Michael Oswald

 

 

 

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Neuer Versuch 1

2022 im November

Samstag, 12. 11. 2022

Ich fang mittendrin an, an einem Tag, als es zum Entschluss in den Fingern zuckte, auch noch ein Zeitfenster frei war, weitere Gründe gibt es nicht. Ich kam gut durch eine abgekürzte Nachtschichtwoche, war verborgt erst an dem einen Platz, dann am zweiten, hab noch einen dritten geschafft. Die vierte Nacht, Donnerstag auf Freitag, sollten wir laut unserer Gewerkschaft warnstreiken, nur zwei Stunden zum Schichtende eher gehen. Nicht etwa, dass es lange vorher klar ist, es gab für die Busfahrer keine Heimfahrt, man hätte im nächtlich kühlen Münsingen Fuchs und Hase lauschen können. Wir haben uns wohl alle irgendeine Mitfahrgelegenheit gesucht. Ich habe mir die letzte Nacht Gleitzeit geben lassen, im Sportstudio war eine Pumpernacht angesagt, da hatte ich Lust drauf. Es war voll und dunkel wie in einer Disco, eine Mucke lief. Irgendwann die erste Challenge, AllyoucanBenchpress. Das hab ich lieber nicht mit gemacht. Witzig war, ein paar Jungs hatten sich völlig überschätzt, jetzt wissen wir es alle. Die starken drückten mühelos Gewichte, 100kg schafften noch ein paar, bei 120 waren es noch drei oder vier, der Sieger brachte 140 kg in die Höhe. Nicht etwa unser starker, breiter Großer, es gewann ein Junge, dem man es überhaupt nicht ansah. Ein 17-jähriger Spackel, bei dem ich am Anfang Angst hatte, ob er die 60 hochbringt. Trainiert sonst im Cleverfit. Sehr spannend. Bei den Klimmzügen haben meine 18 sogar für den dritten Preis bei dieser Challenge gereicht. Ansonsten hab ich gemerkt, für solche Events fehlen mir die Gene. Wenn es dichter zugeht, ich ständig was sagen soll, gar zu sehen sein soll, dafür bin ich nicht gemacht. Irgendwann schlich ich mich also von dannen, hatte die Sauna für mich allein, dann ging ich zufrieden heim.
Heute war ich erst normal trainieren, hat Spaß gemacht, dafür hab ich den Haushalt Haushalt sein lassen. Weil ich danach ins Kino musste, der Film kam nur an diesem Wochenende. Um sechs war ich da, "Der Passfälscher", ein Film nach einer wahren Begebenheit. Ein junger Jude im dritten Reich kommt durch Zufall an das Fälschen von Pässen, eine sehr prekäre Situation, er hat es nur geradeso geschafft zu entkommen, drumherum, das war im Abspann zu lesen, ist niemand durchgekommen. Der dargestellte Lebensmut, die unbändige Hoffnung, es zu schaffen, die vielen Situationen, wo es nur knapp gut ging, die Liebe in Zeiten der Bombennächte, man kann es sich kaum vorstellen. Ein sympathischer Hauptdarsteller, ein filmisch dramatisierter Ablauf, irgendwie muss man das Erinnern in neue Formen überführen, da die letzten Zeitzeugen alle gestorben sind.

 

Sonntag, 13. 11. 2022

Anknüpfend an den Gedanken zum gestrigen Film: Ich erinnere mich noch gut an die Verrisse zu Takis Würgers Buch "Stella", er beschrieb das Durchkommen einer jungen jüdischen Frau im dritten Reich. Die Rede war von Aneignung und Nutzbarmachung fremden Elends zum Zwecke des Ruhmes, gar der Bereicherung. (Nachdem die Feuilletons das Buch zerrattert hatten, sprach meine damalige Literaturdozentin dazu nur nach und weigerte sich kategorisch, selbst zu lesen. Ich saß, weil ich das Buch besprechen wollte, in den Nesseln, aber nicht allein, mit einer Mitstudentin, die es auch gelesen hatte und für gut befand. Mein Argumentieren von sich notwendigerweise verändernder Erinnerungskultur wurde ziemlich grob vom Tisch gewedelt.) Über die Bilder des Großkünstlers Anselm Kiefer, der das Thema mit einem Hitlergruß eröffnete und immer wieder beackerte, war dies nicht zu hören, obwohl der damit wirklich Geld verdient hat.
Also gut, ich habe den Sonntag genossen, zumal mich eine meiner Topfpflanzen mit einer großen weißen Blüte begrüßte, hab ein paar Pflichten weitergeschoben, sie tauchen demnächst wieder auf den Plänen auf. Hatte selbstgebackenen Kuchen, das ist so ein neuer Tick, den ich auf Corona schiebe, da fing es an. Als ich nicht zum Bäcker durfte, mir selbst einen gediegenen Mandarinenschmandkuchen herstellte und Gefallen fand an der Verfügbarkeit eines ganzen, großen Kuchens zu Hause. Mittlerweile hab ich mich kundig gemacht, was Dr. Oetker so zu bieten hat, finde die Anleitungen auf den Packungen verstehbar, kenne meine Rührschüssel und weiß, wann es staubt beim Zusammenmixen. Sehe es als mein Mittel, der Inflation zu begegnen, Kuchen und Kaffee beim Bäcker einmal um die 6 Euro, daheim bekomme ich dafür drei Tage morgens, mittags, abends Kuchen satt. Da ich manchmal Äpfel oder Pflaumen drauflege, Quark unterrühre und Eier, gilt das gewiss doch als gesunde Ernährung.
Im Sportstudio war ich selbstvertändlich, Rücken und Schultern waren dran. Klimmzüge in verschiedenen Griffvarianten, 6 Sätze je 12, die zweite Hälfte so hoch an der Stange, wie es mir möglich ist, irgendwann sollen es muscle-ups werden. Eine Schulter tut weh, dadurch ist da nicht viel zu machen. Neu ist ein Vorhaben mit dem Titel: 100 Tage dehnen!. Auf YouTube bin ich auf einen Anleiter gestoßen, der mich irgendwie erreicht hat. Dass ich Dehnen soll, ist mir ja schon lange klar, immer wieder gab es Aufforderungen der Trainer im Studio, aber meine Unlust ließ solche Ansätze schnell scheitern. Damit ist auch die Erfolglosigkeit solchen Bemühens logisch, und ich konnte mir lange sagen, das hat eh keinen Sinn. Nun mit MovementbyDavid soll es anders werden. Überzeugt hat mich neben seiner wundervollen Beweglichkeit ein Move, er kann den Pistolsquat, in dem er mit dem freien Bein hinten durch fädelt, trotzdem unfallfrei runter und wieder hoch kommt. Ich hab mir ein ZehnMinutenProgramm rausnotiert, und hänge es an mein Training dran, in den trainingsfreien Tagen kann ich es zu Hause erledigen. Und siehe da, ich bin schon bei Tag zwischen zehn und zwanzig, ohne Lücke. Mit dem unerquicklichen Anfang, dass erst mal gar nichts geht, aber der Trick ist, dieser David erklärt, ich soll mit dem anfangen, was halt geht. Kommst du nur bis hier, mach es von hier aus, wichtig ist der Anfang und das Durchhalten, so sprach er mir in englisch zu, vielleicht, wenn ich ihn recht verstand. Auf den wirklichen Fortschritt warte ich noch, aber diesmal guten Mutes.

Montag, 14. 11. 2022

Hab schlecht geschlafen, bin maulig aufgestanden, immerhin pünktlich. Mich und den Haushalt zurechtgeschüttelt, sogar die Wäsche hing auf dem Trockner, frisch getestet war ich im Studio. Beine und Dehnen, Dehnen ist jetzt immer dabei. Noch eine Übung, Koffertragen angehängt, also mit zwei Kurzhantel, je 22kg, durch das Studio gelatscht. Auf Weisung des Trainers sehr aufrecht, die Schultern oben, hinten. Und natürlich kam Olli mit einer noch besseren Übung ums Eck, ein Arm mit Gewicht oben, gestreckt. Sehr schwer bei halbiertem Gewicht, Streckung unmöglich, muss geübt werden. Es war noch Zeit für die Dragon-Flag, und ich erfreute mich am Zustand meines Bauches, ich konnte sie akkurat halten, mit Pause am tiefsten Punkt. Sehr schön, das gibt nicht mal Muskelkater.
Auf Arbeit fing ich in fremder Abteilung an, wo ich letzte Woche aufgehört hatte, wir waren zu zweit verborgt. Haben zuerst zusammen die fizzeligen Stechplatten versorgt, dann winzig kleine Platten aufgepult. Zum Schichtende kam der junge Kollege aus dieser Abteilung, er hatte vorige Woche nach meiner Webseite gefragt, und gab mir eine ausführliche und überaus freundliche Rückmeldung, vor allem zu den Texten, dem Corona-Tagebuch. Das kam unerwartet. Er fand es anscheinend so interessant, dass er ausgiebig gelesen hatte, da kamen wir richtig ins Babbeln, das können wir morgen sicher fortsetzen.
Kantinenessen war großartig, Kürbis-Bolognese zu kernigen Spaghetti, obendrüber Kürbiskerne und Parmesan, hinterher ein Schokopudding, wie Hans im Glück ging ich wieder arbeiten. Abends daheim noch ein Proteinmüsli, Fummeln an einer Webseite und an diesem Textchen.

Dienstag, 15. 11. 2022

Gestartet wie gestern, die Schlaferei ist komisch. Mir war kalt, das liegt wohl an meiner Gasspartemperatur, ich könnte meinen Frust dem Putin vor die Füße rotzen, aber es wird ihn nicht weiter jucken. Muss ich es doch mal mit einem Schlafanzug probieren, seit zehn Jahren hab ich einen im Schrank liegen, falls ich mal ins Krankenhaus muss, wusste beim Rauskramern sogar in welchem. Werd ich im Alter doch zur Frostbeule, hab ich das von meiner Mama vererbt bekommen?
Der normale Ablauf vor der Spätschicht, immerhin war der Sportpark dabei. Brust, Bauch und Dehnen. Beim Bankdrücken tut eine Schulter weh, ich kann noch so wollen, damit bring ich nicht mehr Gewicht hoch. Zum Glück nur beim Schieben, Klimmzüge ziehen kann ich. Beim Bauch war der Frontlever dran, ich hab noch unterstützend einen Gummi dabei, um überhaupt mal eine Ahnung von dieser schönen Figur zu bekommen, immerhin kann ich sie so paar Sekunden mit einem Bein lang halten. Beim Backlever, geht es nur zusammengefaltet, sobald ich was lang machen will, fällt alles in sich zusammen. Zum Dehnen kam Trainer Olli lang, natürlich empfahl er mir noch eine ergänzende Übung, die richtig anstrengend ist schon in den muckeligen Anfängen. Hat er mich doch gefragt, ob es schon Fortschritte gibt, am Tag zwischen zehn und zwanzig, nein, musste ich sagen. Hab meinem festen Glauben versucht Ausdruck zu verleihen, dass da ein gutes Ende kommt.
Spätschicht, wieder verborgt, heut abgekürzt um zwei Stunden, wir warnstreiken. Diesmal gab es sogar einen Heimfahrbus, von der Gewerkschaft? Mein mitverborgter Kollege fragte nach meinen Kopfhörern, da hörte ich schon eine ganze Weile irgendschöne Mucke aus meinem Kopf, da scheint sich unerschöpflicher Vorrat so manifestiert zu haben, dass ich jede konkrete Sequenz mit derselben Intensität genieße, als käme sie von außen. Z. B. Billie Holiday oder Cassandra Wilson, das wird niemals langweilig, das ist wie eine Da Vinci Zeichnung, es ist immer alles richtig. Mein neuer Webseitenleser hat weiter gelesen und drüber gesprochen und von eigenen Vorhaben und Ambitionen erzählt. Er hat eine interessante Biographie als Russlanddeutscher, die Geschichte seiner Familie ist sowieso aufregend in die Zeitgeschichte eingewoben, er will sie durch Erinnern und Erzählen über die Generationen retten. Welch richtiges Vorhaben. Da bin ich jetzt über zwanzig Jahre in dieser Firma, hab auch schon meine Webadresse durchgesagt, aber solches Gespräch gab es noch niemals da.
Aus der Lektüre in der NZZ: Von Banksy war zu lesen, dass er in der Ukraine gearbeitet hat. Eine Reihe schöner Graffiti wird ihm zugeschrieben, man weiß immer noch nicht, wer er ist. Eins davon, wundervoll, zeigt zwei Judoka, einen Mann und einen vielleicht zehnjährigen Jungen, der den Großen auf´s Kreuz legt. Schöner kann politische Heutekunst nicht daherkommen. Wenn man googelt danach, findet man die Arbeiten sofort, ich darf sie hier nicht zeigen, da ich sie nicht selbst fotografieren kann.
Bruce Springsteen hat ein neues Album rausgebracht, ich hab die Einschätzung nicht gelesen, sondern zu Hause auf YouTube gehört. Ich war enttäuscht. Er singt einige Soulklassiker nach und macht alles mit gleichbleibend hoher Intensität, damit wird es schnell langweilig, gar nervig, wenn die Originalinterpretationen sich in meinem Kopf danebenstellen. Dabei hatte ich gehofft, das es noch schöner wird als aus seiner wirklich guten Zeit, mir fällt da Streets of Philadelphia ein. Schade.
Jetzt hab ich die Kritik dazu in der NZZ gelesen, der Schreiber war zufrieden, er endet mit der Formulierung:"B S singt mit soviel Kraft, Aplomb und Spass, dass es eine Freude ist." (Aplomb lt Google Forschheit, Nachdruck, Dreistigkeit)

