Michael Oswald

 

 

 

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Leben in den Zeiten von Corona 16

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Dienstag 1. 6. 2021

Einen Bürotermin, viele Telefonate, schon war die Zeit um, Nachtschicht, die vorletzte, vorbereiten und ab zum Bus. Demnächst wieder richtige Sätze.

Mittwoch, 2. 6. 2021

Schlafen gehen, wenn die Amseln aus vollem Hals singen, ist komisch. Zwischenrein aufwachen, nicht wissen, wie spät ist es, schauen, weiter die Augen zuklappen mit dem Willen zu schlafen. Mittags raus und so tun, als wäre es Frühstückszeit. Den Tag, bzw das kleine Stück Tag bis zur nächsten Schicht planen, kleiner Einkauf, morgen ist Feiertag, zu Fuß in die Stadt an sich stauenden Autos vorbei, da gewinnt, nein, verliert der Begriff Mobilität seine Bedeutung, ich bin mir selbst mehr ein Automobil als die auf der Straße und überhole die da Wartenden allesamt. Trag mein Brot heim, wieder entlang der Warteschlange. Laufen ist dran, bei sommerlichen Temperaturen, oben im Wald ist die Trockenheit schon wieder zu spüren trotz dem vielen Niederschlag der vergangenen Wochen. Es ist alles eingestaubt, der Boden fängt an zu reißen, und der Sommer fängt erst an.
Ein Kunsthallenbesuch ist geplant, der erste seit langer Zeit. Man muss sich anmelden, braucht nicht mal einen frischen Test, ich freu mich drauf. Wir gehen am Sonntag zu Karin Sander in die Tübinger Ausstellung. Das Freibad eröffnet auch, es findet ganz langsam wieder Leben statt. Vom Kino hörte ich noch nichts, aber es wird wohl demnächst auch  starten. War´s das dann mit der Coronakacke? Ich hoffe, es schleicht sich.

Donnerstag, 3. 6. 2021

Fronleichnam, Feiertag mit morgendlichen Böllerschüssen, wir feiern die immerwährende leibliche Anwesenheit unseres Herrn in der Eucharistie. Das war jetzt der komischste Satz in diesem Blog weit und breit. Ich habe es genossen, frei zu haben, also früh kam ich aus der Nachtschicht, muss abends nicht mehr gehen. Nach dem Schusslärm ging es ans Schlafen, naja, am Nachmittag nach dem Alltagskram bin ich spazieren gegangen. Ich wollte unbedingt ins Weggental. um die Orchideen zu sehen. Es hat Bocksriemenzunge, weiße Waldvögelchen und das Helmknabenkraut, ich hab sie gefunden und war Hans im Glück. Drumrum fand ich herrlichschöne Ehrenpreisarten, den Langgriffligen Rosenwaldmeister, das Gewimperte Kreuzlabkraut, blühende Gräser in vielen Arten, die blühende Puffbohne und ebenso den Ölrettich und die Zaunrübe. Der aufrechte Ziest, die Vogel-Wicke, die Bienenweide, die Gewöhnliche Kreuzblume, das sind alles liebenswerte Nachbarn, man kann sie ohne Anmeldung besuchen. Soll ich vielleicht ein paar Bilder dazugeben, ich überleg es mir noch.

Freitag, 4. 6. 2021

Nicht arbeiten, Lesezeit genommen, gelesen, gelesen, gelesen. Der Vormittag verging so, es hat Spaß gemacht, das Buch, ein historischer Roman aus der Zeit 1470 bis 1495, spielt in Florenz. Das Buch hat 900 Seiten, manche überflüssige Längen und ein paar Unstimmigkeiten, mich interessiert es trotzdem, vor kurzem las ich über das Leben von Michelangelo, der wurde da um 1475 geboren. Deswegen kenne ich die meisten der Hauptpersonen, die Medicifamilie und den Bußprediger Salvonarola.
Mittags brauchte ich Bewegung, bin raus zum Laufen. Über die Felder bei kleinem Nieselregen los, dann kam schnell die Sonne, es war warm und schwül, ich wurde immer langsamer. Nach 13 km war ich froh, am Ziel zu sein, unterwegs fand ich eine Hundszunge, das ist ein schönes Blümchen, bekam schöne Bilder der Pfeilkresse hin, mein Handy kann das wirklich gut, die Kartäusernelke und das Taubenkopf-Leimkraut. Duschen, nachdem das Nachschwitzen aufgehört hat, zum Chinesen Mittag holen, ich hab es in der Stadt verzehrt, suchte mir ein Plätzchen am Neckar, war noch am Bäcker lang, süßes Stückle und Kaffee, wieder eine Bank draußen, und wollte zur Test-Station, wegen einem Sportkurs am Abend. Da musste ich warten, verlor schnell die Geduld, hab es gelassen und war später abends allein am Tower, so wie in der letzten Zeit. Das Testen muss ich probieren, mit Termin einzurichten, da geht es vielleicht schneller. Ich würde am liebsten den Selbsttest machen, so, wie für die Arbeit auch, aber das gilt anscheinend gar nicht.

