Donnerstag 1. 7. 2021
Kinder, Leute, das halbe Jahr ist rum, noch immer tut Corona. Delta
wird nicht die letzte Variante sein, die uns vom Leben abhält, aber
es tröstet der Fortschritt beim Impfen, auch die momentanen
Lockerungen. Die Kritik an den Großveranstaltungen im Zusammenhang
mit der Fußball-EM finde ich nachvollziehbar. Der Vormittag ist
mir durch die Finger gerutscht, erst kam ich zu spät aus der Kiste,
dann war nach einem kleinen Noteinkauf und einigen persönlichen
Pflegemaßnahmen, ich kann nicht dauernd ungeduscht auf Arbeit
erscheinen, die Zeit rum. Ich bin zum Bus, hab gelesen, bis die
Augen zuklappten, fast wäre mir das Handy aus dern Fingern
gerutscht. Wir hatten viel zu tun, haben mit vielen Fehlern
gekämpft, am Ende war viel geschafft, bin ich zufrieden raus. Im Bus
ein paar Fotoversuche in den Abendhimmel rein, es geht sehr zufällig
zu, ist völlig überraschend, was rauskommt. Das Handy verweigert
mangels Fokussierung das Auslösen, oder die Sicht ist weg, ein naher
Baum wischt durch das Bild. Paar Bilder kann ich sofort löschen,
aber manches ist ziemlich schön.
Freitag, 2. 7. 2021
Ich schreib nix heut, weil, morgen hol ich meine neue Brille und
dann sehe ich wieder, was ich tu. Außerdem verordne ich mir
Wochenende.
Samstag, 3. 7. 2021
Ein freier Tag, die Sonne scheint, und ich seh es. Ich holte meine
neue Brille, bin viel Geld los, ein Kunststoffglas, das kostbarere,
gibt es für knapp 500 Oschis. Das andere ist preiswerter, aber immer
noch ein stolzes Sümmchen wert. Allerdings war ich bedürftig, die
alte Brille war so schwer, dass ich nach der einen Woche an
Dekubitus litt, wo die Polster auf dem Nasenrücken saßen. Und
gesehen hab ich nicht viel. Ein seltsames Gefühl, eine Woche nicht
zu wissen, was ich alles nicht bemerkt habe. Dafür jetzt. Mühelos
klarsichtig nah und fern. Nach diesem feierlichen Akt des Wechsels
ging ich ins Studio, hatte die ganze Woche keine Zeit gehabt. Zwei
Stunden, die meiste Zeit draußen am Tower, die Sonne gnadenlos,
zwischenrein bin ich in den Schatten. Da ich einsehen muss, dass mit
diesem Notprogramm an Sport nicht viel zu reißen ist, bleibt mir
nichts anderes übrig, als die Ziele anzupassen, neu zu formulieren.
Es geht nicht vorwärts, sondern der Verfall muss verlangsamt werden.
Es gefällt mir nicht, aber ich werde mich mühen, über die restlichen
Arbeitsjahre einigermaßen durchzukommen, um danach noch etwas Basis
verfügbar zu haben. Mittag vom Chinesen, dort sitzen, essen ohne
das Müllproblem, nachmittags, abends war ich Lumpern, genauer benenn
ich es nicht, die Coronabestimmungen sind grad so locker, wer weiß,
wie lange. Wenn Delta erfolgreich ist, lockdownen wir wieder.
Lesen: Ein Buch angefangen, bis Seite 50 oder so gekommen, wegen
konzeptueller Belanglosigkeit und Geschwätzigkeit weggelegt. Das
Buch war nicht schlecht, aber es interessierte mich gar nicht. Das
nächste ist von Anna Seghers, "Transit". Bin am Anfang, 50 Seiten,
werde es weiterlesen. Erzählerische Kraft, ein hochmodernes Konzept,
das Erscheinungsjahr ist 1943, sie lässt den Erzähler vor sich hin
denken und die Zeiten bewerten, es geht um die Flucht eines jungen
Deutschen aus dem Dritten Reich, schon in Frankreich das erste
Scheitern, die deutsche Besetzung.
Sonntag, 4. 7. 2021
Ich habe es richtig gutgehabt an diesem freien Tag. Vormittags nach
der Lesezeit hab ich am Rechner ein wenig haltlos gedaddelt, nun ja,
das ist nicht besonders glorreich, war aber gemütlich. Zeit zu
vertrödeln ist auch mal Luxus. Ein bisschen hab ich doch noch was
Nützliches angefangen, eine Webseite, die ich betreue, muss etwas
aktualisiert werden. Das letzte Mal liegt lange zurück, so muss ich
erst mal die Struktur wieder durchschauen, um die Stellen zu finden,
wo ich was ruckeln muss. Mittag holte ich mir ins Haus, ich glaub,
meine Mutter würde schelten, dass ich so lustlos bin beim Kochen,
ich hab telefoniert und bin drei Häuser weiter zum Abholen, schon
stand was Leckeres auf dem Tisch. Wieder Lesezeit, nachmittags zum
Sport, draußen am Tower angefangen, ein Regen kam und machte alle
Stangen nass und rutschig, nach paar Minuten war es schon wieder
gut. Zwei Stunden plus Sauna hintendran, auf dem Heimweg noch einen
Kaffee, zu Hause gab es Musik. Ich hatte eine Hausaufgabe bekommen,
sollte eine junge französische Chansonsängerin ausprobieren und war
angetan. Einfach, präzise und schön, was will man mehr. Damit endet
dieser schöne Sonntag, morgen geht es mit Frühschicht weiter, da geh
ich lieber etwas früher ins Bett, zumindest hab ich meinen Teil
geliefert, wenn Morpheus zu mir kommt sollte es klappen.
Montag, 5. 7. 2021
Wer glaubt denn, nach der ersten Frühschicht kann hier ein logischer
Text entstehen? Der Wecker klingelte fünf Minuten nach halb vier.
Wie ich das schon kenne, ist die Nacht vor dem Weckerklingeln
unruhig, diesmal gab es in dem bisschen Schlafzeit so wilde Träume,
daran bin ich dauernd aufgewacht. Ein Gedöse, das mit dem Aufstehen
nur unterbrochen wird, es kommt ein halblebiger Tag raus. Auf Arbeit
war es ok, es gab gut zu tun, da vergeht die Zeit schnell. Busschlaf
rettet den Nachmittag, es gab die Variante, dass ich mit dem Bäcker
anfing. Ein bemerkenswert wohlschmeckender Aprikosenkuchen und
Kaffee, erst danach kümmerte ich mich um Haushaltkram und Alltag. Am
frühen Abend war ich zum Crossfit angemeldet, in Gesellschaft und
mit Trainer geht da einfach mehr als sonst, entsprechend knülle saß
ich später in der Sauna. Der Coronakram im Studiobetrieb ist
mittlerweile aushaltbar, nur auf den Laufwegen soll man die Maske
dran haben, wenn es jemand vergisst, ist es auch egal. Immer mehr,
auch junge Leute erzählen von ihren Erstimpfungen, dazu die
niedrigen Inzidenzzahlen, es schleicht sich der Spuk langsam aus.
Hoffe ich.
