Michael Oswald

 

 

 

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Leben in den Zeiten von Corona 14

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Donnerstag, 1. 4. 2021


Der Frühling ist so betörend schön und tröstet über den Coronaquatsch hinweg. Nach der dritten Nachtschicht gönnte ich mit eine Pause vom Sport und der emsigen Beschäftigung, ich war zum Kaffee und selbstgebackenem Kuchen geladen. Da saß ich in bester Gesellschaft auf dem Balkon unterm Sonnenschirm, ließ es mir gutgehen und hörte von einem Ausstellungsbesuch in der Tübinger Kunsthalle. Abgesehen vom Testen, das vorher stattfinden muss, sonst kommt man nicht rein, sei die Austellung von Karin Sander sehenswert. Ich hatte sie mir schon vorgemerkt und mit dieser Empfehlung werde ich demnächst schauen gehen.
Es ist die Zeit im Jahr, die man eigentlich draußen verbringen sollte, es ist immer wieder so interessant, wie die Bäume dicke Knospen bekommen, die Vögel turteln, sie fliegen zu zweit erstaunliche Kapriolen, ohne ihre Umgebung wahrzunehmen, unten sitzt die Katze mit tropfendem Zahn und sie merken es nicht mal und schon sind sie wieder weg. Auf den Wiesen und in den Vorgärten gibt es unbändiges und vielfältigstes Erblühen, darüber summt und flattert es. Ist das was Neues? Nein, natürlich nicht. Aber wer hat Zeit, danach zu schauen, wer hat die Muse, sich dran zu freuen?

Freitag, 2. 4. 2021

Ich tu mal so, als wäre es wirklich wahr, das Datum. Dabei ist es der 3. April, gestern hat es mir die Augen zugedreht, als die Zeit für den Text kam. Ich hatte zwar ausgangs der Nachtschicht geschlafen, lang und gut, aber zum Abend hat mich der Rhythmuswechsel auf normalen Tagesablauf eingeholt. Mittags und weiter habe ich mir faule Zeit gegönnt, hab gelesen und am Rechner ein bisschen Zeit für YouTube gesetzt, dann sollte der Plan vom Osterlauf noch umgesetzt werden. Ich hab gedacht, zum Warmlaufen bis zum Start an der Kiebinger Turnhalle sind es drei Kilometer, da passt es, den 10-er zu starten, Auslaufen bis heim, das ergibt eine schöne Einheit von 16 km. Der Wind war kalt und heftig, so war der Anfang mühsam, und mein Tempo entsprach gar nicht meiner Vorstellung. Ich dachte besser von mir, ließ mich von der Realität einholen und belehren, fand es dann egal, und freute mich an der schönen Auszeichnung der Strecke und den Kilometerschildern. Es ging ja entsprechend der Coronaverhältnisse nur so zu, als wäre Wettkampf, jeder ging in einer Zeitspanne von zwei Wochen für sich auf die Strecke und schickte die Zeit an den Ausrichterverein. Der macht eine Plazierungsliste draus. Unterwegs auf den letzten zwei Kilometern lief ich so, dass die tiefstehende Sonne meinen Schatten lang übers Feld wachsen ließ, da hatte ich wieder einen Heiligenschein, der mit mir lief. Am Ziel hab ich kurz nach der Zeit geschaut, die war nicht sonderlich vorzeigbar. Eigentlich hätte ich mich an einen schnelleren Läufer gehängt, wäre alles normal. Auch wäre dann Duschen mit zig anderen verschwitzten gutgelaunten Läufern und Kuchenessen in der Turnhalle drangewesen, so blieb nur das Heimhoppeln.
Die Wiederauflage der Koalition von Grün-Schwarz im Schwabenländle finde ich enttäuschend, die CDU hat ein schlechtes Ergebnis eingefahren, Wählerwille kommt da nicht so recht zum Ausdruck. Mit der CDU die drängenden Fragen der Zeit zu regeln, nicht nur Corona, auch Klimawandel, ökologischen Umbau der Industrie, die Generationengerechtigkeit scheint mir aussichtslos, da in der Partei das Durchschnittsalter so hoch ist, dass es eher um Bewahren und Festhalten geht. Das ist wohl auch mehr die Entscheidung des alternden Herrn Kretschmann.

Samstag, 3. 4. 2021

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und die Temperaturen stimmen für April. Sie waren da, flogen über dem Neckar ihre eleganten Kurven, auch mir zur Freude. Nach der Beschäftigung mit dem Gesterntext bin ich raus zum Tower und hab mal unter strahlender Sonne, die wärmt sofort, mal unter dunklen Wolken, mein Programm durchgekämpft. Es geht, je länger der blöde Lockdown läuft, immer schwerer, ich geh schon recht regelmäßig, wie mag es für andere sein, die Kurse brauchen. Ob sie es zu Hause vorm Bildschirm mit Onlinekursen geregelt bekommen?
Mittag gab es aus meiner Pfanne, ich hatte strategisch auf Feiertag ausgerichtet eingekauft und musste nur wärmen. Nachmittags hab ich´s mir gegönnt, ich bin spazieren gegangen, wollte den Frühling anschauen. Bin am Bücherschrank vorbei, vier Teile hab ich eingepackt, weiter hoch über die Stadt zum Kalkweiler Tor raus über die Felder, bis der Weg an der Straße nach Remmingsheim endete. Da hatte ich das ganze Aufgebot an Frühblühern gesehen, in den Vorgärten und am Wegrand. Die Schlehen sind beim Übergang von Knospe zu Blüte, die Blutpflaume ist in voller Pracht, die Magnolien sind draußen. Die Felder und Wiesen haben das Wintergrün übertüncht zu einem satten saftigen Jetztgehtslosgrün. Ich hab auch beim Rückweg drauf geachtet, dass ich nicht durch das Stadtzentrum lauf, da ist Maskenpflicht. Schon, wenn ich die Schilder sehe, bin ich genervt, im Freien, kein Mensch unterwegs, oder nur ganz wenige, darunter manchmal die vom Ordnungdsamt, hach Gottchen. Ich müsste gezielt in die Ausatemluft von irgendwem latschen, der es hat, bzw. es habend jemandem unter die Nase blasen, das mach ich doch ohne Corona auch nicht.
Die Steinmeierrede zähle ich auch zu diesen unnützen Maßnahmen, da hat er wieder mal ne Predigt gehalten, unser Gutmensch. Ist, wie immer niemandem zu nahe getreten, und hat auch nichts Neues zu vermelden gehabt. Die Funktion dieses Herrn bleibt mir verborgen.