Samstag, 5. 6. 2021

Da hab ich mich zum Test angemeldet, der fand nicht so statt wie angekündigt, ich wollte zum Drive in, es hieß, ich muss nicht mal aussteigen. Der Parkplatz am Baumarkt war voll, die Teststation war ein Zeltkabuff, ich sollte anstehen, lange anstehen, so geht´s nicht. Bin wieder gegangen, wütend, Scheiß auf den Test, geh ich halt nicht ins Studio, mach einfach draußen weiter. Zumal ich die Selbsttests von Arbeit zu Hause hab.
Wenn ich arbeiten gehe, will zum Feierabend ins Studio, und soll vorher testen, das haut schon von der Zeit her nicht hin. Die Inzidenz ist heute im Schwabenland unter 30 gesunken, d. h., es müssen 100000 Leute getestet werden, um knapp 30 rauszufinden, ist das verhältnismäßig? Scheiß-Corona, denk ich immerzu.
Die Nachricht von Spahn und den minderwertigen Masken, wenn sie denn stimmt, erschüttert mich, sie lässt das Menschenbild meines Gesundheitsministers grauslich aussehen. Für Obdachlose und Behinderte scheint die Qualität der Masken egal zu sein, der Mann gehört der CDU an, aus deren Reihen kamen Vorfälle um die persönliche Bereicherung bei der Beschaffung von Masken. Vertrauen in Politiker? Es wackelt.
Am frühen Abend war ich am Tower, 70 min Programm hab ich geschafft, war zufrieden und umflort vom intensiven Duft des Blauglockenbaumes, der seine Blüten geworfen hat. Das war betörend, so sah es aus.

Wenn ich schon beim bebildern bin, ich konnte es doch nicht aushalten, folgendes für mich zu behalten. Hier kommt jetzt ein Folge meiner Fundstücke, die wurden weiter oben schon erähnt, fast angekündigt.

Der Vogelnestwurz, weiter oben ist die bayrische Variante.

Das ist wie eine Schwangerschaft, so dicht ist es gepackt, kurz davor, sich zur Zaunrübe zu entfalten.

Der langgriffelige Rosenwaldmeister, schon wegen diesem Namen muss er hier erscheinen.

Genauso begründet sich das Vorzeigen des Gewimperten Kreuzlabkrautes.

Noch ein Weißes Waldvögelchen, an unerwarteter Stelle am Wegrad.

Die Puffbohne, wird zur Gründüngung angepflanzt und hat diese markanten Blüten.

Der Mittlere Wegerich, es gibt ihn noch spitz und breit, ist überall und man soll die Nase nah dran halten, da zeigt er seine Pracht.

Das Helmknabenkraut, selten, ich sag nicht, wo ich es gefunden hab.

Da erschließt sich der Name.

Auf dem Höhepunkt der Prachtentfaltung die Bocksriemenzunge.

Das Kreuzblümchen, es war für mich eine Neuentdeckung.

Dieses Gras heißt Aufrechte Trespe und kann so blühen, hab noch nie so gelbe Staubfäden am Gras gesehen.

Eine Vogelwicke, häufig und unbeachtet.

Vielleicht der Echte Ehrenpreis, es gibt bis zu 450 Ehrenpreisarten.

Die erste Bieneweide, die blüht sehr lange, all die Knospen nacheinander, so dass Bienen immer was finden.

Taubenkropf-Leimkraut, warum es so heißt, weiß ich nicht, sieht der Kropf der Tauben so aus, was ist eigentlich ein Kropf.

Die Gewöhnliche Hundszunge, für mich die erste bewusste Sichtung, dann noch in voller Blüte.

Völlig unbeachtet, dabei häufig, die Pfeilkresse.

Damit endet die kleine Vorführung, diesmal kündige ich nicht an, dass es eventuell das letzte Mal ist mit so vielen Fotos. Ich denke, wenn ich fotografiere, wer weiß, wie lange es sie noch gibt. Ich möchte sie mein ganzes Leben sehen können und ich möchte, dass meine Enkel und ihre Nachfahren diesen Erfreuungen und Seelenheilern begegnen, dafür kann ich ohne weiteres auf die meisten Flüge verzichten und was es sonst gibt an Wohlstand, den fast niemand zum Leben braucht.

Sonntag, 6. 6. 2021

Ein gelungener Tag. Vormittags ein Läufchen, nur 9 km, mit kleiner Regeneinlage, vorbei an zwei Störchen und vier Graureihern und einem Seidenreiher, die standen auf den Feldern und Wiesen im Neckartal. Auf einem Feld wuchsen zwischen den Getreidehalmen Ackererbsen, sie blühen grad. Schnell duschen, Mittag essen, es gab aus dem Frost, wärmte, als ich duschte, perfekt so eine Mikrowelle, und los nach Tübingen. Mit der Kirchheimer Kunstfreundin war ich verabredet zum Ausstellung ansehen, es geht wieder. Die Kunsthalle zeigt Karin Sander, wir hatten uns drauf gefreut. Der wesentliche Teil der Ausstellung waren Zeichnungen, hunderte, raumhoch und dicht gehängt. Sie kündeten von der Lust am Spiel, mit sehr sparsamen Materialien, Folien Büroklammer, Heftklammern war durchdekliniert, was man damit alles erleben kann. Die Setzungen waren gekonnt, die Materialbehandlung ebenso. Die Blattreihen waren alle gut und dazwischen hingen zahlreiche herzerwärmend schöne Blätter, die mich als Zeichner sofort erreicht haben. Einzig die Überlegung, warum macht man das und warum zeigt man es, blieb für mich unbeantwortet. Die Freude am gekonnten Ausprobieren ist schon ein großer Antrieb, es bleibt ein kunstinternes Spiel, das nach außen nichts will. für mich war das der Punkt, an dem ich aufgehört habe, weiter zu zeichnen.
Bevor wir in die Ausstellung rein sind, hab ich draußen die Testmöglichkeit genutzt, mir ein Tagesticket für Tübingen zu holen, damit kamen wir danach ins Kaffee rein. Es war fast wie in Vorcoronazeiten, drin zu sitzen, zu bestellen, gebracht zu bekommen und in dieser Gemütlichkeit einen gepflegten und ausführlichen Schwätz zu halten. Viele Leute waren nicht da, liegt es am Wetter, oder hat man es vergessen, sich sowas vorzunehmen. Es wird schon wieder in Gang kommen.
Zu Hause, abends, hatte ich noch Besuch, so dass es ein sehr sozialer Tag war, miteinander reden, beisammensitzen, so wenig reicht zum Frohwerden.

