hatte nach der letzten Ausstellung
(Kröner am 1. 8. 2021) mich gefragt, was gute Kunst können muss,
damit das Publikum erreicht wird. Bei Abramovic sind es die
bezwingend logischen Bilder, die sie findet, und ihre
Konzentrationsfähigkeit und lang erarbeitetes Wissen von ihrem
Gegenüber, ihr Interesse an der Welt und den Menschen, da zu nehmen
und zu geben. Ihre Dialogfähigkeit ist überwältigend, als typisches
Beispiel wird die Arbeit "The Artist is present" in virtueller
Version vorgeführt, diese Arbeit kannte ich aus ihrem Kinofilm, sie
hat mich da schon als Aufnahme, also ohne dass ich ihr gegenüber
saß, beeindruckt. Wer die Gelegenheit hat, soll schauen gehen, man
kommt wissender raus, als man reinging. Hinterher gab´s Kaffee
und Kuchen, wir sind noch zu mir nach Hause gefahren, ich wollte die
Zeichnungen aus meinem letzten Kurs vorführen. Hab mir bestätigen
lassen, dass ich das, was vorher in klein passte, auf großem Format
richtig chic wird. Sich sonnen in unerwartet deutlichem Lob ist
wohltuend. Solch einen Sonntag, es ging ja nicht faul zu, dafür
herrlich selbstbestimmt, wünsch ich mir öfters, es dauert noch eine
Zeit bis Arbeitsende, aber dann.
Montag, 30. 8. 2021
Ich hatte mir den Wecker gestellt, wollte rechtzeitig aufstehen, da
über mir Handwerker angekündigt waren und das Wasser abgestellt
werden sollte. Halb sieben saß ich am Frühstück, halb acht war alles
gelaufen, wofür man Wasser brauchte. Und geschickt war, der Test von
gestern galt noch bis mittag, um ins Studio hineinzukommen. Punkt
neun hatte ich die ersten Klimmzüge geschafft, sogar der Regen hatte
aufgehört, ich konnte also draußen am Tower das meiste regeln. Nur
die Hanteln hab ich drinnen bedient, wiedermal Kreuzheben und
Bankdrücken. Vormittags ist zwar das Studio voll, zumeist mit
älteren Herrschaften, aber der Hantelbereich ist frei, da war ich
fast allein. Die Arbeit war in Ordnung, nichts dramatisches.
Außer eine Maschinenmerkwürdigkeit, die hab ich meinem Vorgesetzten
gezeigt. Das wollte er so hinnehmen, obwohl daraus eventuell der
aktuelle Fehler resultiert, mit dem wir uns rumplagen. Der
Instandhalter sei im Urlaub. Ich hab dann eine Reparaturmeldung
geschrieben, mal sehen, wie das weitergeht. Da wünschte ich mir
manchal mehr Weisungsbefugnis. Und jetzt sitz ich hier zu Hause im
Warmen, schreib des hin, und schon hab ich´s los, es drückt nicht
mehr. Wundersam therapeutischer Text.
Dienstag, 31. 8. 2021
Wieder rechtzeitig gestartet, obwohl die Nacht kurz ist, fünf
Stunden ist nicht wirklich ausschlafen, vor dem Abstellen allen
Wassers war ich durch, sogar die Wäsche war fertig geworden. Und vor
zehn war ich auf der Strecke, die übliche Runde, diesmal fing ich
schon am Anfang, im Bergauf an mich zu vertrösten auf die
Runterwärtsstrecke, es hieß dann: Bis zur Brücke, nur bis zur
Brücke. Die gibt es am Ende der Strecke, eigentlich ist der Zuruf
sinnfrei, gelaufen werden muss es doch, aber anscheinend
funktioniert es jedesmal, dass ich denke, komm, so schlimm isses gar
nicht. Das wäre ein Beispiel für einen substanzlosen
Stimmungsaufheller. Zumal ich dann beim Laufen drüber sinniere,
wieso dieser dumme Satz jedesmal wirkt und wie einfach ich mich
selbst veräppeln kann. Ich komme nie zum Schluss, aber immer weiter.
Heut gab es schöne Pilze zu sehen, da musste ich anhalten und paar
Bilder machen.
Der rötliche Gallerttrichter, sei essbar, nicht sonderlich
wohlschmeckend, mehr zum auffüllen.
Grüner Anistrichterling, vielleicht, da bin ich mir nicht sicher.
Duschen, Essen, zum Bus, die Arbeit, wieder mit putzigen Fehlern
gekämpft, ein Roboter fährt beim Teachen auch mal selber los, dreht
den Kopf und reagiert nicht entsprechend dem Tastendruck am
Handbediengerät, sondern bekommt merkwürdige Impulse, vielleicht ein
wackeliger Kontakt, der eben schaltet und waltet. Da sind die
Ergebnisse nicht bestechend. Mal sehen, ob das in Ordnung gebracht
werden kann, oder ob wir eine Handlungsanweisung bekommen, damit
umzugehen. Morgen ist meine Wartezeit nach der zweiten Impfung
um, ich bin damit 3-G-fähig, ohne dauernd zum Test zu müssen. Das
ist beinahe eine Wiedergeburt.
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