Dienstag, 6. 7. 2021
Frühschicht, 2 von 5, vormittags gibt es Zeiten, da wird es im Kopf
schwammig. Die Arbeit war nicht stressig, wenn der Druck nachlässt,
schwindet die Haltung. Egal, irgendwie durchgekommen, mittags in der
Kantine mit einem Kollegen zusammen gehockt, bissle erzählt, wie es
geht mit dem Sport nach Corona. Tiefschlaf im Bus, aufgewacht erst
kurz vorm Aussteigen, als der Bus an einer Ampel hielt. Die ersten
Momente der völligen Orientierungslosigkeit sind lustig, wo ist man,
Aussteigen?, jetzt oder warten, warum steht der Bus, hier? Es kam
bisher jedes Mal zu einem geregelten Ende, an der richtigen Stelle
steig ich aus, in mein Auto ein, fahr ganz heim und möchte mir dabei
gar nicht selbst ins Gesicht sehen. Impftermin, der erste, das
Personal der Praxis ist konzentriert, angestrengt dabei, uns alle
durchzuschleußen, auch die, die kaum deutsch sprechen, keinen
Impfausweis haben und die Formulare nicht lesen können. Nach einer
Dreiviertelstunde war ich bedient, schon mit der Wartezeit danach,
bin zum Bäcker, der lag halt am Weg, und ließ es mir gut gehen.
Am frühen Abend bin ich in den Wald, noch ein Brillensuchversuch,
vergebens. Kann sie sich auflösen, war ein Zauber im Spiel?
Mittlerweile kann ich jeden Grashalm dieser kleinen Wegstrecke
persönlich grüßen, ich sehe ihnen die Verwunderung über mein
seltsames Tun an. Egal, ich bin da noch nicht am Ende.
Donnerstag, 8. 7. 2021
Für gestern hab ich keine Ausrede, ich saß vorm Rechner und hab
gemerkt, hab keine Lust. Ich könnte das auf die Impfung vom Tag
davor schieben, es wäre aber nicht die Wahrheit. Ich hatte einen
kleinen Schultermuskelkater, der nicht vom Sport war. Abends war ich
noch am Tower zum Kurs Crossfit, eine Stunde reichte für einen
Komplett-ko, heute hab ich mich zum ersten Mal seit langer Pause
wieder in den Bauch-intensiv-kurs getraut zu Siggi, ich hab es etwas
vorsichtig angehen lassen, Siggi fand mich aber nicht auffällig, mal
sehen, ob ich mich morgen bewegen kann. Nachmittags nach dem
Arbeiten gönnte ich mir einen Stadtgang, ich hatte einen Termin bei
der Goldschere, also meinem Friseur. Erstaunlich, wie er das
schafft, mit meinen Restfusseln auf dem Kopf so was dynamisches
hinzufummeln. Der Delta-Lockdown grummelt drohend am Horizont,
die Nachrichten berichten kaum noch anderes. Auch hier rückt es
näher, ein Kollege musste heut seine Kinder aus der Tagesstätte
abholen, da gab es einen Fall. Wir sind schon allerhand Geimpfte da,
auch schon Fertiggeimpfte, so dürfte nicht viel passieren. Das wäre
meine Hoffnung. Ich merke deutlich, wie ich die Erleichterungen
genieße, vor allem den offenen Sportpark mit dem Gewusel an aktiven
Menschen, und mir würde deutlich was fehlen, ginge es jetzt wieder
zurück zu den Kontaktsperren aller Art.
Freitag, 9. 7. 2021
Obwohl seit einer Minute schon der Samstag läuft, schreib ich noch
diesen Text zum letzten Frühschichtarbeitstag. Der ging rum, ganz
sacht wegen Nichtvielzutun und Müdigkeit, und voller Vorfreude, ab
Feierabend heißt die Zeit Urlaub. Zu Hause nach dem Busschlaf kam
ich mit kleinem Umweg über den Bäcker an, mit dem russischen
Kirschzupfkuchen gelang der Umstieg ins Private leicht.
Kurzentschlossen fing ich an die Bude zu putzen, bin nicht ganz
fertig, aber damit geht morgen der Rest von allein. Ich musste
abbrechen wegen dem Termin zur Fußpflege, hab mir Hornhaut
runterschnipfeln und fräsen lassen, hinterher läuft es sich
paradiesisch leicht. Bin gleich weiter zum Sportstudio, das gab eine
kleine Kraftrunde und ein bisschen Dehnerei. abends zu Hause läuft
im Kopf die Vorbereitung für die ersten Tage Urlaub an, wegen Corona
ist das nicht ganz einfach, man muss immer zur rechten Stunde einen
aktuellen Test vorweisen können, bzw ihn vorab schicken, da ist das
Zeitfenster klein, und manchmal gibt es nichts Digitales, nur einen
Zettel mit Stempel, der muss digitalisiert werden, gemailt werden.
Wird schon klappen, ich freu mich auf einen Zeichenkurs. Demnächst
mehr davon.
Samstag, 10. 7. 2021
Die Putzerei konnte beendet werden, sie ist ungeliebt, deswegen ist
das keine Selbstverständlichkeit. Trotzdem ist es schön, ein
blinkerndes Waschbecken und Klo zu haben, die Wäsche hängt zum
Trocknen, die Blümchen haben Wasser und ich bin perfekt vorbereitet,
also frisch rasiert und gepeelt, auf den Urlaubsstart. Allerhand
bleibt unerledigt liegen, bzw ist verschoben, das bedrängt mich
mitnichten, ich bin es gewohnt. Ein Wort zum Roman Transit von
Anna Seghers. Wüsste man nicht, aus welcher Zeit es kommt, könnte
man es fast für ein Heutebuch halten, natürlich liest man die Zeit
heraus am Beispiel der Arbeitsweise der Ämter, der Reiseverläufe und
der Internierungserlebnisse. Aber der Zustand, nach einem Ziel zu
haschen ohne es erreichen zu können, unterwegs dabei manchmal zu
vergessen, wo solls hingehen und warum, unschlüssig zu sein, die
Ziele ständig zu bearbeiten und den äußeren wie inneren
Begebenheiten anzupassen und sich schön zu reden, das ist
meisterhaft erzählt und erreicht mich durchgängig. Die Liebe kommt
vor, ebenfalls unschlüssig wandelbar, der Lebensmut und -wille wird
überprüft und begutachtet auch in Hinblick auf zu unternehmende
Anstrengungen und Verbiegungen, da sind wir heute nicht wesentlich
weiter gekommen. Das ist eine Leseempfehlung. Weitergelesen und
zwei Bücher angefangen und nach den ersten dreißig Seiten weggelegt,
jetzt ist es Ilija Trojanow "Der Weltensammler". Es fängt etwas
kompliziert an, aber nach den ersten Seiten bin ich mal neugierig,
was sich draus ergibt. Zum Sport gewesen am Tower draußen,
perfektes Wetter, nebenan hochklassiger Volleyball, ich hab die
Routinen geschafft und bin am Nachdenken, über Ziele und
Vorgehensweise. Ich weiß schon was drüber und muss es noch so
gestalten, dass in der verkürzt zur Verfügung stehenden Zeit gute
Ergebnisse kommen. Da bin ich über mich selber ganz neugierig, ob
ich das schaffe, vor allem, ob ich mich dazu aufgerafft kriege.
Nach dem Sport ein Testversuch, die Station am Baumarkt hatte bis
20:00 Uhr geöffnet, wollte mich aber kurz vor sieben nicht mehr
drannehmen, da ich nicht angemeldet war und das System mich nicht
mehr zulässt. Fuck, dachte ich, davon stand auf der Webseite kein
Wort. Morgen vormittag noch eine Möglichkeit, wenn das nicht tut,
weiß ich nicht recht. Abends unter drohenden Gewitterwolken noch
ein Stadtgang, die ausgelesenen und abgelehnten Bücher in den
Bücherschrank, beim Durchschauen war ich unkritisch, dadurch kamen
mehrere Bücher mit mir, mehr als ich loswurde. Der Butt von Grass
als Höhepunkt, der war verrissen worden von der Kritik, damals von
Reich-Ranitzki totalitär versenkt. Bin gespannt.
