Dienstag 1. 6. 2021
Einen Bürotermin, viele Telefonate, schon war die Zeit um,
Nachtschicht, die vorletzte, vorbereiten und ab zum Bus. Demnächst
wieder richtige Sätze.
Mittwoch, 2. 6. 2021
Schlafen gehen, wenn die Amseln aus vollem Hals singen, ist komisch.
Zwischenrein aufwachen, nicht wissen, wie spät ist es, schauen,
weiter die Augen zuklappen mit dem Willen zu schlafen. Mittags raus
und so tun, als wäre es Frühstückszeit. Den Tag, bzw das kleine
Stück Tag bis zur nächsten Schicht planen, kleiner Einkauf, morgen
ist Feiertag, zu Fuß in die Stadt an sich stauenden Autos vorbei, da
gewinnt, nein, verliert der Begriff Mobilität seine Bedeutung, ich
bin mir selbst mehr ein Automobil als die auf der Straße und
überhole die da Wartenden allesamt. Trag mein Brot heim, wieder
entlang der Warteschlange. Laufen ist dran, bei sommerlichen
Temperaturen, oben im Wald ist die Trockenheit schon wieder zu
spüren trotz dem vielen Niederschlag der vergangenen Wochen. Es ist
alles eingestaubt, der Boden fängt an zu reißen, und der Sommer
fängt erst an. Ein Kunsthallenbesuch ist geplant, der erste seit
langer Zeit. Man muss sich anmelden, braucht nicht mal einen
frischen Test, ich freu mich drauf. Wir gehen am Sonntag zu Karin
Sander in die Tübinger Ausstellung. Das Freibad eröffnet auch, es
findet ganz langsam wieder Leben statt. Vom Kino hörte ich noch
nichts, aber es wird wohl demnächst auch starten. War´s das
dann mit der Coronakacke? Ich hoffe, es schleicht sich.
Donnerstag, 3. 6. 2021
Fronleichnam, Feiertag mit morgendlichen Böllerschüssen, wir feiern
die immerwährende leibliche Anwesenheit unseres Herrn in der
Eucharistie. Das war jetzt der komischste Satz in diesem Blog weit
und breit. Ich habe es genossen, frei zu haben, also früh kam ich
aus der Nachtschicht, muss abends nicht mehr gehen. Nach dem
Schusslärm ging es ans Schlafen, naja, am Nachmittag nach dem
Alltagskram bin ich spazieren gegangen. Ich wollte unbedingt ins
Weggental. um die Orchideen zu sehen. Es hat Bocksriemenzunge, weiße
Waldvögelchen und das Helmknabenkraut, ich hab sie gefunden und war
Hans im Glück. Drumrum fand ich herrlichschöne Ehrenpreisarten, den
Langgriffligen Rosenwaldmeister, das Gewimperte Kreuzlabkraut,
blühende Gräser in vielen Arten, die blühende Puffbohne und ebenso
den Ölrettich und die Zaunrübe. Der aufrechte Ziest, die
Vogel-Wicke, die Bienenweide, die Gewöhnliche Kreuzblume, das sind
alles liebenswerte Nachbarn, man kann sie ohne Anmeldung besuchen.
Soll ich vielleicht ein paar Bilder dazugeben, ich überleg es mir
noch.
Freitag, 4. 6. 2021
Nicht arbeiten, Lesezeit genommen, gelesen, gelesen, gelesen. Der
Vormittag verging so, es hat Spaß gemacht, das Buch, ein
historischer Roman aus der Zeit 1470 bis 1495, spielt in Florenz.
Das Buch hat 900 Seiten, manche überflüssige Längen und ein paar
Unstimmigkeiten, mich interessiert es trotzdem, vor kurzem las ich
über das Leben von Michelangelo, der wurde da um 1475 geboren.
Deswegen kenne ich die meisten der Hauptpersonen, die Medicifamilie
und den Bußprediger Salvonarola. Mittags brauchte ich Bewegung,
bin raus zum Laufen. Über die Felder bei kleinem Nieselregen los,
dann kam schnell die Sonne, es war warm und schwül, ich wurde immer
langsamer. Nach 13 km war ich froh, am Ziel zu sein, unterwegs fand
ich eine Hundszunge, das ist ein schönes Blümchen, bekam schöne
Bilder der Pfeilkresse hin, mein Handy kann das wirklich gut, die
Kartäusernelke und das Taubenkopf-Leimkraut. Duschen, nachdem das
Nachschwitzen aufgehört hat, zum Chinesen Mittag holen, ich hab es
in der Stadt verzehrt, suchte mir ein Plätzchen am Neckar, war noch
am Bäcker lang, süßes Stückle und Kaffee, wieder eine Bank draußen,
und wollte zur Test-Station, wegen einem Sportkurs am Abend. Da
musste ich warten, verlor schnell die Geduld, hab es gelassen und
war später abends allein am Tower, so wie in der letzten Zeit. Das
Testen muss ich probieren, mit Termin einzurichten, da geht es
vielleicht schneller. Ich würde am liebsten den Selbsttest machen,
so, wie für die Arbeit auch, aber das gilt anscheinend gar nicht.
Samstag, 5. 6. 2021
Da hab ich mich zum Test angemeldet, der fand nicht so statt wie
angekündigt, ich wollte zum Drive in, es hieß, ich muss nicht mal
aussteigen. Der Parkplatz am Baumarkt war voll, die Teststation war
ein Zeltkabuff, ich sollte anstehen, lange anstehen, so geht´s
nicht. Bin wieder gegangen, wütend, Scheiß auf den Test, geh ich
halt nicht ins Studio, mach einfach draußen weiter. Zumal ich die
Selbsttests von Arbeit zu Hause hab. Wenn ich arbeiten gehe, will
zum Feierabend ins Studio, und soll vorher testen, das haut schon
von der Zeit her nicht hin. Die Inzidenz ist heute im Schwabenland
unter 30 gesunken, d. h., es müssen 100000 Leute getestet werden, um
knapp 30 rauszufinden, ist das verhältnismäßig? Scheiß-Corona, denk
ich immerzu. Die Nachricht von Spahn und den minderwertigen
Masken, wenn sie denn stimmt, erschüttert mich, sie lässt das
Menschenbild meines Gesundheitsministers grauslich aussehen. Für
Obdachlose und Behinderte scheint die Qualität der Masken egal zu
sein, der Mann gehört der CDU an, aus deren Reihen kamen Vorfälle um
die persönliche Bereicherung bei der Beschaffung von Masken.