Montag, 7. 6. 2021

Mit dem Test von gestern, der gilt 24 Stunden, konnte ich vormittags ins Studio gehen, es ist wieder geöffnet. Alles wieder nutzbar, halt mit Maske auf Laufwegen, und mit Test. Ich habe es genossen, mit dem Trainer zu schwätzen, nach dem Sport duschen zu können und die Sauna zu benutzen. Es war noch nicht viel los, zumeist waren die älteren Herrschaften da, die meisten sind wohl  durchgeimpft und brauchen nicht mehr testen. Mal sehen, wie ich das geregelt bekomme mit dem Testen davor, die Zeit ist knapp und der Selbsttest wird nicht anerkannt. Meine Hoffnung ist tatsächlich, dass sich Corona ausschleicht und die Maßnahmen weiter zurückgenommen werden.
Mittags zum Bus, Schlaf nachholen, Spätschicht, eine neue Regelung im Kantinenbetrieb. Die bisherige Sonderegelung lief aus, niemand hat das Gespräch gesucht wegen der Verlängerung, nun dürfen wir zwar Essen holen, aber nicht mehr in der Kantine essen. Die Inzidenz fällt, das Konzept vorher war in Ordnung und genehmigungsfähig unter den schlechteren Umfeldbedingungen, jetzt tragen wir das Essen raus oder sonst wo hin, das verstehe, wer will.

Dienstag, 8. 6. 2021

Zeitig aufstehen, um das Frühstück lesend verbringen zu können, den Hauskram erledigen, immer wieder fällt was an, wird was alle, obwohl ich nicht viel Aufwand betreibe. Ich mus neuen Ingwer schälen, Obst waschen, der Aufwasch, die Wäsche, dabei vergeht Zeit und es wird jedes Mal knapp. Egal, es hat zum Laufen gereicht, 11 km durch den dampfigen Wald. Es war gar nicht besonders warm, aber so feucht, dass mich schon beim Hingucken schwitzte. Als ich den Berg erklommen hatte, ich wunderte mich, warum es so schwer ging, warum ich so schwitzte, musste ich kurz stehen bleiben, um einen Michblutpilz und den Schlangenknöterich zu fotografieren, da lief ich über. Es tropfte aus mir, als wäre ich der Uracher Wasserfall. Am Ende kam ich gut zu Hause an, Duschen, Essen, zum Bus, Schlafen. Die Arbeit war etwas kurzweilig, da am Anfang viele Fehler auftraten, die mussten so nach und nach gefunden, beseitigt werden, dann war was umzustellen, das dauerte seine Zeit, die liegengebliebenen Sachen waren nachzuholen und schon war Feierabend. In der Pause saß ich mit einem jungen Kollegen zusammen, den hab ich vor langer Zeit in seiner Sturm- und Drangphase als Punk fotografiert. Mittlerweile ist er solider Familienvater, heut erzählte er mir von seiner kleinen Wachtelhaltung, das war unerwartet und interessant.
Ein Wort zur Nachrichtenlage: Die Masken des Herrn Spahn waren anscheinend getestet und nicht zertifiziert, aber eben in Ordnung. So hörte ich es heute heraus aus NZZ-Artikeln und SWR2-Nachrichten. Spahn wollte sie anscheinend nicht wegwerfen, da hätte er auch Ärger bekommen, sondern noch nutzbringend verwenden. Wenn es so ist, hat der Spiegel wiedermal falsch berichtet, zumindest unvollständig, mir will scheinen, um jemanden fertig zu machen. Das Geschrei aus der Ecke der SPD ist sowieso schon Wahlkampf, macht sie aber nicht sympathischer, die sind nah genug, um mal nachzufragen. Ich werde das weiterverfolgen.

Mittwoch, 9. 6. 2021

Ein Tag mit gewissen Schwierigkeiten. Ich hatte mir vorgenommen, einen Test so zu plazieren, dass er morgen noch für den Studiobetrieb reicht. Dies ist misslungen. Der Anlauf an drei Teststationen endete vor zu vielen Menschen in der Warteschlange, keine Chance, das abzuwickeln in verbleibender Restzeit. Die Inzidenz ist nahe der 20er Marke, ich höre von Überlegungen aus der Politik, z. B. von Laschet, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Würde ich gern. Wird nicht akzeptiert in meinem Studio, so dass bei Überlegungen zur Lösung das erste Mal die Kündigung mit vorkam.
Auf Arbeit kämpfte ich mit einer Maschine, die Korrekturen nicht annehmen wollte. Holte mir Hilfe, es hieß ScheißAlteKisten, dann stellte sich heraus, beim Neustart, die Korrekturen waren in einem anderen Programm gelandet. Seltsame Vorgänge, die auch nicht weiter bearbeitet werden, ich soll mir das merken, in dem Fall dann wieder neustarten. Hahaha, eine kleinere Lösung gibt es nicht. Am Ende haben wir alles geruckelt bekommen, ich ging beruhigt in meinen Heimfahrbus und schlief gut bis Rottenburg.

