Donnerstag, 3.9.2020
Der Haken an der Sache ist: Ein Tag,
auch wenn er vergeht mit Arbeit, hat, wie die anderen 24 Stunden,
hin und herfahren kostet 3 Sunden, sind 11 weg, verpflegen, pflegen
soll ich mich, schlafen natürlich und Sport will ich, muss ich
machen. Der Wille zum Textmachen traf nicht auf freie Zeit und
scheiterte. Das soll die Lücke erklären.
Der Dienstag, da ging
es in die Nachtschicht, ist misslungen, ich habe unangemessen lange
an Amtspost gearbeitet, musste telefonieren und warten auf Rückrufe,
so dass am Ende sogar der Lauf ausfiel, weil die Zeit um war.
Mittwoch ging ich trotzig zum Sport ins Studio, zu Hause blieb das
bissle Mist liegen, der Text auch, heute soll aufgearbeitet werden.
Der Tag ist in der Abendstunde, was ich schaffe, mal sehen.
Der
Einstieg in die Wochenarbeitszeit bedrückt mich, da ich mein Leben
vollständig auf das Wochenendmodell umgestellt hatte. Jetzt kommt
mir eine neue Wut auf die Coronakacke, die dieses Dilemma
verursacht. So ein Virus, auch viele davon, sind schuldunfähig, so
dass ich nicht weiß, wohin mit meiner Wut. Ich glaube schon, ich
werd zurechtkommen, die allermeisten Menschen arbeiten so, wie ich
bald soll. Der Umstieg ist sehr gemächlich, da auch durch Corona der
magere Auftragseingang zu Kurzarbeit führt, dadurch findet im Moment
noch allerhand Freizeit statt. Genug geblubbert.
Als ich mittags
aus dem Bett kam, gefrühstückt hatte, gemütlich, mit dem Wissen, die
Wochenarbeit ist erledigt, freute ich mich auf den Rechner. Der
machte mir eine Sendung vom letzten Sonntag verfügbar, auf SWR2
liefen vier Stunden zu 100. Geburtstag von Charlie Parker, einem der
grandiosen Erneuerer des Jazz und Erfinder der Bebop. Zwei Stunden
hab ich geschafft, herrliche Musik, z. T. Originalaufnahmen von 1946
an, viele Stimmen, Texte von seinen Kollegen und ein Einblick in
sein chaotisches, dynamisches Leben, viel mit Drogen und Sauferei,
wie es halt damals war, alles sehr interessant. Auf meinen
Lieblingssender ist Verlass. Kleiner Stadtgang mit Kuchen zum
Kaffee, schließlich ist frei, paar Bücher aus dem
Stadtbücherschrank, und zum Sport. In die zwei Stunden passte zum
Crossfit und Bauchtraining das Jonglieren, da muss ich halt
dranbleiben, sonst vergeht das wieder. Nach der Sauna beim
Zeitunglesen fand ich die Mitteilung, dass ein Tonwechsel ansteht,
nach sieben Jahren. In Halberstadt in einer Kirche wird eine
Orgelkomposition von John Cage aufgeführt, seit 2001, insgesamt
dauert es 639 Jahre. Der neue Klang läuft bis 5. Februar 2022. Das
Stück ist vorgesehen für die Spielweise so langsam wie möglich, die
Uraufführung dauerte ca 29 Minuten. Die Halberstädter Aufführung ist
wegen eines historischen Ereignisses in dieser Länge vorgesehen (die
Fertigstellung der ersten Orgel in dieser Kirche bis zur
Jahrtausendwende, als dieses Projekt erdacht wurde, ist im Jahr 1361
vermerkt, ergibt ...). John Cage ist der mit 4:33, eine Komposition,
während der 4:33 min nichts zu hören ist. Da ist der Umgang mit
diesem Stück wohl eine korrekte Reaktion. Wenn man sagen würde, das
ist ja völlig sinnlos, spränge man, glaube ich, zu kurz. Um das
Nachdenken darüber etwas aufzulockern, reiche ich hier einige Bilder
nach, die im Zusammenhang mit kürzlich geschriebenem stehen.
Die Rossminze und die Herbstzeitlose, das heißt, das meiste vom
Sommer ist vorbei. (24.8.)
Ein Wald voller Alpenveilchen im Bayrischen, damit ihr mir das
glaubt.(27.8.)
Freitag, 4.9.2020
Es war ein schöner Tag, Sommer, warm, erst war ich laufen, seit
anderthalb Wochen das erste Mal, entsprechend hat es geknirrscht im
Gebälk und gejapst beim Atmen. Egal, 10 km sind 10 km, die Zeit war
nicht so schlecht. Mittag gab´s zu Hause, Pfifferlinge an
Dinkelnudeln, könnte mein Leibgericht sein. Für den Nachmittag war
ich verabredet mit meiner Kirchheimer Kunstfreundin, im Atelier
fingen wir an, wir haben ihre Kunstentstehungen und die Intentionen
besprochen. Der Stadtgang führte schnurstacks zum Biobäcker, dort,
wo jeder Kuchen schmeckt. Der Birnenrahm hat mich verzückt. Auf dem
Rückweg haben wir in der Bücherei reingeschaut, da war
Bücherflohmarkt, wir haben beide allerhand rausgetragen. Ich hatte
mir gewünscht, dass mein Text etwas genauer besprochen wird, das
haben wir im Atelier, von der Abendsonne erleuchtet, geschafft, ich
kam ganz gut weg, es gab einzelne kritische Anmerkungen, von denen
ich eine gleich bearbeiten werde, da sie mir plausibel erschien, die
anderen betreffen nicht so grobe Schnitzer, da denk ich noch drüber
nach. Es ist von großem Vorteil, jemanden zu haben, der Anteil nimmt
und eben nicht blindlings absegnet, und es scheint eher selten
vorzukommen, ich kann mich also als Glückspilz betrachten. Bei der
Heimfahrt überfiel mich ein Gelüst auf noch einen Kaffee, dadurch
dauerte es länger und ich habe wieder denselben Schreibzeitkorridor
erwischt wie üblich, es ist die letzte zum Tag gehörende Stunde.
