Michael Oswald

 

 

 

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Leben in den Zeiten von Corona

 

 Sonntag, 29.3.2020

Frühschicht am Samstag und noch frühere Frühschicht heute, halb zwei morgens fang ich hinter den sieben Bergen an zu arbeiten, wenn es hell wird, bin ich noch lang nicht durch, drum bin ich jetzt ein wenig matschig in der Birne. Die Aussichten sind so, dass die Firma zwei Wochen zu macht, das ist ein komischer Urlaub, aber ich trage es mit Fassung, es geht ja ganz Vielen schon länger so.
Langsam kommen Zweifel und Fragen hoch, ich höre mehr Interviews und Meinungen, also die von kompetent wirkenden Fachleuten, die eine Unverhältnismäßikeit der Maßnahmen reklamieren und die auch die Fallzahlen einordnen in verschiedene Statistiken. Mit diesen Informationen fällt es mir schwerer, die vielen Begrenzungen hinzunehmen, auszuhalten.
Heute kam von einem Läuferkollegen ein Link zu einer Petition, der Name sagt schon, worum es geht. Ich setz den Link mal hier mit rein
https://www.openpetition.de/petition/online/fuehren-sie-die-baseline-studie-durch-wir-brauchen-endlich-saubere-corona-daten
Ich hab das unterschrieben und weitergeleitet, mir ist schon klar, dass da kein Wunder passieren wird, aber mit dem vielen Geld, das die Regierung in die Hand nimmt, sollte die Datenlage klarer sein, um dann vielleicht zielgenauere Maßnahmen ergreifen zu können.

Montag, 30.3.2020

In den Nesseln
Es gab einen Anpfiff, die Petition, um die es gestern ging, sei nicht besonders seriös, sei aus der rechtspopulistischen Ecke und die Links belegen die aufgeführten Fakten nicht. Ich hab es mir genauer angeschaut, hätte das vorm Unterschreiben tun sollen, dann wäre es folgenlos geblieben. Die erste Zeile hat mich wohl vorschnell erwischt zusammen mit der Richtung, aus der es kam, da geht`s nicht rechts und blöde zu. Nu is schon passiert. Die Lehre aus der Geschicht, lass das Denken vorm Unterschreiben nicht, oder so. Ich will hier nicht begründen, warum mir die Begrenzungen unseres Lebens sehr harsch vorkommen, wahrscheinlich kann man sowieso erst hinterher zusammenzählen, was da gelaufen ist.

Dienstag, 31.3.2020

Es ist nicht fertig. Mit einer Fehlentscheidung kann ich locker meinen Ruf ruinieren. Jeder, der weiß von dieser Unterschrift, kann mich ins Gefolge der Petitionsverfasserin, in ihren Umkreis zählen. Da kann ich hier schreiben, was ich will. Es gefällt mir nicht. Es macht mich ratlos. Am Ende lesen es hier eher weniger als zehn Leute, denen ich mich meist persönlich erklären kann, es ist also kein großer shitstorm zu fürchten. Mich verblüfft, das es mir passierte, das geht nicht zusammen mit meinem Selbstbild. Ich nehme mir vor, achtsamer zu agieren, dachte von mir, das mache ich und trau mir ab jetzt gar nicht mehr über den Weg.

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