Sonntag, 11. 7. 2021
Wenig hat gedrängt, ich bin ganz schlaff gestartet. Hatte Lust auf
Lesefrühstück, das Buch ist raffiniert gestrickt, ich genoss Kaffee
und Morgensonne, noch im Zustand des Vortestes, es hat mich gar
nicht beunruhigt, entweder es klappt oder ich muss nachdenken, aber
erst, wenn es so weit ist. Das fand ich gut, es so ausblenden zu
können. Als ich los bin zum Eugen-Bolz-Platz, war ich neugierig, wie
es geht, es ging ganz schnell, der Bescheid musste abgewartet
werden, es gab ihn nur auf Papier. Diesen Zettel fotografierte ich,
schickte ihn an den gestrengen Herbergshüter in Augsburg und war
gespannt, ob er damit zufrieden ist. War er, und er hat es sehr
schnell kundgetan. Erst ab da fing ich an zu packen, es sollte nach
Augsburg gehen in die Kunstakademie zum Zeichenkurs. Und da gab es
eine Panne. Beim Raussuchen meiner Zeichenutensilien fand ich
irgendwie nicht das mir vertraute Material. Bis mir einfiel, ich
hatte allerhand an einen Freund rausgegeben, der mal probieren
wollte. Hat er aber nicht, zumindest hab ich keine Ergebnisse
gesehen, drum hatte ich das komplett vergessen. So hab ich
irgendwas rausgesucht, und lass mich überraschen. Das ja sowieso, es
geht um großes Format und einen gestischen Ansatz aus der
Körperbewegung heraus. Hab ich noch nie gemacht. Die Zeichnungen der
Dozentin fand ich so überzeugend gut, morgen werd ich sehen, ob sie
liefern kann und es auch gelehrt bekommt. Das Risiko für mich ist
nicht hoch, wenn sie so gut ist wie angenommen, kann ich was lernen,
wenn nicht, mach ich mir paar schöne Tage. Um Ergebnisse, die ich
hinterher vorzeigen muss, geht es mir nicht. Die Unterkunft ist
im Kloster nebenan, in diese katholische Welt geh ich mittlerweile
nur bei solchen Anlässen hinein. Die Atmosphäre des Hauses ist
besonders, mein Eindruck ist, hier haben katholische Architekten den
katholischen Bauarbeitern klargemacht, dass alles im Geiste
geschehen muss. Es ist alles in Ordnung, aber es geht so
kleinkastelig zu, die Hausordnung voller Anweisungen und Verbote
liegt auf dem Tisch im sonst kargen Zimmer, es gibt keinen
Fernseher, (dafür zwei Darstellungen von Erzengeln an der Wand,)
dazu muss man in den Aufenthaltsraum gehen im Keller, der ist feucht
und kühl und gemütlich wie eine Garage, aber es liegt eine Anweisung
da, wie der Fernseher zu bedienen ist. Ich war da, weil ich auf dem
Zimmer nicht essen darf, hatte mein Buch dabei, kann man so gläubig
sein, sich da wohlzufühlen?
Montag, 12. 7. 2021
Erster Kurstag, die Dozentin kann ihre Sache, sieht, was wir machen
und kann drauf eingehen. Ein bisschen beharrt sie auf Vorgaben, und
auf ihr Stoffmodell, aus dem wir Linien ziehen sollen. Ich will aber
keinen Stoffknuddel abzeichnen. Wenn sie ihre Korrekturen in meins
hineinzeichnet, denke ich, soll ich genauso Kurven machen wie sie?
Andererseits, ich hab sehr lange nicht gezeichnet, das Format
sowieso noch nie, sie will uns vor dem Blatt im ganzen Körper bewegt
sehen, ich hab so meine Schwierigkeiten. Die Suche nach meinen
Lösungen verläuft nicht so schnurstracks, dass ich am Tag eins
irgendwas anzubieten hätte. Aber sie ist angelaufen, und die
Herausforderung, was ganz Neues zu probieren, spricht mich sofort
an. Zumal es schon Blätter gab zum Feierabend hin, die mir in
Ordnung vorkamen und meine Dozentin besänftigten. Die Umsorgung
durch die Kunstschule ist liebevoll auf unser Wohlbefinden
ausgerichtet, das ist sehr vergnüglich, immer wenn ich noch gar kaum
ein Bedürfnis hatte, kam ein Angebot von dem freundlichen
Küchenmann, es war stets lecker. Wie ein Kontrastprogramm zu meinem
Klosteraufenthalt, die Frühstücksversorgung ist coronabedingt
verlegt in einen größeren Raum, so sitzen wir drei Hanseln weit
voneinander weg in einer Art Bahnhofshalle, das Frühstück selber ist
so was von bieder und lieblosem Standard, da erinnere ich mich gern
an das Hotel in Bad Reichenhall mit dem fantastischen Zelebrieren
von Frühstückskultur, witzig finde ich den Preis hier, der ist an
der oberen Grenze oder schon drüber. Zum Feierabend war ich kurz in
Augsburg unterwegs, beim Bäcker und was zum Abendessen einkaufen,
das ist alles sehr nahe. Eigentlich wollte ich laufen gehen, dann
hab ich mich aber in eine Webseite verbissen, die ich umgestalten
soll, das ist jedesmal die pure Forschungsaufgabe, bis ich die
bisherige Struktur verstehe, um sie bearbeiten zu können. Ein Stück
Arbeit ist geschafft, die meisten Bilder sind aufbereitet, morgen
vielleicht weiter. Mein Abendessen in der Garage bestand aus einer
Schüssel gemischte Salate, im Rewe gibt es eine Salattheke mit sehr
leckeren, vielen verschiedenen Varianten, das schmeckte frisch und
gut, ich hab höchstens ein Viertel der Schüsseln probiert.
Dienstag, 13. 7. 2021
Zweiter Tag im Zeichenkurs bei einer gestrengen Lehrerin, die auf
ihren Stoffhäufungen als Vorlage besteht. Die nie in Vergessenheit
geraten lässt, was ihr Kursziel ist, bei jeder Bildbesprechung wird
es bohrender. Ich bockiger, mache, was ich will, mein Kursziel hab
ich schon erreicht. Es macht mir keine Schwierigkeiten, auf Größe
umzuschwenken, das reicht mir, ich hatte mir das viel schwieriger
vorgestellt. Da wir nur drei Leute sind, hab ich keinerlei Bedenken,
gestisch, ausholend weite Bewegungen zu machen, um über das große
Blatt zu kommen. Die Dozentin nimmt beim Besprechen nur die Stellen
wahr, die zufällig ihrer Auffassung von Zeichnung und Strich
entsprechen, die mir wichtigen Stellen ignoriert sie. Sie will sie
nicht ansehen, nichts dazu sagen, auf Nachfrage hin winkt sie ab,
beim dritten Wort ihres Satzes ist sie wieder an ihren Hauptsachen.
Nachdem ich mich bisher etwas geärgert hab, fange ich ab hier an
belustigt zu sein, so konsequent angelegte Scheuklappen hab ich bei
einem Dozenten noch nicht erlebt. So werde ich morgen noch ein wenig
rumprobieren, ich muss mir überlegen, ob ich aus der strengen
Vorgabe ausbreche, Wasserfarbe und Buntstifte aktiviere, das sei
unerwünscht und verletze die Kursziele, vermutlich fiele ich dann
ganz unter Missachtung, raus aus der Wahrnehmung. Es kommt aber
noch aus einer anderen Ecke. Da ich sehr streng im Bewerten von
Kunst bin, taucht mir sofort die Frage auf, wofür das sein soll. Die
Möglichkeiten der abstrakten Zeichnung hab ich für mich ziemlich
ausgelotet, als ein Mittel, mit anderen in Kommunikation zu gehen,
scheint es mir nicht tauglich. Der Lustgewinn, neue Lösungen zu
finden, größer ist nicht neu, hat sich erschöpft, taugt auch nicht
als Ersatz für s. o., immerwährende Selbstbeglückung kann das Ziel
unter dem Label Kunst nicht sein. Das hätte ich mir vor dem Kurs
überlegen sollen, könnte man jetzt sagen, aber da stand die Frage
anders. Muss ich mir also weiter Gedanken machen, wohin die Reise
gehen soll. Beim Bäcker hab ich mich beruhigt, es regnete so
stark, da brauchte ich nicht mit dem Laufen anfangen, hab mich
weiter um die Webseite gekümmert, da geht es gut vorwärts.
