Samstag, 1.8.2020
Gestern Frühschicht, die erste Nacht
vor der Arbeit schlafe ich niemals gut vor lauter Unruhe, den Wecker
zu verpassen. Das ist zuletzt passiert als ich zwanzig war, ich
könnte in aller Ruhe die Augen zu machen und schlafen, aber das
gehört zu meiner persönlichen Mackenausstattung. Was ich da noch zu
bieten habe, behalte ich lieber für mich. Zum Feierabend, im Bus
heimfahrend, habe ich alle Umleitungen verpennt, bin erst im Stau
vor Rottenburg aufgewacht. Von der Arbeit rede ich nicht, das ist zu
trübsinnig. Nachmittags habe ich tapfer was im Haushalt gerichtet,
bin auf einen Kaffee los und zum Sport. Crossfit am Tower, jeder
Trainer macht es anders, alle gut, immer überraschend, ich schwitzte
redlich. Jonglieren ging ganz gut, ich übe hohe Würfe, die müssen
präzise geworfen werden, sonst kann man nicht fangen, bei größerer
Höhe ergibt der kleine Richtungsfehler eine große Abweichung.
Irgendwann würde ich mich unter drei Bällen, die oben sind, gern
einmal drehen, sie dann fangen und weiterspielen. Oder, wenn man
Ball vier, gar fünf dazunehmen will, sollte das Werfen hoch und
präzise und dabei schnell genug sein, usw.
Heute, Kurzarbeit,
also frei, war Reisetag. Erst packen, Blumen gießen, tanken, dann
auf nach Bayern, paar Tage Enkelzeit. Die erste Runde wickeln,
füttern hat geklappt, ein wenig rumgegiggelt haben wir auch. Mein
Quartier ist diesmal in einer wunderschönen, alten Villa, die steht
in einem Blumengärtle, wo mit kundiger Hand gepflegt wird, so dass
Kultiviertes und Wildkräuter miteinander wachsen. Es gibt einen
Teich mit Seerosen, und Blutweiderich am Rand. Fast kommt es mir vor
wie das Paradies.
Wo soll der Text hin, war letztens die Frage.
Vielleicht muss das gar nicht deutlich entschieden werden, wenn vom
Leben draußen berichtet wird, darüber nachgedacht und bewertet,
benannt, reflektiert wird, kann ich aneinander reihen, was so kommt.
Ich muss nicht mehr jedes Sporttreiben beschreiben, aber an der
Nachrichtenlage und konkreten Beobachtungen kann ich mich
abarbeiten. Ich gehe davon aus, dass ich dabei manches Fettnäpfchen
treffen werde mit deutlichen Äußerungen, das soll niemanden
persönlich treffen, aber Harmlosigkeit ist nicht mein Ziel.
Fang
ich gleich an damit: In den Nachrichten hörte ich von der Demo der
Coronagegner in Berlin. so war die Formulierung - Gegner. Es seien
15000 Leute, meist ohne Maske, ohne Abstand, es sei auch von rechts
zur Teilnahme aufgerufen worden. Ich finde schon, dass man für
Grundrechte eintreten kann, soll, u. a. fing es so an in Stuttgart,
mittlerweile kommen die Aluhüte und Reichsbürger und AFD-Leute und
Verschwörungsdurchschauer zusammen und sind dagegen. Ob das
taugt, vielleicht als Impfung gegen Corona-Viren, aber gegen Impfen
sind sie auch. Ich hab jetzt noch nichts Konstruktives aus dieser
Richtung gehört, noch nicht mal ein Nachdenken, es ist halt so
selbstgerechte und laute Empörung. Blöd find ich, dass sie dabei
solch einen Rabatz machen, während viel mehr Menschen versuchen, mit
den Begrenzungen abwägend umzugehen, von denen aber nicht so viel
berichtet wird.
Sonntag, 2.8.2020
Erster Tag mit den Enkeln, vormittags ein
Spaziergang im Wald, dann zu Hause Mittag und immer wieder die
Kleinen bespielen und trösten, sie waren mäkelig, konnten nicht gut
trinken, anscheinend das Bäuchle, da ist ein Geglucker drin, kann
mir vorstellen, dass es wehtut. Trotzdem machen sie alles wieder
gut, mit ihrer aufblitzenden Freundlichkeit, ihrem fröhlichen
Erzählen. Wer weiß, was sie da meinen, es ist ziemlich
ausführlich.Nach dem Baden abends sind sie hoffentlich so knülle vom
langen Tag, dass sie gut schlafen, dann starten wir morgen wie neu.
Montag, 3.8.2020
Ich war ein wichtiger Großvater, es gab
einen Arzttermin für´s Töchterle, die Eltern sind mit ihr
losgefahren, ich blieb da mit dem Brüderchen. Hab ihm die Pulle
gegeben, die Windel gewechselt, für Spaß gesorgt und der Mama ein
Video geschickt zur Beruhigung, so lange war sie noch nie und so
weit war sie gleich gar noch niemals weg von ihrem Kind. Alles ging
gut. Als sie wiederkamen, hatten wir wieder zwei fröhliche Kinder
beisammen. Nach dem Mittag war eine Pause, ich hab mich auf einen
Kaffee verdrückt, es gab einen Marillentopfen dazu, ein geiler
Kuchen, wir haben dann die Regenpause für einen Gang nach draußen
genutzt. Und waren rechtzeitig zurück, bevor es losschiffte, es
wurde immer mehr Wasser.
Zu allem ist mir die Anmeldung im
Sportstudio gelungen, ich darf diese Woche trainieren, wann ich
will. Mit Maske rein bis Umziehen, dann ohne, dafür immer nach
Benutzung desinfizieren. Anderthalb Stunden bin ich aufgefallen mit
meinem Bodyweighttraining, es ist eher ein Pumperstudio, die
Atmosphäre ist in Ordnung, es geht freundlich zu.
Die Nachrichten
von Berlin wirken wirr, bisher war die Rede von 15-20 000
Demonstranten, jetzt sind Zahlen von 800 000 aufwärts bis 1,3
Millionen im Angebot, mein Eindruck ist, die Durchblickerfraktion
hat bisschen multipliziert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es
so viele seltsame Leute geben soll, das wäre zumindest meine
Hoffnung.