Vertrauen in Politiker? Es wackelt. Am frühen Abend war ich am
Tower, 70 min Programm hab ich geschafft, war zufrieden und umflort
vom intensiven Duft des Blauglockenbaumes, der seine Blüten geworfen
hat. Das war betörend, so sah es aus.
Wenn ich schon beim bebildern bin, ich konnte es doch nicht
aushalten, folgendes für mich zu behalten. Hier kommt jetzt ein
Folge meiner Fundstücke, die wurden weiter oben schon erähnt, fast
angekündigt.
Der Vogelnestwurz, weiter oben ist die bayrische Variante.
Das ist wie eine Schwangerschaft, so dicht ist es gepackt, kurz
davor, sich zur Zaunrübe zu entfalten.
Der langgriffelige Rosenwaldmeister, schon wegen diesem Namen muss
er hier erscheinen.
Genauso begründet sich das Vorzeigen des Gewimperten
Kreuzlabkrautes.
Noch ein Weißes Waldvögelchen, an unerwarteter Stelle am Wegrad.
Die Puffbohne, wird zur Gründüngung angepflanzt und hat diese
markanten Blüten.
Der Mittlere Wegerich, es gibt ihn noch spitz und breit, ist überall
und man soll die Nase nah dran halten, da zeigt er seine Pracht.
Das Helmknabenkraut, selten, ich sag nicht, wo ich es gefunden hab.
Da erschließt sich der Name.
Auf dem Höhepunkt der Prachtentfaltung die Bocksriemenzunge.
Das Kreuzblümchen, es war für mich eine Neuentdeckung.
Dieses Gras heißt Aufrechte Trespe und kann so blühen, hab noch nie
so gelbe Staubfäden am Gras gesehen.
Eine Vogelwicke, häufig und unbeachtet.
Vielleicht der Echte Ehrenpreis, es gibt bis zu 450 Ehrenpreisarten.
Die erste Bieneweide, die blüht sehr lange, all die Knospen
nacheinander, so dass Bienen immer was finden.
Taubenkropf-Leimkraut, warum es so heißt, weiß ich nicht, sieht der
Kropf der Tauben so aus, was ist eigentlich ein Kropf.
Die Gewöhnliche Hundszunge, für mich die erste bewusste Sichtung,
dann noch in voller Blüte.
Völlig unbeachtet, dabei häufig, die Pfeilkresse.
Damit endet die kleine Vorführung, diesmal kündige ich nicht an,
dass es eventuell das letzte Mal ist mit so vielen Fotos. Ich denke,
wenn ich fotografiere, wer weiß, wie lange es sie noch gibt. Ich
möchte sie mein ganzes Leben sehen können und ich möchte, dass meine
Enkel und ihre Nachfahren diesen Erfreuungen und Seelenheilern
begegnen, dafür kann ich ohne weiteres auf die meisten Flüge
verzichten und was es sonst gibt an Wohlstand, den fast niemand zum
Leben braucht.
Sonntag, 6. 6. 2021
Ein gelungener Tag. Vormittags ein Läufchen, nur 9 km, mit kleiner
Regeneinlage, vorbei an zwei Störchen und vier Graureihern und einem
Seidenreiher, die standen auf den Feldern und Wiesen im Neckartal.
Auf einem Feld wuchsen zwischen den Getreidehalmen Ackererbsen, sie
blühen grad. Schnell duschen, Mittag essen, es gab aus dem Frost,
wärmte, als ich duschte, perfekt so eine Mikrowelle, und los nach
Tübingen. Mit der Kirchheimer Kunstfreundin war ich verabredet zum
Ausstellung ansehen, es geht wieder. Die Kunsthalle zeigt Karin
Sander, wir hatten uns drauf gefreut. Der wesentliche Teil der
Ausstellung waren Zeichnungen, hunderte, raumhoch und dicht gehängt.
Sie kündeten von der Lust am Spiel, mit sehr sparsamen Materialien,
Folien Büroklammer, Heftklammern war durchdekliniert, was man damit
alles erleben kann. Die Setzungen waren gekonnt, die
Materialbehandlung ebenso. Die Blattreihen waren alle gut und
dazwischen hingen zahlreiche herzerwärmend schöne Blätter, die mich
als Zeichner sofort erreicht haben. Einzig die Überlegung, warum
macht man das und warum zeigt man es, blieb für mich unbeantwortet.
Die Freude am gekonnten Ausprobieren ist schon ein großer Antrieb,
es bleibt ein kunstinternes Spiel, das nach außen nichts will. für
mich war das der Punkt, an dem ich aufgehört habe, weiter zu
zeichnen. Bevor wir in die Ausstellung rein sind, hab ich draußen
die Testmöglichkeit genutzt, mir ein Tagesticket für Tübingen zu
holen, damit kamen wir danach ins Kaffee rein. Es war fast wie in
Vorcoronazeiten, drin zu sitzen, zu bestellen, gebracht zu bekommen
und in dieser Gemütlichkeit einen gepflegten und ausführlichen
Schwätz zu halten. Viele Leute waren nicht da, liegt es am Wetter,
oder hat man es vergessen, sich sowas vorzunehmen. Es wird schon
wieder in Gang kommen. Zu Hause, abends, hatte ich noch Besuch,
so dass es ein sehr sozialer Tag war, miteinander reden,
beisammensitzen, so wenig reicht zum Frohwerden.