Sonntag, 4. 4. 2021

Gestern abend habe ich gelumpert, erst bin ich vor YouTube hängengeblieben, musikalische Preziosen, dann hab ich unangemessen lange weitergelesen an einem der schlechtesten Bücher, welches mir in letzter Zeit zwischen die Finger geriet, es war als Bestseller markiert, was ja nichts heißen muss, ich sollte mir das langsam merken. Simon Beckett, "Obsession", ein blöder Krimi, aber eben spannend, ich war neugierig wie es ausgeht. Die Geschichte geht los mit einem jungen Mann, dem plötzlich die Frau stirbt, und der feststellt, das sein Sohn, der Autist ist, von seiner Frau vor 6 Jahren entführt worden ist, also nicht ihr Kind ist. Er bekommt heraus, der Junge ist der Sohn eines vom posttraumatischen Syndrom betroffenen ehemaligen Soldaten, nach dem Kämpfen in Irland, dem auch die Frau wegstarb, usw. Fukushima hoch zwei, ich hab noch nicht alles aufgezählt. Daraus entsteht ein schräger Ablauf, niemand in dem Buch ist unauffällig normal, am Ende sind allerhand tot, und alles ist gelöst. Ich hab es staunend zu Ende gelesen, kann nicht sagen, warum ich´s nicht beizeiten weggelegt hab, und darüber ist es so spät geworden, dass der Morgen spät begann. Ich hatte nicht zuviel Schlaf. Jedenfalls saß ich gegen zehn beim Frühstück und wusste da schon, manches wird nicht stattfinden. Nachdem der Haushalt gerichtet war, Aufwasch, Gemüse putzen, Ingwer schälen, Blumen gießen, ging es mittags raus zum Lauf in den Frühling. Im Rammert blühen die Buschwindröschen, das Wiesenschaumkraut, der Bärlauch schickt üppigstes Blattgrün und Knoblduft, der Aronstab bricht mit schönen Blättern aus dem Boden. Der Seidelbast macht extravagant weiter, die lila Blüten sind weg, aber sein Blattgrün ist so was von grün, ich glaub, er will gesehen werden. 16 km, 250 Höhenmeter, der Schnitt 5:31. Auf dem Heimweg wurde ich freundlich von zwei Schnellradlern gegrüßt, solch ein Vorbeihuschen ersetzt nicht den sozialen Kontakt, aber wir wissen voneinander und unserem Sportprogramm, und damit ist solch eine Begegnung in Coronazeiten besser als nix.
Beim Stadtgang, hab mir Kaffee und was Süßes geholt, die Mahnwache am Schlachthof gesehen, das tuckert mir gleich im Gewissen, ich futtere immer noch Käse, Quark, Eier. Den Schritt ins vegane Leben kann ich mir grad noch nicht vorstellen, hab aber das Gefühl, da muss noch Bewegung rein.

Montag, 5. 4. 2021

Das ist ein Feiertag, an dem ich zu Hause bin, weil ich auf die Zuschläge auf Arbeit verzichte. Ich habe Lebenszeit und 180% Mehrverdienst in Vergleich gestellt, und bin froh drum, diese Zeit für mich zu gewinnen. Redlicherweise muss ich sagen, früher wäre ich gegangen, weil es mit der Kohle nicht üppig war, jetzt brauche ich weniger und genieße diese Freiheit. Ich hatte ein ausgedehntes Osterfrühstück, lesend, beim Aufblicken schaue ich den Schwalben überm Neckar zu. Es sind vollendete Flieger, eine schöner als die andere, und mir fiel auf, ich habe noch keine einzige adipöse Schwalbe gesehen. Die haben das besser im Griff als wir Menschen. Mittags war ich am Tower, lachen musste ich über meine Handstandversuche. Plötzlich wollen sie nicht mehr gelingen. Ich habe ganz viele Anläufe gebraucht, bis ich mal einen gestanden hab. Nach anderthalb Stunden bin ich mit einer wohligen Muskelmüdigkit abgezogen, hab mir was zu essen bestellt, dann gab es ein Lesepäuschen. Und dann hab ich´s geschafft. Das, was lange liegengeblieben war, wegen Unlust und Unschlüssigkeit, ist Papier geworden und liegt als fertig zu verschickende Post am Ausgang. Ich bin stolz, naja, eigentlich erleichtert, dass ich es gerade noch in angemessener Zeitspanne auf den Weg bringe. Es ist von meinem Tisch und konnte auf den Plänen gestrichen werden, jeder Kringel für erledigt ein Fest.
Von der Impfung wegen Corona hab ich im Umfeld gehört, es sei glatt gegangen, war gut organisiert, den zweiten Termin gab es auch sofort und es gab keinerlei Nebenwirkungen, kein Unwohlsein, Wehtun, nix. Ich höre es gern, lass mir immer wieder gern versichern, bald, bald wird es richtig vorwärts gehen mit der Stecherei und hoffe auf die Entspannung innerhalb des nächsten Monates. Es wird länger dauern, aber ich bekenne meinen frommen Wunsch nach normalem Leben.

Dienstag, 6. 4. 2021

Der Winter lässt noch einen raushängen, Schnee auf der Alb, ich hatte Spätschicht, da war es mir egal. Vormittags war ich fast pünktlich aus dem Bett raus, über all den Verrichtungen hat es zum Laufen nicht mehr gereicht. Egal, ich hab drumrum alles geschafft und mit meiner schönen Schwiegertochter telefoniert und mir von den Kleinen erzählen lassen. Wir versuchen gerade gemeinsam in die Zukunft zu schauen, mal sehen, ob wir da Bewegung hineinbekommen, wir denken drüber nach, wie es aussehen könnte irgendwo zusammen oder nahe beieinander zu wohnen. Das fände ich ziemlich verlockend, es würde das Großvaterdasein vereinfachen.
Beim Lesen in der NZZ fand ich einen Artikel über Steinmeier, den Präsident, der selten das richtige Wort findet. Da meckerte es an ähnlicher Stelle rum wie ich vor zwei Tagen.
Am Wochenende die große Demo in Stuttgart, im Nachhinein die Äußerung der Polizei, wegen dem Infektionsrisiko nicht einzugreifen, obwohl um die 15000 Leute größtenteils ohne Abstand und Masken unterwegs waren. Da schafft es also der Plebs, den Staat ohnmächtig aussehen zu lassen. Ich fand das Argument der Polizei nachvollziehbar, zumal bei dem rüpelhaften Auftreten verschiedener Teilnehmer, die in den Nachrichten gezeigt wurden. Das wäre bestimmt eine Riesenkeilerei geworden, wenn diese aufrechten und von sich total überzeugten Verteidiger von Toleranz und Demokratie an irgendwas gehindert worden wären. Polizist zu sein in diesen Tagen ist nicht besonders verlockend.

Mittwoch, 7. 4. 2021

Arbeitstag, da passiert nicht viel berichtenswertes. Vormittags ist es ein energisches Dranbleiben, wenn neben den Alltagsverrichtungen noch Sport rauskommen soll. Diesmal hat es geklappt. Ich war laufen, bei kaltem Wind, polar hieß es im Wetterbericht, von hinten im ersten Stück gut auszuhalten, dann durchsetzt mit Schneeflocken, kurz mal ganz viele, von der Seite, gar von vorn ziemlich eklig. 10 km über die Felder, nicht besonders schnell, aber hinterher fand ich mich gut. Duschen, essen, Arbeitsklamotte dran und zum Bus. Es kam der bessere Bus, wir sind gerade viele Mitfahrer und der ist größer und viel bequemer. Man kann richtig gut schlafen, ohne sich zu verrenken und das Gerumpel ist weg, obwohl die Strecke dieselbe ist. Auf Arbeit ruhig und solide, wir waren gut besetzt, da wird es demnächst Gemecker über die Produktivitätszahlen geben. Ich werde bestürzt sein.
Ein Artikel aus der NZZ hat mich aufgestöbert: In den USA sei durch die Pandemie die wirtschaftliche Situation von einem Fünftel der Bevölkerung so schlecht geworden, dass von Hunger bzw. Nahrungsmittelunsicherheit gesprochen werden muss. Vor der Coronakrise waren halb so viele betroffen, das wären immer noch zehn Prozent. Verarmt durch Entlassung, familiäres Unglück wie Scheidung und Krankheit, obdachlos durch nicht mehr mögliche Ratezahlungen usw. Nach wie vor keine Krankenversicherung für alle. Von Amerika lernen?