Dienstag, 4.8.2020
Wieder Kindertag, anstrengend heut, weil
beide Kinder nicht gut trinken konnten, der Bauch, oder was auch
immer, sie waren unzufrieden und rappelig, zwischenrein immer wieder
wundervolle Giggelein, wenn sie freundlich schauen, einen gar
anlachen, ist alles gut bei den Eltern, bei mir sowieso.
Es gab so
viel Wasser am zweiten Regentag, ich wollte gern an die Salach
schauen, tatsächlich gab es die Regenlücke am späten Nachmittag, wir
waren zu viert unterwegs, die Mutter wollte zu Hause ungestört
wirtschaften. Die Saalach war anderthalb Meter über normal,
geschätzt, sie war sehr schnell, braunes Wasser mit gefühlt 70 km/h,
richtige Wellen, wo sonst pure Idylle herrscht. Dann sind wir im
Kurpark an allen seltenen Bäumen, Blumen, Sträuchern lang, es waren
kaum Leute unterwegs, weil es eben kühl war und aussah wie Regen.
Sportzeit, Essenszeit, Schreibzeit, fast ist es stressig, zum Lesen
komm ich gar nicht. Macht nichts, zu Hause kann ich wieder
rumtrödeln.
Mittwoch, 5.8.2020
Die WetterApp bestätigte das Ende des
Regens, drum sind wir zu viert auf zu großer Runde, drei Stunden mit
dem Zwillingswagen über matschige Waldwege zu einem schönen Auwald,
der anscheinend angelegt wurde, er wirkte recht stimmig. Nach dem
vielen Regen waren die Überflutungsflächen voll, es war ein Fließen
und Gluckern, mir hat es gefallen. Es ging rückzu an einem Bauernhof
lang, auf den Wiesen riesige Kühe, und Ziegen und weiße Gänse und
Graugänse. Die Rauchschwalben flogen flach über den Grasspitzen,
elegante Flieger. Botanisches Glück: mehrere Sorten vom Hohlzahn,
der bunte und einfarbiger gelber und roter. Unterwegs mussten wir
ein Kind aus dem Kack holen, dann gabs noch ein Spuckerle, was so
jungen Eltern alles widerfährt, diesmal auch mir. Wir haben es
wacker geschafft, kamen zu Hause an, da gab es Pizza vom
Lieferdienst, der Nachmittag wieder mit schwierigen Trinkhemmungen,
dadurch zu Herze gehende Bekümmernisse und die Ratlosigkeit, wie
könnte man das lösen. Abends ist das Studio meine Rettung, die
Eltern müssen dranbleiben, sie schaffen das auch, wir haben es
früher auch geschafft, und sie machen es wirklich gut und zusammen
und so, wie es halt geht.
Im Studio war eine Gruppe junger Kerle,
die zusammengehörten, einer sprach mich an wegen meiner Übungen, und
es stellte sich heraus, es waren Bereitschaftspolizisten aus
Sachsen, die hierher verborgt werden. Sie kommen schon seit zwei
Jahren her, erst wegen der Flüchtlingskrise, so nannten sie das,
jetzt wegen Corona. Sie sind nicht zu beneiden, zweimal im Monat je
9 Tage weg von zu Hause, eine Schicht geht über 12 Stunden. Der
Sport sei als Ausgleich wichtig.
Donnerstag, 6.8.2020
Nach dem Frühstück habe ich mein Zimmer
geräumt und bezahlt, es war noch der Vormittag mit den Kindern
geplant. Wir haben uns die Saalach angeschaut, sie war immer noch
hoch und schnell, aber kein Vergleich mehr zum Vortag, das meiste
Wasser war durch, wer weiß, wann es wieder was gibt. Mit den
Kleinen, es ist die pure Freude, egal was sie machen. Heut gaben wir
unterwegs ein Fläschle, dann ist das Bäuerle wichtig, bestimmt
wissen alle, was das ist. Jedenfalls trägt der Vater sein Bubele,
dass es gelingen möge, dann sag ich, mach ma n Bauer, da rülpst der
mich an, dass ich mich erschrocken hab. So ein kleiner Kerle kann es
wie ein Bierkutscher. Die Heimfahrt, stupide Autofahrt, fünf
Stunden, mit dem Zug und der besten Verbindung dauert es sieben.
Wenn da noch was erfunden würde, ich würde auch als Datenpaket durch
Lichtfaser reisen, wenn es schneller ginge. Aber so dicke Kabel hats
nicht. Zu Hause war ich einkaufen, die Wäsche hängt, Gemüse ist
geputzt, Obst gewaschen, Ingwer geschält, da läuft es wieder, und
war noch Zeit für Sport. Der Bauchkurs fiel aus, hab ich selbst
gemacht, mal wieder gründlich ins Dehnen gestartet und in den
Handstand, ich konnte ihn schon mal, dann hab ich es vergessen und
gemerkt, er ging nicht mehr. Muss ich üben. Im Zusammenhang mit
Corona werden wir von den Aluhüten demnächst was von
diskriminierenden Zwangstests hören, einerseits, wie die Regierung
sich andererseits von Herrn Erdogan erpressen lässt, die Reisewarnung
zurückzunehmen, das wirkt nicht völlig souverän. Demokratie und
Kompromiss, das gehört zusammen, ich will es nicht tauschen gegen
was auch immer.
Samstag, 8.8.2020
Vormittags am Text, eher ungewöhnlich, da
hab ich ja noch nichts erlebt. Nehm ich den Freitag her, die Lücke.