Montag, 7. 6. 2021
Mit dem Test von gestern, der gilt 24 Stunden, konnte ich vormittags
ins Studio gehen, es ist wieder geöffnet. Alles wieder nutzbar, halt
mit Maske auf Laufwegen, und mit Test. Ich habe es genossen, mit dem
Trainer zu schwätzen, nach dem Sport duschen zu können und die Sauna
zu benutzen. Es war noch nicht viel los, zumeist waren die älteren
Herrschaften da, die meisten sind wohl durchgeimpft und
brauchen nicht mehr testen. Mal sehen, wie ich das geregelt bekomme
mit dem Testen davor, die Zeit ist knapp und der Selbsttest wird
nicht anerkannt. Meine Hoffnung ist tatsächlich, dass sich Corona
ausschleicht und die Maßnahmen weiter zurückgenommen werden.
Mittags zum Bus, Schlaf nachholen, Spätschicht, eine neue Regelung
im Kantinenbetrieb. Die bisherige Sonderegelung lief aus, niemand
hat das Gespräch gesucht wegen der Verlängerung, nun dürfen wir zwar
Essen holen, aber nicht mehr in der Kantine essen. Die Inzidenz
fällt, das Konzept vorher war in Ordnung und genehmigungsfähig unter
den schlechteren Umfeldbedingungen, jetzt tragen wir das Essen raus
oder sonst wo hin, das verstehe, wer will.
Dienstag, 8. 6. 2021
Zeitig aufstehen, um das Frühstück lesend verbringen zu können, den
Hauskram erledigen, immer wieder fällt was an, wird was alle, obwohl
ich nicht viel Aufwand betreibe. Ich mus neuen Ingwer schälen, Obst
waschen, der Aufwasch, die Wäsche, dabei vergeht Zeit und es wird
jedes Mal knapp. Egal, es hat zum Laufen gereicht, 11 km durch den
dampfigen Wald. Es war gar nicht besonders warm, aber so feucht,
dass mich schon beim Hingucken schwitzte. Als ich den Berg erklommen
hatte, ich wunderte mich, warum es so schwer ging, warum ich so
schwitzte, musste ich kurz stehen bleiben, um einen Michblutpilz und
den Schlangenknöterich zu fotografieren, da lief ich über. Es
tropfte aus mir, als wäre ich der Uracher Wasserfall. Am Ende kam
ich gut zu Hause an, Duschen, Essen, zum Bus, Schlafen. Die Arbeit
war etwas kurzweilig, da am Anfang viele Fehler auftraten, die
mussten so nach und nach gefunden, beseitigt werden, dann war was
umzustellen, das dauerte seine Zeit, die liegengebliebenen Sachen
waren nachzuholen und schon war Feierabend. In der Pause saß ich mit
einem jungen Kollegen zusammen, den hab ich vor langer Zeit in
seiner Sturm- und Drangphase als Punk fotografiert. Mittlerweile ist
er solider Familienvater, heut erzählte er mir von seiner kleinen
Wachtelhaltung, das war unerwartet und interessant. Ein Wort zur
Nachrichtenlage: Die Masken des Herrn Spahn waren anscheinend
getestet und nicht zertifiziert, aber eben in Ordnung. So hörte ich
es heute heraus aus NZZ-Artikeln und SWR2-Nachrichten. Spahn wollte
sie anscheinend nicht wegwerfen, da hätte er auch Ärger bekommen,
sondern noch nutzbringend verwenden. Wenn es so ist, hat der Spiegel
wiedermal falsch berichtet, zumindest unvollständig, mir will
scheinen, um jemanden fertig zu machen. Das Geschrei aus der Ecke
der SPD ist sowieso schon Wahlkampf, macht sie aber nicht
sympathischer, die sind nah genug, um mal nachzufragen. Ich werde
das weiterverfolgen.
Mittwoch, 9. 6. 2021
Ein Tag mit gewissen Schwierigkeiten. Ich hatte mir vorgenommen,
einen Test so zu plazieren, dass er morgen noch für den
Studiobetrieb reicht. Dies ist misslungen. Der Anlauf an drei
Teststationen endete vor zu vielen Menschen in der Warteschlange,
keine Chance, das abzuwickeln in verbleibender Restzeit. Die
Inzidenz ist nahe der 20er Marke, ich höre von Überlegungen aus der
Politik, z. B. von Laschet, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen.
Würde ich gern. Wird nicht akzeptiert in meinem Studio, so dass bei
Überlegungen zur Lösung das erste Mal die Kündigung mit vorkam.
Auf Arbeit kämpfte ich mit einer Maschine, die Korrekturen nicht
annehmen wollte. Holte mir Hilfe, es hieß ScheißAlteKisten, dann
stellte sich heraus, beim Neustart, die Korrekturen waren in einem
anderen Programm gelandet. Seltsame Vorgänge, die auch nicht weiter
bearbeitet werden, ich soll mir das merken, in dem Fall dann wieder
neustarten. Hahaha, eine kleinere Lösung gibt es nicht. Am Ende
haben wir alles geruckelt bekommen, ich ging beruhigt in meinen
Heimfahrbus und schlief gut bis Rottenburg.
Donnerstag, 10. 6. 2021
Gestern abend hatte ich mir einen Termin zum Testen eingerührt,
pünktlich stand ich morgens vor der leeren Teststation und kam
sofort dran. Kurzes Stochern in der Nase, das Ergebnis käme per Mail
in einer Viertelstunde. Ich bin im Globusbaumarkt schnell an den
Grünpflanzen lang, hab aber nichts kaufen müssen, bin dann hoch zum
Sportpark, und hatte beim Ankommen schon mein Ergebnis. Natürlich
negativ. Die Inzidenz ist unter 20. Ich war also einer von 9980
negativ Getesteten, das Ergebnis war ziemlich vorhersagbar. Ich
brauche es, um in den Sportpark zu dürfen, früher hat es gereicht,
den Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Es sind wirklich noch nicht viele
Menschen da, vor allem Geimpfte kommen, die dürfen rein. Dadurch ist
der Altersschnitt hoch, mir scheint, da haben noch mehr ein Problem,
das Testen unterzubringen. Ich war allein draußen am Tower, hab die
Routinen durchgezogen und war abschließend in der Sauna. Der Rest
des Tages verging auf Arbeit.