Donnerstag, 8. 4. 2021

Der Vormittag war schnell vorbei, er wurde verlumpert. Das klingt, als wäre da viel Platz dafür, ich hab eine Stunde länger geschlafen, weil die Zeit zum Aufstehen mir noch nicht korrekt vorkam. Dadurch schnurrt die Sportstunde zusammen auf lohnt sich nicht, den Rest hab ich gelesen. Die Arbeit war belanglos, es lief gut, einziges Ereignis war die Kunde von einem Kollegen, der Corona hätte, da gab es einige Tests für seine unmittelbaren Kollegen, dann wurde nicht mehr davon gesprochen. Ansonsten haben wir ein wenig rumgemeckert am Tarifabschluss, da ist uns zuviel variabel. Man kann nicht richtig einplanen, ob es mehr wird, es ist viel Ermessensspielraum für den Arbeitgeber drin, und wir verstehen die Durchführung nicht richtig. Nun ja, wenn wir darüber meckern könne, kann es uns nicht ganz schlecht gehen.

Freitag, 9. 4. 2021

Diesmal hat es geklappt, ich bin relativ früh aufgestanden, war rechtzeitig fertig mit dem Morgenritual und konnte hoch zum Tower am Sportpark. Ich war so pünktlich, dass es für anderthalb Stunden gereicht hat, so bin ich fast durch mein gesamtes Programm gekommen. Und es hat Spaß gemacht. Die Quote für diese Woche war halbe/halbe, vor der Spätschicht find ich es am schwierigsten. Trotzdem will ich nur wegen der Arbeit da keine Abstriche machen, ich will es einfach nicht. Die Fremdbestimmung durch Lohnarbeit ist groß genug, es wäre Kacke, wenn das Privatleben davon beeinträchtigt wird, so dass eine andere Lebensform rauskäme. Also, ein bisschen Kompromiss geht.
Ein Kollege erlebt seine letzten zwei Wochen, bevor er in den Ruhestand wechselt, er hat einen Ausstand angekündigt. Das ist eine schöne Zielmarke, auch wenn man dazu ganz schön alt werden muss. Etwas bänglich erwarte ich das, wer kann wissen, wie es in fünf Jahren geht, was da an Elan, Mut und Neugier übrig ist, auch an Gesundheit und Nachcoronazustand. Wir werden auf jeden Fall tiefer im Klimawandel stecken.

Samstag, 10. 4. 2021

So, sage ich, alles abgearbeitet von meinem Samstagsplan, und es war viel. In der Spätschichtwoche war keine Zeit für so banale Dinge wie Putzen und Einkaufen und und und. So blieb es und musste erledigt werden, überall Staubflocken, der Kühlschrank kühlt sich selbst. Ich habe mich gestern motiviert, und zwar trickste ich mich selber aus. Ich schrieb meinen Plan und stellte fest, die Zeit ist da, sie wird reichen, ich muss gleich anfangen und weitermachen und nicht aufhören nach einer Sache, als wöllte ich mich belohnen, nein, die nächste und die nächste Geschichte muss weiterlaufen, dann reicht es sogar für einen Lauf. Es hat geklappt, nach eins bin ich auf die Strecke. Frühlingswind, Frühlingsduft, es war richtig schön. Die knapp 10 km über den Berg durch ein Spalier von Himmelschlüsseln und Wiesenschaumkraut, manchmal ein Schmetterling, braun oder weiß-orange, besser geht´s nicht. Das Tempo war auch in Ordnung, ich mach immer noch mit einer Ischiasmacke rum, das hindert schon etwas. Vielleicht sollte ich doch mal eine Physiotherapie probieren, aber mit der Komplikation durch Corona vergeht mir die Lust. Da würde ich also die Schar derer  vergrößern, die den Arztbesuch aufschiebt.
In den Nachrichten u. a. die ausstehende Festlegung des Kanzlerkandidaten der Union. Als ob da Bedarf besteht. Die Union hat es in letzter Zeit so gründlich verkackt, endlich bekommt sie die Quittung für ihre vielen Mitglieder, die gern was für sich selbst abzweigen. In dem Zusammenhang empfehle ich ein neues Video von Rezo, in dem er das schlechte Benehmen von Politprofis offenlegt. Wir haben uns an manchen Stellen schon so dran gewöhnt, dass wir vieles hinnehmen, sein letztes Beispiel zeigt das wunderbar deutlich auf. In einer Talkrunde lassen zwei dieser Herren, die sachlich nix beizutragen haben, eine Expertin einfach nicht reden, nicht nicht ausreden, sondern sie quaken völlig rüpelhaft und fern jeder Sachlichkeit immerzu rein. Findet man auf YouTube, wenn man sucht rezo zerstört Corona-Politik.

Sonntag, 11. 4. 2021

Spät, zu spät ins Bett gegangen, in der Folge zum Weckerklingeln noch bleiern, mit dem Bewusstsein von kann, nicht muss die Bettzeit verlängert. Und in aller Gelassenheit lesend gefrühstückt und mich an vergehender Stunde nicht gestört. Das Buch, von Marina Lewycka, "Caravan", ist ein Roman über den Versuch in unfreundlicher Umgebung unter miesen Voraussetzungen einen Zipfel vom Leben abzubekommen. Ein paar Erdbeerpflücker aus Polen, der Ukraine, China und Afrika schlagen sich mit den Verhältnissen in England herum. Nebenher noch eine kundige Schilderung von industrieller Landwirtschaft unter der Vorgabe des Profites. Mittags bin ich zum langen Lauf los, ich wollte mal wieder die Runde bis Tübingen, bis zur Paul-Horn-Arena machen. Das ging gut bis zu diesem Wendepunkt, dann meldete sich mein malader Ischias wieder, das war nicht sonderlich überraschend, diesmal führte es auf den letzten Kilometern zu einigen Gehpausen. 22 km im Schnitt von 5:44, das geht noch mit dieser Beschränkung. Richtig locker war es nicht, die Schrittlänge ist begrenzt und jede Steigung ein Malheur. Noch dazu hat mein MP3-Player den Geist aufgegeben, so dass ich die 2. Hälfte der Strecke unversorgt war. Der Frühling hat es wettgemacht, Magnolien, Kaiserkronen, auch kleiner, z. B. Hungerblümchen und Hirtentäschel immerzu, die Felsenbirne ist da und Apfel und Birne kommt langsam. Nachmittags ein Stadtgang durch die unbenutzte Stadt, das Wetter war noch gut, kaum jemand draußen, eindeutig mehr Schwalben und Tauben als Menschen. Das sieht so schrecklich aus, kaum kann ich glauben, dass es wieder anders werden soll, sind wir endlich geimpft.