Mittwoch, 16. 11. 2022

Ein Tag mit putzigen Missgeschicken. Schlafen im Schlafanzug muss geübt werden, bzw. muss ich mich dran gewöhnen, er zuppelt und rutscht und macht erstmal mehr Störung, als dass er wärmt. als ich nachts schwitzend aufwachte, hab ich ihn über Bord geschmissen. Ab dann super geschlafen, länger als geplant.
Mein Optiker hatte sich gemeldet, die bestellte Sach wäre da. Bin ich hingeradelt, mit der Ersatzbrille im Rucksack, da hat der Bursche eine Fassung bestellt, statt der Gläser, an denen sich die Entspiegelung runterschält. Und er sei im Urlaub, seine Mitarbeiterin will versuchen, das zu klären. Die Anrufe, die ich machen wollte, waren vergeblich, niemand war erreichbar. Als ich zur Arbeit loswollte, stand eine Hebebühne in der Hofausfahrt, ein Mann schwebte in Höhe der Dachrinne. Nix mit schnell ins Auto und fort. Ich habe das Fahrrad aus dem Keller geholt und mich durchgewurschtelt. Immerhin, den Bus hab ich erreicht. Auf Arbeit gab es Berichte von vielen Pannen, bzw. ich konnte Pannen besichtigen. Das sowas passieren kann, ist verständlich, nicht aber die ausbleibenden Reaktionen darauf, es wird demnächst wieder passieren und wieder wird nichts passieren. Das ist frustrierend, hat auch einen gewissen Unterhaltungswert, manches läuft gar zu dumm, aber ich muss aufpassen, dass es mir nicht die Laune, die Motivation runterfährt. Es liegt wieder eine Aufforderung zur vierteljährlichen Mitarbeiterbefragung aus, wir sollen klarmachen, was uns gefällt oder eben nicht. Beim Rumhören sieht es nach meinem Eindruck so aus, dass gar niemand mehr da mit machen will, die Begründung lautet: Da ändert sich sowieso nichts. Nach meiner Erfahrung stimmt das so.
Heimradeln war ein schöner Abschluss, bisschen kalt an die Hände. Trotzdem, die paar Minuten sich bewegen, gar ins Schnaufen kommen, das ergibt ein gutes Gefühl, zumal ich die Dehnerei zu Hause angehängt habe.

Freitag, 18. 11. 2022

Der letzte Tag als Gastarbeiter, so schlimm, wie alle tun, ist es gar nicht. Der Rücken tat nicht weh, gestern war eine kleine Erschöpfung da vom sehr aufrechten Sitzen, die Arme waren die ganze Zeit in der Schwebe. Ich nahm das als Training. Zum Schluss hatte ich viel Abwechslung, lauter kleine Aufträge, immer wieder loslaufen und das Zeug zusammensuchen, 400 oder 1000 Platten pinnen, abmelden und weiter, den nächsten Auftrag. Die Zeit verging schnell, zum Schluss wurde es noch mal hektisch, der letzte Tausender sollte fertig werden.
Vormittags war ich schnell einkaufen, noch ein paar Telefonate, mehr passt nicht rein. Putzig empfinde ich, in der Anrufliste taucht die Nummer einer Arztpraxis auf, da habe ich nächste Woche einen Termin. Zwei Vormittage versuchte ich zurück zu rufen, und bekomme bei ungefähr dreißig Versuchen immer nur die Ansage, alles besetzt, ich soll später versuchen. Lande wieder da und wieder da und wieder und... .Ich bin gespannt, was ich da nächste Woche erlebe.
Zum Feierabend hatte ich mir allerhand vorgenommen, um Zeit am Wochenende zu gewinnen. So wusch ich mein frischgekauftes Obst, putzte mir Knabbergemüse raus und Ingwer und hab mir noch einen Kuchen zusammengerührt. Dr Oetker bietet was an ohne Backen, nur Butter zerlassen und ein bisschen rühren. Jetzt steht das Teil im Keller zum Kühlen, schon wenn ich das hier schreib und dran denk, krieg ich ein Pfützle auf der Zunge. Meine Dehnerei hab ich angehängt, damit ich im Plan bleibe. Wenn das alles nix nützt, wenn es nicht besser wird mit der Beweglichkeit, kann ich zumindest behaupten, an mir liegts nicht. Aber mein Eindruck ist, ich bin bei Tag ca zwanzig, es gibt erste Veränderungen, das sieht bestimmt noch nicht aus wie Dehnen, aber die eine Figur fängt an, ohne dass ein Krampf kommt, bei einer anderen kann ich in schwieriger Haltung den Kopf ablegen, das ist neu. Und es motiviert mich. Jetzt ist der Text fertig, die Geisterstunde ist vorbei, geh ich mal bisschen schlafen.

Samstag, 19. 11. 2022

Herrlich ausgeschlafen, sogar zwischenrein munter gewesen und gemerkt, ich kann die Augen noch mal zu machen. Welch ein Luxus. Nach gutem Frühstück, abgeschlossen mit dem gestern angerührten Kuchen konnte ich voller Vernunft an die Erledigung gewisser Aufgaben rangehen, so dass mein Plan fast abgearbeitet ist. Die Bude ist staubfrei und ganz ohne sichtbare Spinnwebereien. Ich muss verschiedene Webspinntypen beherbergen, es gibt die Flächenspinner, die an senkrechten Schrank- und Wandflächen ihr Werk tun, so wie die Raumspinner. Da gibt es auch wieder zwei verschieden Ausprägungen, die einen bauen kleine Nischen zu, andere spannen Fäden quer durch große Räume, wie immer sie das bewerkstelligen. Jetzt müssen die meisten hier neu anfangen.
Der Sport fand am Cali-Park statt, ich wollte eigentlich zu einem aus der Cali-Gruppe dazu gehen, hatte das auch geschrieben, und damit den anderen wohl so verschreckt, er blieb weg. Das stellte sich erst draußen heraus, so hab ich allein mein Routinezeugs durchgezogen, bis es ganz dunkel war und bisschen kalt. Das Dehnen hab ich zu Hause drangehängt, mit einer Matte und im Warmen fand ich es komfortabler. Duschen, zur Belohnung richtig Kuchen, den muss ich schnell weg essen, so richtig funktioniert der nicht. Die Dekosoße ist so flüssig, dass sie in den Teig, den ungebackenen reinsaftet, es fühlt sich an, als wäre ich im zahnlosen Zustand und müsste einweichen. Alle vorherigen Kuchen waren besser.
Die Volleyballer hatten Heimspiel, gegen Karlsruhe, die sind weiter oben in der Tabelle, ich bin also zur Volksbank-Arena gelaufen, kam ganz pünktlich zum Anpfiff an. Ein gutes Spiel, leider verloren im fünften Satz. Der erste Satz war recht ausgeglichen am Anfang, dann glückte alles. Der zweite Satz ging so klar an die Karlsruher Mannschaft, der dritte auch, ich dachte, ok, das geht schnell zu Ende, dann drehen die Rottenburger den vierten Satz so eindrucksvoll, wie sie den fünften verlieren. Wie das sein kann, dass so ein Spiel mehrmals dreht, einer Mannschaft gelingt alles, als könnten sie zaubern, eine Viertelstunde später verstolpern dieselben Jungs jeden Ball. Sehr rätselhaft. Der Heimweg durch ein sehr dunkles Rotenburg, ich glaube, da brennt nur jede zweite Straßenlaterne, es gibt lange Dunkelstellen, ich hörte zuerst, wenn jemand kam, zu sehen war nicht viel.
Vom Lesen: Das Buch heißt "Das Gleichgewicht der Welt", ist von Rohinton Mistry, erschien 1995. Ein dickes Teil, 860 Seiten, ich bin in der Hälfte, es liest sich vorzüglich. Er beschreibt die Lebenswege von vier Hauptpersonen, die punktuell miteinander zu tun haben, dazu die indische Geschichte, die Regierungszeit der Indira Gandhi mit den Verwerfungen der sich entwickelnden Gesellschaft. Kastenwesen, korrupte Staatsbeamte in allen Hierarchieebenen, die unglaubliche Armut eines großen Teils der Bevölkerung, die Konflikte zwischen Angehörigen verschiedener Religionen prägen die erzählten Lebenswege, werden sehr plastisch ausgeformt. Von zwei interessanten Stellen werde ich morgen erzählen.