Sonntag, 13. 6. 2021 - ab hier der Nachtrag vom 20. 6.
Alles ist anders. Mein Rechner stirbt vor sich hin, manchmal zeigt
er noch eine Regung, meist verweigert er sich vollständig. So habe
ich eine Weile gebraucht, zu entscheiden,wie geht es hier am Text
weiter. Da ich eine Woche fortfahre, kann ich grad nicht nach Ersatz
schauen, werde das Provisorium der Handschrift benutzen für den
aktuellen Eintrag, und wenn ich wieder eine Tastatur bediene, die
auch reagiert, werde ich es übertragen. Wenn ich es lesen kann. Bis
dahin habe ich wohl die Hälfte meiner Leserschaft erst verwundert,
dann vergrault, kann ich grad nicht ändern. Am Freitag schon
fehlt der Eintrag, da kam ich von der Spätschicht heim und hatte
keine Lust mehr. So viel ist auch nicht passiert. Vom Fußball, die
EM startet, versteh ich nicht genug, mich zu äußern. Nur so viel: In
unseren Maschinengängen hängen Fahnen, an jeder Kiste eine, die
meisten sind deutsch, es gibt auch die russische, türkische, die
Schweizer und die italienische. Das Wochenende verging mit den
Versuchen, am Rechner was zu heilen, da vergeht viel Zeit,
erfolglos. Als mir klar wurde, was ich eigentlich machen wollte, hab
ich mich aufgerafft, bin laufen gewesen. 10 km in den Sommer hinein,
viel schwitzen, und wieder viele Blumen gefunden. Einen schönen
Ginster, den Acker-Gauchheil, die weiße Teufelsralle, die Ährige
Graslilie, Feldrittersporn, Wachtelweizen und Gilbweiderich.
Jedesmal muss ich anhalten und fotografieren, kein Wunder, dass ich
immer langsamer werde. Lesezeit war genug, ich habe den
Florenzroman ausgelesen, fand ihn nicht gut, teilweise sehr
unstimmig, der Luxus wirkte nicht wie der vor 500 Jahren, und auch
die Hinrichtungen wurden als Volksbelustigung beschrieben, das mag
dabei gewesen sein, aber so klamaukhaft las ich es noch nie. Die
Figur des Savonarola wurde sehr in Richtung Geistesgestörtheit
dargestellt, das religiöse Anliegen wurde nicht ernstgenommen, eher
mit persönlichen Defiziten begründet. Dadurch gewann die Romanfigur
nicht die historische Wucht, die Savonarola tatsächlich hatte. Auch
die anderen Hauptfiguren, Lorenzo de Medici, der fürstliche
Stadtregent, und Laodomia, eine junge Frau, die nur zur Garnierung
in der Geschichte auftaucht, bleiben unhistorisch, das kann man
teilweise auf Wikipedia gut nachlesen. Abends war ich am Tower,
das Studio macht am Wochenende um sieben zu, wenn ich da draußen was
mache, brauche ich keinen Test. Da war ich am Samstag und für heut
war ich dem Läufermichi verabredet, wir haben schon bissle Sport
gemacht und wir haben viel geschwätzt. Mittlerweile geht es nicht
mehr nur um Sport, sondern wir müssen auch vom Leben erzählen.
Montag, 14. 6. 2021
Morgens zu Hause das übliche Ritual, dann Konzentration. Ich packe
zusammen für Bad Reichenhall, fahr die Enkelfamilie besuchen.
Eigentlich sollten sie hier vorbeikommen, ich hatte viel darüber
nachgedacht, wie ich die Bude umräumen muss, damit die Kleinen darin
umgehen können. Also Steckdosen zu, Schuhe hochräumen und den immer
noch liegenden Atelierkram in den Keller bringen, sonst lutschen sie
mir die Farben weg, was nicht schlimm wäre, aber ob das bekömmlich
ist? Dann stellte sich heraus, der kleine Mann kann nicht Auto
fahren. Er muss kotzen und weinen, ein Drama, das man nicht will.
Die Fahrt, meine, war gut, mein Auto ist so schön komfortabel, und
es kühlt auf gepflegte 20 Grad herunter, obwohl draußen die Hitze
flirrt. Kein Stau, kein Stress, als ich ankam, gab es ein kurzes
Gefremdel, aber das lässt sich nicht lange durchhalten. Dann haben
wir losgespielt. Beide laufen mehr oder weniger durch die Bude und
bewegen sich auch sonst immer mehr. Höhepunkt war: Eva geht in die
Hocke, ich auch, das probiert sie nochmal, es klappt, und wieder und
wieder. Wir müssen lustig ausgesehen haben, zumal wir die gleichen
Farben anhatten, es war, als hätten wir das vorher geübt. Abends
bin ich ins Studio, es geht auch hier wieder, sogar einfacher als
daheim. Ich kann ohne Test rein, die Maske brauche ich nur auf den
Laufwegen, und das kontrolliert niemand. Es war gut bevölkert, und
hier waren auch junge Leute da, klar, wenn es ohne Test geht. Für
morgen hab ich mir einen Muskelkater geholt.