Montag, 12. 4. 2021

Ganz klar, Frühschicht ist unerquicklich. Eigentlich nur das schlechte, kurze Schlafen hinein, das wirkt sich auf den Tag aus. Am Ende ging es gut aus, nach verschlafener Heimfahrt, von der verschneiten Alb hab ich nicht viel mitbekommen, und ein wenig Haushaltkram ging es an den Tower. Abenteuerliches Wetter, Sonne, dramatische Wolken in allen Weiß- und Grautönen, Schneegestöber und Regen, aber nicht zum Abbruch führend, dann hatte ich noch Gesellschaft, ein Herr in meinem Alter, mir unbekannt, sehr sportlich. Ab und zu ein Schwätz, sonst haben wir gut durchgezogen, hintendran hab ich die Bälle rausgeholt, damit meine Hände nicht ganz vergessen , wie es mit dem Jonglieren gehen soll. Keine Zeit für einen Kaffee, kein Kuchen, was ist das für ein Leben.
Das Buch, s. o., bleibt hochwertig, es steckt voller genauer Beobachtung und Schilderung und voller humoriger Köstlichkeiten. Die Erzählperspektive wechselt immerzu, alle Wichtigen kommen zu Wort, jeder mit seiner eigenständigen Sprache und Persönlichkeit. Bin in der zweiten Hälfte und würde es jetzt schon empfehlen.
Aus den Nachrichten: Die Kanzlerkandidaterei wirkt auf mich sehr überflüssig, zumal beide Anwärter mir gar nicht kanzleifähig vorkommen wollen. Beide stellen eine Körpersprache vor, verschieden jeweils, klar, aber sehr entlarvend. Laschet windet sich, er ist konfliktflüchtig. Söder gar nicht, dafür stellt er sehr feist das Rechthaben dar. Von der AfD hört man, sie wollen noch keinen Kandidaten küren, sie haben auch so genug internen Streit. Wieso habe ich, mündiger Bürger und Wähler, mit solchen Truppen zu tun?

Dienstag, 13. 4. 2021

Besser geschlafen, fast 4 Stunden, damit geht es leichter, weil mehr durchschlafen dabei ist. Man muss eben erst richtig müde sein, dann funktioniert es schon. Um den Mittag rum holt es mich trotzdem ein, muss mich sehr konzentrieren beim Tun, zumal wir gut besetzt waren, da ging es ruhig zu. Im Bus nichts von der Welt mitgekriegt. Zu Hause langsam berappelt und den Tagesplan umgeschmissen. Zwei Dinge gemacht, die für mich neu oder ungewöhnlich sind. Erstens: im Hauspostkasten lagen so Gutscheine von meinem Lieblingsbäcker, damit bin ich los und hab mir schönes Vollkornbrot gekauft und zum Ausgleich noch süße Stückle, Kuchen gab es leider keinen mehr. Es war so preiswert, ich kam mir fast unsittlich vor. Zu Hause gab es Kaffee zum Gebackenen. Zweitens: Erst dachte ich über einen Spaziergang ins Weggental nach, dann fiel mir die Altstadtkapelle ein, da war ich ewig nicht. Draußen war es kalt und windig, mit ähnlich abwechslungsreichen Himmelstönungen wie gestern, aber ohne den Schnee. Ich bin wacker bergauf gestartet, vorbei an vielen Vorgärten, in den es vielfältig blüht, auch mal duftet. Oben bin ich über die Äcker einen ziemlichen Umweg gegangen, zwischen mir und der Kapelle war ein Tal, da musste ich außen rum. Dabei fand ich den denkmalssanierten Rest einer uralten Befestigungsanlage, von der hatte ich noch nie gehört und gesehen. Die Kapelle ist schön, der Ursprung aus uralten Zeiten, was mit dem siebenten Jahrhundert. Kann man sich das vorstellen? Wer hat da gegraben und gebaut? Der Rückweg durch das Tal zur Stadt, mit wunderbaren Ausblicken nach unten, z. B. blinkerte die tiefstehende Abendsonne auf dem Neckar und auf der Wasserfläche vom Freibad, ist dort eigentlich immer Wasser drin? Der Heimweg am Neckar, die roten Taubnessel blühen und gelbe Anemonen, die Traubenkirsche öffnet die ersten Blüten, ein Haubentaucher schwamm dazu.
Die Regierung beschließt, was alles verboten wird bei hohen Inzidenzien, in der Gegend sind sie überall über 100. Manches kommt mir komisch vor, warum ich nach neun nicht raus darf, erschließt sich mir nicht. Ich will aber auch nicht Party machen, somit bin ich wohl nicht gemeint mit dieser Maßnahme. Die Ansteckungen sind mittlerweile näher an mir dran, es ist kein fernes Geschehen mehr. Das Impfen kommt wohl in Fahrt, ein Glück.

Mittwoch, 14. 4. 2021

Zeit zu Schreiben, aber auf SWR 2 läuft eine Sendung über die Digitalisierung der Landwirtschaft. Ich kann nicht schreiben, muss zuhören. Große Player stellen Technologie zur Verfügung und gelangen so an Daten, die genauso missbrauchsanfällig sind wie die Daten bei Google und Facebook, da hängt die Nahrungsmittelsicherheit dran und die geballte Marktmacht. Nur wenige Spezialisten außerhalb der Datenscheffler sehen das Problem und legen es auf den Tisch. Und wie immer bei solchen Informationen erschrecke ich und denke, was kann man machen, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, vom Geldstreben und vom Machtstreben, daran verdirbt die Welt. Alternativen haben den Geruch von Verzicht dabei und sind deswegen kaum vermittelbar. (Das steht jetzt nur als erste gedankliche Reaktion hier.)
Die letzte Frühschicht für diese Woche, der Rest ist gleitzeitfrei, wir dürfe noch keine Stunden aufbauen. Mir ist es recht, obwohl die Idee Gleitzeit anderes im Sinn hatte. Kleine Aufregung wegen der demnächst beginnenden Testerei, jeder einmal die Woche. Mal sehen, wie das abläuft, auf das Ergebnis bin ich gespannt.
Heim, ausruhen, aufrappeln bei einem Kaffee, von gestern war noch ein süßes Teil vom Bäcker da, dann Beschlussfassung. Ein Lauf in den Abend, ich wollte meine Zweitlieblingsstrecke andersrum angehen. Also über die Bronnmühle nach Bad Niedernau, durch den Kurpark und an der Siebentälehöhle rauf nach Weiler, an der Abendsonne vorbei wieder zurück. Stille Wälder und Wiesen, die Vögel mit ihrem Abendgesang, der Bach murmelte, der Seele tat es gut. Knapp 14 km, 225 Höhenmeter, 5:31er Schnitt, der Ischias jaulte wieder. Abends hab ich die Rolle genutzt, musste lachen, weil ich mach das nur, wenn wirklich was wehtut, da hab ich fröhlich über den Schmerz gerollt und immer gedacht, das hilft jetzt, aua, das hilft wirklich. Ob´s klappt?

Donnerstag, 15. 4. 2021

Wo ist der Antrieb hin? Oder liegt es an fehlenden Terminen, Verpflichtungen, dass ich so schwer in die Gänge komm? Muss ich noch drüber nachdenken. Jedenfalls hat es gedauert, mein Frühstück mit Buch, dann war es fertig, ausgelesen, und ich musste eine Weile drüber nachdenken. In meinem Stapel, da sollte ich von Stapeln sprechen, liegt noch ein Buch von Lewycka, werd ich mir bald hervorzuppeln. Vorerst hab ich Lust auf einen Kästner, "Drei Männer im Schnee". Nach dem gemächlichen Ordnen meines kleinen Haushaltes bin ich zum Tower und hab 90 min verschiedene Muskelgruppen angestrengt. Mich auf Frühlingstemperaturen gefreut, die waren noch nicht da. Mittag gab es vom Chinesen, zum Glück kocht er wieder für uns. Er hatte Urlaub, es sei ihm gegönnt. Nachmittags, abends faul am Rechner, lesend, Kaffee gab es, manches Video, und manches im Radio. Alte Musik in neuen Aufnahmen, eine Stunde voller überraschend schöner und mir unbekannter Einspielungen, da kann ich die Zeit vergessen.
Corona macht, das die Intensivstationen wieder voll laufen. Ich war so optimistisch, dass es besser ausgeht durch die Impferei, jetzt kommt wieder eine Lockdownverschärfung, ich verstehe das auch, merke aber, ich bin mürbe. Sport machen allein, spazieren allein, Kuchen essen allein, Reden mit mir allein, Sex machen alleine, irgendwann werde ich bestimmt zum Problembären.