Ich habe mich mit Amtspost gequält, die liegt immer noch und wartet
auf Erledigung, dann bin ich zur Arbeit. Kaum Personal, wenig
Vorrat, aber eine Neuerung. Sie wird zwar kaum erklärt, also das
übliche Verfahren, aber sie wirkt dann so einfach und verstehbar,
dass man sofort damit klarkommen kann. Bin gespannt, ob der erste
Eindruck richtig ist. Abends, wenn ich zu Hause bin, was gegessen
hab, war es spät geworden für den Text, so richtig dringend war es
nicht. Heut gab es ein Erlebnis als Frühstückslektüre: Ich nahm das
Begleitheft von der Ostrale, einer Kunstausstellung, die ich voriges
Jahr in Dresden angeschaut habe. Alle Arbeiten waren aufgeführt, je
ein kleiner Begleittext ist dabei, auf den ersten zehn Seiten gab es
kein einziges Wiedererkennen. Mit Bildern wäre es sicher anders
gewesen, und ich hab auch drei Arbeiten in guter Erinnerung, die ich
aber im Verzeichnis nicht gefunden habe, ich hätte suchen müssen.
Ich sitze ein wenig ratlos da, könnte über die Wirksamkeit von
Ausstellungen reden, über gute und mittelmäßige Arbeiten, die man
sich merkt oder schnell vergisst, über meine Wahrnehmung und meine
tagesaktuell unterschiedliche Bereitschaft zur Auseinandersetzung,
über die Fülle in einer Ausstellung, die ich in der Lage bin,
bewusst abzuarbeiten. Dann aber auch über Qualität. Die
Picasso-Ausstellung in Basel, van Gogh in Frankfurt, da weiß ich
konkret die Bilder, hab sie im Kopf, dazu mein Beeindrucktsein beim
Davorstehen. Diese Bilder haben zu einer sofortigen und
wiederkehrenden Auseinandersetzung geführt, werden verknüpft mit
jeweiliger Zeitgeschichte und einem großen Staunen über die
Fähigkeiten dieser Maler, in ihrer Zeit neue Lösungen anzubieten,
die tatsächlich neu sind und logisch wirken. Das ist anscheinend in
Dresden eher wenig passiert. Also nicht die Auseinandersetzung, weil
der Anlass fehlte. Eine der Arbeiten, die ich mir gemerkt habe, war
ein Spiel mit verschiedenen Holzteilen, man sollte eine Vorlage
nachbauen und musste verblüffende Balancen herstellen, die aber
perfekt funktionierten. Zwei dieser Arbeiten hab ich nachgestellt
und bin zufrieden weiter. Also erreicht worden.
Bis hier,
demnächst muss ich los zur Arbeit, vorher Mittag kochen, nächste
Text eher montags.
Montag, 10.8.2020
Der Sonntag verging mit Arbeit, mehr
schlecht als recht, durch die Stillstände wegen dem Auftragsrückgang
sind die Anlagen so fehleranfällig, dass man den Mut verlieren
möchte. Als wir heimfuhren, fing ich an, mich auf vier freie Tage zu
freuen. Mein Montag fing mit putzen an, ich war motiviert, da ich
das Problem mit der Post gelöst hatte. Es ging schnell und gut, da
war noch Lust zu laufen, die Standardrunde, 10 km, wegen der Wärme
allemal genug. die Zeit war nicht schlecht, geschwitzt hab ich
reichlich, unterwegs wollte ich blühenden Stendelwurz fotografieren,
da lief mir der Schwitz dauernd in die Augen, beim Laufen ging es.
Nach so viel Haushalt brauchte ich nicht selbst kochen, ging beim
Chinesen lang und hab mal was neues probiert. Die Soße war so süß,
fand ich nicht gut, in Zukunft wähl ich drumrum. Kaffee und
Lesestunde, ein kleines Pausenschläfchen, der Tag vergeht so
schnell, die Wäsche hab ich gehängt, da war die Zeit ran, ins Studio
zu gehen. Ich war für functional training angemeldet, wollte vorher
noch ein kleines Kraftprogramm machen. Nach fast zwei Stunden bin
ich etwas platt in die Sauna, und das war richtig vergnüglich. Wir
schwitzten und schwätzten zu viert, es war lustig, es gab schöne
Neuigkeiten, das war wie vor der Coronazeit. Bisher war ich fast
immer allein da.
Dienstag, 11.8.2020
In der Hauptsache gibt es was
nachzureichen: Zur Beschreibung der Arbeit aus dem letzten
Samstagtext zwei Bilder, die eine der drei Arbeiten von Joachim
Noack darstellen.
Noch ein Bild vom Hohlzahn, der kam am letzten Mittwoch vor.
Ich hab mir gedacht, diese Bilder machen so viel klar, dass es gar
nicht schlimm ist, wenn ihr mal zurückscrollen, fast hätte ich
blättern gesagt, also geschrieben, müsst. Dazu dieser Satz, der so
falsch aussieht, aber die Regeln brav einhält.
Heut hab ich einen
Amtstermin überstanden, zu dem ich völlig ahnungslos hin bin.
Nachdem ich allerhand unterschrieben habe, gehe ich davon aus, dass
alles läuft, wie es angsagt wurde, wenn nicht, bin ich bissle im
Arsch. Ich muss lachen, wenn ich mir vorstelle, wie unterschiedlich
die verschiedenen Menschen so was regeln. Manch einer studiert alles
Kleingedruckte und informiert sich vollständig, ein anderer schmeißt
unbesehen alles weg, was über das Mindesthaltbarkeitsdatum drüber
ist, ich gehöre eventuell zur Fraktion Hans im Glück. Wieder zu
Hause, verräume ich all das Papier und mache weiter im Alltag.
Lesen, Kuchen essen, Sport am Abend. Text.
Gestern ist mir der
Komödiant Florian Schröder auf der Querdenkendemo in Stuttgart auf
YouTube vor die Linse gefallen. Er hat u. a. den Coronaleugnern
gesagt, dass er die Krankheit ernst nimmt, sich an die Masken- und
Abstandregeln halten will und wurde ausgebuht. Er wies drauf hin,
dass er das in der Demokratie sagen darf, dass man drüber
diskutieren kann, aber mit Lärm niedermachen, das begrenze die
Freiheit, die alle da einfordern. Ich fand es mutig und keck und
klar. Er hat seine Begabung, vor vielen Leuten zu sprechen, gut
genutzt.