Mittwoch, 14. 7. 2021
An großen Formaten gefriemelt, vormittags eins in Arbeit gehabt, mit
kleiner Geste angefangen und weitergespielt, Schrift dazu genommen
und das Denken Wort werden lassen, mindestens vier Aufforderungen
bekommen, endlich ein neues Blatt anzufangen. Nein gesagt, ich
wollte mal austesten, wann ich aus dem Kurs fliege, so schlimm kam
es dann doch nicht. Die Dozentin lobt überschwenglich die
harmloseren Versuche der zwei Mitlernenden, will nicht an meine
Arbeit. Später nahm ich eine zurückhaltende Farbigkeit dazu, es
wirkte wie Meuterei, da entstand eine Verblüffung über ein wirksames
Ergebnis, es kam zum Gespräch. Ich bin trotzdem froh, morgen fertig
zu sein mit dem Kurs, ich komm ja nicht hierher, mich zu
rechtfertigen. Höchstwahrscheinlich war es der letzte Kurs dieser
Art in meinem Leben. Die Figur des Gerhard Altenbourg kam mir in
den Sinn, auf dem Vormittagsblatt bin ich seiner Spur gefolgt, der
hatte bis zuletzt die Mühe, sich der Welt zu erklären, es ist ihm
nur bedingt gelungen, dabei hat er ein wundervolles
Zeichnungslebenswerk hinterlassen, es lohnt sich, da mal
nachzulesen. Auch vom Kloster als Unterkunft hab ich genug, es
funktioniert schon alles irgendwie, den Rest muss der Herrgott
richten. Wenn ich mich selbst sehe in diesem Frühstückssaal, wo der
Kaffee nicht reicht, oder beim Abendessen im Keller, das fühlt sich
unbehaust an. In der Hausordnung sind so Angebote aufgeführt von
wegen Getränken, Kühlschränke für Gäste, das endet vor
verschlossenen Türen. Lediglich dieser Fernsehraum ist offen, da
schiebt die Feuchtigkeit die Farbe von der Wand. Morgen früh wird
das Zimmer ab neun vom Reinigungstrupp geentert, da soll ich raus
sein und das Bett abgezogen haben, und das bei einem stolzen Preis.
In den Nachrichten: Die EU verordnet die Klimaneutralität bis 2035.
Das kommt uns schnell nahe, vermutlich sieht die Lage grauslich aus,
die Prognose ebenfalls. Die Informationen von wissenschaftlicher
Seite aus, ich gehe davon aus, es gibt sie als Begründung für diese
schnellen Wendebemühungen, müssen so eindrucksvoll sein, dass es
plötzlich eilig wird. Es werden wieder viele Fehler passieren, dabei
sind 50 Jahre ungenutzt vergangen, alle maßgeblichen Kräfte der
Gesellschaften haben es verpennt, rechtspopulistisch schnarcht es
immernoch weiter.
Donnerstag, 15. 7. 2021
Punkt neun gab ich meinen Schlüssel ab, das Zimmer war geräumt,
gestern hatte ich schon den Malkram ins Auto gepackt. Im
Schulbereich gab es noch einen Schwätz mit einer Kollegin aus dem
Parallelkurs, bevor es bei uns weitergehen sollte. Ich nutzte den
Anfang, die Ausstiegsabsicht zu bekunden, habe meine Kritik an der
Dozentin brav für mich behalten, mein Eindruck war, mich hätte keine
der drei Damen verstanden. Da ich nicht der Erziehungsminister
dieser Welt bin, ich auch niemanden verärgert hinterlassen wollte,
ging es recht sang- und klanglos aus, die Dozentin versicherte mir
noch, sie hätte schon noch Potential in mir gesehen, wenn ich nur
richtig mitgemacht hätte, also gut. Ihre Zeichnung finde ich immer
noch gut, hätte ich mich vorher besser informiert und gesehen, dass
sie vor allem im kirchlichen Kontext vorkommt, nun ja, das ist
gelaufen. Heimfahrt, der befürchtete große Stau an der Baustelle,
ich sah es hinzu, blieb aus, bzw. war ein kleiner Stau. Daheim viel
telefonieren, bissle umpacken, morgen geht es wieder auf Tour,
abends bin ich zu Siggi in den Bauchkurs, mir eine frische Portion
Muskelkater holen. Ich denke, nach der Coronazeit ohne die Kurse,
ich bin in schlechter Form, heute waren neben mir zwei Anfänger da,
da konnte ich mir den Eindruck von schlechter Form holen, es ging
wirklich mühsam zu. An der Webseite hab ich gar nicht weitermachen
können, muss ich wieder mitnehmen und versuchen, freie Stunden u
finden. Die Nachrichten waren heute voller Wasser, an so viele
Tote durch Regenwasser kann ich mich nicht erinnern. Da hab ich
gedacht, mir reicht es noch auf dieser Welt, es scheint, die fetten
Jahre sind vorbei. Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt und
sollen eine schnelle Kurve, einen Richtungswechsel in der
Vollbremsung hinkriegen mit ganz vielen Leuten, die gar nicht
bremsen wollen.
Freitag, 16. 7. 2021
Schon wieder auf die Strecke, es ging nach Bad Reichenhall.
Vormittags ausgeschlafen gestartet, viele Dinge wieder eingepackt,
die ich gestern ausgepackt habe, die Blumen waren zu gießen. Die
Fahrerei war mühsam, es war viel Verkehr, überall vor Baustellen war
es eng und langsam. Irgendwann war es geschafft, ab da war´s alles
gut. Die Kleinen begrüßten mich huldvoll und ganz ohne zu fremdeln,
ob sie sich erinnern, dass sie mich schon kennen. Egal, wir sind in
einer schönen Spielrunde gelandet, Eva hat mir ihre Füße einzeln
entgegengestreckt, pusten und wackeln war gefragt, wir müssen alle
Varianten ausprobieren, das dauert seine Zeit. Johannes hat sich
derweil in meinen Hausschuhen auf Tour begeben, das war nicht
einfach, die Größe stimmte nicht. Im Hotel hab ich mein Zimmer,
eigentlich ist ausgebucht, und dann gibt es dieses eine Zimmer, von
dem man wissen muss, das ist wie Bahnsteig 9 dreiviertel bei Harry
Potter. Abends war ich im Studio, da kenn ich mittlerweile auch
schon ein paar Leute und werde tatsächlich begrüßt. Ich hab deutlich
den Bauchkurs von gestern gemerkt, dazu einige Muskelkaterle
drumherum, nachdem ich die ersten Wehleidigkeiten überwunden hatte,
ging es besser. Im Hotel wieder keine Internetverbindung, das
ergibt wieder eine Lücke im Textfluss, ihr werdet es mir nachsehen.