Freitag, 16. 4. 2021

Ich hatte auf dem Handy geschaut, die Läden in Rottenburg seien offen. Ich brauche eine Jacke und Schuhe für den Frühling. Der lässt sich zwar Zeit, aber demnächst kommt er doch. Bin also losgezogen und stand bald vor dunklen, geschlossenen Geschäften, eigentlich hab ich mir das gedacht. Die Webseiten, die ich angesteuert hab, zeigten alle an: geöffnet, das stand unter aktuell, bzw. auf der Startseite. Geht also zu wie auf meiner Seite, da ist auch nicht alles tagesaktuell, nur muss ich kein Geld verdienen damit. So fuhr ich zum nächsten Supermarkt, von dem ich wusste, es gibt eine rudimentäre Abteilung mit Klamotten. Dort hat es geklappt, was wohl meine Ansprüche trefflich schildert, die sind nicht hoch. Zu Hause hab ich anprobiert und von Schildern und Aufklebern befreit, alles passte, erledigt. Mittag gab es aus der Pfanne, Lesezeit dazu, es dauerte länger. Das Buch, s. o., ist gediegene Unterhaltung, manchmal sehr lustig, die Hälfte hab ich, es ist sehr vergnüglich.
Laut meinem Tagesplan war Laufen vorgesehen, ich haderte mit dem sehr kühlen Wetter. So hab ich lange gebraucht, um mich doch aufzumachen, draußen war es gar nicht so schlimm. Ich bin eine flache Strecke am Neckar entlang bis Hirschau, über die Felder und Wurmlingen zurück, da hat der Wind wieder gut gemacht, was er in der ersten Hälfte versaut hatte. Ich hab versucht, aus meinem Ischiasvermeidungsmuster rauszulaufen, hab die Schritte lang gemacht und fand es gar nicht schlecht. Am Ende tat es zwar weh, aber nicht so, wie befürchtet. Vielleicht war zuletzt das Muster das Problem. Außerdem hatte ich Musik auf den Ohren, einen Konzertmitschnitt mit Patty Smith aus 2003, da hatte sie wohl ihre stärkste Zeit. Es ist voller Energie, hochpräzise durchperformt bis in jede Silbe, ihre Band hält das Niveau ebenfalls ganz oben, der Schlagzeuger ist ein Zauberer. Das trägt und macht Flügel, so kam tatsächlich ein guter Schnitt von 5:12 auf knapp 13 km raus. Duschen, Kaffeetrinken, Zeithaben, alles ziemlich gut, manchmal fehlt Gesellschaft.

Samstag, 17. 4. 2021

Mit Billie Holiday die Zeit vergessen, sie singt, ich schwebe. Es ist eine Sammlung ihrer schönsten Titel, nicht vollständig, aber jeweils die stärksten Versionen, irgendein sendungsbewusster YouTuber hat sich damit viel Mühe gemacht und ich danke ihm. Ich höre das schon viele Jahre, immer wieder gern, und immer auf´s Neue überrascht von der Intensität des Gesanges und auch die Instrumente folgen diesem Anspruch mühelos. Und immer wieder höre ich neue Finessen, kleine Schnuckeligkeiten, die ich bisher nicht wahrgenommen hab oder neu entdecke. Damit war ich zwei Stunden am Tower im Glück, Sport hab ich auch gemacht. Dann kam jemand dazu, der mühelos den Handstand stand und lief und Figuren darin formte, da gab es noch was zu schauen. Der junge Mann kam aus dem Breakdancebereich, drehte ein paar Elemente, und wir kamen ins reden. Er wollte was über Kunst wissen, nun ja, da war er mir in die Falle gegangen. Ich glaub, ich hab ihn ziemlich zugequatscht, konnte ihm sogar Bildbespiele zeigen, dank Handy ist alles da, und erläutern, was an Picasso oder van Gogh neu und besonders war. Er hat gefragt. Als es kalt wurde, hörten wir auf.
Mit dem Kästner bin ich durch, es war ein schöner Spaß. wundervoll gezeichnete Charaktere agieren ein Verwechslungsspiel zum glücklichen Ende hin, es ist niemals flach, da ein Zeitbild mit erzählt wird. Das empfehle ich, wenn man mal leicht, aber nicht einfach und blöde lesen will.
In den Nachrichten, die CDU-Kacke um den Kandidaten geht mir auf den Geist, wäre ich CDU-Wähler, wäre ich es ab jetzt gar nicht mehr. Da hör ich lieber was über Corona, das hat immerhin Substanz. Es sind um 15 Millionen Geimpfte in Deutschland, da ist jetzt tatsächlich was in Bewegung geraten. Das Ziel ist noch weit, die Inzidenzen hoch, der Lockdown strikt, aber es geht zumindest mal vorwärts. Die Nachricht von Biontech, dass man eventuell in einem Jahr wieder impfen muss, bekomme ich einsortiert, das könnte gehen wie mit der Grippeimpfung, wenn das mal klar ist kann man das, glaube ich, gut organisieren.

Sonntag, 18. 4. 2021

Am Ende war eigentlich nicht viel zu sehen, gedauert hat es trotzdem. Ich habe die Videos und Fotos vom Handy gesichert, durchsortiert und vom Handy gelöscht, da der Speicher ziemlich voll war. In der Hauptsache ging es um die Nachrichten von den Enkelkindern, es hat sich herausgestellt, davon will ich gar nichts löschen. Es war schön, so auf der Zeitleiste zurückzurutschen, dahin, wo sie noch sehr klein waren. Zu sehen beim nacheinander Anschauen, wie sie wachsen, mehr von sich geben, immer variabler agieren, miteinander ins Verhältnis kommen, mobil werden, erst sich drehen, dann ins Krabbeln kommen, anfangen aufzustehen. Gelöscht hab ich nur die Klamaukvideos, die über andere Kanäle kamen, die mit Corona und Politik zu tun haben. Manches davon landet mehrfach an. Jetzt bin ich´s wieder los. Bei den Fotos muss ich noch ran.
Als ich genug vom Bildschirm hatte, und der Regen vorbei war, hab ich mich auf die kleine Standardrunde begeben, weil, ein Sonntag ganz ohne Laufen wäre komisch. Da ich grad doch ernsthaft mit meinem Ischias uneins bin, spare ich mir die längeren Läufe und genieße kurz. Cassandra Wilson hat mich begleitet, das ist die oberste Liga vom Jazzgesang. Ich hab so Bedenken, wenn ich nur 1a höre und alles davon kenne, ob ich mich dann langweile auf der Welt. Aber grad läuft eine Neuentdeckung, Angel Bat Dawid, von ihr gibt es allerhand auf YouTube, ich beginne, es mir reinzuhören. Sie ist noch jung, lernte Klarinette und Klavier, singt und komponiert und hat 2019 ein Album veröffentlicht, das von der Kritik sehr gelobt wurde. Sie performt als Bandleader mit großer Leichtigkeit und Sicherheit eine zeitgemäße, wie erneuerte Form aus dem Jazz/Freejazz, es ist komplex und interessant und vielfältig, ich bin sehr angetan. Auf sie gestoßen bin ich mit SWR 2, natürlich, das war eine Sendung, da hab ich alles seingelassen beim Hören.