Samstag, 5.9.2020
Medientag: Die Sendung über Charlie Parker zu Ende gehört, gestaunt
über seine Wirksamkeit bis heute, z. B. im Hiphop und Rap, die
benutzen Samples aus seinen Stücken und es klingt gut und richtig.
Es wurde aufgezählt, wen er alles angeregt und auf den Weg gebracht
hat, dabei ist er nur 34 Jahre alt geworden. Außerdem ist es
amerikanische Geschichte, Rassendiskriminierung war damals normal,
nicht Diskriminierung, sondern amerkanische Kultur, und es muss
schrecklich gewesen sein, alle Tage unter die Nase gerieben zu
bekommen, das man schwarz ist, unwert und egal und nur hinten rein
darf.
Viel gelesen, ein harmloses Buch fertig, das spannend
geschrieben war, ein kleines Buch, auch harmlos, da staun ich wieder
über den Erfolg, es ist so einfach gestrickt, linear erzählt, schaut
kaum links und rechts, kommt erwartungsgemäß zum glücklichen Ende,
wo alles gelöst ist, wurde verfilmt, war auch erfolgreich, warum?
(Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran)
Aus lauter Wut hab
ich mir den Spiegel gekauft, da kann ich mich dran reiben. Ich will
mich reiben.
Sport im Studio hat geklappt, 2 Stunden draußen am
Tower, ich zähl mal wieder auf, 12 Klimmzüge, 12 Dips, 1 min lange
Planke, 3 mal, 6 Hängerollen, 10 sec tuckplanche, 10 sec Handstand,
3 mal, 8 Kopfunterschulterzüge anschließend hängend den L-Sit, unter
10 sec, pistol squat geführt 3 je Seite, muss ich erst lernen, 3
mal, tuck front lever 10 sec, noch nicht schön, noch mal Handstand,
3 mal. Das ist alles ziemlich anstrengend, ist gedacht als
Anschleichübung für die wirklich aufregenden Calisthenic-Figuren,
ich bin gespannt, was da rauskommt. Abschließend ein wenig
Jonglieren üben, Sauna, Zeitung lesen.
Sonntag, 6.9.2020
Der Wecker klingelte um sechs. Ich möchte frühstücken, dabei lesen,
es ist schließlich ein freier Tag. Halb neun wollen wir in Hirschau
loslaufen, beim Hinfahren an allen Bäckern Riesenschlangen, da
anzustehen, das
brächte ich nicht übers Herz. Geplant sind in der Gruppe 2, Schnitt
ca 6 min/km, 20,6 km, durch schöne Landschaften, der Märchensee in
Wendelsheim, und schöne Wälder, nebenher konnten wir gut schwätzen,
es war kurzweilig. Da wir in der ersten Hälfte sehr langsam waren,
hab ich danach etwas am Tempo gedrückt, der tatsächliche Schnitt
über alles war 6:12 min /km, wir haben nicht ganz aufgeholt. Egal,
alle sind gutgelaunt angekommen, Baggerseebaden war im Angebot, ich
wollte aber ins Studio, in die Sauna. Mittag zu Hause, ein kleines
Mittagsschläfchen gab es, Lesezeit, Kaffee auch.
Ein Kollege
hatte mir vorgeschwärmt vom Trainingsparcours in Reutlingen
Orschel-Hagen, das wollte ich mir ansehen. Ein schönes neues Gerüst
mit vielen Möglichkeiten für Klimmzüge und Dips und was dann alles
noch so geht. Leider war gar niemand am trainieren, zumindest hab
ich es gesehen.
Dadurch war ich schnell zurück, hatte Lust auf
Stadtgang, also Bücherschrank, nahm den Stapel Ausgelesenes mit,
freute mich auf einen leeren Rucksack heimzu, das hat wieder mal
nicht gepasst. Schöne, dicke Bücher, Höhepunkt J.K.Rowling, ihr
erster Roman für Erwachsene. Da sie wunderbar erzählen kann, sieben
Bände Harry Potter, freue ich mich drauf. Grad hab ich den Spiegel
noch in Arbeit, übermorgen kann ich umsteigen.
Montag, 7.9.2020
Um elf sitz ich zu Hause, gewaschen, am Esstisch, das ist jetzt
immer so in der Spätschichtwoche. Es gefällt mir nicht. Das ist der
Antrieb, das hierher zu schreiben. Vormittags hab ich es geschafft,
zum Sport zu gehen, ich war nicht so lang wie sonst dabei, hab aber
die wichtigsten Übungen durchgezogen. Die Arbeit ist coronabedingt
anders, ich bin allein in meiner Reihe, die anderen sind zu Hause,
Kurzarbeit. In den meisten Reihen ist es so. Das soziale Erlebnis
der Arbeit tendiert gegen Null, zumal die Vorgesetzten nicht aus
ihren Büros kommen, sie sollen uns nicht begegnen. Was machen sie?
Es ist ein Notmodus, in dem vieles auf Sparflamme läuft. Kommen
Fehler im Ablauf, hakt es und hält an, da die Kommunikation sparsam
ist, da die Kommunizierenden wechseln wegen der Kurzarbeit, fängt es
oft wieder bei Null an, oder es fängt eben nicht an. Wie lange
klappt das so?
Dienstag, 8.9.2020
Die Schnellschreiberei am späten Feierabend, ob das immer gut ist,
da was zu verzapfen. Ich versuch es. Es begann mit Scheitern, eine
Bürogeschichte ging nicht, weil die Voraussetzungen nicht stimmten.
Morgen wieder, vielleicht klappt es. Dadurch war es sehr schnell
erledigt, plötzlich war noch ein Zeitfenster offen, ich ging laufen.