Sonntag, 20. 11. 2022

Ausschlafsonntag, ein bisschen musste ich nacharbeiten vom Plan gestern, Blumen gießen, den Kopf enthaaren, den Wasserkocher entkalken, oder war es andersrum, nein, passt schon. So stand einem ausgiebigen Sportparkbesuch nichts mehr im Weg. Habe den Plan für Brust und Beine brav abgearbeitet, das wird Muskelkater geben, das Dehnen kam dran. Da kämpfe ich mich durch ein Motivationsloch, weil es am Schluss kommt, und nach zwei Stunden bin ich eigentlich knülle. Die Dehnerei ist anstrengend, das meiste ist unangenehm, tut weh, zittert und wackelt und sieht bestimmt von außen ganz muggelich aus, vielleicht kriegt man schon raus, worum es gehen soll. Die Sauna, der kalte Wasserschwall hinterher, da ist alles wieder perfekt.
Vom Buch hatte ich was angekündigt, auf Seite 312 schreibt er:" Wo er sich auch hinwendete, sah er, wie sich Hütten und Slums ausbreiteten. Es erinnerte ihn an die Schnelligkeit, mit der die Räude seinen Lieblingshund überwältigt hatte. Die trostlosen Siedlungen kratzten an den Hängen herum, die Menschen kamen aus allen Richtungen, angelockt durch Geschichten von Bautätigkeit, Wohlstand und Arbeit. Aber die Zahl der Arbeitslosen war immer bedeutend größer als die der Arbeitsplätze, und ein hungriges Heer kampierte permanent auf den Hängen. Die Wälder wurden für Brennholz verschlungen, auf dem Körper der Berge zeigten sich kahle Stellen.
Dann rebellierten die Jahreszeiten. Der Regen, der früher die Dinge zum Wachsen und Reifen gebracht hatte, ging wolkenbruchartig auf die entblößten Hänge nieder, verursachte Erdrutsche und Schlammlawinen. Der Schnee, der den Berge eine üppige Decke geschenkt hatte, wurde dürftig. Selbst mitten im Winter war jetzt die Decke zerzaust und fleckig."
Das hat er vor 1995 geschrieben, vorzüglich nebenher in seine Erzählung verwoben, besser kann man es nicht machen.
Noch eine Stelle: "Eine andere Gruppe kam lärmend und lachend herein und begann "Den-Ventilator- Decken" zu spielen:Es ging darum, die Verschlusskappe eines Stiftes zu dem sich langsam bewegenden Deckenventilator so hochzuwerfen, daß sie auf einem der drei Blätter landete."
Ein Spiel derart, wie man sie auf Youtube tausendfach sehen kann, geworfenen Sprudelflaschen, die stehend landen, auch mal aufeinander, mit Tischtennisbällen die erstaunlichsten Manöver, das gab es also schon vor den Zeiten, in denen man all so was immerzu filmen, veröffentlichen muss.

Dienstag, 22. 11. 2022

Frühschicht, was soll man da erwarten. Die Müdigkeit ist permanent. Früh geht es los duch eine wirklich zappendustere Stadt, es brennt alle hundert Meter hinter irgendeinem Fenster ein Licht, schon der Weg zum Auto ist ein Weg als Blinder, am Bus tappt man durch ein Areal, das den Füßen bekannt vorkommt, man sieht es nicht. Auf Arbeit, ich bin verborgt in die Nachbarreihe, ist viel Unruhe durch eine erteilte Abmahnung, die wir ungerechtfertigt finden. Alle sind froh, wenn der Feierabend erreicht ist.
Stadtgang, um meine Brille richten zu lassen, diesmal sind die Gläser da. Es ging schnell, ich hätte warten können, bin aber zum Bäcker, ein Kuchen, ich soll ziemlich Kalorien reinfuttern, damit der Kraftzuwachs klappt, am Bücherschrank gewesen, drei zurück gestellt, zwei mit genommen. Eine kleine Ausstellung gesehen, harmlos. Mit der neuen Brille heim, telefonieren, zum Sport. Am Tower eine Runde Crossfit, mit einer Trainerin, die sehr auf korrekte Ausführung achtet und uns fröhlich geduldig verbessert. Dehnrunde, mit gutem Gefühl, vielleicht verbessert sich doch was, es sind Kleinstansätze, nur für mich zu spüren, sehen tut man davon wohl nix, in die richtige Richtung da. Eine lustige Übung ist mir vorgestellt worden, ich kann sie noch gar nicht, versuch mal, sie zu beschreiben. Also, man steht aufrecht, ein Bein etwas vorgesetzt, um Schrittlänge, den Arm auf der gleichen Seite nach oben gestreckt, auf der nach oben gedrehten Handfläche liegt ein Ball. Mit der anderen Hand soll man den vorderen Fuß erreichen, Schienebein geht auch, dabei soll der Rücken recht gerade bleiben, wenn man ihn vorbeugt, und der Ball soll immer im Blick sein, dass er nicht runterfällt. Bei den wenigen, die diese Übung können, sieht das ganz leicht aus. Ich musste über meine ersten Versuche so lachen, dass an Fortführung nicht zu denken war, Aber es geht mir auch ohne Lachen nicht zum Erfolg, es geht sozusagen nicht. Probiert es.

Samstag, 26. 11. 2022

Gestern mittag wuchs das Gefühl, bald Feierabend und Wochenende zu haben, fünf Frühschichten waren geschafft und ich war jeden Nachmittag im Studio. Aber eben doch ziemlich erschöpft. Und genießend. Innendrin breitete sich die pure Wonne aus, jetzt Zeit zu haben und ein bisschen durchhängen zu können. Auf der Arbeit war an vielen verschiedenen Stellen gut zu beobachten, wie schwer das Leben sein kann. Ein Technologe schilderte sein Bemühen, Maschinendaten, die sowieso anfallen, nutzbar zu machen. Man braucht irgendwelche Software, mit der das möglich wäre, die sei aber zu teuer und nicht genehmigt. Ich lese seit vielen Jahren von Erfolgen und Verbesserungen in ganz verschiedenen großen und kleinen Firmen, wo man diese Daten auswertet, anscheinend lesen meine Vorgesetzten andere Sachen.
Eine Änderung im Ablauf soll eingepflegt werden, weil im bisher üblichen Durchlauf manche Sorten kaputtgehen. Wir haben das wohl alle in den letzten Jahren reklamiert, passiert ist also diese Woche eine Verbesserung. Ein Problem ist, solche Aufträge sind schon unterwegs ohne die Änderung im Ablauf. Und anscheinend vertraut man darauf, dass das nicht so wichtig ist, es wird schon gut gehen.
Ich könnte hier noch ziemlich viel aufzählen, fürchte allerdings, das es mir nicht geglaubt wird. Zurück zu meinem Feierabend. Ich hab ihn auf gelungene Art vertrödelt, war erst daheim zu Gange am Haushalt, bin dann zum Bäcker, lesend Kuchen essen ist wirklich schön, hab den Einkauf im Lidl genutzt, paar Lücken aufzufüllen. Abends hatte ich mir einen Termin zur Fußpflege eingefädelt, da war ich der letzte Kunde und kam in den Genuss einer Ausführlichkeit, nicht nur Nägel und Hornhaut, auch noch eine Eincrememassage mit allen Finessen. Meine Füße fühlten sich an wie Engelsflügel. Den Sport und das Dehnen hab ich auch noch untergebracht, in der Sauna saß dann jemand, der mir die Weite des Sternenhimmels erst erklärte und mir draußen den Orion und den Mars zeigte und kluge Sachen dazu erzählte. Das war eine unverhoffte Zugabe, zumal wir beide Freude am MiteinanderReden hatten, das wird wohl in Zukunft öfter mal passieren.
Heut hab ich ausgeschlafen, morgens beim Durchlüften hörte ich den Neckarprediger. Er stand am anderen Ufer und sprach mit großer Geste zu den Enten von Männern und Frauen, von der Ukraine, vom Guten und vom Bösen, sicher noch vieles mehr, ich hab die Fenster wieder zugemacht. Ein ausdauernder Redner, als ich gegen zwei zum Schänzle auf den Caliplatz ging, war er noch dabei. Knappe zwei Stunden in wärmender Sonne, wir waren zu dritt, zu viert, es gab viele schöne Handstände und andere Figuren zu sehen, ich hab in guter Gesellschaft mein bescheidenes Programm daneben gestellt. Als ich heimkam, war mein neuer Kuchen ausgekühlt, naja, mir hat´s geschmeckt. Das Buch vom Gleichgewicht der Welt hab ich ausgelesen, das beste Buch seit langer Zeit. Von Mistry gibt es noch mehr übersetztes, ich glaube, da muss ich danach suchen. Auf jeden Fall erzählerisch erste Qualität, obwohl der Roman traurig endet, also ganz traurig, las ich ihn mit großem Genuss. Man bekommt Einblick in die mir gänzlich unbekannte indische Normalität um 1970 bis 1985, die Regierungszeit der Indira Gandhi. Immer wieder aufbrechende Gewalt, die Ungerechtigkeiten in Folge der alltäglichen allumfassenden Korruption der Staatsbeamten, der Polizei, der Richter, aller, die was von der Macht abbekommen hatten, wird in ihren Auswirkungen auf das Leben von vier miteinander agierenden Hauptpersonen beschrieben. So eindrucksvoll, dass ich hartgesottener, abgebrühter Leser manchmal aufhören musste, wenn es ganz krass zuging.

7

Sonntag, 27. 11. 2022

Mein sozialer und kommunikativer Tag. Wenn so was vorkommt, bleibt alles andere liegen. Ich war mit meinem Sportsfreund verabredet, der ist  auf Heimaturlaub, trifft alle seine Geschwister bei seinen Eltern zu Hause und hat Lust auf eine Sportstunde mit mir. Wir machen meist eine Erzählstunde draus, in der ein paar Übungen am Tower in den Redepausen eingebaut werden. Die Sonne schien dazu und trocknete den Platz, hob die Temperatur, es fing bei einem Grad an, entspannte sich spürbar. Wir könnten, so fühlt es sich an, mehr Zeit verquatschen. Ich habe meine Dehnrunde angehängt, auch die Sauna, fand dann eine Anfrage meiner Kunstfreundin, für den Nachmittag in Nürtingen zwei Ausstellungen anzusehen. Da hab ich das Blumengießen und Wäscheräumen geschoben, schon hab ich für morgen was auf dem Plan stehen. Auf der Hinfahrt kam auf SWR2 eine Sendung anlässlich des 75. Geburtstages von Maria Farantouri, eine griechische Sängerin, die Interpretin der Musik von Theodorakis. Eine tolle Stimme, ich kenne sie aus meiner Jugendzeit, da hörte ich den Canto General, sie singt ungeheuer mitreißend in diesem großartigen Oratorium, Theodorakis nahm den Großen Gesang von Pablo Neruda und schickte ihn um die Welt. Wenn man die Lebenswege dieser drei anschaut, wird die Musik noch überzeugender.
Die erste Ausstellung war von einer unserer ehemaligen Mitstudentin aus Nürtinger Tagen. Wir fanden damals ihre Arbeiten komplett hirnlos, ich hatte gesagt, wir schauen mal nach einer Entwicklung. Leider gab es keine. Der unbedingte Wille, Kunst zu machen und ein zeitlich offenes Studium an verschiedenen Akademien führt anscheinend doch in eine gewisse Öffentlichkeit, es sei sogar ein Lehrauftrag in Stuttgart da. Die vielen vorgestellten Arbeiten enthielten manchmal den Anschein einer Idee, die aber prompt von handwerklichen Schlampigkeiten verdeckt werden, die meisten der gefilmten Performances waren voller Fehler im Ablauf, so das fast Klamauk draus wurde. Die Einrichtung der Ausstellung war unterirdisch, auf vier Bildschirmen liefen Videos, die sich gegenseitig störten, der Ton des einen zerhackte das andere, außerdem standen die Bildschirme auf dem Fußboden, hätte ich Augen auf den Knien, wäre das gut gewesen. Es gab Malerei dazu, aber darüber muss nichts gesagt werden.
Die zweite Ausstellung, Walter Stöhrer, Zeichnung und Radierung, eine gute Qualität beginnend in den späten 60ern, die wohl Einfluss auf andere Maler hatte, heut mir vorkommt, als wäre sie den Zeitenbuckel herunter gerutscht. Trotzdem um Welten akzeptabler als der vorherige Kram, allemal wert, sich auseinander zu setzen und die Dinge zu besprechen. wir sind zufrieden raus, haben uns ein Cafe gesucht und konnten noch ganz gemütlich zwei Stunden alles mögliche bequatschen.