Mittwoch, 12.8.2020
Zurück zur bewährteren Art und Weise, Text
und Bild miteinander zu bringen. Mittags, die Sonne im Zenit,
klappte ich die Haustür zu und ging auf die Strecke. 30 Grad, kein
Wölkchen, kein Windchen, bergauf über warmen Asphalt im Modus von:
Es wird schon rumgehen, nein, ich fall wegen bisschen Wärme nicht
um, erreichte ich schattige Waldwege, die keinen Deut kühler
wirkten, und an der letzten Steigung, da saß er. Fast wäre ich
gestolpert, er regte sich erst im letzten Augenblick, ich machte
einen Hopser, ihn nicht zu zerlatschen, da blieb er sitzen und
wartete auf das Foto. Ich fing vorsichtig an, wollte ihn nicht
verscheuchen, doch er war geduldig, ließ mich näher und näher, bis
er meinte, es reicht so. Ein Waldfrosch.
Wie immer bei solchen Glücksfällen wollte ich schnell heim, das war
der Antrieb, nicht nachzulassen, weil ich die Bilder in Ruhe
begutachten wollte.
Nachdem ich saniert war und die Schwitzerei
aufhörte, ging ich Mittagessen und gönnte mir Lesezeit. Das Buch,
ein Krimi von Fred Vargas, "Der vierzehnte Stein", ist bei mir
gelandet, weil ich beim Stöbern im Bücherschrank den Namen
verwechselte mit Mario Vargas Llosa, einem Schriftsteller, dessen
guter Ruf mir geläufig ist. Beim Loslesen kam das raus, und störte
aber nicht, es ist ein gut lesbarer Krimi mit interessanten Figuren,
die etwa nach dem Märchen Sechse kommen durch die ganze Welt
außerordentliche Fähigkeiten haben und wohl den Fall lösen werden,
mir fehlen noch hundert Seiten. Gute Unterhaltung, ganz ohne die
typische Krimispannung, eher macht es neugierig, was mit solcherlei
Begabungen an Lösungsansätzen herbeifabuliert wird.
Abends noch
im Studio, ein lustiger Crossfitkurs, ein Zirkeltraining mit
Chaoswechslung, am Ende war jeder an jeder Station durch, wenn auch
alle in verschiedener Reihenfolge. Ich fand herrlich, wie das System
am Anfang entgleiste, niemand maulte rum, jeder suchte die nächste
freie Station, und geschwitzt, haben alle. Von Corona heut kein
Wort.
Freitag, 14.8.2020
Obwohl ich arbeiten war, soll es heut Text
geben. Auf Arbeit war es ganz gut, es ist nicht viel gelaufen, erst
sechs, dann fünf Maschinen, aber ich musste vier Aufträge abmelden
und drei neue starten. Da es nicht nur Folgeaufträge waren, hatte
ich zu tun, die Zeit verging schnell. Bin trotzdem müde in den Bus,
hab allerhand Heimfahrt verschlafen, zu Hause gab es noch bisschen
Erholungspause, dann hab ich den Haushalt gerockt, soll heißen, mein
kleiner Plan ist abgearbeitet. Wäsche verräumt, Gemüse geputzt,
Ingwer geschält, Blumen gegossen, zum Bäcker reichte es gut, das ist
ja auch eine Art Antrieb, zum Sport ist gut Zeit, da ich morgen frei
hab. Ging es etwas länger, mit Sauna, das war perfekt. Der Kurs am
Crossfittower fand unter dem Regenbogen statt, manchmal war ein
doppelter zu sehen, obwohl es uns kaum nassgeregnet hat.
Lektüre
ist das letzte Jahresheft der Leibniz-Gemeinschaft, eine Verbindung
von 95 selbstständigen wissenschaftlichen Instituten. Die Artikel
und Beiträge, thematisch quer durch Gesellschaft, Technik, Forschung
und Umwelt,sind ohne jedes politische mediengerechte Getöse, aus
fundierten Kenntnissen heraus formuliert, dabei gut verstehbar. Ich
wusste gar nicht, dass es so angenehmen Lesestoff gibt, der mich
zufrieden und wissender entlässt. Man kann das Heft abonnieren, die
Webseite scheint mir auch interessant, muss ich mir noch genau
ansehen.
Samstag, 15.8.2020
Eigentlich ein Arbeitstag, da musste
Resturlaub genommen werden, wegen des Beendens der Wochenendschicht,
dieses Jahr obliegt die Urlaubsplanung höheren Mächten, ich finde,
ich hab das bisher sinnvoller geregelt bekommen. Da hab ich mich
gemüht, diesen einen freien Tag zwischen zwei Arbeitstagen zu
gestalten, hab ausgeschlafen, gelesen, und bin auf eine schöne Tour
losgezogen: 15,5 km plus 250 Höhenmeter im Schnitt von 5:33 min/km,
es war warm und gab Entdeckungen. Zum einen den Aronstab, der jetzt
gut sichtbar ist, weil er die roten Beeren zeigt. Zum andern hab ich
den Kreislauf der Natur begriffen, dazu zeige ich ein Scheißbild,
das aber alles erklärt.
Da ist also ein Pferd gelaufen und hinterließ, es
hatte
verdaut, neues Keimen.
Nachdem ich vom Mittagessen heimlief, ok,
es war schon Nachmittag, muss ich an einem Biergarten vorbei, da
tönte Livemusik heraus, ein Bett im Kornfeld. Ich bin verwundert.
Nicht nur, dass, wo immer man eine Bierbank aufstellt, Leute sich
versammeln, sondern diese Musik, das musste ich schon in Kindertagen
hören, für mich wäre das ein Fluchtgrund. Viele Menschen stecken
anscheinend in einer Art Vergangenheitsverklärung und -bewahrung
fest, da entwickelt sich irgendwie wenig.