Dienstag, 20. 4. 2021

Ist es der Versuch, die Arbeitsproduktivität hochzuhalten, nur alle zwei Tage was hier hin zu schreiben? Das wäre eine tolle Ausrede, jedoch ist die Wahrheit, wie so oft im Leben, viel banaler. Gestern hat es an Antrieb gefehlt, nicht an ein wenig, komplett und total. Ich habe den Tag dümmlich vor mich hin schauend verbracht, kein Sport, kein Haushalt, kein Text, lesen und Nachrichten hören waren die einzigen Aktivposten, bis es zur Nachtschicht ging. Zum Glück war es schon die letzte, so war heute nach einem kurzen Schläfchen Zeit für das Ordnen der Bilanz. Nachmittags war ich am Tower, lange und in toller Gesellschaft. Die Sonne war auch da, es war endlich ein bisschen wärmer, sofort war das Basketballfeld voller Jugendlicher, das Programm lief gut, Routinen halt, zwischenrein hatten wir Lust zu schwätzen, so waren zweieinhalb Stunden schnell rum. Zu Hause gab es Padeffkekuchen zum Kaffee, ein neues Buch hab ich angefangen. Fernando Contreas Castro, ein Autor aus Costa Rica, mit "Der Mönch, das Kind und die Stadt". Ich bin in der ersten Hälfte, es geht poetisch wunderlich zu, erzählt wird die Kindheit eines einäugigen Kindes, das betreut wird von einem sonderbaren ehemaligen Priesteranwärter, es kommen noch andere ungewöhnliche Gestalten dazu. Es wird dermaßen schlüssig erzählt und fabuliert, dass ich alles glauben kann, wenn es der Nachrichtensprecher durchsagen würde, hätte ich es schnell gelassen, so folge ich allen seltsamen Kurven und bleibe sehr neugierig, was draus wird.
Von den Schwalben, die über dem Neckar fliegen, je nach Wetter hoch oder tief, hab ich schon erzählt. Nach wie vor schaue ich ihnen mit großer Begeisterung zu, wenn sie umeinander kurven und die Wasseroberfläche anritzen, ob sie da ein Insekt rausfischen oder einfach spielen oder sich gegenseitig beeindrucken wollen, das weiß ich nicht. Heut waren zwei Haubentaucher da, schwimmend turtelnd, so wie man es im Naturfilm sehen kann. In schöner Anmut nehmen sie die Köpfe hoch und runter, miteinander in einer Folge, das endet wohl später beim Nestbauen.
So harmonisch ging es bei Söder und Laschet nicht zu, ich glaube das läuft nicht auf ein Miteinander hin, eher auf ein Schuldzuweisungsspiel je nach Wahlausgang. Statt diese Balz im geschlossenen Kreis auszutragen, bekommen wir es vorgeführt und wissen nun, dass es die Grünen, auch die SPD besser können.

Mittwoch, 21.4.2021

Ich bin in Bayern, wieso, sag ich nicht, demzufolge auch nicht, wieso es jetzt geht. Vor dem Ziel stand ich im Stau, wegen einer Corona-Teststation, da dauerts offensichtlich und vorhersehbar, da hab ich für den letzten Kilometer Autobahn eine halbe Stunde gebraucht. Und hab gedacht, man, ist das blöde. Im Hotel das Einchecken, Vorzeigen der Genehmigung, alles aufwendig, aber es hat funktioniert. In Bayern sind nur FFP2-Masken gültig und erlaubt, die sonst üblichen und zugelassenen OP-Masken gelten nicht, ist das hier ansteckender oder ist das Volk Söders anfälliger? Da ließe sich noch manche polemische Frage formulieren.
Die Begegnung mit den Kleinen war die Hauptsache, die Fortschritte zu meinem letzten Besuch hier sind verblüffend. Wir haben auf Anhieb richtig schöne Hinundherspiele gemacht in vielen Varianten und wenn mich so ein Kleines auffordernd anschaut, bin ich schon dahingeschmolzen. Draußen waren wir, spazieren auf kleiner Runde im Frühlinsduft, in der Abendsonne. Auf dem kleinen Freizeitpark war die Hölle los, Basketballer, Skater, Kraftsportler, Fußballer, Radler und jede Menge andere in allen Altersklassen, da gabs viel zu sehen. Rückzu hatte ich Johannes oben auf den Schultern sitzen, von so weit oben hat er die Welt noch nicht gesehen und er ist richtig abgegangen vor Lust und Freude. Das war  ansteckend, wir mussten auch lachen über diesen kleinen Hans im Glück.
Irgendwie will das W-Lan nicht, ich kann also heut nicht laden. Liegt es am Gewitter, oder braucht man FFP2-Zugang, ich weiß es nicht,

Donnerstag, 22. 4. 2021

Es ist anders, zu schreiben, wenn ich nicht laden kann, irgendwas mit dem Rechner ist nicht in Ordnung. Ich schreibe also auf Vorrat, eher auf Nachrat, nicht wie sonst frisch geschrieben und raus damit. Es fehlt ein wenig Nervenkitzel, ich kann am nächsten Tag unveröffentlichtes nachlesen, korrigieren, was nicht genehm ist. Andererseits, es sind fünf Tage, Corona wütet unter uns, so hoffe ich, die letzten Wochen, die Aufgabe für mich, nämlich die der Seelenhygiene unter diesen Umständen ist längst erfüllt. Und meine kleine, feine Leserschaft wird über ein paar Unregelmäßigkeiten nicht sonderlich erschüttert sein.
Tagsüber war ich eingespannt als Großvater, umsorgen und spazieren und daheim spielen oder in den Schlaf hutschern. Da die Mutter heut ausfiel, war ich eine wichtige Person. Ich glaube, der Vater hätte es irgendwie allein auch geschafft, aber zwei so Kleine fordern manches zur gleichen Zeit, da bräche dann unter Umständen eine tränenreiche Episode an, die kann ich zu verhindern helfen. Das hat geklappt, und zwischenrein gab es Spielsequenzen, da war es richtig lustig. Auf den Matratzen rum rugeln und kullern, da konnten wir richtig die Sau raus lassen mit umfallen und umwerfen und mit der Zudecke verstecken oder verschwinden lassen, es gab jede Menge Gequietscher und Gegacker, bis wir erledigt waren. Manchmal muss man sehr aufpassen, wenn sie sich mal streiten, sie können noch nicht einschätzen, wie das Zulangen dosiert werden muss, aber zumeist ist es ein großer Spaß. Ich genieße sehr, mit meinem entspannten Bewusstsein, ich bin ja nicht so ganz verantwortlich, die vielen Fortschritte zu registrieren, denke, als ich selbst Vater von so Kleinen war, war es mir näher und selbstverständlicher, und jetzt schaue ich wie mit geschärfter Wahrnehmung.