Dienstag, 15. 6. 2021
Gestartet mit einem vorzüglichen Frühstück im Hotel, das ist so
lecker und vielfältig, hätte ich das immer, wäre ich bald doppelt
schwer. Zu den Kindern, es ging bald raus auf einen Spaziergang. Die
übliche Runde an der Saalach, wir konnten, als die Kinder schliefen,
badenden Wasseramseln zuschauen. Die trippeln rein ins Wasser, bis
sie weg sind, und wenn sie rauskommen, sieht man richtig, wie das
Wasser abperlt. Wir hatten ein Fernglas dabei, da wir wissen, wo wir
sie finden können, das ist wirklich Klasse, die Nähe herstellen zu
können. Unterwegs, direkt vor unserer Nase fanden wir eine
ausgewachsene Ringelnatter, eine Blindschleiche und Mäuse, alle
machten sich von dannen, als sie merkten, dass sie beobachtet
werden. Mittag, Kinder füttern, wickeln, bespielen, dann ging´s
wieder raus, noch ein kleinerer Spaziergang, die Kleinen schlafen so
einfach gut. Zu Hause sind wir hinter dem Haus auf schattig grüner
Wiese, haben mit den Kleinen rumgealbert und gespielt, herrlich, wie
sie Wiese als Neuland erforschen. Abends war ich wieder im
Studio, heute waren sehr breitschulterige Pumper da, wenn die ihre
Gewichte ablegen, oder von sich schmeißen, bebt der Hallenboden.
Mittwoch, 16. 6. 2021
Wie gestern, viel Spaß mit den Kindern, nur wurde Eva zunehmend
heißer, dann quengelicher, sie hatte den Infekt, den Johannes schon
am Vortag hatte. Da wurde es zeitweise anstrengend, weil sie
manchmal gar nicht aufhören wollte zu weinen. Wir waren tagsüber
zweimal spazieren, wieder mit schönen Sichtungen, eine große
Ringelnatter, das gelbe Ochsenauge, die chinesische Hundszunge und
die große Sterndolde. Auf der Wiese hinterm Haus gab es die
Spielrunde im Schatten, so war die Hitze aushaltbar. Ich habe
Johannes heute füttern können, wenn er was will, sperrt er den
Schnabel auf, wenn nicht, schüttelt er energisch den Kopf. So geht´s
doch. Abends zum Sport, anderthalb Stunden gutes Training, ich
kenn mich mittlerweile aus in dem Studio hier.
Donnerstag, 17. 6. 2021
Der Tag ist sehr ähnlich wie der Mittwoch gelaufen, außer, dass es 5
Grad wärmer war.
Freitag, 18. 6. 2021
Ich sollte ein paar tage zusammenfassen, die laufen grad völlig
gleich ab. Stadtgang und Einkauf, Kinder schlafen im Wagen, mit
roter Birne, es ist richtig heiß. Nachmittags den Gang draußen
abgeblasen, lieber in der Bude und auf dem schattigen Balkon und
auch den Schlaf der Kinder in der Trage herbeigeführt, draußen wären
sie uns vergangen. Zum Abend hier auf schattiger Wiese hinterm Haus,
das Baden nach draußen verlegt, alles gar nicht so einfach. Aber oft
spaßig mit den Kleinen, sie sind so rappelig und voller Antrieb und
machen viele lustige Gesichter, ich kam voll auf meine
Großvaterkosten. Abends bin ich ins Studio, hab hinterher mit dem
bayrischen Metzger einen Schwätz gehalten, ich kenne ihn von den
letzten Aufenthalten hier, als das Studio noch offen war.Außerdem
hab ich mir noch eine Übung zeigen lassen für den langen Trizeps,
ich werd ihn morgen spüren. Ist egal, das ist der Heimfahrttag.
Samstag, 19.6. 2021
Problemlose Fahrt nach Kirchheim, ich bin verabredet mit meiner
Kunstfreundin, besuche sie in ihrem Atelier. Nur einmal war es eng,
vor mir fing ein Auto an zu schaukeln, dahinter ging die
Vollbremsung los, es wurde knapp, ging aber gut. Es sah aus wie ein
Sekundenschlaf vorn, zum Glück ist er schnell aufgewacht. Wir haben
einen Stadtgang gemacht, uns in den Schatten geflüchtet, zum Kaffee
saßen wir unter Platanen, da besuchten mich immerzu irgendwelche
kleinen Käfer, Blattroller vielleicht, und krabbelten friedlich auf
mir rum. Wir haben uns die letzten Ereignisse erzählt und noch im
Atelier rumgeschaut, dann fuhr ich ganz heim. Und musste durch das
Heimkehrritual: Auspacken, Einkaufen, Telefonieren.
Sonntag, 20. 6. 2021
Nach dem Frühstück kam die Anfrage vom Läufermichi, ob wir an den
Tower wollen. Um elf fingen wir an, es war so warm, Michi legte das
T-Shirt weg und führte seinen Astralkörper vor. Innen lief ein
Kurs, vielleicht Zumba, ich hab gedacht, die Mädels gucken schon.
Hinterher kam Heli raus und erzählte lachend, dass ihr die
Konzentration weg war bei dem Anblick. War ich froh, dass ich meine
Speckröllchen nicht gelüftet hab. Das Training war gut, Handstand
klappte erstaunlich gut, hinterher war es wie schwindlich, wegen der
Wärme hat es kurz gedauert, bis die Welt wieder im Lot war.
Nachmittags hab ich allerhand Zeug weggelesen, irgendwelche Magazine
von Arbeit, aus der Kunst und vom Sport, was sich so ansammelt. Vor
dem Regen war ich draußen, in der Stadt, überall vor den Kneipen und
Cafe´s stehen riesige Bildschirme, man schaut Fußball, ich wollte
den Bücherschrank prüfen. Zwei Fundstücke kamen mit mir.
Aktuelles Lesebuch ist von John Updike "Die Hexen von #Eastwick".
Bin durch die Hälfte, er kann schreiben, erzählen, es ist böse und
lustig, ein Vergnügen. Es muss Verfilmungen gegeben haben, an die
erinnert sich jeder, dem ich vom Buch erzähle.