Sonntag, 16.8.2020
Der Frühschichtsonntag fängt am Samstag
an. Um elf abends setz ich mich zum Frühstück, trinke Kaffee und
futtere so, dass es eine Weile reicht. Ein halbe Stunde nach
Mitternacht geht die Fahrt los, halb zwei stempel ich mich ein zur
Frühschicht. Elf Stunden sind lange Stunden, weil die Müdigkeit
kommt, spätestens nach der Pause, wenn ich dort sitze, esse und
lese. Das Durchmachen des Nachts ist in Jugendzeiten kein Problem,
zumal in der Erinnerung, wo sowieso alles verklärt ist aus dieser
Zeit, aktuell verblüfft es mich jedesmal, wie schwammig mir im Kopf
wird. Wenn ich mittags heimfahre, am Ziel nur wenig konkrete
Erinnerung an die Strecke hab, es geht fast automatisch zu. Nach
einem Nickerchen kommen langsam Lebensgeister zum Vorschein, so
richtig viele noch nicht, es reicht dann zum Kaffeetrinken, am
Rechner was daddeln, den Plan für morgen beschließen, bissle
telefonieren, falls jemand mit mir reden will. Aber die Vorfreude
ist da, ich kann ab Montag laufen, lesen, Sport machen und irgendwas
an Projekt bewegen.
Montag, 17.8.2020
Es war kühler, ich entschloss mich zu einem langen Lauf, 18,5 km bei
5;20 min/km. Hab mich gut gefühlt dabei, es war ein langweiliger
Feldweg, viel Mais, da kann man nicht viel sehen. Eine schöne Szene:
Vater und Sohn auf dem Fahrrad, von weitem sah ich, sie hielten an,
der Kleine neigte sich zum Großen, ich denk, was machen sie. Als ich
ran war, erkenne ich es. Der Bub hat den Trinkschlauch aus Vaters
Rucksack und labt sich. Auf den Ohren hatte ich Pharoa Sanders, der
hat hinreißende Ohrwürmer gemacht, füllt sie mit wohligem Saxophon
und lässt alles immer mal ins Chaos stürzen. Fängt es wieder ein.
Von der Klarheit ist es wie ein Stück von Bach, man kann im größten
Getöse mitzählen und dranbleiben, niemand sonst kann es so. Duschen,
Mittag, Lesezeit, Kaffee, bisschen Kommunikation, das braucht auch
Zeit, dann zum Sport: Eine Stunde Krafthalteübungen, eine Stunde
Crossfittower, ein knackiges Zirkeltraining. Mit einer aufmerksamen,
klug eingreifenden Trainerin, die im Angebotsmodus blieb, nicht
drängte, alle haben ihrs gemacht. Duschen, Sauna, Essen, Schreiben,
Bett.
Dienstag, 18.8.2020
Vormittags Aquajoggen, neues Programm:
nach dem Einschwimmen fünfmal folgende Sequenz - 3 min Vollgas, 1
min Pause je viermal 30 sec action, 30 sec rest. Ruhiges
Ausschwimmen, auch 10 min. Ich gehe anders ins Wasser, als ich
rauskomm. Herrlich, wenn mir mein Kollege hechelnd versucht zu
erklären, dass ich in den 3 min Laktat abbaue von den kurzen Serien.
Ich muss lachen, auch hechelnd. Heimgeradelt mit weichen Beinen und
einem guten Gefühl, einiges Liegengebliebenes aufgearbeitet, Post
und Kontakte, Mittag gekocht, war gut, Päuschen. Stadtgang, an der
Bücherei ist Flohmarkt, aber ich habe nicht ein Buch mitgenommen,
wahrscheinlich war ich zu spät, vor einem Jahr hab ich einen Zentner
tolle Bücher heimgetragen. Beim Kaffee den Spiegel ausgelesen, ich
bin nicht mehr so zufrieden mit dieser Lektüre wie noch vor Jahren,
da hatte ich ihn abonniert. Ich kauf ihn sporadisch, mein Eindruck
ist, es geht oberflächlicher zu, zu Wirecard die Recherchen find ich
schwach, vieles wird vermutet, dann finde ich Fehler, die mich
ärgern, z. B. Wochenstundenangaben, die nicht sein können, das
entwertet zumindest den Artikel. Ich habe noch nichts Besseres
gefunden, ich würde ja wechseln.
Abends Sport im Studio, wie
üblich, Höhepunkt war mir die Befragung eines Studenten, mit dem ich
im Gespräch bin, über sein Studium und die Perspektiven. Das war
spannend. Er konnte mir erklären, welche Auswirkungen Nanopartikel
in Zellen haben, oder wie man mit einer Art von elektrischen Feldern
die Zellteilung verhindern kann. Das sind Welten, von denen ich
sonst nie was höre, er erzählte mit spürbarer Begeisterung. Es war,
als hätte ich eine neue Pflanze im Wald gefunden.
Mittwoch, 19.8.2020
Ein freier Tag, und ich war nicht im
Studio. Was ist los? Vormittags war ein Läufchen dran, nach den
ersten Metern fing ich an, mit mir zu verhandeln. Ich hatte etwas
schwere Beine von gestern, am ersten Berg fing die Zeterei an. Ich
wollte mich überreden, abzubrechen, umzukehren, da ist dann noch der
Widerpart, der sagt, das kann nicht sein, zieh los, du Troll, jetzt
wird gelaufen. Das Drama in mir ging so lange, bis ich oben war,
dann hatte es sich eh erledigt, zumal ich weit genug von zu Hause
weg war, dass Umdrehen keine Option mehr war. Bin ich also fertig
gehoppelt, es war nicht schnell, dafür hatte ich mich selbst
niedergerungen.