Sonntag, 4. 12. 2022

Jetzt hab ich irgendeine Tastenkombination erwischt, wo alles ungespeicherte weg ist. Behaupte ich mal, ich hatte schon einen Riesentext, nu isser weg. Soll ich von vorn? Meinen Frust muss ich erst bewältigen, es ging weder mit rückgängig, noch war die Suche im Papierkorb erfolgreich, wie auch, wenn nichts gespeichert war. Der Mist ist, mit meinen globig-unbeholfenen Fingern auf der Tastatur kann mir das wieder passieren, eigentlich wollte ich nur ein falsches Komma löschen, bin wohl irgendwie geschliddert.
Es fing so an: In der Nachtschichtwoche geht kein Text. Es gibt keine Lücke dafür. Ich war fünfmal beim Sport, das Dehnen kam dazu, muss mich und den Haushalt so ein bisschen in Ordnung halten, die allernotwendigsten sozialen Kontakte pflegen, dann war jedesmal die Zeit weg. Am Wochenende wollte ich nachliefern, der Samstag war aber auch dicht. Ausschlafen, es gab mal volle acht Stunden, die Bude putzen, das Bett beziehen, die Blümchen gießen, die Post wegarbeiten. Abends war Kino, "Im Westen nichts Neues". Die Netflix-Produktion. Ich kenne das Buch und war gespannt, hatte schon gelesen, dass es gut sein soll. Und hab ein bisschen mich vor dem vielen Blut und Elend gefürchtet. Der Film war also gut gemacht, am stärksten fand ich die Szenen, wo die Angriffe gezeigt wurden und die Soldaten eigentlich komplett geschlachtet wurden. Der Krieg ging ja während zwei Jahren nur hin und her in demselben Gelände, man eroberte einen Graben, verlor ihn wieder, es gab immer neue Soldaten, die Generäle rechneten, wann der nächste Jahrgang kam. E. M. Remarque hat vor 1928 ein Buch über die Sinnlosigkeit des Krieges geschrieben, der Film erfüllt diesen Anspruch.
Eine Begebenheit aus der Arbeitswelt möchte ich nachreichen. Wir liefern unsere fertig bearbeiteten Aufträge zum nächsten Arbeitsgang, dort werden sie in ein Regalsystem eingelagert. Als ich mit meinen Aufträgen da war, brachte ich sie nicht unter, da viele leere Plätze nicht benutzbar waren, weil wohl das Auslagern vergessen wurde. Am dritten Tag der Woche, ich mühte mich vergeblich, war der dortige Teamleiter da, ich sprach ihn an. Nachdem er erst so tat, als wäre ich zu doof den Scanner zu bedienen, scheiterte er selbst an fünf Fächern, ihm entschlüpfte ein schwäbischer Fluch, irgendwas gotteslästerliches. Ich schilderte ihm die alltägliche Not, alle kommen kurz vor Feierabend, wollen schnell anliefern, es geht nicht. Der mit dem Scanner wird von allen, die warten, blöd angemacht, bis sie selbst das Galama erleben. Und, oh Wunder, der Teamleiter hat mich erhört und verstanden. Am folgenden Tag waren alle Fächer benutzbar, am nächsten auch, am nächsten auch.
Vielleicht bis hier.

Montag, 5. 12. 2022

Wenig Schlaf, weil spät ins Bett und zeitig aufgestanden. Neun Uhr schon im Studio, verschiedene Klimmzüge und Latzüge, Bauch, ausgiebiges Dehnen, da frag ich mich, was wohl die andern denken, wenn ich da seltsame Verrenkungen anstrebe, die wirklich nicht schön aussehen, auch nicht wohltuend. Egal, ich fliege weiter. Im Bus nicht an Schlaf zu denken, irgendwer plärrt immer rum oder ein Handy geht los,weil der Ton für alle an ist, oder die Zusteiger begrüßen alle lauthals, fragt nicht, was ich denke. Auf Arbeit verborgt, sehr ruhig. Ich war nochmal beim Teamleiter, mit dem ich letztens was erreicht hab, wollte den Erfolg seiner Bemühungen durchsagen und habe gefragt, ob er das händisch korrigieren muss. Ja, muss er, das System ist mit der allgemeinen Datenerfassung nicht verknüpfbar. Ich bin mir sicher, man hätte mit dem System, das schon da ist, diese kleine Aufgabe erledigen können und die automatische Freigabe bei Auslagerung mit dabei gehabt, anscheinend sind unsere IT-ler  rein zeitlich nicht in der Lage, das zu leisten, so bekam ich im Gespräch heraus. Der Prozess, wie er jetzt läuft, ist eine Verbesserung zum Zustand vorher, der war erbärmlich, wenn die Verbesserungen in dem bisherigen Tempo kommen, rechne ich mit dem Status quo bis zu meinem Rentenbeginn. Ich weiß ja, wie es geht, wenn wieder viele Fächer verstopft sind.
Die Busfahrt heimzu war ähnlich doof, dazu kommt, das eine Tür nicht richtig schließt, nach dem ersten Aussteigen wird es kalt. Scheint auch nicht lösbar zu sein. Daheim suchte ich nach meinem Archiv alter Webseiten, für den jungen Kollegen wollte ich eine Fotoseite raussuchen, er ist neugierig drauf. Siehe da, ich hatte vergessen, das Zeugs vom alten Rechner auf den neuen umzuziehen, hole das gerade nach. Beim Datensichern bin ich ein bisschen schlampig.

Freitag, 9. 12. 2022

Mit einem genüsslichen Ausatmen gedacht, Wochenende. Fünf Spätschichten, das ist nicht weiter schlimm, ich war niemals in meiner Reihe, sondern in zwei Nachbarreihen unterwegs, je einmal sogar allein und als mein eigener Chef, da die Personalsituation dünn ist. Unsere Vorgesetzten scheinen einen frischen Ehrgeiz zu entwickeln, wie man effektiv Angst und Unruhe und schlechte Stimmung in die Belegschaft bringen kann, und sie haben Erfolg. Nachdem allerhand Abmahnungen verteilt worden sind, werden nun Prozente der Leistungszulage kassiert, diese Woche konnte man das aus vielen Ecken hören. Ein halbes Prozent Abzug für vermeintlich schlechte Abstimmung bei der Urlaubsplanung, das wäre Aufgabe des Teamleiters, der diesen Abzug dann verkündet, macht am Geld nicht viel aus, sorgt aber für gründliche Demotivation des Kollegen. Für Ausschussvorkommnisse, kleine und seltene Fehler, wo mal 80 oder 150 Platten kaputt waren, werden der halben Schicht je zwei Prozent Abzug erteilt, für zehntausende solcher Werkstücke, die, wie immer, in Ordnung waren, wird in der Werkspostille anonym "Danke" zum Jahresende hingeschrieben, von jemandem formuliert, den wir noch nie gesehen haben. Wenn Vorgesetzte nicht viel Ahnung vom Geschäft haben und sich dann notgedrungen auf die Machtausübung konzentrieren müssen, kommt halt solcher Quatsch raus. Es sieht so aus, als ob wir da noch viel zu erwarten haben.
Beim Sport war ich an drei Vormittagen, empfinde es als ein Notprogramm, da ich aus Zeitmangel nicht das abarbeiten kann, was ich mir vornehme. Immerhin war beim Dehnen keine Lücke. Geht es denn vorwärts? Ja, natürlich, rasant, jede Schnecke würde überholen. Da muss ich also, wenn ich schon keinen Spagat können werde, meinen unbändigen Willen, das Unmögliche anzustreben, gutfinden.
Beim Lesen bin ich in die Unterhaltungsschmökerei geraten, Walkers Gleichung von Stephan Wackwitz, eine amüsante Erzählung, die manche kluge Stelle hat vom Menschen mit seinen Eitelkeiten, von Machtgefällen, vom Umgang mit der eigenen Wichtigkeit, alles ausgedacht und in nachvollziehbare Logik gebracht. Leonie Swann hat das auch versucht, sie nennt ihr Werk Glennkill, Ein Schafskrimi. Ich bin nur bis Seite ca 50 gekommen, das ist also ein ernsthafter Versuch, Substanz zu entdecken, aber es ging doch durchgängig schafsblöde zu, so dass es flächendeckend harmlos und langweilig war. Richard Doetsch liefert einen Thriller, "Der dunkle Pfad Gottes", es fängt recht spannend an, aber die wenigen Personen laufen sich so konstruiert über ihre Wege, auch nach vielen Jahren wieder, ich bin 100 Seiten drin, mal sehen, ob es noch zu einer gewissen Eleganz in der Geschichte kommt. Liebevoll ist die Kunsthistorie Roms und des Vatikans beschrieben, nicht ohne Fehler, aber mit großer Begeisterung. Immerhin.

Sonntag, 11. 12. 2022

Wieso gestern kein Text kam, ist schnell erklärt, bzw. auch ausführlich begründet. Ich war müde von der Woche, hab lang geschlafen, beim Frühstück herrlich getrödelt, ganz in der Ruhe mein Mohrrübchen zum Käsebrot geknabbert und gelesen. Bis ich meinen Haushalt in Ordnung hatte, verging wieder Zeit, so dass ich zum Sport musste. Da hab ich ganz in der Ruhe den Rücken mit vielen verschiedenen Klimmzügen angepulst, ein wenig Schulter und hintendran den Bauch malträtiert. Dehnen als Abschluss, Sauna als Belohnung. Beim Chinesen was gegessen, Reis mit Gemüse und einer scharfen Kokosmilch-Curry-Soße, sehr einfach, sehr lecker. Eine kleine Einkaufsrunde, lauter seltsame Dinge, die ich erst suchen muss,oder wisst ihr auf Anhieb, wo Möbelpolitur zu finden ist. Die Müllbeutel fand ich nicht. Dadurch dauerte die Aktion ungebührlich lange, ich konnte daheim grad noch alles verräumen. Für abends war Volleyball angesagt, ich bin durch die sehr frische und dunkle Nacht zur Sporthalle gelaufen und hab ein schönes Spiel gesehen. Im fünften Satz haben die Jungs gradso die wichtigen Punkte gemacht, nur der letzte Punkt war unklar, der Schiedsrichter bügelte energisch alle Proteste ab, der Hallensprecher rief den Sieg aus, die Rottenburger fingen vehement an zu jubeln, da half alles Reklamieren der gegnerischen Mannschaft nix mehr. Das Spiel geht bei fünf Sätzen entsprechend länger, war erst halb elf wieder hier, brauchte einen Tee zum aufwärmen. Entscheidend war ab dieser Stelle, ich hatte keine Lust mehr zu schreiben. Heute fing so an wie gestern, bis zum Sport alles gleich, hab Beine trainiert und den Bauch, Dehnen und Sauna angehängt.
Es kam per WhatsApp die Nachricht von meinem Läuferfreund, dass die vielen Veränderungen der letzten Zeit richtig waren, Ortswechsel, Richtungswechsel beim Studieren, weg von zu Hause, neue Freunde. Aus dem kurzen Text wurde klar, da fühlt sich jemand wohl, ist mit sich und den Umständen im Reinen. Ich habe mich dran gefreut und das zum Anlass genommen, über mein Dasein nachzudenken. Ich bin nicht im Reinen mit mir, ein Stück weit sind mir die Ursachen klar, vieles hängt an der Arbeit, zum einen der lange Weg, der aus den acht Stunden elf macht, und den ich mir nicht so eingerichtet hatte. Zum andern die oft beschriebenen Umstände in diesem merkwürdig geführten Laden. In meinem Alter zu wechseln, für ca dreieinhalb Jahre noch was Neues anzufangen, den gepflegten Status aus 22 Jahren aufzugeben für die Gewissheit von Veränderung und Ungewissheit, das macht mich zögerlich. Ich hab so eine Erfahrung vor der jetzigen Arbeit mal gemacht, da bin ich relativ unbedacht, aber mutig nach zehn Jahren aus einer guten Firma raus mit der Lust auf was anderes, bin gelandet in kleiner Klitsche, wo es mir gar nicht gefiel, es auch nicht lang dauerte, bis ich weiterzog, mit dem selben Ergebnis, bis ich dann bei der jetzigen Firma gelandet bin. Sozusagen vom Regen mit Umwegen in die Traufe. Wäre nicht das Wochenendmodell, 3 Tage arbeiten für volles Geld, ich glaube, ich hätte gewechselt. So ging es 14 Jahre, ich habe studieren können, mein Freizeitmodell war herrlich und es war mir bewusst. Mal sehen, ob es noch Bewegung gibt.
Jedenfalls hab ich mir die in der Nachricht erwähnte Musik reingezogen, als ich vom Sport wieder heimkam. Statt Kuchenbacken hatte ich Lust auf einen Quarkauflauf, süßer gebackener Quark auf Heidelbeeren, die Hälfte musste ich mir warm einverleiben, das ist ja wie ein Proteinshake. Beim Lesen, den Amithriller, bin ich in der Hälfte, und spüre die vielen komischen Stellen auf. Ein Abdriften ins Fantasy-Genre lässt mich verwundert feststellen, was sich Menschen für einen Quatsch ausdenken. Nicht nur die Figuren treffen auf unwahrscheinliche Weise zusammen, auch was sie so denken und was sie umtreibt, ist seltsam, und natürlich alles so besonders abseitig, wirkt fast schon putzig. Es werden Abläufe dargestellt, die so einfach nicht funktionieren können, es sei denn, man setzt auf ganz unterbelichtete Leserschaft. Oder wie soll man sich vorstellen, dass mit ein paar Rauchbömbchen, fingerkuppengroß, bestbewachte Vatikanmuseen eingenebelt werden, dass alle Systeme zur Überwachung ausfallen, das Vorhaben im Rauch aber wie am Schnürchen abläuft. Mal sehen, wie er auflöst, zumal er sich in religiöse Inhalte begibt, die den Schmarrn aufplustern und wichtig aussehen lassen sollen.