Montag, 21. 6. 2021
Ein aufregender Tag, mit einem Missgeschick. Ich hab die Bude
geputzt, das Bett bezogen, für alle, die mitrechnen, ja, der Abstand
war diesmal groß, aber ich war eine Woche nicht zu Hause. Danach
ging ich laufen, in die Sommersonne hinein, es war richtig warm,
aber etwas windig. Ich bin eine schöne Strecke entlang, erst über
die Felder, dann in den Wald und seinen Schatten. Schöne botanische
Fundstücke, viel Schwitzen, ich zieh mir das T-Shirt aus, dabei
passiert es. Die Brille rutscht mit runter, hängt im Shirt, ich merk
das gar nicht sofort, schüttel das Hemd zurecht, will loslaufen und
merke, ich sehe nicht viel. Es fing die Sucherei an, ich war ja nur
wenige Schritte weiter, aber ohne Brille die Brille suchen, nun ja,
es ist nicht gelungen. Nach einer Viertelstunde, in der ich alles
mögliche an Grün am Wegrand ahne, aber nichts in Richtung Brille,
bin ich weiter, komisches Gefühl, ich kam mir behindert vor. Zu
Hause holte ich mir die alte Brille raus, bin ernüchtert von
schlechter Sicht, und geh zum Optiker. Demnächst Termin zum
Vermessen. Jetzt bald zur Nachtschicht, ob ich mich zuechtfinde?
Dienstag, 22. 6. 2021
In der Welt sein, ohne sie gut zu sehen, ist unbehaglich. Die
Distanzen sind unerwartet anders, vieles bleibt undeutlich, zum
Glück kenne ich das meiste gut genug, mich zurecht zu finden. Durch
die Arbeit kam ich ganz unauffällig, dort kommt dazu, dass durch die
immer vorhandene Geräuschkulisse auch das Verstehen nicht immer
funktioniert, am Ende war ich froh, wieder zu Hause gelandet zu
sein. Schlafen, unterbrochen von Klingelei, aufstehen und sich
wieder ins Bett wünschen, nach dem Frühstück ein bisschen
Telefonieren, Amtskram, da nehmen sich manche Menschen sehr wichtig,
aber ich hab es gelöst bekommen. Laufen mit der Intention, mit Hilfe
der Halbsicht durch die alte Brille die verlorene zu finden. An der
Stelle angelangt, sehe ich allerhand vom Gras und vom Ziest, die
Schnecken und gar die Ameisen, nur die Brille nicht. Denk ich an die
Hexen von Eastwick, hat jemand gezaubert? Kann sich so eine
Scheißbrille dermaßen verstecken? Kaum zu glauben. Ich muss auf den
Herbst warten, wenn das Gras vergeht, vielleicht dann. Noch ein
Anliegen: Hab wieder Bilder auf dem Handy, oben schrieb ich schon
davon. Das machen ist das eine, es geht nicht anders, ich kann
unmöglich an solchen Sachen vorbeilaufen und sie nicht
fotografieren. Scheint ein Teil meiner Persönlichkeit zu sein. Ein
weiterer ist, ich kann es nicht aushalten, die nicht herzuzeigen,
darum kommt hier eine kleine Bilderfolge. Ihr werdet dadurch zu
Scrollmastern, ist das zumutbar?
Der Schlangenknöterich,gefällt mir.
Acker-Gauchheil, tritt mancherorts massenhaft auf, färbt z. B.
Straßenränder ein.
Hain-Gilbweiderich, es gibt noch den Gilbweiderich, in Gärten, und
den Blutweiderich.
Die Ährige Graslilie, verwandt mit der Günlilie, die gibt es im
Blumentopf.
Der Ginster
Die weiße Teufelsralle, später blüht die schwarze, sieht genauso
aus, nur alles weiße ist nachtblau.
Feldrittersporn
Ackerwachtelweizen, die helle Variante ist selten.
Ackerwachtelweizen, normale Farbe, wenn er mal da ist, kommt er alle
Jahre wieder.
Die Große Sterndolde, hab ich erst dieses Jahr zugeordnet bekommen.
Chinesische Hundszunge, ich dachte erst, es sei Vergissmeinnicht,
Google Lens half nach.
Das weidenblättrige Ochsenauge, keine Margarite.
Im Auenland, es war wie im Paradies bei der große Hitze, am liebsten
wären wir ins Wasser gehüpft.
Zimt-Himbeere, geschmacklich anscheinend langweilig, aber die
Blüten.
Jetzt noch diese kleine Episode. So erlebt vor dem Nachbarhaus.
Mittwoch, 23. 6. 2021
Es war ein Gewitter, welches die Tagesplanung durcheinander gebracht
hat. Es wurde erst dunkler und dunkler, Regen peitschte, es fing an
zu klappern, die Hagelkörner wurden größer, die Einschläge lauter.
Zum Glück saß ich zu Hause, hab das Ganze aus der Sicherheit hinter
Fensterglas beobachtet. Test und Sport fiel aus, eigentlich wollte
ich ins Studio. So hab ich im Keller das Wasser aufgenommen, es
stand in Pfützen im Gang, der schräge Regen war bis zur Tür gelangt
und dran runtergelaufen. Das finde ich, taugt als Grund, sich hier
kurz zu fassen, es fehlt an Zeit.
Donnerstag, 24. 6. 2021
Ein Termin beim Zahnarzt überschattet den Tag. Das Ergebnis ist ein
vorläufiges, es wird also mehr solche Tage geben, drei Termine sind
in Aussicht. Ich kann nichts anderes machen, da mein Kopf besetzt
ist. So versuche ich, nicht allzusehr aus den Abläufen
rauszufliegen. Mache meinen Kram zu Hause, bereite die Schicht vor,
also den Proviant, heut etwas mehr, da ich jetzt noch nichts essen
darf. Sport unter diesen Bedingungen geht schon aus zeitlichen
Gründen nicht, außerdem sieht es draußen wieder nach Gewitter aus.