Duschen, Mittag beim Chinesen, ein neuerlicher
Erstversuch bei der Anwahl, diesmal geglückt. Gemüse in
Kokosmilch-Currysoße an Reis, dass war lecker. Nachmittags war ich
verabredet mit einem Freund, wir wollten uns in Tübingen treffen,
mitten in der Stadt. Ich habe erst überlegt, mit dem Zug zu fahren,
dann ist mir das Fahrrad eingefallen, das war gut. Ich wäre mit dem
Zug nicht schneller gewesen, wenn ich die Fußwege dazurechne. Eine
schöne Strecke über die Felder, so um die 12 km. Unterwegs kam mir
u. a. ein Radler mit Maske entgegen, ist das Angst? In Tübingen
selbst bin ich König als Radfahrer, die meisten Autofahrer sind wie
verängstigt und lassen immer die Radler durch. Das hab ich vor 10
Jahren in Amsterdam so erlebt, nur dass da auch noch die Fußgänger
überall Platz machten. Wir sind auf´s Schloss hochgelaufen, schöne
Ecke, und langsam mit vielen Umwegen wieder runter in die Stadt,
haben alle Schaufenster der Antikläden angeschaut. Irgendwann gab es
Kaffee, wir haben viel geredet über die Schreibprojekte, die bei uns
beiden laufen. Heimradeln war schön, die Abendsonne verzauberte die
Sicht über die Wiesen mit den Heuhaufen und die Stoppelfelder.
Donnerstag, 20.8.2020
Natürlich war ich laufen, eine flache
Runde in dämpfiger Wärme, unterwegs dachte ich an meine Mühen
gestern, überlegte, ob ich wieder mit mir ringen will, das hat eine
Weile gedauert, dann war die halbe Strecke rum. Auf den Feldern
sieht es nach Spätsommer aus, nur der Mais und manch grüne Düngung
stehen noch, sonst sind es Stoppelfelder. Wenn man es so anschaut,
wird klar, da kann nicht viel Leben sein, riesige Flächen, auf denen
kein Vogel wohnt und nur wenig Krabbeltier, die müssen ja mit sehr
eingeschränkter einseitiger Kost klarkommen. Irgendwo hab ich
gelesen, in Zukunft könne man 30- fach mehr von der Fläche ernten,
wenn man es in Etagen übereinander anbaut. Es sei stromintensiv,
wegen der Belichtung, das wissen die illegalen Hanfbauern, die meist
wegen der Stromrechnung auffliegen. Es wäre trotzdem eine Lösung,
wenn der Strom von der Sonne käme, dann wären vielleicht wieder
Flächen für normales Leben verfügbar.
Beim Lesen arbeite ich mich
durch eine Dokumentation über den Dresdner Heidefriedhof, ich war
als Jugendlicher da, um zu einem sozialistischen Menschen erzogen zu
werden. Heute ist das Gedenken an die Kriegszerstörung anders,
aufgeklärter und entideologisiert. (Wenn man von der AfD- und
Pegidakacke absieht.) Der Umgang mit Geschichte hat sich konkret
dort mit der Geschichte, die weiterlief, permanent verändert, das
ist ein Prozess ohne Ende. Künstler und Philosophen und Zeitzeugen
kommen zu Wort, oder sie arbeiten für den Ort. Alles sehr
interessant.
Mittag und Kaffee gab´s zu Hause, keine Zeit für
Ausgang, ein bisschen Haushalt und Telefonieren, dann war Zeit ins
Studio zu gehen, ich hatte mich angemeldet für den Crossfittower.
Danach Kraft und Dehnen und Jonglieren üben, Duschen, Sauna, Zeitung
lesen, schon war der Abend weg. Ich muss noch Nachrichten hören.
Freitag, 21.8.2020
Was gibt es zu berichten, es war ein
Arbeitstag, da läuft es eng. Vormittags den Sport abgewählt, war mir
zu stressig, hab eher in Ruhe zu Hause vorbereitet, gelesen, mittags
fährt der Bus nach Münsingen. Wegen Corona stehen wir eine
Viertelstunde vor der Halle rum, damit wir nicht den Kollegen
begegnen. Man könnte auch den Bus später starten lassen, aber in
dieser Firma läuft manches eigen. Die Arbeit, die Hälfte der Anlagen
wird von einem Drittel der Belegschaft bedient, ist im Bereich von
stressig, zumal die Anlagen alt sind, störangfällig, durch die
Stillstandszeiten werden die Störungen mehr. Die Vorgesetzten sind
wegen Corona auch nicht verfügbar, so dass Störungen sehr schleppend
bearbeitet werden. Außerdem ist die Stimmung schlecht, wegen der
Kurzarbeit, die ausgeweitet werden soll, wegen der vielen
Dauerbaustellen, an denen unter diesen Bedingungen erst recht keine
Verbesserung zu stande kommt. Gerät man mit irgendwem ins Gespräch,
fängt schnell das Schimpfen an.
Eine Verbesserung ist im Ablauf
nach einem Jahr erreicht worden, das ging letztendlich so schnell
und unkompliziert, dass wiederum nicht zu fassen ist, warum man
nicht eher damit zu Potte kam. Noch eine Erleichterung kam durch, da
hat es aber mehrere Jahre gedauert, wenn man da die verschwendete
Arbeitsleistung hochrechnet, die sich als unnütz aufgewendet
herausgestellt hat, wird mir ganz schwummerig. Wir hören viel von
Arbeitsproduktivität, da seien wir nicht gut, so tingelt es von
zahlreichen Bildschirmen, jaja.
Montag, 24.8.2020
Mein Leben ist nicht so, dass ich alle
Tage hier was hinschreiben kann. Nicht, dass ich zu faul wäre, oder
nichts los gewesen wäre, es sind drei Tage vergangen, an denen keine
Zeitlücke für das hier war. Jetzt ist auch kurz vor Mitternacht, ich
mach noch drei Zeilen, morgen wird es nicht anders sein. Samstag und
Sonntag waren Arbeitstage, 11 und 9 Stunden, dazu eine Stunde
Arbeitsweg hin und zurück noch eine Stunde, schlafen gelingt nicht
auf Anhieb, an diese Tage kann man einen Haken machen. Heute war
Putztag, und ich hatte drei Tage keinen Sport gemacht. Also bin ich
los zu einem Lauf über 13 km, die Temperatur war perfekt, ein
kleiner frischer Wind dazu, die Herbstzeitlose auf der Wiese. Im
Wald die Rossminze in voller Blüte. Duschen, Essen beim Chinesen,
kleiner Einkauf, paar Sachen fehlten. Putzen. Bett beziehen. Abfälle
klarmachen. Kaffee zu Hause. Auf ins Studio. Krafttraining, der Kurs
funktionales, Sauna, Essen, Plan für morgen. Hier könnte ich
aufzählen, was ich nicht geschafft habe, mach ich nicht, der Tag war
voll und schön, sogar eine Peinlichkeit hab ich überlebt, ist mir
doch im Kurs, als ich alles gab, eine Flatulenz entwichen. Da mach
mal was. Ich glaub, man hat mir angesehen, dass ich es war, zum
Glück fand es draußen statt.