Montag, 12. 12. 2022

Da Textschreiben bis eins ging, danach noch eine Lumperstunde am Bildschirm folgte, fing der Tag spät an. Egal, ich hab frei. Persönlicher Höhepunkt war ein Arztbesuch, für den ich die Überweisung im späten Sommer bekam, fast vergaß ich, wofür. Nachdem ich mich konzentrierte, konnte ich ehemaliges Aua schildern und bekam eine Überweisung für ein MRT, was heißt das eigentlich, jedenfalls sei es ein bildgebendes Verfahren, mit dem man auch Gewebe darstellen kann. Morgen werde ich telefonieren, rechne mit einer Wartezeit, und soll mich danach um einen Termin für die Besprechung des Ergebnisses und die daraus folgende Therapie bemühen. Wahrscheinlich bin ich schon Rentner bis zum Abschluss dieses Vorganges. Was ich über unser teures Gesundheitswesen denke, behalte ich für mich.
Vom Lesen ist was nachzureichen. J. M. Coetzee hat "Warten auf die Barbaren" geschrieben, erschienen ist es 1980. Er ist 1940 in Südafrika geboren, dieses Buch gilt als früher Roman, der seinen Ruhm begründete. Er beschreibt in unbestimmter Gegend den Umgang eines dominanten Volkes mit den Einheimischen und lässt einen Amtsinhaber sich verstricken in mitfühlende Kontakte mit Opfern, denen unfassbares Unrecht geschieht, als wäre es das normalste der Welt. Lässt ihn dann die Konsequenzen dieses Hochverrates erleiden, Verlust des Amtes, des Status, aller Sicherheit, es gibt keinen Ausweg. Begründet immer mit der Angst vor den Barbaren. Ein beeindruckendes Buch, die Kritik hat einen Zusammenhang zu Kafka hergestellt, ab da gab es, auch für die anderen Bücher Auszeichnungen, bis hin zum Nobelpreis 2003.


Eine Entdeckung beim Musikhören: Ein Album von Aretha Franklin, 1972 in einer Kirchgemeinde live eingesungen, besser gesagt, zum Glück aufgenommen, Amazing Grace. Hier der Link . (Blockt unbedingt die Werbung) Wie in der Kirchenkunst der Vergangenheit, als immer wieder mit einer religiösen Begründung staunenswerte Bauwerke, Kunstwerke, Musiken entstanden, kommt es hier zu einem unfassbaren Höhepunkt, den ich wie einen Ausblick auf den Himmel anstaune und direkt neben den David Michelangelos stellen möchte. Ich höre es seit Tagen immer wieder und verliere jedesmal völlig die Orientierung in Zeit und Raum, oder entschwebe und verstehe gar nichts mehr.

Dienstag, 13. 12. 2022

Vom Europaparlament haben wir wahrscheinlich alle gehört, Verdacht auf Korruption, Einflussnahme von Katar auf politische Entscheidungen mit ein bisschen Geld. Für die Katarer Verantwortlichen bestimmt nicht unüberschaubar viel, in Brüssel werden derweil Karrieren beendet. Geld macht auch kluge Menschen blöde, oder was soll man da denken. Lustig finde ich die Ermahnungen, die man sich selbst gibt, das muss aufgeklärt werden, sonst geht das Vertrauen der Bürger in diese Institution verloren. Ach, denke ich, haben die Herrschaften in den letzten Jahren Volkes Stimme gehört? So richtig viel kann da nicht mehr passieren.
Das Doetsch-Buch hab ich schnell ausgelesen, weil es immer mehr zum Wunderbuch wurde. Die Realität spielt keine Rolle, auch mit mehreren Schussverletzungen und Rippenbrüchen wird man mit vielen Profis fertig, den vorletzten sticht man, es wird nicht mal geschildert, der letzte fliegt mit glücklichem Ruck und ebendem Messer im Rücken übern Rand in den Brunnen. Nachdem der Oberschurke auch noch platt gemacht wird, wird sogar noch die Ordnung in der Kirche wiederhergestellt, beim Altarschieben spürt man anscheinend gar keinen Schmerz, eher Erleuchtung. Also eine Nichtempfehlung. Ich hab fertig gelesen, um irgendwie zu verstehen, wie solch Schriebs in ein Verlagsprogramm (Bastei Lübbe) gelangt, über den Lektorenschreibtisch wandert und tatsächlich verkauft wird. Verdient man damit Geld?


Beim Zeitunglesen gefunden: Der Rektor eines katholischen Schülerinternats holt sich auf Veranstaltungen der AfD mit Höcke ein Autogramm mit Widmung in dessen Buch und bekennt sich als Fan. Dabei wird gefilmt. Er rechtfertigt sich, in dem er sagt, die Inhalte der AfD, besonders in der Familienpolitik, stünden der Kirche doch recht nahe. Sein Vorgesetzter, der hiesige Bischof bittet um ein Gespräch.
Da ich frei habe, die ganze Woche, welch ein schönes Leben, war ich zu Fuß unterwegs und fand diesen schönen Zierapfel. Gekostet hab ich nicht.


Dafür rührte ich mir einen Joghurtkuchen zusammen, es hieß auf YouTube, in einer Minute angerührt, das hat mich gelockt. Ich hab befürchtet, es wird bissle harmlos, und habe aufgerüstet mit Hollunderblütensirup statt Zucker und Rosinen. Es hat nicht lange gedauert, bis das Teil im Ofen war, probiert hab ich auch schon, beim nächsten Mal muss ich noch einen Teig drunter schmuggeln, dann könnte es richtig gut werden.


Mittwoch, 14. 12. 2022

Zu Großem kann mich grad nicht sonderlich aufraffen, irgendwie ein paar liegengebliebene Aufgaben zu erfüllen. Versuche eher dem Kleinklein der immer folgenden Tage soweit standzuhalten, das der Laden nicht entgleist. Ich kenne das schon aus vergangenen Wintern, vergesse es im Frühjahr und schaue jetzt auf den ersten Schnee, weiß wieder um die Langsamkeit des Seins. Immerhin hab ich allerhand Amtspost vom Tisch, morgen muss ich sie nur in den Briefkasten werfen. Hab es mir auf den Plan für morgen draufgeschrieben, da hab ich was, das schaffe ich garantiert. Die diesjährige Umfrage zu den Sportaktivitäten hängt in der Schlaufe unvollendet, nach dem sie voriges Jahr wegen Corona und nicht in der Lage sein ausfiel, ist das gar nicht gut. Zumal ich mir mit dem Vorhaben, so ich es vorhabe und mich nicht entschließen kann, es zu beenden, einen Druck in meinen Alltag setze, den ich gewiss rausnähme durch die Abarbeitung. Immerhin hab ich ja schon fünf Positionen erkundet, (findet man unter Projekte).
Beim Sport war ich zu ungewöhnlicher Zeit, nachmittags hatte sich der Calisthenicsjunge gemeldet, macht den Probemonat im Sportpark, um dem Winter ein Schnippchen zu schlagen, um drei standen wir auf der Matte. Für mich ist das interessant, da ich ganz in Ruhe und ausführlich abschauen kann, sich dadurch immermal kleine Verschiebungen im Training ergeben. Im Moment übe ich an dynamischen Klimmzügen, die sollen höher gehen, nicht nur das Kinn über die Stange, ziehen bis in Brusthöhe, bzw Brust ganz über die Stange. Ein bisschen hab ich geschafft, vielleicht die Hälfte, wenn das Ziel erreicht ist, sollen Muscle ups draus entstehen. Und das Atmen im Backlevervorversuch, also sehr zusammengerollt unter der Stange, am Anfang ging das gar nicht, jetzt übe ich und schaff schon dreimal Luft rein und wieder raus. Warum langt der Antrieb für sowas, für Wohnung und Schränke renovieren nicht, nicht mal für Autoputzen. Eine Stelle, über die ich keine Auskunft geben kann.
Beim Lesen hab ich mir doch wieder einen Fitzek aus dem Schrank gezogen. Eigentlich weiß ich ganz genau, dass ich kompletten Bullshit lesen werde, hab es auf den ersten Seiten auch klar vor Augen: Dermaßen abseitig kontruierter Mist, haufenweise Psychos, auch unter den Opfern und Ermittlern, die natürlich alle aufeinander treffen, da kommt was raus, das hat mit dem normalen Leben so gar nichts zu tun. Neulich war ein Interview im Schwäbischen Tagblatt mit ihm, gemerkt hab ich mir, die Geschichten sind in seinem Kopf und müssen raus, der Leser sei dabei erstmal egal. Warum er Bestsellerautor ist, hab ich beim letzten Buch von ihm nicht herausbekommen, eher eine Verwunderung über die große Leserschaft gespürt.Ich probier mal, ob es sich mir in diesem "Passagier 23" erschließt. Es geht um eine Kreuzfahrt auf einem dieser Riesenkähne mit 3000 Passagieren, überhaupt um die Kreuzfahrtschipperei, auch so was, von dem ich nicht weiß, wieso es so viele Leute machen. Jedenfalls fängt es so an:

"Menschliches Blut:
- 44 Prozent Hämatokrit.
- 55 Prozent Plasma.
- Und eine hundertprozentige Sauerei, wenn es aus einer punktierten Ader unkontrolliert durch den Raum spritzt."

So der Prolog, das erste Kapitel startet, damit man gleich Bescheid weiß, so:

"Das Haus, in dem die tödliche Party steigen sollte, ..."

Ich hab ca hundert Seiten gelesen, es geht zu wie in einer Sammlung sonderbaren Verhaltens, meine Welt ist zum Glück anders, ich werde berichten.