Freitag, 23. 4. 2021

Voll ausgelastet mit den Kindern, sogar zum Impfen gewesen, ging ganz gut, fast ohne Weinen, gefüttert, gewickelt, gespielt, da vergehen die Stunden, abends schwierig mit dem Einschlafen, ein langes Ritual, die Eltern mit großer Geduld, wo in mir schon kleine Verzweiflung ausbricht, ob sie überhaupt je einschlafen. Die Spiele sind sehr lustig, Eva hat mir Luft geschenkt, sie bückt sich, tut, als würde sie was aufheben und bringt es mir. Veräppelt sie mich da, kann sie das schon? Manches kann sie schon, sie donnert z. B. an die Wohnungstür und schaut dabei, wie weit der Papa entfernt ist, dann hat sie noch dreimal zu bommern, bis sie weggetragen wird. Wir können miteinander winken, klatschen, ulkige Silben sprechen und allerhand Geräusche machen. Beim Spazieren fanden wir das Schattenglöckchen oder ist es die japanische Lavendelheide, die Hundszahnlilie, die eventuell Forellenlilie heißt, das muss noch erforscht werden, und die Elfenblume in gelb und lila und rostrot. Wäre ich ein Gärtner, wüsste ich Bescheid, so bin ich ein Hobbyblumengucker und hab meine Freude dran und sonst wenig Ahnung. Keine Nachrichten gehört, wahrscheinlich ging viel um Corona und Lockdown und die Proteste dagegen. Hab nicht das Gefühl, was verpasst zu haben, hier in Bayern gab es sicher noch was zu Herrn Söder und dem Wundschmerz, der kürzlich erlitten und jetzt heldenhaft, nein, heroisch getragen wird.

Samstag, 24. 4. 2021

Ähnlich wie gestern, nachrichtenfrei, mit den Kindern froh gewesen, abends ging es diesmal ganz unkompliziert und schnell, schon schliefen sie. Außerdem Wasseramseln an der Saalach, erst eine, dann zwei, und die Einbeere und Lichtnelken in rot und quirlblättriger Zahnwurz blühend und noch zwei unbekannte Pflanzen, wo auch Google-Lens nicht weiter half, obwohl die Fotos gut waren. Das Laufen und der Sport fallen gerade aus, weil echt keine Zeit übrig ist, und es macht gar nichts, abends bin ich trotzdem müde.

Sonntag, 25. 4. 2021

Morgens ein Spaziergang an der Saalach, zu viert, Johannes ein Stück oben auf meinen Schultern, da verliert er die Fassung vor Freude. Er grölt da oben rum, grad, dass er sitzen kann auf so schwankender Unterlage, völlig angstfrei patscht er mir auf der Glatze umher und muss in alle Richtungen sich winden und wenden, um nur nichts zu verpassen. Ein quietschvergnügter Kerle. Beinwell haben wir gefunden, eine kleine Sorte, die jetzt schon blüht. Mittags war Abreise, es ging schnell heimwärts, die Autobahn war frei, kaum Tempolimits, ich hab mal Gas gegeben und war in dreieinhalb Stunden zu Hause. Da geht der Verbrauch spürbar hoch, demnächst mit all den Anpassungen am Preis für Benzin wird man sich das überlegen. Zielprämie war Kaffee und Kuchen, dann Auspacken und Verräumen, ein bisschen telefonieren, dann wäre Laufen dran gewesen. Nun hatte ich keine Lust, wollte an den Tower, da wars auch gut. Nach tagelanger Pause war es immerhin der Einstieg, das meiste ist gelungen, aber der Handstand wollte nicht stehenbleiben. Ich hab es diesmal auf den großen Mond geschoben, der hat eine Unwucht in die Achsen gebracht. Abends den Rechner zu Hause angehängt, siehe da, Internet funktioniert wieder, muss ein bayrisches Problem gewesen sein. Ein Textbesprechung mit einem jungen Freund, es ging um einen umfangreichen Schreibversuch, ich hatte viel zu mäkeln und wollte aber gut erklären, warum der Text so nicht funktionieren kann. Mein Eindruck war, dass das gelungen ist, mir sind sogar passende Beispiel und Empfehlungen zum Lesen eingefallen. Morgen sollte ich mich wieder mal um Nachrichten kümmern, sonst falle ich noch ganz raus aus der realen Welt und hinein in meine gelesene.

Montag, 26. 4. 2021

Spätschichttag, der erste von fünfen, bedeutet früh aufstehen, sonst wird gar nichts. Hat geklappt, halb neun war ich schon im Handelshof zum Einkaufen, da in meinem Kühlschrank ein Echo vorkam, rief ich rein, sonst war nix zu kühlen. Zu um zehn konnte ich, nachdem ich in Windeseile alles verräumt und geregelt hatte, die Laufschuhe zubinden, hab ich meine Standardstrecke geschafft, ich dachte, oh, mühsam, am Ende war die Zeit gar nicht schlecht. Duschen, Essen, ab zum Schichtbus, heute der komfortablere, in dem schläft es sich wonniglich. Auf Arbeit bekam ich die Schnelltests, die anderen hatten sie schon, morgen sollte ich mir also ein bisschen Rotz aus der Nase holen und prüfen.
Den Castro, s. o., hab ich fertig, das war ein gutes Buch. In der Anmutung einer Fabel mit vielen wunderlichen Wesen wird ein genaues und erschütterndes Zeitbild geliefert, der Zustand der Welt aus der Sicht von armen Leuten aus Lateinamerika, in der Auseinandersetzung mit Umweltverschmutzung, die zu Gesundheitsschäden führt. Dazu kommt die fehlende Bildung, daraus folgend die mangelnden Möglichkeiten, sich zur Wehr zu setzen, sowieso ist Überleben tagesfüllend. Eigentlich alles sehr schwarz, das Ganze aber so herzerwärmend, auch drollig erzählt, am Ende ist überhaupt nichts gut, eher was zu Ende, ich habs mit dem Gefühl weggelegt, was Tolles erlebt zu haben.
Weiter mit Andreas Veiel, "Der Kick". ein Report über ein sinnloses Gewaltereignis im Brandenburg der Nachwendzeit. Keine Poesie, eher eine Reihung von Erzähl- und Verhörprotokollen nach dem Mord an einem 16-Jährigen. Hab erst angefangen, aber schon da erkenne ich die Verhältnisse wieder, überforderte und perspektivlose Leute vom Dorf, da lief es noch nie gut, aber dann ist das bisschen Ordnung weggebrochen, und niemand hat sich dafür interessiert, wie alles ins Trübe rutscht.

Dienstag, 27. 4. 2021

Ein schwieriger Tag, widerständige Abläufe, es wollte nicht gelingen. Dabei ging es vormittags gut los, ich hab den Anfang hingekriegt, halb neun war ich fertig mit dem Frühstück, die Wäsche war durch, konnte gehängt werden und der sonstige Kram war überschaubar. Halb zehn war ich am Tower, eine reichliche Stunde mit den Routinen war gut möglich. Ich kam mir vor wie ein Robinson, kein Mensch in der Umgebung, als wäre ich der Einzige, der die hiesige Welt benutzen will. Wo waren die anderen Menschen, sitzen mittlerweile alle vor ihren Bildschirmen und tun, als hätten sie Gesellschaft. Mittags wollte ich zum Bus fahren und blieb hängen in zugestauter neuer Verkehrsführung, als ich am Parkplatz ankam, war der Bus weg. Musste mich wieder raus quälen aus dem Stau und selbst fahren, war zu früh am Ziel und hab im Auto noch den Notschlaf angehängt. Auf Arbeit, zuerst ein Denkfehler, peinlich, denn ich kam nicht allein raus. Dann eine störungsanfällige Maschine, jemand anderes hatte sie eingerichtet und es war ziemlich viel falsch. Die Fehlersuche war mühsam und langwierig, nun ja Tage wie dieser.
Dafür habe ich meinen ersten Corona-Test erlebt, zu Hause, die Gebrauchsanweisung lesend, rotzziehend und -rührend, mit Zeitnahme, negativ. Also arbeitsfähig.
Russland und Nawalny, Goliath und David? Putin am Durchdrehen, verbietet alles, erklärt alle zu Saboteuren und Terroristen, vom Ausland gesteuert. Dabei bräuchte er nur in die Geschichte schauen, um zu wissen, seine Zeit ist abgelaufen. Ob es dieser oder der nächste Nawalny schafft, ist unerheblich, das Ergebnis ist nicht mehr weit. Dieser David mit seinem hohen persönlichen Einsatz hat meine Anteilnahme, Solidarität. Da ich mich in russische Verhältnisse nicht einbringen kann, möchte ich dies wenigstens hier lauthals verkünden.

