Manchmal ein
Text, wenn
mir danach ist, ich was erlebt oder gelesen hab.
24.03.2017
Die EU wurde vor
60 Jahren gegründet, startete unter anderen Vorzeichen, Europa hatte
zwölf Jahre Frieden nach dem zweiten Weltkrieg erlebt. Und wollte in
dieser Richtung weiter und dafür die Bedingungen verbessern und
vereinfachen. Damals ging es auch um eine stärkere Position
gegenüber der Bedrohung aus dem kommunistischen Osten. Beim
Schreiben schon merke ich, was so eine lange Zeit bedeutet, was sich
alles verändert. die Begriffe des letzten Satzes lösen sich grad auf
in meiner Erinnerung. Heute wird viel geschimpft über die EU, die
Gemäßigten, Gebildeten reklamieren handwerkliche Fehler bei der
Gestaltung der Union und des gemeinsamen Marktes und Geldes, die
erklärten Gegner der EU wollen sie abschaffen. Es gibt in den Medien
jede Menge vernünftig klingende Argumente dafür und dagegen. Es gibt
noch mehr unvernünftig wirkende Erklärungen.
Hier jetzt der Grund für diesen Text: Ich will weiter in dieser
Union leben, ich befürworte sie, wir haben allen Grund zu feiern.
Frieden und Wohlstand und ein Haufen ungelöster Probleme und
Aufgaben, die nicht Deutschland und nicht Holland und nicht Ungarn
für sich lösen kann, die also pure Daseinsbegründung für die Union
sind. Dazu kommt der Luxus der Meinungs-, Presse-, Reise- und was
weiß ich -freiheit, die von immer noch mehrheitlicher Menge
wohlbedächtiger Politiker verteidigt wird. Mir gefällt das und ich
schätze das Glück, mittendrin zu leben.
03.10.2016
Eine lange
textlose Zeit zeugt nicht automatisch von Grabesruhe. Es hat vor
sich hin gedacht neben dem Sowieso des Alltags, also Arbeit, Sport
und Lesen. Da läuft grad die Bemühung um ein neues Projekt,
angestoßen von der offensichtlichen Konzeptlosigkeit der
Hinweiszeile auf diese Texte, die dann kaum stattfanden. Eine Idee
war da, ich stelle sie am Ende dieses Schriebs dar.
Herausgekommen sind zwei Projekte, noch nicht zu Ende gedacht, weil
langfristig angelegt. Wer weiß...
Das eine soll die Erfassung des Inhaltes meiner Gelben Säcke sein
Ein Jahr soll gesammelt und gelistet werden, was ich so auf den Weg
schicke.
Das andere soll einen Verlauf von vielen Jahren dokumentieren. Ich
will mir ca 15 Leute im Sportstudio oder sonst in meiner Umgebung
suchen, die ich befragen kann zu ihrem Sportprogramm und jeweils
einigen speziellen Trainingsparametern, die ihnen wichtig sind. Mal
sehen....
Die Beschreibungen beider Projekte werden auf der Startseite
verlinkt.
Die
abgeblasene Idee: Der VBKW (Verband Bildender Künstler und
Künstlerinnen Württemberg) richtet eine Mitgliederausstellung (bis
20. 11. 2016) aus. 52 Künstler wurden einjuriert. Ich wollte alle
Teilnehmer nach ihrem Aufwand fragen, also Arbeit machen oder
raussuchen, sich bewerben, die Arbeit nach Reutlingen bringen, zur
Eröffnung da sein, die Arbeit wieder heimholen. Den Verband, also
beteiligte Ausrichter hätte ich nach Zeitaufwand für Ausschreibung,
Jurierung, Hängung, Eröffnung mit Pressearbeit Einladung und
Redeprogramm gefragt, auch nach den Kosten dafür. Bei der Eröffnung
wollte ich die Gäste zählen und unterscheiden in beteiligte Künstler
und deren Mitbringsel und freiwillig Interessierte. Hinterher wollte
ich nach Besucherzahlen während des Ausstellungsverlaufes fragen.
