Sonntag, 29.3.2020
Frühschicht am Samstag und noch frühere Frühschicht heute, halb zwei
morgens fang ich hinter den sieben Bergen an zu arbeiten, wenn es
hell wird, bin ich noch lang nicht durch, drum bin ich jetzt ein
wenig matschig in der Birne. Die Aussichten sind so, dass die Firma
zwei Wochen zu macht, das ist ein komischer Urlaub, aber ich trage
es mit Fassung, es geht ja ganz Vielen schon länger so.
Langsam
kommen Zweifel und Fragen hoch, ich höre mehr Interviews und
Meinungen, also die von kompetent wirkenden Fachleuten, die eine
Unverhältnismäßikeit der Maßnahmen reklamieren und die auch die
Fallzahlen einordnen in verschiedene Statistiken. Mit diesen
Informationen fällt es mir schwerer, die vielen Begrenzungen
hinzunehmen, auszuhalten.
Heute kam von einem Läuferkollegen ein
Link zu einer Petition, der Name sagt schon, worum es geht. Ich setz
den Link mal hier mit rein
https://www.openpetition.de/petition/online/fuehren-sie-die-baseline-studie-durch-wir-brauchen-endlich-saubere-corona-daten
Ich hab das unterschrieben und weitergeleitet, mir ist schon klar,
dass da kein Wunder passieren wird, aber mit dem vielen Geld, das
die Regierung in die Hand nimmt, sollte die Datenlage klarer sein,
um dann vielleicht zielgenauere Maßnahmen ergreifen zu können.
Montag, 30.3.2020
In den Nesseln
Es gab einen Anpfiff, die Petition, um die es
gestern ging, sei nicht besonders seriös, sei aus der
rechtspopulistischen Ecke und die Links belegen die aufgeführten
Fakten nicht. Ich hab es mir genauer angeschaut, hätte das vorm
Unterschreiben tun sollen, dann wäre es folgenlos geblieben. Die
erste Zeile hat mich wohl vorschnell erwischt zusammen mit der
Richtung, aus der es kam, da geht`s nicht rechts und blöde zu. Nu is
schon passiert. Die Lehre aus der Geschicht, lass das Denken vorm
Unterschreiben nicht, oder so. Ich will hier nicht begründen, warum
mir die Begrenzungen unseres Lebens sehr harsch vorkommen,
wahrscheinlich kann man sowieso erst hinterher zusammenzählen, was
da gelaufen ist.
Dienstag, 31.3.2020
Es ist nicht fertig. Mit einer Fehlentscheidung kann ich locker
meinen Ruf ruinieren. Jeder, der weiß von dieser Unterschrift, kann
mich ins Gefolge der Petitionsverfasserin, in ihren Umkreis zählen.
Da kann ich hier schreiben, was ich will. Es gefällt mir nicht. Es
macht mich ratlos. Am Ende lesen es hier eher weniger als zehn
Leute, denen ich mich meist persönlich erklären kann, es ist also
kein großer shitstorm zu fürchten. Mich verblüfft, das es mir
passierte, das geht nicht zusammen mit meinem Selbstbild. Ich nehme
mir vor, achtsamer zu agieren, dachte von mir, das mache ich und
trau mir ab jetzt gar nicht mehr über den Weg.
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