Mittwoch, 28. 4. 2021

Der dritte Tag im Schlafmangel, knapp 5 Stunden ist gradeso, dass das Bewusstsein zumeist funktioniert. Es gab keinen Busschlaf, bin wieder selber gefahren, hab einen Kollegen dabeigehabt, der fährt uns morgen. Dafür ist das Tagwerk vollständig. Bei meinem Flaschner hab ich über meine Heizung reden müssen, die macht seltsame Geräusche. Morgen kommt jemand schauen, da muss ich wieder pünktlich aus dem Bett. Haushalt, ein wenig Zeit geht da immer weg, Wäsche verräumen, war getrocknet, Glascontainer ansteuern, meine Depotkisten waren voll, tanken. Es langte die Zeit zum Laufen, meine schöne Standardrunde, jedesmal anders, diesmal mit frisch erblühter Frühlingsplatterbse in blau violett, die ist zweifarbig,  gelbblühend das Frühlingsfingerkraut, Wiesenschaumkraut überall, Buschwindröschen und eine Etage tiefer der Sauerklee. Zu Hause entspannt duschen, essen, durch Selberfahren war eine halbe Stunde mehr Zeit. Auf Arbeit als lustiges Ereignis die Abhandlung eines Sicherheitstages. Unser Meister hat sich tapfer durchgequält, ignorierte unsere Anteilslosigkeit, erfüllte seine Aufgabe wacker bis zum letzten Fragezettel. Es werden hehre Ziele deklariert, wir sind alle einverstanden und machen weiter wie bisher. Der Arbeitgeber hat somit irgendwelche Zertifizierungsvorgaben erfüllt, auch wenn intern auf Weisung von Vorgesetzten gemogelt wurde. Jaaa, dachte ich, fiel mir der Begriff Potemkinsche Dörfer ein.
Das Buch hat eine große Wuchtigkeit, hab die Hälfte, der geschilderte Mord, bzw Totschlag im Suff und aus Langeweile und dann nicht mehr raus können ist so sinnlos und alltäglich von den Umständen. Wenn den Aussortierten nur noch das Saufen einfällt, generationsverbindend, dann wundere ich mich, dass nicht viel mehr schiefgeht. Es wird reportagenhaft genau geschildert, die Defizite des Einzelnen verstärken die Misere der Aussichtslosigkeit, wer soll das gerade rücken. Es haben sich allerhand Leute bemüht, das hat nicht gereicht, da kommt Gesellschaft an Grenzen, muss aushalten, dass manches nicht lösbar ist und grauslich endet. Tragisch für die, die es erwischt.

Donnerstag, 29. 4. 2021

Warten auf den Handwerker, da verging der Vormittag schnell, das Ergebnis war noch nicht befriedigend, mit der Heizung stimmt es nicht ganz. Wird repariert, lohnt sich das, oder gibt es eine neue, da haben sich Bestimmungen verändert, nicht einfach, das neue Regelwerk in einem Mehrfamilienhaus einzuhalten. In der Wartezeit hab ich Telefonate abgearbeitet und bin vorwärts gekommen. Aber der Lauf konnte nicht stattfinden, obwohl ich bereit gewesen wäre, aber nach der Beschau der Therme war noch Zeit zu essen, dann wurde ich abgeholt, auf Arbeit zu fahren.
Vom letzten Lauf hab ich vergessen zu erzählen, ich hab einen Neuntöter gesehen. Ich kenne diesen schönen Vogel seit Kindertagen, hab da schon über seine Vorratswirtschaft gestaunt, er spießt große Insekten oder kleine Vögel, Mäuse und Eidechsen auf Dornen im Gebüsch, Notration für schlechte Tage. Sein Nest baut er ein, zwei Büsche weiter, damit er nicht inmitten seiner Lagerung gefunden wird, clever. Hier ist er also auch, die Landschaft stimmte, offene Wiesen mit Buschreihen. Er sieht so markant aus mit seiner schwarzen Augenmaske, sie ist unscheinbarer gefärbt. so ist es oft bei Vögeln.
Nachrichten hören schaff ich grad nicht, das Arbeiten frisst mir zu viel Zeit weg. Sport läuft als Notprogramm, der gute Zustand, den ich hatte zu Zeiten von Wochenendarbeit, auch Kurzarbeit, geht mir langsam verloren. Das Dehnen kommt zu kurz, bzw. es fällt weg, neue Übungen werden kaum erarbeitet, bin froh, die alten halten zu können. So kleiner Luxus wie Stadtgang, Lesestunden, Bäckerbesuche, Kontakte, alles sehr dürftig. In mir drin bin ich am rummaulen, zumal die Zettel mit unerledigten Dingen unanständige Häufungen bilden. Lässt sich das lösen?

Freitag, 30. 4. 2021

Der letzte Spätschichttag, wieder sehr voll, als Privatmensch komme ich erst abends ab halb zwölf vor. Ich bin in innerer Revolte, hab schon nach einer Stellenausschreibung geschaut, die in Tübingen wäre, also kaum noch Fahrtzeit, aber die Entlohnung wäre gar zu dürftig. Zumindest konnte ich diese Wechselbereitschaft in mir feststellen.
Vormittags war der Schornsteinfeger da, ich glaube, das heißt Feuerstellenprüfung, Messung der Abgaswerte, damit mir im Warmen nicht die Luft wegbleibt. Da wird ein Zeitkorridor gesetzt, dann ist es Glückssache, wenn er kommt. Ich hab ihn im Treppenhaus erwischt und meine demnächstliche Abwesenheit erklärt, da kam er recht schnell, er kann sich die Reihenfolge einteilen. Eigentlich wäre ich zum Sport verabredet gewesen, das fiel flach, die Zeit reichte nicht mehr, wir haben auf morgen verschoben.
Das Buch (Der Kick) ist fertig gelesen. Der Versuch, einen monströsen, dummen Mord zu erklären, die Lebenswege der Beteiligten und ihr Verstricktsein in gesellschaftliche Umstände, die sind, wie sie sind. Es ist aufwändig recherchiert worden, die Gesprächsfäden sind mühevoll geknüpft, auch deshalb, weil vorher die Medien ihre Schlagzeilen abgeholt haben ohne Rücksicht auf Verluste. Das genaue Vorzeigen der Zeitengeschichte zurück bis zum Kriegsende, der Erlebnisse der Vorfahren erläutert den Weg in dieses Leben, ohne am Ende Schuld kleinreden zu wollen. Mir bleibt die große Ratlosigkeit, bzw. der Eindruck, dass es keine Lösung gibt und Leben manchmal schiefgeht. Wichtig finde ich eine solche Arbeit auch deshalb, weil wir weiterhin mit knitterigen Lebenswegen zu tun haben, überall sind diese Schicksalsträger unter uns und die Atmosphäre in der Gesellschaft ist anders als in der Nachwendezeit, aber nicht ärmer an Konflikten, Veränderungen und Störungen.

 

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