Viele Nachrichten gehört, auch viel im starken Regen gefahren, die
Meldungen sind erschütternd. Dass man mitten in Deutschland in
seinem Haus ertrinken kann, dass Häuser einstürzen, Straßen nicht
mehr funktionieren, der Notruf und alle Netze nicht tun in den
betroffenen Gemeinden, dass zig Menschen vermisst werden, vorgestern
hätte es niemand geglaubt. Ein Wissenschaftler hat an einem Beipiel
die Situation erklärt, er hat von einer konkreten Stadt mit einem
konkreten Bach die höchsten Wasserdurchflussmengen der letzten
hundert Jahre aus einer Statistik herausgesucht. Der allerhöchste
Wert war nicht halb so hoch wie das, was gestern da durchkam. Wir
haben viele Jahre, Jahrzehnte die Warnungen der Wissenschaftler
ignoriert, die in Modellen diese Art Ereignisse angekündigt haben.
Jetzt lernen wir am konkreten Beispiel. Vielleicht.
Samstag, 17. 7. 2021
Ich hoffe, morgen früh weckt mich der Wecker und nicht das Wasser.
Es war ein eindrucksvoller Regentag. Vormittags waren wir einkaufen,
hatten die Kinder schnell unter der Regenplane verstaut und waren
angenässt. Kaum wieder zu Hause machte es Blasen auf die Pfützen.
Nach dem Mittag sind wir nochmal raus, da war der Regen schneller
da, wir kamen nicht weit und waren wieder nass. Lustige Spiel- und
Futterrunden, das ist ziemlich hinreißend, wenn sie immer wieder
angelaufen kommen und mir die Aprikose aus der Hand abbeißen. Da die
Öffnungszeiten vom Studio am Wochenende anders sind, musste ich eher
zum Sport. Es hat so derbe geregnet, die 20 m zum Auto reichten zur
Grundnässe. Ergänzt auf dem Weg ins Studio, man kann davor parken.
Training, Duschen, zum Laden, was für abends holen, tropfnass,
zurück ins Auto, ebenso, die Nässe war dieselbe, nur das Wasser
wurde schnell getauscht. Vorm Hotel das Ganze nochmal, abtrocknen,
umziehen, der Blick auf die Wetterapp, da standen eindrucksvolle
Literzahlen für jede Stunde. Hoffentlich bleibt die Saalach, wo sie
ist. Die Spielzeiten, z. B. beide Kinder sitzen vor mir, einen
Hausschuh muss ich hergeben an Eva, Johannes klaut ihn, Eva will
einen, das ist mein zweiter, Johannes steckt mir seinen an den Fuß,
Eva steckt ihren dran, von vorn mit Richtungswechsel und vielen
unvorhersehbaren Variationen, das geht schon mal
viertelstundenweise. Mit den Bauklötzern kann man bauen, rollern,
klappern, klopfen, reiben, werfen, manchmal entstand ein Türmchen,
es hielt nicht lang. Konnten wir von vorn anfangen, wenn eine der
Rollen unter dem Sofa verschwindet, muss die Baustelle anhalten.
Sonntag, 18. 7. 2021
Wir haben uns nicht verdrießen lassen von dem vielen Regen. Als wir
vormittags los sind auf einen gemütlichen Spazierweg, drohten die
shwarzen Wolken, sie hatten die Berge hier auf halber Höhe
zugehängt. Die erste halbe Stunde war es entspannt, wir sind von
einem schönen Park in den nächsten und es kam tropfenweise und gut
aushaltbar. Mehr und mehr und mehr fing es an, wir brauchten den
Regenschutz für die Kinder, als nächstes den Schirm für uns. Eine
Hand am Zwillingswagen, die andere am Schirm, nicht ganz leicht.
Mittags zu Hause, vegane Bolgnese aus Erbsprotein auf Reis, ziemlich
nahe am Hackfleisch vom Bissgefühl und auch von der Würzigkeit. Mir
kommt die Masche, veganes wie Fleisch schmecken zu lassen, komisch
vor, es macht mich gar nicht an. Ein klares Offenlegen der
Geschmacklichkeit ohne tierische Vorgaben reicht mir vollständig,
bzw. ich mag es lieber. Nachmittags gab es eine Regenlücke, die
genauso lang war, wie es braucht, den Kinderwagen raus zu stellen,
als die Kinder drin saßen, endete sie. Wir waren ausgerüstet und
sind zur Saalach, wollten sehen, wie sie das viele Wasser
fortbringt. Braun, höher, vor allem schneller strudelte sie vorbei,
man kann sich sofort vorstellen, was für eine Kraft Strömung
entwickeln kann und wie schnell etwas vollläuft, wenn es drüber raus
geht. In den Nachrichten: Der eine Lacher von Laschet, beim
Besuch im Hochwassergebiet. Ich weiß nicht, was es zu lachen gab,
aber was die Medien draus produzieren, lässt mir jegliche Lust auf
Lektüre vergehen. Der Zustand von vielen Journalistenseelen gefällt
mir da nicht.
Montag, 19. 7. 2021
Aufwachen bei Sonnenschein, als hätte es niemals diesen
Landunterregen gegeben. Nach gediegenem Frühstück mit vielen Sorten
Käse, winzigen Kuchenstücken, Obstsalat und Süßspeisenköstlichkeit
war ich fast erschöpft von dieser Anstrengung, alles probieren zu
wollen. Wir sind vormittags einkaufen gewesen, haben alles nach
Hause gebracht und sind zur Saalach gegangen, um zu schauen. Schon
etwas gesunken, langsamer als gestern, immer noch eindrucksvoll.
Mittag gabs zu Hause, dann ein Päuschen, wie es geht mit so Kleinen,
nachmittags wieder raus. Spielplatz ausprobieren war der Plan.
Herrlich die vielen Neuigkeiten für die Kinder, andere Kinder,
ebenso klein, größer, der Sandkasten, der Kiesgrund, die Wippe,
Schaukel, Rutsche. Nicht durchgekommen, alles auszuprobieren, sie
hatten schon im Kies ihren Spaß mit großen und kleinen Steinen. Der
Schmutz, ein bisschen Erde an den Fingern, gänzlich unbekannt,
musste genau untersucht werden. Jedes Stöckchen, Blättchen, die
Zapfen, alles musste vorgezeigt werden. Nach einer Stunde sind wir
Richtung Heimat losgezogen, der Abschied war schwierig, sie wären
gern dageblieben. Waren auf dem restlichen Weg erledigt von den
vielen Eindrücken, hingen ganz ruhig im Wagen. Zu Hause waren sie
schmusebedürftig, da konnten wir gut einspringen, schließlich sind
wir drei Große für zwei Kleine. Abends Sport und auf dem Rückweg
tatsächlich ein kleiner Regen.
Dienstag, 20. 7. 2021
Ein Termin stand an, Impfen mit den Kindern, es ging mit ein paar
schnellen Tränchen gut. Weiter auf Stadtgang, scharwenzeln von Park
zu Park, überall schöne Bepflanzungen, ich staune über die Künste
des Gärtnerns. Die Zierblumenzüchtungen werden immer besser,
stabiler, blühfreudig, großblumig und auch genormt. Alles blüht wie
es soll, alle gleichzeitig in einer Pflanzung, alle gleichhoch und
in der gleichen Farbvariante. Manchmal findet man ein gelbes
Stiefmütterchen zwischen all den blauen, fast schon ein Grund zur
Freude. Es wird immer weiter gearbeitet an neuen Sorten, z. Z.
werden viele Sorten in der Stadtbepflanzung genutzt, die bisher
einfach wild wuchsen. Prachtvolle Storchschnäbel, Schafgarben,
Leinkräuter tauchen auf und blühen viel prunkvoller als die
ürsprünglichen Sorten. Ob diese Allverfügbarkeit immer Ziel sein
muss, frage ich mich, und was soll dann das Besondere sein? Es ist
wie beim Obst, Früchte der Saison ist wie ein langvergangener
Begriff, wenn es Birnen, Pflaumen, Heidelbeeren ganzjährig, auch
überall gibt. Das nur nebenher. Mit den Kindern waren wir
nachmittags auf der Wiese hinterm Haus, für sie ist es eine
Aufregung, Gras und Blatt anzufassen, Blümchen zu finden, der Amsel
nachzuschauen. Sie sind wacker über die große Fläche gestapft, wir
haben versucht, Brennnessel und Bienen zu meiden. Nach einer Stunde
waren sie redlich müde, die Impfung wirkte etwas mit, als wir
drinnen waren, kamen sie ständig ran, mussten gehuschelt und
beschmust werden, das war richtig niedlich, wie sie unverbrämt
Bedarf anmelden. Abends wieder Sport im Studio, für mich ist der
Dialekt hier immer noch überraschend eigenartig. Wenn die
Einheimischen sprechen miteinander, ich höre es und denke, was ist
das für eine Show, bis ich merke, man spricht hier so, und Servus
sagt man nicht für mich, sondern es gilt als der normale Gruß.