Donnerstag, 10. 6. 2021

Gestern abend hatte ich mir einen Termin zum Testen eingerührt, pünktlich stand ich morgens vor der leeren Teststation und kam sofort dran. Kurzes Stochern in der Nase, das Ergebnis käme per Mail in einer Viertelstunde. Ich bin im Globusbaumarkt schnell an den Grünpflanzen lang, hab aber nichts kaufen müssen, bin dann hoch zum Sportpark, und hatte beim Ankommen schon mein Ergebnis. Natürlich negativ. Die Inzidenz ist unter 20. Ich war also einer von 9980 negativ Getesteten, das Ergebnis war ziemlich vorhersagbar. Ich brauche es, um in den Sportpark zu dürfen, früher hat es gereicht, den Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Es sind wirklich noch nicht viele Menschen da, vor allem Geimpfte kommen, die dürfen rein. Dadurch ist der Altersschnitt hoch, mir scheint, da haben noch mehr ein Problem, das Testen unterzubringen. Ich war allein draußen am Tower, hab die Routinen durchgezogen und war abschließend in der Sauna. Der Rest des Tages verging auf Arbeit.

Sonntag, 13. 6. 2021 - ab hier der Nachtrag vom 20. 6.

Alles ist anders. Mein Rechner stirbt vor sich hin, manchmal zeigt er noch eine Regung, meist verweigert er sich vollständig. So habe ich eine Weile gebraucht, zu entscheiden,wie geht es hier am Text weiter. Da ich eine Woche fortfahre, kann ich grad nicht nach Ersatz schauen, werde das Provisorium der Handschrift benutzen für den aktuellen Eintrag, und wenn ich wieder eine Tastatur bediene, die auch reagiert, werde ich es übertragen. Wenn ich es lesen kann. Bis dahin habe ich wohl die Hälfte meiner Leserschaft erst verwundert, dann vergrault, kann ich grad nicht ändern.
Am Freitag schon fehlt der Eintrag, da kam ich von der Spätschicht heim und hatte keine Lust mehr. So viel ist auch nicht passiert. Vom Fußball, die EM startet, versteh ich nicht genug, mich zu äußern. Nur so viel: In unseren Maschinengängen hängen Fahnen, an jeder Kiste eine, die meisten sind deutsch, es gibt auch die russische, türkische, die Schweizer und die italienische.
Das Wochenende verging mit den Versuchen, am Rechner was zu heilen, da vergeht viel Zeit, erfolglos. Als mir klar wurde, was ich eigentlich machen wollte, hab ich mich aufgerafft, bin laufen gewesen. 10 km in den Sommer hinein, viel schwitzen, und wieder viele Blumen gefunden. Einen schönen Ginster, den Acker-Gauchheil, die weiße Teufelsralle, die Ährige Graslilie, Feldrittersporn, Wachtelweizen und Gilbweiderich. Jedesmal muss ich anhalten und fotografieren, kein Wunder, dass ich immer langsamer werde.
Lesezeit war genug, ich habe den Florenzroman ausgelesen, fand ihn nicht gut, teilweise sehr unstimmig, der Luxus wirkte nicht wie der vor 500 Jahren, und auch die Hinrichtungen wurden als Volksbelustigung beschrieben, das mag dabei gewesen sein, aber so klamaukhaft las ich es noch nie. Die Figur des Savonarola wurde sehr in Richtung Geistesgestörtheit dargestellt, das religiöse Anliegen wurde nicht ernstgenommen, eher mit persönlichen Defiziten begründet. Dadurch gewann die Romanfigur nicht die historische Wucht, die Savonarola tatsächlich hatte. Auch die anderen Hauptfiguren, Lorenzo de Medici, der fürstliche Stadtregent, und Laodomia, eine junge Frau, die nur zur Garnierung in der Geschichte auftaucht, bleiben unhistorisch, das kann man teilweise auf Wikipedia gut nachlesen.
Abends war ich am Tower, das Studio macht am Wochenende um sieben zu, wenn ich da draußen was mache, brauche ich keinen Test. Da war ich am Samstag und für heut war ich dem Läufermichi verabredet, wir haben schon bissle Sport gemacht und wir haben viel geschwätzt. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um Sport, sondern wir müssen auch vom Leben erzählen.

Montag, 14. 6. 2021

Morgens zu Hause das übliche Ritual, dann Konzentration. Ich packe zusammen für Bad Reichenhall, fahr die Enkelfamilie besuchen. Eigentlich sollten sie hier vorbeikommen, ich hatte viel darüber nachgedacht, wie ich die Bude umräumen muss, damit die Kleinen darin umgehen können. Also Steckdosen zu, Schuhe hochräumen und den immer noch liegenden Atelierkram in den Keller bringen, sonst lutschen sie mir die Farben weg, was nicht schlimm wäre, aber ob das bekömmlich ist? Dann stellte sich heraus, der kleine Mann kann nicht Auto fahren. Er muss kotzen und weinen, ein Drama, das man nicht will. Die Fahrt, meine, war gut, mein Auto ist so schön komfortabel, und es kühlt auf gepflegte 20 Grad herunter, obwohl draußen die Hitze flirrt. Kein Stau, kein Stress, als ich ankam, gab es ein kurzes Gefremdel, aber das lässt sich nicht lange durchhalten. Dann haben wir losgespielt. Beide laufen mehr oder weniger durch die Bude und bewegen sich auch sonst immer mehr. Höhepunkt war: Eva geht in die Hocke, ich auch, das probiert sie nochmal, es klappt, und wieder und wieder. Wir müssen lustig ausgesehen haben, zumal wir die gleichen Farben anhatten, es war, als hätten wir das vorher geübt.
Abends bin ich ins Studio, es geht auch hier wieder, sogar einfacher als daheim. Ich kann ohne Test rein, die Maske brauche ich nur auf den Laufwegen, und das kontrolliert niemand. Es war gut bevölkert, und hier waren auch junge Leute da, klar, wenn es ohne Test geht. Für morgen hab ich mir einen Muskelkater geholt.