Die Standardstrecke mit vielen Anfeuerungen meiner
Adidas-runtastic-Freunde. Es war herrlich draußen, der Kopf war frei
und die Musik war wundervoll. Wynton Marsalis und seine Truppe
spielten Standards, sie machen das auf allerhöchstem Niveau, es ist
die pure Freude, den verschiedenen Soli hinterherzuhören.
Duschen, Essen, schnell zum Bus, es geht hier schon mit Baustellen
los, die ganze Strecke ist voller Umleitungen, es dauert länger und
dieser große Bus quält sich durch viele enge Stellen. Ich bewundere
den Fahrer, ich würde mich mit so einer großen Kiste nicht trauen
und schon gar nicht in diese kleinen Wohngebietsstraßen. Auf Arbeit
wie gestern. Durch Zufall hab ich auf einen Kalender geschaut, so
ein Werbeding für unsere Kunden, es hängt einer in unserem Gang. Da
ist der 8. September als Tag Mariä Geburt vermerkt. Am 22.9 steht
was von Herbstanfang, das finde ich nachvollziehbar, aber was fangen
unsere Kunden mit dem Hinweis auf Mariechen an. Ich hab dann
geschaut, hab nichts von anderen Geburtstagen in diesem
aufgeklappten Vierteljahr gefunden, nicht von Luise, Karl oder
Mohamed, allerdings war im August, am 15., noch Mariä Himmelfahrt
eingetragen. Das Autohersteller oder Maschinenbauer so an Maria dran
sind, war mir nicht klar.
Donnerstag, 10.9.2020
Der vierte Tag der Spätschichtwoche ist geschafft, ich will nicht
rumheulen, ganz viele Menschen arbeiten immer so, mir fällt es noch
schwer, so wenig Freizeit zu haben und auch so seltsam fremdbestimmt
zu sein. Die Geschichte ist, es gibt Geld, genug, um an der Stelle
recht unbeschwert in die Welt zu schauen. Mit der Lust auf
Selbstverwirklichung kam ich während der Dreitagearbeitswoche besser
zurecht, mal sehen, wie lange ich das so schaffe und will. Schon die
Sache, dass wegen der Arbeit gestern der Text ausfiel, piept mir.
Den Einkauf hab ich erledigt, da war der Vormittag rum, bis alles im
Kühlschrank und sonst verräumt war. Dadurch war sportfrei. Textfrei,
sportfrei, bin nicht einverstanden. Dafür hat sich heute der
Bürokram gelöst, der mir die ganze Woche schon im Nacken saß. Vor
Freude bin ich gleich ins Studio, hab am Tower alles nachgeholt und
saß ganz ausgeglichenen im Bus und hab bisschen Schlaf nachgeholt.
Die Arbeit lief ruhig, ich werkel da allein vor mich hin, wenn ich
nicht mal mit einem Kollegen Kaffee holen gehe, bräuchte ich den
ganzen Tag nicht reden. Heimzu im Bus mit dem festen Vorsatz, paar
Zeilen zu liefern, da stehen sie nun. Kein brillanter Bericht, Ziel
erreicht, kommen bald bessere Tage.
Freitag, 11.9.2020
Haha, es ist geschafft, die Spätschichtwoche ist rum, und es folgt
eine Woche Betriebsschließung wegen Corona
und dem schlechten Auftragseingang. Das bedeutet, das Wochenende ist
frei, fünf Arbeitstage sind frei, das nächste Wochenende und noch
der Montag, da beginnt die Nachtschicht erst abends, alles frei,
frei, frei. Ich bin entschlossen zu genießen. Nicht faulenzen,
sondern selbstbestimmt das machen, was mir wichtig ist. Ich weiß
schon, was so kommen wird, Sport und Laufen, Lesen, zu Hause einiges
erledigen. Kuchen essen gehen, diese Woche gab es gar keinen.
Vormittags war ich im Studio, ich hatte diese Woche brav alles
abgearbeitet, was anstand, dadurch war es sehr entspannt. Anderthalb
Stunden draußen am Tower, daneben in der Felsenbirne saß unten eine
Eidechse und schaute mir zu. Als ich Liegestütze machte, probierte
sie ein paar, auch die Klimmzüge schienen sie zu inspirieren, sie
fing an im Busch zu klettern. Kniebeuge kann ich besser, aber beim
Wackeln mit dem Schwanz hat sie klar gewonnen. Noch kurz jonglieren,
dann Duschen, Sauna, Essen, zum Bus. Auf Arbeit, wir holten uns
einen Kaffee, kam die Chefsekretärin dazu, um dort Blumen zu gießen,
sie erzählte, noch zwanzig Tage, dann sei der Ruhestand erreicht.
Sie wirkte dabei sehr fröhlich, 42 und ein halbes Jahr in dieser
Firma seien dann rum, als sie anfing, gab es meinen Kollegen noch
nicht mal.
Samstag, 12.9.2020
Das war ein wundervoller Ruhetag, ich habe den Vormittag spät
begonnen, frühstückend, lesend, ein wenig am Rechner gedaddelt, mich
nicht schrecken lassen von vielen Vorhaben, die ich sowieso nicht
alle schaffe und bin, als Lebensgeister sich nicht anders bändigen
ließen, ins Studio gegangen. Hab mir Ausführlichkeit gegönnt, mich
konzentriert auf etwas in Vergessenheit geratene Übungen, z. B. mit
Hilfe der Ringe die Pistolsquats versucht, oder den Handstand oder
Liegestütze mit hohem Arsch, die gehen mehr in die Schulter. Hatte
den Tower für mich allein, wo waren all die Sporttreibenden, ich hab
es später rausbekommen. Nach der Sauna im Schattengärtle
Zeitunglesen, auf dem Rückweg nach Hause einen Schlenker zum
Chinesen, da war das späte Mittagessen erledigt. Ich hatte Lust auf
Stadtgang, der Kaffee fehlte noch, und bin in einen langen
Einkaufsmarkttag geraten, hätte ich es vorher gewusst, wäre ich
woanders hin. War also belustigt bis genervt von den Eifrigkeiten
der Händler und Verkäufer und dem Gedränge auf dem Markt und
drumrum, es gab eine kleine Livemusik, an einer Modenschau, naja
bisschen kleiner, ein 5m-Steg aus rotem Teppich, kam ich kaum mehr
weiter, außerdem musste ich dauernd grüßen, da waren u. a. viele,
die ich aus dem Studio kenne. Am Bücherschrank war ich erfolgreich.