So kommt es zu dieser kleinen Notiz kurz vor der Abfahrt zur
Nachtschicht.
Freitag, 25. 6. 2021
Während der Heimfahrt Nebel auf der Alb, die Sonne scheint rein,
durch, die Buschreihen hintereinander gestaffelt in abnehmendes
Grau, davor grüne Wiesen, ich hab das Handy rausgeholt und versucht,
paar Bilder zu machen. Merkwürdig zauberhafte Ergebnisse. Zu Hause
vor lauter Freude eine Weile gebraucht bis zum Einschlafen, es wird
mir immer seltsam bleiben, ins Bett zu gehen, wenn die Amseln fertig
sind mit dem Morgenlied. Nachmittags hatte ich einen Termin beim
Optiker meiner Wahl, der hat alle meine Fehler beim Sehen gefunden
und wird mir ein paar Brillengläser verpassen, die das ausgleichen
sollen. Es wird teuer, aber ich hatte vor vier Jahren schon das
Erlebnis, wie Sehen verbessert werden kann. Auf dem Rückweg bin ich
beim Bäcker rein, brauchte Brot, gönnte mir ein Stück
Zwetschgenkuchen zum Kaffee, bin weiter zum Testen, ich dachte, wenn
ich unangemeldet nicht warten muss, nutze ich die Gelegenheit und
kann abends zum Sport ins Studio. Es hat geklappt, stolz hielt ich
meinen Befund am Empfang an die Scheibe und war drin. Endlich mal
wieder, das Training war gut, vor allem war die Atmosphäre
wohltuend, ich konnte mit netten, mir vertrauten Menschen was
sprechen, sogar hinterher in der Sauna gab es einen Austausch über
die vergangene, auch mühsame Zeit. Pause von Sport und Geselligkeit,
Gewichtsprobleme, Stimmungseinbrüche, Antriebsschwankungen, alles
nachvollziehbar und in der Hoffnung geschildert, dass nun die
schlimmste Zeit durch wäre.
Noch ein paar Bilder, dieser Monat ist sowieso weg von der reinen
Lehre, schreiben hätte ausschließlich mit Text zu tun. Es ist der
Wald-Geissbart, Geiss ist ein Begriff, der Ziege meint, alles klar.
Der Wald-Ziest, weiter oben findet man den Aufrechten, also weißen
Ziest.
Alle Jahre ein Bild vom Knotigen Braunwurz mit der Raupe des
Braunwurz-Mönch. Das war das letzte Bild, welches ich durch meine
alte, geliebte Brille sah, dann flog sie iergendwie in den Wald und
war weg. Nur deswegen erscheinen die letzten drei Bilder hier.
Die nächsten künden vom Unwetter am Dienstag, die ersten zwei aus
meinem Küchenfenster heraus, das dritte aus dem Bus in Tübingen auf
dem Weg zur Arbeit.
Das ist der Rest vom Tränenden Herz, weiter oben sieht man die heile
Variante.
Noch die Bilder von der Rückfahrt morgens.
Samstag, 26. 6. 2021
Morgens ausschlafen, ausführlich lesen beim Frühstück, auch danach.
Das Buch, "Die vergessene Generation" von Sabine Bode hat den
Untertitel - Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen. Es geht um die
Jahrgänge 1930 bis 1945, meine Mutter gehörte dazu. Sehr berührende
Schilderungen, die manch seltsame Lebensweise erklären könnten. Ich
lese es neugierig, weil das Anliegen, diese Generation zum Sprechen
zu bewegen nachvollziehbar erscheint. Das Thema ist unter der großen
Schuld, die man spät zu bewältigen sich mühte, untergegangen, es war
lange ehrenrührig, sich um das Leid, die Beschädigung von Deutschen
zu kümmern. Dabei waren diese Jahrgänge schuldlos, ihrer Kindheit
beraubt und mussten in schlechten bis fürchterlichen Verhältnissen
zurechtkommmen, egal wie. Mittags ging ich zum Sport, da mein
Test noch gültig war, ins Studio. Die schöne Nachricht dort am
Empfang, ab Montag geht es ohne Test. Am Tower waren wir zu zweit,
die junge Frau, die schon paarmal da war, ist zu uns gewechselt, ich
werde sie also öfter sehen und ihr bei ihren gediegenen Handständen
zuschauen können. Und gleich konnte ich mir eine Übung abgucken, die
halbe Human Flag, also eine Vorübung dafür, die mal wirklich was
bringt. Ich merke es deutlich, genau die Stellen, an denen es fehlt,
und die man aber braucht, da wird es morgen deftigen Muskelkater
geben. Nebenan auf den Sandplätzen gab es hochwertigen Volleyball zu
sehen, ich mag das an unserm Studio. Später gab es zu futtern beim
Chinesen. Einkaufen war fällig, bis alles erledigt war, kam die
Abendsonne. War verlockend, ich bin wieder raus, wollte die große
Baustelle ablatschen, da ist auf den Ergebnissen der riesigen
Erdbewegungen ein Erstbewuchs erschienen, die Hälfte ist
Rittersporn. Ein überzeugendes Blau. Ich fing an Fotos zu machen, es
gab immer mehr zu sehen, was soll ich sagen, da werd ich paar Bilder
sprechen lassen.
Fundstück an der Baustelle, da fing mein Fotografenherz an zu
tuckern und ich konnte kaum genug kriegen. Hier hab ich es
selbstverständlich begrenzt.
Der Blick von außen, also ein möglicher.
Drumrum, dieselbe Baustelle.
So sieht der Mais nach dem Hagel aus.