Dienstag, 15. 6. 2021

Gestartet mit einem vorzüglichen Frühstück im Hotel, das ist so lecker und vielfältig, hätte ich das immer, wäre ich bald doppelt schwer. Zu den Kindern, es ging bald raus auf einen Spaziergang. Die übliche Runde an der Saalach, wir konnten, als die Kinder schliefen, badenden Wasseramseln zuschauen. Die trippeln rein ins Wasser, bis sie weg sind, und wenn sie rauskommen, sieht man richtig, wie das Wasser abperlt. Wir hatten ein Fernglas dabei, da wir wissen, wo wir sie finden können, das ist wirklich Klasse, die Nähe herstellen zu können. Unterwegs, direkt vor unserer Nase fanden wir eine ausgewachsene Ringelnatter, eine Blindschleiche und Mäuse, alle machten sich von dannen, als sie merkten, dass sie beobachtet werden.
Mittag, Kinder füttern, wickeln, bespielen, dann ging´s wieder raus, noch ein kleinerer Spaziergang, die Kleinen schlafen so einfach gut. Zu Hause sind wir hinter dem Haus auf schattig grüner Wiese, haben mit den Kleinen rumgealbert und gespielt, herrlich, wie sie Wiese als Neuland erforschen.
Abends war ich wieder im Studio, heute waren sehr breitschulterige Pumper da, wenn die ihre Gewichte ablegen, oder von sich schmeißen, bebt der Hallenboden.

Mittwoch, 16. 6. 2021

Wie gestern, viel Spaß mit den Kindern, nur wurde Eva zunehmend heißer, dann quengelicher, sie hatte den Infekt, den Johannes schon am Vortag hatte. Da wurde es zeitweise anstrengend, weil sie manchmal gar nicht aufhören wollte zu weinen. Wir waren tagsüber zweimal spazieren, wieder mit schönen Sichtungen, eine große Ringelnatter, das gelbe Ochsenauge, die chinesische Hundszunge und die große Sterndolde. Auf der Wiese hinterm Haus gab es die Spielrunde im Schatten, so war die Hitze aushaltbar. Ich habe Johannes heute füttern können, wenn er was will, sperrt er den Schnabel auf, wenn nicht, schüttelt er energisch den Kopf. So geht´s doch.
Abends zum Sport, anderthalb Stunden gutes Training, ich kenn mich mittlerweile aus in dem Studio hier.

Donnerstag, 17. 6. 2021

Der Tag ist sehr ähnlich wie der Mittwoch gelaufen, außer, dass es 5 Grad wärmer war.

Freitag, 18. 6. 2021

Ich sollte ein paar tage zusammenfassen, die laufen grad völlig gleich ab. Stadtgang und Einkauf, Kinder schlafen im Wagen, mit roter Birne, es ist richtig heiß. Nachmittags den Gang draußen abgeblasen, lieber in der Bude und auf dem schattigen Balkon und auch den Schlaf der Kinder in der Trage herbeigeführt, draußen wären sie uns vergangen. Zum Abend hier auf schattiger Wiese hinterm Haus, das Baden nach draußen verlegt, alles gar nicht so einfach. Aber oft spaßig mit den Kleinen, sie sind so rappelig und voller Antrieb und machen viele lustige Gesichter, ich kam voll auf meine Großvaterkosten. Abends bin ich ins Studio, hab hinterher mit dem bayrischen Metzger einen Schwätz gehalten, ich kenne ihn von den letzten Aufenthalten hier, als das Studio noch offen war.Außerdem hab ich mir noch eine Übung zeigen lassen für den langen Trizeps, ich werd ihn morgen spüren. Ist egal, das ist der Heimfahrttag.

Samstag, 19.6. 2021

Problemlose Fahrt nach Kirchheim, ich bin verabredet mit meiner Kunstfreundin, besuche sie in ihrem Atelier. Nur einmal war es eng, vor mir fing ein Auto an zu schaukeln, dahinter ging die Vollbremsung los, es wurde knapp, ging aber gut. Es sah aus wie ein Sekundenschlaf vorn, zum Glück ist er schnell aufgewacht. Wir haben einen Stadtgang gemacht, uns in den Schatten geflüchtet, zum Kaffee saßen wir unter Platanen, da besuchten mich immerzu irgendwelche kleinen Käfer, Blattroller vielleicht, und krabbelten friedlich auf mir rum. Wir haben uns die letzten Ereignisse erzählt und noch im Atelier rumgeschaut, dann fuhr ich ganz heim. Und musste durch das Heimkehrritual: Auspacken, Einkaufen, Telefonieren.

Sonntag, 20. 6. 2021

Nach dem Frühstück kam die Anfrage vom Läufermichi, ob wir an den Tower wollen. Um elf fingen wir an, es war so warm, Michi legte das T-Shirt weg und führte seinen Astralkörper vor.  Innen lief ein Kurs, vielleicht Zumba, ich hab gedacht, die Mädels gucken schon. Hinterher kam Heli raus und erzählte lachend, dass ihr die Konzentration weg war bei dem Anblick. War ich froh, dass ich meine Speckröllchen nicht gelüftet hab. Das Training war gut, Handstand klappte erstaunlich gut, hinterher war es wie schwindlich, wegen der Wärme hat es kurz gedauert, bis die Welt wieder im Lot war. Nachmittags hab ich allerhand Zeug weggelesen, irgendwelche Magazine von Arbeit, aus der Kunst und vom Sport, was sich so ansammelt. Vor dem Regen war ich draußen, in der Stadt, überall vor den Kneipen und Cafe´s stehen riesige Bildschirme, man schaut Fußball, ich wollte den Bücherschrank prüfen. Zwei Fundstücke kamen mit mir.
Aktuelles Lesebuch ist von John Updike "Die Hexen von #Eastwick". Bin durch die Hälfte, er kann schreiben, erzählen, es ist böse und lustig, ein Vergnügen. Es muss Verfilmungen gegeben haben, an die erinnert sich jeder, dem ich vom Buch erzähle.