Der Abend verging lesend.
Sonntag, 13.9.2020
Da ich sonntags frei habe, ist es ein Lauftag geworden. Ich gehe mit
den Hirschauern auf die lange Strecke, heute waren 22,4 km, wir
haben es mit all den Höhenmetern im 6er Schnitt geschafft. Im Wald
die Morgenkühle, draußen schon warm, es roch immermal intensiv nach
Pilzen. Danach hab ich meine müden Beine in der Sauna gereckt, ein
Buch hatte ich eingepackt, so das liegend lesend ausruhen angesagt
war. Zu Hause gab es Mittag, nach der Stadterfahrung gestern wollte
ich menschenmeidend selbst kochen, Dinkelnudeln, süßer Paprika mit
Frischkäse. Nichts besonderes, aber so lecker, ich war richtig
ausgehungert. Lesezeit. Einen Thriller, Die verlorene Bibliothek,
ich werde das alles wieder vergessen, aber es ist spannend
geschrieben. Witzig ist, es klingt wie Verschwörung und in Amerika
sei die Hölle los mit einem kriminellen Präsidenten, zumindest wird
er so verleumdet, das ist unbeabsichtigt fast aktuell. Am frühen
Abend wollte ich meine Beine wieder auf Normalbetrieb bringen und
unternahm eine lange Stadtlatsche, immer weit um die Mitte herum. Bei
solcher Gelegenheit hatte ich den Klausenfriedhof als ein lauschiges
Plätzchen kennengelernt und wollte diesmal zum Sülchenfriedhof. Der
ist aber lang nicht so schön. Neuer vielleicht, uniformierter, kaum
alte Grabmäler, dafür jede Menge moderner Grabschmuckkitsch. Dort
wöllte ich mich nicht dazulegen. Beim Heimlaufen durch ein
Wohngebiet, lauter Einfamilienhäuser, ging es von einem Grillduft
zum anderen. Nicht meine Welt.
Dienstag, 15.9.2020
Ganz einfach der Anfang: Gestern hab ich den Text vergessen. Als ich
ins Bett ging, fand ich, der Tag war herrlich entspannt, dann fiel
es mir ein. Na klar, die letzte Stunde am Abend hab ich auf Youtube
geschaut, einen auf Unterhaltung gemacht. Ich hab es wirklich
vergessen. Seit fast einem halben Jahr schreib ich fast täglich,
wenn ich nicht schrieb, gab es einen Grund, Zeitmangel oder kein
Zugriff auf meinen Host. Das Hirn ist ein erstaunlich Ding. Was
hätte ich gestern zu erzählen? Vom Putztag und meiner Unlust da
drauf, bisschen Amtspost, ich weiß jetzt, wie es geht, viel Lesezeit
zum Troste, abends war Sport. Wir haben nicht wirklich was verpasst.
Auf meinem Zettel für heute stand ganz unten groß Text , außerdem
wollte ich zum Friseur, das hat geklappt, ich bin da kompliziert,
wenn ich nicht sofort dran komme, gehe ich wieder, dadurch kommt es
zu mehreren Versuchen, die, sind sie erfolglos, beim Bäcker nebenan
enden. Warten ist etwas, das müsste ich noch lernen, ich vermute, es
wird im nächsten Leben stattfinden müssen. Überraschend gepflegt
verließ ich diesmal den Laden, es ging schnell, so war noch Zeit für
ein Läufchen. Die Standardrunde bei gediegener Wärme, nachher beim
Duschen konnte ich mir den ganzen Friseurduft vom Kopf spülen. Es
war Pflegetag, ich hatte einen Termin bei der Fußpflege, auch da war
das Ergebnis sehr angenehm. All die angelaufenen Hornhautdrangsale
waren nach einer halben Stunde weg, wie neu fühlte sich alles an.
Aquajoggen war geplant, bei schönster Abendsonne trafen wir uns im
Freibad. Es war richtig voll, so dass wir Mühe hatten beim
Geradeausschwimmen, danach sind wir in einem anderen Bereich so am
Quirlen gewesen, dass die gemächlichen Schwimmerinnen große Bögen um
uns machten. Das Ergebnis war zuverlässig erreicht, wir waren nach
40 Minuten platt. Mussten aber noch zum Bauchkurs, wir waren
angemeldet. Sonst hatten wir den Badespaß vormittags, das gab eine
Pause zum Studiobetrieb, es ging also platt hin und platter raus,
jetzt kann ich kaum noch die Finger heben, um das hier zu schreiben.
Mittwoch, 16.9.2020
Man könnte sagen, das war ein missglückter Tag, denn von meinem
Planungszettel ist nichts, gar nichts erledigt worden. Manchmal ist
das Leben so. Ich gab mir frei, hab gelesen, und ich konnte es nicht
aufhören. Mir war das schon klar, als ich das Buch anwählte, dass es
so kommen wird. Von Ken Follett "Eisfieber", da ist keine große
Literatur zu erwarten, aber es geht spannend zu. Der Plot ist
nachvollziehbar, das beherrscht er, die Erzählung ist erfolgt
chronologisch, springt von Ort zu Ort, bzw zu den jeweiligen
Personen. Teilweise geht es richtig lustig zu, fand ich jedenfalls,
z. B. wenn er beschreibt, wie eine dickliche Frau die Treppe
runterkullert und ihr der Rock dabei hochrutscht und bleiches
fülliges Fleisch enthüllt. Das wird regelrecht klamaukig, ohne ganz
aus der Glaubhaftigkeit zu rauszugehen. Immerhin konnte ich mich
nach diesem im Sitzen und Liegen verbrachten Tag abends ins Studio
aufraffen, da musste ich die Energiebilanz in Ordnung bringen.