Donnerstag, 15. 12. 2022

Ganz kurz, weil, es ist schon spät. Gelacht über Fitzek, soviel Aktion gibt es nirgendwo anders. Immerzu passiert das Schlimmste, niemals wird einfach gegessen oder geschlafen oder nachgedacht. Bin ich da froh über mein geruhsames Leben. Nachdem mein letzter Kuchen mich etwas regungslos gelassen hat, ich ihn wegaß ohne die sonst normalen Ausschüttungen von Glückshormonen, buk ich mir einen neuen. Käsestreusel mit getauchten Aprikosen, das erste Stück verleibte ich mir nach dem Sport ein, da war es noch lauwarm. Und vorzüglich, alles wieder so, wie es sein muss. Beim Sport, Beine trainiert unter den strengen Augen des Trainers, es gab zahlreiche Verbesserungsanregungen. Nachdem ich die vom letzten Mal eingearbeitet habe, die waren grundsätzlicher Natur, ging es diesmal um Feinheiten. Was man doch bei so einer simplen Kniebeuige alles beachten sollte. Ich bin am lernen.
Eine Studie geht durch die Presse, die Alten würden diskriminiert per Vorurteil. Sie seien wenig flexibel, sollen den Platz für Jüngere frei machen, seien rechthaberisch, starrköpfig, zwanghaft. Die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung will uns per Verfassung schützen lassen. Soll man das jetzt also nicht mehr sagen dürfen, oder will man unsere Merkwürdigkeiten schützend bewahren? Die Ergebnisse der Studie finde ich nicht überraschend, die Folgerungen daraus verwundern mich.

Freitag, 16. 12. 2022

Der letzte Urlaubstag, es kommt noch das freie Wochenende mit dem langen Montag, da gehe ich in die Nachtschicht. Geschafft hab ich nicht viel, all das Liegengebliebene hat Verlängerung bekommen. Aber erholt habe ich mich, eine Woche ausschlafen und meinen Gelüsten folgen, anfallsweise geplagt von schlechtem Gewissen, s. o.. Im Nachhinein wird mir klar, dass ich ganz urlaubsreif war, auch noch bin, denn im vergangenem Jahr und im Jahr zuvor habe ich alle Urlaubstage und Gleitzeittage bei meiner Enkelfamilie verbracht. Das war oft schön, immer erfüllend und eben auch ziemlich anstrengend, ich hab es mir nur nicht eingestanden. So sitz ich jetzt in meiner grenzenlosen Weisheit da, merke, dass ich mich schlecht eingeteilt habe und versuche, daraus für die Zukunft zu schlussfolgern, dass ich mir zumindest die halbe freie Zeit mit Erholurlaub nutze. Wenigstens will ich das ausprobieren. Heut war so ein Tag, wie ich ihn mir vorstelle, wenn ich frei hab. Nach dem normalen Ablauf morgens wollte ich den Genuss verbinden mit ein paar Erledigungen und habe so eine große Stadtlatsche geplant. Ich bin losgelaufen durch den Schnee, hab in der Gebrauchtwarenbörse reingeschaut, weil ich Lust hatte. Gekauft hab ich nix, aber es gab zwei Dinge, die fand ich erstaunlich. Ein Katalog zu Dali, ein schweres Teil für 8 Euro, beim Blättern fand ich Bekanntes und mir Neues, da ich zu Hause in Büchern fast ertrinke, ließ ich´s da. Und ein Sonnenmobile, heißt es so?, ein Teil aus Glas geformt wie ein hohler Flaschenkürbis, worin sich bei der Wärme des Sonnenlichtes vier Flügel erst hin, dann her drehen. Ich hab so was in Kindertagen bewundert, ein Uhrmacher in Sebnitz, der Stadt, in der meine Großeltern wohnten, hatte es im Schaufenster, sonst war da nichts weiter. Immer auf dem Weg vom/zum Bus musste ich davor stehenbleiben. Heut ließ ich auch das Teil stehen, da ich nur den Rucksack dabei hatte und mir nicht zutraute, es heile bis nach Haus zu bringen, zumal ich noch viel vorhatte. Ich bin weitergezogen in die Innenstadt, erst zum Bücherschrank, zwei Treffer, in die Apotheke Zwischenraumzahnbürstchen kaufen, ins Reformhaus, da gab es wunderschöne Alpakawollsocken, ich wollte Hagebuttenpulver und Schachtelhalmsaft kaufen, meine Rheumafüße zu therapieren, da hatte ich einen Tip bekommen. Kaffeepause beim Bäcker, lesend, kein Kuchen, den hab ich selbst daheim, Vollkornbrot nahm ich mit. Schuhe brauchte ich, gestern war ich unterwegs durch die Schneepampe und hab mich gewundert über Nässe und Kälte in einem Schuh, beim Nachschauen fand ich einen patschnassen Socken und einen Riss in der Sohle, ganz durch und über die ganze Breite, fast hielt der Schuh durch das Leder oben die Fasson. Ich fand, die waren noch gar nicht so alt, naja. Ich hab viel Geld bezahlt für gefütterte wasserdichte Schuhe, die mir auch noch halbwegs gut gefallen, zum Glück war die Auswahl ganz klein. Ich hatte erst überlegt, ob ich deswegen nach Tübingen muss, finde diese Lösung gut. Auf dem Heimweg ging ich beim Türken im Früchtehaus fragen, ob er noch was zu futtern hat, ja, er hatte, mit 8,50 war ich dabei, Weizen gegart, Salat und Weinblattwickel, da bin ich zufrieden heimgegangen. Da gab es den Kuchen, auch nochmal Kaffee und Lesezeit, den Fitzek hab ich fast geschafft, es bleibt komplett wirr und blöd, so angestrengt ausgedacht und sorgfältig ins Komplizierte gepusselt, dass man kein Wort glauben kann. Auch wieder ein Ermittler, der alle Schmerzen wegsteckt, immer einsatzbereit ist und Höchstleistungen auch körperlicher Art vollbringt, nachdem er Giftspritzen und Elektroschocker erlebt hat, alles kein Problem. Warum ich es lese, ich weiß hinterher, wie es nicht sein soll. Beim Schreiben will ich ja auch flunkern, bzw. es brauchen nicht alle behaupteten Sachen wahr zu sein, aber der Leser soll es glauben wollen, weil die Geschichte so sein könnte, an dieser Grenze entlang zu fabulieren muss geübt werden. Fitzek schreibt einfach nur viel, hat Leser, obwohl er meines Erachtens keine Zeile Literatur kann. Ich muss mal nach Kritiken schauen.

Abends beim Sport, da ich mit meinem Split durch war, keinen Bock auf Hanteltraining hatte, war eine Runde freies Training, nach Lust und Einfall angesagt. Wie früher, vor dem Plan, habe ich im Sturzhang gezogen, in der langen Planke gestanden, frombacktofrontlever gescrollt, die Dragonflag an der Sprossenwand sich heben, senken lassen. Die Dehnerei angehängt, auch in der Sauna geplauscht mit dem Sternenkucker, heut gings um das Schwimmen.

Sonntag, 18. 12. 2022

Eigentlich ist der Montag schon angebrochen, sagt die Uhr, ich versuch mal, in der Geisterstunde was hinzuformulieren. Gestern, also, den Samstag meine ich, kam ich so spät heim und ausgehungert und erledigt, auch erlebnisfroh, da hat es nicht mehr gereicht für nen Text. Heut hab ich den Rest vom Putztag erledigt, wieder Zeit vertrödelt beim Lesen, ein Buch wie für mich geschrieben, es ist von Benjamin Kunkel, ein Ami mit seinem Erstling, heißt "Unentschlossen". Das Krankheitsbild Abulie wird beschrieben, der junge Mann als Hauptfigur leidet und gewinnt an Hoffnung, aus diesem Zustand rauszukommen, als ihm eine Pille angeboten wird, mit der er anscheinend nach einem Zeitfenster der Einnahme seine Entschlussfähigkeit wieder gewinnen soll. Sehr lustig, gute Sprachfindungen für den aktuellen Zustand von Ichweißauch nicht. Ich hab das erste Viertel gelesen und verstehe ziemlich gut das Dilemma des nichthandelnden, weil nichtentscheidenkönnenden Dwight.


Hab mich dann aufgerafft, die Tagesbilanz ein wenig aufzuhübschen, die meiste Post ist jetzt bearbeitet, den angesammelten Kruscht, Kunstreisekataloge, Metallerzeitung, alles durchgeschaut und abgeworfen. Ein Artikel über das Glück war dabei, manches ist den Genen geschuldet, manches steuern wir selbst, so hieß es. Gute Gedanken machen auf Dauer gute Gefühle, und andersrum, Scheißgedanken ergeben Gefühlskacke. Das ist dort schöner formuliert, in meiner Zusammenfassung merk ich mir das so. Marc Aurel, römischer Kaiser, hätte dies gesagt: "Auf die Dauer der Zeit nehmen die Gefühle die Farben deiner Gedanken an." Außerdem gab es die Information: "Im Alter von 20 Jahren fühlen sich Menschen am wohlsten. Danach nimmt die Lebenszufriedenheit ab, bis sie ab dem 50. Lebensjahr wieder steigt." Dann geht es mir ja grad überwiegend vorzüglich. Was immer man von dieser statistischen Aussage halten mag, in meinem Alter denk ich sie einfach, schon wird es heller.
Beim Sport hatte ich gut Zeit, hab was Neues probiert, was Abgeschautes. erst hängte ich mich mit den Armen auf zwei kniehohen Boxen ein, versuchte von da aus meine schwere Körpermitte in die Schwebe zu bringen. Es ging nur zusammengefaltet. Genauso die Variante der Dragonflag, liegend auf dem Boden, ohne mit den Händen zu fixieren, sondern die Arme am Boden abgelegt und das schwere Teil dazwischen unterhalb der Schultern vom Boden zu wuchten. Im Ergebnis ist die Totalzerstörung von Bauch und Trizeps zu berichten. Danach war selbst Dehnen wie Erholung und Sauna wie Wiederbelebung. Zu Hause machte ich das letzte Viertel meines vorzüglichen Kuchens nieder, ich hatte Glück beim Kaffee holen, hatte einen großen bestellt, bekam die Normalvariante, reklamierte und musste den große Becher auch noch mitnehmen. Und als ich mir den gerundeten Leib strich, dachte ich über den nächsten Backvorgang nach. Da werd ich sozusagen meines eigenen Glückes Schmied.

Dienstag, 20. 12. 2022

Wichtigstes Ereignis von gestern: Die Enten auf dem zugefrorenem Neckar. Auf dem Abschnitt zwischen den Wehren, da fließt es ruhiger, war bei dem strengen Frost am Wochenende schnell Eis über alles. Die Enten standen obendrauf und hatten einen trockenen Bauch. Am Montag fing es an zu tauen, auf dem Eis, das hielt noch, war ein Wasserfilm, der es glatt machte. Die Enten watschelten los, warum auch immer, und rutschten aus. Wieder und wieder. Sehr erheiternd. Wenn eine der braunen Stockentenladies ein paar Schritte machte, drei oder fünf grünköpfige Erpel mussten hinterher, energisch, und purzelten sie einer nach dem anderen. Noch schöner war, wenn sie als Schwarm angeflogen kamen und landeten wie immer, also, sie wollten das, dann fing eine köstliche Rutscherei an, ich konnte gar nicht aufhören, zuzuschauen.
Sonst war Sport gestern und heut, die Dehnerei und Sauna. Das macht dann den Zeitkorridor sehr schmal, es geht schnell zur Nachtschicht. Ist aber heut schon die zweite von dreien, das wird schnell rumgehen.