Mittwoch, 21. 7. 2021
Letzter Tag in Bad Reichenhall, vormittags haben wir uns auf einen
wundervollen Spaziergang gemacht, wir sind mit dem Zug eine Station
nach Piding gefahren und durch den Zauberauenwald wieder
zurückgelaufen. Die Kinder haben es in der Kutsch verschlafen, aber
für uns war es schön. Es ist der Wald mit den vielen stehenden und
fließenden Wassern, kristallklar sprudeln die kleinen Wasserfälle,
Libellen schwirren blitzend über die Teichniederungen. Das Gebiet
wird renaturiert, d. h., es wird mit den Jahren immer noch schöner.
Das letzte Stück im Saalachwald, die Kinder wachten auf, ein
fröhliches Geplauder aus dem Wagen raus. Sich verabschieden,
losfahren, mit einer kleinen Traurigkeit, dass es schon vorbei ist,
während der Pause hab ich mir ein paar Videos und Bilder mit den
Kindern angeschaut. Die Fahrt ging gut, eine einzige Baustelle, die
geruckelt hat, sonst nicht mal Berufsverkehr zum Schluss hin. Ich
hab zu Hause schnell ausgepackt, alles verräumt und bin ins
Sportstudio gesprungen, hab den Crossfitkurs am Tower noch erwischt.
Gute Übungen, gute Reihenfolge, für Cardiobelastung, Kraft und
Koordination. Die Trippelleiter mit eingesprungenen Burpees am
Anfang und Ende war dabei, ich mag sie nicht, weil ich das nicht so
gut kann, war froh, als ich durch war. Duschen, Sauna, Duschen,
Einkauf, Essen, Text. Fertig.
Donnerstag, 22. 7. 2021
Seit langer Zeit wollte ich laufen gehen, mal war keine Zeit, mal
war Land unter durch den vielen Regen, nun also. Bin ich auf die
Standardrunde los, knapp 10 km, die fängt bergaufwärts an, 225 m in
der Höhe sind im ersten Drittel, und ich mit meinem Restmuskelkater
und neuem Muskelkater hatte so meine Mühe. Schön war, nichts tat
weh, der Ischias war weit im Hintergrund, ich merkte, es geht nicht
schnell, aber es geht. Ich hatte probeweise die Ohrstöpsel für Handy
drin, wollte die ausführlichen Mittagsnachrichten im Wald hören, da
war irgendwann kein Netz mehr. Lief ich still vor mich hin und
erschrak richtig, als es wieder losging. Duschen, Mittag beim
Chinesen, Stadtgang, kein Buch mitzunehmen, beim Optiker einen
Termin vereinbart für die Ersatzbrille und die neue muss angepasst
werden, sie rutscht. Wenn ich schwitze, auch mal von der Nase, da
bin ich seit meinem Brillenverlust empfindlich. Unterwegs Kaffee,
daheim war das Vorhaben, die Webseite fertig zu arbeiten, es kam
anders. Ein wenig hab ich geschafft, eine Abteilung Zeichnung ist
fertig, es stockte wegen Unlust, ich werd es noch schaffen.
Abends war ich zum Bauchkurs angemdeldet, wenn ich schon Urlaub
habe, geht das ganz ohne Stress, war anstrengend und gut. Drumrum
hab ich am Tower trainiert, in bester Gesellschaft, hab mich
anstiften und verbessern lassen, bis ich nicht mehr konnte, nach
zwei Stunden bin ich in die Sauna. Zufrieden heim, außer dass Zeit
fehlt. Essen, texten, Mails lesen, schon isses rum. In den
Nachrichten: Nach dem Hochwasserereignis stellt sich raus, man kann
die betroffenen Regionen nicht zuverlässig warnen. Sirenen sind
abgebaut, Rundfunk benutzen nicht mehr alle Menschen, die Idee per
Handy die jeweiligen Gebiete anzusimsen, auch noch mit einem Ton für
die Aufmerksamkeit klingt gut. Es stellt sich heraus, in den USA,
auch in anderen Ländern macht man das so. Unser Innenminister fängt
jetzt an drüber nachzudenken, will mit Fachleuten beraten, von einer
Kommission war die Rede. Vielleicht hätte man manche Menschen retten
können auf diesem Weg, wenn die Warnung rausgegangen wäre, als mit
dem Netz noch alles in Ordnung war. So wird es wohl noch einige hohe
Wasser brauchen, bis das irgend wie in die Wege geleitet werden
kann.
Freitag, 23. 7. 2021
Vormittags hab ich es tatsächlich geschafft, die Webseite ist ferig
geworden. Jetzt hoffe ich, dass die Reklamationen sich in Grenzen
halten, damit ich wiedermal ein Projekt vom Tisch habe. Nicht, dass
jemand denkt, da kommt nix weiter, es geht in die diesjährige
Sportbefragung, auf dieser Seite über den Link für die Texte kommt
man zu Sport und Zeit. Wer schauen will. Gepackt und nachgedacht
hatte ich schon vormittags, es soll nach Würzburg gehen zu einem
Fotokurs. Die Strecke ist nicht lang, aber freitags am Nachmittag
kam ich fast nicht auf die Autobahn und ab da staute es
immerimmerzu. Ich hatte eine Stunde Reserve eingeplant zur
Ankunfszeit, war eine Stunde zusätzlich zu spät dran. Es ließ sich
alles regeln, aber wer diese Fahrerei dauernd hat, bekommt wohl
einen Stauschaden. Dafür ist meine Unterkunft richtig gediegen,
morgen früh kann ich eine Tür weiter zum Bäcker frühstücken. Aus
den Nachrichten: Seehofer gibt die Funkzellenwarnung in Auftrag, man
kann damit in betroffenen Gebieten die Einwohner warnen. Das
ging ja schneller als erwartet. Im Moment gibt es vier Themen, die
immerzu besprochen werden, Flut und Opfer und Schutz, Corona,
Olympia in Japan und Bioleks Ende. Irgendwann nach drei Stunden
konnte ich es nicht mehr hören und hab eine CD laufen lassen. Nina
Simone hilft da sofort weiter.