Dienstag, 25.8.2020
So wie gestern angekündigt, der Tag hat
keine Stunde mehr und es gibt noch keinen Text.
Es gab ein neues
Programm beim Aquajoggen: Nach dem Einschwimmen ging es in eine
Serie von 12 Sequenzen, 2 min Vollgas, 90 sec Pause, dann
Ausschwimmen. Nach dem ersten Mal hatte ich Bedenken, ob das zu
überleben sei, nach drei mal war es mir nicht wohler, dann haben wir
uns verzählt, heißt, wir wussten nicht mehr, kommen noch vier oder
fünf Folgen, das war die Problemstellung, die mich übers Ganze
gerettet hat, ich dachte so intensiv drüber nach, als wir fertig
waren, wusste ich nichts davon, ich war im Tunnel. Wir haben wohl
tatsächlich 13 Folgen geliefert, so die Hochrechnung der vergangenen
Zeit. Als es rum war, mussten wir uns unter der warmen Dusche
wärmen, es war nicht gemütlich, eine Dreiviertelstunde im Wasser,
das war ok, aber die Luft war kühl, wir sind mit Zähneklappern aus
dem Wasser, das wurde erst beim Heimradeln besser.
Ich hatte
Termine gemacht für die Sportbefragung, mit zwei Leuten konnte ich
über das vergangene Jahr und den Ausblick nach vorn sprechen. Die
entsprechenden Texte sind auch fertig, einer ist schon genehmigt,
wenn das zweite ok kommt, kann ich die laden. Zwischenrein hab ich
in der Stadt was gegessen, Kaffee gab es auch gleich und eine
Lesepause, durch eine Amtspost wurde ich aufgehalten, das sind so
doofe Texte, wer soll die verstehen, egal ich weiß, wie ich damit
umgehen muss, damit ist es gelöst. Sportpark war abends, erst bissle
Kraft, das ging aber nicht sonderlich gut wegen der Vorschädigung
vom Vormittag, meinem Kollegen ging es ähnlich. Irgendwie haben wir
den Bauchkurs geschafft, das Jonglieren lief so miserabel, dass ich
mir schnell die Sauna gegönnt habe. Dann war alles wieder perfekt,
und jetzt sitz ich hier dran und hab´s gleich fertig.
Mittwoch, 26.8.2020
Die Fahrt war ok, um Augsburg herum war
die Autobahn zu, mein Navi hat mich drumrum geleitet, zwei mal
führte die Landstraße über die A 8 hinweg, da sah man das Drama, 10
oder 12 km stand alles. So war ich rechtzeitig da, konnte noch nen
Kaffee trinken und mir einen bayrischen Strudel genehmigen, echt
lecker. Dann war Enkelzeit - Anfang. Die Kleinen verändern sich so
schnell, sie modellieren ihre Lautgebung anders, schon eine Vorstufe
zur Sprache. Sie wachsen aus der Erstausstattung heraus, füllen den
Kinderwagen anders, wiegen ordentlich was und man kann richtig hin
und her spielen. Ich werde meinen Spaß haben.
Donnerstag, 27.8.2020
Spazieren zu viert, die Kleinen, ihr Vater
und ich, vormittags ca 8 km über Stock und Stein, nachmittags
nochmal ca 6 km im Wald an der Saalach. Wenn man sich gut
konzentriert hat, klappt unterwegs alles, Flasche ist dabei und
warm, Windeln und der Kram drumrum muss da sein, wir haben alles
geregelt bekommen. Kein Kind musste im Wald weinen. Ich komm dann
immer stolz zurück, die Mama ist zufrieden mit uns. Der Wald war
voller Alpenveilchen, die blühen anscheinend im Frühjahr und jetzt
nochmal. Es waren so viele, das ich fürbar erstaunt war, mitnichten
sah ich mehr denn hier. Den Sport, also den nach dem Wandern, hab
ich angeleiert bekommen, die Urlaubsvertretung im Studio hat mir
unkompliziert eine Wochenkarte verkauft, abends war ich trainieren.
Heute war das stärkste Mädchen an den Gewichten, das ich je sah. Sie
war bemuskelt wie ein starker Kerl, nahm Gewichte wie ein starker
Kerl und machte Übungen damit, die fand ich sehr beeindruckend. Ich
musste dauernd hinschauen und kam mir ganz mickrig vor. In den
Nachrichten höre ich viel über die verbotenen Demos in Berlin und
die Reaktionen dazu, das werde ich verfolgen.
Freitag, 28.8.2020
Kurzarbeitstag, ich geh nicht arbeiten,
das Geld für diesen Tag kommt vom Arbeitsamt. So bricht bei mir
keine Not aus, nicht beim Arbeitgeber, und wir alle hoffen auf das,
was in den Nachrichten angesagt wird, eine Steigerung der
Wirtschaftsleistung. Bis dahin genieße ich, es war wieder ein
Draußentag. Ich habe dermaßen rumgegiggelt mit beiden Kindern, dass
ich gedacht habe, sie geraten außer sich,dann hab ich lieber
langsamer gemacht. Es ist so köstlich, wenn sie sich nicht mehr
einkriegen vor lachen, wenn sie vor lachen ins Schwitzen geraten.
Am frühen Abend, kurz nachdem wir wieder zu Hause waren,
erlebten wir, wie eine dicke Wolkenpackung hinter dem Berg
raufgeschoben wurde und auf unserer Seite runterkroch, den Berg
völlig versteckte und abregnete. Sehr eindrucksvoll, wie schnell
sich Wetter in den Bergen ändern kann. Abends trainieren und ins
Gespräch geraten mit einem Kraftsportler. Sehr interessant, er
erzählte, er sei Metzger, und er schilderte, wie sich der Beruf in
den letzten 20 Jahren verändert hat. Spannend.