Anderthalb Stunden, dazu die Sauna. Für morgen hab ich einen neuen
Zettel formuliert, schlafen gehe ich mit lauter guten Vorsätzen.
Donnerstag, 17.9.2020
Der Zettel war ganz schön voll, nach der Schluderei gestern. Ich hab
mich ans abarbeiten gemacht, gleich nach dem Frühstück fing es an
mit dem Einkauf, bis alles verräumt war, war die Wäsche fertig zum
Aufhängen, Post lag rum, ich hab sie bearbeitet. Zur Belohnung gab
es eine frische, süße Birne, dann ging es ans Laufen. Eigentlich war
nachmittags Aquajoggen geplant, aber es war kühl, keine Sonne, ich
dachte, wenn es ausfällt, hab ich schon was gemacht. Duschen, Suppe
wärmen zum Mittag, kurze Lesezeit, die Sonne kam raus. Also doch ins
Freibad, Viertel vor fünf stiegen wir ins Wasser, Einschwimmen, mein
Kollege schwimmt so schnell, dass ich mir mickrig vorkomme. Das
Programm: 1 min Vollgas, 30 sec Pause, 30 sec Vollgas, 30 sec Pause,
4 min Gib alles, 1 min Pause, diesen Ablauf haben wir fünfmal
durchgezogen. Da ich mittlerweile zuverlässig oben bleibe, beginne
ich, mir Haltung abzugucken, versuche, aus meinem Rundrücken raus in
eine Läuferhaltung zu kommen, also aufrecht bzw. den Rücken
durchgedrückt. Das muss ich immer wieder korrigieren, und will dabei
glauben, dass es für´s Laufen was bringt. Ich bin noch weit von der
Haltung meines Kollegen entfernt, dem sehe sogar ich Laie an, dass
er im Rücken anders stabil ist als ich. Nach einer knappen Stunde
kamen wir aus dem Wasser, zähneklappernd und froh, es geschafft zu
haben, und sind unter die warme Dusche gesprungen, heute war nicht
viel los im Freibad, dadurch gab es warmes Wasser. Beim Heimradeln
gab es einen schnellen Kaffee und ein winziges süßes Stückle, dann
ging es im Studio weiter mit dem Bauchkurs. Eine neue Trainerin als
Vertretung, d. h. neue Übungen, die waren gut, es hat uns den Rest
gegeben. Ich habe etwas jonglieren geübt, die Sauna war das
Sahnehäubchen. Es gab noch einen Proteinshake, beim Lesen an der
Theke fand ich in der GEO einen Bericht über den Fotografen Salgado,
der in Brasiliens Urwald ein Volk von Eingeborenen portraitiert, und
damit einen Aufruf an die Welt startet, um das Überleben dieser
Menschen mit ihrer Kultur in ihrem Lebensraum zu sichern.
Beeindruckender Fotograf, beeindruckende Bilder, beeindruckendes
Anliegen. Da vollendet sich ein starkes Lebenswerk. Was kann ich da
machen, eher nichts, außer das ich es weitererzähle, es nützt nicht
wirklich.
Freitag, 18.9.2020
In den Nachrichten sind die steigenden Coronazahlen, hauptsächlich
von Europa, nur die Neuinfektionen, nicht wie früher die
Sterbezahlen dazu. Hoffentlich kommen wir mit Maske und Abstand
durch, ohne das wieder alles dicht gemacht werden muss. Die Schule
fing an, in allen Klassen sitzen Ferienverreiste, in den nächsten
Tagen wird man sehen, was draus wird. Ich erinnere mich an die Zeit,
als drei Kategorien in den Nachrichten genannt worden sind, zu den
Neuinfektionen und Gestorbenen kamen die Wiedergenesenen. Ich habe
immer noch keine richtige Angst vor einer Ansteckung, sondern eher
vor den kommenden Maßnahmen. Die Rückkehr zur Normalität fühlte sich
gut an, war aber noch nicht geschafft. Da fehlt noch ein Stück vom
Weg, das fehlt mir auch ganz persönlich. Die Maske mag ich nicht,
anderen fehlt vielleicht der lärmig glückselige Besuch in einem
Fußballstadion oder routinierte Gang in den Puff. Die Hoffnung
bleibt, dass irgendwann in absehbarer Zeit Normalbetrieb einsetzt.
Erfolge am Freitag: wieder ein Fenster geputzt, das Größte.
Selbst gekocht, es gab Brokkoli in dem Süppchen von Dinkelgrieß, mit
Parmesan vollendet.
Wunderbaren Sport gehabt, am Tower den Kurs, anstrengend, danach
noch etwas an der Kraft, gedehnt. Sauna und einen Schwätz.
Misserfolg: Die Kontakte meiner Sportbefragung haben alle nicht
funktioniert, niemand hat geantwortet. Morgen weitere Versuche, mir
fehlen insgesamt noch zehn Rückmeldungen. Ein neues Buch angefangen,
diesmal nicht so einen schnell lesbaren Thriller, Frank Schätzing,
"Nachrichten aus einem unbekannten Universum". Er erklärt
populärwissenschaftlich die Entstehung des Lebens im Wasser der
Erde, vom Anfang, dem Urknall, beginnend. Ich versuche mir
vorzustellen, was er da beschreibt, mit Hilfe meines
Restschulwissens, manches wird mir klarer, kollidiert aber immer
noch mit Vorstellungen aus Kindertagen, dadurch ist es anstrengend.