Montag, 21. 6. 2021

Ein aufregender Tag, mit einem Missgeschick. Ich hab die Bude geputzt, das Bett bezogen, für alle, die mitrechnen, ja, der Abstand war diesmal groß, aber ich war eine Woche nicht zu Hause. Danach ging ich laufen, in die Sommersonne hinein, es war richtig warm, aber etwas windig. Ich bin eine schöne Strecke entlang, erst über die Felder, dann in den Wald und seinen Schatten. Schöne botanische Fundstücke, viel Schwitzen, ich zieh mir das T-Shirt aus, dabei passiert es. Die Brille rutscht mit runter, hängt im Shirt, ich merk das gar nicht sofort, schüttel das Hemd zurecht, will loslaufen und merke, ich sehe nicht viel. Es fing die Sucherei an, ich war ja nur wenige Schritte weiter, aber ohne Brille die Brille suchen, nun ja, es ist nicht gelungen. Nach einer Viertelstunde, in der ich alles mögliche an Grün am Wegrand ahne, aber nichts in Richtung Brille, bin ich weiter, komisches Gefühl, ich kam mir behindert vor. Zu Hause holte ich mir die alte Brille raus, bin ernüchtert von schlechter Sicht, und geh zum Optiker. Demnächst Termin zum Vermessen. Jetzt bald zur Nachtschicht, ob ich mich zuechtfinde?

Dienstag, 22. 6. 2021

In der Welt sein, ohne sie gut zu sehen, ist unbehaglich. Die Distanzen sind unerwartet anders, vieles bleibt undeutlich, zum Glück kenne ich das meiste gut genug, mich zurecht zu finden. Durch die Arbeit kam ich ganz unauffällig, dort kommt dazu, dass durch die immer vorhandene Geräuschkulisse auch das Verstehen nicht immer funktioniert, am Ende war ich froh, wieder zu Hause gelandet zu sein. Schlafen, unterbrochen von Klingelei, aufstehen und sich wieder ins Bett wünschen, nach dem Frühstück ein bisschen Telefonieren, Amtskram, da nehmen sich manche Menschen sehr wichtig, aber ich hab es gelöst bekommen. Laufen mit der Intention, mit Hilfe der Halbsicht durch die alte Brille die verlorene zu finden. An der Stelle angelangt, sehe ich allerhand vom Gras und vom Ziest, die Schnecken und gar die Ameisen, nur die Brille nicht. Denk ich an die Hexen von Eastwick, hat jemand gezaubert? Kann sich so eine Scheißbrille dermaßen verstecken? Kaum zu glauben. Ich muss auf den Herbst warten, wenn das Gras vergeht, vielleicht dann.
Noch ein Anliegen: Hab wieder Bilder auf dem Handy, oben schrieb ich schon davon. Das machen ist das eine, es geht nicht anders, ich kann unmöglich an solchen Sachen vorbeilaufen und sie nicht fotografieren. Scheint ein Teil meiner Persönlichkeit zu sein. Ein weiterer ist, ich kann es nicht aushalten, die nicht herzuzeigen, darum kommt hier eine kleine Bilderfolge. Ihr werdet dadurch zu Scrollmastern, ist das zumutbar?

Der Schlangenknöterich,gefällt mir.

Acker-Gauchheil, tritt mancherorts massenhaft auf, färbt z. B. Straßenränder ein.

Hain-Gilbweiderich, es gibt noch den Gilbweiderich, in Gärten, und den Blutweiderich.

Die Ährige Graslilie, verwandt mit der Günlilie, die gibt es im Blumentopf.

Der Ginster

Die weiße Teufelsralle, später blüht die schwarze, sieht genauso aus, nur alles weiße ist nachtblau.

Feldrittersporn

Ackerwachtelweizen, die helle Variante ist selten.

Ackerwachtelweizen, normale Farbe, wenn er mal da ist, kommt er alle Jahre wieder.

Die Große Sterndolde, hab ich erst dieses Jahr zugeordnet bekommen.

Chinesische Hundszunge, ich dachte erst, es sei Vergissmeinnicht, Google Lens half nach.

Das weidenblättrige Ochsenauge, keine Margarite.

Im Auenland, es war wie im Paradies bei der große Hitze, am liebsten wären wir ins Wasser gehüpft.

Zimt-Himbeere, geschmacklich anscheinend langweilig, aber die Blüten.

Jetzt noch diese kleine Episode. So erlebt vor dem Nachbarhaus.

 

Mittwoch, 23. 6. 2021

Es war ein Gewitter, welches die Tagesplanung durcheinander gebracht hat. Es wurde erst dunkler und dunkler, Regen peitschte, es fing an zu klappern, die Hagelkörner wurden größer, die Einschläge lauter. Zum Glück saß ich zu Hause, hab das Ganze aus der Sicherheit hinter Fensterglas beobachtet. Test und Sport fiel aus, eigentlich wollte ich ins Studio. So hab ich im Keller das Wasser aufgenommen, es stand in Pfützen im Gang, der schräge Regen war bis zur Tür gelangt und dran runtergelaufen. Das finde ich, taugt als Grund, sich hier kurz zu fassen, es fehlt an Zeit.

Donnerstag, 24. 6. 2021

Ein Termin beim Zahnarzt überschattet den Tag. Das Ergebnis ist ein vorläufiges, es wird also mehr solche Tage geben, drei Termine sind in Aussicht. Ich kann nichts anderes machen, da mein Kopf besetzt ist. So versuche ich, nicht allzusehr aus den Abläufen rauszufliegen. Mache meinen Kram zu Hause, bereite die Schicht vor, also den Proviant, heut etwas mehr, da ich jetzt noch nichts essen darf. Sport unter diesen Bedingungen geht schon aus zeitlichen Gründen nicht, außerdem sieht es draußen wieder nach Gewitter aus. So kommt es zu dieser kleinen Notiz kurz vor der Abfahrt zur Nachtschicht.