Samstag, 24. 7. 2021
Wenn ich´s nicht gleich hinschreib, werden die anderen Gedanken
fadenscheinig. Auf Bayern 2 läuft ein Konzert zum 10. Todestag von
Amy Winehouse, es wird angesagt von einem Moderator, der Amy zu
ihren besten Zeiten wohl vergöttert hat. So respektvoll und
liebevoll hab ich das noch nie gehört, selbst ihr tragisches Ende
sagt er mit einem so herzlichen Bedauern an, das erreicht mich auf
der Stelle. Und dann singt sie eins ihrer besten Konzerte 2008 in
Irland, sie singt es mit einer Intensität, der kann ich mich gar
nicht und nimmermehr entziehen und werde sie weiter verehren als
eine der ganz Großen aus dem Club der 27er. Ein einziger Punkt ist
schrecklich, ihre Musiker sind eine zweite Garnitur, sie
kommen durch, alles grob und von der Qualität zur Sängerin nicht
ebenbürtig. Genauso grob die Aussteuerung. Verstehe ich nicht.
Der Fotokurs startete. Der Dozent ist sympatisch, flexibel in seiner
Planerei, geht gut auf Fragen ein und stellt einige Apps und
Objektivchen für die Handyfotografie vor, mit denen man allerhand
Probleme gelöst bekommt. Er will auch von uns was wissen, fragt
nach, ich bin nach der Erfahrung Zeichenkurs sehr angetan. Die
Kommunikation gruppenintern ist gut, auch das Bilderteilen und
-besprechen ist gut organisiert, ich habe am erste Tag schon
profitiert. Wir haben draußen fotografiert, ich hab eine Auswahl in
das Forum für die Gruppe geschickt, die andern haben das ebenso
gemacht, ich glaube, es wird morgen ähnlich gut laufen. Vom
Quartier aus, ich bin in Güntersleben in einem Gästehaus vorzüglich
untergekommen, hab ich mir das Fleckerl angeschaut. Es ist ein
schmuckes Dörfchen, eine heile Welt, vor dem Bäcker sind die
Sitzmöbel draußen nicht angekettet, auf dem Friedhof die Gießkannen
frei. Ein schöner Friedhof oben auf dem Berg um eine uralte Kirche,
da kommt niemals Hochwasser.
Sonntag, 25. 7. 2021
Der Fotokurs ging in genauso guter Qualität weiter und zu Ende. Ich
ging klüger raus als rein. Hab schon mit einer App auf dem Handy an
Bildern rumgefummelt, um sie noch schöner zu machen. Kenne die
Möglichkeiten der Kamera und des Standardmenüs genauer, das meiste
hab ich mir vorher noch nicht mal angesehen. In den Pausen ging es
um das Hochwasserereignis und Corona. Wir merkten schnell die
Unterschiede in der Haltung zum Impfen, zur Politik, wir konnten uns
aber sehr unaufgeregt austauschen und eine Meinung nach der anderen
anhören und nebeneinander stehenlassen. Die Heimfahrt ging
unproblematisch, ich hatte das Gefühl, die Bremse nicht gebraucht zu
haben, es war in der Hälfte der Hinfahrzeit erledigt. Daheim das
Übliche, ich bin nicht schnell gewesen beim Hinordnen für die
nächste Zeit, könnte sein, das Urlaubsende trübt ein wenig die
Stimmung und nimmt den Elan.
Montag, 26. 7. 2021
Den letzten freien Tag hab ich genossen, begonnen hab ich mit dem
Lesefrühstück, "Der Weltensammler" endet heut abend. Es war gute
Lektüre, erzählt aus verschiedenen Perspektiven heraus, die gleichen
Ereignisse wurden unterschiedlich geschildert. Da die jeweiligen
Berichterstatter aus ganz verschiedenen Welten kamen, ein
forschender Engländer, ein arabischer Gouverneur, ein ehemaliger
Sklave, gab es toal verschiedene Sichten und Beschreibungen, auch
der eine über den anderen, so dass der kulturelle Zusammenstoß das
Wichtigste wurde. Gut erzählt war es und es enthielt richtige
Perlen. Vielleicht deren eine hier. Durch einen
Starkregen/Schlammrutsch waren die Aufzeichnungen nass geworden, die
Tinte teilweise verlaufen. Der Engländer wollte einiges aus der
Erinnerung rekonstruieren, und ihm war klar, dass auch die
Buchstaben der Erinnerung manchmal verlaufen. Solche Stellen gab es
viele, ich fand sie mit Freude. Ein Hoch auf Ilija Trojanow.
Telefoniert mit Judith, das Erzählen nachgeholt und verabredet auf
einen Ausstellungsbesuch am Sonntag in Nürtingen. Das ist ein Grund
zur Vorfreude. Bei der Anmeldung zu meinem Lieblingskurs im
Sportpark stellte sich heraus, es war voll, belegt, ich kam nicht
rein, nicht mal Plätze auf der Warteliste. Ich bin mittags hin, hab
mein Programm durchgezogen, zwei Stunden hatte ich zu tun, es lief
gut. Dann bin ich zum Mittagessen beim Chinesen gelandet, hab gleich
den Einkauf mit erledigt. Aufräumen, Tanken, Testen - negativ,
Stadtgang mit Bücherschrankvisite, ohne Mitbringsel von dannen, Halt
beim Bäcker, Geld holen, Baumarkt. Da war es rum.
Dienstag, 27. 7. 2021
Frühschicht, mit dem Rumpelbus hingefahren, wir waren fast alle da,
die Arbeit hat sich gut verteilt, das bleibt aber nicht die ganze
Woche so. Zum Feierabend heimgerumpelt, vorsichtshalber schnell auf
dem Rückweg am Bäcker gehalten, Käsekirschkuchen und ein Käffchen,
weil danach ein Zahnarzttermin anstand. Eine größere Baustelle
erfordert Maßnahmen, heute war der Termin mit dem Bohren/Schleifen.
Ein beherzt zupackender Zahnarzt, der dadurch schnell zum Ziel
gelangt, viel Geräusch im Kopf, ich bin so froh, dass es so wirksame
kleine Spritzen gibt, die den Schmerz ausblenden. Als das
Provisorium saß, haben wir noch einen Schwätz gehalten, über Reisen
und Kontakte in den Osten Deutschlands. Da kann ich Auskunft geben.
Anschließend war ich im Sportpark, hab mir die Spritze aus der Backe
gearbeitet und geschwind die Routinen durchgezogen. Im Studio viele
Begegnungen und Gespräche mit Leuten, die früher häufig da waren,
dann irgendwie über die Coronapause kamen, teilweise ganz ausgesetzt
haben, jetzt sind wir wirklich froh, dass wir wieder rein dürfen und
zusammen trainieren können. Text, Essen, Vorbereitung für morgen,
Bett.
Mittwoch, 28. 7. 2021
Ein wirrer Frühschichttag, erst war es sehr gemütlich, in der Stunde
vor Feierabend liefen viele Aufträge aus, es wurde hektisch. Es gab
eine Zielbelohnung: Der neue Bus kam, uns heimzubringen, ich hab so
gut geschlafen bis Tübingen, gedöst bis Rottenburg, und es war mir
ganz egal, dass wir lange unterwegs waren, viel Verkehr, die Zeit
war gut genutzt. Zu Hause den Krimskrams wegmachen, Aufwasch,
Mülltonnen verbringen, Keller auftrocknen, unsere neue Putzkraft
meint, wenn die Hausordnung nur recht nass ist, muss es sauber sein.
So steht der Kellergang unter Wasser, es braucht drei Tage zum
Auftrocknen. Hoffentlich erwisch ich sie beim nächsten mal
rechtzeitig. Stadtgang, mit Bäcker, dann zum Sport, diesmal hatte
die Anmeldung geklappt, es gab Plätze. Ein guter Crossfitkurs am
Tower, es war anstrengend, mal sehen, was das morgen gibt. Mein
Provisorium, die Zahnbekronung scheint zu halten, ich soll bis zum
richtigen Überkronen vorsichtig sein. Esse ich ein paar Tage keine
Mohrrüben und keinen Kohlrabi.