Samstag, 29.8.2020
Sommerzuenderegentag laut Wetterbericht,
dabei waren es vormittags nur Wolken mit blauen Himmelslöchern, also
sind wir raus, der Vater musste arbeiten, zu viert. Erst bissle
eingekauft, der DM hat sogar ein Kinderwickelangebot und unser
Prinzchen schien es gewusst zu haben, die Nutzung hat sich gelohnt.
Angehängt haben wir einen schönen Spaziergang nach St. Zeno, so
heißt die Kirche, der Friedhof, die Schule, der Kindergarten, das
ganze Viertel. Unterwegs die Fütterrunde in aller Ruhe auf einer
Bank im Friedhof. Nachdem wir zu Hause waren, hab ich die
Mittagspause für den Sport genutzt, da am Wochenende das Studio
verkürzte Öffnungszeiten hat. Nachmittags gab es den Regen und noch
Lücken, wir sind gut ausgerüstet mit Schirm und Abdeckungen für die
Kutsche raus in den Rupertuspark, es regnete immer mehr, wir haben
Warterunden an der Salinenwand entlang gemacht, da ist es überdacht.
Es geht 200m in die eine Richtung, 200 m zurück, wir haben es 11 mal
abgelatscht, mit einem Kind in der Trage, bis es schlief, das
dauerte drei Runden, bis klar wurde, der Regen hört nicht auf. Es
war dann ein schöner Abend zu Hause, da wir zu dritt an den Kindern
waren, ging es gemütlich zu Ziel hin, die Kleinen satt und sauber
ins Bett zu bringen, die Großen bekamen auch zu futtern, Spaß
gemacht hat´s auch noch.
Die Nachrichten aus Berlin fand ich
seltsam: Demo verboten, erlaubt, eine Demo aufgelöst, andere fanden
statt, die Bilder zeigten für meine Ansicht seltsame Leute,
Reichsbürger, Aluhüte, Maskengegner und Coronaverneiner. Die
Durchsagen von Leute vor der Kamera wirkten auf mich nicht wie die
vernünftiger und besonnener Demokratieverteidiger. Es ist da eine
gesellschaftliche Kraft am entstehen, auf die ich verzichten könnte,
von der ich mich nicht vertreten fühle.
Sonntag, 30.8.2020
Nach wie vor bin ich als glücklicher
Großvater unterwegs, Höhepunkt heute: Der Kleine hat mich mehrmals
hintereinander ganz aus heiterem Himmel dermaßen angegrient, so ganz
ohne Grund, da werd ich gesund dran. Wir waren wieder viel draußen,
haben die Regenlücken gut getroffen. Nachmittags wollten wir schon
los, da gab es ein Gewitter mit Hagelkörnern, die waren so groß,
dass ich sie mir nicht einschlagend auf meiner Birne vorstellen
wollte. Wir haben es abgewartet, sind dann bei schönstem
Sonnenschein in den Kurpark und haben die gerupften Blumen und die
Hagellöcher in den Blättern gesehen. Bei Funkie geht es durch und
macht ein verratztes Loch, bei Bananenblättern reißt die
Segmentierung ein, Begonien zerfetzt es regelrecht. Entdeckungen
waren Hopfenbuche, Farnbuche und die japanischen Wachsglöckchen.
Die Kinder waren etwas stressig, sie können nicht gut trinken, wenns
Bäuchle drückt, dann haben sie Hunger und wollen und es geht nicht.
Wenn ich nervös werde, nicht weiter weiß beim Fläschle geben oder
beim Hervorschwenken des erleichternden Bäuerles, ist dann zum Glück
die nervenstarke Mama da und übernimmt, oder der Papa weiß noch
einen Trick, am Ende ist es immer gelöst, mit mir geht´s genauso. Im
Ganzen geh ich all die Tage zufrieden und froh mit den schönen
Eindrücken und Erinnerungen an die lustigen Spiel- und Giggelzeiten
in mein Zimmerle und freu mich auf den nächsten Tag.
Montag, 31.8.2020
Heimfahrtag, nachdem ich mein Zimmer
geräumt und bezahlt hatte, war es noch ein Spaziergang mit den
Kleinen und ihrem Vater. Wir sind an der Saalach lang fast bis aus
der Stadt raus, vorbei an Sandbänken, eher Gerölllagen, wo man bei
warmen Wetter am Wasser spielen kann, besonders mit Kindern. Das
machen wir später. Ein bisschen wehmütig hab ich mich verabschiedet
und bin los. Mein Navi zeigte ziemlich viele rote Stellen, am Ende
ging es glimpflich ab, langsam durch eine Baustelle mit einem
liegengebliebenen, die eine Spur versperrenden Fahrzeug, die andere
Geschichte konnte ich umfahren. Das Navi ist eine tolle Erfindung.
Zu Hause war dran: Wäsche waschen, Blumen gießen, die Auspackerei
und Aufräumerei, Einkaufen, Obst waschen, Gemüse putzen, Ingwer
schälen, Post durchschauen und Strategien zur Erledigung festlegen,
ins Studio gehen und Sport machen. Es war ein Gast da, ein junger
Mann, den ich von früher kenne, er studiert jetzt auswärts auf
Lehramt, Sport und Mathe. Er hat von den Anforderungen und
Möglichkeiten beim Sportlernen erzählt, das ist dermaßen vielfältig,
dass ich mir kaum vorstellen kann, wie man das alles, von den
Ballsportarten über Leichtathletik und Schwimmen, Turnen, sogar Tanz
kommt vor, beherrschen
können soll. Er hat aber auch von dem Spaß dabei berichtet, von
guter Atmosphäre, alle machen mit und haben Bock drauf. Herrlich, so
jung zu sein, so viel lernen zu können, so viel Potential zu haben.
Da hab ich hinterher ganz motiviert mein Training durchgezogen und
bin zufrieden heim.
Der Septembertext:
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