Freitag, 25. 6. 2021

Während der Heimfahrt Nebel auf der Alb, die Sonne scheint rein, durch, die Buschreihen hintereinander gestaffelt in abnehmendes Grau, davor grüne Wiesen, ich hab das Handy rausgeholt und versucht, paar Bilder zu machen. Merkwürdig zauberhafte Ergebnisse. Zu Hause vor lauter Freude eine Weile gebraucht bis zum Einschlafen, es wird mir immer seltsam bleiben, ins Bett zu gehen, wenn die Amseln fertig sind mit dem Morgenlied. Nachmittags hatte ich einen Termin beim Optiker meiner Wahl, der hat alle meine Fehler beim Sehen gefunden und wird mir ein paar Brillengläser verpassen, die das ausgleichen sollen. Es wird teuer, aber ich hatte vor vier Jahren schon das Erlebnis, wie Sehen verbessert werden kann. Auf dem Rückweg bin ich beim Bäcker rein, brauchte Brot, gönnte mir ein Stück Zwetschgenkuchen zum Kaffee, bin weiter zum Testen, ich dachte, wenn ich unangemeldet nicht warten muss, nutze ich die Gelegenheit und kann abends zum Sport ins Studio. Es hat geklappt, stolz hielt ich meinen Befund am Empfang an die Scheibe und war drin. Endlich mal wieder, das Training war gut, vor allem war die Atmosphäre wohltuend, ich konnte mit netten, mir vertrauten Menschen was sprechen, sogar hinterher in der Sauna gab es einen Austausch über die vergangene, auch mühsame Zeit. Pause von Sport und Geselligkeit, Gewichtsprobleme, Stimmungseinbrüche, Antriebsschwankungen, alles nachvollziehbar und in der Hoffnung geschildert, dass nun die schlimmste Zeit durch wäre.

Noch ein paar Bilder, dieser Monat ist sowieso weg von der reinen Lehre, schreiben hätte ausschließlich mit Text zu tun. Es ist der Wald-Geissbart, Geiss ist ein Begriff, der Ziege meint, alles klar.

Der Wald-Ziest, weiter oben findet man den Aufrechten, also weißen Ziest.

Alle Jahre ein Bild vom Knotigen Braunwurz mit der Raupe des Braunwurz-Mönch.
Das war das letzte Bild, welches ich durch meine alte, geliebte Brille sah, dann flog sie iergendwie in den Wald und war weg. Nur deswegen erscheinen die letzten drei Bilder hier.
Die nächsten künden vom Unwetter am Dienstag, die ersten zwei aus meinem Küchenfenster heraus, das dritte aus dem Bus in Tübingen auf dem Weg zur Arbeit.

Das ist der Rest vom Tränenden Herz, weiter oben sieht man die heile Variante.

Noch die Bilder von der Rückfahrt morgens.

Samstag, 26. 6. 2021

Morgens ausschlafen, ausführlich lesen beim Frühstück, auch danach. Das Buch, "Die vergessene Generation" von Sabine Bode hat den Untertitel - Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen. Es geht um die Jahrgänge 1930 bis 1945, meine Mutter gehörte dazu. Sehr berührende Schilderungen, die manch seltsame Lebensweise erklären könnten. Ich lese es neugierig, weil das Anliegen, diese Generation zum Sprechen zu bewegen nachvollziehbar erscheint. Das Thema ist unter der großen Schuld, die man spät zu bewältigen sich mühte, untergegangen, es war lange ehrenrührig, sich um das Leid, die Beschädigung von Deutschen zu kümmern. Dabei waren diese Jahrgänge schuldlos, ihrer Kindheit beraubt und mussten in schlechten bis fürchterlichen Verhältnissen zurechtkommmen, egal wie.
Mittags ging ich zum Sport, da mein Test noch gültig war, ins Studio. Die schöne Nachricht dort am Empfang, ab Montag geht es ohne Test. Am Tower waren wir zu zweit, die junge Frau, die schon paarmal da war, ist zu uns gewechselt, ich werde sie also öfter sehen und ihr bei ihren gediegenen Handständen zuschauen können. Und gleich konnte ich mir eine Übung abgucken, die halbe Human Flag, also eine Vorübung dafür, die mal wirklich was bringt. Ich merke es deutlich, genau die Stellen, an denen es fehlt, und die man aber braucht, da wird es morgen deftigen Muskelkater geben. Nebenan auf den Sandplätzen gab es hochwertigen Volleyball zu sehen, ich mag das an unserm Studio. Später gab es zu futtern beim Chinesen. Einkaufen war fällig, bis alles erledigt war, kam die Abendsonne. War verlockend, ich bin wieder raus, wollte die große Baustelle ablatschen, da ist auf den Ergebnissen der riesigen Erdbewegungen ein Erstbewuchs erschienen, die Hälfte ist Rittersporn. Ein überzeugendes Blau. Ich fing an Fotos zu machen, es gab immer mehr zu sehen, was soll ich sagen, da werd ich paar Bilder sprechen lassen.

Fundstück an der Baustelle, da fing mein Fotografenherz an zu tuckern und ich konnte kaum genug kriegen. Hier hab ich es selbstverständlich begrenzt.

Der Blick von außen, also ein möglicher.

Drumrum, dieselbe Baustelle.

So sieht der Mais nach dem Hagel aus.