Freitag, 30. 7. 2021
Der Donnerstag hat stattgefunden, er ist nicht ausgefallen oder
weggewesen. Weg war abends der Antrieb, die paar Zeilen rauszuhauen.
Heut war die letzte Frühschicht, ein Glück, das Aufstehen halb vier
morgens ist nicht mein Ding. Auf Arbeit sind wir ganz gut
durchgekommen, eine Stelle war wieder dabei, wo wir schlecht
organisiert sind, d. h. probeschleifen, warten auf den
Qualitätsmenschen, nächste Variante schleifen, warten auf Q, bei
diesem Produkt kommt es immer wieder dazu und wir sind anscheinend
nicht in der Lage, eine Regelung dafür zu finden, die nicht so viel
Zeit kostet. Die Lösung ist sehr einfach, das Ergebnis ist damit
sofort besser, unser Sachverständiger beharrt aber darauf, dass es
ohne gehen muss. So machen wir also jeweils diese Extrarunde, an der
einen Stelle. an vielen anderen auch. Und die Hierarchie wurde
eingehalten, es grüßt die Industrie 4.0. Die Heimfahrt war mühsam,
viele Baustellen, der letzte Kilometer in Rottenburg dauerte ewig,
Umleitung und Ampelstau, diesen Kilometer musste ich mit dem Auto
nochmal durchfahren, heimzu. Eine halbe Stunde für die Strecke vom
Einsteigparkplatz am Baumarkt bis zu mir. Es wurde knapp zu
meinem Optikertermin, eigentlich wäre genug Zeit gewesen, so kam ich
auf den letzten Drücker. Ich hab mir die neue Brille besser anpassen
lassen, und eine Ersatzbrille bestellt, die zum Glück wesentlich
günstiger kommt als die erste. An beiden Tagen war ich zum Sport,
gestern u. a. bei Siggi im Bauchkurs, heute war Crossfit am Tower.
Erst drohte ein Unwetter, fast wäre es ausgefallen, als es donnerte,
räumten wir die Geräte rein, zehn Minuten später war nichts mehr zu
sehen vom Gewitter, wir räumten wieder raus, dann ging es los. Schon
während der Busfahrt und danach die ganze Zeit war in mir die Freude
über das Wochenende, morgen werde ich ausschlafen und erst
aufstehen, wenn ich Lust hab. Lesen: Ein Psychothriller,
"Offline" von Arno Stöbel. Drei Tage, da war es durchgelesen, so
spannend gng es zu. Keine große Literatur, der Plot recht
unwahrscheinlich, eine zusammengewürfelte Gruppe Menschen nimmt eine
Auszeit und geht ohne Handy und Netz in ein Berghotel. Ein paar Tage
Erfahrung sammeln ohne Verbindung zur Welt. Kaum angekommen im Hotel
gibt es einen Schneesturm, man kan nicht weg, und den ersten Toten.
Es beginnt ein Kammerspiel von Verdächtigungen und Angst und Streit.
mehr Tote, mir fehlen noch ca 30 Seiten bis zur Auflösung. Es war
wie Fernsehkrimi schauen, wenn er endet, vergisst man meistens alles
wieder.
Samstag, 31. 7. 2021
Wie soll es denn zu vernünftigen Gedanken kommen, zu Gedanken über
Corona und Nena und ihrer Haltung zum Querdenken, bzw zum
Selberdenken, z. B., genau hab ich das noch nicht rausbekommen, wenn
immerzu die Zeit knapp ist. Der Text läppert so vor sich hin, zur
Not wird erzählt, was am Tag so los war, Arbeit, Sport, Lesen als
Luxus oder? Heute war genau das die Überlegung, schließlich ist der
Samstag frei. Vormittags nach dem Ritual des Lesefrühstückens habe
ich im Haushalt notdürftig Liegengebliebenes nachgeholt, dann wollte
ich heute unbedingt Laufen, die Abstände zwischen den Läufen werden
immer länger. Ich fand im Wald den Stendelwurz in voller Blüte, es
ist die Sommerorchidee in unserem Wald, außerdem eine Siedlung von
Wiesenwachtelweizen und den weißen Steinklee, wirklich nichts
besonderes, aber mir sind Fotos gelungen. Auch die Zeit war gar
nicht so schlecht, 5:40 min/ km auf die knapp 11 km mit 240
Höhenmetern. Es tat nichts weh, so dass ich gleich wieder Lust
bekomme, ein wenig mehr zu trainieren, um schneller unterwegs sein
zu können. Das wird die nächste Nachtschichtwoche schnell auf den
kleinen Nenner zurechtruckeln. Egal, die Stimmung war gut. Nach dem
Duschen hab ich mir Nudeln gekocht mit Gemüse und einer Käse
-Tomatensoße, alles selbstgeschnippelt und gerührt. Mal wieder. Für
den Nachmittag war ich mit dem Läufermichi im Sportpark verabredet,
es war ein gutes Training, wir haben auch bissle erzählen können,
und ich hab mich einweisen lassen ins Kreuzheben. Mit kleinem
Gewicht angefangen, um den Ablauf zu kapieren, mir fehlt da
Beweglichkeit, so wird ein Kompromiss draus, trotzdem geht die
Belastung an die richtigen Stellen. Da ich die Beinrückseite und den
Rücken ziemlich lange vernachlässigt habe, ist das wohl die optimale
Übung, da was zu verbessern. Die Sauna haben wir gerade noch
untergebracht, bevor geschlossen wurde. Wieder zu Hause hatte ich
Lust auf einen Abendspaziergang, bin ich los und freute mich an
blühendem Leinkraut und manch schöner Garrtenpflanze, Dahlien und
Blaulilien waren prominent vertreten. Und mir kam dieser Gedanke,
der oben steht, der kam nur, weil die Zeit dafür da war. Weiter
reichte er ja dann nicht. Und zu Hause unterblieb derweil... Auf dem
Rückweg bin ich über den Klausenfriedhof, es ist so schön ruhig da,
ein paar Amseln flöten in die Abenddämmerung hinein. Den Krimi,
gestern erwähnt, las ich fertig und fand die schlechtestmögliche
Auflösung. Denkt der Schreiber, seine Leser wären blöd? Man stelle
sich vor, in dieser eingesperrten Gruppe ist eine verkappte Ex von
einem der Anwesenden dazwischen, sie agiert, sie spricht, am Ende
soll ich glauben, sie hat ein paar Äußerlichkeiten verändert, schon
wird sie nicht erkannt und mordet in Ruhe, bis zum doch noch guten
Ende. Der Autor hat laut Hinweis am Ende vom Buch mindestens schon
10 Krimis verfasst, es muss also gut verkauft werden, dass das
Schreiben und Verlegen lohnt. Ich frag mich, wer so unkritisch
liest, anscheinend genug. Außerdem fand ich eine Empfehlung von
Fitzek hinten im Buch, willkommen im Club. Fitzek hat bei mir auch
schon einen Preis gewonnen, sein Buch habe ich nicht in den
Bücherschrank zurückgebracht, sondern in die Papiertonne plaziert.
Irgendwie bin ich unverdrossen, hab mir erst ein Buch rausgezuppelt,
das nach 30 dummen Seiten beendet werden musste, nun ist wieder ein
Krimi in Arbeit, da weiß ich noch nicht, ob er gut wird. Morgen
mehr.
Der Stendelwurz.
Weißer Steinklee, man könnte über den Schärfebereich meckern, der
liegt zu weit hinten, der Stengel wehte im Wind hin und her, dadurch
wird es bisschen zauberhaft. Oder?
Der Wachtelweizen.
Das Echte Leinkraut, ein Wildblümchen.
Eine schöne Variante der Hortensie.
zum Augusttext
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