Sonntag, 27. 6. 2021
Ein neuer Brillensuchversuch, endet mit dem Ergebnis Null. Immerhin
war ich laufend unterwegs, die Standardstrecke, es war warm, ich war
langsam, aber gelaufen ist besser als nicht gelaufen. Duschen,
Essen, mein Frostfach gab die schnelle Lösung her, Lesen und Musik
hören. Neue Musik. Asif Avidan, israelischer Musiker mit
außergewöhnlicher Stimme, singt mit großer Leichtigkeit sehr
ausdrucksstark, hab also auf YouTube gestöbert und war angetan. Seit
langer Zeit mal eine Neuentdeckung. Beim Lesen, das Buch über die
Auswirkungen der Kriegskindheit, bin ich etwas unzufrieden. Es geht
nicht besonders wissenschaftlich zu, die Schilderungen sind
eindrucksvoll, die Schlussfolgerungen der Autorin wirken etwas
hobbymäßig. Nun ist sie keine Fachfrau, sie arbeitete als
Journalistin und schreibt aus persönlicher Empathie. Vielleicht war
auch der Wissensstand 2004, da erschien das Buch, lückenhaft.
Trotzdem, sie hat die verkorksten Lebenswege hervorgeholt, so sind
sie überhaupt erst zu Bewusstsein gelangt. Eine Runde
Kaffee gab es, schließlich ist es der Sonntag, gilt das als
Begründung, egal, der Kuchen, Apfel in Käse, war gut. Da ich
keinen Test hatte, nicht ins Studo durfte, bin ich abends noch hoch
zum Tower, war verabredet mit dem Läufermichi. Wir haben gut
angefangen mit dem Training, dazu geredet, fortlaufend verschob sich
der Schwerpunkt, es gab allerhand zu besprechen. Die neue Übung,
gestern gelernt, hat geklappt, der befürchtete Muskelkater war
geringfügig.
Montag, 28. 6. 2021
Gleitzeitfrei, ich bin so froh um den Metallertarif, zwei Tage im
Monat springen raus. Da hab ich das Prokrastinieren beendet und auf
meinem Schreibtisch Sachen bewegt, die ich schon fast nicht wieder
erkannte. Es kam, wie bei solchen Dingen immer, es hörte nicht auf.
Ist also nicht fertig, aber es hat sich gut bewegt. Der Copyshop
funktioniert, das ist sehr hilfreich, es war meine Ausrede für
Nichtstun, dass während Corona alles zu ist. Mittags war ich bei
meinem Chinesen, der hat vor lauter Freude, dass man wieder zu ihm
kommen darf, neu möbliert. Auf dem Weg zum kopieren musste ich am
Bäcker vorbei, das war nicht vergebens, zumal ich auch da wieder
drin sitzen darf und vom Porzellan genießen kann. Irgendwann
zwischenrein versuchte ich, bei meinem Hausarzt anzurufen, man
stelle sich vor, es gab auf Anhieb einen Impftermin. Damit wäre das
auch auf gutem Wege. Muss ich nur noch paar Tage warten, das schaff
ich. Abends hatte ich mich im Studio zu meinem Lieblingskurs
angemeldet, man kann ohne Test rein. Ich bin eher hin, hab schon
etwas vorgeglüht, der Kurs fand im Zelt statt. Seit dem
Coronaquatsch, nach der zweiten Öffnung gibt es dieses Zelt, ich
fand sofort, das ist eine supergute Idee. Heut war es richtig
nützlich, der Regen war derbe, es gluckerte um uns herum. Im
Functional Training, so heißt der Kurs, hab ich kurz gefremdelt, es
war nach langer Zeit das erste Mal, aber das verging schnell, dafür
haben wir uns ausgepowert. Ich vermute, die Beinlastigkeit werde ich
morgen gut spüren. Sauna, kalte Dusche, zufrieden nach Hause.
Dienstag, 29. 6. 22021
Nur kurz, es ist nach der Spätschicht. Der Muskelkater ist da,
heftig. Damit war ich laufen, eine mühsame Runde, knapp 10 km, nicht
schnell. Im Wald war noch die Morgenkühle, die Sonne blitzte durch
manche Nebelschwade. Auf Arbeit gibt es Lockerungen der
Coronabestimmungen, aber die Schichtübergabe findet nach wie vor
möglichst nicht statt, so dass wir vor der Halle warten müssen, erst
auf die Minute anstempeln dürfen. Da lacht das Herz des Buchhalters.
Wenn wir drin sind, dürfen wir etwas spartenübergreifend miteinander
sprechen, mit Abstandsregel bzw. Maske und nur wenn nötig.
Deutschland flog aus der Fußball-EM, nun ja, Fußball, Spiel, Glück,
nix planbar, auch wenn die Medien so tun.
Mittwoch, 30. 6. 2021
Wie gestern, der Muskelkater ist noch markanter geworden, da ist
durch die Coronalücke eine Formschwäche entstanden. Das geht ja
noch, da gibt es was aufzuarbeiten, trotzdem ist Basis da. Das Buch
über die Kriegskinder hab ich fertig gelesen, da gibt es
mittlerweile viel Folgeliteratur drumherum, z. B. auch über die
Kriegsenkel, das würde mich betreffen. Bei diesem Lesen ist
zumindest auf Anhieb rausgekommen, dass die Verwunderung über das
Nichtreden, Sichnichtäußernkönnen meiner Mutter, auch meiner
Großmutter eine Erklärung und Begrifflichkeit bekommen hat. Mit
meinen Verkorkstheiten wird es wohl ähnlich gehen, wenn ich erst mal
was lese darüber, welchen Hieb diese Jahrgänge mit bekommen haben.
Das Schreiben mit dieser meinen alten Brille ist wirklich kein
Vergnügen, an der Tastatur war ich noch nie schnell, jetzt haue ich
so oft daneben, die Distanzen stimmen nicht, das Wechseln beim
Schauen von Tastatur zu Bildschirm ist mühsam, es ist richtig
Arbeit, hoffentlich kommt bald die neue Brille.
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