Mittwoch, 21. 12. 2022

Zeitig aufstehen für einen Termin in Tübingen, ich war schon dran mit dem MRT für meinen Hals. Die Praxis ist gut organisiert, ich musste nicht warten, schon lag ich in der Röhre. Es war laut und eng, ich hatte einen Notrufknopf in die Hand bekommen, falls ich durchdrehe wegen Platzangst oder Lärm. Ich nahm mir vor, das entspannt anzugehen, immer wieder töpperte das Ding los in verschiedenen Frequenzen, ich dachte, ist das herrlich, wenn man so einfach in mich reinschauen kann. Hab mich gefragt, lesen sie auch meine Gedanken aus und kam zu dem Schluss, mit diesem wirren Zeugs kann niemand was anfangen. Da ich es sonst in Teilen hier hin schreibe, wäre es sowieso egal. Nach vierzig Minuten war ich durch, latschte durch das schöne Tübingen zum Auto, auf der Schnellstraße ging es so gemächlich zu wie früher durch die Dörfer, es war der Feierabendverkehr. So konnte ich in aller Ruhe einem Schwarm von Gänsen zuschauen, der in wechselnden Formationen unter dem hellgrauen Himmel flog. Beeindruckend, die halten zueinander exakt, zumindest sieht es für mich so aus, den gleichen Abstand, auch wenn sie die Richtung ändern, dabei wechselt die Spitze, was vorher mitten in der Reihe war, führt plötzlich an, sehr sehenswert. Die letzte Nachtschicht steht noch an, es ist überhaupt der letzte Arbeitstag für mich in diesem Jahr. Mir wird nichts fehlen.

Donnerstag, 22. 12. 2022

Ausgeschlafen bin ich nicht beim Aufstehen, aber es ist Urlaub. Damit wird eine kleine Müdigkeit sofort von Lust auf selbstbestimmte Lebensverbringung aufgefangen. Ich gab also gewisser Schlappheit nach, ließ Zeit verrinnen beim Frühstücken, zumal die Sonne auf dem Neckar Lichtpunkte funkeln ließ. Auch die Außentemperatur fühlte sich an wie Frühling, so machte ich einen kleinen Stadtgang am Bäcker vorbei. Schließlich hab ich grad keinen Kuchen da. Lesen an freien Tagen ist besonders schön, die Uhr tickert zwar, aber nichts drängt. Nach und nach ging ich zum Sport, hab Brust und Schultern weichgekocht, auf der Bank versuchte ich mal wieder die 70 kg, es ging. Es wurde immer leerer im Studio, wahrscheinlich mussten alle noch Plätzchen backen und die Gans stopfen, den Tannebaum aufstellen und die vierte Adventskerze runterbrennen. Die Dehnerei, gestern hatte ich sie vergessen, hab ich nachgeholt, immer schön an der Schmerzgrenze entlang. Der Fortschritt dabei ist nach wie vor abhängig von meiner Stimmung, mal stelle ich deutlich fest, das wird nie besser, mal registriere ich die klitzekleinen Haltungsänderungen bei manchen Übungen. Heute bemerkte ich, wenn ich auf dem Rücken liege, die Beine gen Himmel recke, kann ich den Kopf sehr entspannt ablegen, muss mich nicht mal drauf konzentrieren, und er bleibt sogar unten, wenn ich nach den Beinen lange und sie noch bissle ranziehe. Mit diesem Wissen lässt sich weitermachen, von meinem Vorhaben mit 100 Tagen hab ich immerhin schon die Hälfte rum. Vielleicht ist es nicht spektakulär, was rauskommt, und es ist ja erst ein Anfang, der bis hier funktionierte wegen der Überschaubarkeit des Zeitrahmens, auch ist Spagatkönnen nicht die wichtigste Fähigkeit im Leben, wenn er aber nebenher irgendwann rauskäme, plötzlich mal gelänge, was sollte dagegen einzuwenden sein.
Beim Lesen in der NZZ: Über den Umgang mit dem sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche, da findet sich ein Originalsatz von Bischof Bode, stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz. Warum er trotz seines gut dokumentierten Fehlverhaltens nicht zurücktrete, wird er gefragt, und spricht:" Ihm seien zwar moralische, aber keine juristischen Verfehlungen vorzuwerfen." Gut, dass er sich auskennt. Bestimmt muss er bald das Licht ausmachen, wenn da keine Schäflein mehr sind.

Samstag, 24. 12. 2022

Morgens erfreute mich schon beim Zähneputzen mein Weihnachtskaktus, dem wohl erst unterwegs einfiel, wie er heißt, denn die meisten seiner schönen Blüten hatte er schon im November vorgezeigt, Heut stimmte alles.

Für den Heiligen Abend hatte ich eine Einladung bekommen, brauchte also nicht das AlleinzuHausesitzen schön gestalten, sondern würde in guter Gesellschaft sein. Da ich bekocht werde, sorge ich für den Nachtisch. Nahm mir einen Kuchen vor und für die gesunde Ernährung eine ausgelöste rote Pomelo und um es wie Weihnachten aussehen zu lassen, noch einen Süßkram. Den Kuchen zeig ich mal vor, Käsekuchen mit Streuseln obendrauf und getarntem Pfirsich.

Nach all den Vorbereitungen war noch reichlich Zeit, das Studio war nicht geöffnet und das Wetter war super, warm, manchmal sonnig, ein schöner Wind. Ich bin laufen gegangen, nach fast einem Jahr zum ersten Mal mit meinen Rheumafüßen. Das Gefühl draußen zu sein, den Wald und die Felder zu beschauen, sich vom Wind ins T-Shirt blasen lassen, es war herrlich. Ich war vernünftig, hab eine kurze Strecke gemacht und bin auch nicht am Anschlag gelaufen, nach der halben Strecke merkte ich mich deutlich, hab´s aber gut nach Haus geschafft, kam bei bester Stimmung an. Jetzt warte ich mal ab, was meine Füße morgen so vermelden.

Für Lesen hat es auch gereicht, wieder ein erwartbar blödes Buch, schon vom Cover her. Der Anfang, bzw. der erste Erzählstrang ist wirr und unlogisch, wenn man sich irgendwas ganz spektakuläres ausdenkt, kann das schon passieren. Der zweite Strang hat zumindest mal eine Erzähllogik, aber die geschilderten Verbrechen sind so ungeheuerlich und völlig sinnfrei, zumindest aus der Sicht des Anfanges, bin erst bei Seite 100, wie soll man so was auflösen. Putzig ist, wie immer in Thrillern und Krimis, alle wichtigen Leute rauchen, und das wird beschrieben, obwohl es nur so dasteht, ohne was zum Fortgang beizutragen. Da wird Papier geschwärzt. Vielleicht sind alle Krimiautoren Raucher, gibt es da eine Statistik?

Montag, 26. 12. 2022

Ein kleiner, wohliger Muskelkater hat sich aus dem Läufchen vom Heiligabend entwickelt. Macht mir gar nüscht, schließlich war ich mit dem Läufermichi zum Sportmachen verabredet. Er ist auf Heimaturlaub und konnte mit einer Probemitgliedschaft ins Studio. Hat es genossen. Ist nun mal das beste Studio hier in der Gegend. Wir haben zweieinhalb Stunden zugebracht, zwischenrein war gar nicht so viel Zeit zum Erzählen. Das Dehnen hab ich untergebracht, hinterher waren wir in der Sauna, am Ende war ich vier Stunden da. Ein bisschen übertrieben, aber ich hatte den Eindruck, wirklich mal alles abgearbeitet zu haben. Zu Hause gab es selbstgekochtes Mittag, Nudeln und Gemüse, wie immer und auch lecker. Ein Mittagsschlaf, ich musste ja schon um neun im Studio sein und hatte nachzuholen, ausgiebig Lesezeit, den Kuchen hab ich komplett dem Endzustand zugeführt. Das Buch, s. o., wird nach 200 Seiten plötzlich schlüssig im Anliegen, vermute ich mal, ich bin noch nicht durch, aber es hat die am Anfang reklamierten Macken. Spät zwingt er die Story in was Nachvollziehbares, trotzdem bleiben die Charaktere seltsam unstimmig. Ein zur Aushilfe aus einem Altenheim zugezogener Polizistenrentner hat nicht nur übermäßig Kraft und Schnelligkeit, wird als brutal und korrupt und verschlagen eingeführt, später bekommt er eine ganz andere, relativ normle, fast sympathische Ausstrahlung. Es sind Erzählsätze dazwischen, da hat der Übersetzer voll verpennt, oder was soll man dazu sagen: "Die Werkstatt von Sürelik war ein ziegelsteinerner Gebäudeblock, der von einem Gebälk aus vernieteten Stahlträgern überdacht wurde." Auf der gleichen Seite finde ich: "Gemeinsam stießen sie die Eisentür auf und betraten einen großen viereckigen Raum mit weißen Wänden und einem Boden aus gestrichenem Zement. Alles war sauber, rein, feuerrot. Die mit Nieten besetzten hellgrünen Metallstrukturen verstärkten den Eindruck der Solidität." Es stört den Fluss jeder Erzählung, wenn man unterwegs sich fragt, hä, wie. Noch so ein schönes Beispiel: "Obwohl ihm heiß war, klapperte Paul so heftig mit den Zähnen, dass er die Kiefer in seinem Schädel aufeinander schlagen hörte."
Morgen geht der Normalbetrieb wieder los, das Weihnachtsgewünsche hört auf, es muss nur noch Silvester und Neujahr überstanden werden, dann kann man einfach wieder Hallo sagen.

Dienstag, 27. 12. 2022

Ausschlafen, die Sachen packen und losfahren, die Reise geht nach Bad Reichenhall. Zähe Fahrt mit Umleitung und Stau, irgendwann war das geschafft. Eva begrüßte mich mit der Kreisäge, sie sägte mir geschwind ein Ohr weg oder die Nase, hat es aber zum Glück immer wieder gleich repariert. Hannes erprobte eine Rüttelmaschine, die war eigentlich nur sehr laut. Dann nahmen wir uns die neuen Bauklötze vor und haben jede Menge verschiedener Figuren gebaut, von der Treppe übern Tannenbaum, wieder einige Kreissägen, das war alles ganz einfach und ohne jede Ausrichtung an Realitäten möglich. Konnte ich auch mal so frei spielen? Ich durfte helfen beim Abendessen, Hannes ließ sich den Joghurt reichen, Eva wollte selber, kleckern ist gar nicht schlimm. Dann war schon Schlafenszeit, die Kinder hatten eine lange Zugfahrt hinter sich, diesmal ging alles pünktlich, und waren entsprechend knülle. Ich bin in mein bayrisches Studio und hab mein Programm duchgezogen. Das Studio war eisekalt, es war auch nicht viel los, die Musik kam nur schluckweis durch, je nach Empfang. Ich hatte mir einige Artikel der Nzz vorher geladen, das wusste ich noch, das der Empfang da schwierig ist. Am Ende bin ich ungeduscht da raus, weil es auch da frostig zuging, kam dann in mein kaltes Zimmer. Sparmaßnahmen oder alte Heizung, was weiß ich, muss wohl schnell ins Bett gehen und mir mein Zusatzzudeck drüberschmeißen, da wird es schon gehen.