Ich hab z. B. verstanden, dass zwischen den Bausteinen verschiedener
Materie Platz sein muss, leerer unbesetzter Raum, in Schulzeiten
waren die Abbildungen farbig ausgefüllt, aber eben dicht zugemalt,
dadurch und durch die Erfahrung des Anfassens hatte ich da was
Kompaktes im Gedächtnis, wodurch das richtigere Modell nie das alte
ersetzte. Beim Nachdenken darüber hab ich noch was über das
Nachdenken gelernt, über die Wertigkeit von Information und
Erinnerung.
Samstag, 19.9.2020
Das meiste hat nicht geklappt, alle heutigen Kontaktversuche zu meiner
Sportbefragung sind ohne Ergebnis geblieben, sind vertagt oder
unbeantwortet. am gestern geputzten Fenster sah ich im
Nachmittagssonnenlicht, dass es gar schrecklich aussieht, voller
Schlieren. Soll ich mich der Verzweiflung anheimgeben? Auch blöd.
Wegen solchem Krimskram geht die Welt nicht unter, nicht mal meine.
Bin ich ins Studio gegangen, hatte Zeit, hab Lust entwickelt, hatte
den Tower für mich allein, nach zwei Stunden war ich durch, nach der
Sauna bin ich platt und zufrieden heim. Da gab es die Suppe von
gestern, das war wie ein Bonus, wie früher, als zu Hause die Mama
für das Essen sorgte und ich nur an den Tisch kommen musste.
Nachmittags war frei, schöne Sonne und warm, ich ging spazieren,
Kaffeetrinken, hab es genossen bis zum Bücherschrank, ab da war mein
Rucksack schwer. Seit es diesen Schrank gibt, lese ich schnell und
viel, aber holen tu ich noch schneller. Es ist nicht so, dass ich
ihn jedesmal leer mache, ich nehme nur die vermeintlichen
Leckerbissen, die Stapel zu Hause wachsen unaufhörlich, eventuell
muss ich da was verändern. Ich hab drüber nachgedacht, ein Foto der
Stapel hier dazu zu geben, aber mir ist es peinlich, es sind
wirklich viele Bücher.
Diese Wochenendfreizeit, seit ich nicht
mehr arbeite, macht, dass ich übliches Freizeitverhalten
kennenlerne. Beim Stadtgang, grad in dieser Zeit, tönt überall
Musik, vom Leierkastenmann über Blasmusik und heute war eine
LedZeppelinNachahmertruppe zu hören, die sich sehr mühte, aber es
war vergeblich. Anscheinend sind alle anderen zufrieden damit,
niemand nimmt Reißaus, nur ich versuche, Abstand herzustellen.
Sonntag, 20.9.2020
Das frühe Aufstehen um des Laufens willen scheint mir nichts mehr
auszumachen. Morgens früh um sechs kommt die kleine Hex, lässt den
Wecker rattern, bis die Rollos knattern, und dann steht der Michel
auf, frühstückt vor dem Morgenlauf. Fast hätte es zum Dichter
gereicht. Halb neun starten wir, eine fröhlich schnatternde Horde
gutgelaunter Menschen. Von Hirschau aus gefühlt über alle Hügel und
Aufstiege der Gegend, durch Wurmlingen nach Unterjesingen, die
Strecke kannte ich nicht, ging es rückzu um den Baggersee zum Ziel
in Hirschau. Es waren am Ende 21,71 km und 476 Höhenmeter, in der
Gruppe kam ein 6:10 er Kilometerschnitt raus. Das Schnattern ging
jeweils am Berg in Schnaufen über, aber nur aufwärts. Ich bin
zufrieden von dannen gezogen, hab mir die Sauna im Studio gegönnt.
Es war gut Zeit, Mittag zu kochen, das gelang und mundete, dann bin
ich nach Esslingen gefahren, mit meiner Kunstfreundin war ich in der
Villa Merkel verabredet. Eine von zwei Ausstellungen hieß "Unter
Beobachtung", ein Titel, der mich sofort ansprach. Neun Arbeiten
verschiedener Künstler setzten sich auseinander mit den
Möglichkeiten und Bedrohungen durch digitale Überwachungstechniken.
Unser beider Favorit war die Arbeit Shy Camera von Gregor Kuschmirz,
eine bewegliche Kamera, die, sobald ihre Steuerung ein Gesicht
erkennt, sich abwendet. Dann gab es noch eine verblüffende Sammlung
von Überwachungskameras, deren manche aussahen wie Kameras, andere
waren getarnt als Uhr oder Bewegungsmelder, am schärfsten fand ich
einen Schraubenkopf, der gestochen scharfe Livebilder von uns
lieferte. Alle Systeme sind relativ preiswert und verfügbar. Eine
sehenswerte Ausstellung, die ich empfehle. Die andere Ausstellung
hab ich nicht verstanden, sie war aufwendig und gekonnt aufgebaut,
aber ich hab keine Idee gehabt, worum es gehen könnte, oder was ich
bewundern sollte. Wir waren danach in der Innenstadt, Esslingen ist
schön für Besucher, bekamen wunderbaren Kaffee und Kuchen, und haben
alles besprochen, was sich so angesammelt hatte. Erst im Cafe, dann
im Park, es war ein Spätsommerparadiesabend.
Montag, 21.9.2020
Der erste Nachtschichttag, der ganze helle Tag ist frei, abends,
wenn es dunkel wird, geht die Arbeit los. Da hab ich den Vormittag
vertrödelt, gelesen, am Rechner gedaddelt, bin mittags zum Sport
gegangen, bei schönster Sonne am Tower, ganz für mich allein ein
komplettes Workout, zwei Stunden lang, durchgezogen, hab mich um die
Ernährung gekümmert und den Versuch eines Nachmittagschläfchens
gemacht, es misslang wegen unaufhörlichem Geschepper und Geplärre im
Treppenhaus, was will man machen. Dann setzt die Vorarbeitsunruhe
ein, die Neugier, ob das mit dem Werksbus klappt, der fährt wegen
Bauarbeiten woanders ab, und schon steck ich im Vorbereiten und mach
einen Haken an diesen Tag.