Da ich das Ergebnis vorausvermutet habe, z. B. waren es rund hundert
Eröffnungsgäste, ließ ich mir berichten, und ich zeitlich nicht in
die der Ausstellung ähnliche Aufwandfalle tappen wollte, bleibt es
bei dieser Projektbeschreibung. Beim Anschauen der Ausstellung, eine
Etage drüber fand die Begegnung Oehlen Baselitz statt, das wollte
ich unbedingt sehen und fand es sehr überzeugend, die beiden können
ihre Sach, trat ein weiteres Problem zu Tage, das der
Qualität. Bei mindestens der Hälfte der Arbeiten blieb mir
rätselhaft, warum sie gezeigt werden und an wen sie sich richten.
Ich würde die Begriffe kryptisch, langweilig, beliebig und harmlos
sehr oft verwenden. Da bekleckern sich weder Verband noch viele
Teilnehmer mit Ruhm. Übrigens waren wir zu zweit eine Stunde schauen
und die einzigen Besucher.
31.8.2016
Der Sommer hat sich zu einer Wohltat entwickelt, warmer Wind
befächelt mich beim Laufen unter der nimmermüden Sonne. So war es
die letzten Wochen und auch heute. Ich hab im Stadion allein ein
paar Runden gedreht. So weit, so normal. Ein älterer Herr kam rein
gelaufen, ging ein bisschen hin und her, als ich Pause hatte, gab er
ein Zeichen, er wollte mit mir sprechen. Er fragte mich, wie lang
ich da sei, und ob ich manchmal nach ihm schauen könnte, wenn er
steht, sei alles in Ordnung. Gab mir die Info seiner überstandenen
Erkrankung und teilte die Erinnerung an seine ruhmreiche
Fußballervergangenheit mit. Und wollte dann vorsichtig sich bewegen.
Ich hab mein Programm runtergelaufen, jede Runde mich vergewissert,
dass er ok ist. Nach dem Auslaufen bin ich noch mal zu ihm ran, wir
kamen ins Schwätzen. Er erzählte wieder, wie alle auf der Tribüne
gebrüllt haben, wenn er nur aufs Feld kam. Dann vom Aufstieg mit der
Mannschaft, von seiner Zeit als erfolgreicher und beliebter,
stadtbekannter Spielertrainer. Dann eine Aufzählung seiner
Erkrankungen, kein Jammern, nicht ausführlich, sondern als Erklärung
für das Ende des Erfolghabens. Für den Verlust dieser Art, sich wohl
und wichtig zu fühlen, außerdem das gleichzeitige Verlieren
körperlicher und sportlicher Fähigkeiten. Das alles erzählte er
gutgelaunt, mit kleinem Schweiß auf der Stirn, er hatte ja auch
trainiert. Dann fragte er nach mir, ich sag einen Satz, er fragt
nach, es interessiert ihn. Fragt mich, ob ich gläubig sei, er sei
katholisch, und ihm hätte der Herrgott geholfen, sonst wäre er lang
schon tot. Und jetzt nach dem Sport geht er noch in den Dom, da sei
Eucharistiefeier, das wird ihm gut tun. Ich bekenne mein Heidentum
und meinen der guten Erziehung geschuldeten Respekt vor anderen
Arten in der Welt zu sein. Er blieb freundlich interessiert. Wir
haben zu Ende erzählt und den Aufbruch begonnen. Ich sagte so die
kleine Formel: Bis zum nächsten Mal. Die Verabschiedung für mich
lautete: Der Segen unsres Herrn sei mit dir. Ich war verblüfft, fand
mich zu verschwitzt für solch einen Gruß und auch nicht richtig
bekleidet, schließlich stand ich in Laufhosen vor ihm, und war doch
sehr berührt. Der letzte Gruß dieser Art war 15 Jahre her, kam von
meiner Schwiegermutter, es waren immer so viele Tränen dabei, so
viel Schweres. Heute hat mich die Schlichtheit und Redlichkeit
nahezu umgehauen.
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