Sonntag, 27. 6. 2021

Ein neuer Brillensuchversuch, endet mit dem Ergebnis Null. Immerhin war ich laufend unterwegs, die Standardstrecke, es war warm, ich war langsam, aber gelaufen ist besser als nicht gelaufen. Duschen, Essen, mein Frostfach gab die schnelle Lösung her, Lesen und Musik hören. Neue Musik. Asif Avidan, israelischer Musiker mit außergewöhnlicher Stimme, singt mit großer Leichtigkeit sehr ausdrucksstark, hab also auf YouTube gestöbert und war angetan. Seit langer Zeit mal eine Neuentdeckung.
Beim Lesen, das Buch über die Auswirkungen der Kriegskindheit, bin ich etwas unzufrieden. Es geht nicht besonders wissenschaftlich zu, die Schilderungen sind eindrucksvoll, die Schlussfolgerungen der Autorin wirken etwas hobbymäßig. Nun ist sie keine Fachfrau, sie arbeitete als Journalistin und schreibt aus persönlicher Empathie. Vielleicht war auch der Wissensstand 2004, da erschien das Buch, lückenhaft. Trotzdem, sie hat die verkorksten Lebenswege hervorgeholt, so sind sie überhaupt erst zu Bewusstsein  gelangt.
Eine Runde Kaffee gab es, schließlich ist es der Sonntag, gilt das als Begründung, egal, der Kuchen, Apfel in Käse, war gut.
Da ich keinen Test hatte, nicht ins Studo durfte, bin ich abends noch hoch zum Tower, war verabredet mit dem Läufermichi. Wir haben gut angefangen mit dem Training, dazu geredet, fortlaufend verschob sich der Schwerpunkt, es gab allerhand zu besprechen. Die neue Übung, gestern gelernt, hat geklappt, der befürchtete Muskelkater war geringfügig.

Montag, 28. 6. 2021

Gleitzeitfrei, ich bin so froh um den Metallertarif, zwei Tage im Monat springen raus. Da hab ich das Prokrastinieren beendet und auf meinem Schreibtisch Sachen bewegt, die ich schon fast nicht wieder erkannte. Es kam, wie bei solchen Dingen immer, es hörte nicht auf. Ist also nicht fertig, aber es hat sich gut bewegt. Der Copyshop funktioniert, das ist sehr hilfreich, es war meine Ausrede für Nichtstun, dass während Corona alles zu ist. Mittags war ich bei meinem Chinesen, der hat vor lauter Freude, dass man wieder zu ihm kommen darf, neu möbliert. Auf dem Weg zum kopieren musste ich am Bäcker vorbei, das war nicht vergebens, zumal ich auch da wieder drin sitzen darf und vom Porzellan genießen kann. Irgendwann zwischenrein versuchte ich, bei meinem Hausarzt anzurufen, man stelle sich vor, es gab auf Anhieb einen Impftermin. Damit wäre das auch auf gutem Wege. Muss ich nur noch paar Tage warten, das schaff ich. Abends hatte ich mich im Studio zu meinem Lieblingskurs angemeldet, man kann ohne Test rein. Ich bin eher hin, hab schon etwas vorgeglüht, der Kurs fand im Zelt statt. Seit dem Coronaquatsch, nach der zweiten Öffnung gibt es dieses Zelt, ich fand sofort, das ist eine supergute Idee. Heut war es richtig nützlich, der Regen war derbe, es gluckerte um uns herum. Im Functional Training, so heißt der Kurs, hab ich kurz gefremdelt, es war nach langer Zeit das erste Mal, aber das verging schnell, dafür haben wir uns ausgepowert. Ich vermute, die Beinlastigkeit werde ich morgen gut spüren. Sauna, kalte Dusche, zufrieden nach Hause.

Dienstag, 29. 6. 22021

Nur kurz, es ist nach der Spätschicht. Der Muskelkater ist da, heftig. Damit war ich laufen, eine mühsame Runde, knapp 10 km, nicht schnell. Im Wald war noch die Morgenkühle, die Sonne blitzte durch manche Nebelschwade. Auf Arbeit gibt es Lockerungen der Coronabestimmungen, aber die Schichtübergabe findet nach wie vor möglichst nicht statt, so dass wir vor der Halle warten müssen, erst auf die Minute anstempeln dürfen. Da lacht das Herz des Buchhalters. Wenn wir drin sind, dürfen wir etwas spartenübergreifend miteinander sprechen, mit Abstandsregel bzw. Maske und nur wenn nötig. Deutschland flog aus der Fußball-EM, nun ja, Fußball, Spiel, Glück, nix planbar, auch wenn die Medien so tun.

Mittwoch, 30. 6. 2021

Wie gestern, der Muskelkater ist noch markanter geworden, da ist durch die Coronalücke eine Formschwäche entstanden. Das geht ja noch, da gibt es was aufzuarbeiten, trotzdem ist Basis da. Das Buch über die Kriegskinder hab ich fertig gelesen, da gibt es mittlerweile viel Folgeliteratur drumherum, z. B. auch über die Kriegsenkel, das würde mich betreffen. Bei diesem Lesen ist zumindest auf Anhieb rausgekommen, dass die Verwunderung über das Nichtreden, Sichnichtäußernkönnen meiner Mutter, auch meiner Großmutter eine Erklärung und Begrifflichkeit bekommen hat. Mit meinen Verkorkstheiten wird es wohl ähnlich gehen, wenn ich erst mal was lese darüber, welchen Hieb diese Jahrgänge mit bekommen haben.
Das Schreiben mit dieser meinen alten Brille ist wirklich kein Vergnügen, an der Tastatur war ich noch nie schnell, jetzt haue ich so oft daneben, die Distanzen stimmen nicht, das Wechseln beim Schauen von Tastatur zu Bildschirm ist mühsam, es ist richtig Arbeit, hoffentlich kommt bald die neue Brille.

 

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