Mittwoch, 23.9.2020
Zwei Nachtschichten sind geschafft, eine kommt noch, dann ist
kurzarbeitsfrei. Es ist mein Ehrgeiz, trotz zeitfressender Arbeit
den Sport durchzuziehen, im Moment geht das gut, weil wir kaum volle
Wochen durchschaffen. Gestern war ich nachmittags im Studio,
anderthalb Stunde am Tower Kimmzüge und so, dann gabs Sauna zur
Belohnung. Jetzt komm ich grad vom Laufen, knapp 10 km, die
Standardrunde. Es war schön draußen, gute Luft, es hat Spaß gemacht.
Die Arbeit, naja. Ein Lacher nach dem anderen. Beispiel. Der Bus vom
Werksverkehr, das ist Klasse, dass wir so was haben, fährt wegen
Bauarbeiten woanders ab, und es wird nicht an alle durchgesagt.
Manche wissen es und fahren mit, andere stehen am bisherigen
Einstieg und wundern sich. Einer hat kein Auto und geht wieder heim.
Ich hab es durch Zufall bei Kollegen gehört und nachgefragt.
Morgen früh räume ich meine Arbeitsschuhe wieder ins Regal und
genieße vom Leben.
Donnerstag, 24.9.2020
Nach einem schnellen Schläfchen der Versuch, in den Normalbetrieb zu
kommen. Das ist nicht schwer, denn es ist mit freier Zeit und
Vorfreude verknüpft. Ich hab also mittags gefrühstückt, dann musste
ich eine kleine Einkaufsrunde gehen, da einiges fehlte,
schlauerweise führte die zum Bäcker hinein, es gab russischen
Zupfkuchen und Kaffee. Zu Hause stand ein Notputz an, eigentlich
erst montags, aber morgen fahr ich nach Bayern, nach paar Tagen
kommt die ganze Enkelfamilie hierher, und da soll es sauber sein.
Als ich fertig war, Wäsche war gehängt, das Clo piekobello, wollte
ich ins Studio, da gab es doch tatsächlich ein Gewitter. Richtiger
Regen, so, dass ich nicht raus wollte. Ich hab´s abgewartet, bin 10
min später los, da war es erledigt. Im Studio hab ich probiert,
draußen am Tower was zu machen, aber da war zu viel Wasser, an den
Stangen und am Boden, da platschte es richtig. Hab ich mein Programm
nach drinnen verlegt, es ist immer noch nicht viel Betrieb, aber
weil die Türen zu waren, ist es miefig und stinkt überall nach
Desinfektion. Scheiß-Corona, denk ich immer. Und sitze hier zu einer
Zeit, in der ich ohne Kurzarbeit schon längst in der Nachtschicht
stecken würde. Da relativiert sich das wieder.
Freitag, 25.9.2020
Bin wieder hauptamtlicher Großvater, noch nicht in meinem
Selbstverständnis, aber gegenüber den Kleinen schon. Der kleine Mann
hat gleich losgekichert und ließ sich gern die Pulle geben, bis er
einschlief. Madamchen tat erst ein bisschen fremd, aber ich hab ihr
was gepfiffen, schon fing das gackern an, ich glaub morgen wird ein
schöner Tag. Wir werden kaum rauskönnen, weil es durchgängig regnen
soll, da müssen wir drinnen was spielen, wird uns schon was
einfallen. Die Herfahrt ging zügig bis München, selbst der
Aichelberg war durchgängig, aber dann war es zerrig. Bestimmt
Feierabendverkehr. Außerdem hat es so geregnet, dass man nicht viel
sah vor lauter hochgefahrener Gischt. Der Herbst ist da, wird er im
Oktober golden? Abends war ich in meinem freundlichen Auswärtsstudio
noch bissle an der Kraft arbeiten, heute waren lauter breitkreuzige
Kerls da, immerhin kannte ich ein paar vom letzten Mal wieder und
wurde freundlich begrüßt. Auch auf diesem Weg heimzu, also zum
Quartier, wurde ich nassgeregnet, in meinem Zimmer ist es aber schön
warm, das W-Lan tut, was will man mehr.
Samstag, 26.9.2020
Am markantesten war der Regen, früh beim Blick auf die Berge wurde
der Begriff Schneefallgrenze deutlich, die Spitzen der umgebenden
Berge waren weiß. Nicht überpudert, durchgängig weiß. Unten in der
Stadt war es zum Drinnenbleiben nass, wir mussten die Kinder
irgendwie bespielen und sie waren zeitweise ungnädig. Die ersten
Zähne kommen durch, die Verdauung produziert Unwohlsein, wenn der
Pubs quer steckt. Es gibt zum Glück immer wieder Zeiten, wo die
beiden fröhlich durch die Gegend lärmen, beim Spielen mitmachen und
charmante Gröler und Quietscher fabrizieren. Mittags war eine Pause,
ich hab mich ins Studio getrollt und ein schönes Programm
durchgezogen. Alles Übungen mit dem eigenen Körpergewicht, da wird
Erdanziehung spürbar, ich brauche keine einzige Hantel anfassen,
alles geht an der Klimmzugstange und den Dipsholmen oder auf dem
Boden, da brauch ich nur zum Ende hin mal desinfizieren, um der
Vorschrift zu genügen. Die Dusche danach: Zwei Duschplätze, von
denen einer per Schild gesperrt ist, vor mir kamen da zwei raus, ich
würde sagen, einer hat mit und einer ohne Schild geduscht. Ich war
belustigt.