Mittwoch, 28. 12. 2022

Die abendliche Kälte setzt mir zu, erst im Studio, da sind gefühlte zwölf Grad, es mögen auch 16 sein, für einen zweistündigen Aufenthalt ist das knapp. In meinem Quartier ähnliche Verhältnisse, ab halb elf geht die Heizung aus, ich komm aber erst gegen zehn, muss dann essen, fang schon an bei beheizten 17 Grad, danach wird es ungemütlich. Wenn ich gegen halb zwölf in Bett gehe, muss ich mich sehr konzentrieren, keinen Zug unter meiner doppelten Decke zu haben, und brauche ziemlich, die eisekalten Füße und die erfrorene Lese-Buchhaltehand warm zu kriegen. Ich werd es überleben. Das Dehnen nach dem Sport wird jedenfalls sehr knapp gehalten, weil das frierend nicht so gut geht.
Mit den Kindern war es schön, mit Hannes hab ich zum ersten Mal das Dominoumfallerspiel geprobt, er war sehr geduldig beim Aufbauen, das Umschmeißen findet er so normal, das ihm der Spaß dabei nicht ganz klar wird. Singbücher, die zum Glück selber singen, mussten wir anschauen, und manchmal musste ich eine Zeile mit brummeln, so was wie Brüderlein, komm tanz mit mir, und war echt belustigt an mir selbst. Der kleine Paul ist schon wieder krank, mit Fieber und Rotz, heut abend wirkte er ein bisschen wie auf dem Weg zum Besseren, hoffentlich. Eine Zeit waren wir im Keller spielen, da sind die Fahrzeuge, ich habe einen Roller verordnet bekommen. So sind wir ganz viel in dem langen Gang hin und her gerauscht, ich bin wohl seit 25 Jahren, damals mit meinen Kindern, das erste Mal auf einem Roller gestanden und konnte es. Das Ding war winzig klein, aber die Laufräder und Bobbycars sind noch viel kleiner und nicht so stabil. Nachmittags war es sonnig, da sind wir raus, in den Kurpark, es gibt da so einen schönen und beheizten Musikpavillon, da konnten wir die Bananenpause einlegen, und ich hab ganz in der Ruhe ein paar Fotos machen können, die sind gut geworden.
Beim Lesen: Nachdem sich so ein paar Sachen geklärt hatten, das Buch ganz spannend wurde, rührte der Autor dann noch mal so viel in die Geschichte und lud es schicksalhaft eine schmalen, zarten Frau auf, da gingen alle Ansätze von glaubhaft erzählt wieder flöten. Ganz offensichtlich wird was dargestellt, was so nicht sein kann, und es wird so erzählt, dass ich es merke. Das entschärft jede Geschichte.

Donnerstag, 29. 12. 2022

Spät am Nachmittag und ganz nebenher hat der kleine Paul das Fremdeln aufgegeben und mich als Ersatz für die huschelnde Mama akzeptiert, das war eigentlich das Wesentlichste. Vormittags haben die Großen mir gezeigt, wie Türme bauen geht, auch Tunnel und Schlangen weiß ich jetzt. Wir haben immer solang gebaut bis die Klötzer alle waren, manchmal kam der Einsturz kurz vorher. Die Planung für den Tag war anders, aber durch Pauls Kranksein und seine Bedürftigkeit nach immerwährendem Trost kam es so, ich hab, teilweise mit den Großen zusammen die Bude geputzt und an der Wäsche gearbeitet. Der Papa hat gekocht, die Mama war für Paul zuständig. Wir sind nach dem Mittagsschlaf zum Einkauf losgezogen, zu viert und zu Fuß, so ein Weg wird zur langen Reise, man denke an all die Beeren unterwegs, auch verschiedene Zäune forderten verschiedene Reaktionen, ein Hund kam vorbei, alles muss besprochen werden. Im Aldi war es voll, viele Menschen müssen viel einkaufen und sich um ein Feuerwerk kümmern und um Vorräte bei den Alkoholien, es sind zwei Schließtage. Wir waren schnell durch, Gemüse, Obst und Käse, was wir so in die Rucksäcke bekamen. der Rückweg, andere Strecke, genauso aufregend wie hinzu. Zu Hause ein neues Spielzeug, eine Ladenkasse mit Spielgeld, wesentlich war eigentlich die Kassenrolle, nachdem der Anfang gemacht war, musste sie abgerollt werden, wir haben dann wieder aufgerollt, das dauert seine Zeit. Dann kam Pauls Zeit bei mir, er war ziemlich zufrieden, drumrum haben die Großen für Abwechslung gesorgt, nebenher haben wir zusammen jonglieren gelernt. Das ging so: Ich gab ihm den Ball, er lässt ihn fallen, manchmal vorhersehbar, ich fange ihn, geb ihn zurück, von vorn. Fünf Runden war unser Rekord.
Sport im kalten Studio, heut war in der Umkleide geheizt. So hab ich einigermaßen komfortabel duschen können nach dem Training für die Beine. Im Quartier war es wieder sehr frisch, 16 Grad, wenn die Heizung läuft, ich muss da essen, schreiben Mails durchschauen und bin froh, wenn ich´s mir im Bett warm machen kann.

Freitag, 30. 12. 2022

So langsam geht mir das mit der Kälte auf den Geist, ich fang an mich auf zu Hause zu freuen, werde dort im Sportstudio erst mal in die Sauna gehen und bei mir wird es wärmer sein. Nicht üppig, ich zieh mir schon noch mehr an als in den Wintern zuvor. Aber bei 14 Grad im Studio und 16 Grad im Quartier gehen mir die Lebensgeister in Ruhestellung. Der Chef im Studio war heute anwesend, er saß in einem beheizten Büro, in der Umkleide war es so kalt, dass man schnell gemacht hat. Duschen geht so nicht, Dehnen auch nicht, außer ich hätte es auf dem Schreibtisch durchgezogen. Dabei ist mildes Wetter, wie das bei Minusgraden wäre, will ich nicht mal denken. Mit den Großen sind wir vormittags auf dem Markt gewesen, es war nicht viel offen, aber schönes Brot konnten wir kaufen. Mit den Kindern dauert der Weg, rückzu waren wir zum Aufwärmen in der Müller-Drogerie, da mussten wir aus vielen Regalen was zusammensuchen, die Kinder schoben zusammen einen kleinen Wagen, und wir haben es unfallfrei geschafft. In der Mittagspause hab ich ein Stadtrunde gemacht, es gibt einen Bücherschrank hier und ich fand einiges. Schätzing, "Limit" war drunter, den hab ich gleich angefangen. Richtig, das andere Buch las ich aus, am Ende waren alle tot, der letzte erschossen von einer Nebenfigur, die knapp eingeführt wurde, überhaupt nicht nachvollziehbare Persönlichkeiten haben skurril dummes Zeug gemacht. Zumindest war alles gelöst, eine Handlung, die so unlogisch war, dass sie praktisch nicht stattfinden kann. Ich könnte mir mehr Mühe geben nachzuweisen, warum das Buch so sinnlos war, aber es lohnt nicht. Vielleicht noch einen lustigen Satz aus dem Gameover der letzten Seiten: "Der dumpfe Ton von Semas Pistole rhythmisierte das Dröhnen der vor sich hin feuernden automatischen Waffen."
Nachmittags haben wir einen schönen Weg an die Saalach gemacht, zu viert, die Mama mit dem kränkelnden Paul ließen wir daheim. An einer stark befahrenen Straße kamen wir nicht drüber, wir haben bestimmt drei Minuten mit den Kindern auf dem Arm gewartet, keine Lücke, niemand hielt, obwohl wir gut zu sehen waren, schon vom Horizont aus, da sahen wir die Autos kommen. Wir sind dann einen ziemlichen Umweg zu einer Unterführung gelaufen. Am Fluss war es schön, da ist im letzten Sommer so eine Uferbegehungsmöglichkeit gebaut worden, die wirklich gut funktioniert. Es waren noch andere Familien mit verschieden großen Kindern da, die Kleinen warfen Sand und Stöckle, die Großen richtige Wackersteine. Als die Sonne weg ging, sind wir zurück, unsre zwei mussten noch bei den Basketballern und Skatern zuschauen, da sind sie so fasziniert, wir hätten sie da lassen können. Am Ende gab es, vor dem Abendprogramm noch eine Spielstunde daheim, mit Bällen, mit den Bauklötzern, ich hab noch ein großes Domino gestellt, wo wirklich mal viele Steine umfielen, aber ich muss noch üben, es ging nicht fehlerfrei um die Kurven. Morgen ein neuer Versuch.

Samstag, 31. 12. 2022

Es geht zu Ende, das Jahr, mir ist es ganz egal. Der Tag läuft genauso ab wie der gestern, außer dass der Abend lärmig ist mit dem vielen Geknalle. Vormittags war ich mit den Großen erst im Garten um das Haus, die beiden haben voller Wonne die Maulwurfshügel plattgemacht, wir haben festgestellt, der Maulwurf muss noch mal graben. Irgendwann sind wir weitergezogen in den Spielkeller, mit ein paar kleinen Fingerpuppen haben wir Verstecken gespielt. Lustig fand ich, wir haben den Kasper die Regel setzen lassen, erst suchen, wenn ich sage, Los geht´s! Diese Anweisung haben sie eingehalten, auf Anhieb und ohne zu mogeln. Diesmal bin ich in der Mittagspause ins Gym gegangen, wegen Silvester waren andere Öffnungszeiten. Anscheinend waren alle da, die noch was gut zu machen hatten, es war so voll, und es waren lauter Anfänger, die die Geräte besetzten, sogar wenn sie woanders dran waren, sie gaben nichts frei, eine Nachfrage hörte ich, eine machte ich selbst. Vielleicht lag es auch an der Tageszeit, wo andere Leute kommen, jedenfalls war es bisschen unerquicklich, das kam noch obendrauf zur Niedrigtemperatur und mickrigen Ausstattung. Ich bin immerhin geduscht, jemand hatte in der Umkleide die Heizung voll aufgedreht, schnell wieder raus gewesen. Wieder Spielrunde, diesmal mit Legosteinen in die Höhe, Hannes stand am Ende auf dem Stuhl, um weiter in die Höhe zu bauen. Paul, krank, hustend, saß dabei und fand das Geklapper und Hin- und Hergerenne so aufregend, dass er nicht mehr weinen musste. Als unser Koloss einfiel, räumten wir auf mit viel Getöse, Paul hat sich schlapp gelacht. Weiter mit den Bällen, jonglieren, werfen, fangen, einen Reisball auf den Kopf legen und loslaufen, der Ball muss obenbleiben. Nach ein paar Versuchen sind wir durch die ganze Wohnung gekommen.
Eine Bilanz, ein Rückblick an dieser Stelle? Nur ganz persönlich, nicht nach außen gerichtet. Meine Welt, mein Sinnen und Trachten wird zentrierter, einmal spüre ich die zeitliche Begrenzung, auch das Altern macht manches unmöglich, um manche Vorhaben brauche ich mich nicht mehr zu kümmern. Zum anderen fällt es mir leichter, viele Dinge, die anscheinend vielen Menschen wichtig sind, abzuwählen. Mit Geld und Karriere, auch mit dem Künstlerruhm, das scheint vorbei und mir egal zu sein, was einen schönen Freiraum schafft für die angewählten Dinge. Großvater will ich sein, mit ganzer Beteiligung, wie es mir möglich ist. Sport will ich machen mit den Zielvorgaben, die ungewöhnlich sind für mein Alter, das Austesten, wie weit ich kommen kann, interessiert mich nach wie vor. Schon der Gedanke, vielleicht, also, wenn es gut geht, mit 61 meine ersten Muscleups zu können erheitert mich. Die Alternative wäre, es nicht zu versuchen, man hört es schon, das klingt dröge. Beim Lesen will ich weitermachen, sehe es immer noch als Vorübung für das Selberschreiben, wofür erst im Ruhestand das Zeitfenster auftauchen wird. Dafür laufen auch die verschiedenen Versuche hier auf dieser Webseite. Es könnte sein, dass manches anders kommt, für das Laufen musste ich Ersatz finden, das ist gelungen, es kann wieder gut gehen.

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