Sonntag, 21.9.2020
Der Regen war weg, dadurch wurde es ein schöner Tag. Vormittags war
ich zum ersten Mal in meinem Leben mit einer Trage unterwegs, das
Kind drin, vorn am Bauch. Es war ziemlich kalt, die Kinder waren
durch diese Art Mitnahme schön warm. Mit dem Vater, der mit der
Tochter am Bauch, ich mit dem Bub, wir wurden unterwegs dauernd
angequatscht als die stolzen Väter u s w . Obwohl ich mit meinem
Graubart schon wie Großvater aussehe. Lag es am Ausgang, oder was
immer es war, die Kleinen waren ausgeglichen und freundlich bis
lustig drauf, haben aus den Tragen raus erzählt, bis sie
eingeschlafen sind. Nach dem Mittagessen bin ich ins Studio,
ähnliches Programm wie gestern. Nachmittags sind wir alle raus, die
Sonne schien und die Gipfel der Berge blitzten schneeweiß.
Im Fußgängertunnel fand ich folgende Äußerungen. Da das
öffentlicher Raum ist, wendet es sich an alle. Ich bin also
mitgemeint und reagiere:
Die Fragestellung zeigt, dass da jemand polemisch vorgehen möchte,
sich keine Gedanken macht, ob die inhaltiche Verknüpfung sinnvoll
und zulässig ist, ich könnte auch fragen, Geld oder Wetter? Außerdem
offenbaren sich Impfgegner als Egoisten, die zwar ihre Rechte
beachtet wissen wollen, denen aber der Nächste, der durch
Nichtansteckung vor vermeidbarer Krankheit zu schützen wäre,
piepegal ist, der kommt gar nicht vor beim Denken.
Es geht noch doller. Da wird
mutwillig
bösartig verknüpft.
Was man da alles vorher glauben muss, bevor man so formulieren kann.
Soll man hier anfangen zu argumentieren? Da
fällt die Beschimpfung auf den Beschimpfer zurück, denn als
Diskussionsgrundlage ist das nicht gemeint.
Wir haben es
mittlerweile mit vielen Menschen zu tun, die solche Sachen glauben,
posten, auf Demos schreien und sich als richtíg empfinden und
Andersmeinende nicht anhören wollen. Dieser Virus kommt mir
schlimmer vor als Corona, es scheint keine Therapie zu geben.
Montag, 28.9.2020
Die Frage entstand, gleich nachdem ich den Gesterntext, vor allem
die Bilder geladen hatte. Gebe ich diesem Mist zu viel Raum,
verstärke ich es dadurch noch? Das will ich nicht. Andererseits ist
von der schweigenden Mehrheit die Rede, die nicht wahrgenommen wird
über dem Geplärre der Aluhüte und Hohlköpfe auf den Covid-19-Demos.
Ich hab es ja kommentiert, um Stellung zu beziehen. Auch
deswegen, weil ich es mehrmals bei verschiedensten Anlässen,
Gelegenheiten erlebt habe, dass ich schier vereinnahmt werde, wenn
ich ins Gespräch gerate, wenn ich dem Weltbild der
Verschwörungsversteher nicht energisch widerspreche. Nun ist mir
unwohl beim Widersprechen, ich lasse gern jeden denken was er will,
lasse mich aber nicht gern einsacken. Das war lange Zeit in Ordnung,
erst seit Pegida- und AfD-Zeiten ist das anders, die
Diskussionskultur in diesen Kreisen ist entschwunden, gewichen dem
Lautsein und Pöbeln. Da haben die einen von den anderen gelernt,
bzw. die Soziotope überlappen zum großen Teil.
Ansonsten war es
ein verregneter Enkeltag, wir hatten zu Hause unseren Spaß, auch
einige kleine Kümmernisse, wo man sich mühen muss, manchmal auch
ratlos ist, in der Summe hat ein jeder dieser Tage einen
Wohlfühlüberschuss, der, diese Erfahrung hab ich schon, auch in die
Zukunft wirksam ist.
Dienstag, 29.9.2020
Schon wieder ein verregneter Tag, ich war nur für kurze Fußwege
draußen, hatte den Schirm dabei. Waren wir drinnen. Mein kleines
Mädchen ist zweimal auf mir eingeschlafen, ich trug sie umher, weil
sie quengelig war, dann wurde alles schlaffer und rutschte zusammen,
es fing an zu schniefen, die Spannung ging raus und dann schlief
sie. Als das zum ersten mal gelungen war, wollte der junger Herr
denselben Einschlafservice, ihm konnte geholfen werden. Es ist ein
wunderbares Gefühl, wenn das klappt, ich werde in der Zukunft meine
Freude haben, wenn ich nur dran denke. Die Eltern haben gepackt für
die erste Reise mit den beiden Kleinen, ich glaub, sie waren froh um
meinen Service, und ich kam mir richtig nützlich vor.
In der
Mittagspause ging ich beim Bäcker lang, gestern auch schon, da
sollte ich Brot kaufen, heut war ich ohne Auftrag, lustgesteuert.
Der Lohn war Marillentopfen zum Kaffee, ich bekomm das zu Hause
nicht, muss mich hier dranhalten. Abends ins Studio, so langsam
wurde ich beschnuppert und werde auch von den Kraftprotzen
freundlich behandelt, hab sogar Komplimente von zwei jungen Bengels
bekommen. Morgen geht es auf die Heimfahrt.
Mittwoch, 30.9.2020
Nur kurz, Heimfahrt war ok, kaum Stau, ich war zu Hause der
Gastgeber, die Enkelfamilie kam zu mir. Da musste ich alles
bereithalten für die Kleinen und die Großen, Schlafgelegenheiten
klären, so dass die Kleinen nicht runterrollern, der Einkauf war
nötig, da alles leer war, die Großmutter kam, wollte ihre Enkel
sehen, nachdem die Kleinen versorgt waren, aßen wir alle zusammen,
es war schön und ganz einfach. So ließ ich den Sport Sport sein,
ging mit dem Text genauso um und gehe gleich schlafen, da mit den
Kindern der Tag zeitig anfängt.
Der Oktobertext:
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